Wie Erpresser phantasieren. Und wie die ewig Dummen darauf hereinfallen. Der Phantasie zweier junger Leute siel eine SOsöhrige Witwe zum Opfer, der sogar eine Mordtat vorgespiegelt wurde, um sie zur Herausgabe ihrer lehten Ersparnisse zu veranlassen. Die 23- und 24jährigen Vettern Otto und Bruno Weißte hatten erfahren, daß ihr gemeinsamer Onkel eine SOjährige Frau®. kannte, die ihm öfters kleine Geldbeträge geliehen hatte. An diese Frau wandte sich nun zunächst Otto Weihte, der sie zuerst um kleine Unterstützungen bat und der schließlich größere Beträge zur Errichtung einer Existenz von ihr forderte unter der Drohung, daß er sie sonst b l o ß st e l l e n und ihre Beziehungen zu seinem Onkel in den Zeitungen veröffentlichen werde. Es müßte schon ein tolles Skandalblatt fein, das so etwas veröffentlicht! Nachdem Frau G. dem Neffen ihres Bekannten nach und nach 1000 M. gegeben hatte, kam es schließlich zum Zerwürfnis. Nunmehr tauchte Ottos Vetter, Bruno Weißte, unter falschem Namen bei Frau G. auf und ließ sich von ihr erzählen, was für einem Erpresser sie in die Hände gefallen sei. Auf ihre Klagen schlug er ihr vor, daß er den Erpresser durch seinen Ringverein, den Geselligkeitsverein„Treubund" umbringen lassen wolle. Dazu gab Frau G. Geld her. Wenige Tage darauf kam Bruno Weißte mit verbundenem Arm zu ihr und berichtete, er habe Otto am vergangenen Abend in einer dunklen Straße nach hartnäckigem Kampf„um die Ecke gebracht". Er sei dabei schwer verwundet worden und müsse jetzt ins Ausland fliehen. Frau G. gab dem„Mörder" 1500 M. Bald darauf bekam sie aus dem Ausland Briefe des Flüchtlings, in denen sie unter immer neuen Ausreden zur Sendung weiterer Geldmittel aufgefordert wurde, sonst würde er nach Deutschland ausgeliefert und ihre Rolle bei diesem Morde bekannt werden. Inzwischen mengte sich in Berlin der angebliche Vorfitzende des Ver- eins ein. Weißte schrieb im Namen des Vereins an Frau G. Drohbriefe mit der Aufforderung, dem Vereinsbruder das Wort zu halten. Endlich hatte Frau G. ihre letzten Gelder fort- gegeben. Sie offenbarte sich nunmehr ihrem Sohne und nahm ihn mit, als der„Mörder", der heimlich nach Berlin gekommen sein wollte, sie zur Aushändigung weiterer 3000 M. treffen wollte. Der Sohn veranlaßte die Festnahme von Bruno Weißte und von dem„ermordeten" Bäcker Otto Weißke. Der Staatsanwalt beantragte gegen die beiden Erpresser, die bisher nur mit Geldstrafen vorbestraft waren, die Höchststrafe von je fünf Iahren Gefängnis. Das Gericht verurteilte beide Angeklagten wegen fortgesetzter gemeinschaftlicher versuchter und vollendeter Erpressung zu je zwei Jahren Gefängnis unter Aufrechterhaltung des Haftbefehls.
