Einzelbild herunterladen
 

Eine Antwort.

Die Schlesische Bergwacht an Herrn von Gahl.

Die Schlesische Bergwacht" in Waldenburg , unser Barteiblatt im Elendsgebiet, ist auf drei Tage verboten worden. Am Sonn abend wird die Bergwacht" wieder erscheinen, in Massen= auflage! Das Berbot wird mit einer einzigartigen Werbung beantwortet werden.

"

In ihrer letzten Rummer vor dem Berbot gibt die Schlesische Bergwacht" die folgende Antwort:

,, Baron Gayl hat die Zeitung der Arbeiterschaft auf drei Tage verboten.

Sie haben ausgeschaltet, Herr von Gayl. Die Wiedergabe des politischen Konzerts durch uns mag in Ihren Ohren nicht immer gut geflungen haben. Aber vielen Zehntausenden hat sie gefallen. Das sind Broleten. Das Wort ist nicht schön und wir wollten Ihr Gefühl durch einen solchen herben Ausdrud nicht tränken. Aber leider, leider ist es fo: Es gibt in Deutschland tatsächlich Profeten, trog des Wohlfahrtsstaates", der nun abgebaut werden soll.

Diese Zehntausende Proleten im Waldenburger Industriebezirk werden am 31. Juli sozialdemokratisch wählen. Und es werden mehr sein, als man erwarten fonnte. Weil Sie ausgeschaltet haben, Herr von Gayl.

Taufende organisierter Arbeiter und Arbeiterinnen, Tausende flassenbewußter proletarischer Menschen sind die Aufnahmeantenne einer sozialdemokratischen Zeitung. Die trifft tein Verbot. Die schreien weiter ihre Not in das Land. Die flagen weiter an und wissen um die Zusammenhänge zwischen ihrer Not und dem Rabinett von Papen. Die holen an den Stempelstellen und Bostämtern die fümmerlichen Refste ihrer Unterstützungen und ver­gessen weder die Notverordnung des Kabinetts von Papen, noch die Aufhebung des SA.- Berbotes.

Dazu hatte das Zentralorgan unserer Partei Stellung genommen und dafür wurde es verboten. Wir sollen Sie im Kampf um das Berbot durch ein einziges Wort beleidigt haben! Die Absicht hat uns ferngelegen; wir sind nicht so töricht, uns von einer Beleidigung einen Erfolg zu ver­fprechen.

Kennen Sie das Land, in das Sie Ihren Bannftrahl sandten? Hier hat das Leid seit Jahrzehnten eine Heimstätte, hier lebt eine Not, die schon einmal ganz Deutschland erschütterte und aufrüttelte. Bor soviel Jammer neigte sich vor vier Jahren der Herr Reichs präsident von Hindenburg in tieffter Ergriffenheit und sprach ein erlösendes Wort: So fann es nicht weitergehen."

Die ,, Schlesische Bergwacht" ist das Organ der Arbeiterschaft des Waldenburger Industriebezirks. Unserem Hauptschriftleiter hat der Herr Reichspräsident, erschüttert von seinen persönlichen Eindrücken im Bergland, vor vier Jahren die Hand gedrückt und dazu bemerft: ,, Arbeiten Sie nur tüchtig für Ihre Arbeits. brüder." Das traf den Sinn unseres Seins: Wir arbeiten für unsere proletarischen Brüder. Und wenn wir Sie dabei bekämpfen müssen, dann liegt die Schuld bei Ihnen, Herr von Gayl. Und wenn Sie fein anderes Mittel wissen, um diesen Kampf zu beenden, als uns zu verbieten, dann wird uns bestätigt, mie fehr mir auf dem rechten Wege sind.

Der Maulforb.

Bernburger Boltswacht" fieben Tage verboten. Deffau, 13. Juli. ( Eigenbericht.) Nach dem Boltsblatt für Anhalt " in Dessau ist nun mehr auch die Boltsmacht" in Bernburg von der national sozialistischen Regierung auf acht Tage verboten worden, obwohl in dieser Zeitung nicht das mindeste enthalten mar, was ein 3eitungsverbot gerechtfertigt hätte.

Da gleichzeitig auch die Kopfblätter der beiden sozialdemokra­fischen Zeitungen verboten sind, ist durch diese einseitige Partei­maßnahme der nationalsozialistischen Regierungspartei bewirkt, daß im Lande Anhalt feine einzige sozialdemokratische Zeitung erscheint;

mitten im Wahlkampf sind also 75 000 sozialdemokratische Wähler, mehr als ein Drittel aller Wahlberechtigten, ihrer politischen Infor mationsquellen beraubt. Daß eine solche Maßnahme weder mit Recht noch mit Staatsnotwendigkeit etwas zu tun hat, liegt auf der Hand. Daß es sich bei diesen Verboten um eine reine Parteiwillkür handelt, geht besonders deutlich aus einem Satz der Begründung für das Verbot des Deffauer Volksblattes" hervor. Der Nazi minister Freyberg sagt in seiner ,, Begründung": Auch diese unmahre und entstellte Darstellung des Boltsblattes" gefährdet lebenswichtige Interessen des Staates, indem sie

"

Nicht nur Balken biegen sich!

