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Nr.389 49. Jahrgang

isdide.

1. Beilage des Vorwärts

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Caro- Petschek- Prozeß vor dem Ende

Ein Prozeß, der dem Staat Hunderttausende kosten kann

Seit dem 8. Juni spielt mun vor der Straffammer der Caro­Betschef- Prozeß. Er steht furz vor Schluß der Beweisaufnahme. Ueber seinen Gegenstand hat der Borwärts" zu Beginn der Berhandlung ausführlich berichtet. Dr. Ernst Betichet, der Sohn des tschechischen Braunfohlenmagnaten und fünfhundert fachen Millionärs Ignaz Betschef, heiratete im Jahre 1920 die Tochter des Gelehrten und gleichfalls außerordentlich reichen Berliner Stickstoffindustriellen Professor Caro. Die Ehe gestaltete sich unglücklich. Die Eheleute gingen im Jahre 1928 aus­einander. Es entbrannte ein Rampf voller Haß und Erbitterung um die Ehescheidung und um die Kinder. Eine Reihe Zivilprozesse folgte, Professor Caro forderte die Rückgabe der Mitgift in Höhe von 400 000 art, über die eine Quittung mit der Unterschrift Ignaz Petschef existiert haben sollte. Ignaz Betschef bestritt, die Mitgift erhalten, eine Quittung ausgestellt zu haben. Professor Caro wollte die Quittung anfangs vernichtet, Später gefunden und fie feinem Rechtsanwalt in Warschau über­geben haben, wo fie verlorengegangen jein sollte. Der Kampf murde immer erbitterter, Professor Caro erstattete zwei eidesstatt­fiche Versicherungen über die Hergabe der Mitgift. Ignaz Bets fchet erstattete Strafanzeige megen versuchten Betruges, Urfunden­fälschung und Abgabe falscher eidesstattlicher Versicherungen. Es bedurfte der Beschwerde beim Rammergericht, um die Eröffnung des Verfahrens gegen den Willen der Staatsanwaltschaft und des Bandgerichts zu erzwingen. So fam es schließlich zum Brozeß, dem Ignaz Betschef wegen seines Alters fernbleiben mußte, in bem, aber Dr. Ernst Betschef, der frühere Mann der Tochter des Profeffors Caro, den Nebenfläger spielte. Die Gerichtsverhand­Lung gestaltete sich vielleicht zu einer der stürmischsten, die Moabit je erlebt hat.

B

er ein ganz vergilbtes Papier und rief dabei aus: ein Gott, hier ist ja die Quittung." Ein Telegraphenleitungsauffeher meldete sich als Zeuge und erzählte, daß er eines Tages auf Caros Schreibtisch eine offene Mappe habe liegen jehen und auf ihr eine aus einer Angelegenheit mit einer geheimnisvollen Photographie. Quittung über 400 000 Mart. Eine andere Ueberraschung ergab sich Die Driginalquittung soll befanntlich bei dem Sozius des Warschauer Rechtsanwalts Dr. Löwenstein verlorengegangen fein.

Caro hatte für die Auffindung der Quiffung eine Belohnung von 300 000 Mart festgelegt, für den Nachweis der Quitfung eine folche von 150 000 Mart.

Eines Tages soll bei Caro ein Mann erschienen sein und ihm eine Photographie der verlorengegangenen Quittung gezeigt haben. Bro. fessor Caro hat von diesem Vorfall auch seinem Rechtsanwalt Dr. Heine Mitteilung gemacht.

Freitag, 19. August 1932

Beide Barteien hatten noch eine große Anzahl von Beweis­anträgen gestellt. Als aber Dr. Leppmann sein Gutachten dahin erstattete, daß Professor Cars fast am Ende seiner Kräfte jet, einigte man sich dahin, die Beweisanträge nur als Eventualanträge zu be= trachten. Schließlich fann man sich doch nicht die ganzen Gerichts­ferien verberben...

Piccard- Flug geglückt.

Zwischen Verona und Mantua glatt gelandet. Mailand , 18. Auguft.

