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Der Verleumdungsfeldzug,
Lüge und Hetze im Kampf um
Polizei.
Das Naziblatt, das sichDas deutsche Abendblatt in Berlin  " zu nennen wagt, setzt seine Hetze gegendieBerlinerPollzei und alle Beamten, die im Verdacht republikanischer Gesinnung stehen, fort. Das Organ des Herrn Goebbels   erklimmt dabei Gipfel der Niedertracht und des Denunziantentums, wie sie In der Dresse bisher nicht erreicht wurden. Auch in seiner gestrigen Nummer widmet das Blatt einen großen Teil seines Raumes dem Berleumdungsfeldzug gegen mißliebige Beamte. Dabei findet derAngriff" den Mut zu der Behauptung, daß nach der gewaltsamen Absetzung Severings dessenLeiborgan, der galizischeVorwärts" nunmehr eine wüste Hetze gegen die Polizisten vom Stapel ließ". Das ist eine neue freche Lügel Am 5. August schrieb derVorwärts": Die Ber  - liner Bevölkerung erwartet von den Beamten der Berliner   Polizei, daß sie getreu der von ihnen beschworenen Verfassung ihre Pflicht erfüllt! Wir haben weiter demNaziblatt" vorgeworfen, daß esdas Ziel oerfolgt, der Berliner   Schutzpolizei   den Charakter einer über den Parteien stehenden gegen jeden Rechtsbrecher ein- schreitenden Truppe zu nehmen und sie zu einer bewaffneten Organi- sation herabzuwürdigen, die ihre Aufgabe in einer Duldung und Förderung nationalsozialistischer Exzesse sieht". Weiter lügt derAngriff" dem Reichsbanner Schwarz- Rot- Gold an, in voller Oeffentlichkeit seine Bereitschaft zum Schupomovd dokumentiert zu haben. Die Wahrheit ist, daß erst kürzlich in Hamburg   Polizeibeamte und Reichsbanner- kameraden in großem Zuge gemeinsam einem im Straßenkampf gefallenen Polizeibeamten die letzte Ehrung erwiesen. Donn unterstellt der Artikel demVorwärts", prügelnde Beamte begünstigt zu haben, solange unsereBonzen die Schupo kommandieren konn- ten". Auch hier ist das Gegenteil wahr. Als im November
19 39 prügelnde Schupobeamte vor Gericht standen, schrieben wir: Wir sind die letzten, die den schweren verantwortungsvollen Dienst der Polizeibeamten verkennen. Wie alle Verständigen lehnen wir es auch ab, aus dem schmerzlichen und unwürdigen Einzelvorgang Schlußfolgerungen aus die preußische Gesamtpolizei zu ziehen. Ge- rade deshalb aber verlangen wir, daß Eiterbeulen am Körper der republikanischen Polizei mit schärfstem Messer herausgeschnitten werden. Das Volt hat ein Anrecht auf einen nach innen und außen gesunden, moralisch intakten Polizeikörper." Diesen Standpunkt ver- traten wir, als S« v e r i n g und G r z e f i n s k i an der Spitze der Polizei standen. Diesen Standpunkt vertreten wir noch heute. Widerliches Angeberium. Weiter betreibt das Sudelblatt in seinen Spalten eine Ge- sinnungsschnüffelei, die zum Speien ist. Da werden mit Namen irgendwelche Beamte als unfähig bezeichnet, und man ver- langt, sie zu versetzen oder ganz abzubauen, nur weil ihre Gesinnung den Nationalsozialisten nicht paßt. Der kommissarische Polizeipräsi­dent Welcher wird unverblümt aufgefordert, diese Beamten zu entfernen. Es wird gesagt:Bon den Aufräumungsarbeiten im Poli» zeipräsidium hört man nichts mehr. War das alles, Herr Polizei- Präsident?"" Und dann folgen die Namen der mißliebigen Beamten. Der gegenwärtige Leiter der Berliner   Polizei, Dr. Kurt Melcher  , schreibt in seinem BucheGeschichte der P o l ize i" den Satz: An seiner Polizei erkennt man den Staat." Soll man den Staat Preußen nach dem 29. Juli 1932 daran erkennen, daß in seiner Polizei«ine Gesinnungsschnüffelei großgezogen wird, die überhaupt nicht mehr nach den Fähigkeiten fragt? Uns trennt von Herrn Melcher sehr vieles. Aber wir glauben, daß er wie alle anständigen Menschen eine derart widerliche Methode des Kampfes mir mit Ekel wird ansehen können.
