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Znstruktionssiunde.
,Wo befindet ihr euch?'" ,Was tut ihr folglich?- »Was seid ihr folglich?"
»3' V'fehl: in Verzweiflung." »3' B'fehl: schmeißen Bomben." »3' B'fehl: die anständigen Menschen/
Hoffnungsloser Arbeitsmarkt. Arbeitslose, die nicht mehr stempeln gehen.
Die Reichsanstalt berichtet:Enbe Juli betrug die Zahl der bei den Arbeitsämtern gemeldeten Arbeitslosen rund 5 393 000. In der Arbeitslosenversicherung wurden rund 737 000, in der Krisenfürsorge 1 334 000 Hauptunterstützungsempfänger gezahlt. Die Zahl der Wohl- fahrtserwerbslosen betrug am gleichen Stichtage rund 2 224 000. Sie ist also seit Anfang Juli um rund 00 000 gestiegen. Doch ist zu be- rücksichtigen, daß die neuen Bestimmungen der Wohlfahrtshilfever- Ordnung, die eine Einschränkung dieses Personenkreises bringen, in der Berichtszeit noch keine Anwendung gefunden haben. Seit Mitte Juli hat die Zahl der Arbeitslosen bei den Arbeits- ämtern um rund 99 000 abgenommen. Daraus könnte rein zahlen­mäßig gesehen auf eine Besserung der Arbeitsmarktlage geschloffen werden. Tatsächlich kann der Rückgang der Arbeitslosenziffern nicht allein aus arbeitsmarktlichen Gründen erklärt werden. Vielmehr ist zu beachten, daß infolge der Einführung der Hilfsbe- d ü r s t i g k e i t als Unterftützungsoorausfetzung eine starke Senkung der Zahl der Unterstützungsempfänger eingetreten ist: da nun erfah- rungsgemäß ein Ausscheiden aus der Unterstützung in zahlreichen Fällen auch eine Richterneuerung des Arbeitsgesuches zur Folge hat, wird hieraus ein großer Teil des zahlenmäßigen Rückganges zurück-
zuführen fein. Es kann daher für diese Berichtszeit aus der Be> wegung der Arbeitslosenzahlen auch in den einzelnen Berufsgruppen kein lückenloses Bild von der Gestaltung des Ar» beitsmarkts gewonnen werden." * Damit bestätigt die Reichsanstalt unsere wiederholt ausge- sprochene Beobachtung, daß die Statistik der Retchsanstalt über die Zahl der Arbeitsuchenden nur unvollkommen die tatsächliche Zahl der Arbeitsuchenden erfaßt. Das wird sich im Laufe der nächsten Wochen und Monate noch verstärken, zumal zu der Million Ar- beitsloser, die Ende Juli keinerlei Unterstützung bezog, noch einige hunderttausend hinzukommen dürsten. Für diese und für die Hundert- tausende, die jetzt schon die Arbeitsämter nicht mehr aufsuchen, be- deutet der Gang zum Arbeitsamt, der oft weit und beschwerlich ist, nur eine aussichtslose Anstrengung und Abnutzung von Kleidern. Mit rund 3 400 000 eingetragenen Arbeitsuchenden liegt diese Zahl um mehr als 1 400 00.0 höher als Ende Juli 1931. Aus den schon angeführten Ursachen heraus dürfte die Ueberlagerung jedoch noch erheblich höher sein. Seit den Septemberwahlen 1930, seitdem in Deutschland   der Nationalsozialismus blüht, hat sich die Arbeits- losigkeit in ungeahntem Ausmaße verschärft.
