Meichenbergerstraße 181(dort hoben die Kollegen wegen Nicht- bezahlens der Bewilligungen die Arbeit emgestellt); H. Adam jr, Prinzenstr. 33; diese Firma scheint sich seitens der Polizei be- sonderer Fürsorge zu erfreuen, indem täglich ein bis zwei Be- amte dort auf und ab patrouilliren. Gestern Mittag wurde ein Kollege, der Arbeitsuchende auf den Streik aufmerksam machte, sistirt und in Haft behalten. Mögen sich die Kollegen nicht mankel- müthig mache» lassen, da uns der Sieg bald werden muh. Die Lohnkommission. Aeusterungen der Gcwerkschaftspreffe über die Quarck- scheu Vorschläge. Der„Textilarbeiter" schreibt: „Die Möglichkeit wäre vorhanden, daß die Gewerkschaftler Politik treiben könnten, ohne die Gewerkschaften dafür ver- antwortlich zu machen. Es würde sich nur die Frage aufwerfen, ob es am Platze ist, speziell Gewerkschaftspolitik zu treiben. In England hat diese Gewerkschaftspolitik dazu geführt, daß die Gewerkschaften bald mit der konservativen, bald nnt der liberalen, bald mit der sozialdemokratischen Partei kokettirten. Sie ver- ließen sich auf ihre indirekten Einflüsse und auf das„Wohl- wollen" der betreffende» Parteiführer. Das Gros der deutschen Arbeiter befindet sich glücklicher Weise nicht auf diesem un- würdigen Standpunkte. Es will sich nicht auf die Gnade anderer Parteien verlasse», sondern lediglich aus eigener Kraft sein Schicksal schmieden. Dies hat auch dazu geführt, daß wir in Deutschland eine Arbeiterpartei haben, welche selbständig politisch vorgeht und alles Paktire» mit andere» Parteien grundsätzlich verwirft. Wenn nun die Gewerkschaftskongresse Politik treiben würden, müßten sie sich entweder auf den Boden der Sozialdemokratie stellen oder eine eigene Gewerkschaftspolitik betreiben. Man mag von der Ansicht ausgehen, daß die Parteikongresse zu wenig Zeit haben, um sich mit gewerkschaftspolitischen Fragen zu beschäftigen, aber das müßte erst bewiesen werden. Die Verhandlunge» der Partei- kongresse und des Reichstages beweisen uns, daß die sozial- demokratische Partei jederzeit energisch für die wirthschaftlichen Interessen der Arbeiter eingetreten ist. Eine Gewerkschasts- Politik, welche von der Politik der sozialdemokratische» Partei abweicht, würde nach unserer Meinung zu einer unheil- vollen Zwietracht in der deutschen Arbeiterschaft führen. Wenn also die Gewerkschaftskongresse Politik treiben würden, so könnte vics nur eine die Sozialdemokratie unterstützende sein. Ueber die Nothwendigkeit der letzteren läßt sich streiten. Der Zweck derselben könnte nur der sein, der Oeffentlichkeit und den Gewerk- fchaftlern gegenüber unzweideutig darzuthun, daß es außer der sozialdemokratischen keine Arbeiterpolitik in Deutschland giebt und gebe» kann. Solche Kundgebungen würden der Arbeiterbewegung keineswegs zum Schaden gereichen, weil gewissen Elemente», welche die Gewerkschaftsbewegung für ihre Sonderzwecke mißbrauchen und im Trüben fischen wollen. reiner Wein eingeschenkt würde. Wenn es unter den Gewerkschaftlern Lelpte giebt, die mit der sozialdeinokratische» Politik nicht ein- oerstanden sind, so mögen sie unsertwegen ihr Heil bei Hirsch u. Duncker versuchen. Die Zukunft wird lehren, daß innerhalb der Gewerkschaftsbewegung kein Raum ist für liberale und sonstige Quacksalbereien.