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Beilage

Sonnabend, 6. August 1932

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Ist Hertzog bedroht?

Briefe aus Südafrika  / Von Dr. A.Y. Alony- Kapstadt  

I. Buren und Briten  .

Die europäische   Bevölkerung Südafrikas   zerfällt in zwei natio­Ethnographisch betrachtet gab es gewiß noch andere Völker­schaften, die aus Europa   ins Land gekommen sind. Allein den Bächen gleich, die in den Strom münden, um in ihm völlig zu verschwinden, haben sie sich bei den genannten beiden Volksstämmen, zumeist wohl dem burischen, angefügt und sich ihnen zuletzt ganz aſſimiliert, ohne ihre Selbständigkeit aufrecht erhalten zu können. Praktisch wäre gegen unsere Behauptung also faum etwas einzuwenden.

nale Stämme: den britischen und den burischen.

Wie ist nun das Zahlenverhältnis beider Volkselemente zueinander? Es leuchtet ein, daß dahingehende statistische Angaben nicht bestehen, weil der Gesichtspunkt nationaler Gliederung hier­zulande offiziell nicht in Betracht gezogen zu werden pflegt. Wir werden demnach auf indirektem Wege zum Ziel zu gelangen trachten müssen. Und da will es mir scheinen, als wenn die Statistik der Sprachenverteilung uns in dieser Beziehung brauchbare Dienste leisten könnte. Wie zwei Nationen besitzt die Union   auch zwei Landes­sprachen. Die Buren sprechen Afrikaans oder Dutch, ein Derivat aus dem Holländischen, wie sie ja selber holländischer Herkunft ſind. Der britische   Volksteil natürlich spricht englisch  .

In der Statistik wird festgestellt, wie viele( von der europäischen  Bevölkerung) Afrikaans, Englisch   oder beide Sprachen zugleich

sprechen, und zwar: a) im vorschulpflichtigen Alter, b) vom siebenten Lebensjahr aufwärts. Ungeachtet der kurzen Zeitdauer- fie umfaßt ja kaum zehn Jahre- genügen die Angaben, um auch gewisse allge­meinere Schlußfolgerungen zuzulassen.

Es sprachen:

1918

1921

1926

Sprache schulpflicht. Noch nicht 7 jährig und Noch nicht 7 jährig und Noch nicht 7 jährig und darüber schulpflicht. darüber Schulpflicht darüber

geschehen ich, läßt sich schwer sagen. Auch die Klügsten vermögen| das Lockende des gefährlichen Spiels. Eine abstrakte Idee, ein noch nicht immer, wenn sie sich einmal festgerannt haben, die Zeichen der nicht einmal theoretisch geklärtes Problem ist in die Kampfarena Zeit richtig zu deuten. Und das Ergebnis? eine gewaltige geschleudert worden; und wer von der Wirtschaftsdepression sich be­Alles spricht hier vom

-

niederlage für Smuts  . Die Nationalisten siegten, wenn­gleich mit Hilfe der Arbeiter und in Gemeinschaft mit ihnen, die damals ebenfalls einen großen Sieg davontrugen. Seit den letzten Wahlen besitzt die nationalistische Partei eine absolute Kammer­

mehrheit.

der Wähler an, so verschiebt sich das Bild nicht unerheblich. Denn Sehen wir uns indessen neben der Zahl der Gewählten auch die die Südafrikanische   Partei meist heute noch die größte Stimmenzahl auf. Und bestünde in der Union   das Verhältniswahl recht, dann würden Smuts   und sein Gefolge jetzt nicht minder die stärkste Partei in der Kammer bilden. Woran mag das liegen?

Eine gewisse Erklärung dafür ergibt sich mir aus dem Ver­die Natives" kein volles Bürgerrecht vor. Someit sie es aber in den halten der Eingeborenen. Die Verfassung der Union   sicht für viel gerüttelt. In Natal ist zwar die Erlangung des Wahlrechts für beiden früheren englischen Kolonien schon besaßen, wurde daran nicht Eingeborene so erschwert, daß nur wenige Hundert sich dieses Privi­legs erfreuen. In Kapstadt   hingegen waren es ihrer 41 400, die britisch", habe ich hier wiederholt zu hören bekommen. Damit 1929 zur Wahburne schreiten durften. Navites wählen stets mag es auch zusammenhängen, daß von allen für die Südafrikanische  Partei in der Union   abgegebenen Stimmen mehr als die Hälfte

dieser Provinz entstammte.

