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Nr. 29749. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

3m Gefängnis ist es besser!

Eine Anflage gegen die Not der Zeit.

draußen zu schlimm!

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Es häufen sich die Fälle, daß Menschen in Not die Ein­terferung der Freiheit vorziehen. Es ist eben zu gut im Gefängnis," geifern die Kulturreaktionäre. Nein! Es ist Vor dem Schöffengericht Wedding   erhielt neulich ein Mann dreißig Tage Gefängnis. Vielleicht hätte ihm der Richter eine Bewährungsfrist zugebilligt. Jedenfalls war von einer sofortigen Verbüßung der Strafe teine Rede. Der Mann erklärte aber, sie unverzüglich antreten zu wollen. Alle Ueberrebungsfünfte des Richters halfen nichts. Er blieb bei seiner Forderung: sofort ins Gefängnis gebracht zu werden. Er wich nicht vom Richtertisch. Und blieb Sieger. Der Justizwachtmeister mußte mit ihm zur Geschäfts­stelle, er durfte ins Gefängnis. Ein anderer Fall vor dem Einzelrichter Berlin- Mitte: Darf ich nicht sofort hinunter­geführt werden, Herr Rat?" bittet der Verurteilte. ,, Ach so, Sie wollen noch zum Mittagessen zurechtkommen?" Der Verurteilte klein­laut: Ich habe heute morgen noch nichts gegessen." Er durfte fofort hinunter".

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Diese beiden hatten wenigstens noch etwas verbrochen und be­faßen fozusagen ein Anrecht aufs Gefängnis. Jetzt aber stand vor dem Schöffengericht Berlin- Mitte   ein Dreiundzwanzig jähriger, der drei Monate Gefängnis für einen Schulfreund verbüßt hatte. Er hatte seine legte Arbeit auf dem Lande verloren, Strifen­unterstützung befam er auf dem Dorfe nicht, also ging er nach Berlin  . Die Wohlfahrtsunterstügung betrug 32 m. monatlich, 20 m. toftete die Schlafstelle. Da traf er eines Tages feinen Schuffreund; der follte megen einer Körperverletzung auf fechs Monate ins Gefängnis. Ob Hans fie für ihn nicht absizen wolle. Weshalb nicht. Gibt es da fatt zu effen? Selbstredend." Also meldete sich Hans in Tegel  Und wäre die ganzen sechs Monate dageblieben, wenn nicht ein 3u­fall ihm nach drei Monaten böse mitgespielt hätte. Die Sache tam heraus. Der Freund wurde eingelocht, Hans mußte vors Ge­ridyt megen intellektueller Urkundenfälschung, Betruges er hatte ja unter Vorspiegelung falscher Tatsachen ,, Logis und Kost" er­schwindelt und Begünstigung. Was machen Sie denn da für Sachen?" ermahnte ihn der Richter. Sie find doch ein unbe­scholtener Mensch. Und jetzt droht Ihnen Zuchthaus." ,, Es war da schon ganz gute Verpflegung," meint der Angeklagte. Was fangen mir aber jegt mit Ihnen an?" Ach, wegen mir, ich nehme die Strafe gern an. Ich habe draußen doch nichts." Der Vorsitzende tann es nicht verstehen, daß ein Mensch mit gesundem Verstande ins Gefängnis will. Der Mann muß nicht ganz in Ordnung sein. Sind Sie mal frant gewesen?" ,, Ja, ich habe einen Rachenfatarrh ge habt." Sind Ihre Geschwister und Eltern gefund?"- ,, 2lle ganz gesund." Der Mann ist normal. Daran ist nicht zu zweifeln. Also beantragt der Staatsanwalt, die brei Monate, die er für feinen Freund nicht abgesessen hat. Der Mann bekommt seine drei Monate Gefängnis. Vielleicht hätte auch er nichts dagegen gehabt, sie sofort anzutreten.

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Brunnenkur   im Zoo.

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Die morgendliche Brunnentrinktur im Berliner   Zoologischen Garten hat jetzt Hochsaison; auf der einen Seite ist die medizinische Wissenschaft nach Kräften bemüht, dem erneuerungsbedürftigen Organismus mit natürlichen Heilmitteln wieder auf die Beine zu helfen, auf der anderen Seite verhindert die wirtschaftliche Not für viele den notwendigen Kuraufenthalt. Blättert man in dem von der Berliner   Brunnenvertriebsattiengesellschaft herausgegebenen Legi ton, so wird man mit einigem Erstaunen feststellen, daß es nicht weniger als 97 5eil und Tafelmaffer gibt. Der Haupt­erfolg solcher Brunnentur liegt ja mit in der veränderten, ganz auf den heilbedürftigen Organismus zugeschnittenen Lebensweise.

