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Nr. 403 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonnabend, 27. August 1932

Europaflieger wieder in Staaken Rekordflug Seidemanns, 2. Marienfeld, 3. Massenbach

Ein Teil der Europaflieger ist gestern wieder in Staaken gelandet. Seidemann hat die Parforce- leiftung, die er am Dienstag mit der Erledigung der Großetappe Rom Paris an einem Tag aufgestellt hat. am gestrigen Sonnabend auf der lebten Etappe Paris Berlin wiederholt und ist mit seinem Heinkel HE 64 Ein­decker mit Argus-Motor u m 18.36 Uhr in Staaken als Erster der Spitzengruppe gelandet. Er war gestern früh um 6 Uhr in Paris -L�rly gestartet, hat also die 2 400 Kilometer lange Großetappe, mit Ein- schluß der kurzen Landezeiten an den.Kontrollstationen. in rund 12'A Stunden bewältigt. «. Seidemann erzählte, daß er im allgemeinen auf dem ganzen Curopaflug ziemlich gutes Wetter angetroffen habe, mit Ausnahme an den Seealpen, wo die Witterung verhältnismäßig schlecht war. Zur Ueberquerung dieses Gebirges hatte er sich schon vorher mehrere Wege unter Vermeidung der höchsten Gipfel zurechtgelegt und dann die Route gewählt, auf der er die verhältnismäßig noch am besten atmosphärischen Bedingungen vorfand. Die größte Höhe, die er mit seinem Heinkel -Eindecker auf dem Rückfluge erreichte, betrug 1500 Meter. Die Ueberquerung der Ostsee auf der Schleife nach

Skandinavien habe nicht die geringsten Schwierigkeiten bereitet. Die deutschen und schwedischen Torpedoboote, die die Seestrecke sicherten, seien gut erkennbor gewesen, zumal sich Seidemann auch über dem Meer nur in verhältnismäßig geringer Höhe, und zwar im vollen Vertrauen auf seinen vorzüglichen Motor, hielt. Als Zweiter landete um 19.18 in Staaken der Lusthansapilot M a r i e n f e l d(L 8) mit dem roten Doppeldecker Akaslieg-Darm- stadt V 22, der im Scheine der untergehenden Sonne sehr schnell herankam und nach einer Ehrenrunde unter brausendem Jubel aus dem Flugplatz niederging. Auch er, der noch sehr frisch aussah, wurde von der Akaslieg-Darmstadt mit einem großen Blumenstrauß begrüßt, um dann ebenfalls von den offiziellen Persönlichkeiten be- glückwünscht zu werden. Um 19.33 Uhr landet als Dritter von Massenbach(�5. 6) in Staaken . Beim Auffetzen beschädigte er eine Strebe am Fahr- gestell seines Heinkel -Eindeckers, doch dürfte der Schaden bald wieder behoben sein. Um 8 Uhr abends war dann Kontrollschluß in Staaken , ohne daß weitere Europaslieger eingetroffen waren. Die übrigen blieben zum Teil in Hamburg , zum Teil in K o p e n» Hägen, wo u. a. Morzik, Poß und der Pole Z w i r k o kurz nach 6 Uhr gelandet waren. Am heutigen Sonnabend wird ab 7 Uhr mit dem Eintreffen weiterer Teilnehmer am Europaflug in Staaken zu rechnen sein.