— Daß innerhalb der Partei solche Seiten- fprünge— wenn auch nur theoretisch— möglich sind, kommt davon, daß unsere Akademiker mit den„Sozialpolilikern" aller Parteien theoretisiren und sozusagen ans dem„neutralen Boden" sozialreformerischer Zeitschristen sich Rendezvous geben. Da ist es wohl Sache der Arbeiter selbst, allenfallsigen Prinzipien- verwässerungen bei Zeiten vorzubeugen." Der„ Handelshilfsarbeiter", das Organ für die Interessen aller im Handels- und Transportgewerbe beschäftigten Hilfsarbeiter, giebt einen i» der„Leipziger Bolkszeitung" er- schienen«» Artikel fast vollständig wieder, den wir, wie die übrigen Stimmen aus der Parteipresse, noch registriren werden. Dieser Artikel, der übrigens nicht redaktionell ist, spricht sich zum theil für die Quarck'schen Vorschläge aus und der„Handelshilss- arbeiter" fügt ihm folgende Bemerkungen an:„Durch Ein- führung der gesetzlichen Sonntagsruhe im Handelsgewerbe sahen wir uns, angesichts des Umstandes, daß die Be- Hörden, wenn sie auch den Willen gehabt hätten, gar nicht im stände waren, die Ausführung dieses Gesetzes wirksam zu überwachen, veranlaßt, an allen Orten Ueberwachungskommisstonen zu schaffen. Wie viele Schliche und Kniffe, welche unser« Herren Kaufleute anwandten, waren den Behörden vollständig unbekannt, während unsere Kollegen sie aus eigener Erfahrung kannten und so ihnen auch besser entgegentreten konnten. Dabei stellte es sich aber heraus, daß in verschiedenen Städten diese aus unseren in Arbeit stehenden Kollegen ge- bildeten Kommissionen sich nicht halten konnten, weil sie von den verschiedensten Seiten, von den sie beschäftigen- den Kaufleulen sowohl als auch von manchen Behörden, alle möglichen Chikane erleiden mußten und sogar gemaßregelt wurden. Die Gewerkschaftskartelle verfügen aber an den einzelnen Orten über Mehr unabhängige Kräfte als die einzelnen Berufs- organisationen, sie könnten diese Kontrolle viel leichter besorge» und es könnte auch gar nicht schaden, wenn die Kartelle einmal durch praktische Thätigkeit aus ihrem beschaulichen Dasein heraustreten würden. Gesetzt den Fall, wir erhielten wirklich eine gesetzliche Regelung des Ladenschlusses.[s müßten ohne weiteres Kommissionen zur Ueberwachunc«�»-sselben eingesetzt werden; da könnten dann die Gewerkschafiskartelle in Verbindung mit unseren Kollegen sich erfolgreich zu gunsten einer Verkürzung der Arbeitszeit im Handelsgewerbe bethätigen. Das ist jedoch nur ein Argument von den vielen, die zu gunsten des Quarck'schen Vorschlages sprechen. ES gebricht uns hier leider an Raum, näher auf die Sache einzugehen, und haben wir nur zu bemerken, daß es unserer Gewerkschaftsbewegung nur Nutzen bringen kann, wenn man sich allerorts mit dem angeregten Thema »ingehend beschäftigt." Dagegen sagt der„ H a n d e l S a n g e st e l l t e", das Organ für die Interesse» der Handlungsgehilsen und-Gehilfinnen, die Quarck'schen Vorschläge seien nicht der Diskussion Werth; im übrigen widmet er Dr. Quarck eine Betrachtung, aus der folgende Stelle wiedergegeben sei:„In einer Versammlung in Frankfurt , die sich mit dem letzten Gewerkschastkongreß be- schäftigte, erklärte Herr Dr. Quarck, den Stein der Weisen ge- funden zu haben, wie der Gewerkschaftsbewegung wieder mehr auf die Beine zu helfen sei. Die Gewerkschaften müßten sich mehr mit Politik beschäftigen. Dies sagt derselbe Herr Dr. Quarck, der bisher stets