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Nr. 405 49. Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Sonntag, 28. August 1932

Dov Elmenn Natz

Am vergangenen Mittwoch war Fischzug in Stralau. Von diesem Fischzug ist nur noch der Name ge­blieben. Denn seitdem von Köpenick   bis Spandau   dicht an dicht die Schlote der Fabriken qualmen, verlohnt es sich nicht mehr recht, die Netze auch nur vom Holz zu nehmen. Statt Plötzen und Barsche würden Konserven­büchsen und Sprungfedern eine gar zu spärliche Beute sein. Auch der Rummelsburger See vermag in dieser Hin­sicht keine Ausnahme zu machen; was er an Fischlein hergibt, ist dürftig genug. So wird schließlich kein Ge­heimnis verraten, wenn der Bierverkauf auf jenem alljährlich neu galvanisierten Jahrmarkt in Straulau wichtiger ist als der Fischzug. Dabei ist die Lage der rings um Berlin   übrig gebliebenen Fischer eine ganz eigenartige: sie können längst nicht so viel Fische aus dem Wasser holen, wie der Markt jeden Tag verlangt. Schiffe werden abgewrackt, Kohlen auf Halde und Kaffee ins Meer geschüttet, Getreide und Baumwolle bleiben unverkäuflich, aber im Berliner   Marktbericht für Süßwasserfische ist Woche um Woche zu lesen, daß beim Zander die Anfuhr so gering mar, daß es sich kaum lohnte, den Preis zu notieren, die Zufuhr an Hechten den Bedarf nicht zu decken vermochte, Aale waren wieder so knapp, daß die Nachfrage nicht zu befriedigen mar, an Plötzen mar im Handumdrehen der Markt geräumt, an Barschen mar das Kaufinteresse mohl stark, aber menig Ware da und abermals haben die Bleie nicht im entferntesten ausgereicht, um die Töpfe der Berliner   Hausfrauen zu füllen. Das ist merkwürdig und auffällig gleicher­maßen. Wir wollen uns deshalb zu dem alten Fischer von Pichelsdorf ein menig auf die Bank vorm Haus setzen.

Das Privileg von 1515.

Um die Zeit, als Christoph Columbus   Amerika   entdeckte, als Beter Henlein in Nürnberg   die erste Taschenuhr konstruierte, als Albrecht Dürer   die Aezkunst und Galilei   gleich Mikroskop und Ther­Schreibfeder den Weg in die Welt antraten, um jene Zeit erhielt die mometer zusammen erfand, als die erste Nähnadel und die erste Familie Neuendorf aus Pichelsdorf bei Spandau   vom damaligen brandenburgischen Kurfürsten die Fischereigerechtsamkeit zwischen Spandau   und Kegin. Bis auf den heutigen Tag hat sich dieses

Privileg vererbt, sein Inhaber ist heute der 73 Jahre alte Fischer Wilhelm Neuendorf, der Junggeselle blieb und der deshalb sich den Hecht selber braten muß, wenn er mittags vom Fischfang heimkehrt. Die Urkunde über das Privileg kann Herr Neuendorf nicht herzeigen, weil sie wohlverwahrt im Tresor der Spandauer Fischerei- Societät liegt, aber die Vereinsnadel im Sonntagsanzug des alten Herrn zeigt neben den Buchstaben F. T. P.  ( Fischerei­Societät Tiefwerder- Pichelsdorf) stolz die Jahreszahl 1515. Eine ehrwürdige Angelegenheit.

Dennoch ist in blanke Münze umgerechnet eine Fischerei gerechtsamkeit gar nicht von so überwältigendem Wert; als einige Havelfischer unlängst die ihre abgaben, erhielten sie für die Aufgabe dieses Rechts bare 2500 Mart. Davon könnten die Alten selbst bei sparsamster Lebenshaltung nicht allzulange existieren, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, daß fast alle Fischer Eigner wertvoller Wassergrundstücke sind, die, sofern sie nahe genug an Berlin   liegen, durch Vermietung von Bootsständen eine einiger­maßene Rente abwerfen. Aber selbst wenn jemand zwischen Rahns­ dorf   und Schwanenwerder Tag und Nacht fischen wollte, er würde wohl nicht mehr ausreichend Brot für Frau und Kind zusammen­bringen. Dazu ist das Wasser der Havel und besonders der Spree  zu schlecht geworden, beizeiten sind die Fische fortgezogen, und wer sie heute haben will, der muß seinen Fischerkahn mit einem Außen­bordmotor bewehren und von Spandau   bis Parez 30 Kilometer weit den Hechten nachjagen.

