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so fortgeschritten, alz anfänglich nach der S3sr Wahl vir- niuthet yzurde. Auch die Ausbreitung derBrandenburger Zeilung" ist nicht befriedigend. Zu bemängeln ,st. daß die Landleute nicht genügende Fühlung mit dem Kreisvertrauensmann unterhalte». Die Korrespondenz seitens der Landvertrauensleute ist lässiger geworden. Die in Aussicht stehende Reichstagwahl wird hoffentlich auch die ländlichen Gc- Nossen mehr für die Bewegung intcressiren. S i d o w berichtete über die Prehverhällnisse. Im Abonnentenstand derBranden- burger Zeitung" war voriges Jahr ein kleiner Rückgang zu ver> zeichnen, in diesem Jahr ist ein, wenn auch kleiner Fortschritt zu bemerken. Lebhajtere Unterstützung der Presse ist vonnöthen, zumal dieBrandenburger Zeitung" durch Prozesse schwer belastet ist. Einschließlich der drei aus dem Jahre IS94 mit übernommenen Prozesse betrug die Zahl der bis jetzt anhängig gemachten 10. Seit l. Januar 1895 ist ins- gesannnt gegen unsere Redakteure auf 955 M. Geldstrafen und 1 Jahr 1 Woche Gefängniß erkannt worden. Die Summen der zu leistenden Vertheidistungs-, Gerichts- und Hastkosten seit Zln- fang 1895 beträgt 3023,70 M. Für einige Prozesse stehen die Kostenrechnungen noch aus. ö Verfahren schweben noch. H u t h regte eine Erhöhung des Abonnementspreises um monatlich 10 Pfennige an. Beschlossen wurde, der Zeitung einen anderen Titel zu geben. Hierauf wurde die Frage der Reichstags-Kandidatur besprochen und schließlich Genosse P e u s einstimmig als Kandidat aufgestellt. Aus den weiteren Verhandlungen ist von allgemeinem Interesse die Anregung, die in Beziehung auf die Laudagitation gegeben wurde: Ein Ge- nosse vom Lande ersucht, daß die städtische» Genossen nicht in Kolonnen, sonder» einzeln und zwar öfter auf die Dörfer kommen sollen; und den Vertrauensleuten wurde empfohlen, bei der Sammlung von Parteibeilrägen auf dem Lande mit der größten Rücksicht vorzugehen; die wirthschafiliche Lage der Landarbeiter sei derartig, daß finanzielle Opfer von ihnen nicht viel getragen werden könnten. Zu Delegirte» für den Provinzial-Parteitag wurden Bode aus Rathenow , N e u d e ck und K r a t s ch aus Brandenburg , zum Delegirten für den Gothaer Parteitag Sidom gewählt und zum Kreisvertrauensmann einstimmig wieder der Genosse K r a t s ch aus Brandenburg . Dann wurde die Konferenz mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie geschlossen. Im Anschluß au die Konserenz tagte eine gut besuchte Volksversammlung, wo Genosse P e u s refenrte. Parteigenosse» des Rcichstags-Wahlkreises Frankfurt - Lebus ! Sonntag, den 16. August, mittags 12 Uhr, beginnt in der Schloßkellerei in Fürstenwalde die Kreiskonferenz. Tagesordnung: 1. Jahresbericht. 2. Stellung zum Provinzial- Parteitag der Provinz Brandenburg . 3. Stellung zum Parteitag in Gotha . 