Kleschs Nachfolger im Rundfunk Dr. Ouske nur vorläufig Leiter der Funkstunde
Der Intendant der Berliner Funkstunde. Dr. � a n s F l e s ch.| ist. wie wir bereits gestern ankündigten, als erstes Opfer des neuen � Reichsrundfunkkommisjars Erich Scholz gefallen; daß er nicht das einzige bleiben wird, ist vorauszusehen. Doch wird von zu- ständiger Stelle erklärt, daß die in der Oefsentlichkeit um bestimmte Persönlichkeiten bereits kursierenden Gerüchte»den Talsachen vor- auseilen". Praktisch liegen die Berhältnisse so, daß Herr Scholz mit seinem Personalumbau auf keinem rechtlich gesicherten Boden steht; die Rundfunk-RichUinien für die Länder harren noch der Ausarbei- tung im Reichsrat. Wie weit die Länder sich indirekte Eingriffe ge- fallen lassen werden, bleibt abzuwarten. Es ist jedenfalls so, daß Herr Scholz in die Rechte Preußens nicht eingreifen kann, ohne die der übrigen Länder anzutasten. Daß Herr Scholz es vorzieht, hinter den Kulissen, stalt in der Oefsentlichkeit zu handeln, entspricht seiner üblichen Taktik. Als kommisiarischer Nachfolger für Dr. Flesch ist Dr. D u s k e ernannt, der bisher den Programmausschuß der Deutschen Sende- xesellschaft leitete. Er ist Theaterfachmann und Musiker. Mit einer Arbeit über das Theater hat er in Freiburg promoviert. Durch fein Wirken für den internationalen Programmaustausch ist der Name Dr. Duskes auch in die Oefsentlichkeit gedrungen. Es hat jedoch den Anschein, als sei das Regiment Dr. Duskes nur auf sehr kurze Zeit vorgesehen und als stünden im Hintergrund bereits einige den Nationalsozialisten genehmere Anwärter. In dieser Reihe wird an erster Stelle der Komponist und Dirigent Pro- ftssor Max von Schillings genannt. Er soll bei Herrn Scholz die meiste Auesicht haben. Trotzdem ist es kaum vorstellbar, daß man es wagen könnte, aus Parteipolitik einen so einseitigen Mann wie den selbst in seinen Musikinteressen durchaus exzentrisch ein- gestellten Max von Schillings auf den Platz des Berliner Rundfunk- intendanlen zu fetzen, den nur eine Persönlichkeit mit vielseitigsten Äulturinteressen und von umfassendsten Kenntnissen auszufüllen vermag. Planslawismus? Folgen der Autarkie? Eine Korrespondenz meldet unter der Ueberschrist:„Gefährdung des deutschen Filmabsatzes durch den Panslavismns" folgendes: Zwischen der tschechischen A.B.-Film A.-G., Prag , und der Jugoslawischen Privilegierten Filmgesellschaft, Belgrad , wurde soeben ein Abkommen unterzeichnet, das die Srinchronisierung ihrer Filmproduktionen sowie die Ausführung der Filme in beiden Ländern vorsieht. Wie wir hierzu erfahren, soll auch beabsichtigt sein, Bulgarien und Polen in den Vertrag einzubeziehen. Wenn auch der Beitritt Bulgariens in dieses Abkommen bereits als ge- sichert angesehen werden kann, so dürfte die Einbeziehung� Polens kaum größere Bedeutung haben, da nur 3 Prozent des Inlands-
bedarfs durch die polnische Filmindustrie gedeckt werden. Für die deutsche Filmindustrie bedeutet der Abschluß dieses Abkommens insofern eine starke Gefährdung des deutschen FUmabsatzes, als nun- mehr diese Staaten, die bisher stets Abnehmer deutscher Filmproduktionen waren, versuchen werden, chren Inlands- bedarf vorwiegend im Wege des Filmaustausches zu decken. Diesen Vorgang als„Panslavismns" zu bezeichnen, mutet wie Selbstironie an, wenn man bedenkt, daß die außerdeutschen Staaten durch die notverordnete deutsche Filmkontingentierung in eine Art Kampsstellung hineingedrängt worden sind. Wenn sich der deutsche Markt gegen das Ausland absperrt, kann er nicht erwarten, daß der ausländische Markt für die deutsche Ware offen bleibt. Autarkie? Ein schlechtes Geschäft und eine Kultur- Widrigkeit obendrein! Arbeit für Nationalsozialisten! Man schreibt uns: '„Marschall Vorwärts" heißt der„nationale" Film, den die Biograph zur Zeit in der Jofa(Johannisthal ) dreht. Wie die Usa geht auch die Biograph-Gesellschaft dem III. Reich auf halbem Wege entgegen. Der llfasilm„T a n n e n b e r g" wird in den nächsten Tagen seine Erstausführung erleben. Der„Marschall Vorwärts" ist bereits zur Hälfte fertig, Um sich das Wohlwollen der Nazis zu sichern, wurde im „Tannenberg"- Film eine SA.