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Beilage

Mittwoch, 29. Juni 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Im Lande der Arbeitsdienstpflicht

Wanderung in Bulgarien

Der Verfasser dieses Artikels, ein Student, hat| zum Studium der Balkansprachen eine Reise durch Bulgarien gemacht. Die Erfahrungen, die er unter­wegs mit Arbeitsdienstpflichtigen gemacht hat, sind im nachstehenden wiedergegeben. Wer die Aus: führungen des Nationalsozialisten Hierl im Rund­funk gehört hat, wird zugeben müssen, daß die Arbeitsdienstpflicht, welche die Nazis in Deutsch­ land einführen wollen, ähnlich geplant ist. Landkarten, Kompaß und sogar der Feldstecher liegen auf der Polizeistation in Tscherwenawoda. Nichts haben mir die Gendarmen gelassen, mein Notizbuch haben sie vernichtet. Lesen konnten sie es nicht, also mußte es jedenfalls gefährlich sein. Mehr als eine Stunde lang waren sie sich darüber uneinig, ob sie mich an Ort und Stelle einsperren oder nach der Präfektur in Rustschuk eskortieren sollten. Schließlich jagten sie mich auf die Landstraße hinaus, nicht ohne mir unter saftigen Flüchen zu befehlen, mich in ihrem Dienst sprengel nicht mehr sehen zu lassen.

Damit war ich unterwegs, ohne Karte, irgendwo nach dem Osten des östlichen Bulgariens . Drei Uhr nachmittags mar lange vor­über, noch immer nahm der Wald kein Ende. Zweifel daran, daß ich mich verirrt hatte, wären übertriebene Hoffnungen gewesen. Ich hätte Beds chalan längst erreicht haben müssen, aber statt der gesuchten türkischen Siedlung sah ich nichts als das dichte Gestrüpp des Waldgebirges Kisildschik Orman, dürre Wiesen, aus­getrocknete Bachläufe, endlich ein paar spärliche Melonenfelder. Und gleich darauf hörte ich näherkommende Stimmen.

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Arbeitsdienstsoldaten.

Ich rufe, schreie, soviel die ausgedörrte Kehle hergibt. Zwei Uniformmüten tauchen auf, zwei schäbige Militärblusen werden fichtbar meine Freude sinkt mit der Schnelligkeit eines Thermo­meters, das aus kochendem Wasser unvermittelt in Eis gesteckt wird. Aber diesmal sind es nicht Gendarmen. Weiß der Teufel, wer alles in Bulgarien Mügen und Uniformröcke trägt! Vielleicht waren es Eisenbahner oder Postbeamte oder auch nur ehemalige Soldaten, die sich nicht hatten Zivilkleider kaufen können.

Das Wichtigste war, daß sie mich verstanden und erklärten, ebenso wie ich nach Bedschalan zu wollen. Kaum waren wir eine halbe Stunde gewandert, als die beiden auf einem Melonenfeld Rast machten, ohne viel Umstände zwei Melonen vom Acker nahmen und sie zu zerteilen begannen. Gastfreundlich boten sie auch mir an, aber ehe ich noch einen Bissen hatte verzehren können, stand ein hünenhafter türkischer Feldhüter vor mir und überschüttete mich mit einer Flut unverständlicher Schimpfworte. Sicher war nur, daß der Mensch, der von den Janitscharen abzustammen schien, mich für einen gemeinen Felddieb hielt, worüber sich meine beiden Führer mehr zu freuen schienen, als ich anständig fand. Die Lage war vor allem deshalb bedrohlich, weil ich, neuerdings verhaftet, wieder den Gendarmen in Tscherwenawoda ausgeliefert worden märe!

Erstaunlich fand ich auch, daß sich der gute Mann auf Verhand­lungen einließ. Das wollte ein Gesezeshüter sein?! Später machte ich die Erfahrung, daß die Lage nur dann verzweifelt ist, wenn man nichts hat, was man als Strafgeld" anbieten könnte. Diesmal genügten" meine sämtlichen Zigaretten. Der Feldhüter lehnte seine Flinte an einen Baum, nahm eine Melone vom Feld und verzehrte sie genau so, wie ich es vorher hatte tun wollen. Der ersten folgten noch drei meitere. In seiner Gegenwart schienen auch meine beiden Führer ihrer Sache ganz sicher geworden zu sein. Sie aßen das Feld im Umkreis von zwei Metern fahl und stopften dann in ihre Quersäce, soviel sie an Melonen hineinpferchen konnten. Die armen Teufel mußten reichlich ausgehungert sein!

