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BERLIN  Dienstag 9. Auguft

1932

Redaktion u. Expedition: Berlin   SW 68, Lindenstr. 8

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Der Abend

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Nr. 372

B 181

49. Jahrgang

Neue Wirtschaftskatastrophe!

Berliner   Beamten- Wirtschaftsverein stellt Zahlungen ein

Der Beamten Wirtschaftsverein Berlin, der rund 120 000 Mitglieder zählt, stellt mit dem heutigen Tage seine Zahlungen ein. Die Vor­bereitung des gerichtlichen Vergleichsverfahrens ist im Gange.

Der Warenverteilungsbetrieb wird keinerlei Unter. brechungen oder Einschränkungen erleiden. Die Ansprüche der Gläubiger und vor allem die Spareinlagen der Mit glieder sollen, wie es heißt, hundertprozentig gesichert

sein.

Der Beamten- Wirtschaftsverein unterhält neben einem Waren haus usw. auch eine Sparkasse. Die Geschäftsanteile und die Haft­summe der Mitglieder betragen je 60 Mart, also insgesamt ewa 7,2 Millionen Mark. Der Beamten Wirtschaftsverein hat einen Jahresumsatz von rund 18 Millionen Mark. Die Spareinlagen find von 16,5 Millionen Mart im April 1929 auf 8 Millionen Mort zurückgegangen. Als Gründe für den Zusammenbruch des Unter­nehmens werden der Abbau der Beamten und die Reduzierung der Beamtengehälter angegeben. Dadurch sind Spar- und Raufkraft der Mitglieder des Beamten- Wirtschaftsvereins in erheblichem Maße

zurückgegangen.

Darstellung des BWB.

Bon der betroffenen Genossenschaft selbst wird folgende Dar

ftellung gegeben:

Der Beamtenwirtschaftsverein zu Berlin  , die bekannte, feit 30 Jahren bestehende große Genossenschaft, die sich um die Ber: forgung der Berliner   Bevölkerung besonders in der Kriegs- und Nachkriegszeit verdient machte, hat sich im Interesse der Sichers ſtellung ihrer Gläubiger, in erster Linie ihrer Sparer, genötigt ge­sehen, die Zahlungen einzustellen. Sie erstrebt einen Ber­gleich, der auf eine volle Befriedigung besonders der Spargläubiger abzielt.

Die gegenwärtige Illiquidität der Genossenschaft ist auf die Schrumpfung des Spartassenbestandes zurückzuführen. Die Ge­nossenschaft hatte 1929 einen Sparkassenbestand von 16,5 Millionen, von dem damals die Hälfte flüffig gehalten war. Auf ihrem Rücken murde zunächst die besondere Berliner   Vertrauensfrisis abgewehrt, die im Sommer und Herbst 1929 durch den Zusammenbruch verschie= dener Geldinstitute mit der Beamtenfirma hervorgerufen murde. Die Folgen dieser Krisis maren damals leicht zu überminden.

Im April 1931 war das Gleichgewicht der Sparkasse des Be­amtenwirtschaftsvereins wiederhergestellt, aber die Folgen der allgemeinen Bantenfrisis haben bis heute nachgemirft.

Vor der Todes Notverordnung

Die Verzweiflungstat der Papen  - Regierung

Die Regierung Papen Schleicher, die heute den durchzusetzen. Unter dem Druck dieser Drohung verhandelt die verzweifelten Versuch unternimmt, durch Sondergerichte und Regierung Papen- Schleicher mit den Nationalsozialisten über Todesstrafen Ordnung und Ruhe wiederherzustellen, steht ihre Umbildung. Jetzt hat sie, indem sie nach Sondergerichten vor den Folgen ihres eigenen Tuns. Die Regierung und Erekutionen ruft, ihrer Regierungskunst selber das Zeug­Brüning- Groener hatte die SA. aufgelöst mit der nis ausgestellt, das sie verdient! Begründung, ihr Fortbestehen müßte zu ,, bürgerkriegs­ähnlichen Zustände n" führen. Bei einer solchen Ent­widlung, hieß es weiter, müßte der Staat die Achtung, die er für seine verfassungsmäßigen Einrichtungen fordern muß.

verlieren.

Die Regierung Brüning- Groener wurde gestürzt, die S2. wurde wieder erlaubt, und sofort waren auch die ,, bürger friegsähnlichen Zustände" da, und die Achtung, die der Staat für seine verfassungsmäßigen Einrichtungen fordern muß, jant von Tag zu Tag. Der erfahrene Innenminister Preußens, die erprobten Polizeipräsidenten wurden gewalt­sam von ihren Posten entfernt. Neulinge im Amt, vielleicht mit bestem Willen ausgestattet, aber unter terroristischen Drud von rechts gesetzt, griffen mit unsicherer Hand ein. Sondergerichte, Todesstrafen bleiben als letztes Mittel der Verzweiflung.

Die Begründung des SA.- Verbots vom 13. April d. I. ist aber heute auch noch in anderer Beziehung von geradezu auf­reizender Aktualität. Heißt es doch in ihr wörtlich:

Keine Reichsregierung kann es dulden, daß irgend­eine Partei den Versuch macht, einen Staat im Staate zu bilden, und sich Machtmittel schafft, durch die sie

in der Lage wäre, unter Umständen ihre Ziele auch

mit Gewalt durchzusehen.

