Entartete Nazi-Jugend GA.ManK srschießi den Freund- Die„noble" Nazi-Hüfskasse
Vor der Strafkammer des Landgerichts III stand heute unter Anklage der fahrlässigen Tötung und des unbefugten Waffenbesitzes der ISjährige SA. -Mann Paul I o st. Er hat in der Silvesternacht seinem Freunde, dem SA.-Mann Rudolf S t e l t e r. eine Kugel in den Bauch gejagt. Der Schwerverletzte starb nach 10 Tagen im Kran- kcnhaus. Das Geheimnis über die Ursache seines Todes nahm er mit in das Grab. Die Polizei gab eine Notiz heraus, in der „von unbekannten Tatern" gesprochen wurde. Die Rechtspresse sprach von„Rotmord". Der SÄ.-Held Jost hatte nach Abgabe des Schusses seinen Freund und Kameraden aus der Straße in der Blutlache hilflos liegen gelassen und war davongelaufen. Auch er hütete sorgsam das Geheimnis der Silvesternacht, bis es der Polizei nach wochenlangen Nachforschungen gelang, ihn als Täter zu über- führen. Vor Gericht schilderte dieser würdige SA.-Mann die Tat in folgender Weise: Er hatte in der Siloesternacht mit seinem Freunde Stelter verschiedene Kneipen besucht. Nachts um 2 Uhr, auf dem Wege zum SA.-Verkehrslokal, habe er aus der Tasche seinen Revolver gezogen, um chn dem Freund zu zeigen. Im selben Augenblick sei der Schuß losgegangen, der Freund sei zu Boden gefallen, er selbst davongelaufen. Das Gericht verurteilte den Angeklagten wegen fahrlässiger Tötung und unbefugten Waffenbesitzes zu einem Jahr neun Mo- naten Gefängnis. In der Urteilsbegründung führt« der Vorsitzende aus. daß die hohe Strafe angesichts der Tatsache gerecht- fertigt erscheine, daß durch derartiges Manipulieren mit Waffen, die zudem noch unbefugt getragen werden, die öffentliche Ordnung und Sicherheit im höchsten Maße gefährdet werden. Der Angeklagte wurde sofort in Haft genommen.
Der Tod des SA.-Mannes Stelter wird aber noch ein Nach« spiel vor dem Z i v i l g e r i ch t haben. Stelter war nämlich wie alle SA. -Leute zwangsmäßig in der Hilfskasss der NSDAP , ver- sichert(SA.-Bersicherung). Er zahlte regelmäßig seine Beiträge, seine Verwandten beantragten deshalb die Auszahlung der ihnen laut Bestimmung zukommenden Versicherung in Höhe von 2000 Mark. Die Mutter des Getöteten wurde aber abgewiesen. wohl weil sie Kommunistin ist. Sie macht deshalb ihre Ansprüche auf dem Wege der Zivilklage geltend. Die NSDAP , hält ihr in der Klage entgegen, daß die Hilfskasse keine Versicherung im Rechts- sinne sei und aus der Beitragszahlung keine Rechtsansprüche ab- gelestet werden können. Also zuerst läßt man die SA.-Leute Bei- träge zahlen, und dann verweigert man den Verwandten die Aus- zahlung der Versicherungssumme. Auch ein Beitrag zur Moral des Dritten Reichs.___ SA. schießt ans e gene Kamefaden. Von einem Augenzeugen wird uns folgendes mitgeteilt: SA.-Leute hatten in ihrem Parteilokal, Oberschöneweide , Linden- straße, am Sonntagabend eine Diskussion veranstaltet. Plönlich wurde— es war gegen �10 Uhr— die Tür des Lokals aufgerissen und zwei SA.- Leute stürzten aus die Straße. Es kam dann zu einem Handgemenge. Die beiden SA.-Leute rissen sich von ihren Leuten los und schrien:„So etwas nennt sich S.-A.", sprangen dann in einen dort haltenden Privatwagen und gaben aus diesem Wagen vier bis fünf Schüsse auf das Lokal ab, die aber niemanden verletzten. Feine Hüter der Ordnung, die sich gegenseitig mit dem Revolver bekämpfen!