4. Verschiedenes. Die Genossen allerorts werden er- sucht, die nöthigen Vorkehrungen für die Beschickung der Konferenz zu treffe». Der Vertrauensmann. In Offenbach haben, wie unser dortiges Parteiorgan, das Offeubacher Abendblatt" mittheilt, am Montag die Vertreter der Gewerkschaften und der dortigen sozialdemokratischen Partei das dem Brauereibesitzer Weber gehörige Grundstück Herrn- straße 19 für 75 000 M., einschließlich Wirthschaftsinventar, käuflich erworben. Das 1563 Quadratmeter große Anwesen soll als Gesellschaftshaus für sämmtliche Arbeiter- vereine dienen, die auf dem Boden der modernen Arbeiter- bewegung stehen. Für Versammlungen und Festlichkeiten soll ein großer Saal gebaut werden. Im Dorfe Weisenan bei Mainz , das bei der letzten Reichstags-Wahl über 600 Stimme» für de» sozialdemokratischen Kandidaten abgegeben hat, war?» zwischen den Genosse» Streitig- leiten entstanden, weil sich einige Mitglieder der Partei- Organisation in den evangelischen Verein hatte» aufnehme» lassen. Der Streit führte zur Spaltung und zur Gründung eines neuen Vereins. Am Ende schloß die Landeskonferenz zn Vilbel den älteren Verein aus der Organisation der hessische» Sozialdemokratie aus, weil nach deren Statut in jedem Ort nur eine Organisation bestehen darf. Run starb am Freitag unser bewährter Genoss e Wilhelm Harsy und an dessen Grabe, wo sich eine große Anzahl Parteigenossen aus dem ganzen Wahlkreise eingefunden hatte, gelang es den eindringlichen Worten unseres Genossen Conrad aus Mainz , eine Einigung unter den streitenden Ge- »offen herbeizuführe». In einer stark besuchten Versammlung wurden dann beide bestehenden Organisationen aufgelöst und eine neue unter dem NamenSozialdemokratischer Älrbeiter-Wahlverein Weisenau" gegründet. Der Verlust unseres bewährten Ge- »offen Harsy fand somit in der Einigung der Genossen eine Linderung, die wegen der bevorstehenden Reichstags- Wahl in unserem Kreise um so mehr zu begrüßen war. Polizeiliches, lSerichtlicheS:c. Polizeiwirthfchaft in Hessen . Zu diesem Thema schreibt dasOffenbacher Abendblatt'»: Es ist, als wenn die Herren Kreisräthe Hessens den Beweis zu erbringen suchten, daß der Landtag recht klug gehandelt hat, als er das neue Polizeigesetz ablehnte, denn die Verbote öffentlicher Zusammen- künfte, wie einer Versammlung unter freiem Himmel, eines Kreisfestes u. f. w., mehren sich in ganz bedenklicher Weise. Dem Verbote des sozialdenwkratischen Kreisfestes in Groß-Gerau ist jetzt das Verbot eines sozialdemokratischen Waldsestes, das ani Sonntag auf dem Herrgolisberg bei Darmstadt stattfinden sollte, gefolgt. Und als Grund für dieses neue Verbot wird angegeben, daß man darin nur den Versuch der Abhaltung des von dem Kreisamt Groß-Gerau verbotenen Festes und eine Demonstration gegen das erwähnte Verbot erblickt. Ist diese Begründung richtig, so wird damit unzweideutig erwiesen, daß die Staatspolizei von Darmstadt ihre Befugnisse vollständig irrig auffaßt und die Freiheit der Ver- sammlung in Hessen damit illusorisch gemacht ist. Interessant bei dieser polizeilichen Thätigkeit ist noch, daß am Sonntag in Mainz an den Zugängen zum Bahnhof polizeilicherscits Plakate angeschlagen waren, welche dieses Verbot auch den Mainzern mitlyeilte. Hier in Offenbach haben wir keine derartigen Plakate gesehen. Uno weshalb diese unerklärlich fieberhaste Polizei- thätigkeit? Wir wissen es nicht, werden aber im nächste» Landtag durch unsere Abgeordneten Auskunft darüber verlange». DieFränkische TageSpost" in Nürnberg hatte im Herbst v. I. das