den gerade entgegengesetzten Standpunkt vertreten hat, der immer erklärte, die Gewerkschaft habe sich nicht mit Politik zu befassen, dazu sei die politische Organi- sation berufen." Eine internatiouale Schneiderkonferenz tagte in London im Anschluß an den internationalen Arbeiterkongreß. Vertreten waren England durch 17, Amerika durch 2, Frankreich durch 3, Belgien durch I, die Schweiz durch 2 und Deutschland durch 3 Delegirte. Die Berichterstattung ans den einzelnen Ländern er- gab, daß die Zustände in der Schneiderei und in der Konsektion überall für die Arbeiterschaft gleich elend sind. Die Hausindustrie überwiegt überall und soweit Arbeiterschutzgesetze vorhanden sind, stehen sie größtentheils nur auf dem Papier. Der Kamps gegen das verderbliche Schwitzsystem ist international ge- worden; die Forderung nach Betriebswerlstätten wird gegen- wärtig in allen Ländern, wo das Schwitzsystem verbreitet ist, von der klassenbewußten Arbeiterschaft erhoben. Ein englischer Delegirter sprach seine Freude darüber aus, daß die deutschen Kollegen die Konfektionsarbeiter mit in die Organisation ein- ezogen hätten; er hält dies für das allein richtige. Ein anderer englischer Delegirter hob hervor, daß dort, wo Fabriken eingeführt sind, namentlich in Leeds , und wo die Arbeiter auf Tag oder Woche beschäftigt werden, sie sich im ganzen besser stehen, als in der Hausindustrie. In einer Fabrik BeranUvortlicher Redakteur: August Jacobcy, Berlin . Für sei die Theilarbeit schon soweit durchgeführt, daß der letzte Mann nur die fertige Arbeit abzubürsten habe. Die Schweizer Delegirten beantragten, daß auf der nächsten internationalen Konferenz zur Durchführung der Forderung der Errichtung von Betriebswerkstätten der General- st r e i k zu proklamiren sei. Da dieser Antrag jedoch keine Aus- ficht aus Erfolg hatte, schlugen die Schweizer vor, den General- streik auf der nächsten Konferenz zur Diskussion zu stellen. Auch hiergegen wandte sich die Mehrzahl der Delegirten, nament- lich der Pariser S e ch a u d, der von seinen Auftraggebern ein ganz bestimmtes Mandat erhalten hatte, sich gegen den General- streik auszusprechen. Der Antrag wurde schließlich mit 12 gegen 11 Stimmen abgelehnt. Die Errichtung eines internationalen Sekreta- riats mit besonderen Befugnissen wurde abgelehnt, dagen be- schlössen, einfach einen Sekretär zu ernennen, mit dem die von den einzelnen Ländern zu wählenden Sekretäre sich bei allen ge- meinfamen Angelegenheiten zu verständigen haben. Als Sitz für den Generalsekretär wird Deutschland bestimmt und Frau Zetkin aus Stuttgart einstimmig für diesen Posten gewählt. Betreffs eines einheitlichen Vorgehens der ver- bundenen Länder in Fällen von Streiks und Aus- sperr ungen wurde beschlossen, daß bei größeren Kämpfen gegenseitige finanzielle und moralische Unterstützung erfolgen, sowie nach Kräften dafür gesorgt werden soll, daß der Zuzug fern gehalten wird. Bei solchen Aktionen haben sich die Sekretäre der einzelnen Länder sofort mit dem Generalsekretär in Verbindung zu setzen. Die von der Konferenz beschlossenen Forderungen betreffs Beseitigung der Hausarbeit, insbesondere der Schwitzarbeit, sind im wesentlichen dieselben, wie die Beschlüsse der 1693 in Zürich abgehaltenen Schneiderkonserenz. In Be- ziehnng auf die Gesetzgebung werden mit unwesentlichen Ab- änderungen