auftreiben können. Eine Organisation, die sich„Jüdische Glaubens- gemeinschaft" betitelt, gibt es nicht. Mit Rücksicht auf die zahllosen Terrorakte, die durch verhetzte Menschen auf deutsche Juden oerübt werden, hat der Centraloerein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens den Sachverhalt dieses plumpen Wohlmanövers dem Reichsmnenmmister übermittelt und gebeten, die Voraussetzung einer amtlichen Auflageberichtigung zu überprüfen. Die ganz« VeröfsentUchung hat selbstverständlich keine ander« Unterlage als die Absicht, die Juden zu oer- d ä ch t i g e n. Todesurteil in Madrid . Aber der Verurteilte begnadigt. Madrid , 25. August. Das große Kriegsgericht hatte den Anführer der Meuterei von Sevilla , General Sanjurjo , wegen Hoch- Verrats zum Tode verurteilt, den General Garcia del Arranz zu lebenslänglichem Zuchthaus und den Lbcrst Esteban Jnfantis zu zwölf Jahren Zuchthaus. Der Sohn des Hauptangeklagten. Hauptmann Justo Sanjurjo, wurde freigesprochen und aus der Haft entlassen. Der Verteidiger hat ein Gnadengesuch beim Ministerium eingereicht.. Das Todesurteil umgewandelt. Präsident Zamora hat die gegen General Sanjurjo verhängte Todesstrafe in lebenslängliche Kerkerstrafe umgewandelt. Frankreich für Begnadigung. Paris , 23. August.(Eigenbericht.) Das Todesurteil gegen Sanjurjo hat in Paris tiefste Bestürzung hervorgerufen, obwohl es eigentlich nicht unerwartet kam. In den Pariser politischen Kreisen tritt man aufs lebhafteste für den ver- urteilten General ein und sucht die spanische Regierung zur Milde zu stimmen. Wie die Radio-Agentur berichtet, soll der franzö» fische Botschafter in Madrid sogar schon bei der spanischen Regierung vorgesprochen haben, um die Begnadigung Sanjurjos zu erwirken. Er soll dabei geltend gemacht haben, daß der General Inhaber des Großkreuzes der französischen Ehrenlegion sei und daß die französische Regierung ihm heute noch Dank schuldig zu sein glaube für seine Rolle als Oberkomman- dierender der spanischen Marokkoarmee bei dem Rifaufftand Abd-el-Krims.(Der Schritt des Botschafters wird in Paris de- mentiert. Red.) Die Republik ist wachsam. Barcelona über Paris , 23. August,(chavas.) Bei Untersuchungen wegen der m o n a r ch i st i s ch e n Pläne wurde auf einem Acker bei Sabadell ein sunkelnagel- neues Flugzeug vorgefunden, das anscheinend von den Monarchisten benutzt werden sollte. Der Eigentümer des Flugzeuges wurde verhaftet, ebenso mehrere Bewohner von Moya, wo 14 G e- wehre gefunden wurden. Koalitionsgroieske in Nraunschweig. Oeutschnationale suchen Hilfe bei Gayl. Braunschweig , 23. August.(Eigenbericht.) Die Deutschnationalen des Landes Braunschweig haben den Reichsminister von Gayl gebeten, die geplante S e l b st s ch u tz- organisation derRationalsoziali st en nicht zu ge- n e h m i g e n. Die braunschweigischen SA.-Leute, die täglich auf eine Ver- wendung im Polizeidienst warteten, sind sehr empört, daß sie noch nicht'gerufen worden sind Um die Koalition nicht zu gefährden, hatten die braunschweigischen Deutschnationalen den Eindruck ent- stehen lassen, als ob sie mit dem sogenannten Selbstschutz der Nationalsozialisten einverstanden seien, so daß die SA. die Ein- berusung jeden Tag erwartete. Jetzt scheint aber selbst den Deutsch - nationalen vor ihren Koalitionsfreunden unheimlich geworden zu sein. Waffensuche am falschen plah. Ergebnislose Aktionen gegen Reichsbanner. Frankfurt a. M., 23. August.