3)er Schulkamerad deslUhiifters Sine Qefchichte, nicht ohne Hlutstanwendung Ton ttiodsimierss&eraynSki
Ein Schulkamerad Kawalstis war Minister geworden. Ein Jahr hatten sie in der Sexta nebeneinander auf einer Donk ge» sessen und einmal hatte Kowalski den Minister furchtbar verprügelt. Das war übrigens oer einzige Triumph in seinem Leben gewesen. Nachher erlitt er nur lauter Niederlagen, von der Versetzungs- Prüfung in die Quinta angefangen, bei der er durchsiel, und vom künftigen Minister überholt wurde, Die Nachtlicht von der Ernennung regte Kowalski auf. ..Also solche Leute kommen hoch", knurrt« er erbittert und zuckte die Achseln. Seit seiner Sextanerzeit hatte er zu seinem Schulkameraden keine Beziehungen mehr gehabt und ihn bald ganz au? den Augen verloren, ab«r ihm war der Eindruck, der Jahre überdauerte, ge- blieben, daß jener ein stumpfer, unintelligenter und noch dam höchst ungefälliger Bursche war. Es wal- zwischen ihnen zur Nauferei gekommen, weil der andere ihm nicht hatte vorsagen wollen. Kowalski hatte kein Glück im Leben. Die Schule beendet« er nicht und schlug sich in Privatstellungen als bescheivener Angeftell- t«r durch. Er hatte eine unleidliche Frau und dvei kränkliche Kin- der. Der ständige Kampf mit der Not des Lehens hatte ihn müde gemacht und früh altern lassen, Der Minister aber sah glänzend aus. Niemand hätte ihm dem Aussehen, nach mehr als einige Dreißig gsgeb«n. Alle Zeitungen brachten natürlich sein Bild, und Kowalski betrachtet« gereizt dos energische und gesunde Gesicht, in dem er trog der Veränderungen, die die Jahre gebracht hatten, sei- nen früheren Schulkameraden sehr gut wiedererkannt«. „So ein chornochs« ist Minister geworden. Jetzt wird er sich aber die Taschen füllen", wiederholte er mechanisch imm«r wieder, und ein immer größerer, blinder chah gegen den Minister erfaßte ihn. Zu Haus« fing er beim Mittagessen plötzlich an, mit nervöser Gereiztheit zu erzählen, wie er ihn einst verprügelt habt. „Er bekam von mir so«ins in di« Fratze, daß fein« Nase blutete!" Die Kinder sahen den Vater erstaunt mit großen Augen an, bei seiner Frau ober fand die Erinnerung an diese Heldentat k«ine Anerkennung. „Du hast ja in ollem Glück gehabt", erwiderte sie bissig.„Das wird er dir sicher nicht vergessen hoben." „Na, und was weiter?" „Nun,«in anderer Mann würde sich, wenn er einen Minister zum Schulkameraden hätte, wenigstens das zunutze machen. Wir aber kommen im Elend um." „Einen solchen Dummkopf würde ich um nichts bitten", enl» gegnete Kowalski patzig. „Er würde dich hinauswerfen, wenn du mit«iner Bitte zu chm kämst. Und wie bist du auf den Gedanken gekommen, dich zu prügeln? Als Kind mußt du doch eben solch ein Trottel gewesen sein wie jetzt. Uebrigens", fügte Frau Kowalski noch einer Weile hinzu,„ich glaub« das alles nicht." „Ob du es glaubst oder nicht— er hat von mir ein» in die Fratze bekommen", höhnte Kowalski und lacht« laut auf. Die Kinder glaubten dem Bater. Der achtjährige Kasimir fragte interessiert:.' „Und hat seine Nase stark geblutet?" �„Sehr stark." Das Nasenbluten war Lstge, doch Kowalski konnte letzt die Sache nicht mehr gut zurücknehmen. „Wenn das wahr wäre, dann sollte man dir die Nase v«r> bläuen", platzt« sein« Frau wieder heraus.