Kuntausfiellung und„Oela*. September und Oktober in der Masurenallee. Am Sonntag war der endgültig letzte Tag der schönen votks« rümlichen Ausstellung: Sonne, Luft und Haus für all«. Sie wirkt« auf den unbefangenen Beschauer am letzten Tage so frisch und ursprünglich wie am Tage der Eröffnung und besonders die oorwärtsstrebend« Jugend bekam hier nicht nur wieder und wieder die Bestätigung ihres Wollens, sondern Anregungen mannig- facher Art. Man wird der Stadt Berlin dankbar sein und hoch anrechnen müssen, daß sie eine solche schöne, auf Gegenwart und Zukunft gleich stark hinweisende Ausstellung ermöglicht hatte. Nun ist man draußen an der Masurenallee eifrig am Werk, die jetzt beendete Ausstellung auszuräumen und die nächste, die Große Funkaus st ellung aufzubauen. Die Berliner Aus- stellung aber, der sich bereits jetzt das europäische Jnter- esse zuwendet, ist die Dela, Deutsche Luftsport- A u s st« l l u n g, die vom 1. bis 23. Oktober stattfinden wird und zu der bereits im Juni d. I. die erste informierende Besprechung war. Gewissermaßen ein früher Auftakt für diese Ausstellung wird am 10. August die Einweihung der Ehrengedenk statte für den Berliner Fliegerpionier Otto Lilien- t h a l sein, die die Stadt Berlin in Gemeinschaft mst der Wissen- schastlichen Gesellschaft für Luftschiffahrt in Lichterfelde -Ost errichtet hat; Oberbürgermet st er Sahm wird hierbei die Weihe- rede halten. Die Arbeiten für die Dela sind bereits im vollen Gange. Auch der Sturmvogel, Flugverband der Werktätigen, ist beteiligt. Wahrscheinlich wird dann auch der interessant« Versuch mit dem Aufstieg einer Mongolfiöre, der vor wenigen Tagen so großen Beifall fand, wiederhost werden. Die Hauptattraktion wird ein Sternflug für Sportflug- zeuge aus allen Teilen Deutschlands nach Berlin sein. Berlin sieht also im Oktober großen Tagen entgegen.
Das Ausland meidet Berlin . Juli 193�:-102302 Fremde— �932: nur noch 70 521 Fremde in Berlin . Nach Mitteilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin wurden im Juli 1932 in Berliner Hotels, Gasthöfen, Fremdenheimen und sonstigen Beherbergungsstätten 70821 Gast- hofssremde polizeilich gemeldet gegenüber 78 089 im Vormonat und 102302 im entsprechenden Monat des Jahres 1931. Es sind also im Juli 1932 81 781 Fremde weniger nach Berlin gekommen als im Juli des Jahres 1931. Im Tagesdurchschnitt belief sich die Zahl der Meldungen im Berichtsmonat auf 227S(Juni 1932: 2436, Juli 1931: 3300). Die tägliche Abnahme des Berliner Gasthofs- fremdenverkehrs beträgt hiernach gegenüber dem Juli des Vorjahres 1025 oder 31,1 Proz. Von den 70 S21 Gasthofsfremden im Berichtsmonat waren 55 295 oder 78,4 Proz. deutscher und 13 226 oder 21,6 Proz. ausländischer Staatsangehörigkeit Die Zahl der deutschen Hotelgäste ist gegenüber Juli 1931 um 661 oder 27 Proz. zurück- gegangen. Beim AuslAnderfremdeaverkehr ergab sich im Tages- durchschnitt gegenüber Juli 1931 eine Abnahme um ZS4 oder 42,6 Proz. Das sind geradezu katastrophale Zahlen, die eine sehr deutliche Sprache reden. Der Rückgang der deutschen Besucher könnte immerhin noch mit unserer Wirtschaftslage erklärt werden. Der furchtbare Rückgang der Äuslandsbesucher um nahezu die Hälfte gegenüber dem Vorjahr findet seine Er- klärung darin, daß die Aueländer es zweifellos vorziehen, einer Hauptstadt fernzubleiben, in der nicht nur die eigenen Staats- bürger von den Nationalisten niedergemacht, sondern leider wieder- holt auch Ausländer überfallen worden sind. Nur wenn endlich überall Ruhe, Ordnung und Sicherheit einkehren, wird sich auch der Ausländerverkehr in der Rcichshauptstadt wieder heben.