Benehmen eines Lieutenants v. Brückner in Metz geschildert, der seiner Schwiegermutter das Anwesen hat subhastiren lassen, wodurch diese von Haus und Hof kam. Durch den Artikel sollte unser Bruderorgan die Offiziersehre des ge- nannten Lieutenants gekränkt haben. Die Nürnberger Schöffen fanden den Redakteur Gärtner denn auch der Beleidigung schuldig. Das Urtheil lautete aus 30 M. Geldstrafe. Das Land- gericht war aber anderer Meinung, es erkannte auf Frei- sprechung. Gegen dieses Urtheil legte der Lieutenant Revision beim Oberlandesgericht in München ein; er hatte aber damit kein Glück, denn die Revision wurde verworfen. Es bleibt also bei der Freisprechung des Sozi. Vevlustlipke Vom Vimigslievgev Profit- Schauplatz. Innerhalb weniger Tage sind eine größere Anzahl Arbeiter Arbeiter, ausnahmslos Arbeiter! die morgens wohl- gemuth die Häuslichkeil verlassen, um einen kargen Lebensunler- halt zu erringen, auf ihren Arbeitsstätlen jäh vom Tode dahin- gerafft worden. Die bürgerlichen Blätter schreiben, die Ge­fallenen wären dermörderische» Hitze" erlege», wir aber meinen, sie sind dem König Mammon zum Opfer gefallen. Vom Sonnenstich mit tödtlichem Ausgange sind auch noch in anderen ostpreußischen Orten, wie z. B. in Pillau , Jnsterburg, Heilsberg. Reimannsselde. Peise, Lenzen. Sadwitschen. Uszballen w. zahlreiche Personen betroffen worden; nachstehendes Berzeichniß enthält jedoch nur die in der Stadt Königsberg innerhalb dreier Tage Getödteten: 1. Arbeiter Karl Kausche!, Sternwartstr. 10. 2. Maurergeselle Franz R o t h e r, Hinter-Roßgarten 2d. 3. Arbeiter Friedrich Springer, Ausfallthorstr. 3/4. 4. Kommis Fritz Schlemmt nger. 5. Gepäckträger Eduard G r i g o l e i t. 6. Kulscher Hermann K o ß m a n n, Steindammer Wall- straße 15».. 7. Arbeiter Franz Mermuth, Horkstr. 94. 8. Arbeiter Wilhelm Neundorf. 9. Arbeiter Robert M o tz k u s, Tiepoltstr. 30. 10. Arbeiter Karl B e i t, Schweizergrund 5. 11. Arbeiter Podlaski, Halerberger Sackgaffe 4. 12. Kutscher August Eggert. Ponarth . 13. Arbeiter Roberl B i t t n e r, Bismarckstr. 9. 14. Zimmergeselle Hermann R ö r e s. 15. Arbeiter Karl Ankelmann, Nasser Garten. 16. Arbeiter Julius S ch ö t t k e. 17. Arbeiter Karl Borbe, Knochenstraße. 13. Arbeiter Engelbrecht, Unterhaberberg 7. 19. Arbeiter Sperling, Viehmarkt 2. 20. Arbeiter Karl S t e i n k e. 21. Hausdiener Friedrich Wolfheim, Friedmannstr. 2. 22. Arbeiter Herrmann K u g g e. 23/25. 2 Arbeiter und 1 Maurer, deren Namen nicht zu ermitteln waren. Es bestehen Anordnungen für die Schulen sowohl wie für die Armee, nach denen bei einer gewissen Temperaturhöhe der Unter- richt bezw. alle Bewegungen im Freien unterbleiben sollen; für den gewissermaßen zur Jnnehaltung der Arbeits« st un den gezwungenen Arbeiter heißt's:Arbeite oder stirb l"_ Soziales. Der königliche Gewerbe-Jnfpcktor in Potsdam hält an bestimmten Tagen eines jeden Monats an jedem größeren Ort seines Bezirks öffentliche Sprechstunden ab. worin Arbeitgebern und Arbeitern gewerblicher Anlagen Gelegenheit geboteil ist, ihre Angelegenheiten, soweit sie die Gewerbebetriebe und das Arbeitsverhältniß betreffen, mit dem Gewerbeaufsichts- beamten zu besprechen. Fabrikanfsicht