„Sich«in, solche Be- kanntschaft so zu verderben!" „Aber Papa konnte doch in der Sexta nicht wissen, daß der andere einmal Minister werden würde", verteidigte di« kleine Iosephine ihren Dater. � „Aber Papa war imm«r blöd!" „Du solltest doch in Gegenwart der Kinder keinen Krach machen", brummte Kowalski. Er schwi«g und sprach kein Wort mehr, bi» da« Ess«n zu Ende war. Ein« dumpse Empörung über das Leben'ergrisf ihn. Warum hat der ein« Glück und der anhere nicht? War er etwa weniger wert als so«in Minister? Er sing an, im Geiste sich alle von seinem Willen unabhängigen Mißerfolge im Leben zu überlegen, grub sie mit sadistischer Wollust aus dem Gedächtnis aus und stellte stets fest, daß er s«>t seiner Kindheit vom Unglück versolgt worden war. Das versetzte ihn in eine solche Nervosität, daß, al» er sich nach dem Essen aus dem Sosa zum gewohnten Nachmittagsschlöfchen ausstreckte, er kein« sünf Minuten lieg«« tonnte. Außer dem seeli» sch«n Schmerz reizten ihn die Hitze, der llbl« Geruch und der Lärm auf dem Hof. er hätte laut aufschreien mög«n. Gegen fünf Uhr mußte er ausgehen. Er wollte Im Eafö«inen Bekannten treffen, um ihn zu bitten, ihm G«ld zu leihen. Am nächsten Tage mußte er einen Wechsel bezahlen und es fehlten ihm dazu fünfzig Zloty. Auf seinen Bekannten im Kaffeehaus setzte er seine ganze Hoffnung. Er war Hausbesitzer, ein anständiger und gutmütiger Mann, der gewöhnlich bereit war, ihm Geld zu leihen. Doch das Unglück wollte, daß er nicht ollein war. Kowalski mußt« den richtigen Augenblick abpassen. Er sing an, die s«nsationell« Ge- schichte vom Minister zu erzählen, der s«in Schulkamerad ge- wesan war. „Na, sehr schön", erwiderte der Hausbesitzer.„Sie sollten zu ihm gehen. Wer weiß, ob er nicht«twas für Sie tun würde. Für alt« Schulkameraden hat man immer etwas übrig." Kowalski wurde rot. Seit einigen Stunden haßt« er den Minister so sehr, daß der bloße Gedanke, er könne st6> mit einer Bitte an ihn wenden, ihm al? die größte Demütigung erschien. Sich an«inen solchen Schurken wenden,'d«m es im Leben so gut gegongen war. Nein! Und selbst, wenn«r verhungern sollte— nein! Er lachte laut auf. >„Der würde nichts für mich tun!" .„Warum nicht?" „Weil er von mir«ins in die Fratze bekomm«« hat." „Bon Ihnen?" In den ehrlichen Augen d«s Hausbesitzer» blitzte«, schelmisch
auf. Es kam ihm offenbar komisch vor, daß Kowalski jemand ver- hauen konnte. Das macht« Kowalski wütend. Für einen Trottel also hielten sie ihn alle. „Jawohl, von mir", wiederholte er herausfordernd. «Wann d«nn?" „Als wir in die Schul« gingen, in der Sexta!" Der Hausbesitzer und der neben ihm sitzende ältere Herr brachen in Gelächter aus. „Worüber lochen Sie, mein« Herren?" stieß Kowalski heraus. Es wurde ihm schwarz vor den Augen.
..Vielleicht waren Sie in der Schule so, kampflustig", entgegnete der Hausbesitzer amüsiert,„jetzt würden Sie gewiß niemand ver- prügeln." „Ich würde niemand verprügeln?" „Sie sehen nicht so aus." Kowalski sprang auf, versetzte dem Hausbesitzer aus voller Kraft einen Schlag ins Gesicht und begann die auf dem Tisch stehenden Gläser mit Klirren und Krachen kurz und klein zu schlagen. (.Au» dem Polnischen von Dr. Wilhelm Christiani.)
