Einzelbild herunterladen
 

Sonder­Ausgabe

Böchentlich 78 Bt., monatlich 8,25 9. ( bavon 87 Pf. monatlich für 8uftel lung ins Haus) im voraus zahlbar. Boftbezug 3,97 M. einschließlich 60 Pf. Botzeitungs- und 72 Bf. Postbestellge bühren. Auslandsabonnement 5,65 M. pro Monat; für Länder mit ermäßig tem Drucksachenporto 4,65 M.

Der Borwärts" erscheint wochentäg Ich zweimal, Sonntags und Montags einmal, die Abendausgabe für Berlin  und im Handel mit dem Titel Der Abend", Illustrierte Sonntagsbellage Bolt und Bett.

Vorwärts

Berliner Bolesblatt

Gratis!

Die einspalt. Millimeterzeile 30 Bf. Reklamezeile 2.-M. Kleine An zeigen" bas fettgedruckte Wort 20 Pf. ( zulässig zwei fettgedruckte Worte), jedes weitere Bort 10 Bf. Rabatt It. Sarif. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Arbeitsmarkt Millimeter­zeile 25 Pf. Familienanzeigen Milli­meterzeile 16 Pf. Anzeigenannahme im Sauptgeschäft Lindenstraße 3. wochentäglich von 81%, bis 17 Uhr. Der Verlag behält sich das Recht der Ab­lehnung nicht genehmer Anzeigen vor

Bentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands  

Redaktion und Verlag: Berlin   SW 68, Lindenstraße 3

Fernsprecher: Dönhoff 292-297. Telegramm- Adr.: Sozialdemokrat Berlin  .

Vorwärts- Verlag G. m. b. H.

Bostichedkonto: Berlin   37 536.- Bankkonto: Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten, Wallstr. 65. Dt. B. u. Disc.- Ges., Depofitentasse Lindenstr. 3.

Volk, du mußt zahlen!

Damit die SA.   paradieren kann!

,, Keine Notverordnungen mehr!" Das war der Kampf­ruf der Nationalsozialisten und der Deutschnationalen   ,, gegen das System". Brüning wurde von ihnen gestürzt. Bon ihrem Beifall begrüßt, übernahm die Regierung von Papen, das Kabinett der Barone, die Reichsgewalt. Das erste Ergebnis der Regierungstätigkeit dieses neuen Kabinetts find- zwei Notverordnungen!

Die eine hebt das am 13. April erlassene Verbot der SA.  , der Privatarmee Hitlers  , wieder auf.

Die SA.   darf wieder paradieren

und wieder Uniform tragen.

Die andere Notverordnung legt durch Abbau aller sozia­len Leistungen und durch Steuererhöhungen den breiten Massen des Volkes

neue Opfer von rund Milliarden

auf. Gesentt werden die Leistungen der Invaliden-, An­gestellten und fnappschaftlichen Pensionsversicherung um mindestens 15 Proz. Gesent werden die Unfallrenten gleichfalls mindestens um 15 Proz. Gesenkt werden die Unterstügungen für die Arbeitslosen um mehr als 520 Mil­lionen.

Den Kriegsbeschädigten nimmt man einen Teil ihrer Unterstützung.

400 Millionen werden durch eine neue Beschäftigten. steuer aufgebracht, eine Arbeitnehmersteuer, die die Ar­beitgeber völlig frei läßt. Wenn ein Industrieller einen Chauffeur hat, so zahlt der Chauffeur, aber der Industrielle zahlt nicht. Die von den Sozialdemokraten im Jahre 1926 beseitigte

Salzsteuer  

wird in verzehnfachter Höhe wieder eingeführt. Sie soll 70 Millionen bringen, während auf der anderen Seite die sogenannte Aufbringungsumlage, eine Steuer der großen Konzerne, um die Hälfte, um 100 Millionen, ermäßigt wird. Den Rest des Ausfalls dürfen die fleinen Geschäfts. leute und Landwirte decken, deren in der Notverord­nung mit besonderer Liebe gedacht wird, indem man

die Freigrenze von 5000 m. für die Umsatzsteuer beseitigt!

Bergebens versuchen Nationalsozialisten und Deutschnationale die Verantwortung für diese Ungeheuerlichkeiten von sich weg­zuschieben. Auf ihr Betreiben ist die Regierung Brüning gestürzt und durch das Kabinett der Barone ersetzt worden. Auf ihr Betreiben ist der Reichstag   aufgelöst worden, so daß die neue Regierung, ohne ein Vertrauensvotum des Parla­ments zu befizen, drei Monate lang nach Belieben schalten und walten fann.

Adolf Hitler   hat der neuen Regierung seine Unterstütung versprochen, wenn der Reichstag  aufgelöst und das SA.  - Verbot aufgehoben wird.

Beide Bedingungen sind erfüllt. Bergebens also versuchen die Schuldigen ihre Hände in Unschuld zu waschen. Die ursächlichen Zusammenhänge liegen völlig flar zutage. Beide Notverordnungen der Regierung Papen Schleicher   find aus demselben Geiste geboren, sind zwei Stücke von einem Ganzen, die eine ist ohne die andere nicht möglich.

Nur weil Papen- Schleicher das Versprechen ge. geben hatten, die SA.   wieder zu gestatten, hatten sie die Möglichkeit, ihre Hungersnotverordnung zu erlassen!

9162.