(Eigenbericht.) In den letzten Tagen haben bei verschiedenen Angehörigen des Reichsbanners und der Sozialdemokratischen Partei Haussuchungen nach Waffen stattgefunden. Diese Durchsuchungen, die von der politischen Abteilung des Polizeipräsidiums vorgenommen wurden, sind ergebnislos verlaufen. Die Emsigkeit, mit der die preußische Polizei unter dem neuen Regime Waffensuche bei dem Reichsbanner und der Sozialdemokra- tischen Partei abhält, ist all« Anerkennung wert. Rur sind dies« Bemühungen in 99 von 100 Fällen völlig ergebnislos. Wir können den jetzigen Polizeimachthabern in Preußen nur empfehlen, einen Bruchteil dieser Energien auf die Durchsuchung von SA.-Kasernen und Braunen Häusern zu verwenden. Ihre Suchmannschaften würden bestimmt nicht mit leeren Händen heim- kehren. Propagandaleiter demoliert Fenster. Im Kraftwagen eines Naziabqeordneten München , 25. August. Durch Steinwürfe aus einem Kraftwagen wurden heute nacht zwischen II und 12 Uhr Schaufenster der Münchener Neuesten Nach- richten zertrümmert. Der zur Tat benutzte Kraftwagen ist auf den nationalsozia- listischen Landtagsabgeordneten Wagner eingetragen. Nach dieser Richtung hin wurden, wie die Polizeidirektion mitteilt. Erhebungen eingeleitet, die zur Festnahme des Propagandaleiters des Gaues München der NSDAP. , des Referendars Otto Nippold führten, der sich für die Tat als verantwortlich erklärte. Die nationalsozialistische„Hestische Volkswacht" verboten. Der Oberpräsident der Provinz Hessen-Nassau hat die in Kassel er- scheinende nationalsozialistische„Hessische Bolkswacht" mit sofortiger Wirkung bis einschließlich 3 0. A u g u st verboten. Don Indern ermordet wurde ein britischer Beamter der Bengal- Nagvur-Eisenbahn in seinem Bungalo. Zwei Diener wurden unter dem Verdacht der Tat verhaftet. Wahlpflicht In Chile ist gesetzlich eingeführt worden Bei Nicht- erfüllung drohen Geld- bzw. Gefängnisstrafen.
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Kamerad Lachmann:„Een kleener Mord un man rickt jleich mang die jermanischen Cdelmenschen." Kreis und Dreieck. Nach den Wahlen in Rumänien .
Wer war es, der unlängst den Mund gehörig vollnahm, sein Kabinett werde dauern? Herr v. P a p e n? Aber nicht doch! Nicht von Deutschland , von Rumänien geht die Rede, und Professor I o r g a. Präsident der Bukarester Regierung von„Fachleuten", war es, der zu Jahresbeginn zu einem Ausfrager des„Berliner Tageblatt" also vernehmen ließ:„Opposition? Dergleichen haben wir kaum. Alle Angriffe gegen uns lassen sich einem Sturm im Wasserglase vergleichen." So forsche Sprache stand dem Chef eines Ministeriums wohl an, das, durch die Laune eines nach dem persönlichen Regiment schielenden Königs zur Macht berufen, die Aufgabe hatte, durch stramme„Führung" und eine„Politik der starken Hand", und wie immer man so etwas, auch in Rumänien heißt, die„Partei- Wirtschaft" und den„P a rla m e n t s k r a m" zu beschämen. Das Kabinett, dessen Kopf und Faust der starknervige Argentoianu war, nahm auch einige Anläufe, die folgen der furchtbaren Wirtschaftsnot zu lindern, vor allem eine K o n v e r- tierung der drückenden bäuerlichen Schulden, aber als Jorga fast mitleidig über den oppositionellen„Sturm im Glase Wasser" spottete, trieb seine Regierung in Wirklichkeit schon hilflos auf morscher Planke im brandenden Ozean der Wirtschaftskrise. Was stand unter dem Anprall dieser entfesselten Fluten noch fest? Katastrophaler Preissturz der