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3)er3)nuk des Talerlandes'

Die amerikanischen Teilnehmer am Weltkrieg waren der naiven Auffassung, ihr Vaterland müsse sie in der Weltkrise vor Not schützen. Sie veranstalteten deshalb aus allen Staaten einen Veteranenmarsch nach Washington , um der Regierung ihre Forderungen zu unterbreiten. Die Antwort war, daß die Regierung durch aktives Militär die Veteranen oertreiben und ihre Zeltlager rück- sichtslos abbrennen ließ. Unser Bild zeigt die rauchenden Trümmer dieses Lagers.

Oer Brandstister bekennt... Opfer zerrütteter NervenDas Anfachen des Feuers brachte Entspannung"

Die gestern noch anhaltende Vernehmung des 21 Jahre alten Brand-ft isters Alfred M., rollte ein trauriges Bild von den Verhältnissen aus. in denen der frühere Chauffeur gelebt halte. Die Kriminalpolizei holte auch seine Braut zum verhör. Das junge Mädchen sprach eine ganze Weile mit ihrem Verlobten. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden geistigen Kräften erzählte nun der Brandstifter, wie alles gewesen war. Er kann sich zum Teil nicht mehr auf die einzelnen Fälle be- sinnen. Er führte auch keine Notizen darüber. Die Polizei kann aber der Brandstistuikgen an Hand der Anzeigen nachgehen. Außer- dem liegt das umfangreiche Veweismaterial in Form der fünfzig Schlüssel vor, die man in einem Versteck seiner Wohnung fand und von denen einzelne kleine Schildchen mit entsprechenden Jnschrif- ten tragen. Mit diesen Schlüsseln werden heute die Beamten des Branddezernats in die einzelnen Schulen gehen, um festzustellen, ob sie in diese gehören. Alfred M. ist bei seinen unheimlichen Gängen nur des Nachmittags in den Schulen erschienen, wenn er wußte, daß dort keine Kinder und auch keine Reinemachefrauen mehr waren. Die Schlüssel, die er stets mitnahm, glaubte er später mal irgendwie gebrauchen zu können. Meist fand er sie im Zimmer des Schulwarts oder aber auch in den Schlössern der Türen. Alfred M. legte nicht

die bekannte Eigenart der Pyromanen an den Tag, sondern wartete niemals erst ab, bis er Flammen sah oder bis die Feuer- wehr kam. In seinem Nervenleiden brachte das Anfachen des Feuers ihm die ersehnte Entspannung. Der Brandstifter war früher bei einer großen Berliner Auto- sirma als Chauffeur beschäftigt. Als er diese Stellung verlor, wurde er hier und da nur aushilfsweise beschäftigt. Von da an ging es mit ihm schlechter und schlechter. Hinzu kam, daß ihm sein Vater dauernd Vorwürfe machte, daß er nichts verdiene. Es kam sogar so weit, daß ihn der eigene Vater auf die Straße setzte. In seiner Ver- zweiflung ging M. jetzt zu seiner Verlobten und bat sie, bei ihr wohnen zu dürfen. Nach der Schilderung seines Lebens brach Alfred M. fast völlig zusammen. Er fing an zu zittern und konnte nicht mehr sprechen. -i- Bisher liegen bei 17 Fällen Unierlagen für die Brandstiftung des Alfred M. vor. Neun Fälle sind noch ungeklärt. Die Krimi- nalbeamten werden daher heute vormittag mit Alfred M. in die je­weiligen Gebäude gehen, um sie ihm zu zeigen und vielleicht da- durch die Erinnerung in ihm wachrufen zu können.