Gift für die Fische.

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einzigen Wintertag 1875 es vorbei war mit allen Bleien. Damals stand noch das Eis, aber von Berlin   kam Tau und Regen. Aller Dred von Berlin   wurde mitgeschleppt, er kam unter das Eis und die Bleie erstickten. Armlang waren die Bleie, als wir sie tot aus dem Wasser holten und seitdem sind die Bleie auch für immer ver­in dem Havelwasser nicht mehr von Lindwerder nach Pichelsdorf schwunden. Das Wasser war damals so verseucht, daß ich die Fische gefriegt hätte, ich mußte erst zu einem Brunnen fahren und mir flares Wasser holen, damit sie mir nicht unterwegs trepierten." Na und heute? fährt der alte Fischer fort Wenn ich heute die Nezze aus dem Wasser ziehe, ist es, als hätte ich sie in Del gestippt, so beschmiert sind Hand und Neg. Aber die Fische wollen gutes Wasser haben, in Benzin und Del gedeihen sie nicht. Sehen Sie, wir setzen nun jedes Jahr Fische ein, um den Bestand einiger­maßen zu halten. Diese Fische lassen wir uns durch die Societät von den Fischzuchtanstalten kommen. Aber diese kleinen Fische, die in Rudeln umherschwimmen, sind dumm. Jeden Tag werden einige von den Schrauben der Motorboote erwischt und erschlagen. Erst in diesem Jahr haben wir wieder Aale, Hechte und Schleie eingesetzt, im vorigen Jahr Krebse."- ,, Wie stehts mit den Aalen  ?"- ,, In diesem Jahr nicht gut, weil wir einen zu milden Winter hatten. Wenn es ein gutes Aaljahr werden soll, muß das Eis bis zum Früh­jahr stehen, dann ein warmer Frühling mit Hochwasser folgen, dann gibts auch Aale. Im vorigen Jahr haben sie allerdings im Frei wasser neben der Spandauer   Schleuse die Aale noch zentnerweise herausgefischt. Merkwürdigerweise sehen wir auch von unseren aus­gesetzten Krebsen nichts, hin und wieder, daß man mal einen im nez hat. Gott   und früher, als in der Havel   noch Fische waren, da haben wir die Krebse wieder ins Wasser geschmissen."

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Die Fischfrauen vom Gendarmenmarkt.

Nachmittags geht Herr N. seine Fische verkaufen, er hat einen Kreis ständiger Abnehmer. Die lebendfrischen Hechte würde ihm auch jeder abnehmen. Früher war der Fischverkauf ungleich schwie­helmsplatz in Charlottenburg   oder am Knie schwer gehandelt. Da aber erst eine Weile, ehe die Frauen dann die sechs Dreier für ein

ging es nicht nach Pfunden, sondern nach Gerichten. Das dauerte riger. Der alte Herr lacht wieder: Da wurde noch auf dem Wil­

und schimpften, auf an, bis sie schließlich wieber tamen und bie Fische doch nahmen. Nein, damals fuhren wir die Fische bis nach Spandau   an die Berliner   Chaussee. Dann hatten wir kleine Hundewagen und zogen damit die Fischbottiche nach Char­ lottenburg  . Wir machten dann gleich wieder zurück, denn das Han­deln war Sache der Frauen. So bequem war das damals nicht, nach Berlin   zu kommen. Die Heerstraße, über die heute der ganze Verkehr geht, gibt es erst seit 1910. Und vordem ging alles über Ruhleben an Bock und Zibbe vorbei.

