Putschplöne ausgeplauderi. Ro-iimobitmochvng nach den �eichstagswahlen. Amsterdam , 11. Juli. lVigeubericht.) Wie das sozialistische„Set Volk" meldet, fand am Mittwoch der vergangenen Woche in Eindhoven eine Konferenz deutscher in Holland ansässiger Nationalsozialisten statt, zu der auch eine füh> rende Nazipersönlichkeit au» Dösseldorf erschienen war. Die Leitung lag in den Händen eines gewissen Wolters, der in der Nähe von Eindhoven wohnt. Im Zusammen« hang mit dieser Besprechung wird nach dem„Het Volt" bekannt, das, für den Fall, daß am 31. Juli keine natto« nalsozialistische Mehrheit zustande kommt, in der ersten Augustwoche innerhalb zwölf Stunden all« deutschen Nationalsozialisten mobilisiert werden sollten, so daß ein Eingreifen der Polizei nicht mehr mög» lich wäre. Auf der Menschenjagd! Oer Hehfeldzug gegen Vr. Weiß. - Gemeinheit ohne Grenzen. Die nationalsozialistische Fraktion des Preußischen Landtags hat gestern einen Antrag eingebracht, in dem behauptet wird, daß die Gattin des Polizeioizeprüsidenten Dr. Weiß zu dem General- direktor K r o j a n k e r unerlaubte Beziehungen unterhalte. Es wird angedeutet, wohl aus diesem Grunde lasse sich Dr. Weiß von Krojanker aushalten. Die Nationalsozialisten betreiben seit geraumer Zeit gegen den Polizeioizeprüsidenten Weiß einen Kamps, den man als eine Art von Menschenjagd bezeichnen muß. Eine persönliche Be- schuldigung folgt der anderen. Erweist sich die eine als falsch, wird sofort eine andere hervorgeholt, um das Opfer schließlich doch nieder- zuHetzen. Gestern hat stch im Beleidigungsprozeß des Polizeivize- Präsidenten gegen den„Angriff" herausgestellt, daß an den Behaup- tungen, Weiß habe bei Krojanker unerlaubte Glücksspiele gespielt und seinem Gastfreund dafür eine Bautonzession verschafft, nichts Wahres ist. Jbzwischen hat der„Angriff" vorsorglich eine ganze Reihe neue Beschuldigungen gegen Weiß vorgebracht, und wenn auch diese zusammenbrechen, bleibt immer noch der Antrag der nationalsozialtstischen Landtagsfraktion, der um der Hetzjagd auf den Mann willen auch an die Ehre einer unschuldigen Frau greift. Es handelt sich um«inen kaltblütig unternommenen Versuch, einen Gegner mit Mitteln zu vernichten, an denen gemessen ein ge- wohnlicher Meuchelmord eine anständige Handlung ist. Der Meuchelmörder setzt sein Leben aufs Spiel, denn er kann gefaßt werden. Die Gegner des Polizeioizepräsidenten riskieren gar nichts. Dem 2Sjährigen SA.-Mann Krause, der im„Angriff" den Ver- antwortlichen spielt, wird es auf ein paar Monate Knast nicht ankommen. Außerdem winkt Amnestie und der Lorberkranz eines sozusagen„politischen" Martyriums. Die Verleumder der Frau Weiß verstecken sich hinter ihre Immunität. Der ganze Vorgang hat schon etwas Grauenhaftes. Das Grauenhafteste aber daran ist, daß ein« polltische Partei wSH- reich eines Wahltampfes sich solche Dinge leisten kann, ohne eine vernichtende Niederlage als Folge befürchten zu müssen. Bon welcher Demoralisierung müssen die Anhängermassen der NSDAP , ergriffen sein, wenn sie solche Dinge ertragen können, ohne im Glauben an chren neuen Heiland wankend zu werden! Wie können diese Menschen glauben, sich selbst oder dem deutschen Volk nützen zu können, mgem sie Schweinehunde zu ihren Abge- ordneten wählen! Kf eisler provozieri. Schlägerei im Kasseler Stadtparlament, Kastel . 