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Die braune Besatzung.

G. gleich Geparatiffen von 1923.

Die gesamte ausländische Bresse   midmet bem deutschen   Bürger­frieg breitesten Raum. Go Deröffentlicht beispielsweise ber ,, Manchester Guardian" einen Artikel Die Nazi. truppen in Berlin  ". Da heißt es:

Berlin   gleicht einer von einer fremden Armee offu pierten Stadt. Die G2. marschiert in ihren gelbbraunen Uniformen durch die Straßen, selbstbewußt und arrogant, in ganzen Abteilungen oder in Gruppen. Ihre Kuriere eilen auf Fahrrädern oder Motorrädern einher, ihre Offiziere in Auto­mobilen.

Mer Jeuge des Ruhreinmarsches der Franzosen   gewesen ist, dem wird diese Befehung des Ruhrgebietes lebhaft in Erinnerung gerufen, wenn er jetzt Berlin   befucht; mit dem einzigen Unter­fchied, daß das Benehmen der Franzosen beffer gewesen ist als das der S.- Männer

die franzöfifchen Offiziere und Privatleute waren höflicher. Gewiß haben damals die Franzosen   Ausschreitungen begangen, aber es gab meder eine tägliche Liste von Erzessen, wie es jetzt hier der Fall ist, noch haben die Franzosen vollkommen un schuldige Menschen aus bloßem Rassenvorurteil beleidigt und geschlagen.

Diese SA.  - Männer sind viel besser mit den Separa tisten des Rheinlandes zu vergleichen, die im Einver­ftändnis mit den Franzosen   1923 die rheinischen Städte durchstreiften, und die Haltung der deutschen   Regierung gleicht sehr der damaligen franzöfifchen."

Der Bericht fagt dann, so wie die damalige französische   Re­gierung zur Rheinischen Republik" stand, nicht zusagend und nicht ablehnend, so stehe die heutige deutsche Regierung zum ,, Dritten Reich".

Dort Sympathie mit den rheinischen Separatisten hier Sympathie mit den SA.  - Männern. Aber hier wie dort, Se­paratiffen oder S2: es feien in der Hauptsache Menschen der Unterwelt( gangsters") und Tunichtgute. ,, Genau wie die Separatisten", heißt es noch im ,, Manchester Guardian", sind die SA.- Männer mehr als eine öffentliche Be läftigung, fie find eine Plage, auf die fich ein Saß fon. zentriert, der allein durch die große Disziplin der friedlichen Bevölkerung in Schranken gehalten wird."

England und Lausanne  .

Erklärungen Macdonalds.

London  , 12. Juli.  ( Eigenbericht.) Dem gedrängt vollen Unterhaus berichtete Macdonald über Lausanne  : es handle sich um eine Endlösung der Repara fionsfrage, die irgendwie jeder wirtschaftlichen Schwierigkeit der letzten Jahre zugrunde gelegen und alle Staatsbudgets in Europa  Derfälscht habe. Solange nicht durch die Beseitigung der Reparationen die Stellung Deutschlands   als eines Elements im Belthandel geflärt sei, gäbe es auch für England feine Erholung. Macdonald erwiderte dann auf Angriffe Churchills, der tags zuvor dargelegt hatte, man hätte por dem Abschluß einer euro­paifchen Reparationsregelung ben Ausgang der Wahlen in 2.merifa abwarten müffen. Er, Macdonald, habe

auf Wahlen folange gewartet, bis seine Geduld am Ende gewejen

fei. Der lange Zeitraum zwischen der Baseler Expertenkonferenz, die die Dringlichkeit einer Lösung betonte, und Lausanne   gereiche niemand zur Ehre. Jedesmal, wenn man an das Problem heran­gehen wollte, habe ihm irgendeine Wahl im Wege gestanden. Auf die amerikanischen   Wahlen habe man nicht auch noch warten können. Macdonald sprach dann von den Schwierigkeiten, die sich dar. aus ergaben, daß Reparationen und Alliiertenschulden sowohl von Amerita als auch von Deutschland   als getrennte Fragen an