In den siebziger Jahren aber sind wir mit unseren Fischen von Pichelsdorf nach dem Gendarmenmarkt in Berlin   gefahren. Na, das war ein Theater, kann ich Ihnen sagen! Da sind wir von Pichelsdorf abends um 10 Uhr losgefahren. Damals machten Spree  und Havel   noch viele Bogen, so daß wir zum Morgengrauen in Berlin   waren. Jezt mußten die Fische aber erst von der Spree   zum Gendarmenmarkt geschleppt werden, das war ein ziemliches Ende und um sechs Uhr herum ging dann der Markt los. Nicht wie heute erst um acht. Wir Männer fuhren übrigens gleich wieder nach Pichelsdorf zurück und die Frauen tamen mittags mit den Schmargen­ dorfer   Bauern zurück. Die Wiesen, die Sie hier zwischen Tiefwerder

Der Endkampf der Europaflieger

Der alte Herr Neuendorf war um halb sechs Uhr morgens los: 25 Europaflieger in Staaken  

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gefahren. Bei Gatom erwischte er ein paar Hechte und um 12 Uhr war er wieder in Pichelsdorf. Sehen Sie mal jagt er ich muß doch schon um 10 Uhr aufhören mit Fischen. Um diese Stunde kommen die Menschen da oben aus ihren Zelten, dann springt alles ins Wasser, oder sie holen ihre Boote vor und verjagen mir natürlich die Fische. Das ist eine Zucht mit den Zelten!" Dann muß der alte Herr felber lachen, er schlägt sich mit der Rechten auf den Schenkel und wiederholt, während ihm die Tränen vor Lachen über die Backen kullern, nur immer: ,, Nee, hören Sie uff, da hausen nun die Leute drinne!" Der schlimmste Feind der Fischer ist aber die In­dustrie. Rücksichtslos ist das Schilf abgeschnitten worden, in dem die Fische ihre Laichplätze hatten, die Flußufer wurden kanalisiert und von Tag zu Tag wurde das Wasser schlechter, weil alle Abwässer der Fabriken in die Flüsse gepumpt wurden. Zentnerweise starben die Fische und erst als die Fischer nach langem Prozessieren durch­setzten, daß die Fabrikabwässer erst über eine Kläranlage zu laufen haben, wurde der Vergiftung des Spreewassers Einhalt getan. ,, Was habe ich sagt Herr Neuendorf bei Schwanenwerder für Bleie rausgeholt. Bis oben waren die Zober voll Fische. Bis an einem

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Jm weiteren Verlauf der Nachmittagsffunden landeten nach und nach die übrigen noch ausstehenden Europaflieger, und zwar die Deutschen   Poß und Cuno auf Klemm, die Franzosen Duroyon und Létré auf Potez und die Tschechen& alla und kleps auf Praga  , so daß damit 24 Europaflieger das Ziel erreicht haben. Als 25. wurde der Franzose Nicolle erwartet, der mit seiner schwächeren Maschine das rote Schlußlicht" des Feldes bildete.

Den Abschluß des Wettbewerbs bildet am heutigen Sonntag das große Luftrennen über eine etwa 300 Kilometer lange Strede, die von Berlin   über Frankfurt   a. d. O. und Dobrilugt- Kirchhain nach Berlin   zurückführt. Der Start erfolgt in Staaten um 15.15 Uhr, worauf die Teilnehmer an dem Rennen Tempelhof   überfliegen, wo dann das Ziel dieses zur Feststellung der Höchstgeschwindigkeit dienenden Luftrennens liegt. Die Wettbewerbsleitung hat inzwischen die Punktzahl

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zum größten Teil ermittelt. Daraus ergibt sich, daß der polnische Flieger 3 wirko die Führung hat mit einer Gesamtpunkt­zahl von 416. Dann flogt der Deutsche Poß, der den inter­nationalen Rundflug 1930 als zweiter beendete mit 411 Punkten. Dritter ist Wolf Hirth   mit 410 Punkten, zwei Punkte weiter zurück liegt der Schweizer   Frez, der ebenfalls wie die bisher genannten Deutschen   ein Klemmflugzeug führt. Der Endkampf im Höchst­geschwindigkeitsflug am Sonntag dürfte sich wahrscheinlich zwischen diesen Piloten abspielen, da der Sieger der beiden vorhergehenden Europaflüge mit 404 Punkten an fünfter Stelle liegt, eine Spanne, die er kaum noch ausgleichen dürfte. Eher ist es möglich, daß Wolf Hirth  , der das schnellste Klemmflugzeug führt es ist mit dem Motor seines Bruders Helmuth Hirth  , des bekannten Borkriegs­fliegers, ausgerüstet, seine Punktzahl noch aufholen kann. Auf jeden Fall dürfte der morgige Schlußakt des diesjährigen inter­nationalen Rundfluges ein außerordentlich interessantes Ereignis werden.

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