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Kreuz und Hafenkreuz.

Gollen wir die evangelische Landeskirche dem Faschismus

ausliefern?

Von Ernst von Harnack .

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Schallplatten und Papiermusik

Bon W. Möbus

Brüderliche Gesinnung und Tatbereitschaft sind die Kennzeichen Als Edison zum ersten Male seinen primitiven Phono-| halten, daß ihre Zahl ganz erheblich vermehrt werden konnte. Da= jeder echten sozialistischen Gemeinschaft. Dereinst glaubte man, daß graphen aufzog, um ihn einen Kindervers, den das Gerät kurz zu durch aber ist es gelungen, die Laufzeit der Platten unter Bei­die Antriebe zu solchem Verhalten nur aus materieller Not auf vor aufgeschrieben hatte, wiederholen zu lassen, mar alle Welt behaltung der bisherigen Größen herauszusehen. dem Wege über vernunftmäßige Ueberlegungen fämen. Unsere davon entzückt, daß es überhaupt möglich war, die menschliche Generation weiß, daß starke Quellen sozialistischen Handelns der Stimme auf diese höchst einfache Art wiederzugeben. Dann begann Tiefe des Gemüts und des Herzens entspringen. Es geht die Entwicklungszeit der Sprechmaschine, die in unseren Tagen ein Hungern und Dürften nach Gerechtigkeit durch die Welt, scheinbar ihren Abschluß gefunden hatte. Aber nichts steht in der das aus leiblichen Nöten keineswegs allein erklärt werden kann. Technik still. Immer, wenn das Experiment die Grundlage einer Wir zählen in unseren Reihen Tausende und aber Tausende, die neuen Technik erschlossen hat, versuchen die Theoretiker, auch missen aus dem Gefühl oder Bewußtsein religiöser Verpflich schaftlich hinter die festgestellten Tatsachen zu kommen. Und all­tung heraus zu Arbeitern für den Sozialismus geworden sind. mählich ging die Führung von dem Nurpraktiker, dem allein auf Wer unsere Bewegung fennt, der weiß, daß es nicht die schlechtesten der Grundlage des Versuches Arbeitenden auf den praktisch ge= Arbeiter find. Was wäre natürlicher, als daß diese unsere Geschulten Wissenschafter über. So ist es auch auf dem Gebiete der nossen für ihre Arbeit im und am Proletariat immer wieder Kraft Tonwiedergabe. Die vollkommenste Sprechmaschine ist nicht so und Schwung aus der Beteiligung am Leben der religiösen Ge vollendet, als daß sie nicht noch besser gestaltet werden könnte. meinschaften, der Kirchen schöpften? Tatsächlich hält ja auch die überwiegende Zahl unserer Freunde das äußere Band zur Kirche aufrecht. Aber es gehen von der Kirche keine starken An­triebe zur tätigen Liebe, d. h. zum praktischen Chirstentum mehr aus. Nicht als ob die Persönlichkeit des großen Volksmannes Jesus Christus etwas eingebüßt hätte von ihrer beispielhaften Er scheinung, nicht als ob sein Vorbild etwas verloren hätte an rich tunggebender Kraft. Aber die derzeitigen Machthaber der Kirche haben es dahin kommen lassen, daß die widerchristlichen Mächte der nationalistischen Ueberhebung, des Kriegsgeistes und der so­zialen Reaktion die Kerngedanken des Christentums verfälschten und verbogen. Die Kirche, einst errichtet als eine seelische Heim­stätte der Mühseligen und Beladenen, als ein Kraftquell meltüber windender Liebe, ist auf dem besten Wege, zu einer bloßen Außen­position in den parteipolitischen Machtkämpfen der Gegenwart herabgewürdigt zu werden.