(Znilarvte SA.-Arandstister. 3it Königsberger Täter geständig- Skandalöser Polizei- kommentar. Königsberg , 6. August. sEigenbericht.) Tie Ermittlungen der Königsberger Kriminalpolizei über die Attentate, die vom 30. Juli bis zum 3. August stattfanden, haben bisher zu folgendem Ergebnis geführt: Tie Anzündung von drei Tankstellen und fünf an- dcre Brandfälle sind aufgeklärt. 31 Täter sind geständig. Sämtliche Täter haben zugegeben, in der SA. organisiert zu sein. Ei» Teil der TA.-Leute gehört dem berüchtigten Sturm 12 an. Unter den 31 Tätern sind sechs Sturm- und Unterführer der SA. Diesem Tatsachenbericht fügt das königsberger Polizeipräsidium folgenden Kommentar an: Angaben der S A. über Bedrohung ihrer Leute und dadurch maßlos gesteigerte Erregung glaub- hast! Dieser völlig unzulässige Polizeikommenlar über die Glaub- Würdigkeit haben die Gericht zu entscheiden ist ein würdiges Gegenstück zu der Erklärung des Polizeipräsidenten vor der Presse am letzten Dienstag, daß es sich bei der Altentalsscrieum eine sehr impulsive Tat, die unverantwortliche Leute ausgeheckt haben", ge­handelt habe. Herr Berncr, der kommissarische Polizeipräsident von Königsberg , wird sich bei derartigen Erklärungen nicht wundern dürfen, wenn die republikanische Bevölkerung seiner Amtsführung da» schärfste Mißtrauen entgegenbringt. Schärfere Töne der Staatsanwaltschast Erlaß des Königsberger Generalstaatsanwalts. Königsberg , 6. August. Der Generalstaatsanwalt hat an die ostpreußischen Staats- anivaltschaften folgende Anweisung erlassen: Trotz wiederholten Verbots des Waffentragens, trotz eindring- lichfter Warnung auch von höchsten Regierungsstellen, werden immer wieder junge Leute im Besitze von Schußwaffen, Dolchen und der- gleichen betrosten. Wohin diese Zustände führen, haben die Ereignis se der letzten Zeit zur genüge gezeigt. Jedermann weiß heute, daß das Mitsichführen von Schußwasten, Dolchen und dergleichen o e r b o t e n ist. Wer in dieser aufgeregten Zeit dieses Verbot übertritt, tut dies nur in der Absicht, bei sich bietender Gelegenheit von seiner Waffe Gebrauch zu machen. Ich ersuche daher, die mir unterstellten Staatsanwaltschaften. diese Gesichtspunkte bei Gericht nachdrücklich st zur Geltung zubringen und gegen die Täter je nach Lage des Falles empfindliche Strafen zu beantragen. Gelinde Geldstrafen können in der jetzigen Zeit als ausreichende Sühne nicht angesehen werden. -i- Der begrüßenswerte Erlaß des Generalstaatsanwaltes in Königsberg ist zweifellos eine Reaktion gegen die skandalös milden Urteile, die der Schnellrichter am Mittwoch gegen bewastnete SA.-Leutc gefällt hatte. Neue Bomben in Ostpreußen . Orlelsburg. S. August. In der Nacht zum Sonnabend wurde in die Privatwoh- nung des Gastwirts und Kaufmanns Littwack eine Bombe geworfen, die in einem Zimmer explodierte. Die Fensterscheiben wurden zertrümmert und die Fensterslüge! heraus- gerissen. Zur gleichen Zeit wurde vor dem Gebäude des Finanz- a m t e s eine Bombe geworfen, die jedoch nicht zur Explosion gekommen ist. In beiden Fällen handelt es sich um Sprengkörper, die aus Wagenbuxen hergestellt worden sind. Die Bombe vor dem Finanzamt war mit einer Zündschnur verschen, die angesteckt, dann aber ausgetreten worden war. Di« Polizei nimmt an, daß der Täter sich beobachtet gefühlt und versucht hat, die Bombe mitzu- nehmen, dann aber nur dazu gekommen stt, die glimmende Zünd- schnür auszutreten. Verhastungen in Holstein. Kiel , 6. August. Wie die Iustizpressestelle beim Oberlandesgericht mitteilt, sind im Laufe der Untersuchung der Spreng st offanschläge in Schleswig-Holstein vier Personen unter dem dringenden Verdacht des Verstoßes gegen das Sprengstosfgesetz in Untersuchungs- hast genommen worden. Weitere Verhaftungen stehen bevor. Es handelt sich dabei um die Sprengstofsanschläge, die sich in der Nacht nach dem Wahltag in einer Reihe von schleswig- holsteinischen Orten, so u. a. in Altona , Rendsburg , Lunden und Pinneberg ereignet haben. Die eiste Nombe in Holstein. Kiel , 6. August.(Eigenbericht.) Heute vormittag wurde ein Bombenattentat aus das Warenhaus Karstadt versucht. Die Bombe war schlecht geworfen, infolgedessen wurde weni- ger das Warenhaus als eine gegenüberliegende Wirt- schaft von der Sprengwirkung getroffen. Tie Täter blieben unerkannt. Das Attentat ist das elfte, das in Schleswig-Holstein in kurzer Zeit verübt wurde. Das Bombenauto. Breslau , 6. August. lEigenbcrichl.) Auf den Vorsitzenden der SAP.. Breslau , Dr. Ernst Eckstein , wurde in der vergangenen Ilachl gegen 1 Uhr ein Bomben- a l t e n l a t verübt, von einem Auto aus wurde in das Schlafzimmer Ecksleins eine Eierhandgranate geworfen, die einen halben Meter vom Bell entfernt explodierte. Sie richtete große Verwüstungen au. Die Zimmerdecke, die Türen und das Mobilar weisen starke Beschädigungen aus. Eckstein selbst blieb un- verletzt. Anschlag auf das Arbeitsamt. Offenbach , 6. August. Auf die Nebenstelle des Arbeitsamtes Offenbach in Mühl- heim am Main wurde in der Nacht zum Sonnabend ein Bombenanschlag verübt. Die Streuung der Bonde, die auf das Fensterbrett gelegt worden war, erfolgte in der Hauptsache nach