Marmelade ist gut genug! KSinlich für die Arbeiter!- Der große Margarinekrieg!- Abwehrfront der Verbraucher.
Einige Tage herrschte Burgfrieden an den Berliner   Anschlag- säulen. Die Säulen prangten bar größerer Aufträge im weißen Iriedensgewande, bis die vlorgarinefabrikanlen kamen und Alarm schlugen wegen der drohenden Margarinesteuer. Es war vorauszusehen, daß die Landwirlschasl dazu nicht schweigen würde, und so ist jetzt ein richtiger Margarinekrieg im Gange. Auf den gelben Plakaten des Margarineverbandes steht zu lesen, daß man ausgerechnet in einer Zeit größter Not die Margarine verteuern will. Dabei wird der Landwirtschaft vorge- warfen, daß sie gar nicht in der Lage wäre, den deutschen   Fettbedarf zu decken: Millionen Zentner an Butter und Schmalz müßten jährlich eingeführt werden. Außerdem würde eine Verteuerung der Margarine durchaus keinen Mehrverbrauch an Butter zur Folge haben, sondern höchstens einen größeren Verzehr von trocken Brot. Es wird deshalb an die Reichsregierung appelliert, die Steuerpläne für die Margarine fallen zu lassen und im Schlußsatz wird noch der Landwirtschaft eins ausgewischt, weil dort jemand gesagt haben soll, die Leute sollten statt der Margarine lieber Marmelade essen. Die Antwort der Landwirte werden sich die Margarine- fabrikanten nicht hinter den Spiegel stecken. Es wird den Margarinemännern vorgeworfen, daß siein ihrem Plakat die absolute Unwahrheit aussprechen", daß sich die Margarineindustrie zu drei Vierteln in ausländischen Händen befindet, daß sie Monopol- artig den deutschen   Markt beherrscht und daß sie aus ihren Monopol- gewinnen heraus sehr gut in der Lage wäre, die drohende Margarinesteuer aus eigener Tasche zu bezahlen. So geht es in einem fort. Dabei ist die Stellung der Verbrauchermassen gegenüber diesem Krieg der Interessenten völlig klar: wird sagen
Knut Qamfunt d Rktm Utfedni/fe.  1. E i n G e s p e n st. Mehrere Jahre meiner Kindheit verbrachte ich bei meinem Onkel auf dem Pfarrhof im Nordland. Es war eine harte Zeit für mich, viel Arbeit, viele Prügel und selten oder nie- mals eine Stunde zu Spiel und Vergnügen. Da mein Onkel mich so streng hielt, bestand allmählich meine einzige Freude darin, mich zu verstecken und allein zu sein: hatte ich aus- nahmsweise einmal eine freie Stunde, so begab ich mich in den Wald, oder ich ging auf den Kirchhof und wanderte zwischen Kreuzen und Grabsteinen herum, träumte, dachte und unterhielt mich laut mit mir selber. Der Pfarrhof lag ungewöhnlich schön, dicht beim Meeres- ström Glimma, einem breiten Strom mit vielen großen Stei- nen, dessen Brausen Tag und Nacht, Nacht und Tag ertönte. Die Strömung ging einen Teil des Tages südwärts, den übrigen Teil nordwärts, je nachdem Flut oder Ebbe war, immer aber brauste ihr ewiger Gesang und ihr Wasser rann mit gleicher Eile im Sommer wie im Winter dahin, welche Richtung es auch nahm. Oben auf einem Hügel lagen die Kirche und der Kirchhof. Die Kirche war eine alte Kreuzkirche aus Holz, und der Kirch- Hof war ohne Pflanzen und die Gräber ohne Blumen; hart an der steinernen Mauer aber pflegten die üppigsten Him- beeren zu wachsen, eine große und saftige Frucht, die Nah- rung aus der fetten Erde der Toten sog. Ich kannte jedes Grab und jede Inschrift, und ich erlebte, daß Kreuze, die ganz neu aufgestellt wurden, im Laufe der Zeit sich zu neigen be- gannen und schließlich in einer Sturmnacht umstürzten. Waren da aber keine Blumen auf den Gräbern, so wuchs im Sommer hohes Gras auf dem ganzen Kirchhof. Es war so hoch und so hart, daß ich oft da saß und dem Winde lauschte, der in diesem sonderbar harten Grase sauste, das mir bis an die Hüften ging, lind dann mitten in dies Ge- sause hinein konnte die Wetterfahne auf dem Kirchturm sich herumdrehen, und dieser rostige eiserne Ton klang jammernd über den ganzen Pfarrhof hin. Es war, als ob dieses Stück Eisen gegen irgendein anderes Eisen die Zähne knirschte. Wenn der Totengräber bei der Arbeit war, hatte ich.gar
