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Nr. 439 49. Jahrgang

Beilage des Vorwärts

So helfen sich Erwerbslose.

Was Selbsthilfe vermag.- Helft der Notgemeinschaft!

Im Herbst 1931 hat ein kleiner Kreis fozial denkender Menschen,| männischer Leitung können sich hier die Jugendlichen ihre Schuhe angeregt von dem Gedanken der Selbsthilfe für Erwerbs. befohlen, ihre Kleider instandsetzen, die Bücher der Bibliothek lofe, wie er in vorbildlicher Weise in Frankfurt a. M. in Küchen- einbinden oder eigene beschädigte Möbelstücke ausbessern und neue betrieben zur Durchführung kam, und wie ihn der Vorwärts" Tischlerarbeiten für eigenen Gebrauch herstellen. mit Nachdruck propagierte, die Notgemeinschaft Berlin zur Errich­tung von Küchen und Heimen für Erwerbsloje" gegründet. Der Berein hat sich zur Aufgabe gemacht, in ausschließlich ehrenamtlich geleisteter Arbeit frei von jeder parteipolitischen Einstellung durch Schaffung von Gemeinschaftsfüchen und Tagesheimen die gegenseitige Selbsthilfe und Nachbarschaftshilfe der Erwerbslosen zu fördern, ihnen dadurch billiges, aber gutes und nahrhaftes Effen fowie warme Behausung zu verschaffen und speziell jugendliche Erwerbslose in handwerklicher Arbeit zu beschäftigen, sie durch Sport zu träffigen und auch durch Vorträge weiterzubilden. Die Ver­einigung gibt jetzt einen Rechenschaftsbericht über die bis­her geleistete Arbeit heraus, dem wir folgendes entnehmen:

Der Erwerbslose zahlte früher für die Portion nur 10 Pf., der Rest mußte durch Mitgliederbeiträge, Patenschaften und sonstige Spenden( vom Dach- Verein) aufgebracht werden. Im Laufe des Monats Mai wurde im Einverständnis mit den Mitgliedern der von den Arbeitslosen zu zahlende Preis für die Literportion auf 15 Pf. erhöht; damit ist eine Angleichung an den Preis erfolgt, den die Stadt Berlin von den Erwerbslosen für Mittagessen verlangt. Die erste Küche der Notgemeinschaft wurde in Tegel , Lilien­thalhof 7, in einer geschlossenen Siedlung aufgebaut. Hier war sowohl der Kreis der verantwortlichen Helfer als auch derjenige der Mitglieder von vornherein gegeben, der Gemeinschaftssinn in weitgehendstem Maße schon vorhanden. Auf kleinstem Raume wurde hier am 1. November 1931 eine Küche eröffnet, die täglich 280 Er­werbslosen ein abwechslungsreiches, schmackhaftes Essen liefert. Nach furzer Zeit schlossen sich der Notgemeinschaft zwei Betriebe an, die, auf gleicher Grundlage arbeitend, unabhängig von ihr entstanden waren; es sind dies: 1. eine Küche in der Fruchtstr. 62 und 2. eine Küche in Johannisthal , Johannes- Werner- Straße, die eine frühere Kochstelle der Stadt Berlin benutzt und täglich 190 Liter tocht.

Arbeitslose schaffen für Arbeitslose.

Mitte Dezember 1931 fonnte dann im Wedding, Uferstr. 15, eine Küche mit Heim eröffnet werden. Die Küche tochte täglich für 375 Personen, das Heim bietet Raum für 80 Jugend liche und stellt ihnen Werkstätten zur Verfügung. Unter fach

Berlins Verwaltungsproblem.

Die Grundzüge des Gutachtens von Dr. Hener. Im Rathaus zeigt man sich sehr wenig geneigt, der Deffent­lichkeit Einzelheiten über die geplante Neugestaltung der Bezirkseinteilung Berlins mitzuteilen. Man erklärt diese ,, Angst vor der Presse" damit, daß es noch nicht möglich gewesen sei, aus den Beratungen eine flare Linie herauszuschälen. Immerhin ist doch bekannt, daß der Oberbürgermeister bereits vor längerer Zeit dem Vertreter eines Korrespondenzbüros erklärte, sein Plan jei fertig. Am Mittwoch soll im Magiftrat nach unseren Infor­mationen zusammen mit den Bezirksbürgermeistern endgültig zu den vorliegenden Gutachten, unter denen die Arbeit des Stadtrats Dr. Heuer besondere Beachtung gefunden hat, Stellung genommen werden. Ueber die Grundzüge des Gutachtens von Dr. Heuer er­fahren wir folgendes:

Dr. Heuer geht in seinem Gutachten von dem Grundsatz aus, daß eine einheitliche Aufgabenverteilung zwischen Zen trale und Bezirken eine einheitliche Leistungsfähig. feit der Bezirksverwaltungen und daher auch eine annähernd gleiche Größe der Bezirke zur Beraussetzung haben. Die Be zirte dürfen nicht zu klein sein, weil sonst überflüssige Aemter geschaffen werden müssen. Die Bezirke dürfen aber auch nicht so groß sein, daß sie selbst wieder eine Art zentrale Verwaltung bilden müssen. Die bisherigen Bezirksgrenzen müssen zur Vermeidung von Schwierigkeiten möglichst respektiert werden. Bei der Zusammenlegung sind die fünftige bauliche Entwicklung und die gegebenen Verkehrsverbindungen zu berücksichtigen.

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Hiernach würde sich eine Zahl von etwa 13 Bezirken er­geben, wobei die kleinsten Außenbezirke größeren Nach barbezirken angegliedert und die Innenbezirke zu drei größeren Bezirken zusammengefaßt werden. Die in der Presse bis­her veröffentlichten Einzelheiten sind zum Teil irrig, insbesondere ist nicht daran gedacht, Spandau einem anderen Bezirk anzu­gliedern. Einzelheiten des Heuerschen Gutachtens werden erst nach Abschluß der Beratungen zwischen Magistrat und Bezirks­bürgermeistern veröffentlicht werden.

Millionenschieber mit falschem Paß. Unzulässige Effektenverkäufe für fünf Millionen festgestellt.

Der Bernehmungsrichter hat in einer neuen großen Devisen­affäre sechs Haftbefehle erlassen, und zwar gegen den ehe­maligen Gerichtsassessor Dr. Böhmer und dessen Frau sowie vier weitere Beteiligte, darunter ebenfalls eine Frau, bei denen es sich aber nur um fleinere Agenten und Makler, aber nicht um bekanntere Persönlichkeiten handelt.

Böhmer war der Zollfahndungsstelle schon seit längerer Zeit als Hauptbeteiligter an großen Devisenschiebungen verdächtig, war auch schon einmal vorgeladen worden, mußte aber wieder auf freien Fuß gesetzt werden, weil damals das Belastungsmaterial gegen ihn nicht ausreichte. Die Ermittlungen gingen indessen weiter, ohne daß man zunächst greifbare Anhaltspunkte gegen den ehemaligen Gerichtsassessor erhielt. Erst in den letzten Tagen kam man durch einen Zufall bei der Untersuchung gegen einige fleinere Leute, die der Effektenschiebungen verdächtig waren, bei weiteren Nach­forschungen auf den Namen des Dr. Böhmer. Und als man ihn zur Vernehmung holte und mit den Leitern eines Berliner Bant­geschäfts fonferierte, erklärten diese zum Erstaunen der Beamten, daß Böhmer doch Herr Munnece" sei, auf dessen Namen seinerzeit bald nach Erlaß der Devisenbestimmungen die riesigen, in die Millionen gehenden Effeftenverfäufe angeblich im Auftrage adliger Verwandter erfolgt waren. Und nun war es flar, daß man in dem früheren Gerichtsassessor den Mann erwischt hatte, der unter

Noch vor Schluß des Jahres wurde in der Frankfurter Allee 306 ein Tagesheim für 300 Erwerbslose eingerichtet, das seinen Besuchern in großen, warmen Räumen behaglichen Aufenthalt und eine zusätzliche Mahlzeit( Nachmittagstaffe mit Brot) bietet. Auch diesem Heim, das in alten Pferdeställen der BVG., die zu großen, hübsch eingerichteten Räumen umgestaltet sind, find Werkstätten, insbesondere eine große Tischlerei angegliedert. Außer dem hat sich die Notgemeinschaft durch den ganzen Winter an einer Lebensmittelverteilungsstelle in der Siedlung Stadt und Land stark beteiligt. Dort wurden bis 1. Mai 1932 50 000 Lebensmittel­patete an Erwerbslose verteilt.