die gleichen Forderungen erhoben, die auf dem kürzlich i» Eisenach stattgehabten Kongreß der deutschen Schneider und Schneiderinnen angenommen wurden. Die Londoner Kouferenz erklärte ausdrücklich, daß sie die verlangten Reformen nicht von der Gnade der herrschenden Klasse und ihrer Regierungen er- warte, sondern von der Macht des Proletariats, das sich als politische Partei und in Gewerkschaften organisirt, in letzterer Beziehung, um einzelne der Forderungen auch durch den wirth- schaslliche» Kampf zu erringe». Die nächste internationale Schneiderkonserenz soll wieder im Anschluß an de» nächsten internationalen Arbeiterkongreß abgehalten werden. DaS Komitee der Stahlarbeiter in Lauterberg am Harz sandte uns folgenden Situationsbericht, der zugleich die Ursachen der Differenzen wieder in Erinnerung bringt. Nachdem im verflossenen Winter bereits verschiedene Arbeitseinstellungen erfolgten, wurde der gesammten Arbeiterschaft Ende April ein Revers vorgelegt, welcher verlangt«, daß sämmtliche Holzarbeiter aus dem Holzarbeiter-Berband zu treten hatten. Ferner wurde von den acht hiesigen Fabrikanten verlangt, daß die Arbeiter beiderlei Geschlechts sich durch Unterschrift verpflichten sollten, keiner derartigen Organisation wieder anzugehören. Da die Unterschrift von der übergroßen Mehrheil verweigert wurde, schloffen die Fabrikanten ihre Fabriken und verpflichteten sich bei 3000 M. Konventionalstrafe keinen der Ausgesperrten in Arbeit zu nehmen, bevor dieselben nicht ihre Unterschrift gegeben. Dank der Hartherzigkeit der Fabrikanten, welche wohl für sich das Recht der Koalition in Anspruch nehmen, dem Arbeiter jedoch dasselbe verweigern, wurden am 6. Mai 394 brave Arbeiter auf das Straßenpflaster gesetzt. Eine Fabrik, welche ihren Arbeitern bis zum 1. Juli Bedenkzeit gegeben hatte, sperrte nach diesem Zeitpunkt noch 90 Arbeiter und die gesammten Fabrikanten dann noch 120 Arbeiterinnen aus. Jnsgesammt wurden also 609 Arbeiter dem Uebermuth des Unternehmerthums geopfert. Hiervon sind 298 Arbeiter ver- heirathet, welche 660 Kinder haben. Unverheirathet sind 90 Ar- beiter; die Zahl der jugendlichen Arbeiter beträgt 42 und Ar- beiterinnen sind 125 vorhanden. Abgereist sind 54 Arbeiter. Da diese Arbeiter durchweg Theilarbeiter sind, ist es sehr schwer, die- selben anderweitig unterzubringen und sind augenblicklich noch über 500 zu unterstützen. Dank dem Auftreten der Unternehmer ist die gesammte Arbeiterschaft organisirt und hat jetzt nach dreizehn- wöchentlichem schweren Kampfe erst einen Abtrünnigen zu verzeichnen. In den acht Fabriken arbeiten zur Zeil zirka 30 Personen aus den verschiedensten Branchen. Da kein Hand- werkszeug vorhanden(dasselbe ist Eigenthum der Streikenden, die es aus den Fabriken entfernt haben), können die Hilfskräfte nur als zum Schein eingestellt betrachtet werden, welche die Streikenden«inschüchtern und wankelmüthig machen solle». Aber die Streikenden harren aus. Sie appelliren an das Soli- daritätsgefühl der gesammten Arbeiterschaft. Geht dieser Kampf verloren, so werden andere Fabrikantenvereinignngen Appetit bekommen haben und die anderen Organisationen der Arbeiter zerstören. Der Streik drängt zur Entscheidung. ES liegt an der Arbeiterschaft, die hiesigen Holzarbeiter, die mit dem jammervollen Lohn von durchschnittlich 12 Mark zufrieden