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Nr. 194.

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13. Jahrg.

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Berliner Bolksblatt.

Texind

Zentralorgan der sozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 19, Benth- Straße 2.

Der Schwefel- Bergbau

in Bizilien.

Die Abschaffung des Ausfuhrzolls auf fizilischen Schwefel, welche die Konftituirung einer englischen Gesellschaft zur Ueber­nahme des bisher in den Händen einer Anzahl von einheimischen Grubenbesitzern befindlichen fizilischen Schwefel Bergbaues er möglicht hat, ist von den sizilischen Schwefelarbeitern mit Beifallskundgebungen aufgenommen worden. Die Hoffnungen, die man auf eine Umgestaltung des Betriebes setzt, sind groß, und vielleicht übertrieben. Jedenfalls ist man berechtigt, anzunehmen, daß jezt die Betriebsmittel der modernen Technik zur Anwendung gelangen, während bisher die Arbeit durch die völlige Unbekannt schaft der Befizer mit dem modernen Maschinenwesen in einer Weise erschwert wurde, die geradezu mörderische Wirkungen aus übte. So mußten 3. B. Knaben von 10 bis 16 Jahren, welche den Ober Arbeitern von den Eltern in Entreprise gegeben wurden, die Schwefelblöcke auf ihrem Rücken aus den Gruben an die Oberfläche schleppen.

B

Daß aber auch der neuen Unternehmer Gesellschaft, wenn

Donnerstag, den 20. August 1896. Expedition: SW. 19, Beuth- Straße 3:

Die herrschende Sitte, die Arbeiter in Waaren anstatt in

vergeben können. Der Hauptertrag der Arbeit geht in die Eine Reichskanzlerkrisis soll nach Meldungen von Taschen dieser Zwischenpersonen. Mit dieſem feudalen System Blättern, die sich in letzter Beit in Ministerkrisenfragen wenigstens müßte die neue Betriebsgesellschaft völlig aufräumen, nicht als schlecht informirt erwiesen haben, trotz aller Ab­andernfalls hilft auch die Aufhebung des Ausfuhrzolles zu nichts. Leugnungen bestehen. Fürst Hohenlohe soll seine Demission Geld zu bezahlen, zeigt, daß die fizilischen Grubenbesitzer, obwohl eingereicht haben, sie soll auch angenommen sein. Der über moderne Bergwerkstechnik in völliger Unwissenheit, doch formelle Rücktritt soll aber erst nach dem Besuche des Baren aus natürlichem Instinkt auf die nämlichen Schliche gekommen erfolgen. Aber auch bis dahin soll Fürst Hohenlohe die sind, welche in den ausgeprägtesten Industrieländern gehandhabt Absicht durchführen wollen, von Berlin und von den Geschäften werden. fich fernzuhalten. Sollte die Nachricht sich bestätigen, Der fizilische Landesminister wird große Energie anwenden dann handelt es sich um eine politisch bedeutungsvolle müssen, um seine bisher mehr in der Form von Ermahnungen Krisis, veranlaßt durch den erfolgreichen Widerstand der erlaffenen Dekrete thatsächlich ausgeführt zu sehen. Seine außer Kreise, welche das Zustandekommen einer modernen An­ordentlichen Vollmachten geben ihm wenigstens die Möglichkeit des Durchdringens. Daß die jetzige Generation der fizilischen Sprüchen genügenden Militär- Strafprozeß- Ordnung unbedingt Schwefelarbeiter durch eigene Initiative ihre Lage verbessern verhindern wollen. Nur aus diesen sachlichen Gründen tönnte, ist bei ihrer völligen Verkommenheit, insbesondere bei kann uns die Krisis interessiren, die persönlichen Kannes ihrem Mangel an Gemeingeist leider nicht wahrscheinlich. gießereien, ob Herr Marschall oder sonst irgend jemand demnächst auf furze Zeit das Nomadenheim im Reichs­kanzlerpalais bezieht, sind uns vollkommen gleichgiltig. Der Zickzackkurs wird sich nicht ändern, ob Hohenlohe noch ein Weilchen bleibt oder ob er demnächst geht.

schon sie den Betrieb mit den Mitteln der modernen Politische Uebersicht.