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Der Haupterponent jener widerchriftlichen Mächte, der Natio= nalsozialismus, beabsichtigt, seine rauhen Rämpfer bei den be= vorstehenden Kirchenwahlen zur Besetzung der Festung Evangelische Landeskirche" zu fommandieren. Dabei verschlägt es Adolf Hitler bei allem Gerede von ,, positivem Christentum" wenig, daß nach zahllosen Literaturzeugnissen( Arthur Rosenberg ) Natio= nalsozialismus und Christentum mirflich so unvereinbar sind wie Feuer und Wasser. Die Weltanschauungstünstler des Braunen Hauses werden schon eine Konkordienformel finden, die Hitler Propaganda unter firchlicher Maske ermöglicht. Ueber den Um fang des firchlichen Propagandafeldes wollen wir uns feinen Täuschungen hingeben: es reicht von der Volksschule bis zu den Universitäten, vom Kindergarten bis zum Fürsorgeerziehungsheim! Die Kirche fann nur dann im Sinne ihres Stifters wirten, Die Kirche kann nur dann im Sinne ihres Stifters wirken, wenn religiöse Falschmünzer ihren Pforten ferngehalten werden. Wir rufen deshalb alle der Landeskirche angehörenden Sozialisten, Männer und Frauen, zur organisierten Abwehr durch Beteiligung an den Kirchenwahlen auf. Unser Ab­wehrkampf gilt aber nicht allein der Reinhaltung der religiösen Heimstätte. Er richtet sich auch gegen die Gefahren für Re­ publik und Sozialismus, die mit einer vollkommenen Faschisierung der Evangelischen Landeskirche verbunden wären. So ist es ein Dienst am Ganzen, für den der, Bund religiöser Sozialisten" wirbt.

Girafanirag gegen den Raziarzt.

10 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust.

Paderborn , 9. September. ( Eigenbericht.)

In dem Baderborner Razi prozeß stellte der Staatsanwalt am Freitag die Strafanträge. Er beantragte gegen Dr. Linden megen vollendeten Totschlags, Waffenmißbrauchs, Bewaffnung zu politischen Zwecken und gemeinsamer schwerer Körperverlegung eine Gesamtzuchthausstrafe von 10 Jahren und 5 Jahre Ehrverlust, gegen die übrigen 13 Angeklagten wegen Waffenmiß brauchs, Bewaffnung zu politischen 3meden, Beteiligung am Rauf handel und gemeinschaftlicher schwerer Körperverlegung Ge fängnisstrafen von 6 Monaten bis zu 2 Jahren. Sämtliche beschlagnahmten Waffen sollen eingezogen werden. Das Urteil ist frühestens am Montagabend zu erwarten.

Vor dem Plädoyer des Staatsanwalts stellte der Gerichtsarzt fest, daß bei Linden von einer Morphiumsucht nicht die Rede sein fönne, er ein geistig normaler Mensch sei und seine freie Willens­bildung nicht gehindert wäre.

Ruhe wieder hergestellt." Polizeibericht über Revolten von Hungernden.

Koblenz , 10. September

Im Laufe des Freitag versammelten sich in verschiedenen Orten des Kreises Koblenz - Land und Manen die Wohlfahrts unter stügungsempfänger vor den Rathäusern und weigerten sich, die Unterstützungen nach den neuen Richt fägen anzunehmen. Während es im großen und ganzen überall ruhig abging, fam es in Vallendar zu Tätlich­feiten. Nachdem bereits im Laufe des Vormittags ein Ueberfall­tommando der Koblenzer Schugpolizei eingesetzt werden mußte, fam es nochmals in den Abendstunden zu Reibereien. Im Laufe des Bormittags gelang es der Polizei in furzer Zeit, die Straßen zu fäubern. Ein der Kommunistischen Partei angehörender Unter tügungsempfänger wurde hierbei verlegt und mußte dem Krankenhaus zugeführt werden. Im Laufe des Abends wurde eine Frau, die sich besonders der Polizei wider fette, in aft genommen. Gegen 9 1hr war in allen Orten des Mittelrheingebietes die Ruhe wiederhergestellt.

hat

Man braucht kein Geld..."