waren, noch kurze Zeit über Wasser zu halten. Die Haltung derselben ist trotz aller Provokationen musterhaft. Sämmtliche Einiaunasversucke wurde» stets schroff zurückgewiesen. Ein Zurück giebt es also hier nicht. Unser Sieg ist Euer Sieg, darum thue jeder seine Pflicht! Gelder nimmt die Expedition des„Vorwärts" sowie Fritz Erfnrth, Tabak- und Zigarrenfabrikant in Lauterberg am Harz , entgegen. Der Schmiedestret? in der Steinfurth ' schen Fabrik in Königsberg i. P r. ist durch Vermittlung des Einigungs- amtes des Gewerbegerichts beigelegt. I« Danzig protestirte eine außerordentlich zahlreich be- suchte Maurer - und Zimmerer-Versammlung gegen die von der Bau-Jnnung am 1. Januar herausgegebene Arbeitsordnung, besonders wegen der darin festgesetzten Stunden- löhne. Es wird Zurückziehung dieser Arbeitsordnung verlangt. An stelle des Platzausschuffes, der seine» Verpflichtungen nicht nachgekommen sei, wurde die Lohnkommsssion als die bei Streitig- leiten mit den Unternehmern für die Arbeiter maßgebende Ver- tretung erklärt. Bis zum 20. August ist von der Innung die Autwort auf diese Beschlüsse erbeten. Der Streik der Kaffeeverleserinnen bei den Firmen Stucken u. Andresen in Altona und Pohly u. Ko. in H a m- bürg hat nach der bereits veröffentlichten Abrechnung eine Ausgabe von 12 247.90 M. erfordert, davon 10 559,35 M. an Streikunterstützung. Die Einnahme betrug 11 522,19 M.. so daß noch ein Defizit von 725,71 M. zu decken ist. Am Streik waren 574 Streikende betheiligt, davon bei Stucken u. Andresen 524 und bei der Firma Pohly 50. Der Streik bei der Firma Stucken u. Andresen dauerte 2 Wochen. Da nicht gleich alle Arbeite- rinnen wieder eingestellt wurden(56), so kam es, daß die Unter- fiützung 4 Wochen länger gewährt wurde. Der Streit bei der Firnia Pohly dauerte 3 Wochen. Es wurden 2 Streikende ge- maßregelt; 6 Streikbrecherinnen waren zu verzeichnen. 3 Streikende erlitten eine Untersuchungshaft von 6 und eine von 14 Wochen. Der Streik ist für die Käffeeverleserinnen günstig verlausen. Soziales. Zur Arbeitslosen- Statistik. DaS württembergische Sta- tistische Landesamt veröffentlicht im„Württembergischen Staats- anzeiger" das Ergebniß der mit der Berufszähluiig vom 14. Juni 1695 und der Volkszählung vom 2. Dezember 1895 verbundenen Zählung der Arbeitslosen in Stuttgart . Danach waren arbeitslos am 14. Juni 1260, am 2. Dezember 1867 Per- sonen. Darunter befanden sich vorübergehend Arbeitsunfähige (Kranke) am 14. Juni 783, am 2. Dezember 534.„Aus andere» )e» Jnseratentheil verantwortlich: Th. Glocke in Berlin . Druck« Gründen," wie der Bericht sagt, waren somit arbeitslos 472 Per- fönen im Sommer, am 2. Dezember dagegen 1353. Weibliche Arbeitslose gab es im Juni 445, im Dezember 522. Unter den Arbeitslosen gab es im Juni 238 Haushaltungsvorstände mit 154 nicht erwerbsthätigen Ehefrauen, 228 Kindern unter 14 Jahren und 82 sonstigen Familienangehörigen. Am 2. Dezember be- fanden sich unter den Arbeitslosen 299 Haushaltungsvorstände mit 232 nicht erwerbsthätigen Ehefrauen. 403 Kindern unter 14 Jahren und 72 sonstigen Familienangehörigen. Von besonderem Interesse sind die Angaben über die Dauer der Arbeitslosigkeit. Es waren arbeitslos Personen(die in Klammern stehenden Ziffern geben die Zahl der wegen Arbeitsunfähigkeit Arbeits- losen an): am 14 Juni überhaupt darunter biS zu einer Woche 88(132) 28(52) über eine bis vier Wochen...... 