LANDES VERRAT

SPE

BONZEN

IM

IN

PROLETEN in DOLCHSTOS

Was ist denn da passiert?"

00

Die Litfaßsäule hat sich gebogen, das fommt von den Naziplafaten!"

-

Ende des belgischen Streifs?

Ein Erfolg der belgischen Arbeiterpartei.

Brüssel , 13. Juli. ( Eigenbericht.)

In der belgischen Streitbewegung ist am Mittwoch eine wichtige Wendung eingetreten. Die baritätische Kommission für den Kohlenbergbau tam am Nachmittag zu einmütigen Beschlüssen, die auf die Be­willigung sämtlicher Forderungen der Bergarbeiter hin, auslaufen, die zum Ausbruch der Streifbewegung geführt haben, d. h. die Löhne werden bis zum 1. November stabilisiert, alle Arbeiter werden wieder eingestellt und die Verteilung der Arbeit erfolgt durch eine pari­tätische Kommission von Zechenbesikern und Delegierten aller fünt betroffenen Kohlenrebiere.

Reduce ne

Ferner wurde in der Rammer die am Dienstag be. gonnene Debatte wieder aufgenommen. Es wurde eine von den drei großen Parteien, Katholiken, Liberalen und Sozialisten, eingebrachte gemeinsame Entschließung fast einstimmig angenommen, die die schnelle Beilegung des Konflikts im Geiste der Gerechtigkeit und des gegenseitigen Einvernehmens auf der Grundlage der am Dienstag von der sozialistischen Fraktion gestell­ten Forderungen verlangt.

Im Lande des Ochsenkopfs. Raziminifterium in Mecklenburg- Schwerin .

Schwerin , 13. Juli. ( Eigenbericht.) Im Landtag von Mecklenburg- Schwerin wurde am Mittwoch, entgegen den ursprünglichen Bersicherungen der Nationalsozialisten, das Präsidium nach der Stärke der Parteien zu besetzen, ein rein nationalsozialistischer Vorstand ge­wählt. Präfident wurde der nationalsozialistische Mittelschullehrer Krüger aus Goldberg in Mecklenburg .

-

die in der gegenwärtigen Staatsregierung maßgebende Partei Aus der Wahl des Ministerpräsidenten ging der national­sozialistische Abgeordnete, Gutsbesiger von Granzow, Severin, mit in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen 35 von 58 Stimmen hervor. Ein Gutsbesiger als Ber versucht." In der Geschichte politischer Zeitungsverbote ist es wohl treter einer Arbeiterpartei das ist charakteristisch. ein bisher nie dagewesener Fall, daß eine Regierung als zweiter Staatsminister wurde der erst kürzlich zu den National Zeitungsverbote zugunsten des vermeintlichen Ansehens einer polifozialisten übergelaufene Abgeordnete, Amtshauptmann Scharf tischen Partei erläßt. Güstrom, gewählt. Der Antrag, die Zahl der Minister auf zwei zu vermindern, wurde mit Zustimmung der Sozialdemokratie ange

Begräbnis des erschossenen Reichsbannerführers. nommen.

Deffau, 13. Juli. ( Eigenbericht.)

In Dessau wurde am Mittwochnachmittag unter einer geradezu ungeheuren Beteiligung der Bevölkerung der am Sonntag ermordete Reichsbannerführer Feuerherd zu Grabe getragen.

Der Zug, der infolge des Zeitungsverbotes nicht einmal ange fündigt werden fonnte, sondern in wenigen Stunden von Mund zu Mund angesagt wurde, umfaßte nach der polizeilichen Zählung 7800 Teilnehmer, während mehr als die doppelte Zahl von Menschen die Straßen der Stadt umfäumten.

Die blasse Angst!

Gin, Erneuerer" Deutschlands .

Braunschweig , 13. Juli. ( Eigenbericht.)

In Braunschweig hat der Bahnhofsvorsteher Lüders, der eine führende Stellung in der NSDAP . befleidete, über 4000 m. unterschlagen. Er wurde fristlos entlaffen.

Hamborn .

Die tägliche Lifte.

Anhaltende Unruhen im Reich.

Nazi- Klagges verbietet einen Aufmarsch der Eisernen Front. rottelen sich S2.- Leute unter Drohrufen zusammen. Als die Nazis

Braunschweig , 13. Juli. ( Eigenbericht.)

Die Eiserne Front der Stadt Braunschweig , die am Sonntag mit ihrer großen Demonstration einen gewaltigen Eindrud hinterlassen hatte, hat einen neuen Aufzug beantragt.