Polizei tr.it Karabinern. Aussehenerregende Maßnahme im Begierungsviertel. Am Montagabend ließ der Reichskanzler wie aus der Pistole heraus öffentlich feststellen, daß dengegenwärtigen Zuständen unter brutaler Anwendung aller Machtmittel des Staates ein sofortiges Ende gemacht werden muß". Wenige Stunden später wurden die Polizeiposten vor den Regierungs- gebäuden verstärkt und mit Karabinern versehen! Was war geschehen? Nun, die Herren haben ihre guten Gründe, über die sie aus ebenso guten Gründen schweigen. Nicht wegen der Kommunisten, nein wegen seinera u f b a u w i l l i g e n Kräfte" zeigt« man sich plötzlich entschlossen. Mitteilungen über b e- st i m m t e Pläne und Absichten dieser Kräfte gegen b e st i m m t e Personen und Gebäude in Berlin   haben den Schrecken hervor- gerufen. Deshalb die schleunige Einberufung einer Kabinettssitzung zu Dienstag und die telegraphische Aufforderung zu sofortiger Rück- kehr an alle von Berlin   abwesenden Minister. Pläne und Absichten der von der Papen  -Regierung legalisierten und dann auf das Volk losgelassenen Privat- armee Hitler  « verstärkte die Vermutung, daß alle Terrormaß- nahmen nationalsozialistischer Banden planmäßig vor- bereitet und von einer oder mehreren Stellen aus durchgeführt werden. Das Ziel dieser Terrorakt« ist, das Volk und die Papen- Regierung langsam zu zermürben und so den Weg für die alleinige Uebernahm« der Macht durch die Nationalsozialisten sreizu- machen. Aus diesem Grunde sollten in der Nacht vom 10. zum 11. August auch in Berlin   bestimmte Terrormaßnahmen durch- geführt werden. Zunächst hat die Berliner   Polizei davon Wind be- kommen. Am Montag wurde auch Herr von Papen ins Bild gesetzt. Die allgemeine Ankündigung, daß dem Terror unter �brutaler Anwendung aller Machtmittel" ein Ende gemacht werden soll, war die Folge.
Cm Kommunist erschossen. Wieder ein Kraftwagen-Mordkommando. Dortmund  , 9. August. Wie die Polizei mitteilt, wurden Dienstag nacht aus einem Kraftwagen, an dem die Lichter ausgelöscht waren, auf mehrere vor einer Wirtschaft in der Heiligegartenstraße stehende Personen vier bis fünf Schüsse abgegeben. Der 28jährige Arbeiter Engelbert Reutner wurde von einer dieser Kugeln lebensgefährlich oerletzt. Der Angeschossene trug die Unisorm desKampfbundes gegen den Faschismus" mit der da- zugehörigen roten Armbinde.
Schwere Schießerei beim Schützenfest. 3ehn Verletzte. Fröndenberg  (westsalen), 9. August. Einen tragischen Ausgang nahm hier in der Sonntagnacht ein Schützenfest. Als Polizeibeamte Feierabend geboten, wurde ihnen Widerstand geleistet. Verschiedene Teilnehmer griffen die Polizei tätlich an. Sie konnte mit dem Gummiknüppel die Ruhe nicht wieder- herstellen und muhte von der Schußwaffe Gebrauch machen. Dabei wurden sieben Personen verletzt. Außerdem trugen dr«i Polizeibeamke Verletzungen davon.
