Sollten sich in dieser Beziehung Schwierigkeiten ergeben, so sind wir gern bereit, einen anderweiten Arbeitgeber nachzn« weisen. Das ist die einzige Form, in der der Fraktionsvorstand oder Ausschuß lindernd in das LooS unserer strafgefangenen Genossen eingreifen kann. Lehnt die GefSngnißverwaltung den Antrag ab, so können die Vorgenannten erst dann gegenüber dem Genossen ihre Pflicht erfüllen, wenn derselbe glücklich die Strafzeit überstanden hat. Hierüber die Genossen aufzuklären ist zweckdienlicher, als in alarmirender Form ForderungeMu stellen, die ein Sozial- demokrat nicht erfüllen kann. W. P s a n n k u ch. — Wegen nicht wörtlicher Aufnahme einer Berichtigung des Bergraths L e u s ch n e r in Eisleben war Genosse Adolf Thiele in Halle a.©. als verantwortlicher Redakteur der betreffenden.Rümmer des„Volksblatt für Halle" vom Schöffengericht zu 1S0 M. Geldstrafe verurlheilt worden. Das Landgericht verwarf die gegen dies Urtheil eingelegte Be» rufung, trotzdem Thiele die eidliche Vernehmung eines Herrn beantragt hatte, dessen Zengniß seiner Meinung nach dargethan hätte, daß die von Leuschner berichtigte Notiz zutreffend ge- wesen ist. Ebenso vergeblich berief sich Thiele darauf, daß Leuschner den Wiederabdruck der zu berichtigenden Notiz verlangt hatte. In einer andere» Sache hatte das„Volksblatt" von dem bekannten Rechtsanwalt S u ch s l a n d eine Berichtigung zugesandt erhalten. Die Be- richtigung war nach Schluß der Redaktion«ingetroffen und des- halb in der Expedition abgegeben worden, wo gerade starker Geschäftsgang war. Sie ist infolge dessen dort verloren gegangen. Als das Fehlen des Schriftstückes bemerkt wurde, ersuchte die Redaktion Herrn Suchsland um eine Abschrist. Herr Suchsland sandte aber keine, sondern klagte wegen„Nichtaufnahme" seiner Zuschrift. Der verant- wortliche Redakteur W e i ß m a n n wurde vom Schöffengericht auch wirklich zu 30 Mark Geldstrafe verurtheilt. In der Begründung hieß es. Weißmann könne sich an die Expedition halten und dieselbe„ersatzpflichtig" mache». Außerdem wurde die Aufnahme der Berichtigung von neuem angeordnet. Aber woher nehmen? Herr Suchsland schickte keine Abschrift, eswar also rein unmöglich, dem Urtheile nachzukommen. Nun klagte Suchsland wegen derselben Sache zum zweiten Male, und richtig ist Genosse Weißmann vor einigen Tagen wiederum, diesmal zu 100 M. verurtheilt worden. Das Schöffengericht ist dabei sogar über den Antrag des Amtsanwalts, der auf 90 M. lautete, hinaus- gegangen. — Militär alS Ersatz für streikende Land- arbeite r. Die„Halberstädter Sonntagspost" berichtet aus Halberstadt : Die landwirthschaftlichen Arbeiter, die die Firma Dippe im Sargstedter Felde beschäftigte, forderten in voriger Woche eine Lohnerhöhung. Der Inspektor Palm lehnte dieselbe ab mit der Erklärung, daß, wer nicht mähen wolle, gehen könne, er habe Leute genug. Alsdann traten zu den schon von Dippe mit Mähen beschäftigten Kürassieren ans zwei Schwadronen aus- gesuchte Leute ein. um die Arbeit der Lohnforderer, die aufgehört hatten, fortzusetzen. Auch dafür muß da? Boll mit schweren Steuern die Soldaten erhalten!— — I n K i e l hat ein gewisser Theodor Lorentzen, früher Bäcker und jetzt Vorarbeiter auf der kaiserlichen Werft, gegen unsere iPartei eine dumme Broschüre herausgegeben, die den Titel führt:„Die Sozialdemokratie in Theorie und Praxis". Dafür wird der Mann von den Werfarbeitern ausgelacht, und damit geschieht ihm recht. Eine Anzahl Halbwüchsige aber, die jeden Anlaß zum Radau benutzen, haben den Spaß übertrieben, indem sie den verunglückten Schrift- steller auf der Straße mit Spöttereien regalirten. die nicht allzu zart gewesen sein mögen. Ein