11. Yuli.(Eigenbericht.) In der heutigen Stadtverordnetensttzung kam es zu einer schweren Schlägerei zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemo- kraten. Der nationalsozialistische Stadtverordnete und Landtags- abgeordnete Freisler provozierte mit den gemeinsten persön- lichen Beschimpfungen, er erhiell bei der Schlägerei erhebliche Verletzungen. SA.-Banden. die darauf da, Rathau» stürmen wollten, wurden von der Polizei im Zaume gehalten. Antideutsche Kundgebung in Warschau . Schwacher Besuch/ Wassersprihe stellt Ordnung wieder her. Warschau . 11. Juli. (Eigenbericht.) Die Nationalisten des Prlsudski. Lagers veranstalteten heut« nachmittag nach nationaldemokratischem Vorbild« eine Protest» kundgebung gegen das H i t l e r- R e g i m« in Danzig und die deutschen Grenzrevisionspläne. Obwohl in phrasengeschwell- ten Aufrufen unter der Ueberschrist„Mobilmachung" etwa 200 regierungstreue Vereine unterzeichnet hatten, kamen nur etwa 3000 Menschen aus dem größten Platz Warschaus zusammen. Noch den Reden, die mit den üblichen Phrasen geschmückt waren, und nachdem«ine entsprechende Resolution dem Ministerpräsidium überreicht worden war, versuchten noch einige 100 junge Burschen in die deutsche Gesandtschaft zu gelangen, um dort die De- monstration sortzusetzen. Sie wurden aber von starken Polizei- obteilungen mit Hilfe einer Wasserspritz« in kurzer Zeit aus- einandergetrieben. Zum Abend war die Ruhe in der Stadt wieder- hergestellt._ pilsudski-Bandiien. Da, Pilsudski-Regime hat einen Bandenterror groß- gezogen, dessen Gemeingefährlichkeit soeben in drei Stras- Prozessen erwiesen worden ist. Ein pilsudskistischer Stadtbeamter, der seinen Borgesetzten ermordet hat, wurde zu leben»- länglichem Zuchthaus verurteitt. Mitglieder einer Pilsudski-Bande, die seit Jahren ganze Stadtviertel brandschatzten, gegen die aber die Polizei erst einschritt, al» die Banditen Menschen- leben vernichtet hatten und deren Führer ein angesehener Stadtrat war, erhielten Freiheitsstrafen bi, zu lebenslänglichem Zuchthaus. Die Post wird bespitzelt. Die polnische Oppositionspresse behauptet schon seit Jahren, daß 'n Polen die Briefe systematisch in den„schwarzen Kabi» netten" der Postämter geöffnet, gelesen und dann wieder sorg- fältig zugeklebt werden. Amtlich wird das natürlich bestritten. Heut« beschwert sich nun sogar das Regierungsblatt.„Kurjer Po- ranny"(Morgsnkurier). daß aus dem Auslande kommende, an siel« Zeitung gerichtete Briese g e o s f n e t worden sind: einer davon war norn Postamt Posen sogar mit Berjchlußmarken verlehen worden,
' SsÄos. „Verräter! Er hätte das ganze Porzellan zerschlagen sollen!" Brüning im Angriff. „Das privatkapitalistische System ist schuld."