17.30 Uhr zwischen Verona und Mantua gelandet. Der Ballon Piccards ist Donnerstag kurz vor Der Ballon war schon vor längerer Zeit über Verona ge­sichtet, dann aber in einer Höhe von etwa 1000 Meter in Richtung Brescia abgetrieben worden. Später fam er wieber nach Verona zurüd.

Die Kunde vom Fluge Profeffor Piccards hatte sich rasch in dem Gebiet des Gardasees verbreitet. Tausende von Personen verfolgten mit lebhaftem Intereffe den langsamen Flug des Ballons.

Es ist unmöglich, sämtliche Episoden der so umfangreichen Berlim 14 Uhr war Professor Piccard bis auf eine Höhe von laufend handlung auch nur andeutungsweise aufzuzählen. Nur ein paar Koft Meter herabgeftiegen und überflog Desenzano 2% Stunden lang. proben. Da war z. B. der sensationelle Besuch des Gerichtsvollziehers Bon hier aus nahm er Kurs auf Caftigioione della Sfiviere, um in in der Caroschen Billa am Rojened. Auf Grund einer einstweiligen der Nähe von Monzambano zu landen. Eine zahlreiche Zuschauer­Verfügung sollte die Herausgabe der Quittung erzwungen werden. menge zollte den mutigen Fliegern begeisterten Beifall. Professor In Abwesenheit von Caro wurde in seinem Arbeitszimmer ein Biccard verließ gleich nach der Candung die Gondel und begab sich Gobelin von der Band gerissen und eine Täfelung, hinter der sich im Auto nadh Desenzano, während Coins an der Can­ein Geheimjaje befand, demoliert. Das Kunstschlog fonnte nicht gedungsstelle zurüd blieb. Professor Biccard hat den Flug gefund­öffnet werden, es sollten Arbeiter mit Schweiß und Schneide heiflich ausgezeichnet beffanden. Das italienische Luftfahrtminiffe­apparaten geholt werden. Da öffnete Caro das Safe, entnahm ihm rium, das schon vorher von der Möglichkeit einer Candung im Ge­ein Papier , gerriß es und warf es in die Wasserspülung des Klosetts. biet von Mantua informiert worden war, hatte den Offizieren und Hinterher fagte er, es sei nur eine Abschrift der Quittung gewesen. Soldaten der Fliegerfruppe den Befehl erteilt, fich für alle Fälle meilen dauerte sie selbst im Berichtsforridor an; die Auseinander zeuge auf, um Profeffor Piccard and Cosyns bei der Candung und Fast jedes Detail versezt die Parteien in heftigste Erregung, zu bereitzuhalten. Don Verona, Desenzano und Ferrara fliegen Flug­fegungen drohten sogar in Tätlichkeiten auszuarten. bei der Bergung der wissenschaftlichen Inffrumente behilflich zu sein.

Radiozauber am Funkturm

Heute Eröffnung der neunten Funkausstellung

In die Messehallen am Junfturm ist, wie alljährlich um diese| Zeit, wieder die Funfausstellung eingezogen. Die neunte ihrer Art; sie wird heute eröffnet und zeigt der neuen Dinge viel, auch für die Leute, die nicht zum Stamm der Radioten aus Beruf oder Neigung gehören.

Bar nun dieser Prozeß überhaupt nötig? Der frühere Justiz­minister a. D. Roch Befer, Caros juristischer Berater, hatte feinerzeit seinen Klienten davor gewarnt, der Welt das Schauspiel eines so unerhörten Prozesses zu liefern. Prof. Caro und Ignaz Betschef waren aber so durchdrungen von der Bedeutung ihrer Beromsp sönlichkeit, daß sie im gleichen Maße davon überzeugt waren, die Deffentlichkeit müsse ein ebensolches Interesse haben, ihren Familien­streit vor Gericht ausgetragen zu sehen, wie sie selbst. Und wer weiß, wäre die Deffentlichkeit nicht gerade in diesen Monaten mit anderen Dingen vollauf in Anspruch genommen gewesen, sie hätte sich viel­leicht von den friminalistischen Sensationen, den spannenden Mo menten und den besonderen juristischen Delitateffen dieses Prozesses fesseln lassen. Bären Professor Caro als führender Stidstoffindu strieller und die Braunfohlen- Betichets nicht jo eminent reiche Leute, nie hätten sie die Möglichkeit gehabt, in der Weise den Kampf mit­einander zu führen, wie sie dies bereits vor dem Prozeß getan haben, auch die Berichtsverhandlung hätte nie solch ein Ausmaß angenommen und man mag mit Recht zweifeln, ob die Beschwerde, die der Nebenfläger Betschef wegen des Nichteröffnens des Ber­fahrens beim Rammergericht geführt hat, überhaupt Erfolg gehabt hätte, wenn es sich hier nicht um den großen Braunfohlenmagnaten 3gnaz Belichet und den Stidftoffindustriellen Profeffor Caro ge­handelt hätte. Der springende Punft der Berhandlung war:

Hat eine von Jgnaz Petschet unterschriebene Quiffung über die 400 000 mart Mitgift egiftiert oder nicht? Hat Caro in seiner eidesstattlichen Versicherung zu Recht behauptet, Die 400 000 Mark Mitgift an Ignaz Betschek gezahlt zu haben? Der Nebenkläger Dr. Ernst Betschef hat in seiner Aussage nicht gut ab­geschnitten. Er mußte u. a. zugeben, bereits am 17. Juni 1928, also noch bevor es zu der Chefatastrophe gekommen war, von Profeffor Caro einen Brief erhalten zu haben, in dem dieser von der 400 000 Mart- Mitgift sprach. Diesen Brief hat er zunächst unwidersprochen gelassen. Zu seiner Rechtfertigung behauptet er, der Schwiegervater habe sich bereits damals mit der Absicht getragen, seine Tochter von ihm scheiden zu lassen, der Brief sei nur eine Vorbereitungs handlung gewesen. Eine große Anzahl Zeugen wollte aber gleich falls über die 400 000- Mart- Mitgift Bescheid gewußt haben. So er flärte der Theaterdirektor und Schriftsteller Friedmann Fredrich, ein Bruder der Frau Caro, daß Ignaz Petschef ihm gesagt habe, die Mitgift befinde fich in seiner Berwaltung. Der Baurat Rarl Janide, Borstandsmitglied der Bayrischen Stidstoffmerte, äußerte fich in ähnlicher Weise.

Auch über die Existenz der ominöfen Quittung gab es wichtige Zeugenaussagen. So wußte z. B. Caros Privatsekretärin Don einem bedeutsamen Borfall zu erzählen. Caro tramte eines Tages in seinen Papieren. Einem vergilbten Pappdeckel entnahm

Was jagt der Bär?

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Juno lobt jeder!

Gut, aber teuer.

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Im Empfängerbau ist zu erkennen, daß der verschärfte ausländische Wettbewerb und die Schrumpfung der Kauffraft auf dem innerdeutschen Martt die Bauarten und Ausführungen maß­geblich beeinflußten. Im Gegensatz zu den Zugeständnissen an die Beit steht jedoch nicht der billige und gute Boltsempfänger im Bordergrund des Fachintereffes, sondern als Schlager der Aus ftellung der große und relatio teure Superhetero dyn und Ueberlagerungsempfänger mit 5 bis 6 Röhren, furz genannt Superhet". Die Ausstellungssuperhets mit durchschnittlich nur 5 Röhren sollen jedoch den hochempfindlichen Dreitreisempfängern nicht mehr in so hohem Maße überlegen sein, wie es früher bei 6 bis 7 Röhren der Fall war. Sonstige Kenn­zeichen der teueren Preisklasse sind die ausschließliche Verwendung von Schirmgitterröhren für die Hochfrequenzstufen und Audion und Bentoden als Mehrgitter Endröhren, die Ginknopfbe. dienung ohne weitere Rorrefturgriffe, eine vollständige Banzerung der Geräte, Anwendung von sogenannten Exponentialröhren zur verzerrungsfreien Lautstärkeregelung und Fadingausgleich, und schließlich die Tonblende oder Klangfärber. Die Geräte sind außer in Einzelausführung ohne Lautsprecher auch in Verbindung mit ausschließlich dynamischem Lautsprecher zu sehen. Die übrigen Empfängergattungen der Zweifreis und Eintreisempfänger sind ebenfalls fast ausschließlich mit Schirmgitterröhren ausgerüstet. Schon die fleinen 2- Röhren- Schirmgitter- Empfänger mit nur einem Abstimmfreis für Orts- und Bezirksempfang gelten durch den hohen Verstärkungsfaftor als bedeutend empfindlicher als die vorjährigen oder älteren Apparate mit drei Eingitterröhren. Die Funthörer würden es begrüßen, wenn die versprochene Einfnopfbedienung auch bei Geräten der billigeren Preisklaffe zu finden sein würde. Für ältere Empfänger, die den heutigen Anforderungen in bezug auf Trennschärfe nicht mehr genügen, haben die Firmen