Arbeiislosigkeit und Miewerirag. Mehr Rücksichtnahme erwünscht. Ms der Zug der Wohnungsexmittierten kein Ende nechmen wollte, trat jene Verordnung ins Leben, die unter gewissen Bedingungen eine Aufhebung der mehrjährigen Mietverträge für rechtsgültig erklärte. Aber nicht alle konnten Nutznießer dieser Ver- günstigung werden und so nehmen Zank, Haß und Jammer kein Ende. Ist der Mieter an jenem Punkte angelangt, wo er eins ich nicht mehr ein und aus weiß, dann appelliert er an des Vermieters menschliche Rücksichtnahme, aber leider fast stets mit negativem Erfolg. Der einzelne hat fein eigenes, trauriges Schicksal vor Augen und wenn er das der Baugesellschaft vor Augen führen will, dann steht er vor verschlossenen Türen, vor tauben Ohren: man verweist ihn kurz und nüchtern auf den Rechtsweg. Die Baugesellschaften wiederum erklären, daß dieses traurige Einzelschickfal sich in ihren Häusern so und so oft wiederholt, und daß sie daher außerstande sind, Gnade für Recht ergehen zu lassen. Unter den allzu vielen Bedauernswerten, denen ein unverschuldetes Schicksal
Das Lied in der Notzeit Die Wirtschaftskrise lastet auch auf den Gesangvereinen
Bis in die letzten Winkel des gesellschaftlichen Lebens wirkt sich die verheerende Wirtschaftskrise lähmend ans. Selbst Organisationen, wie Gesangvereine, von denen man annehmen sollte, daß sie unmittelbar nicht so ohne weiteres mit der Krise in Zusammenhang zu bringen wären— denn was soll den Menschen hindern, ein Lied zu singen— leiden stark unter dem Tiefstand der Wirtschaft. Der Grund ist sehr einfach: breite Schichten der Mitglieder find arbeitslos. Dadurch werden selbst größere Ar- be i t e r- G esa n g v e re i n e in der unbedingt notwen- digen Uebungsarbeit behindert. Um das künstlerische Niveau eines Vereins zu halten, muß man mindestens einmal in der Woche mit den aktiven Sängern üben. Das mag noch angehen, wenn sich das Rekrutierungsfeld eines Vereins Über einen begrenzten Wohnbezirk erstreckt, dann brauchen die arbeitslosen Sanges- genossen kein Fahrgeld, um zur Uebungsstunde zu kommen. Es gibt aber eine ganze Reihe von Vereinen, deren Mitglieder zwischen Bernau und Nowawes , zwischen Spandau und Friedrichshagen verstreut wohnen. Hier ist die Uebungsarbeit ungemein erschwert: die Vorstände sind gezwungen, ins Vereinssäckel zu greifen und den arbeitslosen Mitgliedern Fahrgeld und ein paar Groschen Zehrgeld zu geben. Man muß weiter berücksichtigen, daß große Arbeiter-Gesangvereine mit ihren hohen Mitgliederzahlen ihre Uebungsftunden nicht in Vereinszimmern von vorstädtischen Gast- wirtschaften abhalten können. Wenn wöchentlich 150 bis 200 übende Sangesgenossen zusammenkommen, braucht man einen Saal. Aber Säle bedeuten gleichzeitig Verzehr und so hat man heute vielfach den Uebungsbetrieb in Schulaulen verlegt, die nicht so hohe Äieten und Ausgaben verursachen. Auch im Konzertbetrieb haben sich Einschränkungen als notwendig erwiesen. So war es in guten Zeiten bei den führenden Arbeiter-Gefangvereinen Brauch, im Jahr mindestens zwei große offizielle Konzerte mit künstlerischem Programm und dazu noch mehrere Gartenkonzerte mit vorwiegend unterhaltendem Programm zu veranstalten. Heute müssen die verantwortlichen Funktionäre sehr umsichtig bei der Veranstaltung von großen Konzerten sein,
denn ein eventuelles Defizit könnte die künstlerischen Bestrebungen des Vereins nur noch mehr erschweren. Auf der anderen Seite mutz man aber— das trifft besonders auf Berlin zu— schon ein recht gutes Programm bieten, um Massen zu fesseln. Gute Pro- gramme jedoch erfordern wiederum hohe Ausgaben, man muß sich Solisten sichern, die, wenn sie auch nicht mehr so hoch im Kurse stehen wie einst, doch immerhin bezahlt sein wollen. Das belastet von vornherein den Etat und wenn man sich früher über das gute Gelingen, sagen wir eines Konzertes in der„Neuen Welt" keine allzu großen Sorgen machen brauchte, dann ist dies heute schon ein Risiko, ob bei der gegenwärtigen Arbeitslosigkeit noch Tausende von Gästen dem Ruf des Vereins Folge leisten. Daran ändert auch die Verlegung der Konzerte von Restaurationsbetrieben in die eigentlichen Konzertsäle nichts, denn was die Gäste hier einsparen, müßten sie meist an erhöhten Eintrittsgeldern draufzahlen, da die Mieten für die Konzertsäle immer noch unverhältnismäßig hoch find. Verschiedene Vereine haben aus dieser unsicheren Lage insofern einen Ausweg gefunden, indem sie gemeinsam Konzerte ver- anstalteten, ohne mit einem Defizit abschließen zu müssen. Am schwersten sind aber die Konzertreisen betroffen worden. So machte beispielsweise die„T y p o g r a p h i a" seiner- zeit ihre große Reise Dresden— Prag— Brünn— Wien— Salzburg— Innsbruck— München, wo überall Konzerte gegeben wurden. Man hatte dazu eine besondere Sängerkasse, in die jeder Teilnehmer wöchentlich 1 Mk. zahlte. Dazu kamen Konzert-Ueberschüsse, Honorare für das Singen im Rundfunk und auf Schallplatten laufend in die Sängerkasse, so daß den aktiven Sängern auf solchen Reisen ein annehmbarer Zuschuß und den Arbeitslosen das ganze Reisegeld gezahlt werden konnte. Heute aber muß mit den Vereins- vermögen so haushälterisch umgegangen werden, daß man im großen und ganzen aus die Veranstaltung von Konzertreisen wird verzichten müssen. Was unter derartigen widrigen Umständen die Krise einreißt, muß deshalb der Idealismus der Sangesgenossen so gut es geht zu überbrücken versuchen. Das sind besonders die Arbeiter-Gesang- vereine ihrer Stellung in der Oeffentlichkeit schuldig.