der Straßenseite hin, daher ist der Materialschaden nicht sehr groß. An Häusern, die auf der anderen Straßenseite liegen, wurden die Fensterscheiben zertrümmert. Handgranatenanschlag in Ztatibor. Ralibor. 6. August. Gegen ein Haus in Markowitz, in dem der Schriftsührer der KPD. wohnt, wurde eine Handgranate geworfen Der Spreng- körper explodierte auf der Straße. Ein Splitter drang in die Woh- nung eines früheren Postschaffners ein, ohne weiteren Schaden an- zurichten. Der Täter soll ein Motorradfahrer gewesen sein. HilfSpolizei" in Mecklenburg . Schwerin (Mecklenburg ), 6. August.(Eigenbericht.) Die Geschäftsstelle unseres ParteiblattesDas freie Wort" war heute nacht wieder zum zweiten Male in dieser Woche Objekt eines U e b e r f a l l s durch Nationalsozialisten. Die beiden Schaufenster und die Glasscheibe der Ladentür wurden durch Steinwürse zertrümmert: nachdem sie erst am Dienstag nach vor- heriger Zerstörung neu eingesetzt waren. Damit kein Zweifel an der Urheberschaft dieses Zerstörungswerks bestehe, hatte man einen Zettel an die Ladentür befestigt, in dem es hieß, dieProleten aus der NSDAP ." hätten nicht Lust, sich weiter durch die sozialdemokratische Presse beschimpfen zu lassen. In einem nationalsozialistisch regierten Mecklenburg " dürste auch derFührer" nicht mehr angegriffen werden! Aus der Umgebung sind uniformierte SA.- Leute zusammengezogen, die gemeinsam mit ihren Schweriner Komplicen die Passanten anhalten und auf republikanische Abzeichen kontrollieren. Wer mit den drei Pfeilen betroffen wurde, wurde des Abzeichens beraubt und ver- prügelt. Einige der Burschen wurden polizeilich festgestellt. Ob ihnen irgendetwas geschieht, bleibt in Mecklenburg jedoch mehr als zweifelhast.

Kerrl sabotiert den Landtag. Troß Aeltestenrats beruft er das Parlament nicht ein. Der Präsident des Preußischen Landtags , Kerrl. hat sämtlichen Fraktionen des Landtags mitgeteilt, daß die für den . und 17. August' in Aussicht genommenen Landtags- sihungen nicht stattfinden. Diese Mitteilung des Präsidenten geht aus ein Schreiben des nationalsozialistischen Fraktionssührers k u b e zurück, der den Präsidenten gebeten hatte, die in Ausficht genommenen Landtags- fihungen abzusetzen, da an diesen beiden Tagen eine große Tagung aller nationalsozialistischen Abgeordneten des Reichs- tages und der Länderparlamente abgehallen werde.

