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Tropsnstadt Sertin. Sonntag und Montag die heißesten Tage des Jahres. Die Hitzewelle, die Berlin mit dem vorgestrigen Tage mit 34 Grad im Schatten den heißesten Tag des Jahres ge- bracht hat, hält mit unveränderter Stärke an. Bei wolkenlosem Himmel brannte auch gestern die Sonne, ohne daß die erhoffte Ab- kuhlung durch Gewitter kam. Um 2 Uhr mittags wurden bereits 33 Grad gemessen. Am Nachmittag kam dann endlich eine von Westen heraufziehende, bedrohlich aussehende Bewölkung auf, aber bis spät in die Nacht hinein fiel auch nicht ein Tropfen N e g e n. Das ist um so merkwürdiger, als die westliche Mark, die P r i g n i tz sowohl wie auch Mecklenburg von ganz schweren Ge- wittern heimgesucht wurden. Wahrscheinlich kommt heute endlich die ersehnte Abkühlung. Mehrere Hitzschläge. Die seit Tagen herrschende tropische Hitze hatte gestern mehrere Hitzschläge zur Folge. Drei Personen mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Mehrere Leichterkrankts wurden nach Behandlung auf der Rettungsstelle wieder entlassen. An der Potsdamer Brück« sank ein SS Jahre alter Mann ohn- mächtig zu Boden. Als ein Arzt hinzueilte, war der Passant be- reits tot. Bermutlich hat ein Hitzschlag seinem Leben«in Ende gemacht. Gewitier über Meckienburg-Gchwerin. Oer Blitz zündete in sieben Ortschaften. Schwerin , IS. August. lEigenbericht.) Mecklenburg-Schwerin wurde in der Nacht zum Montag von mehreren heftigen Gewittern heimgesucht. Im Amte Rostock zündere der Blitz in sieben Ortschaften. Zahlreiche Wohn- und Wirtschafts- gebäude wurden eingeäschert. In der Umgegend von Schwerin sind ebenfalls erhebliche Blitzschäden zu verzeichnen. In der Ortschaft Jasendorf wurden vier Siedlergehöfte in Asche gelegt. In einer anderen Ortschaft im Amte Schwerin brannte eine Getreidescheune mit 700 Zentnern Korn nieder. Auch in der Goldberger Gegend wurden Wohn- und Wirtschaftsgebäude eingeäschert. Auf den Weiden wurde vielfach das Vieh vom Blitz getötet. Im Amte Rostock schlug der Blitz in die Hochspannungsleitung der elektrischen Ueberland- zentrale. Dadurch ist die mecklenburgisch« Stadt Schwann seit Sonntagabend ohne Strom. Mit den Gewittern war wolkenbruch» artiger Regen verbunden. Zwei Autobuskatastrophen. Fünf Tote bei(Höingen , vier in England. D a n z i g, 15. August. Sonntag früh ereignete sich bei dem Torfe Karwen tPommerellen) ein schwerer Autounfall. Ein städtischer Kraftomnibus aus Edingen überquerte bei der Fahrt nach Putzig im Dorfe Karwen eine noffenenBahn über- gang. In demselben Augenblick fuhr ihm ein Güter» zug in die Seite. Von dem Kraftomnibus wurden der Führer, der Schaffner , ein polnischer Arzt und dessen Frau und noch ein F a h r g a st getötet. London , 15. August. In der Nähe von Talbot am Bristol-Kanal stieß ein vollbesetzter Autobus mit einem leeren Ueberlandautomobil so heftig zusammen, daß vier Personen getötet und zwölf schwer ver» letzt wurden. Das Ueberlandautomobil war in die Breit- seite des Autobus hineingefahren, der vollständig zer- trümmert wurde. Nur der Chauffeur kam als einziger mit leichten Verletzungen davon.

Devisenschieber.

Der Mädchenmord in Pankow Verzeiht mir alles fürs Leben4' Der Tochtermörder schreibt eine Karte

Der 51 Iahre alle Schneider Mich als ki, der in den Nach­mittagsstunden des Areilags vergangener Woche seine Tochter in der Wohnung in der Kaiser- Friedrich-Straße öS in Pankow ermordete und danach die Flucht ergrisf, ist bisher von der Mordkommission noch nicht gesunden worden. Man hat ihn weder gesehen, noch wurde bisher seine Leiche entdeckt. Dagegen ist die Mordkommission in den Besitz einer Karte gelangt, die Michalski am Sonnabendabend an seine Frau geschrieben hat. Sie trägt den Stempel des Postamtes C. 17 in der Fruchlstraße am Schlejischen Bahnhos und enthält folgende Worte:Bitte, verzeiht mir alles fürs Leben, wenn ihr diese Karte in Händen hobt, bin ich nicht mehr."