Komische Oper.

Einst ein netter Film mit Rühmann , von Günther Bibo und Billy Rosen auf die Bühne gezerrt und zu Tode dramatisiert: die Geschichte jenes Millionenonfels aus Amerika , der gar keine Millionen hat, der sie( hier wenigstens) dann plöblich doch wieder unjäglich albern gemacht, feine zehn Druckzeilen wert. Scherze, die unsere Großeltern bereits als alt pertraut lächelnd ab­gemehrt hätten, Plattheiten, wie man sie auch in Berliner Operettenpremieren nur ganz felten in folcher häufung beifammen findet. Ein paar Schlager von Willy Rosen , deren penetrante Melodik wohl niemanden über diese Terte hinwegbringen. wird. Mattes Spiel; nur Julius alfenstein über dem Unterdurch schnittsnievau der ganzen Angelegenheit. Der Rest ist nicht etwa Schweigen; ist vielmehr Bärm der Claque.

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Einer der Hauptnachteile der bisherigen Sprech maschinen ist die verhältnismäßig furze Laufzeit der Platten. Will man größere Stücke ohne Unterbrechung ertönen lassen, so muß man zwei Geräte nacheinander spielen lassen, wobei man immer wieder die Platten wechseln kann. Kein Wunder, daß sich Bestrebungen bemerkbar machen, die Spielzeit einer Platte möglichst heraufzusetzen. Nunmehr soll es im Laboratorium der amerikanischen Bell Telephone Compagnie gelungen sein, dieses Problem unter Beibehaltung der üblichen Plattengrößen in früher ungeahntem Maße zu fördern. Für die 25-3entimeter- Platte wurde eine Laufzeit von 12 Minuten, für die 30-3entimeter- Platte eine Zeit von 20 Minuten erreicht. Dieses Ergebnis wurde einmal durch die Rückkehr zur Edison- Schrift und dann durch die Wahl eines besseren Plattenwerkstoffes erreicht. Bei der Edison- Schrift zeichnen die einzelnen Töne Berge und Täler in die Platte, wobei die Breite der Rille immer gleich bleibt. Da man nun den Platten werkstoff verbessern fonnte, gelang es auch, die Rillen so schmal zu

,, Schicksal nach Wunsch."

Kammerspiele.

Der Titel verheißt etmas Tiefsinniges; im Berlauf des Abends merft man denn auch, was gemeint ist: der Mensch weiß über sich selbst nicht gut Bescheid, was er von seinen Idealen und Sehn­füchten erzählt, ist meist nur Geschwäg, seine eigentlichen Wünsche fchlummern im Verborgenen und bestimmen geheimnisvoll und zwangsläufig sein Schicksal. Glücklicherweise hat die Verfasserin, Christa Winsloe , die durch Mädchen in Uniform", eine beinahe revolutionäre Pensionsgeschichte aus der Zeit der letzten Königlichen Hoheiten bekannt wurde, bald dankenswertes Ein­sehen, und statt einer Revue von Ibsen bis Shaw findet sie( wenige Rückfälle ausgenommen) ein Notizbüchlein mit mancherlei guten Beobachtungen und lebendigen Szenen. Familientheater für Leute, die wissen, was Kaviar im Eisblock ist.

Anfangs also plaudern die Beteiligten vor dem Mikrophon: über die Ehe, wie sie sie sich denken; und nachher geschieht un­gefähr das Gegenteil. Auf dem Präsentierbrett der Deffentlichkeit| hausieren sie mit moralischen Forderungen, und nachher leben sie, mie das Leben eben ist.