und Gewerbezählnng. Den statistischen Angaben der Fabrik-Aufsichtsbeamten war bisher die Grnppirung der Berufszweige zu gründe gelegt, wie sie bei der Berufs- statistik von 1832 festgestellt war. Hierin wird«ine Aenderung eintrete», wenn die gesammten Ergebnisse der Berufs- und Ge- werbezählung vom Juni 1895 veröffentlicht sein werden. Dann wird den statistischen Angaben der Gewerbe- AussichtSbeamteu die Gruppirung dieser Zählung, die sich bekanntlich in manchen Punkten von der des Jahres 1882 unterscheidet, als Muster dienen. Für das ganze Herzogthum Meininge» wird vom Ministerium ein Arbeitsnachweis eingerichtet, und zwar derart, daß das Regierungsblatt die Angebote jc. kostenlos ver­öffentlicht und dieserStellen- und Arbeitsnachweis" dann in allen Gemeinden öffentlich angehestet wird. Die Einrichtung tritt am 1. September ins Leben. Die Handelskammer für Brannschweig hat sich, auf Anfrage des Staatsministeriums, für die Errichtung kausmännischer Gewerbegerichle ausgesprochen. DerBraunschweiger Volksfreund" theilt aus dem Gutachten das folgende mit: Welchen Werth Schiedsgerichte, in denen beide Interessen- gruppen vertreten sind, erlange» können, das haben die Gewerbe- gerichte bewiesen. Für die richtige Würdigung des Arbeits- Vertrages, der Rechte und Pflichten, die sich aus ihm ergeben, ja für die weitere Entwickelung dieses Begriffs im Sinne unseres modernen Wirthschaftslebens sind sie von erheblicher Bedeutung geworden. Vor allem aber sind sie infolge des großen Vertrauens, das ihnen im allgemeinen die Arbeiter entgegen- bringen, im stände gewesen, in den weitaus meisten Füllen eine friedliche Einigung zu erzielen und so viele Quellen des Haders und der Erbitterung zu verstopfen. Es kann nicht zweifelhaft sein, baß solche Schiedsgerichte auch für den Handelsstand eine ähnliche Bedeniung erlangen würden. Ja, es ist nicht ausgeschlossen, daß sie bei dem engeren persön- lichen Verhältniß, in dem der Prinzipal zum Gehilse» steht, noch bessere Erfolge erzielen. Auch im Handelsstande entstehe» die meisten Streitigkeilen dieser Art auS der mangelhafte» Kennt- niß der ans dem Vertrage entspringende» Recht- und Verbind- lichkeite». Werden die Parteien von Personen, in deren Sach- kenntniß und Unparteilichkeit sie volles Vertraue» setzen, in ruhiger Weise belehrt, so werden sie leichter zu einer Einigung geneigt sein, die ja fast immer im beiderseitigen Interesse liegt." Um schon unter dem bestehenden Rechte die Möglichkeit der Vortheile einer solchen Judikatur zu erreichen, hat die Handelskammer auf freiwilliger Grundlage, zur Benutzung nach tz 851 ff. der Zivilprozeß- Ordnung, ein kaufmännisches Einigungsamt und Schiedsgericht ins Leben gerufen, dessen Statut nach Möglichkeit dem Aewerbegerichts-Gesetz sich an- schließt, aber das Prinzip gütlichen Ausgleichs noch mehr in den Vordergrund stellt. lieber eine Maßnahme der sächsischen Polizei ivird ge- meldet: Mehrere Invaliden, die auf der Dresdener Bogel- wiese einige Groschen verdienen wollten, wurden von der Polizei fortgeiviesen. weil sie das Mitleid erregen. Um diese Maßregel voll würdigen zu können, muß man bedenke», daß die Invaliden, um die es sich handelt, nicht etwa betteln; vielmehr hatten in de» derSächs. Arb.