Es gibt jedoch noch eine andere Erscheinung, die zur Beant­wortung unserer Frage dienen könnte, nämlich: die Gliederung der Bevölkerung in Stadt- und Landbewohner.

Es lebten von Europäern:

In absoluten Zahlen

In Prozenten

in der Stadt auf dem Lande

Im Jahre

in der Stadt auf dem Lande

Anzahl% Anzahl% Anzahl% Anzahl% Anzahl% Anzahl%

1918 1921 1926

766 849

654 932

54

.

847 508

671 980

.

975 235

701 425

56 58

Afri­faans

129 856 49 74 045 28

307 039 27 128 779 49 350 194 31 66 417 25

298 575 24 131 155 47 315 733 25 62 901 23

Englisch  

beide

Sprachen

636 264 51 83 158 30

274 447 20 302 135 22

818 443 58

63 243 23 485 710 42 69 482 26 Buf. 267 144 100 1 142 943 100 264 678 100 1 250 572 100 277 214 100| 1 395 025 100 Mit den weisprachigen" läßt sich freilich nicht viel anfangen; sie können so gut Buren wie Briten sein. Vom psycho­logischen Standpunkt würde ich sagen, daß Buren cher Englisch  als Engländer Afrikanns lernen. Allein das starke Anwachsen gerade dieser Gruppe in so kurzer Zeit nötigt mich, auch noch ein anderes Moment ins Auge zu fassen: die behördlichen Anstrengungen nämlich, die Geltung des Afrikaans als Landessprache mit aller Kraft zu fichern. So kann jetzt feiner Beamter werden, der nicht beide Sprachen versteht. Hier wären es also mehr die Briten  , die zur Bergrößerung der Gruppe beitrugen. Jedenfalls gehen mir faum fehl, wenn mir sagen, daß zum mindesten nicht weniger Buren als Briten unter den Zweisprachigen zu finden sind.

Ein klares Bild ergibt sich uns hingegen, wenn wir die Ein sprachigen" in Augenschein nehmen. Von den Kindern da­heim sieht fast die Hälfte Afrikaans, nur ein Viertel Englisch   als Muttersprache an. Daß die Einsprachigen prozentual zurück­gegangen sind, ergibt sich notwendig aus der gesteigerten Zahl der Zweisprachigen. Während aber die noch nicht schulpflichtige Jugend englischer Zunge sich relativ um 5 Proz., absolut um mehr als 11 000 vermindert hat, weisen die Kinder gleichen Alters, soweit Afrikaans ihre Muttersprache ist, neben einer relativen Abnahme von 2 Proz. eine absolute Zunahme von 1300 auf. Dies erklärt sich aus der stärkeren natürlichen Vermehrung der Buren, wodurch selbst die teilweise Abgleitung ins Zweisprachenlager wettgemacht werden

fonnte.

Fügen wir nun den Einsprachigen je die Hälfte der Zwei­sprachigen hinzu, dann ergibt sich uns die folgende Tabelle, die als Bild von der Verbreitung der Landessprachen als Mutter iprache" gelten darf.

1918

"

1926

1921 Afrikaans.. 711 371 780 227 856 402 Englisch  .. 698 715 735 023 815 836 Allein dies gerade ist es auch, was hier als entscheidendes Merk­mal für die nationale Gliederung nach den beiden Volksstämmen angesehen zu werden pflegt.

II.

Wähler und Gewählte.

Diese nationale Gliederung wie ist sie nun parlamentarisch zum Ausdruck gekommen? Hierauf eine Antwort zu geben, erscheint mir um so mehr geboten, als ja das nationale Moment, wie wir gesehen haben, im politischen Leben der Union  , und lange vor ihrer Gründung, stets eine ausschlaggebende Rolle gespielt hat. Die folgende Tabelle zeigt die Verteilung der Kräfte in den drei letzten Parlamenten:

Südafrikr. Partei Nationalisten.. Arbeiter;

a) Gemäßigte. b) Radikale Andere Parteien

1929

Abge ord- Wähler

1921

1924

Abge­ordnete

Abge­Wähler ord- Wähler

nete

nete

53 150 013

61

63 113 406

78

10( 13) 30 612

18 1

44 058

7214

78( 71) 138 503 45( 48) 103 768

1( 1) 1824

156 398 144 907

21 787

a) 5 9 496 b) 3 13 544 1 Zusammen 134( 133) 274 717| 135 314 691| 148 346 132 Die Wahlen 1924 follten eine Kraftprobe sein; denn die Legislaturperiode, die normalerweise fünf Jahre dauert, war noch nicht abgelaufen. Einige Nachmahlschlappen die eingeklammerten Zahlen zeigen, wie die Dinge zuletzt standen veranlaßten General Smuts, obwohl er noch immer über eine absolute Mehrheit ver­fügte, das Parlament aufzulösen und an das Volk zu appellieren. Ob es aus einem Gefühl innerer Ueberlegenheit oder aus Selbsttäuschung

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46

4449

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troffen fühlt, flammert sich nun daran. Goldstandard" mit einer Selbstsicherheit und Selbstverständlichkeit, als ob es nichts Einfacheres in der Welt gebe. Fanatismus ist ein

"

Kind der Ignoranz.

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Sollte die Sache noch lange so fortgehen und sollte die depressive Stimmung noch weiter anhalten, dann dürften die Folgen wohl nicht ausbleiben. Ich glaube ja nicht, daß die Lage der Regierung dadurch ernstlich erschüttert wird. Zumal diese ihr äußerstes tut so ge= währt sie beispielsweise eine 25 prozentige Ausfuhr­prämie, um den Farmern beizustehen. An Ueberläufern, die, teils verhetzt, teils verstimmt, sich ins andere Lager flüchten werden, wird es anscheinend bei den nächsten Kammerwahlen dennoch kaum fehlen.

IV.

Die Arbeiterpartei das 3ünglein an der Waage. Nun gibt es eine Wählerkategorie, die hinsichtlich ihrer politischen Stellung meder zur nationalistischen noch zur südafrikanischen Partei gehört: Es ist die klassenbewußte Arbeiterschaft, ins­besondere soweit sie in der Stadt lebt. Daß die Arbeiter unter der Not der Zeit vor allem leiden, ist leicht begreiflich. Die Zahl der Arbeitslosen nimmt zu, und der Ruf nach Lohnabbau wird unter den Arbeitslosen immer dringlicher. Ohne Zweifel sind die Aus­lichten der Arbeiterpartei für den nächsten Wahlka.npf überaus günstig. Es könnte geschehen, daß sie da, wie 1924, im Wettstreit der beiden führenden Parteien als entscheidender Faktor zu wirken berufen erscheint.

Freilich, um so etwas zuwege zu bringen, müßte sie völlig ge= rüstet dastehen. Läßt sich das von der hiesigen Arbeiterbewegung in ihrem jetzigen Zustand sagen? Auf diese Frage soll in meinem folgenden Briefe eine Antwort zu geben versucht werden.

Richard von Kühlmann  :

Der Kettenträger

Ich habe bei früherer Gelegenheit darzutun versucht, daß der Gegensatz zwischen der Südafrikanischen   und der Nationalistischen Partei, ökonomisch betrachtet, der Gegensatz zwischen Stadt- und Der Kettenträger, das ist der Mann, in dessen Adern ,, blaues Landbevölkerung mit ihren grundverschiedenen Interessen ist. Hier Blut" fließt, der Mensch, dessen ,, Adel  " durch Brief und Siegel für haben wir eine flare Bestätigung dieser Auf- alle Zeit festgestellt ist, der Aristokrat schlechthin. Also ein, höheres fassung. In den Städten mit internationalen Wirtschaftsinteressen Wesen" der Vorkriegszeit, dessen wichtigste Boraussetzung einmal werden vorwiegend Parteigänger Smutsscher Richtung gewählt. war, genügend Geld zu haben, um ein standeswürdiges" Leben zu Dies geschieht oft auch von Leuten, die, gefühlsmäßig, politisch durchführen. Diese Standeswürde bestand darin, sich die Lebensformen der aus anders orientiert sind; wo Interessen und Sentiment aufeinander stoßen, pflegt letzteres den Rückzug anzutreten. Daher die pro portional überstarte Gefolgschaft der Südafrikanischen   Partei. Nun befindet sich die Volksgliederung, wie wir sie geschildert haben, in Stadium der Fortentwicklung. Langsam, aber stetig, wächst die städtische Bevölkerung, die wohl jezt 60 Broz. der Gesamt­bevölkerung ausmacht. Diese Flucht in die Stadt" könnte für die politische Einstellung der Nationalistischen Partei eines Tages noch recht gefährlich werden.