Marsch ins Abenteuer.

Sehr wohl zumute war mir während des Weiterwanderns nicht. Unaufhörlich beratschlagten die beiden Uniformierten in einem unverständlichen Gemisch aus Ostbulgarisch und Türkisch. Daß ihre manchmal recht lebhafte Debatte sich mit meinem Schicksal beschäf­tigte, stand nach den Blicken, mit denen sie mich ab und zu musterten, außer allem Zweifel.

Nach Bedschalan tam ich mit ihnen nie. Ich mußte gehen, wohin sie wollten. Machte ich miene zu protestieren, so schrien fie wild auf mich ein und zerrten mich weiter, quer durch die Wälder des Balfa Orman. Hie und da begegneten wir einem Ochsen gespann, zuweilen einem türkischen Hirten. Es war nicht zu ver­fennen, daß mich alle mit mitleidigen Blicken musterten. Was mir bevorstand, mußte ich allerdings nicht, aber mir war nicht recht geheuer zumute.

Als die ersten Häuser einer Ortschaft auftauchten, von der ich später erfuhr, daß sie Wetowo heißt, faßte ich den Entschluß, meinen beiden Führern auszureißen. Auf ähnliches schienen die aber längst gefaßt zu sein, denn ohne ein Wort der Verständigung nahmen sie mich jetzt in die Mitte und eskortierten mich so ins Dorf. Dorf­kinder, die uns erblickten, liefen erschreckt in die Häuser hinein.

Ein deutscher Retter.

Wie soll ich heute sagen können, was die beiden mit mir vor­hatten? Das Abenteuer erfuhr eine jähe Wendung, als wir an der Werkstätte eines Schmiedes vorbeikamen. Im Jahre 1917 war er als österreichischer Soldat nach Bulgarien gekommen, nach dem Kriege wollte er in seine Heimat Siebenbürgen nicht mehr zurück, so blieb er als einziger Deutscher mitten unter 750 Türfen und 23 Bulgaren in Betomo, einer kleinen Eisenbahnstation an der Linie Ruftschul- Barna. Von ihm, der mich mit rüdhaltloser Gastfreund­lichkeit aufnahm, erfuhr ich, wer meine beiden uniformierten Be­gleiter waren.

,, Was Ihnen die Gendarmen in Tscherwenawoda gelassen haben, wäre die Beute der beiden Burschen geworden. Es sind Arbeits dienstsoldaten. Zehn bis zwölf Stunden täglich arbeiten sie, bekommen dafür aber so wenig zu essen, daß sie nachts die umliegenden Felder plündern und an den Häusern nichts lassen, was nicht niet- und nagelfest ist. Das sind die Leute von den Arbeitstompagnien..."

,, Faule" friegen nichts zu essen. Davon, was mir der Schmied gesagt hatte, habe ich dem jungen Ingenieur nichts erzählt, den ich tags darauf auf der Straße nach

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Von Walter Bayer

Glodschowo mit zweiundvierzig ausgemergelten Gestalten beim| wollten nicht mehr um zwei Melonen und ein Brot zwölf Stunden Legen von Wasserleitungsröhren traf. lang arbeiten.

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,, Schauen Sie dorthin, Herr", begeisterte er sich für die Arbeits­dienstpflicht. Wo Sie diese Steinbrücke sehen, mußten vor einem Jahre die Fuhrwerke noch über vermorschte Holzbohlen. Dort - sehen Sie den Steinbruch?- haben wir das Baumaterial gewonnen. Nicht um einen Lew wurde aus dem Ausland bezogen." Gewiß habe ich mir den Steinbruch angesehen. Ganze Arbeit, die da geleistet worden war! Ein kleiner Friedhof liegt daneben. Ein paar Holzkreuze mit cyrillischen Inschriften, ein paar Steine mit Halbmond und Stern.

,, Beim Sprengen verunglüdte Arbeitssoldaten, Herr", sagte mir ein Hirt, der daneben seine Schafe weidete. ,, Der Ingenieur ist oft in der Stadt, und die Unteroffiziere, die die Auf­ficht führen, verstehen nichts vom Sprengen."