Glalz. 11. Juli. Am Sonntag sprach hier im„Glatzer Hof" Dr. Brüning, der Spitzenkandidat des Zentrums. Die Rede mußt« in den Garten übertragen werden, der schon lange vor Beginn wegen Ueber- füllung gesperrt worden war. Brüning führte etwa folgendes aus: Der jetzige Wahlkampf ist von größter geschichtlicher Bedeutung. Bon dem Auegang der Wahl ist abhängig, ob sich die Politik der Zukunft in Ruh« und Vernunft abwickeln soll oder ob ein Experimentieren er- folgen wird, das die Wirtschaft nie zur Ruhe kommen läßt. wir stehen In diesem Kamps als Angreifer. Wir haben dafür zu sorgen, daß der gerade Weg weiter gegangen wird. Wir dürfen kein« Experimente zulassen, die viel- leicht zeitlich kurz begrenzt« Besserung ermögliche», jedoch in einem um so größeren Chaos enden können. Wir haben während meine? Lmtstäligkeit d:« ganze Kraft dem Ost»» zugeipandt. ins- besondere die Bedünnisse der Landipirtschaft weitest gehend ge- würdigt und Maßnohmen getroffen, die ihr« Erhaltung«»möglicht haben. Dos Entschuldungsversahren hat den Zusammenhang verhiv- dert. Trotz dieser Tatsache hat die neue Regierung die bereits fertiggedruckten Bestimmungen unserer Notverordnung nicht veröffentlicht. hält« sie es getan, dann hätte da» Arbeilsbeschaffungspro. gramm sofort verwirklicht werden können. E» ist nicht angängig, daß bei ollem dem Grundbesitz«ntgegenge» brachten Interesse Besitzungen nur dadurch gehalten werden können, daß sie alljährlich durch staatliche Mittel wieder flott gemacht werden. Vielmehr müssen die morschen Gebilde verschwinden, um nochgeborenen Bauernsöhnen durch Sied- 'ung ein« Eristenzmöglichkeit zu geben. Man ist Schlagworten zum Opfer gefallen. Wehe ober, wenn mit der bäuerlichen Sied- lung nicht bald begonnen wird- Man beschwört dann eine Stim- mung heraus, die dem Großgrundbesitz sehr gefährlich werden kann. Wir bleiben verantwortungsbewußt. Wir bleiben die Säulen vernünftiger Wirtschaftsordnung, auch im künftigen Reichstag. Wenn aber das„System" beschimpft wird, so ist dies«ine demago- gische Uebertreibung. Die mißliche wirlschaslslage ist nicht von sozialistischer Seite. sondern von prioalkapitallstischer Seite her gekommen. Es sind schwere Fehler gemacht worden. Diese abzustellen, war stets unser Bemühen. Die Geschichte wird zeigen, daß da, Kabinett zu früh gewechselt hat. Ich hätte mich bei seiner Umbildung zur nationalen Seite hin abgefunden, hätte aber diesem Kabinett niemals angehört, da es eine Täuschung der Massen gewesen wäre. Die So- zialdemokraten haben sich ohne jede Bindung und Verpfstch- tung dem Staat zur Verfügung gestellt, als er in großer Not war. Klare, offene und loyale Politik, so wie wir sie betrieben haben, wird immer bestehen und den Wert behalten, wogegen Täuschungen noch nie in der Geschichte der Völker als Politik Geltung hatten. Der Rede Brünings folgte stürmischer, minutenlang anhaltender Beifall. Auch Wirth hält Abrechnung. papen, der Erfüller der Erfüllungspolitik. Dresden . 11. Juli. (Eigenbericht.) In einer Dresdener Zentrumsoersammlung sprach der frühere Reichskanzler Dr. Wirth scharf gegen die Regierung der Nazibarone. Wirth erinnerte daran, daß er vor elf Jahren das Londoner Ultimatum mit seinen 132 Milliarden habe unterzeichnen müssen. daß er aber schon damals der Entente-erklärt hätte, die Derantwor- tung für die kommende Zerstörung der Weltwirtschaft falle auf sie. Die Regierung von Popen habe voreilig und leichtfertig da» Wort gesprochen, es handele sich bei ihr um eins grundsätzlich neu« Staatsführung. Das Zentrum Hab« jetzt das Recht, die Barone und Grafen zu fragen:„Wie steht, denn mit der neuen Staat, ftihrung? Wenn unsere Politik Erfüllungspolitik genannt worden ist. dann sind Sie. Herr von Pope«, der Srfüller der Er- küllungspolltik." Gest Erschaffung der Welt Hab» es keinen größeren. Nörg-
l e r gegeben als Herrn von Papen, den man im Zentrum schon lange kenne. Lanfonne sei eine recht teure Angelegenheit für das deutsche Volk geworden. Die Behauptung von rechts, daß Brüning irgendein Angebot an die Gegenseite gemacht habe, sei unwahr. Hitler habe mit Papen einen Pakl geschlossen. Wer Papen tote- riere, werde die volle Verantwortung für Laufanne mit zu über- nehmen haben. Wenn die Herren von rechts jetzt ihre eigene Regierung im Stich ließen, worum habe die Regierung dann«igent- lich den Reichstag aufgelöst? Die Auslösung sei voreilig und leichtfertig vorgenommen worden. Jetzt wüßten Papen und Schleicher nicht, wer eigentlich hinter ihnen stehe. Es werde die Stunde kommen, wo das Volk die Sinnlosigkeit des Sturzes Brünings noch viel deutlicher als schon heute erkennen werde. Zum Schluß bezeichnete Wirth«s als Doppelsünde der Regie- rung von Papen, daß sie den Zwiespalt zwischen Norden und Süden. Ost und West und auch den sozialen Zwiespalt hervor- gerufen habe. Niemals werde sich die tothslilche Arbeiterschaft unter das Joch Hitlers beugen lasten. Sie sei nicht millenx, den. Marsch ins Dritte Reich mitzumachan, sie wende sich dagegen, daß die Organisationen zerstört würden, denn dann würden die Arbeiter vollständig willenlose Werkzeug« einer faschistischen Regierung und reaktionärer Unternehmer werden. Werkzeuge all jener, die sich zwar gegen den Wohlfahrtsstaat mit Worten erklären, aber hohle Pfötchen machen, wenn sie von diesem selben Staat saniert werden wollten. Der deutsche Arbeiter gehe nicht in» Dritte Reich. Eher tot als in Hitler , Knechtschaft. Dr. Wirth erntete stürmischen Beifall.