Borfaggeräte in Form bon Sperrtretsen und Bellenfiltern geschaffen, die die Wirkung der Geräte verbessern. Im aut. [ precherbau sind Fortschritte in der flanglichen Biebergabe, be­sonders beim elektromagnetischen Lautsprecher zu verzeichnen. Auf Grund der Erfahrungen im letzten Jahre haben dabei die Firmen dem sogenannten Freischwingersystem den Vorzug gegeben. Preis­würdigkeit und Tongüte zeichnen diese Inpen aus. 21s weiterer ernster Nebenbuhler auch für den dynamischen Lautsprecher ist dies. mal der elektrostatische Lautsprecher des Erfinders Hans Vogt er­

ichienen.

Fernsehproben.

Dem Fernsehen, das immer noch in den Kinderschuhen ſtecft, ist in der Ausstellung wieder ein breiter Raum angewiesen. An der einen Längsseite der Halle find 5 abgedunkelte Rojen errichtet, in denen die Fernsehempfangsgeräte der Deutschen Reichs­poft und der Fernsehfirmen Telefunken, Fernseh A.-G., Tetade, Boewe- Ardenne zur Borführung fommen. Diese Entwicklungsstellen zeigen: Fernsehempfang mit Braunscher Röhre durch das Reichs­post- Zentralamt, Telefunken und Loewe Ardenne, Fernsehempfang mit Nipfom- Scheiben und Projektionsempfänger durch das Reichs post- Zentralamt, Vorführung von Spiegelschraubenempfängern durch Tetade, Vorführung eines Personen- Abtastfenders mit Spiegelrad empfang durch Telefunken.

Eine wichtige Etappe auf dem Wege zur Einführung des Fern­sehens stellt die gleichzeitig mit der Funtausstellung Berlin 1932 erfolgende Inbetriebnahme des von der Telefunken- Gesellschaft er. bauten Ultra- Kurzwellen- Senders dar, der die Möglichkeit bietet, Fernsehsendungen ausreichender Qualität drahtlos zu verbreiten. Zunächst wird dieser Sender allerdings in erster Linie Versuchen bienen, einen zufäglichen Rundfunkdienst mit besonderem Programm innerhalb seines auf etwa 20 bis 30 Kilometer Umfreis berechneten Wirkungsbereiches durchzuführen.

In dem Ausstellungsraum der Deutschen Reichspost wird das endgültige Modell des neuen Berliner Großfenders gezeigt. Dann sind in einem Plan von Berlin die Feldstärken, des Großfenders denen des Wiglebener Senders gegenübergestellt. Dar­aus ist zu ersehen, mit welchen Lautstärkenänderungen die Rund. funtteilnehmer im nächsten Frühjahr zu rechnen haben.

Jeder kennt sie.

die köstliche Juno'

und ihren durch hervorragende Güte

festbegründeten Ruf.

Dieser verpflichtet zu Höchstleistungen, welche Zugaben in Form von Wertmarken, Gutscheinen oder Stickereien verbieten.

Erlesene Tabake- Frische und volles Format, nur diese Tafsachen sollen für Juno sprechen.

Josetti

JUNO

o/ Hrund

6 STUCK 20%

KON LINON