SA.   marschiert. S2. friegt neue Uniformen! Wer zahlt? Dunkles Geheimnis! Die preußische Polizei muß ihre Klei dungsbedürfnisse zurückstellen und in diesem Jahr noch die alten Sachen auftragen, weil das Geld für neue fehlt. Hitlers  Privatarmee prangt in neuen Uniformen!

Die Kosten der Neuuniformierung der SA.   werden auf mehr als 15 Millionen geschätzt. Aber das Volk hat ja noch

Sozialdemokraten! Reine Arbeitsbeschaffung!

Republikaner!

Bewahrt kaltes Blut!

Die Hitler  - Jungen mit ihren neuen Notverordnungs­jacken imponieren uns nicht!

Biel   schlimmer als Brünings Pläne!

Die bitterste Enttäuschung bringt die erste Notverordnung der Hitlerbarone den breiten Massen mit dem, was sie nicht enthält. Sie legt ihnen nicht nur Steuern von unerhörter Brutalität auf, fie führt nicht nur einen Sozialabbau auf der ganzen Linie durch, sie macht auch

alle Hoffnung auf Arbeitsbeschaffung zunichte!

Es gibt keine Anleihe für Arbeitsbeschaffung,

es gibt teine staatliche Förderung des Wohnungsbaus, es gibt keine Erweiterung des Straßenbauprogramms! Nichts Don all den Plänen der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften, des Reichswirtschaftsrats und der Re­gierung Brüning, die 600 000 Menschen Arbeit verschaffen

wollten, soll durchgeführt werden. Diese 600 000 werden jezt mit leeren Versprechungen abgespeist und werden vergeblich auf Arbeit warten. Denn Arbeitsbeschaffung hätte vielleicht wie ein Rückfall in den ,, Staatssozialismus  " ausgesehen, und Wir lassen uns nicht das wollte die Regierung Bapen unter allen Umständen ver­meiden.

provozieren! Wir provozieren nicht! Wir

verabscheuen Gewalt­und lassen

tätigkeiten

uns auch keine gefallen!

Unsere Waffe, der

Stimmzettel!

Abrechnung 31.Juli!

ganz andere Summen zu zahlen. Wiedererscheinen der SA.  und neue Lasten von Milliarden hängen miteinander zusammen.

Daran denkt, wenn ihr eine SA.- Uniform seht!

Kein Invalide, fein Angestellten, fein Knappschaftspensionär fann einen uniformierten SA.- Mann sehen, ohne an die Kürzung seiner Rente zu denken!

Kein Arbeitsloser fann einen uniformierten SA  .. Mann sehen, ohne daran erinnert zu werden, in wie brutaler Weise seine Unterstützung gesenkt worden ist!

Diese erste Notverordnung des Kabinetts der Barone  ist viel schlimmer als das, was Brüning geplant hatte. Brüning wollte wenigstens feine Zerschlagung der Arbeits­losenversicherung, teine Verkürzung der Unterstützung von 20 auf 6 Wochen und keine Einführung der Bedürftigkeits­prüfung. Er wollte feinen Abbau bei den Sägen der Bohlfahrtspflege und bei den Renten der Kriegsbeschädigten. Brüning wollte auch keine Wiedereinführung der Salz­steuer, feine Beseitigung der Umsatzsteuerfreigrenze und teine halbierung der Aufbringungslast.

Eine solche Notverordnung fonnte nur von einer Regie­rung erlassen werden, die glaubt, überhaupt keine Rücksicht mehr auf die Maffen des Boltes nehmen zu müssen.

Naziproleten, seht euch eure Führer an:

Dem Kriegsbeschädigten, der einen uniformier ten SA.  - Mann sieht, fällt die zwanzigprozentige Kürzung seiner Rente ein.( Der Dank des Vaterlandes ist euch So gewiß!")

Die Arbeiterfrau muß bei dem gleichen Anblick daran denken, daß sie fortab für das Salz, das sie an die Kartoffeln tut- 6 Pf. pro Pfund Steuern bezahlen muß.

Die fleinen Geschäftsleute und Landwirte aber, die bisher so brav nationalsozialistisch gewählt haben, mahnt die Erscheinung eines Hitler  - Soldaten an die Umsatz­steuer von 2 Proz., die als erste Segnung des neuen Systems über ihn gekommen ist!

Deutschland  , erwachst du endlich?

SA.   marschiert und du bezahift!

-

Prinz August- Wilhelm von Preußen Herzog Eduard von Coburg

Prinz Friedrich- Christian zu Schaumburg- Lippe Generalleutnant Ritter Franz von Epp  , MdR.

Graf zu Reventlow, MdR.

Freiherr von Wangenheim, MdR..

Freiherr von Reichenau

Dietrich von Jagow

Freiherr von Reibnitz, MdL.

Udo von Woyrsch  , MdL.

Erich von Neindorff  , MdL.

Kuno Freiherr von Eltz- Rübenau, MdL. Wolf Graf von Helldorf, MdL. General Litzmann, MdL.

Dr. Freiherr von Gregory, MdL. Graf Solms- Laubach

General von Liebert

sieht auch die neue Reichsregierung aus:

Herr von Papen

Freiherr von Gayl

General von Schleicher Freiherr von Braun

Paul Freiherr Eltz von Rübenach Graf von Schwerin- Krosigk Freiherr von Neurath  

Je mehr Nazis im Reichstag, desto mehr Barone   in der Regierung!