Reif für die Spitzhacke.

Auf Veranlassung der Zollfayndungsstelle wurden in Berlin fünf Personen ein Reichsdeutscher und vier Ausländer wegen Deoisenschiebungen festgenommen.

Wenn die wirtschaftluhe Dauerdepi ession. die städtebaulichen Pläne der Stadt Berlin nidit jäh über den Haufen gemorfen hätte, dann wären die alten, halb verfallenen Häuser an der Tischerbrücke längst der Spitzhacke verfallen. Diese schief giebe- Ilgen Häuser, die notdürftig durch Holzbalken gestützt werden müssen, sind Zeugen aus der ältesten Geschichte Berlins . Eine engwinklige Gasse zieht sich von der Fischerbrüdce zur Fischer- straße, sie ist der letzteRittergang" aus einer Zeit, wo Berlin noch ein kleiner, unbedeutender Flechen an der Spree mar. Durch eine Verordnung aus dem Jahre 1308 wurden die Berliner Bürger oerpflühtei, derartige enge Durhgänge anzulegen und stets freizuhalten, damit bei einem unoermuteten Angriff auf die Stadt die Ritter mit Rüstung und Wehre shnell auf die Stadtwälle eilen konnten. An einer Längsseite dieser Durh- gangsgasse befinden sih heute noch kojenartige Holzoershläge, die vor einigen Jahrhunderten den Anwohnern der Gasse als Shweineställe dienten.

Das Ergebnis der Untersuchung durch die Mordkommission läßt keinen Zweifel daran, daß der eigene Vater der Mörder der 19 Jahre alten Liselotte Michalski ist. Es hat sich für die Täterschaft immer mehr Veweismaterial ergeben. Michalski hat seiner Tochter nachgestellt und immer versucht, ein Alleinsein mit ihr herbeizuführen. In seiner Eifersucht ging er soweit. Bekannt- schaften. die das junge Mädchen mit Männern gemacht hatte, zu hintertreiben. Ueber Michalski oerlautet, daß er stets bei Streitig- ketten eine Redensart führte, die bei allen Gelegenheiten die gleiche war. In feiner Wut äußerte er?Ich werde euch allen noch einmal die Kehle durchschniden. Mir kann ja nichts passieren. Ich habe ja den§ 51." Das traf jedoch nicht zu. Man nimmt an, daß der Mörder sich nicht das Leben genommen hat, sondern vom Schlestschen Bahnhos aus fortgefahren ist. Die Mordkommission hat entsprechende Fahndungen unternommen.

Doppelmord im nächtlichen Wald. Ein Brautpaar das Opfer. Ratibor , 15. August. Aus der Heimfahrt au« dem oberschlesischen Industriegebiet nach Ratibor wurde spät Abends im Raudener Walde das Gemüsefuhrwerk des Landwirts L e r ch aus Rudnik von bisher unbekannten Tätern beschossen. Der 26 Jahre alte L e r ch erlitt einen Lungendurchschuß. Seiner Braut, der 26iährisen Sophie L u t o s ch e k aus Ratibor , drang eine Kugel in den Unterleib und blieb im Rückgrat stecken. Lerch konnte das Fuhrwerk noch bis nach Rudnik bringen, wo er und feine Braut ins Krankenhaus gebracht wurden. Lerch liegt in hoffnungslosem Zustand darnieder; seine Braut starb nach einer sofort vorgenommenen Operation. Das Schicksal der beiden ist besonders tragisch, da die Heirat in den nächsten Tagen stattfinden sollte. Die polizeilichen Ermittlungen nach den Tätern sind noch nicht abgeschlossen. Man vermutet einen Racheakt, über dessen Beweggründe noch keine Klarheit besteht.

Beim �undflug abgestürzt. Vier Tote, ein Schwerverletzter. Prag , 15. August. Am Sonntag veranstaltete die Masaryk-Flieger-Liga einen Flugtag in Lobositz bei Trebnitz, wobei auch Rundflüge unternommen wurden. Unter anderem stieg der Flugzeugführer Strunz mit einer fünfsitzigen Kabinenmaschine mit vier Flug- gästen zu einem Rundflug auf. In etwa 100 Bieter höhe über dem Flugplatz kam die Maschine plötzlich ins Schwanken und stürzte ab. Die vier Znsassen waren auf der Stelle tot, der Flugzeugführer konnte nur noch in schwerverletztem Zustand geborgen werden. An seinem Aufkommen wird gezweifelt.