187(288) 64(109) über vier Wochen bis zu drei Monaten. 117(236) 40(96) über drei Monate......... 80(137) 21(35) am 2. Dezember bis zu einer Woche......... 260(44) 89(23) über eine bis vier Wochen...... 611(219) 141(66) über vier Wochen bis zu drei Monaten. 346(172) 65(68) über drei Monate......... 136(99) 30(40) Aus diesem Ergebniß geht hervor, daß am 14. Juni durch die Arbeitslosigkeit 1865 Personen in Mitleidenschaft gezogen wurden, am 2. Dezember dagegen 2717 Personen. Die Ergebnisse der Arbeitslosenzählung für ganz Württem- berg werden später ausführlich in den„Württemb. Jahrbüchern" veröffentlicht. Als Fabrikinspektor für Hamburg wurde vom Senat Herr Max Arthur Bruno Bahr gewählt. Die Generalversammlung des Vereins der Feilen- meister Norddeutschlands, die am 20. Juli in Hamburg zusammentrat, hat den Antrag der Arbeiter abgelehnt, den Arbeitsnachweis, der sich jetzt in den Händen der Meister befindet, mit den Arbeitern gemeinsam zu führen. Eine Vorlage über die Errichtung von Arbeiterbörsen wird dem galizischen Landtage unterbreitet werden. Der Landesausschnß hat den dahin gerichteten Antrag des bäuerlichen Abgeordneten Sredniawski Folge gegeben. Die Ursache dieses Antrages wird nickt in einer etwaigen Für- sorge für die Arbeiter, sondern in dem Mangel an Arbeits- kräftcn zu suchen sein, an dem die galizischen Grundbesitzer in- folge der starken Auswanderung laboriren. Versnininlungen. Eine öffentliche Pntzerversammlung, von etwa 250 Per- sonen besucht, tagte am Sonntag im Feen-Palast und debattirte über die schon in früheren Versammlungen angeregte Frage der Arbeitslosen-Unterstützung. Der Referent Grothmann wies darauf hin, wie noihwendig es sei, die arbeitslosen Kollegen vor wirthschaftlicher Roth zu schützen und empfahl die Einführung einer Arbeitslosen-Unterstützung in Verbindung mit einem obligatorischen Arbeitsnachweis, welcher derart einzurichten wäre, daß die in Berlin und Umgegend auszuführende Arbeit möglichst gleichmäßig unter alle Putzer vertheilt werden könnte. Gegenwärtig werde es als ein großer Uebelstand empfunden. daß manche Kollegen fast ununterbrochen in Arbeit stehen, während andere oft wochenlang arbeitslos sind. Um dem abzuhelfen, müßten sämmtliche Putzer verpflichtet sein, sich nur vom Arbeitsnachweis Beschäftigung zu holen. Ebenso hätten alle Arbeit annehmenden Kollegen(Kolonnenführer) ihre Hilfskräfte vom Nachweis zu entnehmen und zwar nach der Reihenfolge der eingetragenen Arbeitsuchenden. Sobald ein Bau fertig ist, hätten sich die be- treffenden, auch wenn der Kolonnenführer noch einen zweiten Bau habe, als letzte in der Liste des Arbeitsnachweises eintragen zu lassen, während die ersten in der Reihe auf dem nächsten Bau unter- gebracht würden. Auf diese Weise würde die Arbeit ziemlich gleichmäßig vertheilt, die Arbeitslosigkeit der einzelnen Kollegen nicht von zu langer Dauer sein, fodaß die Arbeitslosen-Unter- stützung nach Ansicht des Referenten bei einem wöchentlichen Beilrage von 50 Pfennigen nach zwölswöchentlicher Karenz- zeit pro Tag mit 2 Mark jedem arbeitslosen Kollegen gezahlt werden könnte. Da diese Einrichtung sich nicht nur aus die organisirten Kollegen, sondern auf sämmtliche Putzer erstrecken soll, so schlug der Redner zur Leitung des Arbeitsnachweises