- Kolonne von 350 Mann eingesetzt, die für 5 M. täglich Filmkrieg machte und den hungernden Filmkomparsen vom Arbeitsnachweis(Filmbörse Befiel- straße) die sowieso geringen Verdienstmöglichkeiten wegnahm. Für „Marschall Vorwärts" wurden allerdings bis jetzt noch keine SA.- Leute beschäftigt, aber es kann ja noch kommen, da die Außenaus- nahmen in Lübeck jetzt ansangen. Bei der Einstellung dieser Art Filme und der Firma ist zu erwarten, daß an Stelle der Arbeit»- losen wieder Angehörige von Hitlers brauner Privatarmee beschäf- tigt werden. Da man aber den Arbeitsnachweis für Ftlmdarsteller nicht ganz übergehen kann, so sucht man sich dort die in der„Betriebs- zelle„Bühne und Film" der NSDAP , eingeschriebenen Mitglieder heraus, die dann sür 12 M. von morgens 8 Uhr bis abends 7 Uhr die Soldateska der Blücherschen oder Napoleonischen Armee mimen dürfen. Auf diese Weise wird auf die hungernden Filmkomparsen, die nicht faschistisch eingestellt sind, ein Druck ausgeübt, sich in die Nazi- Berufszelle„Bühne und Film" einschreiben zu lassen. Zum Sckein werden andere hinzugenommen, aber sehr vorsichtig, damit man keine„Fremdstämmigen" oder„marxistisch Verdäcktigte" erwischt. Und diese Filme werden dann aus die Arbeiterbezirke und die Arbeiterschaft losgelallen! Werden sie ihre„Geschichtskenntnis" an dieser Art Film bereichern?
«3 Adolf, der Lkeberpapst. Mädchengruppen beten zu ihm! Die„Tägliche Rundschau" veröffentlicht eine Betrachtung über den Götzendienst, der in der NSDAP , mit Hitler ge- trieben wird. Der Verfasser, der den Standpunkt eines deutsch - evangelischen Christentums vertritt, führt u. a. aus: Was jedoch den Grad der Verehrung angeht, dürfte Hitler den Papst weit hinter sich lassen. Da lese man nur seine Reichs- zeitung, den„Völkischen Beobachter". Tag für Tag huldigen ihm Zehntausende. Kindliche Unschuld überschüttet ihn mit Blumen. Der Himmel spendet„Hitler-Wetter". Sein Flugzeug durchtrogt gefährlichste Elemente. Jede Nummer bringt den„Führer" in immer neuen Stellungen im Lichtbild. Selig, wer ihm ins Auge fahl In seinem Namen wünscht man dem einzelnen und Deutsch - land Glück:„Heil Hitler !" Säuglinge begnadet man mit seinem verheißungsvollen Namen. Ja, an Hausaltären mit seinem Bild suchen zarte Seelen Aufrichtung. Und in seinem Blatte liest man bereits von„unserem Obersten Führer" mit bewußter Groß- schreibung dieses auf Hitler bezogenen Eigenschaftswortes. Das alles wäre nicht möglich, wenn Hitler diese Vergötterung nicht förderte. Das christliche Gemüt, das Gott allein die Ehre geben will, wendet sich mit Schmerz und Abscheu ab von diesem geradezu anti- christlichen Führerkultus, der allerdings nicht mehr römisch, son- dern heidnisch ist.... Auch der Reichsgedanke des Hitlertums weist römische An- klänge auf. Nur in der einen Kirche, die da war, die da ist und die da kommt, sichtbar dargestellt in der römischen Kirche, liegt allein der Menschheit Hell, jetzt und immerdar. Ihr Zentrum ist Christus, und sein irdischer Stellvertreter, der Papst. Alle anderen Gebiete dieser Zeit, wie Staat, Wirtschaft und Kultur, sind diesem ewigen Kirchen- oder Reichsgedanken unterzuordnen. Aehnlich glaubt auch der Nationalsozialismus seine reinste Darstellung erst im kommenden Dritten Reich finden zu können. Es ist das Reich, das wirklich„Freiheit und Brot für Alle" bringen wird. Der Messias dieses im Anbruch begriffenen Reiches ist Adolf Hitler . Mit welcher religiösen Inbrunst feine Massen an feine Sendung zu seinem kommenden Reich glauben, zeigt folgende in den Hitler -Mädchengruppen verbreitete Ilmdichtung des Unssroaters: Adolf Hitler , du bist unser großer Führer, Dein Name macht die Feinde erzittern, Dein Drittes Reich komme, Dein Wille sei allein Gesetz auf Erden. Laß uns täglich deine Stimme hören, Und befehle uns durch deine Führer, Denen wir gehorchen wollen unter Einsatz Unseres eigenen Lebens. Das geloben wir! Heil Hitler! Uns scheint, in diesem Falle hat der Theologe wenig zu vermelden. Hier gehört das Wort dem Irrenarzt!