Bauerntragödie von Bralitz. Ehefrau mit den Mördern im Bunde. Der Tod eines 70 Zahre alten Bauernhofbefihers S y d o w aus Bralih bei Areienwalde ist jetzt o u s g e k l ä r l worden. Aach dem ersten Befund hatte der alte Mann Selbstmord durch Erhängen begangen. Die Ermittlungen ergaben aber, daß er heim- tückisch von verwandten in der Rächt. erdolcht und dann erhängt worden war. Seine eigene Frau sowie ihr Schwager und dessen Sohn wurden unter Mordverdacht festgenommen. Räch an- sänglichem Leugnen legte die Frau des Bauern ein G e. st ä n d n i s ab. Der alt« Mann war eines Morgens in einem Holzschuppen erhängt aufgefunden worden. Es lag anscheinend Selbst- mord vor. Als die Leiche untersucht wurde, stellte man fest, daß sich auf der Brust des Toten vier tiefe Messerstich« zeigten. Es lag also kein Selbstmord, sondern ein Verbrechen vor. Von der Berliner Mordinspektion wurde ein Kriminalassistent nach Bralitz beordert. Die Nachforschungen des Beamten führten dazu, daß die Frau des Bauern unter dem dringenden Verdacht der Täterschaft oerhaftet wurde. Zwischen den Eheleuten war es häufig zum Streit ge- kommen wegen der Austeilung einer Erbschaft. Die Ehe war kinderlos geblieben. Wer sollte das Grundstück erben? Der Mann wollte es seinen Angehörigen übereignen, die Frau den ihrigen. Sie konnten sich darüber nicht einigen. Frau Sydow beschloß jetzt, ihren Mann umzubringen und gewann für diesen teuslischen Plan ihren 41 Jahr« alten Schwager Hermann Freund und dessen 20 Jahre alten Sohn. Nachts schlich man sich gemeinsam in die Schlafkammer des alten Bauern, um ihn zu erdrosseln. Der Alte war aber noch recht kräftig und wehrte sich verzweifelt. Die beiden Männer zogen Dolche und stachen den Alten nieder. Dann schleppten sie den Leichnam in den Holz- schuppen und hängten ihn auf. Unter der Wucht des Beweis» Materials brach Frau Sydow zusammen und legte ein Geständnis ab. Ihre Mordkomplicen leugnen noch.

Wie verwertet man Kenntnisse? Betrügereien eines Zuchthäuslers an Bestohlenen. Als der 41jährige Willi S. zum letztenmal aus dem Zucht- Haus, wo er die letzten 20 Jahre seines Lebens fast ununterbrochen zugebracht hatte, entlassen wurde, wurde er sofort wieder straffällig. Was sollte ich machen?" trug der Angeklagte seinem Richter vor. Von den paar Pfennig Unterstützung konnte ich nicht leben, und zum Stehlen fehlte mir das Werkzeug. Da ging ich eben be- trügen, denn die Dummen werden nicht alle." An den Litfaßsäulen las der Angeklagte nach, wo große Einbrüche be- gangen waren. Er wandte sich dann an die Bestohlenen oder an die Versicherungsgesellschaften und erzählte dort wahrheitsgemäß, wieviel Strafen er schon abgebüßt hätte und daß er die Ein- brecherwelt Berlins ganz genau kenne. Dann be- hauptete er aber, daß er die Einbrecher und das Versteck des Diebes- gutes kenne und daß er die Ware wieder herbeischaffen könne. Er ließ sich kleine Vorschüsse oder Spesen in Höhe von 3 bis 25 M. aus- zahlen und verschwand, ohne sich wieder bei den Bestohlenen zu melden. Nachdem er diesen Trick etwa 20mal ausgeführt hatte, wurde er festgenommen. Der Staatsanwalt beantragte gegen ihn wegen sortgesetzten Betruges im Rückfall zwei Jahre Zuchthaus. Der Herr Anklagevertreter hat ganz recht", war das Schlußwort des Angeklagten,wo soll ich noch mildernde Umstände hernehmen." Das Schöffengericht Berlin-Mitte war aber milder als der Ange- klagte selbst und erkannte auf zwei Jahre Gefängnis.

Verkehrseinschränkung bei der Stadtbahn. Die Reichsbahn beförderte im Monat Zuli auf der Berliner S-Bahn 29 500 380 Personen. 3m gleichen Monat des Vorjahres wurden 33 645 428 Personen befördert Das ergibt einen Verkehrs­rückgong von 12.13 pro;. Dieser Verkehrsrückgang zwingt die Reichsbahnverwaltung. wie sie mitteilt, zu einer Reihe von Fahr­plan ä n d e r u n g e n, die am 1. September d. 3. in Kraft treten. Durch diese Einschränkungen, die aus den Strecken Westend - Stadtbahn Friedrichchagen. Warschauer Straße Südring Stadt­bahn Mahlsbors und Grunewald Stadtbahn Nordring Westend erfolgen, wird jedoch die Zugfolge aus der Stadtbahn zwischen Charlottenburg und Warschauer Straße nicht erheblich verändert. Während aus diesen Strecken bisher in einem Zeitraum von 10 Minuten vier Züge fahren, werden ab I. September in dem- selbe» Zeitraum drei Züge verkehren. Die durchschnittliche Zugfolge wird also demnach von 21-2 aus etwas über 3 Minuten herabgesetzt. Ebensalls werden auf der Strecke Berlin Potsdamer Ringbahn- Hof Lichterjelde-Ost ab 1. September die nur werktags oerkehrenden