Kieler Lokalblatt benutzte das, um eine Schauergeschichte zusammen zu brauen, die nun von der Ostsee bis zu den Alpen die Rund« durch die kapitalistische Presse macht. Der Kern dieser Schauergeschichte ist, daß angeblich die„Sozialisten" den Lorentzen wegen seiner Scharteke auf der Straße beschimpfen und thätlich insultiren, vorletzten Sonnabend sei er beinahe inS Wasser gedrängt worden. Und was des Schwindels mehr ist. Man beruft sich dabei auf folgende Bekanntmachung, die der Direktor der kaiser- lichen Werft hat anschlagen lassen:„Es ist zu meiner Kenntniß gekommen, daß ein Werftarbeiter, welcher kürzlich über die Ver- Hältnisse der Arbeiter eine Broschüre geschrieben hat, von {einen politischen Gegnern beim Kommen und Verlassen >er Werkstatt auf der Werft in Schaaren begleitet, ver- höhnt und beleidigt worden ist. Ich mache die Arbeiter darauf aufmerksam, daß ich nicht gesonnen bin, das Austragen politischer Zwistigkeiten auf der Werft zu dulden. Ich bin überzeugt, daß sich nur ein geringer Theil der Arbeiter an diesem Unfug betheiligt und daß nur wenige die Anstifter dieser Vorkommnisse sind. Ich warne jeden vor Wiederholung dieser Ausschreitung. Zuwiderhandelnde haben sich die Folgen ihrer Handlungsweise selbst zuzuschreiben. Siehe Arbeitsordnung 8 3 zu 2 und tz 16. Dieser Befehl ist den Arbeitern sosort bekannt zu geben, gez. Dietrichsen. Unser Kieler Bruderorgan, die„SchleSwig-Holstei - Nische VolkS-Zeitung", bemerkt zunächst gegenüber der schon erwähnten Schauernachricht, daß Lorentzen auf der Straße nicht thätlich insultirt worden ist, und erwidert dann auf die Bekanntmachung des Werftdirektors:„Es waren nicht poli- tische Gegner, die den Mann verspottet haben, sondern halbwüchsige Burschen, die eben jeden Anlaß, Radau zu machen, benutzen, dfa s s e l b e Menschenmaterial also, aus dem sich bei exotischen Besuchen auf der Werft(Li-Hung- Tschang!) das Hurrahpublikum rekrutirt. Um das theure Haupt ihres Lorentzen scheint übrigens die Werft- direktion sehr besorgt zu sein; sie hat ihm nämlich gestattet, morgens und mittags einige Minuten später wie seine Arbeits- kollegen seinen Eiuzug in das Elablisfement zu halten. Was endlich die Willensäußerung der Direktion betrifft, sie könne„das Austragen politischer Zwistigkeiten" auf der Werft nicht dulden, so möchten wir die bescheidene Bitte an die Herren stellen, diesen Grundsatz auch in ihre eigenen Verwaltungs- Prinzipien aufzunehmen und ihrerseits ihre Arbeiter mit„politischen Zwistigkeiten" nicht zu belästigen." — Di« Verurtheilnng des Grenadiers Koch in Ulm , über welche wir vor einiger Zeit berichtete». erregt in Württemberg große? Aufsehen. Koch hatte in den Briefen an seine Familie auch Mittheilungcn über dienstliche Vorgänge einfließen lassen. Diese Briefe wurden von dritten gelesen und die Schilderungen ge- langten schließlich ohne Wissen und Willen des Briesschreibers oder der Familie in ein Stuitgarter Blatt. Durch Denunziation kam der Vorgang zur Kenntniß der Behörde, worauf der Grenadier Koch bekannllich zu einem Jahr acht Monaten Festung verurlheilt wurde. Das Militärgericht verhandelt hinter ver- schlossenen Thüren. Tie Begründung des Urtheils ist nicht bekannt, und gerade deswegen wird das Urtheil in einem der Mililärverwaltung nicht günstigen Sinne besprochen. Es wird eine Interpellation über den Fall im Landtag verlangt. — Der Gouverneur von Kamerun , v. Putt- ka m e r, hat in der Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amtes Besprechungen gehabt. Dieselben haben, wie ein Berichterstatter wissen will, noch keinen abschließenden Charakter getragen, das Endergebniß müsse noch abgewartet werde». Herr v. Pnttkamer bestreitet auf das entschiedenste, nach irgend welcher Richtung hin seine amtlichen Pflichte» verletzt zu haben. Herr v. Stetten hat noch nichts von sich hören lassen. Es ist von zuständiger Seit« uit Aufforderung an ihn ergangen, sich zu erklären. Diese Aus- forderuna war nach München adresflrt und erreichte diese Stadt, unmittelbar nachdem Herr von Stetten ein» Reise nach Ungarn angetreten hatte.