Ein neuer Affenfelsen im 3oo. Obwohl auch dar Berliner Zoo unter der Wirtschaftskrise leidet, konnte dieser Tage der Afsenselsen vollendet und in Benutzung gs- nommen werden. Aus der Sächsischen Schweiz hat man Elbsandstein waggonweise hergeschafft und hier beim Bau des künstlichen Felsens verwendet, damit die Tiere möglichst natürlich ab- geschliffene Kanten haben. Als die Tiere frelgelassen wurden, kam ihnen zuerst die Freiheit etwas unsicher vor. Die kleinsten, bestimmt
v'31 "/«.X ' (Schluß.) Zizka ahnt, daß das kein leichtes Unterfangen fein wird. Wohl hat er heute für Hus das erste Blut vergossen. Aber gegen das, was noch kommen wird, war dieses bißchen Blut- feuer ein Kinderspiel. Der Konstanzer Scheiterhaufen wird ganz andere Maße annehmen! Die gesamte im Baalsdienst versunkene Christenheit wird er mit seinem sjfeueratem versengen! Zizka muß das Auge schließen, so überwältigt chn das Bich vom Brand der Welt. Doch er wird keine Sekunde zögern, dieses Gesicht zur Tat werden zu lassen. Die Welt ist krank, todkrank ist sie, krank an Herz und Nieren, mag sich ihre Sünde und ihre Krankheit im Feuer verzehren! Die Flamme der Vernichtung fresse alles rein, damit nach Gottes Willen aus der Asche fleckenlos das Neue entsiehe! Zizka weiß jetzt, daß seine vielfältigen Fahrten in der Fremde doch keine Irrfahrten waren. Er hat sie tun müssen, um Meister der Kriegskunst zu werden. Denn sein Volk soll. das spürt er mit allen Fasern, ein Volk des Kampfes sein. Wer sich vornimmt, das Land neu zu pflügen, muß es auch verstehen, das Unkraut zu reuten und es samt Wurzel und Samen zu vernichten. Zizka weiß, wo die Kraft seines Volkes liegt: bei den Bauern. Sie ist zwar verschüttet, dies« Kraft, aber er wird die Trümmer und Hindernisse hinweg- räumen, damit sie wieder ungehindert aus der Tiefe quelle. Er wird sich eine Armes von Bauern bilden, Stoßtrupven armer Jans. Nein, keinen Koller, keinen Panzer werden diese Huskinder tragen; ibr Mut, ihre Begeisterung wird ihr Koller und Panzer sein! Nicht Schwert und Lanze werden sie führen, nein, nur jene Waffe, mit der sie herbst- lings und winters auf ihren Tennen die Spreu vom Weizen jagen. Dreschflegel wird er ihnen in die Hand drücken. Die können sie aus jeder Scheuer mitnehmen, die brauchen sie nicht erst in den Gewölben zu taufen oder in den Zeug-
AehSirng! Abteilungs- und Zahlabendlaiter! in aiien Zasssa&enden ist Mitgiiedsbuchkonfirolleuorzuneiimen
die neugierigsten der ganzen Affengesellschast, wagten sich zuerst ins Freie, sie wären freilich sofort wieder umgekehrt, wenn die nach- drängenden Großen sie nicht daran gehindert hätten. Für alle aber wurde der Assenfelsen erst zum wohligen Heim, als es auf ihm Futter gab. Denn ein Affe kann auch die Freiheit ohne Fressen nicht ertragen.
Professor piccard staribereii. Bessere Ausrüstung als bei dem ersten Aufstieg. Professor Piccard ist In Zürich nunmehr zu seinem Sfcaio- sphäreaflug siarlbereik. Der Ausstieg kann aber wegen der ungünstigen Wetterlage nicht vor Donnerstag früh erfolgen. Der kühne Forscher wird auf seine diesfährige Stratosphären- reise«inen Sender von SO Watt mitnehmen. Der Sender, der von Jett zu Zeit kurze Standortangaben geben wird, arbeitet auf dem Wellenband von 7 Kilohertz. Prof. Piccard beginnt und schließt seinen Anruf mit dem Rufzeichen„B. 9". Funksprüche von der Erde aus werden kaum beantwortet werden können. Für den Aufenthalt in der Stratosphäre sind 2 bis 3 Stunden in Aussicht genommen. Die Ben tilleine, die beim ersten Stratosphären- slug Piccards beinahe verhängnisvoll geworden wäre, ist diesmal durch eine Qu eckfilberdichtung unmittelbar in die Gyndel eingeführt. Um auch gegen die Gefahren einer Landung auf unzu- gänglichem Gletschergelände gesichert zu sein, nehmen Prof. Piccard und sein Begleiter, der Physiker E o s y n s, Proviant für mehrere Tage und eine Berzausrüstung mit an Bord. Die Teilnehmer der mit Hilfe von zwei Flugzeugen und mehreren Auto- mobilen eingerichteten„R e i s e b e g l e i t u n g" hoffen im übrigen, den Stratosphärenballon möglichst bis zu feiner Landung verfolgen zu können.