Züge ab Potsdamer Bahnhof 15.51, 16.21, und 17.01 Uhr und ab Lichterfelde -Ost 16.21 und 16.39 Uhr aus dem Verkehr genommen. Dies« Züge waren in den Zehnminutenverkehr eingereiht, der auch weiterhin bestehen bleibt. Autofahrt der Kinder. Zum erstenmal für viele. DieBerliner Schulverkehrswacht" veranstallet heute eine Auto- fahrt für solche vierzehnjährige Berliner Kinder der Jnnenbezirke, die noch niemals eine Autofahrt gemacht haben und die in diesem Jahre weder verreist noch verschickt waren. Viele Wagenbesitzer haben sich in den Dienst der guten Sache gestellt, so daß es möglich ist, etwa tausend Kindern einen Freudentag zu be- reiten. Die gemeinsame Abfahrt nach Wandlitz erfolgt mittags 14 Uhr vom Lustgarten aus. Im Seebad Wandlitzsee werden die Kinder bewirtet. Die Automobilisten haben die übrige Verpflegung für den Nachmittag übernommen. Die Rückfahrt erfolgt über Lanke Bernau. Die Kinder kehren abends 19 Uhr nach Berlin zurück, damit sie noch vor Einttitt der Dunkelheit das Elternhaus erreichen. Die Beaufsichtigung der Kinder haben die Mitglieder der Berliner Schulverkehrswacht unter Leitung von Rektor Hauer über-

Marianne winkelsiern legt Berufung ein. Der Verteidiger der zu drei Monaten Gefängnis mit Bewährungsfrist verurteilten Tänzerin Marianne Winkelstern hat gegen das ergangene Urteil Berufung eingelegt. Die Berufungsverhandlung wird voraussichtlich in kurzer Zeit bei der großen Verkehrs st rafkammer in Moabit stattfinden.