wir das Pfund Margarine mit 29 Pf. besteuert, dann wird die Hausfrau sofort ein Viertelpfund Speck   oder ein Pfund Rettich- birnen vom Küchenzettel streichen. Was sie an Margarine mehr ausgeben muß. wird sie beim Fleisch oder Obst«insparen und niemals wird sie ein Gramm Butter mehr kaufen, nur weil die Margarine teurer geworden ist. Die Folge einer Margarinesteuer wäre also ein direkter Schaden für die Landwirtschaft. Wenn nicht alle Zeichen trügen, wird der große Gewinner dieses Krieges wohl das Kokosfett sein, vielleicht auch das Kalbsfett. Beides erprobte Bratmittel, die nicht zur Hälfte aus der Pfanne spritzen, und wenn die Preise für Schweinefett so weiter steigen wie augenblicklich, dann wird wohl das mit einer Zwiebel und einem Apfel umgebratene amerikanische Preßschmalz der llniversalbrotaufstrich der Berliner   Armen werden, und arm sind ja bald alle Berliner  . Es ist übrigens sehr interessant, wie die Alarmplakate des Margarineverbandes der Landwirtschaft zu einem Anfangserfolg verholfen haben. Durchschnitllich dürsten die Fleisch- preise in Berlin   im Laufe der letzten Wochen um 29 Proz. gestiegen sein, die Preise für Schweineliesen und Rückensett aber beinahe um 59 Proz.! Sofort, als die Margarineplakate an den Säulen klebten, liefen die Frauen zusammen:Donnerwetter, jetzt wird die Margarine teurer! Nun wollen wir uns aber noch schnell einen Topf Schmalz ausbraten, damit wir etwas zum Schmieren haben!" So rannte alles zu den Fleischern, es war große Konjunktur in Fett, die Preise stiegen außerordentlich, und vorläufig reiben sich erst einmal die Landwirie die Hände, well plötzlich in jedem Berliner  Haushalt Schmalz ausgebraten wird. Uebrigens soll tatsächlich die Marmelade aus Kosten der Margarine in den Vordergrund geschoben werden. Die Reichs-
manches Mal eine Unterhaltung mit ihm. Er war ein ernster Mann, er lächelte selten, aber er war sehr freundlich gegen mich, und wenn er so dastand und Erde aus dem Grabe auf- schaufelte, kam es wohl vor, daß er mir zurief, ein wenig aus dem Wege zu gehen, denn jetzt habe er ein großes Stück Hüftknochen oder den grinsenden Schädel eines Toten auf dem Spaten. Ich fand oft Knochen und Haarbüschel von Leichen auf den Gräbern, die ich dann wieder in die Erde eingrub, wie es der Totengräber mich gelehrt hatte. Ich war so hieran ge- wöhnt, daß ich kein Grausen empfand, wenn ich auf diese Menschenreste stieß. Unter dem einen Ende der Kirche befand sich ein Leichenkeller, wo Unmengen von Knochen lagen und sich umhertrieben, und in diesem Keller saß ich gar manches Mal, spielte mit den Knochen und bildete aus dem zerbröckel- ten Gebein Figuren auf dem Boden. Eines Tages aber fand ich einen Zahn auf dem Kirchhof. Es war ein Vorderzahn, schimmernd weiß und stark. Ohne mir weiter Rechenschaft davon abzulegen, steckte ich den Zahn zu mir. Ich wollte ihn zu etwas gebrauchen, irgendeine Figur daraus zurechtfeilen und ihn in einen der wunderlichen Gegenstände einfügen, die ich aus Holz schnitzte. Ich nahm den Zahn mit nach Hause. Es war Herbst und die Dunkelheit brach früh herein. Ich hatte noch allerlei anderes zu besorgen, und es vergingen wohl ein paar Stunden, bis ich mich in die Gesindestube hin- über begab, um an meinem Zahn zu arbeiten. Indessen war der Mond aufgegangen; es war Halbmond. In der Gesindestube war kein Licht, und ich war ganz allein. Ich wagte nicht, ohne weiteres die Lampe anzuzünden, ehe die Knechte hereinkamen; aber mir genügte das