Hier ist es fo: ein fleines Qugusweibchen, das sich( soweit Bracht es erlaubt) reizend auszuziehen meiß, figt in golbenem Käfig. Der Bogelhalter gibt 3uder, aber er hat feine Zeit. Er hat auch kein Gemüt, feine Poesie, feine Romantit. Kommt ein anderer Geschäftsdritter, der zwar auch keine Zeit hat, der aber gern Ethit deklamiert. Im goldenen Käfig gibt's Rebellion: das Böglein fleucht zu seinem Erlöser. Der aber hat gerade fürchter­lich viel zu tun, denn die Börse wadelt und Banten stürzen. Bom Regen in die Traufe geraten, rettet sich die füße fleine Nora in ein neues Puppenheim. Auf auteln sie und davon, während die beiden Bielbeschäftigten höchst forreft und ohne die Geschäftsvers bindung zu gefährden, alles, was für den vermeintlichen Käfig mechsel erforderlich ist, bereits geordnet haben.

Der feierlich getäfelte Kunsttempel der Kammerspiele wunderte fidh; aber es geschah fein Protest der vernachläffigten Literatur. Dazu war die von Rudolf Beer geleitete Aufführung zu unter­haltsam. Dazu war Louise Ullrich, die den gefesselten Biep­mag spielte, durch ihre( wie Anatole sagen möchte) weiche und obendrein blonde Anmut eines Frühlingsabends gar zu sympathisch. Johannes Riemann gab den trockenen Alfred Abel mit geistiger Schmiegsamfeit und wohlgekühlten Herzenstönen, den zur rechten Zeit sentimentalen Tierchenhalter. Hans Brause wetter wire belte den Retter und Entführer mit gewohnter( langsam etwas terpulent werdender) Forsche. Margarete Melzer aber zeichnete mit festen, ebenso überzeugenden wie gewinnenden Strichen eine Aerztin, eine fleißige, nüßliche Frau, die abseits stehen muß und doch so gern dabei sein möchte. An dieser Aerztin scheint das Herz der Verfasserin zu hängen, und das versöhnt mit diesem Wede kindlein: das Leben ist eine Oberfläche.

Ein Film mit Schlagern.

Atrium und Titania.

R. B.

Wenn eine schöne Frau im Film singt Ich will nicht wissen, wer du bist" und diese Borte auch noch zum Filmtitel erhoben werden, dann weiß man im voraus, daß sie zum Schluß einem Grafen in den Armen liegt. Das kommt auch hier fo. Doch vorher muß der Herr Graf, damit das alberne Manuskript sich volkstümlich und zeitgemäß zugleich gebärden kann, Chauffeur sein und dabei allein durch sein vornehmes Auftreten und fabel­haftes Aussehen diverse Herzen von Bediensteten fnicken.

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Geza von Bolvary , der die Regie führt, freut sich immer, wenn er einen Schlager angebracht hat. Troß gewiffer Sorgfalt fommt er nicht zur Entfaltung seines vollen Könnens. Er hat zu viel vom Lied einer Nacht" abgesehen. Dit läßt er Liane aids Stimme über der Landschaft schweben und fordert dadurch zu un­günstigen Vergleichen mit dem Kiepura - Film heraus. Die Land schaftsaufnahmen sind sehr gut, der Ton hingegen fam schlecht heraus und die Darsteller blieben oft unverständlich. Gustav Fröhlich , ganz auf Eleganz stilisiert, ist also Graf. Elastisch, jung, von gutem Aussehen, und Liane Haid ist die ihm ebenbürtige Partnerin. Manche Situation rettet als Diener des Grafen Szöle Szafall, dieser Mann von wirklichem Humor, der ein Lachen auslöst, über das man sich nachher weber ärgert noch schämt. Unperständlich jedoch bleibt, daß dieser Film sich Tonfilm- Operette nennt.

Im Vorprogramm versucht sich Curt Bois als Regisseur und Darsteller in einem Kurztonfilm Scherben bringen Glüd". Bois hat andere Aufgaben zu erfüllen, als Buster Keaton nachzus ahmen. c. b.