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Wieder Zuchihausanträge. Erregte Szenen vor dem Sondergericht. 3n dem Prozeß püfchel und Genossen vor dem Berliner Sondergericht wegen des Feuerübersalls aus den Polizeiwachtmeister k o l t o w s k i vom 16. August in der lveihenburger Straße be­antragte Staatsanwaltschastsrat Dr. Wagner gestern nachmittag gegen die Angeklagten püfchel, Reichardt und Kopper wegen schweren Aufruhrs eine Strafe von je 10 3ahren Jucht- Haus. gegen die Angeklagten p a b st und Klüh wegen einfachen Aufruhrs je ein 3ahr Zuchthaus, gegen den Angeklagten Kurt wegen Bruch des Burgfriedens durch Teilnahme an einer Demonstration 100 Mk. Geldstrafe, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt gellen sollen, und gegen den Angeklagten holzer Frei­sprechung mangels Beweises. Der Antrag des Staatsanwalts löste große Bewegung aus, und die Schwester des Angeklagten Püjchel, ein etwa 22jähriges Mädchen, die sich im Saal befand, erlitt einen Schrei- krampf und schrie schluchzend:Das ist ein Verbrechen, das ist keine Gerechtigkeit. Walter, vergiß es nicht, wir werden dich rächen." Drei Justizwachtmeister muhten das sich heftig sträubende Mädchen, das fortgesetzt weiter schrie, mit Gewalt aus dem Saal entfernen. Die Verteidiger der Angeklagten, Justizrat Dr. Johannes Werthauer und Rechtsanwalt Markuse, traten in längeren Ausführungen für die Freisprechung bzw. mildere Be- urteilung der Angeklagten ein. Das Urteil wird erst am heutigen Sonnabend gefällt werden. Aus der weiteren Zeugenvernehmung der Nachmittagsverhand- lung ist noch zu erwähnen, daß für den Angeklagten Kopper 12 Entlastungszeugen auftraten, die über- einstimmend aussagten, daß er während der Zeit von 146 bis 1411 Uhr an einer Geburtstagsfeier in der Wohnung seines Schmie- gervaters teilgenommen habe, also nicht an der Demonstration be- teiligt gewesen sein könne. Auch für die anderen Angeklagten traten zahlreiche Entlastungszeugen auf, die bekundeten, daß sie um die betreffende Zeit mit ihnen noch gesprochen hätten, also ihre Beteiligung an dem Ueberfall auf den Polizeibeamten nicht in Frage kommen könne. Ln der Wohnung überfallen. Täter mit n Mark Beute unerkannt entkommen. Die Bewohner des Hauses Joachim-Friedrich-Straße 21 in H a l e n s e e wurden gestern mittag durch einen dreisten Raubüber- fall in Aufregung versetzt. An der im 2. Stock gelegenen Wohnung eines Dr. S. klingelte ein jüngerer Mann. Als die Hausangestellte, ein 22jähriges Mädchen, öffnete, erklärte der Besucher, daß er von Dr. S. noch Geld zu bekommen habe, das er sich holen wolle. Die Angestellte sagte ihm, daß der Hausherr sich auf einer längeren Erholungsreise befinde und daß sie ihm die verlangte Summe nicht geben könne. Der Eindringling wurde handgreiflich und es kam zu einem Ringkampf zwischen den beiden, der damit endete, daß der Bursche das Mädchen durch Würgen am Halse zu Boden warf. Er durchstöberte dann die Wohnung und fand 17 Mark, mit denen er das Haus verlieh. Inzwischen waren Nachbarn durch den Lärm und die Hilferufe der Ueberfallenen aufmerksam geworden und hatten das Ueberfallkommando alarmiert. Als dieses erschien, wab der Räuber bereits entkommen. Von dem Täter fehlt bisher jede Spur, und auch die Ueberfallene konnte nur eine oberflächliche Personalbeschreibung geben.

Todestanz. An einem Preistanzen in Bad Flinsberg beteiligte ich ein bejahrter Apotheker. Als man ihm den e r st e n "reis aushändigen wollte, fiel er tot um.

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Wenig Obst zu teuren Preisen Mäßige Ernte in Deutschland - Ankurbelung desSauerkohlverbrauchs

Es ist nun leider nicht mehr daran zu zweifeln, daß die Obst­ernte in Deutschland nur mähig ausfallen wird. Die Preisberichts- stelle des deutschen Landwirtschaftsrats wertet die Ernteaussichtm nach einem bestimmten Punktsystem, wobei 100 Punkte eine sehr gute Ernte, 75 eine gute. 50 eine mähige, 25 eine schlechte und 0 Punkte eine völlige Mißernte bedeuten. Räch der letzten Umfrage des Landwirtschaftsrats bei den Erzeugern stehen die Aepfel bei 50, die Birnen bei 42 und die Pflaumen bei 53 Punkten. Eine Überdurchschnittliche Ernte an A e p f e l n ist überhaupt nur in einigen ostdeutschen Provinzen und in den Hauptproduktions- gebieten Süddeutschlands zu erwarten, sonst steht die Ernte nur schlecht. Der Anfall an Birnen ist noch geringer zu veranschlagen als der an Aepseln. Auch die Tschechoslowakei und Holland erwarten nur geringe Ernten, dagegen lauten die Ernteaussichten von Süd- tirol und Oesterreich einigermaßen befriedigend. Auch für Pflaumen ist im allgemeinen nur eine Mittelernte zu erhoffen, lediglich Südeuropa erwartet eine Rekordernte an Pflaumen. Diese für den Verbraucher wenig erfreulichen Nachrichten bedeuten natür- lich Verteuerung des Obstes auf der ganzen Linie. Denn bei der gegenwärtigen Richtung unserer Wirtschaftspolitik ist auf größere Einfuhren von Kernobst kaum zu hoffen. Aber für die bevorstehende Aepfelsaison rechnen nicht einmal die größten Optimisten damit, daß noch einmal Devisen für eine derartige Aepfeleinfuhr zur Ver- sügung gestellt werden. Allenfalls wird man denjenigen Ländern Aepsel abnehmen, die bisher Großabnehmer deutscher Industrie- waren gewesen sind Man muß sich also heute schon mit dem Ge- danken vertraut machen, daß die Aepfel unter den diesjährigen Weihnachtsbäumen eine Rarität fein werden. Einen Vorgeschmack von der allgemeinen Obstteuerung haben die großstädtischen Ver- braucher ja bereits bei den Kirchen erlebt, die in diesem Jahre durch- aus nicht billig gewesen sind Gute Gemüseernie. Dagegen ist die Gemüseernte in Deutschland durchweg gut, eine Tatsache, die auch in dem allgemein erträglichen Preisniveau zum Ausdruck kommt. Grüne Bohnen kosten immer noch 10 Ps. das Pfund und Mohrrüben sind überall für 5 Pf. zu haben. Weiter steht die G u r k e n e r n t e auf gut, noch besser die Zwiebeln und die Aussichten für alle K o h l a r t e n sind so- gar sehr gut. Nun ist den Gemüseproduzenten bei dieser reichen