In der Nähe bauten Arbeitskompagnien an einer Straße. Für die Untermauerung der Brücken brauchten sie Ziegel. Viertausend Stück am Tag. Die Ziegelei hatte den Bedarf zu decken. Wer die Arbeitskompagnien an ihrer Tätigkeit hindert, macht sich straf­bar. Gendarmerie wurde beordert. Die Ziegelei wurde um­stellt, die Soldaten der Arbeitskompagnie erzeugten ihre 4000 Ziegel täglich selber. Sie erzeugten aber auch weitere 2000 für den Bau der orthodoxen Kirche und ebensoviel für einen Fabrikbesizer, der sich gerade jetzt eine Villa bauen lassen wollte.

Lohndrücker.

Von der Donau bis hinauf zu den Hängen des Deli Orman­Gebirges dehnen sich weite Getreidefelder, Weingärten, Melonen­äcker und Kürbispflanzungen. Sie alle sind in den Händen von Großgrundbesitzern, die Ansehen und Macht mittelalter=

Aber auf Disziplinhalten verstehen sie sich. Wer untertags faul ist, bekommt abends feine Menage. Wer sich darüber beschwert, wird in die Straftompagnie gesteckt. Kurz und bündig ist die Vorschrift, und sie wird mit eiserner Strenge gehandhabt. Und dabei muß der Soldat nicht wirklich faul sein, irgendwie mißewa, für seine Knechte und seine Mägde hat er kaum zwei Lewa liebig zu sein genügt, der Willkür sind Tür und Tor geöffnet.

Streitbrecher.

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Die Arbeitsdienstpflicht ist in Bulgarien von Stambulisti eingeführt worden, im Jahre 1921, um das vollkommen von Kapital entblößte Land wieder notdürftig aufzurichten, aber auch um die VMRO., die revolutionäre mazedonische Organi sation, in die Hand zu bekommen, die ihre Leute mor dend durch das Land jagte, vor allem aber durch Attentate in Serbien Repressalien gegen das friedenssehnsüchtige Bulgarien hervorzurufen drohte. Die BMRO. hat sich fürchterlich gerächt, sie hat Stambulski nicht nur ermordet, sie hat ihn auf grauenhafte Weise abgeschlachtet. Die Arbeitsdienstpflicht ist geblieben als Mittel gegen die Ar­beiter. Wie wurde das gemacht? Ursprünglich sollte die Arbeitsdienstpflicht nur die jungen Leute zwischen 20 und 24 Jahren erfassen und sie einer geregelten" Beschäftigung zuführen. Heute pfercht man alles in die Arbeits­tompagnien, was irgendwie verdächtig erscheint. Kommu niste n" nennen die Bauern die Soldaten der Arbeitsdienstpflicht. Forscht man dieser Bezeichnung nach, so erfährt man, daß die Be­hörden jeden Arbeiter, auch wenn er eine Beschäftigung hat, in die Arbeitskompagnien einteilen, wenn er sich als revo= lutionärer Sozialist verdächtig gemacht hat. Meist genügt es schon, daß einer für bessere Arbeitsbedingungen eingetreten ist oder ein gefeßlich" gewährleistetes Recht in Anspruch genommen hat.

Vor dem Eisenbahnknotenpunkt an den Schnellzugslinien nach der alten Hauptstadt des ersten bulgarischen Reiches Schumen, Varna und Sofia liegt eine Ziegelei. Arbeiter im Alter von 16 bis 20 Jahren sind dort beschäftigt.

,, Nach dem Gesetz arbeiten wir acht Stunden", erzählt mir ein blasser, magerer Junge, aber wir arbeiten meist von 6 Uhr früh bis 12 Uhr mittags und von 3 Uhr nachmittags bis 9 Uhr abends. Gerade zwei Melonen und einen Laib Brot kann ich mir für meinen Lohn kaufen, und ich muß um diesen Lohn weiter arbeiten, denn..."

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Vor einem Jahr traten die Arbeiter in den Streit. Sie

Freiwilliger Arbeitsdienst?

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licher Majoratsherren haben. Und verzecht der Herr" mit den ,, Noblen" aus der Stadt auch in einer Nacht mehrere tausend im Tag.

,, Was wollen Sie, Herr", tadelt ein reicher Bauer bei Lipnik mein Mitgefühl mit den sich auf seinen Feldern schwerer als die Ackerpferde rackernden Menschen. ,, Die Leute schlafen bei mir, fie am Sonntag gehen sie in die Kirche essen bei mir chen die eigentlich Geld?"