Strahlen aus dem Weltall . Neue Forschungen eines Stuttgarter Gelehrten.— piccards neuer Ausstieg. Stuttgart , 13. August. Nachdem sich seit vielen Jahren Gelehrte von Weltruf mit der Erforschung der aus dem Weltall zu uns dringenden kosmischen Höhenstrahlungen besaßt haben, ist es außerordentlich erfreulich, daß es jetzt einem deutschen Forscher, Prosesior R« g« n e r(Stutt- gart), gelungen ist, als erster genaue Messungen in Höhen bis 28 000 Meter durchzuführen. Professor Regener erbrachte den exakten Beweis, daß die Zunahme der Intensität der Höhenstrahlung entgegen allen seicherigen Annahmen über 12 000 Meter Höhe merk- lich nachläßt. Die zu den Messungen verwendeten von Professor Regener kon- struierten automatisch arbeitenden Meßgeräte werden von Gummi- b a l l o n e n in die Höhe getragen. Nachdem bei drei früheren Aus- stiegen geringere Höhen erreicht wurden, ist es am 12. August Professor Regener gelungen, den Höhenballon mit den Registrier- geräten bis auf 28 Kilometer hoch zu senden. Die vorläufige Aus- wertung der photographifchen Meßplatten ergab bei 12 Kilometer Höhe noch einen starken Anstieg der Höhenstrahlen. Zürich , 13. August. Professor Piccard gab gestern Pressevertretern eine nähere Erklärung über die Verzögerung des Starts zum Stratosphärenflug Die Meteorologen hofften, daß in zwei bis drei Tagen sich das Wetter bessern werde, so daß man aufsteigen könne. Der Aufstieg solle möglichst bis zum 17. August erfolgen, da an diesem Tage der Begleiter Piccards, Ingenieur Eosgns, nach Brüssel zurückkehren müsse, so daß nachher der Start vorläufig unausführbar werde. Piccard gedenkt übrigens, nach dem Aufstieg 8— 15 Stunden in der Stratosphäre zu bleiben, um alle erforderlichen Messungen vornehmen zu können. Bei einer mittleren Geschwindigkeit von 30— 50 Kilometer tfi der Stunde würde damit der Ballon eine Strecke von über 700 Kilometer Luftlinie zurücklegen, so daß der Ballon im Süden die Adria oder das Mittelmeer und im Norden die Nord- oder Ostsee erreichen könnte.
Herr Mendel als Enilastungszeuge. Oer Nazi-Keller in prag -Weinberge. Brünn , 13. August. Im Hochoerratsprozeß gegen die hitlerischen„Volkssportler" be- kündete der einzige' von der Anklage geladene Zeuge, Artur Mendel, Verwalter des Hauses, dessen Kellerlokal in Prag - Weinberge der nationalsozialistische Studentenbund gemietet hatte. daß auch schon vorher Studentenverbindungen dieses Lokal gemietet hatten, also die Annahme der Anklage, man halte dieses Kellerlokal wegen der Geheimhaltung ausgesucht, vollständig erledigt er- scheine. Vom Verteidiger Dr. Stark befragt, ob in dem Kellerlokal geschossen worden sei, erklärte der Zeuge:„N ein, das wäre nickt geduldet worden." Der Zeuge gibt weiter an, daß er bei der Vermietung genau wußte, um welche Gesinnung es sich bei dem Studentenbund handelte, daß er aber niemals Staats- gefährliches bei ihnen bemerkte, im Gegenteil, er habe gegen sie keinerlei Mißtrauen gehabt. Dieser Zeuge der Staatsanwaltschaft, der die angeklagten Pa.s entlastete, ist— Jude und leistete den Zeugeneid auf das Alte Testament und bedeckten Hauptes. Selbstverständlich bleiben die Juden samt und sonders für ieden eckten Hitler -Mann Unter- menschen, Verbrecher und grundsätzlich Meineidige.