— Schweiz . Zürich , 16. August.(Eig. Ber.) Auf der Tagesordnung der morgigen Sitzung de? KantonSratheS steht ein Gesuch deS verurtheilten Alt-PoltzeihauptmannS Fischer um V e r s o l g u n g S- B e w i l l i g u n g des Genossen Seidel wegen der von ihm im Kantonsrathe über Fischer ge« haltenen Rede, die auch als Broschüre verbreitet wurde. Das Gesuch wird voraussichtlich abgelehnt werden, jedoch ist eS nicht unmöglich, daß Fischer Seidel wegen Verbreitung der Rede außerhalb des Kantonsrathes verklagt. DaS kann er ja, aber eine Ungeheuerlichkeit wäre eine gerichtliche Verurtheilung, da sonst die Redefreiheit im KantonSrathe ein Messer ohne Klinge wäre, dem das Heft fehlt. Wahrscheinlich wird auch über den Außersihler Krawall geredet werden. Der Kleine Stadtrath(Magistrat) hat zu Händen deS Großen Stadtrathes eine Reihe von Vorschlägen zur Hebung der öffent- lichen Sicherheit in der Stadt Zürich ausgearbeitet. So soll die Polizei vermehrt werden von etwa 160 auf 240 bis 360 Mann; der Stadtrath soll das Recht erhalten zur Verwendung der Feuerwehr bei Ruhestörungen; eS wird verboten, Stichwaffen, geladene Revolver, überhaupt Waffen, die gefährlich sind und sich leicht verbergen lassen, ohne Polizeibewillignug zu tragen. Auf die Zuwiderhandlung gegen diese Verbote werden höhere Strafen gesetzt. Ferner soll die Schriften-, Steuer- und Wohnungs- kontrolle wirksamer gestaltet werden. Frankreich . PariS , 17. August. Die siamesischen Unruhen veranlaßte» die französische Regierung, zwei Kriegsschiffe nach Bangkok zu entsenden.— — Die Freude der französischen Bour- g eoisblätter über die vermeintliche Spaltung der französt- schen Sozialdemokratie auf dem Londoner Kongreß ist von kurzer Dauer gewesen. Hintennach müssen sie eingestehen, daß auf dem Londoner Kongreß nur zu tage getreten ist, waS längst bekannt ivar, und daß der Kongreß in der Lage der Dinge gar nichts geändert hat. Zwischen de» Sozialdemokraten(Parti Ouvrier) und den Allemanisten(Hirsch- Duncker'schen Ge- werkvereinlern) war das Tischtuch längst zerschnitten. Und jeder, der die französische Arbeiterbewegung kennt weiß, daß einerseits die Gewerkschafte» wenig entwickelt sind, und daß anderseits die Zahl der französischen Gewerkschaftler, die an die Allmacht des Generalstreiks glauben und die politische Aktion prinzipiell verweisen, sehr gering und in raschem Schwinden be- griffen ist,—»ine Thalsache, die auch durch das lauteste Revolutionsgeschrei nicht weggehext werden kann. Und ist Allemane selber auch unbelehrbar, so ist fein ehemaliger Chef, der Exanarchist Paul Brousse. der diese merkwürdige Spiel- art von Revolutions- Gewerkschaftlern, die keine politische Aktion wollen, in die Welt gefetzt hat,— doch mit fliegende» Fahnen in das Lager der Autorilätsmenschen, Staats-, Fetisch- diener und politischen Aktions-Anbeter übergelanfen und arbeitet rüstig mit Jauräs, Guesde und den anderen Genossen zusammen. Bei dem französische» Arbeiter darf man es übrigens nie ernst nehmen, wenn er gegen die„politische Aktion" losdonnert. Im Augenblick der ernsten Aktion i st er stets für die Aktion. Nur in bezug auf die persönliche Stellung Vaillant's dürften die Londoner Vorkommnisse nicht ganz wirkungslos sein. Sein Ver- hältniß zu der Arbeiterpartei hat sich jedenfalls etwas getrübt. Allein das ist«ine rem persönliche Angelegenheit, die aus den Gang der Partei-Entwicklung ganz ohne Einfluß ist. Und Vaillant steht bei allen Genossen in so hoher Achtung, daß das möglichste geschehen wird, um die Mißverständnisse glatt und schnell zu be- seitigen.