und der damit verbundenen Unterstützung die Einsetzung eines vom Verbände unabhängigen Sekretariats vor. Der hier entwickelte Plan solle jedoch nur dann verwirklicht werden, wenn sich zwei Dritel aller Kollegen dafür erklären. Der Korreferent P ä g l o w aus Hamburg wies darauf hin, daß diejenigen Gewerkschaften, welche Arbeitslosen-Unterstützung zahlen, bereits in jener Zeit entstanden wären, wo es noch keine klassenbewußte Arbeiterbewegung gab. Heute denke keine Arbeiter- organisation mehr an die Einführung von Unterstützungskassen, ja, manche Gewerkschaften, welche noch derartige Ginrichtungen haben, würde» froh sein, wenn sie sie los werden könnten. Das Unterstütznngswesen sei ein Hinderniß des gewerkschaftlichen Kampfes, was nian an den Gewerkschaften mit ausgedehnte» Unterstützungskassen sehen könne, die einen großen Lohnkamps nicht wagen, aus Furcht, ihr Vermögen könnte dabei verloren gehen. Da aber die Gewerkschaft der Maurer(wozu auch die Putzer gehören) sich die Verbesserung der Lohn- und Arbeits- Verhältnisse in erster Linie angelegen fein lasse und in neuester Zeit erst einen großen Kampf erfolgreich durchgekämpft habe, so müsse er entschieden abrathen, daß man sich mit der Durchführung eines so zweifelhaften Experiments ein Hinderniß in den Weg lege. Die zentrale Regelung der Arbeitslosen-Unterstützung sei gänzlich ausgeschlossen, aber auch eine lokale Einführung derselben sei schon deshalb nicht rathfam, weil es an sicheren statistischen Angaben über die Arbeitslosigkeit fehle, weshalb sich eine nur halbwegs sichere Be- rechnung über die erforderlich werdenden Unterstützungssumnien. die Beitragshöhe u. s. w. nicht anstellen lasse. An der Hand eines durch ungefähre Schätzung gewonnenen Zahlenmaterials legte der Redner dar, daß sich die Arbeitslosen-Unterstützung nicht, wie Grothmann meint, mit einem wöchentlichen Beitrage von 50 Pf. durchführen lasse, sondern daß ein solcher von 1 M. bis 1.50 M. dazu erforderlich sei, wozu sich aber nur wenige Kollegen bereit finden würden. Wenn man schon die Arbeitslosen-Unterstützung einführen wolle, dann könne»S nur durch die Organisation geschehen, aber nicht, wie Grothmann vorschlage, durch ein besonderes Sekretariat. Slns all diesen Gründen empfehle er die Ablehnung der Vorschläge Grothmann'?. Dietrich erkärte sich gleichfalls gegen die Arbeitslosen-Unter- stützung, obgleich er sowohl, wie auch andere Kollegen, derselben früher sympathisch gegenüber gestanden haben. B n d a ch trat für Grothmann's Ansicht ein. Nachdem zum Schluß beide Referenten nochmals ihren Standpunkt verfochten hatten, lehnte die Versammlung daS Projekt der Arbeitslosen-Unterstützung ab. Depvsickzen und letzte Anchvichten. London , 17. August. (W. T. B.) Wie eine Depesche ans Belfast meldet, veranlaßt« heute eine zu gunsten der Amnestie politischer Gefangener von Nationalisten veranstaltete Prozession Ruhestörunge». Die Theilnehmer der Prozession griffen einen Volkshaufe», welcher die Kundgebung mißbilligte, mit Speeren an; die Polizei machte von ihre» Knütteln Gebrauch; mehrere Personen wurden verwundet. Der katholische Bischof hatte gestern in verschiedenen Kirchen Protesterkärungen gegen die geplante Prozesston verlesen lassen. Verlag von Max Babing in Berlin . Hierzu 2 Beilagen.
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