Der bisherige rumänische Blinislerprössdent Baida hat am Don- »erstag die neue Regierung gebildet. Neben dem Prä- sidium übernimmt Vaica auch das Ministerium des Aeußern, Fi- nanzminister ist Mironcscu, Landwinschaftsminister Nilescu. Die neue Regierung wurde in Uebereinstimmung mit der nationalen Bauernpartei gebildet.
Ein Lohann-Gtrauß-Film. Atrium. Ein Wiener Film, ein Wiener Wein-Weib-und-Gesang-Film, damit ist eigentlich alles gesagt. Treten Sie ein, meine Herrschaften: hier ist Johann Strauß zu sehen, der große Komponist, mit Samt- jackett und vielen Melodien im Herzen, er ist, wie könnte es anders fein, sehr unglücklich verliebt.(Keine Sorge übrigens, es geht gut aus) Michael Bohnen wallt mit düsterem Pathos über die Leinwand, sehr nett von chm, daß er nicht noch stundenlang in Großaufnahme singt. Herzallerliebste des Meisters ist Lee P a r r r>, platinblond, zähnefletschend wie«ine Chorodontreklame, bildhübsch also nach amerikanischen Begriffen und— ja und sonst gar nichts. Die Mizzi(gibts Wiener Filme ohne Mizzi?) ist G r e t l T h e i- m e r, im Film genannt: die Nachtigall— Pech, daß man nichts davon merkt. Hier ist auch Joses Strauß zu sehen(Arndt mimt ihn mit Anstand): seine unglückliche Liebe freilich muß der Ab- wechslung wegen unglücklich bleiben, da kann man nix machen. Neben einer durchschnittlichen Leistung Schippers endlich etwas noch nie Dagewesenes: hier ist der Kaiser selbst zu sehen und ein ganz richtiger K. K Hofball Mit Strautzischer Musik zusammen hielt man dies offenbar für Attraktionen genug, um sich auch nur etwas originellere Einfälle für Text und Kamera, für szenischen Aufbau und Bildrhythmus sparen zu können. In überaus weiser Oekonomie beschränkte man sich auf uralte Witze mit langen und eisgrauen Bärten(Textverfasser und Regisseur sind hier in ihrem eigenen Interesse nicht genannt). Um aber nicht ungerecht zu fein: es gibt da einen ganz ausgezeichneten Schauspieler, der heißt Paul H ö r b i g e r. Sein Verleger Haslinger ist wohl der einzige leben- dige Mensch in diesem Wachsfigurenkabinett, die einzig wirklich ge- staltete, überlegen durchgeführte Rolle. Es ist eine alte Geschichte: Wien schuf einst die Walzeroperette; jetzt aber sind wir längst im Stadium der Umkehrung des historischen Prozesses, jetzt schaffen unsere Operetten Wien , erschaffen ein Wien , das es nie gab, ein Panoptikum mit süßen Mädeln, jungen Offi- zieren und dem alten Kaiser, gut für das Wiener Zimmer im Baterlands-Cafe. Aber(auf gut wienerisch): da kann man nix machen, denn die Dummen werden nicht alle und für die anderen werden Tonfilme vorläufig offenbar nicht gedreht......«. „Mutter ". Llfa-Vadillion am Nollendorfplah. Wir haben schon sehr gute Mutterdarstellerinnen gesehen(man denke an Mary Carr, Hansi Niese und Margarete Kupfer ), aber es hat bislang noch keiner ein gutes Manuskript für einen Mutter- film geschrieben. Diesmal erleben wir Mae Marsh in der Mutter- rolle, ehrlich, groß, reiches Mitfühlen bei uns auslösend. Sie bleibt selbst dann noch erstklassig, wenn ihr Regisseur Henry King zweit- rangig ist. Um sie gruppieren sich reizend wahre Kinderdarsteller, während die Erwachsenen nicht über dem Durchschnitt stehen. Das Drehbuch nach einem Gedicht von Willi Carleton(das früher bereits einmal für einen stummen Film gebraucht wurde), ist höchst an- sechtbar Eine Frau, die einen Faulenzer zum Mann hat, sorgt allein für die Familie. Als die Kinder erwachsen sind, läßt der Vater sich mit Altoholschmugglern ein. Johnny, einer der Söhne, nimmt die Tat auf sich. Er geht für den Vater ins Zuchthaus. Der Vater stirbt, trotzdem aber tut die Schwester, die um die Unschuld des Bruders weiß, den Mund nicht auf. Als Johnny die Strafe oerbüßt Hot, wandert er nach Kanada aus. Er schickt jeden Monat reichlich Geld für die Mutter. Das jedoch unterschlagen sein Bruder Alex und dessen Frau. Keins der Kinder will die Mutter bei sich haben, sie muß ins Armenhaus, aus dem sie dann der heimkehrende Johnny erlöst... Da bleibt kein Auge trocken! t. b.