Licht, das durch die Ofenklappe fiel, wenn ich tüchtig Feuer anmachte. Ich ging deshalb in den Schuppen hinaus, um Holz zu holen. Im Schuppen war es dunkel. Als ich mich nach dem Holz vorwärtstaste, fühle ich einen leichten Schlag wie von einem einzelnen Finger auf meinem Kopfe. Ich wandte mich hastig um, sah aber niemand. Ich schlug mit den Armen um mich, fühlte aber niemand. Ich fragte, ob jemand da sei, erhielt aber keine Antwort. Ich war barhäuptig, ich griff nach der berührten Stelle meines Kopfes und fühlte etwas Eiskaltes in meiner Hand, das ich sofort wieder los ließ. Das ist doch sonderbar! dachte ich bei mir. Ich griff wieder nach dem Haar hinauf da war das Kalte weg.-
reglerung beabsichtigt, die Zuckersteuer zu senken, um dadurch die Manneladenerzeugung anzukurbeln. Und der Ausfall an Zucker- steuer soll durch die drohende Margarinesteuer wettgemacht werden. Eigentlich brauchte man erst gar nicht bei der Marmelade haltzu- machen, sondern könnte gleich wieder mit dem Kun st Honig oder dem Kohlrübensyrup anfangen; dann wären wir glücklich wieder bei den Zuständen von 1916 angelangt.
Der Sperling als Oiebeshelfer. Seltsames ereignete sich kürzlich in einer Gastwirtschast. Ein Mann ist gerode dabei, sich eine Molle zu bestellen, als plötzlich e i n Sperling seiner Tasche entfliegt. Das Vöglein wählt den höchsten Punkt: es bleibt auf derKrone" des Büfetts sitzen. Der Mann bittet um eine Leiter, er will den Vogel herunterholen. Er be- kommt die Leiter, klettert hinauf, holt den zahmen Sperling   her- unter, steckt aber bei dieser Gelegenheit eine Flasche Likör in die Tasche. Das bemerkt die Gastwirtsfrau und holt einen Polizei- beamten herbei. Der Mann wird festgenommen, dem Vogel gibt der Beamte die Freiheit wieder. Vor dem Schnellgericht entpuppt sich der wegen� oer­suchten Diebstahls Angeklagte als vielfach Vorbestrafter. Sein Straf- register zeigte 16 Vermerke. Die Gastwirtsfrau ist überzeugt, daß der Sperling   zum Diebeshelfer dressiert worden war. Das mit dem Vogel sei nur ein Diebestrick gewesen. Der Angeklagte ist empört. Der Sperling hätte sich ja ebensogut aus die Uhr setzen können, hätte ich da vielleicht die Uhr mitgenommen? Dies Argument entbehrt zwar jeder Logik. Kann man denn aber von einem 2ln- geklagten stets eine logische Verteidigung oerlangen? Der Mann erhält die ihm gebührenden paar Monate Gefängnis, der Gcrech- tigkeit ist so Genüge getan. Der Zuhörer aber verließ nachdenklich den Gerichtssaal. Die Sache mit dem Sperling   verursachte ihm in mancher Beziehung Kopfschmerzen. Erstens: war der Beamte berechtigt, ohne Zu- stimmung des Sperlingsbesitzers dem Vogel einfach die Freiheit wiederzugeben? Zweitens: war diese Handlungsweise kriminalistisch gerechtfertigt? Denn, war der Sperling tarsächlich zum Diebes- Helfer dressiert, hätte man ihn doch quietschlebendig, wie er war, dem Gericht in ganzer Schönheit vorführen müssen. Der Mann hat jedenfalls wegen des Verlusts des Sperlings keine Beschwerde ge- führt. Vielleicht war er sogar froh, daß dieser nun irgendwo in den Lüsten herumschwirrt und nun nicht mehr alsBelastungszeuge" vorgeführt werden kann...
Verfassungsfeier im Gaalbau Friedrichshain  . Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Ortsoerein Friedrichshain, veranstattet am Sdnntag, dem 14. August, im Rahmen der Eisernen Front des Bezirks Friedrichshain   die Ber- fassungsfeier. Festredner ist Kamerad Dr. H a u b a ch. Es wirken mit die Aktuelle Kleinkunstbühne, das Berliner   Ulk-Tri» und die Freie Turnerfchaft Eroß-Berlin. Ferner findet ein Fahneneinmarsch der Eisernen Front statt. Das Gartenkonzert wird ausgeführt von der Reichsbannerkapelle Friedrichshain  . Bei eintretender Dunkel- heit großer Fackelzug.