III.

Ideologie und Wirtschaftsinteressen. Augenblicklich freilich hat es die Regierung mit näherliegenden Sorgen zu tun. Denn schwere Wolken verdunkein drohend hier zur Zeit den politischen Horizont: Die Wirtschaftskrise, von der fast alle Länder der Welt erfaßt worden sind, hat auch das Land des Goldes und der Diamanten nicht unverschont gelassen.

Als General Herzog   an die Macht fam, hing ihm der Him.net voller Geigen. Das Land stand sichtlich im Zeichen eines bedeutenden Aufschwungs. Der Etat war ausbalanciert und warf sogar beträcht­liche Ueberschüsse ab. Die guten Preise, die die Landwirtschaft er­zielte, und die hohen Löhne, die die Arbeiterschaft erhielt, haben Handel und Wandel belebt und die industrielle Tätigkeit, soweit sie besonders den Inlandmarkt betraf, merklich gefördert. Auf solchem Boden konnte in der Tat das Nationalgefühl gedeihen und der Na­tionalismus der treuen Gefolgschaft seiner Anhänger unbedingt sicher sein.

Vor zwei Jahren etwa mendete sich das Blatt. Es begann eine schlimme Zeit.( Lange nicht so schlimm zwar wie in anderen Ländern, jedoch schlimm genug, verglichen mit der vorangegangenen Zeit der Blüte.) Die Preise fielen, die Einnahmen wurden geringer, die Arbeitslosigkeit griff um sich. So ein Zustand- rein psychologisch| macht steptisch, kritisch, wenn nicht gar völlig abwendig. Der Führer, im Zeichen des Erfolgs mit der Glorie der Unfehlbarkeit umgeben, erscheint nicht mehr unanfechtbar. Und wo der Zufriedene noch lange bei der Stange bleibt, hat der Unzufriedene längst der Sache den Rücken gekehrt.

genommen

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übrigen Sterblichen möglichst nicht anzueignen und jedem Einflusse der nicht, ftandeswürdigen Außenwelt zu entziehen. Die Aristo­fratie war die bevorzugte Klasse, von Gott   und Kaiser dazu be­stimmt. Sie hatte Privilegien, die so weit reichten, daß sie außerhalb jedes Gesetzes gestellt waren. Heißt es doch ausdrücklich das bürgerliche Gesetzbuch", das nicht bloß so hieß, sondern auch tatsächlich nur für den Nichtaristokraten galt. Wohl wurde die bevor­zugte Stellung der Adelskaste von der Republik   aufgehoben, hin­gegen blieben die Adelstitel im Gegensatz zu Desterreich unbeschadet. Diese sogenannten Adelsprädikate waren ,, ererbtes geistiges Gut" fie waren Tradition.

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Was ist Tradition? Ueberlieferung von Name, Sitten, Welt­anschauung und einer bestimmten Kulturrichtung. Etwas für den Traditionsmenschen Heiliges, Unantastbares, in alle Ewigkeit Be­ſtehendes. Die Zeit hat alle diese Begriffe längst überrannt. Der Be­stand all dieser fiktiven Werte wurde in Atome aufgelöst. Zurüc blieben ein armseliges enttäuschtes, gekränktes Häuflein von Kettenträgern". Rettenträger deshalb, weil sie die von ihnen so hochgehaltene Tradition wie Ketten fühlen, Fesseln, die sie hindern, am Leben der Zeit mitzuwirken. Daß es hin und wieder einen gibt, der imstande ist, die ins eigene Fleisch schneidenden Ketten abzu­schütteln und frei, ohne Rückblick auf Ueberholtes, Vergangenes, mit­ratend und mitbauend an einer neuen Welt zu schaffen, sei zu gegeben. In Wahrheit aber und zum Großteil ſieht der Anschluß der Aristokratie an unsere Zeit so aus, daß diese Raste heute mit allen Mitteln bestrebt ist, sich einen entscheidenden Platz im öffent­lichen Leben in der Politik zu sichern, um von hier ihre Standesinteressen zu vertreten, vor allem aber die an das Volk über­gegangene Macht zurückzuerobern. Es ist ein Kampf um die Vor­herrschaft aller jener Kreise, die sich zum Ziele gesetzt haben, die Republik   zu zerstören, um an deren Stelle einen dynastischen Absolu­tismus zu setzen. Die Reaktion hat es verstanden, sich für ihre Zwecke eine Partei wie die Nationalsozialistische zu schaffen, deren ,, Volks= charakter" als unfehlbarer Reklametrick von den Managern des Dritten Reiches" erkannt wurde. Die Aristokratie ,, wirbt" um das Volt, um, wenn sie durch das Volk ihre Zwecke erreicht hat, eben­dasselbe Volk auf seinen früheren Plaz zurückzuverweisen.