Kampf der braunen Besatzung! Die christlichen Arbeiter scharf gegen Hitler . Essen, 11. Juli. (Eigenbericht.) In Essen demonstrierten am Sonntag 10 000 christliche Metall- arbeiter für«inen sozialen Bolk»staat und für demo- kratische Freiheit. In einer Kundgebung im Saalbau, in der Minister Hirtsieser, der frühere Reichspostminister Giesbert und der Borsitzend« der preußischen Landtagssraktion des Zentrums, S t e g e r, teilnahmen. erklärte der zweite Verbandsvorsitzende des christlichen Metall- arbelteroerbandes, Schmitz, daß da» von Papen in Lausanne erreichte Abkommen nicht die Zustimmung des deutschen Volkes, am wenigsten die Zustimmung der deutschen Arbeiter finden werde. Der Ver- treter der christlichen Gewerkschaftsinternationale erntete großen Bei- fall, als er sagte, das Ausland, insbesondere die ausländische Ar- beiterschast oerstände nicht, daß man in Deutschland einen Staats- mann wie Dr. Brüning durch einen Herrn von Papen ersetzt habe, der in Lausanne einen neuen 3-Milliarden.Pakt unterzeichnet habe. Hirtsieser erklärte, wenn der kleine Führer einer großen Partei(Goebbels in Kiel ) neulich gesagt habe, gehenkt werde doch, dann mache er diesen Herrn darauf ausmerksam, daß es unter den christlichen Arbeitern auch Grob- und Hammerschmied gebe. Die deutsche Arbeiterschaft werde ihre Freiheit bis zum äußersten verteidigen. Ein Borstandsmitglied des Deutschen Gewerkschastsbundes sagte unter großem Beifall, wie man mit der französischen Besatzung fertig geworden sei, so werde man auch mit der braunen Besatzung fertig werden. kriegsgerichtlich erschossen wurde nach Dregraöation der süd- slawische Leutnant A t a n u st n w i t s ch, der im Marburgcr Ber- schwörungsprozeß zum Tode verurteilt worden war. Die übrigen Offiziere und Unterofsiziere, die Freiheitsstrafen zu verbüßen haben, wurden ebenfalls degradiert und ins Gefängnis von Pofcharewatz gebrocht. ver litauische Revolutionär Dletschkoitis ist Anfang dieses Jahres nach Abbüßung einer Strafe von 1Y) Jahren wegen Waffenvergehens aus dem Gefängnis von Stuhm(Ostpreußen ) ent- lassen worden. Er ist jetzt wieder im Wilna -Gebiet aufgetaucht. Die litauische Kriminalpolizei behauptet, Pletsch» taitie hob« mit polnischer Unterstützung schon wiederholt den Ver- such unternommen, seine Leute über die Administrationslinie zur Auskundschoftung nach Litauen zu schicken. Bei einem solchen Ber » such in der Nacht zum Donnerstag kam es zwischen polnischen Grenzsoldaten, die einige Pletschkoitisten bis zur Administration,- linie begleitet hatten, und der litauischen Grenzpolizei zu � einer Schießerei, wobei ein Pletschkaitist erschossen wurde und iL Meter von der Administrationslinie entfernt auf litauischem Bpden tot liegen blieb,