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was brau=

Und doch sind den Gutsherren auch diese Arbeitsfräfte noch zu teuer. Kommt die Erntezeit, so müssen der Weizen und die Gerste und der Hafer schnell in die Scheunen. Schon am nächsten Tage könnte ein Gewitter alles vernichten, was der Schweiß der Landarbeiter geschaffen hat und was die Kassen des Herrn" füllen soll. Arbeiter einzustellen verringert den Gewinn. Wozu hat man ein Gesetz über die allgemeine Arbeitsdienstpflicht? Eine Begründung, es anzuwenden, ist bald gefunden. Man berichtet an die Behörde, daß die Ernte gefährdet sei, daß die Landarbeiter Lohnschwierigkeiten machen zweifellos sind sie wieder einmal von und 24 Stunden später ist die Ver­Agitatoren verhetzt worden fügung da.

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,, Schauen Sie dort hinüber! Sehen sie die kilometerweiten Ge= treidefelder? Morgen sind sie gemäht, auf Wagen verladen, in die Scheunen gebracht, einen Tag darauf furren schon die Motoren der Dreschmaschinen. Zweifeln Sie noch daran, daß die Arbeits­tompagnien eine segensreiche Einrichtung sind?"

Arbeitsdienst gegen Minderheiten.

Im Marktflecken Tetowo wohnen 80 türkische und nur 2 bulgarische Familien. Bisher gab es nur eine türkische Schule. Auf Beschluß der Regierung, die den türkischen Deli Orman mit aller Gewalt bulgarifieren will, werden zwei Arbeitskompagnien hindirigiert: eine bulgarische Schule wird gebaut, eine orthodoxe Kirche und ein Wohnhaus für die Gendarmerie.

Semerdschijemo: 500 Türken, kaum ein echter Bulgare. Man errichtet eine bulgarische Volksschule, eine Kirche und Häuser für bulgarische Beamte, die dem türkischen Ortsvorsteher die Leitung der Siedlung aus den Händen nehmen sollen.

,, Begreifen Sie, daß wir das alles nicht könnten, wenn wir die Arbeitskompagnien nicht hätten? Dort drüben läuft eine neue Straße, die es in Zukunft ermöglichen wird, Truppen aus Schumen oder Rustschuk in Automobilen an die rumänische Grenze zu werfen. In Rasgrad haben wir die neue Kaserne und in Rustschut 200 Wohnvillen für die Offiziere gebaut. Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, die Arbeitsdienstpflichtigen sofort zu

Tempo! Tempo!

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Der Kommandant der Arbeitskompagnie, die ich der sengenden Sonnenhite sogar um die Mittagsstunde an den Gesteinsbohrern arbeiten sah, zählt mir enthusiastisch all das auf, was er aus seinen Leuten in den letzten Wochen herausgepreßt hat: Kilometer um Kilometer die Straße durch die Steppe, vierzehn kleine und zwei größere Brücken, alle aus den Steinen der Steinbrüche, unabhängig von der Industrie und schon gar von der Einfuhr aus dem Ausland, wenn auch in Häuser für die Gendarmerieposten, Pfarrhäuser Gebieten mit islamischer Bevölkerung, Wasserleitungen zu den Guts höfen, elektrische Leitungen zu den Villen irgendwelcher Fabrikanten. ,, Alles die Arbeitskompagnie in einem Tempo sage ich Ihnen!" ,, Q, die Leute können arbeiten, man darf sie nur nicht aus dem Auge lassen", versichert mir der wackere Verfechter der 3 wangs. arbeit". Dazu aber habe ich meine Unteroffiziere. Alle jahrelang geschulte Soldaten. Sie wissen, was Disziplin zu leisten imstande ist, und lassen nicht loder."

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Er sieht nach der Uhr. Während er einen ,, Soldaten" um einen frischen Krug Wein zum Wirt hinüberschickt, ruft er den Wacht­meister zu sich:

Die soeben erschienene Schrift von Eugen Rosenstod ,, Arbeitsdienst Heeresdienst?"( Berlag Eugen Die derichs, Jena ) unternimmt den Versuch, den freiwilligen Ar-| militarisieren." beitsdienst in eine Neuordnung des deutschen volkswirtschaftlichen Denkens einzubauen. Dieser Versuch ist beachtlich, so sehr Rosen­stocks Denkweise als eine eigenartige Mischung von Romantik und Realismus angesehen werden muß. Romantiker ist Rosenstod in fofern, als er die Möglichkeiten des freiwilligen Arbeitsdienstes überspannt. Dagegen ist der Begriff einer langphasigen Dekonomie, den Rosenstod entwickelt, zweifellos realistisch, weil er von der Tatsache ausgeht, daß die Arbeitslosigkeit in der Gegen wart als strukturelle angesehen werden muß. Hier setzt also der Begriff der langphasigen Dekonomie ein, der von Rosenstock folgendermaßen charakterisiert wird: Die furzphasige und un­mittelbare Güterproduktion hat als Gegensatz nicht nur die Pro­duktion von Produktionsmitteln, sondern ihr äußerster und reinster Gegensatz ist die Produktion der Produzenten. Diese umfaßt alles, was zur Reproduktion der Produktionsordnung notwendig ist. Die Reproduktion der Produktionsordnung ist also eine zweite langphasige Dekonomie, deren Vorgänge niemals einen Preis auf dem Markte haben. Denn sie ermöglichen erst das Dasein eines Marktes". Unzweifelhaft gab und gibt es immer diese langphasige Wirtschaft: Bodenverbesserungen, Siedlungen großen Stils und bescheidenster Art können und müssen heute in Angriff genommen ,, 300 Meter waren es gestern nur! Erzählen Sie mir nichts von werden, wenn die lohnpolitischen Gefahren berücksichtigt und ver= mieden werden. Man muß Rosenstock zustimmen, wenn er als Ziel Schwierigkeiten. Ich weiß, daß Steine keine Lehmhaufen sind. Was des freiwilligen Arbeitsdienstes nicht eine Uniformierung fagen Sie da", brüllt er und drischt mit der Reitgerte auf den Tisch, und verkappte Militarisierung anstrebt, sondern Selbstverschlechte Menage? Ablösen, wenn sich wer bei Ihnen beklagt hat! waltung und Selbstbestimmung als Grundlagen des Ar- Drüben beim Sprengen brauchen sie ohnehin drei neue Leute. Waren beitslagers fordert. Der förperlichen Arbeit muß eine gestern wieder ein paar so tölpisch, zu spät von der Ladung wegzu­geistige Schulung zur Seite gehen, unnötig zu sagen, daß dies springen. Vorwärts! Und heute wird um eine Stunde später Feier­eine eindeutige Schulung im Sinne der Republik abend gemacht. Wir sind im Rückstand und in drei Tagen kommt fein muß. Deshalb ist es die Pflicht der republikanischen Organi - die Inspektion." Ueber dieser Inspektion hatte der Aufsichtsbeamte"- so heißen fationen, den freiwilligen Arbeitsdienst nicht zum Tummelplatz ganz ver­reaktionärer Bestrebungen werden zu lassen, eine Gefahr, die bei nämlich die Offiziere der Arbeitskompagnien offiziell dem Charakter der gegenwärtigen Reichsregierung verschärft droht. gessen, daß ich daneben saß und er mich knapp vorher davon hatte Bon einer organischen" Neuordnung der deutschen Wirtschaft überzeugen wollen, welch segensreiche Einrichtung die Arbeitsdienst. durch den freiwilligen Arbeitsdienst kann aber keine Rede sein. Der pflicht für das gesamte bulgarische Volk sei. Arbeitsdienst ist wichtig, weil er die politische Ueberradikalisierung der Jugend dämpfen und in ein republikanisches Staatsbewußtsein umleiten könnte. Die strukturelle Arbeitslosigkeit kann durch eine außermarktmäßige Wirtschaft niemals behoben werden; hier werden Maßnahmen nötig sein, welche den Grundcharakter der heutigen Wirtschaftsordnung völlig aufheben. Damit ist auch die Grenze von Rosenstocs Darstellung berührt, die an feiner Stelle eine prinzipielle Kritit des Kapitalismus enthält, wie Marg' unvergängliches Wert J. R. Mayer. fie uns gelehrt hat.

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Draußen vor dem Hause, in dem der Herr Aufsichtsbeamte haust, schrillen die Signalpfeifen, schreien und fluchen die Unter­offiziere durcheinander.

,, Arbeitskompagnie antreten! Schweinebande, vers fluchte, fönnt ihr nicht schneller sein! Stinkende Hundesöhne, hat euch die Raft die Knochen einrosten lassen?"

Tempo, Arbeitsfoldat, Tempo! Bergiß nicht, daß du für dein Baterland arbeitest und nicht, wie die Boltsverheßer sagen, für die Grundbefizer und die Fabritherren!