der Polizeikrafte allein nicht mehr genügt. Wir fordern zum Schutze des Lebens unserer Kameraden erneut den Ausnahmezustand und sofortige Standgerichte gegen die roten Mordbanden. Die NSDAP , verlangt jetzt endlich die Entscheidung, ob trotz aller Versprechungen auch weiter nur mit halben Maßnahmen regiert werden oder ob die m a r r i st i s ch e M o r d p e st jetzt endlich ihr Ende finden soll." So reibet die Partei, deren Anhänger Bomben werfen und wehrlose Bürger in ihren Wohnungen ermorden! Was aber tut die Regierung, die in allen ihren Kundgebungen ihre„völlige Ueberparteilichkeit" behauptet? Glaubt sie noch immer, sich auf eine solche Partei st ü tz e n zu dürfen? �00 Terroristen beteiligt. Königsberg , 1. August. lEigenbericht.) An den terroristischen U eberfällen auf Privatwohnungen, Zeitungsgrbäuden und Tankstellen in Königsberg waren nach den bisherigen Feststellungen etwa Zllv Personen beteiligt. Am Laufe deS Montags kam es in Königsberg zu mehreren Zusamen st ästen. In mehreren jüdischen Geschäften wurden die Fensterscheiben eingeworfen. Tas Ltto-Braun-Haus war von Tausenden von Menschen umlagert, die sich die«puren des Bombenattcntats an- sehen wollten. Unter der Bevölkerung herrscht eine u n- geheure Erregung. Die Polizei befindet sich in höchster Alarmbereitscliaft. Panzerautos durchfahren die «trasten. Tie Königsberger Polizei ist durch die Beamten der Polizeischule«ensburg verstärkt worden. planmäßig vorbereitet. Königsberg , 1. August. (WTB.) Die zuständige amtliche Stelle tritt dem heute aus- gekommenen Gerücht von einer Verhängung des Belagerungs- zustandes entgegen. In der Bürgerschaft und der Presse schließt man auf einen planmäßigen Zusammenhang aller Vor- gänge von heute früh, auch aus der Gleichzeitigkeit der Ereignisse, sowie aus dem Umstand, da st die Feuerwehr 33mal durch) blinden Alarm in Gegenden gerufen wurde, in denen kein Anlast zum Erscheinen bestand. Die Polizei hat eint Anzahl Beamte mit Karabinern ausgerüstet. Der kommunistische Führer, Stadtverordneter Sau ff, ist am Vor- mittag seinen schweren Berletzungen in der Chirurgischen Klinik erlegen. Heute früh erschien ein Polizeikommanido im Berlagshaus des k o m m u n i st i s ch e n.,E ch o des Ostens" und b e s ch l a g» »ahmte ein auf die Mordanschläge bezugnehmendes Flug- blatt. Am späteren Vormittag überfielen und mißhandelten vor dem Verlagshause versammelte Leute zwei SA.-Männer, die an- geblich mit Schußwaffen in der Hand angetroffen wurden, was neuerdings Anlaß zum Erscheinen des Ueberfallkommandos gab. Die Polizei besetzte dann am späten Vormittag das Verlagshaus des„Echo des Ostens" das nun ein zweites Flugblatt herausbrachte. Nach Angaben des genannten Blattes hätten oie Kommunistenführer Schütz, Herrmann und Sauff auf der angeblich vorhandenen Mordliste der NSDAP . gestanden und Schütz und Herrmann seien nur durch Zufall dem Tode entgangen. Im Namen der Eisernen Front und aller angeschlosse- nen Organisationen hat heute vormittag der sozial- demokratische Abgeordnete Larssen an die Regierung Telegramme gerichtet, in denen unter Bezugnahme auf die Vorgänge in Königsberg schärfste Mast- nahmen gefordert werden. Der Verlag der Königsberger Hartungfchen Zeitung hat 1000 Mark Belohnung für die Ermittlung der Brandbombenwerfer ausgesetzt. 6000 Mark Belohnung. Königsberg , 1. August.