Ferner ist es gelungen, den Frequenzbereich, das heißt die Aufnahme- und Wiedergabefähigkeit für die höchsten und tiefsten Töne erheblich zu erweitern, so daß die naturgetreue Wiedergabe gefördert murde. Der Frequenzbereich, der bei gewöhnlichen Schall­platten Schwingungen von 50 bis 4000 Herz umfaßt, ist auf 40 bis 10 000 Herz erweitert worden. Das wurde durch Verbesserung der Schreiber, der Tonabnehmer und der Abtastnadel erreicht. Da es auch gelungen ist, die Störgeräusche ganz erheblich zu vermindern, war die Wiedergabe der mit dem neuen Berfahren aufgenommenen Darbietungen unter Benuzung eines verzerrungsfreien Laut sprechers überaus rein und naturgetreu. Wann allerdings diese im Laboratorium durchgeführten Arbeiten praktisch ausgewertet werden, kann in der Zeit der Wirtschaftskrise nicht gesagt werden. Eine andere Methode, lange Musikstüde wiederzugeben, ist von einer Wiener Tonfilmgesellschaft ausgearbeitet worden. Beim Tonfilm werden bekanntlich die vom Mikrophon aufgenommenen Töne unter Benugung einer Photozelle in licht. elektrische Schwankungen umgeformt. Die Lichtschwankungen werden dann am Rande eines Films photographisch wiedergegeben. Man hat nun bei dem neuen Verfahren von den photographierten Tönen Klischees gemacht und mit ihnen schmale Papierstreifen von beliebiger Länge bedruckt. Die Streifen werden auf Spulen auf­gewickelt. Sie erzeugen dann beim Ablauf durch die Dazwischen­schaltung einer Bhotozelle elektromagnetische Schwankungen, die im Lautsprecher wiederum zum Tönen gebracht werden können. Die Länge der Musikstücke ist lediglich durch die Aufnahmefähigkeit der Spulen begrenzt, die zur Aufnahme der Papierstreifen vorgesehen sind. Die Spieldauer fann noch erheblich erhöht werden, wenn man den Streifen breiter macht und Aufnahmen übereinander druckt.

Gemaßregelte Kunst.

Der Staat übt sein Hausrecht" aus.

In der Großen Berliner Kunstausstellung im

Schloß Bellevue find auf Veranlassung der Breußischen Bau­und Finanzdirektion( die das Hausrecht ausübt) 41 Werke des Bundes revolutionärer Künstler Deutschlands vor Eröffnung entfernt worden, worauf der Verband auch die übrigen Werke seiner Mitglieder zurückgezogen hat.

Da die Ausstellungsleitung fich außerdem weigerte, bei Eröff= nung der Schau den Protest des gemaßregelten Bundes zu verlesen und in feiner Weise dazu Stellung genommen hat, muß mit einem Wort auf diese trübe Angelegenheit zurückgegriffen werden.

Ob der Preußischen Bau- und Finanzdirektion das Recht zu­steht, in dem ihr unterstellten Bellevueschloß die ästhetisch- politische Bolizeihoheit auszuüben und Kunstwerke, die fie für gefährlich oder unpassend hält, nach der frischen Art des neuen Kurses auszuweisen, soll hier nicht diskutiert werden. Wer die Macht hat, scheint heute ja überall auch vorweg das Recht zu haben. Hier handelt es sich mehr um das Verhalten der Ausstellungsleitung, das als unverant­morilich zu bezeichnen ist.

Künstler zählen heute traditionsmäßig noch zu den menigen Beuten, die eigene Meinung zu haben und zu vertreten sich nicht trauen. Sie sollten in dieser Hinsicht zusammenhalten, und es wöre die Pflicht der fünstlerischen Organisation gewesen, sich vor ihre gemaßregelben Kollegen zu stellen und zu erklären: Hände weg oder mir verzichten ganz und gar auf euer Schloß.