Die Regierung Papen- Schleicher hat der NSDAP  . ge­Da der Sparkassenbestand heute noch 8 Millionen beträgt, find unterſtattet, sich solche Machtmittel anzuschaffen. Folge davon ist, Berücksichtigung der seit April 1929 zugeschriebenen Zinsen rund daß diese Partei ganz offen droht, ihre Ziele auch mit Gewalt

11 Millionen bar zur Auszahlung gelangt, also Anforderungen ge­stellt worden, denen unter den heutigen Verhältnissen wohl nur

wenige Institute gemachsen gewesen wären.

Die Vorbereitungen zur Einleitung des gerichtlichen Bergleichs­verfahrens sind im Gange. Der Warenverteilungsbetrieb wird un­eingeschränkt aufrechterhalten.

Die Wahl in Berlin  .

Endgültiges Wahlergebnis.- Sozialdemokratie an zweiter Stelle.

Das Nachrichtenamt der Stadt Berlin   veröffentlicht jeht das endgültige Abstimmungsergebnis der Reichstagswahl vom 31. Juli für Groß- Berlin.

Danach hat die Sozialdemokratie 722 064 Stimmen er­halten und steht an zweiter Stelle hinter den Nationalsozia­liffen, die 756 745 Stimmen zu verzeichnen haben. An drifter Stelle folgt die kommunistische Partei mit 721 983 Stimmen. Bei der Aufstellung des vorläufigen Ergebnisses war die Sozialdemo­frafie um 155 Stimmen hinter der KPD. zurückgeblieben.

Die übrigen Parteien hatten bei dem Kampf um die Führung in Berlin   nicht mitzusprechen. In weitem Abstand folgt am vierten Plak die Deutschnationale Bolkspartei mit 219 356, der sich die Zentrumspartei   mit 130 346 Stimmen an fünfter Stelle anjchließt.

Das Koblenzer   Organ der Nationalsozialisten, das National­blatt", wurde vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz   wegen Bes schimpfung und böswilliger Verächtlich machung der verfassungsmäßigen Reichsfarben auf die Dauer von drei Tagen verboten.

Ihre Antwort

B

Go- die Regierung warnt zum letztenmal?- Na, warten wir ab, bis sie zum allerlegtenmal warnt!"

*

Die Reichsregierung ist heute mitfag 12 Uhr zu ihrer Beratung zusammengetreten. Das Ergebnis dieser Beratung wird dem über die Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung Reichspräsidenten  , der bis morgen noch in Neuded ist, telegraphisch übermittelt werden, wenn er seine Entscheidung darauf noch heute trifft, so wird man sie morgen früh aus den Zeitungen erfahren, vielleicht auch noch heute abend aus dem Rundfunk.

Die Regierung Bracht erklärt jetzt, daß sie mit dem Ober­präsidenten Dr. Siehr- Ostpreußen sehr gern zusammengearbeitet haben würde und sein Ausscheiden ungemein bed aure. Zu der Aufstellung eines Stahlhelm- SA.-, Selbstschutzes" durch die braunschweigische Regierung erklärt das Reichsinnenministerium, daß alle derartigen Vorgänge selbstverständlich nachgeprüft würden. Es bleibe dabei, daß partei politische Formationen nicht in den Polizeidienst aufgenommen werden dürfen; man werde weiter darauf achten, daß die Grundlinien, die für die Polizei gelten, von

den Ländern auch beachtet werden.

Reichsregierung ist verantwortlich.

Es gibt fein Bertuschen.

Eine Funktionärversammlung der Kölner   Sozialdemokratie nahm am Montagabend nach einem Vortrag des Reichstagsabgeord­neten Sollmann folgende Entschließung einstimmig an:

für den Terror der Nationalsozialisten verantwortlich. Die Die Sozialdemokratie Kölns   macht die Reichsregierung Wiederzulassung der uniformierten SA., die verfassungs­Bischen Staatsregierung und die einseitige Stellungnahme widrige Beseitigung der noch jetzt rechtmäßigen preu= der Regierungsorgane gegen die KPD  . haben die terroristische Aktivität der 2. hemmungslos werden lassen. Die Sozial­

demokratie Kölns   grüßt die Gesinnungsfreunde in den unter Nazi­terror stehenden Gebieten und ist zur Betätigung jeder Art von Solidarität für sie bereit. Von der Reichsregierung fordert die Ver­sammlung die Wiederherstellung der Staatsautorität, die unter sozialdemokratischen Ministern gefestigt und geachtet war."

Intime Borbesprechungen.

Hitler und Schleicher   auf Schloß Lohme  . Der Kuhhandel" um die Reichsregierung hat ,, inoffiziell" bereits Ende der vergangenen Woche be= gonnen. Es waren beteiligt von den Nationalsozialisten Hitler  , Goering  , Röhm und Daluege, von Regie­rungsseite die Herren von Schleicher, von Gayl und Bracht.

Die Herren haben sich aber nicht in Berlin  , sondern in Schloß Lohme   auf dem Rittergut des Herrn von Wedell zu­sammengefunden. Etwa 50 SS.- Leute waren aus Kyritz   und Umgebung zur Stellung der Ehrenwache zusammengezogen, die im Paradeschritt vor den beiden Delegationen vorbei­defilierte.

Razi Attentate, fingiert".

Uebeltäter sind immer Kommunisien.

Die Nationalsozialistische Parteitorrespondenz" veröffentlicht ein angebliches Rundschreiben der Zentrale des

aufgelösten

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seit Jahr und Tag

Rotfrontbundes, das auf den ersten Blic als

plumpe Fälschung zu erkennen ist. Die Rotfrontleute werden