OerSegen" der Amnestie. Freigelassene Attentäter terrorisieren weiter. Die im Preußischen Landtag von Kommunisten und National» sozialisten gemeinsam angestrebte politische Amnestie ist bis- her an dem Einspruch des Staatsrats gescheitert. Immerhin ist entsprechend der Absicht der Antragsteller in- zwischen eine größere Zahl von Freilassungen erfolgt. Einer der Freigelassenen, der SA.- Mann Münch in Camberg  , der wegen eines Bombenattentats oerurteilt worden war, hat sich am Wahltag führend bei Ueberfällen beteiligt. Er ist jetzt wieder zu zwei Iahren Gefängnis verurteilt worden. Man stelle sich vor, daß die Amnestie und damit die Straf- freiheit für die schlimmsten Terrorakte Wirklichkeit ge- worden wäre. Der Terror hätte einen nicht auszudenkenden Um- fang angenommen. Gefängnis für SA.-Attentäter. Die Strafen noch zn milde. Das Schöffengericht Husum   verurteilte den S A.> M a n n W o e l k wegen eine? Feuerüberfalls auf das Haus des Landjägers Wolf in Crfds zu neun Monaten Gefängnis. Der Schnellrichter oerurteilte in Königsberg   den dem SA.-Sturm angehörenden Maschinenmeister Colomba zu zwei Mona- ten Gefängnis. Der Kommunist Bolowski wurde wegen Waffenbesitzes und wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt. sowie wegen verbotenen Betretens des Festungsgeländes zu 8 Mo- naten Gefängnis oerurteilt. Der Kommunist Schöne wurde frei- gesprochen._ Kommunaler Wahlsieg. Quittung für den SB.-Terror in Braunschweig  . Braunschweig  , 9. August.  (Eigenbericht.) In Cattenstedt   im Kreise Blankenburg   wurde der Kandidat der Sozialdemokratie bereits im ersten Wahlgang mit absoluter Mehrheit zum Gemendevorsteher gewählt. Das Wahlergebnis ist eine Antwort der Arbeitnehmerschast aus die terroristischen Anschläge der nationalsozialistischen SA.
Hakenkreuz über dem Landtagsgebäude. Faschistisches Parteiregime in Mecklenburg Schwerin  , 9. August.  (Eigenbericht.) Am Dienstag, vormittags 10 Uhr, wurde auf Anweisung des nationalsozialistischen Landtagspräsidenten in Mecklenburg  -Echwerin auf dem Landtagsgebäude die Hakenkreuzfahne zusammen mit der blau-gclb-rotcn Landesflagge gehißt. Die Nazis wollen hiermit demonstrieren, daß an Stelle einer Staatsregierung jetzt das faschistische Parteiregiment seinen Einzug in Mecklenburg   gehalten hat, trotzdem die Reichstagswahlen sie deutlich in die Minderheit versetzt habe. Haftentlassung in der Zwickauer   Wassenassäre. Die beiden sozialdemokratischen Stadträte Ritter und Tillach aus Zwickau  , die wegen angeblicher Waffenbeschaffung oerhastet waren. Mb jetzt aus der Hast entlassen worden.
Slaatsfaboteure als Beamte. Pläne des neuen preußenregimes. Unter der Regierung Braun-Severing sind eine Anzahl national- sozialistischer und reaktionärer Beamten, die sich aktiv in staatsseind- lichem Sinne betätigten, aus ihrem Amte entfernt worden. Diese Beamten hatten nicht allein ihren Eid auf die Verfassung durch Zugehörigkeit zu einer Umsturzpartei gröblich verletzt, sondern hatten darüber hinaus in der Oeffentlichkeit die republi- kanische Staatssorm, die Verfasiung und amtierend« Mini st er in hemmungslosester Weise beschimpft und verleumdet. Wie jetzt von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, werden die ein- zelnen Fälle dieser entlassenen Beamten von den neuen Machthaber» geprüft. Es besteh« durchaus die Absicht, diese Beamten wie- der im Dienst zu verwenden. Die Wiedereinstellung dieser Saboteure in den Staatsdienst, die eine Zierde des neuen preußischen Beamtenkörpers bilden werden, muß der Autorität d«z Staates innerhalb der Beamtenschaft den letzten Stoß geben.
Die Neuordnung des Nundfunkwesens. Kündigung der Sendekonzessionen. Auf Grund der Verordnung über die Neuordnung des Rund- funkwesens sind jetzt den neuen deutschen   Sendegesellschaften die Sendekonzessionen zum 3 0. September von der Reichs- post gekündigt worden. Bei der Kündigung handelt es sich lediglich um eine Formalität, da die Sendegesellschasten, die bisher als Aktiengesellschaften be- standen, nunmehr in die Form von G. m. b. H.'s überführt werden sollen. Die Abfindung der Privataktionäre der Sendegesellschaften bzw. di« Festsetzung des Kurses der abzulösenden Aktien wird aus dem Verhandlungsweg« mit den Inhabern der Aktien erfolgen.
