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BERLIN  Donnerstag 21. Juli 1932

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Der Abend

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Nr. 340

B 165

49. Jahrgang

Steigert den Kampf!

Beschluß der Sozialdemokratischen Partei

am

Parteivorstand und Parteiausschuß der Sozial­demokratischen Partei Deutschlands   haben 21. Juli einstimmig den folgenden Beschluß gefaßt: Der Parteiausschuß der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands   brandmarkt vor dem ganzen deutschen   Wolfe und der ganzen Welt das gewalt. jame und verfassungswidrige Vor­gehen der Reichsregierung gegen die preußische Staatsregierung. Er spricht den Genossen der preußischen Staatsregierung und dem Berliner   Polizeipräsidenten für ihr würdiges Verhalten am 20. Juli Anerkennung und Dank aus.

Der gewaltsame Eingriff, der von den National­fozialisten gefordert und von der Reichsregierung bollzogen wurde, hat die verantwortungsfreudige Aufbauarbeit der Sozialdemokratischen Partei am preußischen Freistaat vorläufig unterbrochen. Wie im Reiche ist jetzt auch in Preußen

die Alleinherrschaft einer dünnen Oberschicht aufgerichtet

und jeder Einfluß der breiten, werftätigen Massen böllig ausgeschaltet worden. Es liegt jedoch in der Hand des Volkes, durch Wahl von Sozialdemokraten am 31. Juli die gestörte Rechtsordnung der Republik  wieder herzustellen und sich selber den gebührenden Einfluß auf die öffentlichen Angelegenheiten wieder zu berschaffen.

Der 31. Juli muß ein Tag des Gerichts werden für die Mißregierung der Barone und ihre nationalsozialistischen Helfer.

Es darf nicht gelingen, die Aufmerksamkeit von der Tatsache abzulenken, daß Hitler und seine Partei für den sozialreaktionären Kurs, der jett gesteuert wird, die volle Verantwortung tragen.

Ohne Hitler   feine Hungernotverordnung!

Die kommunistischen   Führer, die seit Jahren Schulter an Schulter mit den Nationalsozia listen den Kampf gegen Braun und Severing   geführt, ihren Sturz, ihre Absehung, ihre Versehung in den Anklagezustand gefordert haben, rufen jest wegen der Absehung von Braun und Severing   zum General­streit auf. Die deutsche Arbeiterklasse wird sich die Wahl ihrer Mittel und die Stunde ihres Handelns nicht von den Bundesgenossen der Nationalsozialisten im Kampfe gegen Braun und Severing   vorschreiben

Lassen!

Es gilt jetzt, in voller Aktivität, Diszi plin und Einigkeit alle Kräfte für den Wahl­kampf und den Sieg der Sozialdemokratie zusammen­zufassen. Für die weiter bevorstehenden Kämpfe find die Organisationen in den Zustand höchster Bereit schaft zu sehen.

Nieder mit dem Hafenkreuz und seinen Gönnern! Es lebe die Sozialdemokratie! Freiheit!

Die fozialdemokratische Fraktion des Preußischen Land­tags hat sich diesem Beschluß einstimmig angeschlossen.

Reichsrat abgefagt!

Die für Donnerstagnachmittag anberaumte Bollfihung des Reichsrats ift mit Rüdficht auf die politische Lage und die Tatsache, daß die preußische Beriretung im Reichsraf noch nicht geflärt ist, abgejagt worden.

Auch alle Ausschußfihungen des Reichsrats fallen aus. Neue Sigungstermine find noch nicht bestimmt worden.

Südamerika   in Berlin  

Große Ansammlungen vor dem preußischen Innenministerium an dem Tage, da der Vertrauensmann der Republik  , Carl Severing  , aus dem Amt entfernt wurde.

Vor dem Staatsgericht.

Am Sonnabend Verhandlung über einstweilige Berfügung.

Ceipzig, 21. Juli. Ministerialdirektor Dr. Badt vom preußischen Innen­minifterium hat heute die klage der alten preußi­shen Regierung gegen die Einsetzung eines Reichs­fommiffars und gegen die Maßnahmen der Reichs­regierung in Preußen beim Staatsgerichtshof abgege­ben. Der Staatsgerichtshof hat Termin zur Verhandlung über den geforderten Erlaß einer einstweiligen Ber­fügung auf Sonnabend, 23. Juli, 10.30 Uhr, festgesetzt.

Der Inhalt des preußischen Antrages geht dahin, daß der Reichsregierung untersagt werde, vor der endgültigen Entscheidung des Staatsgerichtshofes über die Verfassungsmäßigkeit oder Verfaffungswidrigkeit ihres Vor­gehens gegen Preußen irgendwelche Maßnahmen zu treffen. Den Borfih in der Verhandlung wird an Stelle des be­urlaubten Reichsgerichtspräsidenten Bumke der Senatsprä­fident Degg   führen.

Die sozialdemokratische Fraktion des Landtages hat fich der vom preußischen Staatsministerium erhobenen Klage und dem Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung angeschlossen, und macht die Anträge der preußischen Regierung zu ihren eigenen.

Mit der Wahrnehmung der Klage hat die Fraktion den preußischen Ministerialdirektor Dr. Badt beaufs tragt, zu seinem Vertreter wurde Herr Professor Waldecker- Breslau ernannt.

Zum Kampfe bereit!

Arbeiter Berlins  ! Steht geschlossen!

Die Berliner   Arbeiterschaft hat gegenüber der Provo­tation, die das gewaltsame Borgehen des Papen  - Kabinetts gegen die Preußenregierung bedeutet, eiserne Disziplin be­wahrt. Die Machthaber sollen sich nicht darüber im Unflaren fein, welche Empörung und Hochspannung durch diese Diszi­plin umschlossen ist!

In Berlin   ist es ruhig geblieben". Jawohl, in Berlin   ist Die Presse der Machthaber deklamiert heute morgen: alles ruhig geblieben, aber sie mögen sich nicht täuschen: nur In Berlin   ist es ruhig geblieben". Jawohl, in Berlin   ist der Besonnenheit der sozialdemokratischen Führung und ihrer Kaltblütigkeit, nur der bewundernswürdigen Disziplin der Berliner   Arbeiterschaft ist dies zu danken! Ohne diese Disziplin im Kampfe erworben und als Mittel des Kampfes eingesetzt wäre es gestern in Berlin   zu Ereig­nissen gekommen, die unabsehbare Folgen nicht nur für Berlin  , sondern für das ganze Bolt und das Reich gehabt hätten!

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Es ist nicht das Verdienst der Machthaber in der Reichs­regierung und ihrer Ratgeber, daß es nicht dazu gekommen ist! Alles, was diese Reichsregierung bisher unternommen hat, hat dazu beigetragen, den Kessel bei geschlossenen Ben­tilen bis zum Plazen anzuheizen!

Die Disziplin der Arbeiterschaft nimmt den Macht­habern fein Rörnchen ab von der Verantwortlichkeit, die sie vor dem Bolk und vor der Geschichte auf sich geladen haben. Sie werden für ihre Taten zur Verantwortung ge= 30 gen werden! Den ersten Prozeß gegen sie führen wir am 31. Juli!

Gegen fie und ihre Bundesgenoffen, gegen den Han