Das hätte Eindrud gemacht; wahrscheinlich hätte die Haus­herrin nicht gewagt, einen Standal zu provozieren und hätte die Jurierung inner- und außerhalb des revolutionären Bundes den Künstlern überlassen, denen allein sie zusteht. Nachdem man aber überhaupt den Bund revolutionärer Künstler zugelassen oder ein­geladen hatte, ist es eine Schande zu nennen, daß die Ausstellungs­leitung auf den ersten Wink der Bürokratie ihre Kollegen im Stich gelaffen hat. p. f. sch.

Erziehung zur Wehrhaftigkeit.

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Von 2 bis 3 Uhr sandte die Funkstunde Märsche auf Schallplatten; das gab ein gutes Vorspiel für den nach einer geistigen Atempause von einer Stunde einsetzenden Vortrag ,, Wehr­erziehung durch Sport". Der Vortragende Dr. C. Krüm mel beklagte darin, daß der Begriff Sport" bei uns in Deutsch­ land noch nicht völlig von dem ausländischen Begriff gelöst ſei, der unter Sport Spiel und Vergnügen meint. Bei uns hat Sport eine verflucht ernste Sache zu sein, nämlich Erziehung zur Wehr­haftigkeit. Mit dem Wort Wehrhaftigkeit" wurde von Dr. Krüm mel eine Art Zauberkunststück ausgeführt. Er zeigte es als Wehr­haftigkeit für den Lebensfampf vor und verwandelte diese unmert. lich in eine friegerische Wehrhaftigkeit, die sich plöglich wieder ganz friedlich gab. Auch landwirtschaftlicher Hilfsdienst ist nach der An­ficht des Vortragenden eine sportliche Betätigung. Wie man der Jugend die Freude am Kriegsspiel Berzeihung: an den Ge­ländeübungen beibringt? Das Lagerleben, erinnerte der Redner, tommt dem Bedürfnis der Jugend nach Romantit und nach Natur­verbundenheit entgegen. Jawohl, damit will man sie födern. Man macht es sehr geschickt, um sie für den Kriegsgeist zu fangen; auch dieser Rundfunkvortrag war ein Beweis dafür. Das Schallplattenarchiv der Funtstunde bot am Abend einen Rückblick auf die vergangenen, von Aufbauwillen" erfüllten Wochen. Es gab noch einmal die Erinnerung an die amt­lichen Trauerfeiern am 11. August, es gab unter anderem auch eine Momentaufnahme aus dem Reichstag , deren nichtssagender Aus­druck hoffentlich doch manchem Wähler zu denken gegeben hat. Was unserem Bolte fehlt? Dieser Dr. Krümmel meint: ,, Erziehung zur Wehrhaftigkeit."

lz.

Es

Abschluß des 8. Tuberkulosetongreffes. Der 8. Internationale Kongres zur Bekämpfung der Tuberkulose wurde beendet. wurde u. a. beschlossen, den nächsten Kongreß 1934 in Warschau ab= zuhalten und eine neue internationale Organisation für die Fürs forge nach der Heilstättenbehandlung zu errichten. Die Organi fation foll zwar selbständig arbeiten, jedoch ist sie der Internatio= nalen Union zur Bekämpfung der Tuberkulose angeschlossen.

Die ,, Volkstümlichen " in der Philharmonie. Am 13. September, 20 Uhr, beginnen wieder die volkstümlichen Konzerte des Berliner Philharmonischen Orchesters in der Philharmonie. Wesentliche Neuerungen find im Inter­eise der Besucher geschaffen worden. Die Plätze sind numeriert und die Breise noch reduziert. Außer dem ständigen Dirigenten, Professor Primer, werden auch noch andere namhafte Dirigenten und Soliften mitwirken. Das Programm des ersten Abends enthält Bachs Suite ( H- Moll), Haydn- Variationen von Brahms und Beethovens Ereica­Sinfonie.

Im Schiller- Theater finden für die Schulen der Stadt Berlin Nach­mittagsvorstellungen der Aufführung Die berfunfene Glode" statt.