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Bekanntlich hat die Regierung beschlossen, in der Union   beim Richard von Kühlmann  , der bekannte Staatsmann, Goldstandard zu bleiben, ungeachtet der Tatsache, daß England macht uns in seinem Roman ,, Der Kettenträger"( erschienen zur Papiermährung übergegangen ist Da tam General Smuts und bei S. Fischer Verlag, Berlin  ) mit einer weit harmloseren Sorte gab die Parole aus: Los vom Goldstandard und An- von Blaublütigen bekannt. Der junge Fürst, der nach vielen Kon­schluß an das englische Pfund!" Daß hier ein Vorschlag flikten die Bürde einer toten Last, sein Ahnenvermächtnis, abwirft mit ausgesprochen fapitalistisch- imperialistischer Tendenz vorliegt, und den Weg in die neue Welt beschreitet, ist nicht unsympathisch, haben selbst dessen Urheber nie bestritten: Es sollte dadurch der aber kaum glaubhaft. Aber schließlich ist ja eigentlich der Haupt­Handel mit England gefördert und es sollte ferner der Goldindustrie akteur des Buches nicht er, sondern sein Besitz. Ein Riesenvermögen inden sie bei gesenkten Gestehungskosten auch minder gehaltvolle an Land und Kunstschäzen zerfällt, nicht Lebensinhalt, sondern Erze auszubeuten in die Lage käme- die Möglichkeit zur gesteigerten-hintergrund. Ob der Fürst ohne diesen Hintergrund bestehen kann Produktionskraft gegeben werden. Mr. Havenga, der Finanz- diese Antwort bleibt uns der Verfasser schuldig, der überhaupt zu miniſter, hat errechnet, daß auf diese Weise 360 Millionen Mark jähr- den Dingen, die er schildert, eine sehr unentschiedene Haltung ein­lich in die Taschen der Goldmagnaten fließen würden. Dem wurde nimmt. Er stellt alte und neue Welt gegenüber. Aber die neue Welt, allerdings entgegengehalten, daß Abgaben und erweiterte Betriebs: wie er sie darstellt, ist unbedingt der alten weit unterlegen. Er spesen von dieser Summe in Abzug zu bringen wären. Nach General empfindet das Ahnenvermächtnis gleich seinem Helden als Bürde, ist Smuts   würde bei Annahme seines Vorschlags sich die Lage wie aber in diese Welt alter Kulturen derart vecliebt, daß seine Aus­durch eine Zauberformel sofort zum Besseren wenden. führungen streckenweise wie die Parodie auf einen Bildungsroman anmuten. Es scheint, daß der Autor selbst noch nicht weiter ist als sein Fürst. Es fehlt ihm an Distanz zu den Dingen und Menschen, die er hier gestalten mill, das Bereits über- ihnen- Stehen. Dann wäre er auch in seiner Stellungnahme entschiedener. Wir aber brauchen entschiedene Dichter. Das geistige Schaffen unserer Zeit muß scharf profiliert sein. Genug des Schwankenden!

Es ist nicht meine Absicht, in eine Untersuchung der Frage ein­zutreten, wer hierbei im Rechte sei. Ich fönnte, ich gestehe, dies auch gar nicht ohne meiteres tun, obschon mich das Problem seit Monaten beschäftigt, so schwierig und verwickelt scheint es mir zu sein.( Im übrigen möchte ich, im praktischen Sinne, der Sache über haupt nicht die entscheidende Bedeutung zuerkennen, die ihr von beiden Seiten beigemeffen zu werden pflegt.) Allein darin eben liegt

Friedrich Lichtneker.