— AuS LenS meldet das Wolfflsche Bureau: Die Arbeiter- parte» hatte eine Versammlung in Billy-Montigny zusammenbernfen; infolge der von den französischen Sozialisten den deutschen sozialistischen Abgeordneten in Lille bereiteten Aufnahme empfing die Bevölkerung die sozialistischen Arbeiter mit de» Rufen:„Es lebe Frankreich ! Nieder mit den Vater- landslosen!" Es entstand darauf«ine Schlägerei, bei»velcher viele schwer verwundet wurden; mehrere Verhaftungen wurden vorgenommen. Da das Telegramm sich darüber auSschweigt, wer die Prügel bekommen hat, so wird der Hergang wohl so gewesen sein, wie in Lille , wo die prügellustigen patriotischen Studenten am Tage nach dem Angriff auf die Sozialisten sich so elegisch über die„Rohheit der Arbeiter" beschiverten. England. London , 13. August.(Franks. Ztg.) Die Entlassung John Daly's, der im Jahre 1864 zu lebenslänglichem Zuchthaus wegen der bekannten Dynamitgcschichte verurtheilt ivorden»var, aus dem Porlland-Gefängniß kommt ganz unerwartet. Vor gerade vierzehn Tagen war die Angelegenheit im Unterhaus an- läßlich einer Interpellation des Herr» Davitt berührt worden und die bei jener Gelegenheit gethanen Aeußerungen des Ministers des Innern machten Daly'S baldige Entlassung nicht wahrschein- lich, obwohl die Worte des Minister? auch nicht gerade aussichts- loS klangen. Der Anlaß zu der unerwarteten Entschließung der Regierung ist in dem sehr ungünstigen Gesundheitszustand Daly's zu suchen. Der Aufenthalt im Zuchthaus soll ihm übel mitgespielt haben. Wäre er gesund gebliebe», so konnte seine Entlassung erst nach zwanzigjähriger V-rbüßung der über ihn verhängten Strafe in Frage kommen. Politisch interessant ist es. daß sie von einem Toryministerium verfügt wird, während die Liberalen eine bevorzugte Behandlung der irischen Dynamitarden entschieden ablehnten. Nicht minder beachtens- werth ist eS, daß die Torypresse, soweit sie sich bisher geäußert hat, gegen die Entlassung Daly's nichts einzuwenden hat, während sie vor drei Jahren das liberale Kabinet heftig angriff, weil es die Begnadigung von Knaben»md Männern veranlaßte, die wegen Konflikte mit der Polizei zu Gesängniß verurtheilt waren.— Türkei . — Derenglische Konsul in Salonichi hat in- folge der wachsenden Erregring der Bevölkerung seine Regierung um die Entsendung von drei Kriegsschiffen ersucht. Diese werden demnächst vor Salonichi erscheinen. — Aus Kanea melden die„Daily NewS" vom IB.d. M, daß am Freitag,»vährcnd des ganzen Tages, in der Provinz Malevizi in der Nähe der Stadt Herakleion ein heftiger Kampf zwischen 800 Ausständischen und bewaffneten Mohamedanern, die von türkischen Truppen unterstützt wurden, stattgefunden habe. Die Christen hätten gesiegt, die Türken zurückgetrieben und vier Kauonen, Waffen und Munition erbeutet. — Ueber die Opferder armenischen Greuel veröffentlicht Dr. Johannes LepsiuS im„Reichsboten" eine statistische Darstellung. Das Ergebniß ist: In dem Gemetzel erschlagen wurden 6V 000 Personen. Städte »md Dörfer verwüstet etwa 2500, Kirchen und Klöster zerstört 568, zwangsweise zum Islam bekehrt 559 Dörfer mit allen überlebenden Einwohnern und Hunderle von Familien in den Städte», in Moscheen verwandelte Kirchen 282. Die Zahl der Nothleidenden beträgt etwa 500 000. Diese Zahlen bezeichnen nur den Umfang der statistischen Information, nicht den der Thatsachen selbst, die sich als bei weitem