Technik ausüben wird, die Geschicke der Arbeiterschaft nicht blindlings anvertraut werden dürfen, hat angesichts der Größe der bisherigen Uebelstände auch die italienische Regierung ein­

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Berlin , 18. August. Verfassungsrechtliche Erwägungen und Bedenken,

Die Existenz der 150 Millionen- Marineforderung wird in der Kreuz- Zeitung " dementirt. Sie schreibt unter

gefehen. Der mit außerordentlichen Vollmachten versehene ein Thema, von dem der Liberalismus, als er noch Anführungszeichen ohne fundzugeben, von wem sie ihre Landesminister für Sizilien, Codronchi, hat einen Erlaß gegen die Kinderarbeit in den Schwefelgruben und einen gegen die gelebt hatte, gezehrt hat, füllen nun die Blätter der Informationen besigt: Ausbezahlung der Arbeiter in Waaren anstatt in Geld gerichtet. ehemaligen Kartellparteien. Von der National- Zeitung"

Es ist weder eine solche Marinevorlage zur Zeit im

Auf den Kindern ruhte bisher die Hauptarbeitslaft in den bis zur Deutschen Tageszeitung" herab wird der Zustand, Gange", noch auch ist überhaupt eine Vorlage in dem oben fizilischen Schwefelgruben und der physische und moralische Zus der die Demission Bronsart von Schellendorff's herbeigeführt angegebenen Umfange für die nächste Reichstagssession pro stand diefer Unglücklichen übertraf ohne Zweifel an Verkommen hat, besprochen. Man weist auf das bedenkliche des großen jeftirt

"

heit alles, was in europäischen Juduſtrie- oder Bergwerks Einflusses des Militär-, Marine- und Zivilkabinets, die Wir glauben, daß diesem Dementi wenig Beweiskraft bezirken in ähnlichen Verhältnissen besteht. Die Grubenbefizer eine Art Nebenregierung neben den doch auch blos innewohnt. Wir glauben annehmen zu dürfen, daß eine behaupteten bisher, daß sie ohne diese billige Kinderarbeit den Betrieb der Gruben würden aufgeben müffen. Diese Eventualität theoretisch der Volksvertretung verantwortlichen Ministern solche Forderung sehr ernstlich ins Auge gefaßt wird und würde im Interesse ber Arbeiterbevölkerung nur zu wünschen bilden sollen, hin. Man zieht Vergleiche mit den Zuständen, daß man allen Anlaß hat den Ableugnungen nicht zu gewesen sein; denn schlechter hätte es ihr ohne diese Arbeit, an zu denen der überwiegende Einfluß der Generaladjutanten, trauen.- der fie nur infolge eines Jahrhunderte alten Herkommens fest der Gerlach'schen Kamarilla unter Friedrich Wilhelm IV. Das ,, Machwerk eines Atheisten". Liberale Blätter hielten, gewiß nicht gehen können, als es ihr mit dieser Ar- geführt hat, man verlangt mit einer diesen Blättern sonst find in Aufregung gerathen, weil die Preßfreiheit von Staats. beit ging. nicht eigenen Entschiedenheit nach oben, gründliche Ab- anwalts Gnaden auch einmal gegen ein nichtsozialbemos Die Aufhebung des Ausfuhrzolls hätte die Wirkung haben grenzung der Aufgaben der Minister und der blos referirenden fratifches Blatt aus den bekannten Gründen heraus ins tönnen, die Arbeiter beffer zu bezahlen und insbesondere die Aufgaben der Herren Lucanus und Genossen. Feld geführt wird. Der General Anzeiger für Rinderarbeit durch die hat Arbeit Erwachsener zu ersetzen. Gottes. eine Anklage wegen Der Preis des Schwefels ging auf die Nachricht von der Auf­Dieser Streit amüsirt uns sehr, weil er sich um die Halberstadt " lästerung erhalten. Gegenstand der Anklage ist ein hebung des Ausfuhrzolls sogleich um 25 Lire per" Kiste" in die Person des unparlamentarischsten Minifters, desjenigen Gedicht, Gin Glaubensbekenntniß", das den hervorragenden Höhe; aber die Vergütung, welche infolge dieser Preiserhöhung handelt, der mehr noch als seine Kollegen stets nur die Astronomen Johann Heinrich v. Mädler zum Verfasser ben Arbeitern bewilligt worden ist, beschränkt sich auf 1 Lire und Interessen der Krone und nie die des Voltes als maßgebend hat, der es am 25. Juni 1830 dichtete. Es wurde zuerst in der 70 Centefime per Rifte. betrachtete. Das Geheimniß der Erregung der Presse Frankfurter Didastalia" unter vormärzlicher Benfur veröffent Ein Grund der niedrigen Löhne für die Schwefelarbeiter ist nicht ein Aufwachen längst vergessener und zum licht und sodann unter anderem im Jahre 1875 abgedruckt in der besteht in dem weitverzweigten System von Zwischenpersonen, alten Eisen geworfener Theorien, sondern der Schmerz, daß Zeitschrift Die Morgenröthe, ein Blatt zur Erbauung und welche sich beim Schwefelbau, gerade wie beim fizilianischen Herr Bronsart v. Schellendorff, der ein Agrarier im Herzen Belehrung im Geiste echter Religion, herausgegeben von Prediger Ackerbau, zwischen die Besitzer und die Arbeiter eingedrängt und ein Sozialistentödter mit dem Munde war Chr. Elsner." Das Gedicht führt aus, der Dichter glaube nicht haben. Die Arbeit wird von dem Besizer einigen wenigen an den strafenden alttestamentarischen Gott, noch an den von Personen in Alford gegeben, diese verdingen sie wieder Schauplage abtreten mußte. Würde Marschall v. Bieber- Päpsten und Konzilien definirten Gott, sondern an einen ewigen an andere Spekulanten, Aufseher, Oberarbeiter it. f. w., stein infolge einer Parlamentsintrigue gefallen sein: die Gott der Liebe, der in jeder Menschenbrust geoffenbart ist. An der bis zuletzt die wirkliche Arbeit allein auf den Schultern Tageszeitung" und ihre Kameraden würden jauchzen und Veröffentlichung haben nach der Anklageschrift namentlich der der Minderjährigen liegen bleibt, die sie ihrerseits nicht weiter nicht bedenklich mit dem Kopfe schütteln. Landrath, der Sanitätsrath, der Superintendent und der katholische