gesehen werden. Herr von Papen habe stets gegenüber Mac­donalds Vorstellungen fich grundsäglich auf den Standpunkt gestellt, daß Reparationen und Kriegsschulden nichts miteinander zu tun hätten. So habe Amerika   nicht herangezogen werden können und die Europäer müßten zunächst einmal ihr Haus allein in Ordnung bringen. Auf Churchills und die in der Presse geäußerten Vorwürfe über geheime Abmachungen, welche die Mächte über die Ratifizierung getroffen hätten, indem sie von der Lösung der Schul­denfrage mit Amerifa abhängig gemacht wurde, erwiderte Mac­donald, er habe in der Schlußsigung in aller Offenheit und in Anwesenheit der Journalisten auf eine Frage Papens   er­widert, daß

im Falle einer Nichtratifizierung des Lausanner Abkommens eine neue Konferenz

stattfinden merde, daß man also Deutschland   nicht auf den Youngplan zurüdfallen lassen werde. Ueber Amerifa jagte Macdonald, er sei überzeugt, daß kein Bolt in der Welt so bereit mie das amerikanische sei, den Engländern aus ihren Schwierig­feiten herauszuhelfen, obwohl sich die Amerifaner bisher zu nichts Derpflichtet haben.

Macdonald schloß mit dem Hinweis darauf, daß in Lausanne  Europa   nur seine internen Fragen geflärt hätte. England habe vielleicht auf dem Papier   Geld geopfert, aber es habe der Wirt fchaft eine Chance zur Erholung gegeben. Die Vorbereitungen hätten bereits begonnen für den zweiten Teil der Konferenz, näm­lich der Weltwirtschaftskonferenz. Amerika   werde sich an ihr be teiligen. Sie werde nicht in Genf   tagen.

Der Führer der Arbeiterfraktion Georges Lansbury

äußerte in seiner Antwort an die Ausführungen des Premier ministers die Befriedigung darüber, daß das verwerf liche und verderbliche Prinzip der Reparationen beseitigt worden sei. Die Labour Party   repräsentiere die einzige Bar= tei, die die Reparationen vor allem Anfang an be= fämpft habe. Bei aller Beglückwünschung meinte Lansbury  , daß feine endgültige Klärung der Beziehungen zwischen den mitteleuro­päischen Völkern stattfinden tönne, folange nicht die furchtbare An­flage der deutschen   Nation von ihrer alleinigen Kriegs= schuld bereinigt werde.

Lloyd George   bedauerte dann, daß die Regierungen nicht ent­sprechend ihrer ursprünglichen Absicht völlig reinen Tisch mit den Reparationen gemacht haben.

Finanzminister Chamberlain erwiderte, er habe nicht den ge­ringsten Einwand gegen die Veröffentlichung der von Lloyd George  als geheim bezeichneten Dokumente, wenn die übrigen Regierun­gen bamit einverstanden wären.

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TriNoch nicht!"

" Noch nicht fagt Herr v. Gayl.- Bieviel Blut doch solch ein kleines, noch foften fann!

Die Blutspur des Bürgerkriegs.

Material für Baron Gayl.

Frankfurt   a. M., 12. Juli.  ( Eigenbericht.) Jordnungs jungen überfallen und furchtbar zu In der Nähe von Niederursel   wurden zwei Jung- gerichtet. Einem Tell wurden die Instrumente gestohlen. An. sozialisten, die aus Frankfurt   von einer kundgebung heim­kehrten, von einigen hundert Nazis von ihrem Motorrad geriffen und schwer mißhandelt. Ebenfalls in Niederursel   wurde ein Radfahrertrupp der Eisernen Front von Nazirowdies mit Eisenketten und Eisenstangen angegriffen, mißhandelt und seiner Fahne beraubt. In Obereschbach   wurde ein größerer Trupp Anspacher Parteifreunde von Nazis aus dem Hinterhalt überfallen und blutig geschlagen. Auch sie befanden sich auf dem Heimweg von einer Sundgebung in Frankfurt  .