schrecklicher herausstellen. Mit Hinzurechnung aller der Tausende, die in den noch nicht registrirten Dörfern erschlagen, ihren Wunden erlegen, geflüchtet, verschollen, HungerS gestorben. der Seuchen erlegen sind und unter dem Schnee des Winters in den Bergen begraben wurden, wird man die Zahl der Opfer der armenische» Maffakres mit 100 000 nicht zu hoch berechne». Weiter berichtet LepsiuS über die von den Türken seinerzeit ver- übten Greuelthaten und beschuldigt die türkischen Zivil- und Militärbehörden, zu den scheußlichsten Mordthaten angereizt und die Schändlichkeiten in jeder Weise begünstigt zu haben. So wurde das eintönige Geschäft, hunderte von waffen- und wehr- lose» Armeniern auS ihren Häusern und Schlupfwinkeln zu zerren. Mann für Mann zu köpfen, erstechen, erdrosseln, erhängen, mit Knüppeln, Aexten, Eisenstangen zu erschlagen, bald ermüdend. Der joviale Pöbel verlangte nach Abwechselung, man mußte die Sache unierhaltender machen. Wie»väre es, Feuer anzu- zünden und die Verwundeten darin zu braten, etliche an Pfählen, die Köpfe nach unten, aufzuhängen, andere mit Nägeln zu spicken oder ihrer 50 zusammen zu binden und in den Menschen- knäuel hinein zu schießen? Wozu hat der Armenier so viel Glieder, als dazu, daß man sie einzeln abhackt und ihm die blutigen Stümpfe in den Mund stopft. DaS Ausstechen der Augen, Abschneiden der Nasen und Ohren wird zu einer Spezialität ausgebildet. Besonders Priester, die sich»veigerten, zum Islam überzutreten, verdienen kein besseres Schicksal w. Mag auch so manche? an dieser Darstellung Uebertreibung sein, so bleibt doch noch genug fürchterliches übrig. Varkei-'Vnrszvichken. Parteiliteratur. Die Buchhandlung des Vorwärts hat«S für angebracht gehalten, über die Verhandlungen und Be- fchliisse deS Internationalen Kongresses in London ein Protokoll herauszugeben. das am nächsten Freitag, 21. A u g u st zur Ausgabe gelangt. Da die offizielle» Protokolle der Internationalen Kongresse immer sehr verspätet erscheinen und wegen des großen Umfangs auch eine Preisfestsetzung erfordern, die eS ungemein erschwert, daß dieselben in die Massen dringen, dürfte für die Partei- kreise diese dentsche Protokollausgabe um so»villkommener sein, als der billige Preis— 20 Pfennige— de» Massenabsatz ermöglicht. Die in London gepflogenen Debatten und gefaßten Beschlüsse erfordern zu ihrer Wirksamkeit aber, daß sie in den Massen bekannt und bethätigt werden. Um rechtzeitige Versendung bewerkstelligen zu können, erbittet Buch- Handlung Vorwärts, Beuth st raße 2, Berlin L'lV. Ausgabe der Bestellung umgehend. Tie KreiSkonferen, für die W e st- P r i g n i tz tritt am 30. August vormittags 11 Uhr in Wittenberge in der Zentralhalle zusammen. Die diesjährige Parteikonferenz für die oberfränkischen Reichstagswahlkreise Hof, Bayreuth und K r o n a ch- Lichtenfels wird am 6. September in Bayreuth abge- halten. Die„Nheinisch-Wcstfälische Arbciter-Zeitnng" erscheint seit Montag nicht mehr als Morgen-, sondern als Abendblatt. Mit der Sonnabendnummer wird eine(zunächst vier Quartseiten starke) belehrende und unterhaltende Beilage„Die Leuchte" auS- gegeben»verde». In Hamburg ist nicht der Kassirer des Wahlvereins für den 2. Reichstagswahlkreis, sondern ein Distriktsführer im ersten Wahlkreise von dem Tischler Köhlerl bestohlen worden. Die Summe ist übrigens noch geringer, als gemeldet worden»var, sie beträgt nur 220 M. Ter belgische Turnerbund. der unter der„Schirm- Herrschast" des Königs Leopold steht und im übrigen ungefähr dieselbe Rolle spielt,»vie der von dem Ex-Demokraten Götz regierte Turnerbund in Deutschland , klagt darüber, daß sein Weizen nicht mehr blühen»vill. Der Nadfahr- und