Nazi- Klagges, dem die außerordentlich starke Beteiligung jedoch allzusehr auf die Nerven gefallen ist, hat die beantragte Demon­stration nicht genehmigt, da er in Zukunft nur noch Demon­strationen militärähnlicher. Berbände zulassen will. Klagges jucht durch diese Maßnahme das ungleiche Kräfteperhältnis, das zwischen der starken Eisernen Front und der schwachen S. in Braunschweig besteht, zu verbunkeln. Dies wird ihm aber schmer daneben gelingen!

Bor der Geschäftsstelle der Sozialdemokratischen Boltsstimme" fich anfchidten, die sozialistische Geschäftsstelle zu ffürmen, trat die Reichsbanner- Schuhwache in Affion. Ein Nazi wurde tödlich verlegt, ein zweiter verwundet. Kiel .

Am Mittwoch wurden bei einem Zusammenstoß mit bewaffneten SA- Kolonnen zwei Reichsbannerleute durch Schüsse verletzt. 51 Personen wurden verhaftet.

Ulm .

Es ist jedoch keineswegs gewiß, daß diese beiden Be­schlüsse, obwohl sie einen erheblichen Erfolg für die Arbeiter dar­stellen, noch rechtzeitig fommen, um die ins Rollen geratene 2amine aufzuhalten. Der Korrespondent des Soz. Presse­dien ft" hat am Mittwoch einen erheblichen Teil des bisher noch nicht direkt betroffenen belgischen Industriegebiets durchreist, so ins­befondere Löwen , Lüttich und Umgebung, das Maastal, Hun usw. Ueberall war eine aufgeregte Stimmung unter den Arbeitern anzutreffen. Möglicherweise mirten die Brüffeler Be schlüffe beruhigend auf die Gemüter. Eine weitere schnelle Aus. breitung der Streifbewegung fann aber nur dadurch verhindert werden, daß ben Arbeitern die bestimmte Bersicherung gegeben wird, daß von weiteren Lohnherabsetzungen in feinem Beruf und in feinem Fall des Landes die Rede sein kann.

In Brüssel kam es am Mittwoch zu 3ufammenstöße zwischen fommunistischen Demonstranten und der Polizei. Die Bee amten feuerten einige Schüsse ab und verlegten mehrere Personen. Am Abend fam es im Zentrum wieder zu Ansammlungen, Cafés und Läden wurden eiligst geschlossen. Auch in Lüttich kam es zu Zusammenstößen. Mehrere Personen wurden verletzt.

Wuppertal .

In der Nähe von Barmen wurden auf einem Lastkraftwagen befindliche Kommunisten beschossen. Ein Kommunist wurde getötet, ein zweiter verlegt.

Köln .

Schwere Unruhen machten in der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch den Einsatz starker Polizeifräfte im Stadtteil Sülz nötig. Die Polizei wurde aus Häusern beschossen; die Straßen waren mehrfach aufgerissen und Hindernisse errichtet, so daß ein Panzer­magen eingesetzt werden mußte. Die Zahl der verlegten Kommu nisten ist nicht bekannt. Ein Polizeibeamter wurde verwundet. Hindenburg ( Oberschlesien ).

Eine Polizeistreife wurde von Nazitrupps angefallen. Das herbeieilende Ueberfallkommando nahm 80 Personen fest. Bei den Nazis wurden Schlagwaffen, Pistolen und zahlreiche Munition beschlagnahmt.

Nazi- Feuerüberfall.

Drei Passanten schwer verletzt.

In Oberschöneweide unternahmen etwa 20 National sozialisten einen regelrechten Feuerüberfall auf Kom­munisten, die sich auf dem Marktplatz aufhielten.

Sie feuerten etwa 40 Schüsse ab. Drei Passanten wurden schwer verletzt.

Strafantrag gegen Verleumderblatt. Staatssekretär Weismann gegen den Angriff".

Der Amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Wegen eines in der Zeitung ,, Der Angriff" vom 7. Juli 1932 erschienenen Artikels, in dem gegen den Staatssekretär des preußis schen Staatsministeriums Dr. Weismann ehrenkränkende Vor­würfe erhoben worden sind, hat sich das Staatsministerium mit dem im Erholungsurlaub befindlichen Staatssekretär Dr. Weismann in Verbindung gesetzt. Dr. Weismann hat daraufhin sofort gegen den Angriff" Strafantrag wegen Berleumdung gestellt.

Gegen den Aufstand in Südbrasilien hat Präsident Vargas die gesamte Armee und Marine mobilisiert. Der Hafen von Bei Schlägereien zwischen politischen Gegnern wurden vier Ber Santos wurde geschloffen, 800 Geefoldaten sind dorthin fonen verlegt. unterwegs.