(MTB. Der kommissarische Regierungspräsident hat auf Antrag de, Polizeipräsidenten auf die Ergreifung der Königsberger Täter 5000 Mark Belohnung ausgesetzt. Zwanzig Verhaftungen. Königsberg , 1. August. (IDIB.) Auch das zweite von der Druckerei des kommunistischen „Echo des Ostens" herausgegebene Flugblatt mit einem Bericht über die blutigen Borgänge des heutigen Tages ist beschlagnahmt worden. Bisher sind unter dem Verdacht der Beteiligung an den Mord- Überfällen mehr als 2t> Personen verhaftet worden. Der Bevollmächtigte des Beichskommissars hat dem Polizeipräsidenten in Königsberg für den Bedarfsfall die in der Provinz entbehrlichen Polizeikräfle zur Verfügung gestellt. Bewaffnete Nationalsozialisten verhastet. Königsberg , 1. August. (Till.) Zn der Hindenburgstraste sielen Montag nachmittag Kommunisten über einige Nationalsozialisten her und drängten sie in ein Obdachlosenhelm ab. Das herbeigerufene Ueberfallkommando stellte bei zwei Nationalsoziali st en Pistolen, bei drei anderen Totschläger fest. Waffenscheine waren nicht vor- honden. Daraufhin wurden die Nationalsozialisten verhaftet. Nazi-Krastwagen beschlagnahmt. Königsberg , 1. August. Ter Kraftwagen, von dessen Insassen am Mon- tag früh bei den planmäßigen Ueberfällcn die Feuer- melder an etwa 40 bis 30 Stellen der Stadt eingeschlagen wurden, ist jetzt von der Polizei ausfindig gemacht und beschlagnahmt worden. Der Kraftwagen, der zum Ausfahren von Zeitungen dient, gehört einem Na- tionalsozialisten, der aber selbst nicht bei der Zeitung tätig ist. Er erklärte, von dem Verschwinde» seines Wagens aus der Garage nichts gewußt zu haben. Tie Angelegenheit wird weiter untersucht.
Verboten hat der französische Innenminister die kommunistischen Straßenkundgebungcn gegen Krieg, Jmperalismus und Faschismus am 31. Juli und 1. August. Saalversammlungen sind erlaubt.
Von nationalsozialistischer Seite liegen zwei Auslassungen zu den Terrorakten vor. Die erste, die der Gauleiter Koch— selber einer der schlimmsten Hetzer— zeichnet, ist auf Ableugnen ge- stimmt. Sie lautet: „Zu den Anschlägen, die heute(Montag) morgen auf oer- schiedene Angehörige der KPD . und SPD. verübt wurden, erkläre ich hiermit in aller Form, daß die Gauleitung der NSDAP , mit ihnen nichtdas gering st e zu tun hat und sie aufs schärfste verurteilt. In gleicher Weis« stehen wir den Anschlägen auf die„Kisnigsberger Volkszeitung" und die„Königsberger Hartungsche Zeitung" sowie ähnlichen Vor- fällen sern. Getragen vom Vertrauen des deutschen Volkes, das sich in den gestrigen Wahlen zum Reichstag überwiegend kund- getan hat, hat es die NSDAP , nicht nötig, mit solchen verroerf- lichen Mitteln um eine Position zu kämpfen, die ihr auf legalem Wege schon zugefallen ist. Gerüchte, die die NSDAP , mit den verübten Anschlägen in irgendeine Beziehung bringen, entbehren daher jeder Grundlage. Die Gauleitung der NSDAP . Ost preußen , gez. Erich Koch , Gauleiter." Die andere aber g i b t z u, daß die Terroristen Nationalsozia- listen sind. Sie redet sich auf--- Notwehr hinaus: „Der nationalsozialistische Preußische Pressedienst schreibt: Zu den Königsberger Vorgängen erfahren wir, daß ein National- sozialist von Rotmordbanditen erdolcht wurde, worauf sich eine große Erregung in der Bevölkerung bemerkbar machte. Der größte Teil der Attentate und Gewaltanwendungen sind auf Kommunisten zurückzuführen. So bedauerlich die Vorgänge sind, so kann man es auch verstehen, wenn die Ratio- nalsozialisten von dem Recht der Notwehr Ge- brauch machen, um sich nicht weiterhin von dem Rotmord- gesindel nutzlos abschlachten zu lassen. Es ist unbedingte Aufgabe der Regierung, nun endlich einmal sehr nachdrücklich dem Blut- terror der Marxisten mit aller Schärfe entgegenzutreten." Notwehr ist es, wenn man Sozialdemokraten, Kommunisten und den volksparteilichen Regierungspräsidenten in ihren Wohnungen, ja im Bette niederschießt! Und dann fordern die Terroristen schärfstes Vorgehen gegen — die Opfer! Die Gemeinfchast des Schweigens. Man sollte es kaum für möglich halten: Es gibt im Lager der Rechten eine ganze Anzahl von Blättern, die am Montagabend die nationalsozialistischen Bluttaten in Königsberg überhaupt m i t keiner Silbe erwähnten! Daß der Goebbelsche„Angriff" zu diesen Blättern gehört, ist zwar nicht erstaunlich, denn es handelt sich um Morde, die die eigenen Pg.s verübt haben und da man eine ganze Seite mit„marxistischen " Verbrechen füllt und dabei sogar