Der beste Republikaner . „Wer ist der beste Republikaner in Deutschland ?" ..???" „Der Reichskommissar Bracht. Er ist sogar gegen die Schönheits k ö n i g i n n e n. Richard W llstätter 6v Jahre alt. Prof. Dr. Richard W i l l st ä t t e r in München , der be- rühmte Meister der organischen Chemie, wird heute 60 Jahre alt. Auf dem Lehrstuhl Liebigs und Bayers wirkt Willstätter seit 1316 wenigstens dem Range nach noch— 1325 ist er freiwillig zurück- getreten, und es ist erinnerlich, welches Aufsehen dieser Schritt damals erregte, als der Nobelpreisträger infolge hochschulpolitischer Vorgänge sein Lehramt niederlegte: es hieß, daß den letzten An. laß die Ablehnung der Berufungs des in Christiania lehrenden Mineralogen Viktor Moritz Goldschmidt gegeben hat/ der wie Will- stätter Jude ist. Die Chemie der Pslanzenfarbstosfe ist Willstätters besonderes Forschungsgebiet, vor allem das Chlorophyll der grünen Pflanzenteile beschäftigte ihn, er endeckt, daß es, rein dargestellt, magnesiumhaltig und verwandt mit dem eisenhaltigen Blutfarbstoff ist Eine seiner erfolgreichsten Arbeiten wurde die Untersuchung der Blütenfarbstosfe, die ihm den Nobelpreis einbrachte. Später wandte sich der Gelehrte immer mehr der Erforschung der Lebensvorgängc bei Pflanze und Tier zu, in der er die wichtigste Aufgabe der organischen Chemie sieht. 1328 hat er von diesen Untersuchungen über die Enzyme, die noch nicht faßbaren aber in ihren Wirkungen kenntlichen Stoffe in Buchform gehandelt— jene Stoffe, die in ungeheurer Zahl und Mannigfaltigkeit den chemischen Haushalt der Lebewesen geheimnisvoll beherrschen. Es ist ihm gelungen, die Lehr- und Arbeitsstätte Münchens so zu erweitern, daß dies Laboratorium in der ganzen West als die erste organisatorische Forschungsjtätte der Chemie berühmt ist. Von den Arbeiten, die daraus hervor- gegangen sind, sei noch der Untersuchung der Umwandlung von Zellulose in Traubenzucker gedacht, deren praktische Ausgestaltung bekannt geworden ist. Als Mitherausgeber zeichnet Willstätter in Liebigs Annalen. Deutscher Schulfunk in der Tschechoslowakei . Nach Prager Mel- düngen hat jetzt das tschechische Ministerium für Schulwesen und Volkskultur bestimmt, den deutschen Schulfunk bei den tschechischen Sendern um 20 Minuten zu verlängern. Ihm stehen jetzt wöchenllich 15 Minuten zur Verfügung. Schweizer Wettbewerb sür Hörspiele. Der Schweizer Sender Radio Genf hat einen Wettbewerb sür sunkgemäße Einakter in französischer Sprache ausgeschrieben. Alle Schweizer Schriftsteller dürfen sich daran beteiligen. Ferner läuft bei demselben Sender ein Rundfunk-Musikwettbewerb, bei dem nur Schweizer Komponisten bis zum 40. Lebensjahr zugelassen sind. Die Plaza bringt zu gleichen Preisen wie bisher vom 16. bis 31. Au- gnst Schillers...llabalc und Liebe" in der Inszenierung von Mar Rein- Hardt wr Ausführung. Die Besetzung wird von dem Ensemble des „Deutschen Theaters" gestellt._
Bolivien fügt sich. (Schlichtunqsverhandlunaen am IS Sepiember. Wie auei La Paz (Bolivien ) gemeldet wird, hat die bolivianische Regierung die Bedingungen der Panameri- kanischen Union auf Einstellung der Feindseligkeiten zwischen Bolivien und Paraguay angenommen. Danach wird der gegenwärtige Status vorläufig aufrechterhalten und die Chacofrage durch einen internationalen Ausschust geprüft. Die Schlichtungsverhandlungcn zur vollständigen Beilegung des Streites um den Gran Chaco beginnen am 13. September.