Ernte aber gar nicht wohl. So will man beispielsweise die Sauer- kohlproduktion wieder ankurbeln. Die Produttion von Sauerkohl ist in den letzten Jahren ständig zurückgegangen, und wenn man sie wieder in Gang bringen kann, dann treten auch wieder die Sauer- kohlfabriken als Riesenabnehmer auf dem Kohlmarkt aus, die Zu- fuhr nach den Städten wird abgeleitct und die Kohlpreise werden wieder steigen. Die Voraussetzung für diesen Plan ist aber, daß die Frischgemllseeinfuhr in den Wintermonaten so gut wie völlig erdrosselt wird. Wer sich bisher im Winter einen holländischen Blumenkohl kaufte, der soll sich dafür zwei Pfund Magdeburger Sauerkohl kaufen. Der Küchenzettel des Verbrauchers soll also von Staats wegen reguliert werden, damit die deutschen Kohlbauern höhere Preise erzielen. Einsichtige Kreise im Gartenbau geben allerdings schon selbst zu, daß eine riesengroße Einfuhrdrosselung an Ge- müse den Preisen bestimmter Sorten auch nicht helfen wird. Zum Beispiel beim Spargel. Hier ist durch die enorme Steigerung der Anbauflächen die Jnlandserzeugung bereits so groß, daß sie kaum noch abgenommen werden kann. Ebenso ist es bei Bohnen, Erbsen und Gurken. Und schließlich muß immer wieder festgehalten werden, daß das Ausland mit seinen Lieserungen ja erst einsetzt, wenn das inländische Angebot völlig aufgebraucht ist. Die Holländer müßten auch schöne Narren sein, wenn sie in der Hauptsaison für Kohl, das ist von Oktober bis Dezember. Kohl nach Deutschland liefern wollten. Die Auslandseinfuhr weicht überall den Erntezeiten in Deutschland aus. Durch Einsuhrdrosselungen würden nur wieder Tausende von deutschen Industriearbeitern brotlos werden, da Holland und Italien dann natürlich auf einen Schelm anderhalben setzen und Deutschland keine Fertigwaren mehr abkaufen. Kinderspeisung geändert. Um Härten möglichst zu mildern, sind die Bestimmungen über die Kinderspeisung dahin geändert worden, daß für die Schulsrüh- slücksspeisung überhaupt keine Beiträge und daß für die Schul- mittagsspeisung nur noch für das erste und zweite hilfsbedürftige Kind derselben Familie Beiträge von 5 bis 8 Pf. täglich zu leisten sind. Alle weiteren Kinder erhalten Freispeisung. Die gesamten eingehenden Beiträge werden in Zukunft zur Bewilligung von Frei- speisungen über das nach den Bestimmungen zulässige Maß Himm» verwendet.