©sföt �Wöhrle: Vorwärts! VZlr geß'n In eine schwere S�lacht! 'Wir stehen in der ersten Reih'! 'Wir wissen, fetzt heißt's Ernst gemacht! 'Wir zögern nicht.'Wir sind dabei! Vorwärts l «« 'Wir waren da vor Jahr nnd Tag nnd nnsrr Hammer sauste schon, als i\och kein Razi-Rebel lag. 'Wie stob damals die Reaktion! 'Wir sind noch da nnd werden sein, wenn all' der Spnk verschwunden ist, und irgendwo ein'Winkelschweln des dritten Reiches Scherben srißt. Ohr aber, Säumer, ansgesänmt! Der Tag cnarschiert.'Weg mit der Rächt! Der braune Traum ist ausgeträumt! Fort mit dem Hitler- Älp! Erwacht!. Am Himmel brennt das rote!icht- Bald wird die'Welt in Flammen steh'n! Uns trägt die Slraft, die Zuversicht! Vorwärts! nnd es wird vorwärts geh'n! v Äein Vangen vor der schweren Schlacht! .Freiheit!" als flammend Feldgeschrei. Hie aste Welt Wird neu gemacht. 'Wir zögern nicht.'Wir sind dabei! Vorwärts!
ttellff irolffheim: llülstl eure SBeit! Zu allem Elend kommt noch di« Klage Über die nutzlos ver- brachte Zeit, über die leeren Stunden und— über den Kinderlärm! Kinderlärm und Kinderunfug werden ober leichter ertragen, wenn wir uns richtig dazu einstellen. L«ere Stunden lasten sich nutzbar machen, wenn wir sie in den Dienst der Kinder stellen. Niemals wieder kommt euch, ihr Väter, wieder eine so gute Gelegenheit, mit den Kindern zu leben. Versucht es doch, den Kindern innerlich näherzukommen, gebt euch mit ihnen ab. sucht ihnen Freuden zu bereit«». Freuden in dieser Zeit? Gerade jetzt— mehr als je— bedarf das Kind der Freude, und auch ihr selbst solltet sehen, euch mit den Kindern schöne Stunden zu schaffen. Aber wisset das eine: Nicht müßiger Zeitvertreib fei euch das Kind, nicht«in spielerisches Ding für den Erwachsenen. Ernst nehmen sollen wir das Kind, und damit wir dies können, sollten wir versuchen, den tieferen Sinn seines Erlebens,'seiner Spiele zu erforschen. Laßt euch die Augen aufgehen vor Staunen, w«nn ihr da in eine neu« Welt blicken lernt. Beobachtet di« Kinder, faßt Kinderreden und Kinderlärm nun anders auf als Ausdruck ihres Seelenlebens. Versucht di« Heiterkeit eines Kindes auf euch wirken zu lasten, ab«r geht auch nicht achtlos an einem traurigen Blick vorüber. Versucht auch nicht alles als ein Verbrechen des Kindes anzusehen, was euch im Augenblick unrecht und außergewöhnlich erscheint. Habt den Willen zum Begreifen, dann werdet Ihr den Kindern gerechter werden. Und vor allem: Denkt nicht länger, es sei nur Frauensache, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Statt verstimmt zu Haus« zu sitzen, geht mit den Kleinen hin- misKns Freie. Wie stolz ist dos Kind heut«, einmal mit dem Bater zu gehen, und wenn der vielbeschäftigten Mutter damit etwas Mühe abgenommen wird, um so besser. Wer Bastler ist, sollte seine Kunstfertigkeit in den Dienst des Kindes stellen, mit dem Kinde etwas schaffend gestalten. Treibt Sport mit den kleineren Kindern, die hier gern noch eure Hilfe, euren Rat benützen. Lest etwa? mit dem Kinde, sammelt seine Freunde um euch. Stunden solcher Ge- meinsamkeit bringen Bindung und Ausgleich für manch« Schwierig- keiten, di« vielleicht zwischen euch stehen. Kurz, nützt die unfrei- willige Muße für das Kind und so für«uch selbst.