anderer Sport entzieht ihm viele feiner tüchtigsten Kräfte, der klerikale Turnerbund hindert ihn ebenfalls erfolgreich am Wachsthum, sein dritter und gefährlichster Feind aber ist—»vie in der Berliner Zeitschrift„Der Turner" »vehmüthig eingestanden»vird, die Sozialdeinokratie. Den» genannten Blatt»vird darüber geschrieben:„Die Leute haben Kräfte zum Turnen und eine stramme Leitung! In der That hat der Verband der sozialdemokratischen Vereine, namentlich in den Jndustriegegenden große Fortschritte gemacht. Eine in französischer Sprach« erscheinende Turuzeitung„Le Gymnaste sozialiste" sorgt für eine durch kein Preßgcsetz eingeschränkte Verbreitung turnerisch- sozialistischer Ideen. In hellen Haufen werden im nächsten Jahre die sozialistischen Turner an dem französischen Bundes- Turnfest i» Roubaix theilnehmen. Die dortige sozialistische Stadtverwaltung hat dafür nicht weniger als 60 000 Fr. bewilligt." Todtenliste der Partei. Wie auS St. L o u i» in Amerika mitgelheilt»vird, ist dort der Genosse Karl Gärtner ge- storbeu, eheinals Gemeinderathsinitglied in Löbtau bei Dresden . Es war ihm erst in letzter Zeit gelungen, eine genügende Existenz zn erringen, um seine in Deutschland gebliebene Frau»ach- kominen lassen zu können, als er aufs Krankenbett geworfen wurde, von dem er sich nicht mehr erheben sollte. Polizeiliches, Gerichtliches ,e. — Die Nummer 182 der„Rheinischen Zeitung" in Köln »vurde»vegen der Sonntagsplauderei beschlagnahmt, »vorin eine Beschin, psni»g der evangelischen Kirche enthalten sein soll. — In Osnabrück hatte Genosse Fritz in einer Ver- sammlnng das Vorgehen der Staatsanivaltschafte»»md verschiedene gerichtliche Urtheile gegen Sozialdemokraten in Vergleich gezogen mit der Freisprechung, auf die in Sachen der Wahlfalschungs- Angelegenheit des in ganz Deutschland bekannt gewordenen Dissener Gemeindevorstehers Westendarp erkannt»vorbei» ist. Hierbei hat Genosse Fritz Aeußerungen gethan, die ihm eine An- klage»vegen Richterbeleidigung zuzogen. Das Schöffengericht verurtheilte ihn zu 100 M. oder 20 Tagen Gefäugniß. Von Interesse ist, daß der Vorsitzende, nährend der Verhandlung sagte: „Es kommt für das Gericht nicht in de- trackt, ob jemand Sozialdemokrat ist oder nicht; der deutsche Richter ist nicht parteiisch." Bei der Urtheilsbegründung aber führte derselbe Vorsitzende aus: Die inkriminirten Worte an sich seien nicht beleidigend, aber sie seien die reine Ironie geivesei»,»vas deutlich durch das Lachen der Versammlung bewiesen»verde. Es sei auch gar nicht an- zunehmen, daß der Angeklagte die betreffende» Richter habe loben wollen, zumal der Angeklagte als Sozialdemokrat Gegner llnserer Staats- und Gesellschaftsordnung sei. — In Glatz war gegen den Genossen Gl oger und einige ander« Arbeiter eine Untersuchung eröffnet, weil sie in Lomnitz und Umgebung sozialdemokratische Druckschriften an einem Sonntage verbreitet hatten. Da die Verbreitung aber weder an öffentlichen Orten noch geivervsmäßig geschehen ist, hat die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren eingestellt. Es ist damit aufs neue deiviesen, daß die nichtgeiverbsmäßige Ver- breitung von Druckschristen an Sonntagen keine strafbare Hand- lung, also erlaubt ist. Gewerkschaftliches. Achtung, Lederarbeiter(Portefcnillrr) Berlins ! Be- »villigt hat noch M a r k i w i tz, Prinzefsinnenstr. 19. Zuzug ist crnzuhalten von R.Krasemaiin, Melchiorstr. 7; K.Püschel. Dresdenerstr. 33; H e y m a n n u. Com p., Dresdenerstr. 82/83; Loth u. Weinland, Dresdenerstr. 38/89; S.». M. Rosen, t h a I, Jofefstr. 4; Plötz l». Co., Sebastianstr. 14; E i ch I e r. Sebastianstr. 6; B v r n e m a n n, Echniidlstr. 15; I. Sominer- V