-Ztg." bekannt gewordenen Fällen drei einen Stand gemierhet und zeigten dort ei» kleines mechanisches Kunstwerk(Bergwerk); der vierte handelte mit Streich« hölzern. Dabei haben die Leute schwere Steuern be- zahlen müssen. Einer zahlte sächsische Steuer jährlich 20 M., der zweite 40 M., der dritte 16 M.(und 24 M. an Preußen). Dazu kommt, daß die Berechtigung zur Ausübung des Wandergewerbes in jeder sächsischen Kreishauplinannschasl extra mit 6 M. erkauft iverden muß. Alle halten diese 6 M. entrichtet und dennoch werden sie fortgeiviesen. An ihrer Stelle dürfen italienische Jungen mit dem Affen aus dem Arm und dem Hute in der Hand ganz ungenirt fechten gehen. Eine solche Maßnahme, wie sie die Dresdener Polizei traf, ist wohl nur in einem protestantischen Lande möglich. In katholischen Ländern, wo das christliche Gebot der Barmherzigkeit bekanntlich ernster genommen wird, als in protestantische», dürfte es, unserem Ermessen nach, die Polizei nicht wagen. Krüppel in ihrem Erwerbe zu hindern, weil sie das Mitleid erregen. Genrevkfitzaftliitzes. Achtung, Lederarbeiter(Portefeuiller) Berlin »! Seit der letzten Veröffentlichung hat noch bewilligt die Firma Weinberger, Dragonerstraße. Zuzug ist streng fernzuhalten»ach folgenden Geschäften: Adam, Prinzenstr. 33; K r a s e in a n n, Melchiorstr. 7; Plötz u. Co.. Sebastianstr. 14; B o r n e m a n n, Schmidstr. 15; E i ch l e r, Sebastianstr. 6; L. Rosenthal, Annenstr. 1; E. Schreiber, Dresdenerstr. 99; Hei mann u. Co., Dresdenerstr. 82/83; Loth u. Weinland, Dresdenerstr. 83/89; Canitz N a ch f., Engel-Ufer 19; P ü s ch e l, Dresdenerstr 38 Die Kollegen von S.». M. R o s e» t h a l, Josesstraße 4, und M a r k i w i c z, Prinzessinnenstraße 19, haben im Laufe des gestrigen Tages noch Forderungen gestellt. Weiter finden Ver» Handlungen mit der Firma E- Schreiber statt, die wahr» scheinlich zu einem befriedigenden Abschluß kommen werden. Aus Leipzig , Offenbach a. M. und Wien sind Sympathiekundgebungen eingelaufen, und auch materielle Unter- stüyung ist uns zugesichert. Nur Alisharren führt zum Sieg! Mit kollegialem Gruß Die Lohnkommission. Achtung, Schuhmacher Berlins ? Da in der mechanischen Schuhwaaren-Fabrik von Mauff, Oranienstr. 139, Differenzen mit den Fabrikanten ausgebrochen sind, bitten wir die Kollegen, den Zuzug fernzuhalten. Agitationskommissiou der Schli hm acher Berlins . An die Musikinstrumenten-Arbeiter Berlins ! Nachdem seit Aufhebung unseres Streiks zwei Monate verflossen sind, halten wir den Zeitpunkt für gekommen, die Kollegen an ihre Pflicht zu erinnern. Ein großer Theil Liften stehen heule noch aus. Da dieselben mit Datum versehen sind, ist es unmöglich. sie noch weiter zirkuliren zu lassen, wir erwarten daher von allen Inhabern der Listen baldigste Abrechnung. Den Kollegen sowohl, wie der Oeffentlichkeit gegenüber sind wir es schuldig, in kurzer Zeit ein Gesammtbild über Einnahmen und Ausgaben des Streiks zu geben. Also befolge jeder diese Aufforderung und erfülle die einfache Pflicht der Ordnung; das ist um so nölhiger in einem Augenblick, Ivo das Kapital wieder neue Opfer zu fordern beginnt. Die Liquidationskommission. Die