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Rienzi.

Der letzte der römischen Volkstribunen.

Roman von Edward Lytton Bulwer.

teit beschäftigt.

vom

Besorgniß eines Liebenden nach langer Abwesenheit be­merkte.

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" Liebe! " sagte er zärtlich, Du hast Dir Sorgen ge­macht, Du bist blässer geworden, seitdem wir uns trennten. Komm, komm, Du bist zu zärtlich oder zu ängstlich für die Geliebte eines Soldaten!"

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Ach Walter!" erwiderte Adeline, sich an ihn schmiegend, Du bist ja jetzt wieder da, und ich werde mich bald wieder wohl fühlen. Du darfst mich jetzt in langer langer Zeit nicht wieder verlassen."

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bote.

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lichen Gefühle, denen jede andere und weniger fündige Aeußerung untersagt war. Aber sie fühlte ihre Schande, wenn sie es auch zu verbergen suchte, und ein noch nagenderer Gram, als selbst jener der Schande, trug dazu bei, sie zu entmuthigen und ihre Gesundheit zu untergraben. Trotzdem fühlte sie sich glücklich in Monreal's Gegenwart und fand wenigstens einen Trost in der Hoffnung, daß sie, ihre Hinfälligkeit fühlend, sterben werde, während seine Liebe noch unverändert sei.

Der junge schöne Friedensbote naht Mit froher Kunde von den Bergen dort,- Es sprießen Blumen, wo er wählt den Pfad, Und Engelstimmen wehren Kampf und Mord. Willkommen rufen wir der frohen Kunde,