SA. schießt auf SA. Sin Feuergefecht zwischen zwei Abteilungen der Eutiner SA. -Hilfspolizei. Eutin , 1. August. Zwei Abteilungen der von der Eutiner Regierung neugebildeten national soziali st ischen Hilfs- Polizei lieferten sich in der Nacht zum Sonntag am Quietschenberg ein regelrechtes Feuergefecht. Dabei wurde einer der SA.-Hilfspolizeibeamten so schwer verletzt, daß er dem Krankenhaus zugeführt werden mußte. Grund zu diesem eigenartigen Vorfall dürfte sein, daß die eine Abteilung die andere für Kom- munisten gehalten hat. Uebrigens herrscht in der Eutiner Einwohnerschaft starke Erregung darüber, daß man die SA.-Hilfspolizei mit Handgranaten ausgerüstet hat, was bei der regulären Polizei nicht der Fall ist. Es sind auch bereits mehrere Beschwerden der Einwohnerschaft an den Reichsinnen- minister wegen der Einsetzung der Hilfspolizei ergangen. Zusammenstöße in Breslau Brciluu. 1. August(Eigenbericht.) In der jchlesischen Hauptiladt herrscht roch immer Unruhe. Am Montagabend gegen 19 Uhr ent'ckelie sich in einer Straß, der Innenstadt ein Zusammenstoß zwischen Nationalsozialisten und Andersgesinnten. Die Hakenkreu�ier zogen sofort Verstärkung her-
das Verbot des Reichsbanners schlankweg fordert, so würde eine Wiedergabe der Königsberger Meldungen das „einheitliche" Bild gestört haben, das man seinen Lesern vorzu- spiegeln wagt. Aber es ist doch ein starkes Stück, daß Blätter, die noch nicht offiziell als nationalsozialistisch gestempelt sind, die gleiche Taktik des Schweigens befolgen: kein« Zeile über Königsberg in der„Deutschen Zeitung", keine Zeile im Hugenberg- schen„Tag", farblose, kurze Berichte an unauffälliger Stelle im „Lo k ala n ze i g e r", in der„Börsenzeitung " und in der „K r e u z z e i t u n g". Die einzige rühmliche Ausnahme bildet die „Nachtausgabe", die den Meldungen aus Königsberg die ihnen ge- bührende Bedeutung zuteil werden läßt, sich jedoch natürlich jeden Kommentars enthält. Die„Deutsche T a g e sz e i t u n g" zieht sich aus der Affäre, indem sie ihren Königsberger Bericht anschließend an andere Mel- düngen über politische Bluttaten abdruckt und alle unter der g e- meinsamen Ueberschrift erscheinen läßt:„Opfer des roten Terrors!" Dieses Verhalten der Rechtspresse grenzt an Komplizität gegenüber den nationalsozialistischen Terroristen! Es ist ein be- schämendes Zeichen jenes moralischen Niederganges des reaktionären Bürgertums, den wir schon bei früheren Gelegenheiten gekennzeichnet haben. Freilich ist es insofern begreiflich, als das böse Beispiel von jenen Stellen gegeben wurde, die immer wieder die unwahre Behauptung ausstellten, die begangenen Bluttaten seien in fast allen Fällen von kommunistischer Seite ausgegangen. Aus dieser mit den Tatsachen in schreiendem Widerspruch stehen- den Behauptung ist eine ganze Politik aufgebaut worden. Das Verschweigen so ungeheuerlicher Massenoerbrechen, wie sie in Königsberg am Montagmorgen verübt worden sind, ist nur die logische Folge dieser— Politik! Wie ein E>A.-Eiurm bewaffnei ist. 933 uniformierte Nazis zwanasaesiellt. Bochum , 1. August.(Eigenbericht.) 3n einem Bochumer Vororl wurden auf dem Gelände einer stillgelegten Fabrik in der Nacht zum Montag SZZ nnisor- mierle SA.- Leute eines Sturmbannes mit Begleitformationen. wie Motorstaffel, Arzt usw. marschmäßlg ausgerüstet und mit Proviant versehen, zwangsgestelll und in die Polizeiunterkunft übergeführt. Bei der Durchsuchung der Fabrik wurden gesunden: 1 Rakete. 4 Totschläger, 7 Taschenmesser. 2 Dolche. 2 Pistolen Kaliber K.Z5. eine Pistolentasche mit Munitionsrahmen und 75 Schuh Munition, Schlagringe und eine Eierhandgranale.
an, versuchten die Straßen abzuriegeln und schössen. Dabei wurde ein Passant durch einen Armschutz oerletzt. Schließlich wur- den die Ansammlungen durch ein Ueberfallkommando zerstreut. Die Polizei nahm drei Personen fest.