Oer Tod in der Wassertonne. Auf einem Laubengrund st ück in der Kolonie K r ä h e n l u st" in der Verlängerten Kepplerstraße in C h a r> lottenburg stürzte gesteh der zwei Jahre alte Georg Kyow in eine gefüllte Regentonne.- Als- die Angehörigen des verun- glückten Kindes den schrecklichen Vorfall entdeckten und die Feuer- wehr, um Wiederbelebungeversuche vorzunehmen, alarmierten, war es bereits zu spät. Die Widerbelebungsversuche blieben ohne Er- folg. Beim Baden an verbotener Stelle im Müggelsee, ging gestern nachmittag der 24 Jahre alte Tischler Paul Grauer aus der Höchstestraße 12 plötzlich unter. Die Leiche konnte einige Zeit später geborgen werden._

Todessturz.

Auf der Kleinen Halt(Tirol) sind zwei Alpinisten, der An- gestellte Athing aus München und Graf van Luxburg aus Würz- bürg, abgestürzt und tödlich verunglückt.

Oisrtisnt Hertmann Mostar: Anja. I. Ein lautes Rufen ließ mich aufblicken. Dicht am Rande eines Felsens, der die Landstraße steil überragte, stand ein mazedonischer Hirt. Er hielt die hohlen Hände vor den Mund und rief nach Norden, mir mit dem Rücken zugewandt. Ich oerstand nur die Worteovdsche" undjesti",Schaf" und essen". Der Mann machte eine Viertelwendung, hielt aber- mals die Hände an den Mund und rief nach Osten, ins Tal; dann nach Süden, nach mir hin die Landstraße entlang; und endlich nach Westen, in die Berge hinein. Ich hatte seine Worte nun vollkommen verstanden:Wir haben ein Lamm geschlachtet und gebraten. Wer da Hunger hat, der komme zu uns und esse mit uns!" Ohne Zaudern klomm ich den Fels hinauf. Diese Ein- ladung an alle ist Sitte bei den einsamen mazedonischen Hirtenfamilien: man kann oder man muß sie sogar an- nehmen. Ueber dem Feuer inmitten der Steinhütt« briet an einem Spieß aus Wacholderholz das Lamm. Eine alte und eine junge Frau, ein alter und zwei junge Männer saßen um die Flammen: die Männer rauchten. Die Kruzifixe der Frauen ließen erkennen, daß es eine der christlichen Nomadenfamilien war. Ein dritter Mann jedoch, der abseits auf einer Stroh- matte lag und erbärmlich hustete und spie, trug einen Fez: der also war gegen Lohn hier. Dies Lämmchen hat Luk uns gerissen, sagte der Aste, während er das Fleisch verteilte Buk ist der Wolf.Gestern nacht, obwohl unser Feuer brannte und unsre Hunde bellten. Aber es war zu spät; eins nahm er mit und dies ließ er liegen: das macht, wir sind einer zuwenig, so lange Hassan Chardan krank ist." Er wies mst dem Kopf gegen den Mann mit dem Fez. Es ist doch nichts Schlimmes, Hassan Chardan?" fragte ich zum Strohlager hin. Ako bog da!" antwortete er röchelnd zwischen einem lauten, würgenden Hustenanfallwie Gott will..." Nein", ergänzte das Mädchen,schlimm ist es wohl