Es war Mittag, als die Gesellschaft an dem vorhin erwähnten romantischen Paß aufam. Hoch zur Linken sah man steile Felsen sich erheben, die damals mit dem reichen Grün und den zahllosen Blumen des Maimonats, der sich seinem Ende näherte, bekleidet waren, an, während zur Rechten das Meer stille und ruhig, wie ein See, und Eines Tages, als Monreal mit einem kleinen Gefolge blau wie der Himmel sich in endlose Ferne ausdehnte." Meine Freundin, nein!" und indem Monreal fie um- längs den Mauern Terracina's ritt, wurde plöglich das Monreal , der jenen poetischen Sinn seines Baterlandes faßte, zogen sich die Liebenden- die Priestersegen nicht Stadtthor weit geöffnet und eine große Menge folgte mit besaß, welcher mit dem Sinn für die Schönheit der Natur verbinden durfte in die inneren Gemächer des Rastells entblößten Häuptern und mit lauten Segnungen einem in Verbindung steht, wäre zu einer anderen Zeit durch zurück. And small sjungen Manne. Eine Prozession von Mönchen schloß den diese Szene entzückt worden, aber in diesem Augenblick pinoy& tu Bug, eine Hymne singend, von der folgende Worte den war seine Einbildungskraft nur mit Bildern der Häuslich­Zweites Rapitel. don giga Schluß bildeten: Der Friedens­Judem die Gesellschaft auf einem engen sich windenden Das Leben der Liebe und des Krieges. Das Turnier. Wege, der ihren ermüdeten Rossen sehr beschwerlich wurde, hinaufritt, fam fie endlich vor einem festen, aus grauen Von seinen Kriegern umgeben, sicher in seinem festen Steinen erbauten Rastell an, dessen Thürme durch die Kastell, entzückt von der Schönheit der Erde, des Himmels, hohen Bäume verborgen wurden, bis sie plötzlich aus dem und der See umher, und leidenschaftlich seine Adeline lebhaften Grün hervortraten. Der Klang des Horns, das liebend, vergaß Monreal eine Zeit lang alle seine kühneren| Wappenschild des Ritters, das schnell gegebene Erkennungs- Pläne und sein abenteuerliches Treiben. Seine Natur war junger noch unbärtiger Mann. Er trug ein weißes mit wort riefen einen lauten Jubel des Willkomms von einem eben sowohl großer Zärtlichkeit als großer Wildheit fähig, Silber gesticktes Gewand, war unbewaffnet und barfuß; in oder zwei Schock wilder Krieger hervor, die hinter den und sein Herz machte ihm Vorwürfe, wenn er in das der Hand hielt er einen dünnen filbernen Stab. Monreal Mauern erschienen; die Zugbrücke ward niedergelassen, schöne Antlig seiner Geliebten sah und bemerkte, daß selbst und fein Bug hielten verwundert still und der Ritter sprengte Monreal sprang schnell vom Pferde und eilte über den seine Gegenwart das Lächeln und die frühere Blüthe nicht auf die Menge zu, und fragte den fremden Jüngling: Hof in eine hohe Halle, wo ein Weib, jung, schön und in dasselbe zurückrief. Oft fluchte er jenem unglücklichen Wie, Freund, gehörst Du einer neuen Art von Pilgern reich gekleidet, ihm mit eben so schnellen Schritten ent- Eid seines Ritterordens, der ihm die Ehe selbst mit einer an, oder welcher besondern Heiligkeit verdantst Du diese gegen tam und athemlos und außer sich vor Frenden in Geliebten, die mehr als gleichen Standes mit ihm war, Huldigungen?" seine Arme sant. untersagte, und die Neue, die er darüber fühlte, sie un­Mein Walter, mein theurer, theurer Walter! will glücklich gemacht zu haben, verbitterte seine seligsten tommen, zehntausend Mal willkommen!" Stunden. Jenes edle Mädchen in der Wohnung der ,, Adeline, meine Schöne, meine Angebetete, ich sehe Räuber, getrennt von allem, was sie am meisten hätte Dich wieder!" schätzen und lieben gelernt von ihrer Mutter, von ihren Diese Grüße wurden gewechselt, indem Monreal seine Freundinnen und von ihrem unbescholtenen Rufliebte Geliebte an sein Herz drückte, ihre Thränen wegküßte, und ihren Verführer nur um so inniger, vereinigte um so die zarte Farbe ihres Gesichts mit aller theilnehmenden mehr in einem Gegenstand alle jene weiblichen und zärt­

"

Der Bote wirbt zum schönsten Friedensbunde! Der Fremde, dem diese Ehren erzeigt wurden, war ein

Zurück, zurück!" riefen einige von den Kühnern aus der Menge; laßt es den Räuber nicht wagen, den Friedenss boten anzuhalten." Monreal winkte verächtlich mit der Hand. " Ich spreche nicht mit Euch, Ihr guten Leute, und die würdigen Mönche hinter Euch wissen sehr gut, daß ich nie einen Herold oder Pilger beleidige."

( Fortfehung folgt.)