Erzeugnisse, von denen, wie von Getreide, Holz und Erdöl , dos Land lebt, um 20, um 30, ja um 30 Prozent, allgemeine Absahstockung, 3400 Tonnen Petroleum täglich aus den Bohrlöchern schießend, die nicht abzusehen waren, die Speicher von Braila bis zum Dach gefüllt mit unverkäuflichem Mais! Auch in der Industrie ArbeilslosigkeU aller Ecken und Enden: unverdächtige Schätzungen nehmen 267 00p Arbeitslose an, das sind 33 Proz. aller in Industrie, Handel und Gewerbe beschäftigten Arbeiter und— nichts von einer Arbeits- losenoersicherung! Endlich eine Finanzkrise sondergleichen: während von den 24 Milliarden Lei des Staatsbudgets der Zinsen- und Anleihe- dienst fast sieben Milliarden verschlingt, sickerten und tropften, statt zu fließen und zu strömen, die Staatseinnahmen nur, weil das arme Land die Steuern nicht mehr aufzubringen vermag: statt sechseinoiertel Milliarden des Voranschlags im ersten Quartal 1932 knapp drei Milliarden! Als nicht nur den Staats- beamten, sondern auch den Offizieren aller Grade, ganz wie einst in der selig entschlafenen Türkei Abdul Hamids, das Gehalt durch Monate und Monate nicht ausgezahlt werden konnte, erkannte selbst der wohlgemute König Carol II., daß Mathäi am letzten sei, und als ein niederschmetternder Bericht des französischen Finanzsachverständigen Rist nachwies, daß an den finanziellen Schwierigkeiten Schlamperei und Lumperei sämtlicher verflossenen Regierungen ein gerüttelt Maß Schuld trage, verschwand das„überparteiliche" Kabinett der„starken Hand" blitzschnell und ruhmlos in der Vers'ung. Vorläufig gab damit der König auch seinen Diktaturplänen den Abschied. Notgedrungen betraute er die letzthin von ihm schmählich davongejagte Bauernpartei(Nationalzaranisten), die immerhin noch die meisten Anhänger im Lande hat, mit der Regierung, und in ihrem Namen schrieb Herr Bajda-Vojevod für den 17. Juli die Parlamentswahl aus. Falls man die brutale Verhinderung kommunistischer Kandidaturen und andere Aus- fchreitungen der Staatsgewalt übersieht, waren es insofern„freie Wahlen", als nicht wie unter fast jedem früheren Regime die Wähler mit den Kolben der Gendarmen je noch dem zu den Urnen getrieben oder von ihnen ferngehalten wurden. Aber die Hochstimmung, mit der Rumänien vor vier Jahren zum erstenmal in seiner Geschichte ohne Behördendruck wählte und sich mit niederwuchtender Mehrheit für die Nationalzaranisten ent- schied, ist dahin. Nicht nur die tropische Hitze, sondern auch die politische Teilnahmslosigkeit lieh viele Wähler zu Hause bleiben: sie hatten alle großen Parteien am Ruder gesehen und von jeder nur bittere Enttäuschung erfahren. So betrug die Wahlbeteiligung gerade 30 Prozent, und wenn 1918 auf die Ratio- nalzaranisten fast 80 Proz. aller Stimmen fielen, so diesmal nur etwas über 40 Proz. Aber da, eine Erbschaft Bratianus, dos ISZS eingeführte soschistische Wahlgesetz, das einer Partei mit 40 proz. der Stimmen ohne weitere» die Hälfte der Man-