Növer streiiei alles ab. Er dementiert sich wie Wrangel. Der Nationalsozialist und sogenannter Ministerpräsident von Oldenburg , vordem„Parteibonze" der Hitlerei, Rover, hat sich durch den von uns erwähnten Protest des Dsutschnationalen Ober- fahren gegen seine Schimpfreden und frechen Drohungen oeran- laßt gesehen, alles abzuleugnen! Er läßt durch Hugenbergs Telegraphen-Union mitteilen, daß die sachlich übereinstimmenden(!) Zeitungsbericht«„falsch und völlig sinnentstellend" seien. Das treffe sowohl für A u r i ch(Friesland), wie Kassel (Hessen-Nassau ) und Vechta (Oldenburg ) zu. Indem er leugnet, glaubt dieser R ö v e r allen Ernstes, er habe damit Tatsachen aus der Welt geschafft. Seine Reden vom „Hängen, bis die Krähen fressen" entsprechen ja auch nur der Ter- minologie, wie sie in den Reihen der Hitlerbonzen üblich ist. Warum bestreitet Röoer also, von den„deutschnalionalen Lumpen" ge- sprachen zu haben? Seine Ministertätigkeit wird ja durch die Einreihung seiner SA in die Polizei mehr gekennzeichnet, als seine Ablengnungen jemals verwischen können. Aber was tut die Reichsregierung bei ihrem angekündigten „Kampf für Ordnung" gegen die Unordnung in Röver-Oldenburg?.
Ende August Neichsiag. Oer verfassungsmäßige Termin.
Der neue Reichstag muß nach der Verfassung spätestens am dreißigsten Tage nach der Wahl, also am 30. August, zusammentreten. Ter Termin für den Zu- sammentritt wird von der Reichsregierung bestimmt, während die Einladung durch den Präsidenten des bis- herigen Reichstages, Löbe, der bis zum Zusammentritt die Reichstagsgeschäfte führt, erfolgt. Die Reichsregie- rung wird die Entscheidung über den Termin erst treffen, nachdem durch den Reichswahlausschuß das amtliche Ergebnis festgestellt worden ist. Das wird etwa am 10. August der Fall sein. In politischen Kreisen glaubt man, daß die Regierung den Reichstag erst zum letzmög- lichen Termin berufen wird, daß also die e r st e S i tz u n g des neuen Reichstags am 2 9. oder 3 0. Au- g u st stattfinden wird. Ein wesentlich früherer Zu- sammentritt ist auch schon wegen der Fristen, die für die Feststellung des amtlichen Ergebnisses und die Annahme- erklärungen der gewählten Abgeordneten bestehen, kaum möglich. * Die Vergrößerung des Reichsparlaments um weitere dreißig Abgeordnete stellt die Reichetagsverwaltung vor neue Platzschwierig- leiten.
Popen und der Landtag. Mittwoch Aeltestenratsitzung. Der Reichskanzler hat als Reichskommissar für Preußen dem Preußischen Landtag offiziell in einem Schreiben von der Bildung der provisorischen preußischen Regierung Kenntnis gegeben, das den Landtagsmitgliedern als Drucksache zugeleitet worden ist. In dem Schreiben wird mitgeteilt, daß Ministerpräsident Braun und die übrigen preußischen Minister von der Ausübung ihrer Amtsobliegen- Helten entbunden worden sind und wer mit der vorläufigen Leitung der einzelnen Ministerien beauftragt ist. Der A e l t e st e n r a t des Preußischen Landtage ist für Mittwoch zu einer Sitzung ein- berufen, um den Termin der nächsten Landtagssitzung festzusetzen. Es ist möglich, daß der Preußische Landtag schon in der nächsten Woche zusammentritt. Seine Hauptausgabe wäre jetzt die Wahl eine» neuen Mini st erpräsidenten, die nach gemein- samer Vereinbarung von Zentrum und Nationalsozialisten bis nach der Reichstagswahl verschoben worden ivar. Im übrigen wird eine lebhafte politische Aussprache über die Borgänge in Preußen und die Bestellung des Reichskommissars zu erwarten sein. Der Reichskommissar ist nicht verpflichtet, vor dem Landtag zu erscheinen, da seine Tätigkeit nicht von dem Vertrauen des Landtags abhängig ist.