Spinais Kinderlähmung in Schlesien . Bisher sieben Fälle im Kreis Waldenburg. Waldenburg i. Schl., 8. August. Nachdem in Niedersalzbrunn in den letzten Tagen vier Fälle von spinaler Kinderlähmung festgestellt worden waren, sind jetzt auch in Weiß stein zwei Kinder und in Adels- b a ch eins an spinaler Kinderlähmung erkrankt. Die Weißsteiner Schulen sind auf 14 Tage geschlossen worden.
Verzweifelnde Jugend. Mit 21 Jahren lebensübervrüfsig. In der Heid« von Wendisch-Rietz b«! Beeskow -Stortow wurde von Spaziergängern ein junger Mann stöhnend und in gänzlich hilflosem Zustande aufgefunden. Er hatte versucht, sich die Puls» ädern zu öffnen und außerdem Gift zu sich genommen. Man brachte chn sofort zur nächsten Landjägerstation und rief einen Arzt herbei. In Glienicke wurde er ins Krankenhaus gebracht. Es handelt sich um einen 21 Jahrs alten Fritz Wild aus der Tafifttaße 17 in Friedrichsfelde . Fritz W. war, nach feinen Angaben, lebensüber- d r ü f f i g und hatte versucht, sich das Leben zu nehmen.
51 838 deutschs V?anntWsinSfennsreien. Deutschland hat insgesamt 51 838 Branntweinbrennereien: davon sind allerdings 46 108 Kleinbrennereien, deren Erzeugung über- wiegend zwischen 5 und 300 Litern liegt. Von diesen 46 108 Klein- brennerenen sind wiederum 4S 010 Abfindungsbrennereien, also Kleinbetriebe, deren Erzeugnisse nicht unmittelbar nach ihrer Menge geprüft und versteuert werden, sondern die nach einer geschätzten Pauschalmenge Steuern zahlen. Von den 5730 größeren Brennereien haben im Betriebsjahre 1929/30 1100 stillge- standen, von den Kleinbrennereien 12 552.
Die Kaiserallee wird vom 8. August bis zum 17. September 1932 für alle Fahrzeuge(außer Straßenbahn und Omnibus) vom Kasserplatz bis zur Waghäuselerstraße in beiden Fahrtrichtungen gesperrt.
Häusern zu stehlen. Hei, wie wird der Batternflegel die Feinde und Widersacher dreschen! Gebogene Eisen wird er machen lassen, Haken an Stangen, zwei drei Schuh länger als Herrenlanzen, um damit die Ritter an den Füßen aus den Bügeln und von den Pferden zu reißen. Sind die ge- panzerten Klötze erst einmal am Boden, dann ist die Arbeit leicht. Achtundzwanzigmal in der Minute wird der Flegel saufen! Achtundzwanzig Dresch! Dresch! in sechzig Sekunden! „Drauf im Namen unseres Jan Hus !" wird das Feldgeschrei sein. Sünder, verkriecht euch! Es kommt Gottes gewaltiger Haufen! Zizka glüht im Gedanken an diese Zukunftsstunde. Wehe Rom und den Ramlingen ! Wehs den Bullenschmeißern! Wehe den feisten Tagdieben und Pfaffen! Ihre Kirchen und Klöster sollen ihnen als Scheiterhaufen über den eingeschlage- nen Schädeln flammen! Diese Scheiterhaufen sind nur der Konstanzer Scheiter Widerschein! Ja, Jan Hus soll gerächt werden fürchterlich! Da, aus der Zone des Nebels stößt schnaubend sein Pferd vor und hebt wiehernd den Kopf, als es die blanke Schüssel des Sees sieht. Zizka gibt ihm die Zügel frei, und nun streckt es den Hals, wirft die Lefzen auf und trinkt in langen durstigen Zügen. Auch das Saumpferd drängt vor nach dem köstlichen Naß. Zizka läßt die Kreatur saufen, bis sie nicht mehr kann. Aber als er