ihr bißchen Heim raubte, ist auch ein älterer kaufmännischer A n g e st e l l t e r, der vor mehr als einem Jahre seine Stellung verlor. Solange er dazu in der Lage war, zahlte er pünktlich seine Miete; dann versagten über all der Trostlosigkeit gänzlich seine Nerven, er konnte wohl die Bedingungen einer Mietvertragslöfung auch nicht so recht erfüllen, aber er klammerte sich mit der letzten Kraft an seine vier Wände. Man sollte ihn wohnen lassen, er würde auch weiterhin die Miete aufbringen, bloß die lange vertragliche Bindung könne er nicht auf sich nehmen. Briefwechsel und Gerichts- akten wuchsen und wuchsen, die Gesellschaft beharrte auf ihrem ver- traglichen Recht, der Mann mußte die Wohnung räumen. Und weil er die Kündigungsfrist nicht eingehalten hatte, muß er auch jetzt noch, wo er bereits aus der Wohnung heraus ist, die rückständige Miete bezahlen. Wenn nicht anders, dann eben auf dem Pfändungswege.„In mein Haus kommt kein Gerichts- Vollzieher, das weiß ich", ruft der erregte Mann; bei ihm kämpfen Zahlungswillen mit Zahlungsunfähigkeit, er ist einer von denen, die sich solche Sache sehr zu Herzen nehmen. Vielleicht mehr, als sie überhaupt wert ist. In Fällen, wo die unverkennbare Zahlungs- abficht vorliegt, ließ sich das rücksichtslose Vorgehen bestimmt sehr oft vermeiden. ISö Luftstunden! Die amerikanischen Fliegerinnen Louise Thaden und Frances Marsalis beendeten einen Flug von 196 Stunden Dauer. Der bisherige Frauen-Weltrekord im Dauerflug belief sich auf 123 Stunden.
Oer Lteberfall im Vorortzug. Oer Täter zu 2% Jahren Zuchthaus verurteilt. Der Raubüberfall, der am 17. Juni abends im Vorortzug von Lichterfelde -Ost kurz hinter dem Bahnhof Porckstraße von dem stellungslosen Chauffeur Sell aus den Reichsbahnober- inspektor Scholz aus Berlin verübt worden war, fand sein Nach- spiel vor der Dritten Großen Ferienstrafkammer des Landgerichts II. Sell, der mit Scholz sich allein im Abteil befand, war plötzlich aus- gesprungen und hatte versucht, sein Opfer mit einer Gaspistole, die die Form eines Füllfederhalters hatte, zu betäuben. Der Beamte setzte sich jedoch erfolgreich zur Wehr, überwältigte den Angreifer und übergab ihn aus dem Potsdamer Ringbahnhof der Polizei. Sell wurde wegen versuchten schweren Raubes in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung zu 2V2 Jahren Zuchthaus verurteilt. Klcingartenscha» in Köpenick . Um auch in diesem Jahre der großen Oeffentlichkeit wieder einen Einblick in Zwecke und Ziele der Kleingartenbewegung zu geben, um wieder zu zeigen, welche ungeheuren Werte in den Kleingärten geschafft werden, veranstalten sämtliche dem Bezirks- verband Köpenick e. V. angeschlossenen Kleingartenvereine auch in diesem Jahre am 2 8. und 2 9. August im Weltrestaurant Hirschgarten, Berlin-Köpenick , eine Kleingartenschau. die heute von 13 bis 22 Uhr und am Montag, dem 29. August, von 9 bis 20 Uhr geöffnet ist.
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Alle Arbeiter und Angestellte haben das Recht auf Befreiung von der Mitgliedschaft bei einer Pflichtkrankenkasse(#5l7RVO.) durch Ubertritt zur