Aussperrung der Flensburger Werftarbeiter wird auch in bürgerlichen Kreisen nicht gebilligt. So schreiben die Flensburger Nachrichten":Von einer Beendigung unseres Slreik-Lockouts vernimmt man leider noch nichts. Die Schiff- bangesellschaft will die Dinge, wie es scheint, an sich heran- kommen lassen. Die Beilegung des Streiks zu Helsingör zu gnnsten der Arbeiter hat anscheinend keine» Einfluß geübt. Wenn dort der a m fch l ech te st e n entlohnte Arbeiter über 30 Pf. hinauskommt, so darf man wohl behaupten, daß 80 Pf. hier (in Flensburg ) keine unbillige Forderung ist. 30 Pf. in Däne- mark sind nämlich nach den dortigen Lebensverhältnissen viel mehr als 30 Pf. hier zu Lande. Grade die täglichen Ausgaben sind dort viel geringer als bei uns." Zum Stnhlarbciter-Streik in Lauterberg im Harz wird uns von dort geschrieben: Die hiesigen Fabrikanten haben eine Notiz in die kapitalistische Presse, u. a. in denHannoverschen Kourier", lancirt, wonach der hiesige Holzarbeiter-Streik beendet sein soll, da sich angeblich von Eichsfelde genügender Ersatz ge- fuiiden hätte. Diese Notiz ist falsch. Was denErsatz" betrifft, so war es gleich z» Anfang des Streiks dem Fabrikanten Weiß gelungen, durch Vermittelimg eines katholischen Pfarrers einige Eichsfelder Mädchen und einige Handwerksburschen zu bekommen, die derselbe nun im Polire» unterrichtete. Ferner soll ein Flensburger Jünglingsverein mit der Noch der Fa­brikanten Erbarmen gefühlt und II Arbeiter gesandt haben. Schon der Zahl nach können diese paar Leute keinen Ersatz bieten. 530 Stuhlarbeiter und-Flechlerinnen befinden sich jetzt im Streik, da kommen natürlich die 31 Streikbrecher fast garnicht in Frage. Die Bewegung ist in das Stadium ge- treten, wo die Helfershelfer der Fabrikanten anfangen, mit Ge- waltthätigkeiten vorzugehen. Man hat streikende Arbeiter, die ruhig ihres Weges gingen, mir Steinen beworfen und sucht sie auch sonst überall zu provoziren, was schon zu Zusammenstößen geführt hat. Jedoch ist die Haltung der Streikenden trotz aller Chikauen und trotzdem der Streik nun schon in die 14. Woche dauert, musterhast. Wir ersuchen die Arbeiterschaft Deutsch - lands dringend, den Zuzug nach hier auch künftig streng fern- zuhalten. Die Parteipresfe wird um Abdruck gebeten. Die Streikkommission. Die Differenzen, die zwischen dem Maurermeister Löper in Magdeburg und den bei ihm beschäsligtm Arbeitern aus- gebrochen waren, sind beigelegt. In Halle a. S. legten am Montag Morgen sämmtliche sechs Dreher der Maschinenfabrik von F r l t s ch u. K o., Tburmstraße, die Arbeit nieder. Zwei von ihnen waren, wie man uns schreibt, entlassen worden, weil sie sich geweigert hatten, auch in der Nacht zum Sonnlag durchzuarbeiten, nachdem sie schon ein Jahr lang bis abends 10 Uhr Ueberstunden geleistet hatten. Die anderey erklärten sich mit ihnen solidarisch. Tie Beschwerde gegen das polizeiliche Verbot des Dort- in u n d e r G e w e r k s ch a f t s f e st e s ist von der Regierung abgewiesen worden, u. a. deshalb, weil das Fest von der Gewerkschaftskommission veranstaltet werden sollte, diese sei ein politischer Verein, das Fest also eine politische Versammlung, nach dem Programm hätten au