Muri Schmelteer:
QeichicMen von der Ithihme
Hexenlernen. Ins Dorf kommt«in Mann, sagt, er heißt Julius Honebutt, sei schon durch die halbe Welt gelaufen, er wolle hexen lernen. Keiner könne es ihn lehren: ob hier im Dorf niemand sei, von dem er es lernen könne. Da sagen ihm die Leute, er soll« nur zu der Muhme Mauen gehen, die könne es. Der Mann geht zur Muhme Mauen in die Goldgaste, in ihr vermickertes Häuschen hinter der hohen Mauer. Die Muhme Mauen ist ein kleines verschrumpeltes Weib mit einem Ka�engesicht, hinkt und hat braune Krollen. „Guten Tag", sagt Julius Hanebutt, ob sie ihn könne hexen lehren. Sagt die Muhme Mauen. ja. sie könne es: was er ihr Lehr- geld geben wolle. Sechs Dreier habe er noch im Sack, sagt Julius Hanebutt, die wolle er ihr geben. Da lacht Muhme Mauen mit ihrem Katzengesicht: sechs Dreier habe sie selber, er solle ihr ein Auge geben, sie habe bloß noch eins, und das sei schlecht. Julius Hanebutt bedenkt sich lange Zeit, gibt endlich ein Auge hin und kriegt dafür ein Glasauge. Jetzt wird Muhme Mauen ganz vergnügt, sagt, so, nun könne es losgehen mit dem Hexen, er solle nur gut auspassen. Sie kocht Bilsenkraut und Teuselsvreck, Fliegenpilz und Hirtentäschel, rührt sleißig mit ihrem Zauberstab, spritzt sich drei Tropfen ins Gesicht, ihm drei Tropfen ins Gesicht, brummclt: Pflanzensaft, Zauberkraft Jugend macht, Schönheit schafft, Runzeln sind hinweggerafft. Das Gebräu wallt auf, dampft, daß die ganze Küche voll Nebel ist. Als der Brodem sich verzogen hat, steht Muhme Mauen jung und schön vor Julius Hanebutt. Das könne er nun auch, jagk der; er wolle noch mehr lernen. Da macht Muhme Mauen Feuer an jeder Eck« vom Haus. wirft Lebensbaum hinein, Krötenschenkel und, Hauswurz, springt mit Julius Honebutt durch jedes Feuer und brummelt:
Hauswurz, Krötenbein, Lebensbaum muh mit hinein: Neues Haus soll fertig sein. Wirklich steht da ein neues schönes Haus an Stelle des alten vermickerten, und als die beiden hineingehen, ist auch drinnen alles funkelnagelneu und wunderbar anzusehen. Nun wird Muhme Mauen die Frau Hanebutten. Julius Hane- butt freut sich und es ist ihm ganz gleichgültig, wenn die Leute im Dorf sagen: Muhme Mauen hat den jungen Bengel richtig oerhext. Denn es kann doch keiner sehen wie er, daß die Alto jung und das Haus neu geworden ist. DerZaubertopf.'' Es kam ein Mann mit einem Wagen voll Töpjerwaren ins Dorf gefahren. „Schöne Töpfe, billige Töpfe!" rief er. Da liefen von allen Seiten die Hausfrauen und handelten ein, was sie brauchtet, Koch- töpfe und Schmortöpfe, Kasserollen und Pfannen. Aus der Goldgaste kam die Muhme Mauen angehatfcht, nahm sich den Mann beiseite und sagte:„Einen Zaubertopf will ich, einen neuen, einen feinen." Der Töpserwarenmann wühlt« lange im Stroh unter dem Wagensitz, dann brachte er einen Topf zum Vorschein, der war sechseckig, und wo bei andern Töpfen der Boden ist, war der offen. und wo die Oeffnung sein muß, war der Boden, und die Henkel saßen verkehrtrum. Der Deckel war auch sechseckig und hoch und spitz wie eine Tüte. „Feines Töpfchen, feines Töpfchen", nuschelte die Muhme Mauen, griff in die Tasche und brachte eine Schlange zum Vor- schein, die zischte und wand sich um ihre dürren Finger. Aber der Töpfermann kannte sein« Kundschaft und griff beherzt zu. Da hotte er ein Goldstück in der Hand. Die Muhme Mauen wackelte mit ihrem Töpschen heim in di« Goldgaste und kocht« und zauberte den ganzen Morgen, daß es eine Art hatte, bis ihr Hauswurz und Krötenbein ausgegangen war. Da nahm ste ihren Stock und� hotschte in die Steinklippe, neuen zu suchen., 1 Zu Mittag kam ihr Mann nach Hause und hatte Hunger.
»He Arbeiter und Angestellte haben dgs Recht auf Befreiung von der Hitgliedschaft bei einer Pflichtkrankenkasse(#517RWO.) durch Übertritt sur