verfchiedenen Stellen wurde das kleinpflaster aufgerissen und als Wurfgeschoß benutzt. Die Hitler  - Burschen famen aus einer Ver­fammlung, in der sie gegen Rotmord und Gummifnüppel" profeffier­ten. Der Nazi- Landtagsabgeordnete 3 ordan hatte dort Anweisung gegeben, die S.- Bersammlungsbesucher sollten, falls die Versamm­lung aufgelöst würde, den Unweisungen der Polizei feine Folge leiffen. Die bezahlten Uniformfräger( Polizei), die er als Sadisten bezeichnete, sollten in Ruffentittel gestedt werden. Ihre Namen feien in Kartothefen zusammengestellt und es würde mit jedem im Dritten Reich abgerechnet werden. Weder bei dieser Bedrohung griff die Am Spielplatz in Zeilsheim   wurden Mitglieder der Arbeiter- Polizei durch, noch als Jordan das Notwehrrect profía­Um Spielplatz in Zeilsheim   wurden Mitglieder der Arbeiter- mierte mit der Aufforderung: Schlagt die Marristen, wo ihr sie jugend von einem großen Trupp Nazis, die planmäßig aus ihren trefft! Wie diese Aufforderung wirkt, sollte sich bald zeigen. Cofalen ausgerückt waren, überfallen und schwer mißhandelt.

Wo bleibt die Staatsgewalt?

Schwerin  , 12. Juli.  ( Eigenbericht.)

Am Dienstagmorgen hat die fazialdemokratische Fraftion des Mecklenburgischen Landtags an das mecklenburgische Staatsmiini fterium ein Schreiben gerichtet, in dem auf das dringendste gefordert wird, daß dem Treiben der Nazis in Mecklenburg   endlich Einhalt

geboten wird.

Die SPD.  - Fraktion gibt in dem Schreiben noch einmal eine furze Darstellung der blutigen Vorgänge in der fleinen Stadt Hagenow  , in deren Berlauf der medlenburgische Reichstags- und Landtagsabgeordnete Hildebrandt mit der Bistole in der Hand eine auffallende Rolle spielte. Auch das von Schpindel strogende Telegramm der mecklenburgischen Nazi- Gauleitung an den Reichs­ wehr  - und Reichsinnenminister wird in dem Schreiben richtiggestellt. Schließlich wird gefordert, daß endlich die staatliche Ere. tutive gegen das Unwesen der Nazis in Mecklenburg   ein­gesetzt wird.

Das Schreiben wurde gleichzeitig als Telegramm an den Reichs­minister des Innern gerichtet mit dem dringenden Ersuchen, im Falle, daß sich die Verhältnisse in Mecklenburg   noch mehr zuspizen sollten, mit der Reichserefutive gegen die Nazis einzuschreiten.

In der Nacht zum Dienstag zertrümmerten Nationalsozialisten die beiden großen Schaufensterscheiben und die Eingangstür zu der Geschäftsstelle des Freien Bortes" in Schwerin   durch einen Hagel von Steinen. Das Freie Wort" ist eine Filiale der med lenburgischen. Boltszeitung". Von den Tätern fehlt bis jetzt jede Spur.

SA.   provoziert weiter.

Oblau, 12. Juli.  ( Eigenbericht.) Die acht verhafteten sozialdemokratischen Funktionäre wurden auf einem Bereitschaftswagen fortgeschafft und in das Brieger Gerichtsgefängnis eingeliefert. Als der Bereitschafts­wagen über den Ohlauer Ring fuhr, rief eine riesige Menge von Arbeitern ihren Führern ein brausendes Freiheit!" zum Abschied nach.

Am Dienstagnachmittag verlangten einige S.- Leute fate­gorisch die Herausgabe der letzten Nummer der Welt am Montag", in der Hilfers Raiserhofrechaung behandelt wird, dus einem von der Sozialdemafratie zu Wahlreklamezweden gemieteten Schaufenster. Das freche Anfinnen wurde natürlich abgelehnt. Nach Furzer Zeit erschien ein Nazi- Ueberfallwagen, dessen Be­fakung über die ahnungslos vor dem Schaufenster Stehenden her­fiel, die Scheibe einschlug und nach vollbrachter Tat wieder fpurlos verschwand.

Reichsbannermann niedergeschossen.

Düsseldorf  , 12. Juli.