Bei dieser Gelegenheit ein Wort zur Preisfrage der Tafel­waffer: Es wird so viel und so eindringlich zum Genuß der Mineral­wasser aufgefordert. Dabei kostet beispielsweise ein fleines, etwa zwei Gläser enthaltendes Fläschchen Fachinger in der Gaststätte 65 bis 70 Pfennige, manchmal auch noch mehr. Wer fann das bezahlen? Und wer steckt den großen Verdienst ein?

Selbst die bescheidenste Kaufkraft

wird in unsern Riesen­lägern sich mit Leichtig­

keit das Passende beschaffen können. Wir tragen den Zeitläufen Rechnung, indem wir heute wiederum unter der Rubrik:

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Sonntag, 26. Juni 1932

Sie säen nicht, aber sie ernten

Verdächtige Reisende betreut die Bahnhofspolizei.

Im Dienstraum der Bahnhofspolizei ist ein unentwegtes,| Die Bande hat sich geschickt verteilt, da sigt einer in einem Hotel lebhaftes Kommen und Gehen, auch das Telephon steht faum einen Unter den Linden  ; das ist natürlich der Obergauner", der den Augenblick still, es ist immer was los". Oft find es Kleinigkeiten,| Dummen aufs Kreuz schmeißen" will, wie dies im Jargon dieser die aus Gründen der öffentlichen Ordnung erledigt werden müssen, Spezialisten heißt. Die Ware hat ein Quartett in Händen, das sich bann kommt plöglich zwischendurch auch wieder ein ganz schwerer" hierbei ein tüchtiges Stück Handgeld verdienen möchte. Als der Fall. Kommissar die Leute endlich aufgespürt hat, geht es zum Kauf­,, Krrrr" schrillt das Telephon: Herr Kollege, haben Sie die abschluß in eine Kneipe, er wiegt die Bande durch Deffner Depesche Nr. 35 schon erhalten?"" Ja, aber noch nicht gelesen, ich seiner wohlgefüllten Brieftasche in Sicherheit, will aber vorher erst habe hier alle Hände voll zu tun", erwidert der Kommissar vom mal die Ware sehen. Ein Blick auf die Verpackung genügt: das " Geschäft" ist perfekt, im Vorraum sizen die Beamtenkollegen, ein verabredetes Zeichen und die ganze Gesellschaft wird ins Auto ver­

Appell des Reichsbanners: Richtung Bräßbium!

Alle Kameraden heute ins Stadion! Der Gauvorstand des Reichsbanners Schwarz- Rot­Gold Gau Berlin- Brandenburg gibt für sämtliche Mitglieder des Berliner   Reichsbanners folgende Anordnung: Der Reichsarbeitersporttag am Sonntag im Grunewaldstadion steht in diesem Jahre im Zeichen der Eisernen Front. Das Reichsbanner tritt zur gleichen Zeit um 15 Uhr zum Appell an und beteiligt sich dann um 16 Uhr am Einmarsch der Eisernen Front in das Stadion in voller Stärke und mit allen Formationen. Antreten: 15 Uhr in Bundeskleidung mit voller Aus­rüstung( Tornister usw.), mit sämtlichen Wimpein, Ortsvereins­und Kameradschaftsfahnen, im Stadion rechte Seite hinter der Eiche. Aufstellung: Zum Appell in Linien zu 2 Gliedern. Vom rechten Flügel ab: Spielleute, Vortrupp, Jungba, Schufo, Stafo, Sanitäter und Radfo. Kreisweise hintereinander: Osten, Süden, Westen, Norden. Die Wimpel und Fahnen bleiben in den Formationen. Zum Einmarsch in das Stadion in doppelter Gruppenkolonne in der gleichen Reihenfolge wie beim Appell. Zur Besprechung bitten wir die Kreis- und Ortsvereinsführer, bereits um 14 Uhr im Stadion an der Eiche zu sein.

Dienst. Dann will ich Ihnen rasch den Inhalt sagen. Wir be­tommen einen Anruf aus Königsberg  , daß dort ein Mann eine wertvolle Apparatur gestohlen hat, er soll inzwischen auf Ihrem Bahnhof angekommen sein. Signalement usw." Der Angeredete legt eben den Hörer auf die Gabel zurück, da kommt ein Beamter mit der Melbung, er hätte einen, der ihm nicht ganz sicher vorfam, nach dem Hospiz abgeschoben; während der Beamte weiter berichtet, fällt ihm der Kommissar blizschnell ins Wort:" Menschenskind, den suchen wir gerade, schnell ihm nach."

Um Obdach, um Morphium.