weiterreiten will, weigert sich der Rappe. Zizka versucht, ihm den Sporn'zu geben. Doch im gleichen Augenblick geht der Gaul vorn hoch, so daß Zizka in den schärfsten Schenkeldruck muß, um nicht abge- schleudert zu werdene. Beruhigend klopft er nachher dem ängstlich blasenden Tier auf den Hals und beugt sich vor, um nach dem Hindernis zu sehen. Oha. da liegt ja ein dunkles Bündel im Weg! Zizka steigt ab. Er findet einen vor Erschöpfung zu- sammengesunkenen Menschen. Dessen Gewand trieft vor Nässe, als sei er eben erst aus dem See gestiegen. Zizka stößt den Menschen mit dem Fuß an. Er rührt sich nicht. Da beugte er sich zu ihm nieder und rüttelt ihn derb an den Schultern:„Heda! Aufgewacht!" schreit er dem Manne ins Ohr. „Hier der Weg ist eine schlechte Bettstatt!" Langsam kommt Leben in das geschüttelte Bündel. Ein rothaariger Kopf hebt sich aus riesigen Schultern, zwei Augen stieren den Ritter wie etwas Unbegreifliches an, ein« Faust streckt sich gegen den Rand des Horizonts, wo ein
paar Türme wie silberne Borsten leuchten, und eine heisere Stimme flucht:„Möge die ganze Bande verrecken!" „Wenn du die Konstanzer meinst, halte ich mit!" sagt der Ritter.„Aber höre mich an, nasser Mann! Es hat keinen Zweck, eine bloße Drohfaust zu machen! Die Kinder der West haben vor deinen fünf Fingern erst dann Respekt, wenn etwas zum Zuhauen darin ist! Ein gutes Schwert beispielsweise!" „Haft du mir eines?" fragt, aufstehend und die klammen Glieder streckend, der Riesenklotz von Hilfsschreiber. „Zehn für eins!" sagt Zizka. „Wenn du dich am Menschenpack rächen willst, komm mit! Da, sitz auf, ich Hab noch ein lediges Pferd bei mir!" Binz läßt sich nicht zweimal heißen. Dieser Nachtritt kommt ihm vor wie ein Traum. Es ist ihm alles wirr und wunderlich. Denn nach dem Urteil des über das Blut er- kennenden Konstanzer Kleinen Rats müßte er als heimlich Hingerichteter längst im Untersee zwischen Aalen und Kretzern schweben. Er hört an seiner Seite die beiden Juden jammern und schrein, und in den Ohren dumpf noch ein merkwürdiges Gurgeln und Sausen. Wie ist er nur dem verfluchten Steinsack entronnen? Doch jetzt ist nicht die rich- tige Luftwärme zum Grübeln und Denken. Der Mond aus seinem silbernen Kübel tröpfelt Kälte um Kälte. Mit klap- pernden Zähnen trabt der Gerettete hinter Herrn Zizka her. Der ist ob des unvermuteten Bundesgenossen auf ein- mal fröhlich geworden. Wie Wein woqts ihm durchs Blut. Er vergißt sogar den Schmerz in der Stirne. Ein Lied tritt ihm auf die Lippen. Hier, an der Allens- bacher Linde, wo der Weg abbiegt nach dem Mindelsee hin- über, hat er's gestern bei seinem Einritt nach Konstanz gehört. Ein Fahrender stand dort im Kreis und sang seinen Zuhörern mit' heller Stimme das Lob einer asten Ristertat, mit Lautenschlägen begleitet. Zizka hat noch den Stoß des Rhythmus und das Ge- fälle der Worte im Ohr. Eins muß er diesen Deutschen lassen: Sie sind Meister des einprägenden Worts. Unver- geßbar bleibt ihm die Wucht der letzten paar Zeilen: Besitz stirbt. Sippen sterben. Du selbst stirbst wie sie. Eines nur. das ewig lebt: Des Toten Tatenruhm.