dem Fest aber auch Frauen theil- nehmen sollen, folglich wäre das polizeiliche Verbotgerecht» fertigt". I» Geldern ist ein Zigarrenmacher-Streil aus- gebrochen. In Kassel wird es nicht, wie seinerzeit in Aussicht ge- stellt war, zum Streik der Zwicker kommen, da sich diese mit den Schuhfabrikanten geeinigt haben. Weiter wird gemeldet, daß die Zwicker den Beschluß faßten, dem Schuhmacherverband beizutreten. Unzutreffend war die Meldung, daß aus Dresden ein Bürstenmacher, der Pole Sarmatzki, ausgewiesen worden sei. Ans Oesterreich . In Wie n dauert in vielen Werkstätten der S t e l l m a ch e r- S t r e i k noch fort, ebenso der der Klempner. Der Kampf der letzteren richtet sich namentlich gegen die kleinen Firmen, die großen haben bewilligt. Auch der Streik der Brauer und Faßbinder des Währinger Brauhauses ist noch nicht zu Ende. Von der Verhängung des Boykotts hat die Arbeiterschaft Abstand genommen. In Aussig in Böhmen dauert der Glasarbeiter- Streik ebenfalls unverändert fort, desgleichen in M e r a n in Tirol der Streik der Tischler und der T a p e z i r e r. I» St. Galleit wollte der Fachverein der Schmiede und Stellmacher sein Bereinslokal wechseln, um nichlboykoltirles Bier zu bekommen. Da drohte» die Meister mit der Aus- sperrung sämmtlicher Fachvcreinsmitglieder, und nach Lage der Dinge mußten sich die Arbeiter fügen. Einer starken Organisation würden die biederen Meister»ine solche Unver- schämtheit nicht geboten haben. Depefitzen und letzte Llachvichten. Basel , II. August.(W. T. B.) Infolge Wolkenbruches ist seit gestern Abend der Verkehr auf der Linie der Schweizer Zentralbahn bei Liestal unterbrochen: Gestern Abend 9 Uhr ent- gleiste der Zug Nr. 109 an der beschädigten Stelle. Ein Bahn- wärter wurde getödtet, Passagiere wurden nicht verletzt Der Verkehr wird durch Umsteigen uno Umladen vermittelt. Eine große Anzahl Arbeiter mit dem nöthigen Material ist mittels Extra- zuges nach der Unfallstelle abgegangen. Im Laufe des Heuligen Tages dürfte wenigstens ein Geleise wieder frei werden. Scmendria» 11. August. (W. T. B.) Der König zeigte sich nicht geneigt, die Deputation der Radikalen zu empfangen; er ließ nur fünf Mitglieder derselben einzeln vor; unter diesen waren Pasitsch und Katitsch , welchen der König er- klärte, er beschästige sich selbst mit der Versassungsfrage, welche Anfang nächsten Jahres gelöst werde. Algirr, 11. August. (W.T.B.) In dem die Stadl Soukaras umgebenden Walde ist ein Brand ausgebrochen, welcher auch die Ernte auf den angrenzenden Feldern vernichtete und zahlreiche Hütten der Eingeborenen zerstörte. Eine Eingeborensamilie von 6 Personen ist in den Flammen umgekommen. Kairo , 11. August. (W. T. B.) Am Sonntag und Montag kamen in ganz Egypten 268 Erkrankungs- und 322 Todesfälle an Cholera vor. Seil Ausbruch der Cholera sind 16 866 Personen erkrankt, 13 956 gestorben. In Dongola ist. wie gemeldet wird. eine Krankheit ausgebrochen, welche schnell zu einem tödllichen Ausgang führt; es ist ungewiß, ob dies die Cholera ist. Verantwortlicher Redakteur: August Jacobcy, Berlin . Für de» Jnseratentheil verantwortlich: Dh. Glocke in Berliu. Druck und«erlag von Max Babing in Berlin . Hierzu 2 Beilagen.