date zuspricht, während sie sich in die andere Hälfte mit den übrigen Parteien nach dem Verhältnis der Stimmzahl teilt, brachte ein Mehr von sage und schreibe 9000 Stimmen über 40 Proz. der Bauernpartei 192 Mandate ein: sie verfügt über ins- gesamt 274 von 387 Sitzen. Unter Vajda-Voevod atmet denn schon ein parlamentarisches Kabinett der Nationalzaranisten, dessen Pro- gramm: weitere Konvertierung der bäuerlichen Schulden, Einhalt der Zwangsversteigerungen, Beschaffung von Krediten für die Land- Wirtschaft, Bankenkontrolle, Ueberprüfung der Vermögens ehemaliger hoher Beamter und Würdenträger, nicht so übel klingt, aber die Erfahrungen mit dem Ministerium M a n i u, des Parteifreundes von Vajda, haben gezeigt, daß auch die Bauernpartei nur mit Wasser kocht und' vieles nicht besser macht als ihre„bürgerlichen" Vorgänger, und die durch die Wirtfchastskatastrophe aufgeworfenen ökonomischen und sozialen Probleme sind so dringend und drohend, daß vielleicht auch ein Herkules versagte. In einem Land mit Analphabeten auf Schritt und Tritt bedarf jede Partei stach mehr als anderwärts eines ganz einfachen Zeichens, das sich den Wählern einprägt; die Nationalzaranisten haben den Kreis, die Sozialdemokraten das Dreieck. Vor den Wahlen wäre es beinahe wie 1928 zu einem Bündnis zwischen Kreis und Dreieck gekommen, aber die Verhandlungen über das Wahlkartell zerschlugen sich, da die Nationalzaranisten die sozialdemokratische Forderung Zusicherungen in der Frage der Einführung der Arbeitslosenversicherung und der Ab» änderung des faschistischen Wahlgesetzes nicht bindend genug anerkannten. So zog die sozialistische Partei allein in die Wahlchlacht. Wenn sie 101 063 Stimmen gleich 3,38 Proz. aller abgegebenen, auf sich vereinigte und derart ihre sieben Man- date behaupteie, war das angesichts der politisch abstumpfenden Wirkuirg der Krise kein so schlechtes Ergebnis. Mit Recht sagte nach den vorletzten Wahlen, die für die Arbeiterpartei ungefähr das gleiche Resultat ergaben, einer der führenden rumänischen So- zialisten, Wg. Grigorovici:„Hunderttausend sozialdemokrati- sche Stimmen bedeuten in einem Land wie Rumänien viel. Sie beweisen, daß es hier aufgeklärte, vernünftige Menschen gibt, die ein Ziel und Programm haben und ohne Gewaltstreiche und schwere Erschütterungen vorwärtsschreiten wollen." Wer anders angesehen, sind 3,38 Proz. der Stimmen recht wenig. Gelingt es dem Dreieck nicht, das Dorf zu erobern, und geht es in der langsamen Gangart weiter wie bisher, wird noch in Jahr und Tag die rumänische Sozialdemokratie nicht einmal einen Bruchteil des Einflusses haben, der ihr zum Besten des zer- rütteten Landes und des verelendeten Volkes gebührte. Hsmaim Wendel. Bauernkrieg in ltGA. Tränengas gegen Lieferstreikposten. Council Bluffs (Iowa , USA .). 23. August. Der Lieferstreik der Farmer beginnt bedrohliche Maße anzunehmen. Die Behörden sind an einigen Stellen mit Tränen- gasbomben gegen die Streikenden vorgegangen. Die Farmer oer- langen Preiserhöhung ihrer Produkte, und um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, haben sie beschlossen, die Siädie gänzlich von der ländlichen Zufuhr ab- zusperren. Auf den Landstraßen stehen S t r e i k p o st e n, die all« Lieferungen von Landwirten anhalten und vernichten. Aus diese Weise wollen sie die Preise so steigern, daß, wie sie sagen, ihre schwere Arbeit wenigstens halbwegs bezahlt wird. Den Milch preis haben sie schon aus das Doppelte gebracht. Ursprünglich ist dieser Bewegung von den Behörden eine gewisse Duldung zuteil geworden. offenbar deshalb, weil die P r ä s t d e n t f ch a f t s w a h l in die Nähe rückt und man sich der guten Stimmung der ländlichen Be- völkerung versichern wollte. Diese anfängliche Begünstigung ist aber sehr rasch geschwunden, nachdem sich die öffentliche Meinung in den Städten sehr scharf gegen die Farmer gewandt hat und t» auch verschiedentlich zu Zusammenstößen gekommen war.