GaylsReform"- Arbeit. Die Richte des Ministers. Es läßt sich nicht bestreiten, daß die neuernannten Minister alle Hände voll zu tun haben, um den Wünschen der Natwnalsozialisten nachReinigung" nachkommen zu können. Erst am Freitag hat der Angriff" in anmaßendem Tone die Entlassung desMarxisten B a u r i ch t e r" aus dem Reichsministerium des Innern gefordert. Und schon am Sonnabend kommt die Meldung, daß Herr von Gayl tatsächlich den Genossen Baurichter mit Wirkung vom

1. Oktober d. I.aus dem Reichsdienst entfernt" hat. Einstweilen ist Bäurichter natürlich in Urlaub geschickt worden. Ebenso interessant wie diese eiligeReformarbeit" in Ueber- einstimmung mit den Wünschen der Nazis ist aber, was fönst an Personalien zusammengebraut wird. Nachfolger Baurichters ist der Rittmeister a. d. von Steinrück aus dem Reichswehrmini- sterium! Außerdem ist eine Nichte des Ministers, Frau von Mors, geb. von Gayl, neu in das Ministerium ein» getreten. Man hat schon lange auf solchen Zuwachs gewartet!

Krife in Schweden . Ministerpräsident zurückgetreten.- Ein Kreuger-Rachsviel. Stockholm , 6. August. Ministerpräsident E k m a n hat im heutigen Krourat dem König sein Rücktrittsgesuch übermittelt, über die Beweggründe zu diesem Schritt wird der Minister- Präsident am Montag ein Kommunique vcröffent- lichen. Für heute lehnte der Ministerpräsident jede Aeusterung ab. An Stelle des heute zurückgetretenen Ministerpräsidenten Ekmon ist der bisherige Finanzmini st erhamrinzum Minister­präsidenten ernannt worden. Er behält vorläufig das Finanzministerium weiler. Die Regierung ist ferner durch die Ernennung des Unlerstaalsfetretärs im Finanzministerium, T. P. Z. Pcterson zum Minister ohne Portefeuille ergänzt worden. Der König hatte seinen Sommerurlaub plötzlich unterbrochen und war überraschend am vormittag in Stockholm eingetroffen. * Es ist für das gleichmütige Temperament der Schweden bezeichnend, daß der plötzlich zurückgetretene Ministerpräsident es sich leisten kann, seine Beweggründe einstweilen der Welt zu verschweigen und eine Aeußerung erst in 48 Stunden in Aussicht zu stellen! Freilich hat Schweden in den vergangenen Monaten in- folge des Selbstmordes Ivar Kreugers und der Auf- deckung seiner ungeheuerlichen Betrügereien aufregende Stunden erlebt. Das Wirtschaftsleben des bis dahin von der Krise verhältnismäßig verschonten Landes ist schwer er- schültert worden, große Jndustrieunternehmungen krachten gleichzeitig mit dem Schwindelkonzern des Zündholzmagnaten zusammen. Wahrscheinlich ist Etmans Rücktritt eine vorwiegend per- sönliche Angelegenheit. Er ist der Führer jener F r e i s i n n i- gen Vol'kspartei, von der sich jüngst herausstellte, daß sie von Kreuger eine Wahlunter st ützung in Höhe von 5l) 000 Schwedenkronen erhalten hat, und zwar zu einer Zeit, in der der Kreuger-Konzern bereits wacklig war. Es ist anzunehmen, daß dieses Geld persönlich buch Ekmans Hände gegangen ist, der nun daraus die Konsequenzen gezogen hat. Da der bisherige Finanzminister H a m r i n der gleichen Partei angehört wie Ekman, dessen Nachfolger geworden ist, dürfte sich am allgemeinen politischen Kurs bis zu den nächsten Wahlen kaum etwas ändern. Die Regierung, die im Juni 1930 gebildet wurde ist eine Minderheitsregierung der Freisinnigen Lolkspartei und der liberalen Zwerggruppe und verfügt im Abgeordnetenhaus insgesamt nur über 32 von 250 Mandaten. ,