Jegt geht die Tür auf und herein fommt ein junger Mensch, hübsches, aufgewedtes Kindergesicht, sauber und gut gefleidet. Rein Obbach  . Wieso unb was ist sonst los? Er tommt zu Fuß von Halle, in zwei Wochen soll er Stellung als Bandarbeiter antreten, zu Hause fann er nicht bleiben, er verträgt sich mit der Stiefmutter nicht. Dies ürigens ein Fall, der bei herumziehender und herumirrender Jugend ungemein häufig vorkommen soll. Aus gefressen hat er nichts, die Rückfrage bestätigt seine Angabe, also ab in ein Heim zum Nachtquartier, morgen wird man weiterfehen.

Nun tommt eine bessere" Sache. Devise: Giftschmuggel. Diese Fälle lassen sich ja nun nicht so schnell vom Schreibtisch aus erledigen, da ist der Beamte oft tage- und nächtelang auf der Bauer, da stellen sich schließlich Komplikationen ein, die manchmal der Sache eine ganz andere, unverhoffte Wendung geben. Also, man ist jedenfalls einer Schmugglerbande auf der Spur, die Morphium verschärfen will; nicht mehr und nicht weniger als 20 Kilo, was einem gemiegten Kriminalisten schon genügend sagt.

Mit Kartenzinfern

macht man auch öfters Bekanntschaft: wer sein Geschäft versteht, tann dabei reich werden, vorausgesetzt, er wird nicht erwischt. Die Geschäftspraxis dieser Herren ist ganz einfach: mit einer feinen Eisenfeile wird der Rand verschiedener Spielkarten leicht abge­schwungen, so daß sie ein wenig fleiner sind. Beim Kartengeben mischt dann der Herr Mogler nicht in der gewohnten senkrechten Lage, sondern er legt die Karten auf die Tischplatte und mischt horizontal von beiden Seiten, wobei ihm dann schon die richtigen Trümpfe in die griffigen Finger kommen. Die Herren Bleigießer des edlen Würfelspieles mieder füllen Blei in die Würfel! soll beispielsweise die Sechs nach oben kommen, dann wird die Eins gefüllt und so iemeils die gegenüberliegende 3iffer. Auf diese Weise hat sich der Herr Bankdirektor" gelegentlich eines ländlichen Ausfluges zum Geländefauf" ein nettes Sümmchen erwürfelt". Nachdem er großspurig und brieftaschenkräftig als Grundstückskäufer aufgetreten war, sollte der Rauf bei einer gemütlichen Flasche Wein begossen werden. Nun stellte es sich heraus, daß des Herrn Direk tors" Bug erst in ein paar Stunden ging und so bot er den hoch­beglückten Parzellenfäufern ein Spielchen an, von dem die ganze Gesellschaft schwere Köpfe und einen um so leichteren Geldbeutel banontrug. Als man zur Besinnung fam, war der Herr Direktor mit seiner ansehnlichen Barschaft längst über alle Berge. Die spätere Anzeige eines Geprellten, der aber wenigstens herausbekam, mit wem er die Ehre hatte, lieferte ihn dann der Gerechtigkeit aus.

Paßschwindel

ift ebenfalls ein beliebtes und oft begangenes Delift. Da erwischte man einen Herrn, der nicht weniger als zehn Paßgarnituren" auf Bager hatte; die verschaffte er sich, indem er Angestellte suchte, ihnen zunächst unter verlockenden Aussichten die sämtlichen Bapiere ab­nahm und nachher nicht mehr gesehen wurde. Eines seiner vielen Opfer erstattete Anzeige, man rückte dem Herrn Chef" auf die Bude, wobei es sich erwies, daß er deren mehrere hatte, leider aber in feiner der vielen Behausungen aufzufinden war. Ein glücklicher Zufall spielte ihn dann eines schönen Tages doch seinen Verfolgern in die Hände, gerade in dem Augenblid, als er, mohlausgerüstet mit neuen Päffen", das Weite fuchen wollte. Zwischendurch spielte sich noch ein heiteres Intermezzo ab. In dem Hause, das sein Ver­hängnis werden sollte, stürzte mutentbrannt ein Mann auf ihn zu, der die Unterhaltung mit dem Kommissar über die Personalien ge­hört hatte, und schrie: Na warte, Du Gauner, wenn ich dir er­mische, id breh dirs Jenice um!"

Des Rätsels Lösung: Um die polizeiliche Anmeldung bemerk stelligen zu können, hatte der großzügige Weltreisende" seinen Wohnungsvorgänger der Einfachheit halber sterben lassen!

Der Deutsche republikanische Schülerbund, Freie Nationale Schüler­schaft, veranstaltet in den großen Ferien auf der Jugendburg Lud­wigft ein bei Staffel ein Ferienlager, das der geistigen und förperlichen Ertüchtigung der republikanischen Schülerschaft dienen soll. Republikanische Schüler, die daran teilnehmen wollen, erhalten unverbindlich Auskunft burch die Reichsgeschäftsstelle der Freien Nationalen Schülerschaft, Berlin  S. 11, Bernburger Str. 18, 3 Tr. Geöffnet täglich von 16-19 Uhr.

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