nicht. Nur der Husten und manchmal das bißchen Blut. Es wird bald vorbei sein." Gewiß", sagte ich aber ich ahnte, daß es in einem anderen Sinne vorbei sein würde. In den dünnen Atem- zügen des Kranken pfiff Mazedoniens Geißel: die Schwind- sucht. Bis es aber vorbei ist", oerfolgte wieder der Vater der Familie seine nüchternen und notwendigen Gedankengänge, brauchen wir einen, der an Hassan Chardans Stelle die Schafe hütet. Bogami, ich wäre froh, wenn wir einen hätten. Er würde Milch und Brot, Käse und Fleisch mit uns teilen, sogar von unserem Tabak würden wir ihm geben." Er sah an mir vorbei, als spreche er das in die Luft. Ja, das wird gewiß schwer sein, so einen zu finden", erwiderte ich tastend.Denn es will sicher gelernt sein. Her- den zu führen." Das will es wohl. Aber bei Gott ! würden wir nicht einem solchen, der es etwa nicht verstünde, alle schwere Arbeit abnehmen, also auch das Melken, so lange, bis er es selber versteht?" Der Vater machte eine Pause und sagte dann mit Bedeutung:Selbst zehn Dinar würde ich ihm zahlen, zehn Dinar für jede" Woche!" ergänzte ich schnell. Oh nein! Bin ich der Beg von Petrovac ? Bin ich nicht vielmehr ein armer Hirt? Für den Monat, meinte iq!" Ah so!" sagte ich einverstanden und wußte genau: wenn ich nicht von einer Woche gesprochen hätte, härte er ge- sagt: für jedes Vierteljahr... Gegen freie Kost also und zehn Dinar, das sind siebzig Pfennig pro Monat, war ich als Hirte engagiert, für die Zeit von Hassans Krankheit. Lange konnte sie nicht mehr dauern: ich sah, daß alles, was der Kranke ungeniert und unbehindert auf den Hüttenboden svie, estel Blut und Gewebe war. Von der zweiten Nacht an, die ich mit dem Hirten lebte, oermochte er sich nicht mehr aus dem Räume zu schleppen und schlief drinnen, wo auch die beiden Frauen schliefen. Denn wir andern gingen hinaus und entzündeten Feuer, jeder an einer anderen Stelle zwischen den Schafen, die vor oem Hause weitbin gelagert sich wellten, Tier an Tier, wie ein im Wogenschlag erstarrtes, graues Meer. Jeder legte, ehe er die handgewebte Schafwolldecke über die Steine brei- tele, einen dicken strick aus ungewaschener Schafwolle in einem Kreis um sich herum und suchte die Kreisfläche sorg- sam nach Skorpionen ab: der Strick wurde von diesem ge- fährlichen Ungeziefer nie Überschritten. Jeder fuhr auf, wenn

die Hunde anschlugen, und schwang einen Feuerbrand und schrie laut, daß die Karstwände weithin dumpf schollen:Vuk, Vuk!" aber es half nicht immer; fast jeden dritten Tag riß Vuk ein Schaf oder eine Ziege. Tagüber trieben wir die Herden über die steinigen Hoch- flächen des Karst, stundenweit manchmal: nur in grauen, zer- fransten Büscheln wuchs das seltene, harte Gras zwischen dem Schotter. Die Hunde waren nicht gut abgerichtet, sie hatten mit der Sorgsamkeit deutscher Schäferhunde nichts gemein: so mußte oft der Hirte selbst hinter verstiegenen Schafen her sein, es war nicht immer ungefährlich, und meine Stiefel gingen dabei zugrunde und mußten gegen Opanken vertauscht wer- den man ließ mir ein paar alte gegen die zehn Dinar, die meinen Barlohn bilden sollten. Auch Anja, das Mädchen, trieb so ihre Herde, obwohl sie, wie ich inzwischen bemerkt hatte, hochschwanger war. Niemand in der Hütte sprach mit ihr dar- über und sie ging mit trotzigem und verschlossenem Gesicht zwischen ihren Estern und ihren beiden Brüdern hindurch. Nur um den tranken, langsam verlöschenden Hassan schien sie sich zu kümmern: auch glaubte ich bemerkt zu haben, daß sie als einzige den Vornamen Hassan anwandte, während die übrigen stets den vollen Namen Hassan Chardan sprachen: ich vermutete viel, aber ich erfuhr wenig oder nichts: als ich einmal vor einem der Brüder vorsichtig die Rede auf Anjas Zustand brachte, wich er mir- höflich, aber entschieden aus. So gingen die Tage zwischen Bergwind und Bergstille, tags war die Sonne nahe und nachts die ruhig kreisende Scheibe der Sterne, zuweilen war Vuk nahe und immer die Schafe, ihr Blöken war die Stimme, ihr zottiaes Fell das Gewand, ihre Milch der Trank, ihr Käse die Speise dieser West und eines Abends am Feuer erzähste mir der Vater eins der seltsam klugen, fast nüchternen mazedonischen Mär- chen, das kindlich und weise war in seiner Einfachheit wie dieses Leben, das es aestaliet hatte: Es erzählte von der grauen Frau Sorge, die den Berg hinauf und in die Hirtenhütte wollte. Aber ihr begegnete auf dem schmalen Pfade das Lamm, das sagte ihr:Was willst du in dieser Hütte? da kannst du nicht wohnen, da wohne ich!" Die Sorge aber ließ sich nicht abweisen: sie wolle, ant- wartete sie. fürlieb nehmen mit oer Ecke, die gegen Mittag liege dort werde es auch warm sein, nicht nur am Feuer. Da kannst Du auch nicht wohnen", sagte aber das Lamm, da steht meine Milch!" (Fortsetzung folgt.)