Bayernanirag vorm Gtaatsgerichtshof. Feststellung der verfassungsmäßigen Bechte des Artikels 45. München  , 9. August.  (Eigenbericht.) Der Antrag, den das Land Bayern auf Feststellung der versassungsmäßigen Rechte des Artikels 48 der Ver- fasiung beim Staatsgerichtshof in Leipzig   einreichte, hat folgenden Wortlaut: Das Reich darf im Wege einer Reichsexekution nach Artikel 48 Absatz 1 oder im Wege von Diktaturmaßnahmen nach Artikel 48 Absatz 2 die den Ländern nach der Reichsverfassung und den Landes- Verfassungen zustehende Funktion der Staatsgewalt nur insoweit an sich ziehen, als dies mit dem bundesstaatlichen Charakter des Reiches vereinbar ist und zur Erfüllung der angeblich verletzten Pflichten des Landes bzw. zur Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung notwendig ist. Insbesondere ist es mit der B e r- fassung nicht vereinbar, wenn auf Grund de» Artikels 48
Mitglieder von Landesregierungen ihres Amtes für ver- lustig erklärt oder neue Mitglieder von Landesregierungen er- nannt werden, die Vertretung eines Landes gegenüber dem Reich, namentlich das Recht der Landesregierung zur Ernennung und In- struierung der Reichsratsbevollmächtigten aufgehoben, beschränkt oder beeinträchtigt wird, Landesbeamte ernannt, befördert, in den Ruhestand versetzt oder entlassen, Anleihen für Rechnung eines Landes aufgenommen werden."
Oer Ohlauer Prozeß. Am 15. August vor der Großen Strafkammer in Arieg. Wegen der blutigen Ohlouer Vorgänge ist jetzt der VerHand- lungstermin vor der Großen Strafkammer des Landgerichts in Brieg  gegen Durnick und Genossen auf den 13. August festgesetzt worden. Anklage wunde gegen 43 Personen erhob«». Insgesamt waren 45 Personen im Zusammenhang mit den Unruhen in Ohlau  im vergangenen Monat inhaftiert worden.
Oer Krieg in Gran Chaco  . Paraguay   regt Schiedsspruch an. Genf  , 9. August. Der Vertreter Paraguays   beim Völkerbund Caballero de B«doya hat dem Generalsekretär eine neue Note überreicht, in der die B e- reitwilligkeit Paraguays   betont wird, sich einer schied»- gerichtlichen Entscheidung zu unterwerfen. Paraguay   wäre sogar bereit, sich bis zur endgültigen Regelung des Streifalles einem Kompromiß zu unterwerfen und die Kriegshandlungen bis zur endgültigen Grenzregelung einzustellen. Die Regierung von Pa- raguay erwarte eine ähnlich lautende Erklärung des b o l i v i a n i- s ch e n Vertreters beim Völkerbund.
Verbotener Mussolmi-Film. Bullöser Gesandtenschritt gegen Gemeinde Wien. Die Gemeinde Wien   hat vor wenigen Tagen die Auf- führung eines Films über das neue Italien   unter Mussolini  im Konzerthaus mit der Begründung verboten, daß die Auf- führung eine zu starke Konkurrenz für die Wiener Kinos darstellen würde: der Film sollte sechs Wochen lang laufen I Der italienische Gesandte in Wien  , A u r i t i, hat an- läßlich einer Besprechung mit Bundeskanzler Dr. Dollfuß  auch diese Angelegenheit besprochen. Dr. Dollfuß erklärte, daß die Regierung auf die Aufführung des Films keinen Einfluß habe, da derartige Angelegenheiten nicht zu ihrer Kompetenz gehören.