Interessante Funde in Britz  . Bei den Erdarbeiten für die neue Erwerdslosenfiedlung in Britz   wurden beim Ausschachten einige prähistorische Funde gemacht. Da in früheren Jahren schon einmal in der dor- tigen Gegend bei Bauarbeiten schr interessante Funde gemacht worden sind, sind die weiteren Ausschachtungsarbeiten unter Auf- ficht eines Sachverständigen des Märkischen Museums   fortgeführt worden. Die bisher zutage geförderten Stücke müssen erst gesichtet und näher untersucht werden.
Zrelluftkonzerl imkleinen Park" Tempelhos. Der Männer- gesangverein Tempelhof veranstaltet am Freitag, dem 12. August 1932, 19 Uhr, aus Anlaß des 7Sjähriaen Bestehens in diesem Jahre ein zweites Freiluftkouzert in Berlin-Tempelhof imKleinen Park" an der alten Dorfkirche. Eingang von der Parkstraße. 19 Proz. der Verkehrsunfälle sind nach sorgfältiger Schätzung Dr. Hartwigs, des Direktors des Statistischen Landesamts Lübeck, auf den Alkoholgenuß der Fahrer oder der Fuß- g ä n g e r zurückzuführen. Fiele diese Unfallursache fort, dann würde sich die Zahl der jährlichen Verkehrsunfälle um 25 999 bis 39 999 oermindern!
Ich dachte: Was mag das wohl Kaltes gewesen sein, das von der Decke herunterfiel und mich auf den Kopf traf? Ich nahm einen Arm voll Holz und ging wieder in die Gesindestube, heizte ein und wartete, bis ein Lichtschein durch die Ofenklappe fiel. Dann holte ich den Zahn und die Feile hervor. Da klopfte es an das Fenster. Ich sah auf. Vor dem Fenster, das Gesicht fest an die Scheibe gedrückt, stand ein Mann. Er war mir ein Fremder, ich kannte ihn nicht, und ich kannte doch das ganze Kirchspiel. Er hatte einen roten Vollbart, eine rote wollene Binde um den Hals und einen Südwester auf dem Kopfe. Worüber ich damals nicht nachdachte, was mir aber später einfiel: wie konnte sich mir dieser Kopf so deutlich in der Dunkelheit zeigen, namentlich an einer Seite des Hauses, wo nicht einmal der Halbmond schien? Ich sah das Gesicht mit erschreckender Deut» lichkeit, es war bleich, beinahe weiß, und seine Augen starrten mich gerade an. Es vergeht eine Minute. Da fängt der Mann an zu lachen. Es war kein hörbares, schüttelndes Lachen, sondern der Mund öffnete sich weit und die Augen starrten wie vorhin, der Mann aber lachte. Ich ließ fallen, was ich in der Hand hatte, und ein effiger Schauer durchrieselte mich vom Scheitel bis zur Sohle. In der ungeheueren Mundhöhle des lachenden Gesichts vor dem Fenster entdeckte ich plötzlich ein schwarzes Loch in der Zahn- reihe es fehlte ein Zahn. Ich saß da und starrte in meiner Angst geradeaus. Es verging noch eine Minute. Das Gesicht sing an, Farbe anzu- nehmen, es wurde stark grün, dann wurde es stark rot; das Lachen aber blieb. Ich verlor die Besinnung nicht, ich be- merkte alles um mich herum; das Feuer leuchtete ziemlich hell durch die Ofenklappe und warf einen kleinen Schein bis auf die andere Wand hinüber, wo eine Letter stand. Ich hörte auch aus der Kammer nebenan, daß eine Uhr an der Wand tickte. So deutlich sah ich alles, daß ich sogar bemerkte, wie der Südwester, den der Mann vor dem Fenster auf hatte, oben im Kopfstück von schwarzer, abgenützter Farbe war, aber einen grüngemalten Rand hatte. Da senkte der Mann den Kopf an der Fensterscheibe her- ab, ganz langsam herab, immer weiter, so daß er sich schließ- lich unterhalb des Fensters befand. Es war, als gleite er iit die Erde hinein. Ich sah ihn nicht mehr.(Forts, folgt.)