Am Corneliusplatz fam es geffern spät abends zu einem Zu­sammenstoß zwischen Reichsbannerleuten und Nationalsozialisten. Die Nationalsozialisten versuchten, den Reichsbannerleuten die 2b­zeichen abzureißen.

Als die Reichsbannerleute fich zur Wehr feßten, wurde von den Nationalsozialisten gefchoffen. Ein Reichsbannermann er­hielt einen Unterschenkelschuß und mußte ins Krankenhaus geschafft werden. Vier der Tat Berdächtige wurden festgenommen.

Weiteres Todesopfer in Trier  .

Jn Trier iff der Reichsbannerkamerad, der Buchdruder Moeschel, der am Sonntag von Nazis durch fünf Schüsse verleht worden war, gestorben. Die freien und christlichen Gewerkschaffen haben dem Reichsinnenminister und dem preußischen Innenminister von diesem Mord telegraphisch Kenntnis gegeben und entsprechende Maßnahmen gegen den Naziferror ge­fordert, andernfalls die Arbeiterschaft zum Selbst­schuh gezwungen sei".

Der Nazi auf dem Dach.

Wuppertal  , 12. Juli. In Elberfeld   tam es gestern abend, wie das Polizeipräsidium mitteilt, zwischen Angehörigen verschiedener Parteien zu schmeren Auseinandersetzungen. Ein Nationalsozialist feuerte fechs Schüsse ab, durch die fünf Personen, darunter eine Frau, verletzt wurden. Der Täter flüchtete, konnte aber von Polizei­Aus den Reihen der Nazis wurde in Ohlau   bisher niemand beamten auf dem Dach eines Hauses, wo er sich vers verhaftet. Die Ohlauer Polizeibehörde legt ganz unverhohlenstedt hatte, festgenommen werden. Er will selbstverständ­Sympathien für die Nationalsozialisten an den Tag. So wurde am lich ,, in Notwehr" gehandelt haben! Montag ein Trupp SA.   von der Polizei mit der Beschlagnahme zahlreicher, Reichsbannerleuten gehörender Fahrräder beauftragt. Der SA.- Führer Haar ließ die Räder auf einen Karren laden und leitete den Transport mit entsicherter Pistole durch die Stadt. Die Ohlauer Republikaner haben nach diesen Vorfällen jegliches Ver trauen zur örtlichen Polizei verloren.

Für Sonnabend hat die S2. einen Propagandaumzug durch Ohlau   angesetzt. Die Arbeiterschaft fühlt sich durch diese Absicht aufs

neue provoziert.

Wildwest in Halle.

Halle, 12. Juli.  ( Eigenbericht.)

In Halle herrschen seit dem mißlungenen Ueberfall auf das Arbeiterheim in Halle anläßlich der Löbe- Rundgebung die reinften Wildwestzustände. Selbst am hellen Tage find die Träger der drei Pfeile ihres Lebens nicht sicher.

In der Nacht zum Dienstag wurden 20 Angehörige eines Reichs banner- Spielmannzuges, die von einer Beranstaltung heimkehrlen, von 200 uniformierten und bewaffneten Motoere

Nazibefehl: Waffen beschaffen!

Wittenberg  , 12. Juli.  ( Eigenbericht.) Die ,, Kemberger Zeitung" vom 12. Juli teilt mit, daß der Nazifreisleiter Ritterbuch in Wittenberg   auf einem sogenannten Deutschen   Abend" den SA.  - Leuten den direkten Befehl erteilte, die Marxisten zu schlagen, wo sie nur welche treffen. Er for. derte die Hitler  - Horden ferner auf, sich mit Waffen zu versehen, denn der Befehl, daß SA.  - Leute, die sich im Besik von Waffen befänden, ausgeschlossen wür. den, bestehe nicht mehr.

ist jetzt auch in der Nähe von Warschau  , in Jadom, Bauernblut Polnische Bauernbewegung. Wie bereits mehrfach in Galizien  , geflossen. Aus einer Erhöhung der Marktgebühren entstand ein Streit mit der Polizei. Angeblich auf Steinmürfe schossen die Bolizisten. Drei Bauern wurden getötet, 20 Bersonen verlegt, darunter auch Bolizisten,