Sonnabend, 17. September 1932

des neuen Herrn zeigte denn auch, daß er zu denen gehört, die jenem Zustand nachtrauern, in dem der Polizeibeamte sich faum vom Soldaten unterschied, sich nicht einmal organisieren durfte und kein Wahlrecht hatte. Nachdem Herr Hauptmann Graf in feiner Einführungsrede voller Pathos festgestellt hatte, daß jezt vierzehn Jahre der Schmach und Schande vorüber seien, und die neue Zeit das wieder an ihm gutgemacht habe, was die alte an ihm versündigte, geruhte er nachher höchst persönlich 3igaretten an seine Beamten zu verteilen. Die Schupos machten jedoch große Augen, als der Herr Hauptmann aus seinen Taschen Badungen der Trommler- SA.- Zigaretten( Pf.) zückte. Wie wir erfahren, beabsichtigt der neue Herr Hauptmann die ganze Bereitschaft, die sich bisher durch besondere Pflicht. erfüllung auszeichnete, auseinanderzusprengen, um die versez­ten Beamten durch neue, eben aus der Brandenburger Polizei­schule entlassene Wachtmeister zu ergänzen. Herr Hauptmann Graf hofft wohl, sich dann die ideale" Truppe schaffen zu können, die er fich wünscht. Die Volkspolizei steht bei diesen Herren vom Schlage des Herrn Graf tief im Kurs.

Es ift der Notgemeinſchaft gelungen, thre Küchen und Heime Schulbeginn im Winter 8% Uhr.

in vollem Ausmaße den Sommer über zu erhalten. Es wurde sogar im Laufe des Sommers ausschließlich mit der Arbeitskraft der Erwerbslosen in Baumschulenweg , Kiefholzstraße, aus einem vollständig verwahrlosten Stück Land ein sehr schönes Sommer­ta gesheim mit Gartenanlagen und hübsch eingerichteten alten Straßenbahnwagen angelegt. Das Heim Frankfurter Allee 306 hat sich mit Hilfe seiner erwerbslosen Gäste durch einen schönen breiten Treppenaufgang mit Liegeterrasse vervollständigt.

Nach der Tätigkeit von fast einem Jahr hat die Notgemein­schaft den Erfolg zu buchen, daß fie rund 500 000 Liter Effens­portionen

an Erwerbslose ausgegeben hat, wobei sie außerdem einer großen Anzahl von Arbeitslosen Beschäftigung und Freude an der Ar­beit für die Gemeinschaft vermitteln konnte.

Das Werk der Notgemeinschaft verdient die Unterstützung aller Boltsgenoffen, denen die Verbundenheit mit den Erwerbslosen nicht nur Lippenbekenntnis ist. Für den kommenden Winter des Elends müssen die Mittel aufgebracht werden, die mit so startem Erfolg begonnene Arbeit fortführen zu können. Die Geschäftsstellen befinden sich: Berlin W. 8, Wilhelmstr. 46. Telephon: Jäger 1042. Berlin D. 34, Thaerftr. 31. Telephon: Alexander 1826. 3 ah­lungen werden auf das Post sched- konto: Berlin 152 242 Notgemeinschaft Berlin zur Errichtung von Küchen und Heimen für Erwerbslose e. V., Berlin W. 8, Taubenstr. 46, erbeten.

Die Deputation für Schulwesen hat in ihrer Sihung am Freitag einstimmig beschlossen, den Schulbeginn für sämtliche Berliner Schulen mit Ausnahme der Berufs- und Fachschulen für das ganze Winterhalb­jahr einheitlich auf 8% Uhr festzusetzen. Die endgültige Entscheidung über diesen Beschluß liegt beim Provinzialschulkollegium, das wahrscheinlich in der nächsten Woche über diese Frage beraten wird.

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Die Deputation beschloß ferner, den Schluß des Schul. jahres einheitlich für beide Schulgattungen auf den 31. März Die Sommerferien sollen nicht vor dem festzusetzen.

3. Juli beginnen. Die großen Ferien sollen in Zukunft so beendet werden, daß der Unterricht am Wochenanfang beginnt. Auch über diese Abänderung der Ferienordnung trifft das Provinzialschul­follegium die letzte Entscheidung.

Seit vielen Jahren hat die Polizei die Schulanmelde liften aufgestellt. Nachdem die Polizei es abgelehnt hatte, diese Listen weiterzuführen, hatte der Magistrat zunächst davon Abstand genommen, die Listen durch eine städtische Stelle anfertigen zu lassen. Es hat sich jedoch gezeigt, daß unmöglich auf diese Schulanmelde­liften verzichtet werden kann, wenn die Schulverwaltung die Ueber­sicht über die jeweils zum 1. April einzuschulenden Kinder behalten soll. Die Deputation hat deshalb dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, fünftig diese Listen wieder durch die Bezirks= ämter aufstellen zu lassen.

Kastanie blüht- im September.

Benugung eines dem Schriftsteller Munnecke, der in der Nähe von Debisfelde wohnt, verloren gegangenen Passes die un­zulässigen Effektenverkäufe im Auftrag seiner ausländischen Hinter­männer durchgeführt hatte. In der Hauptsache soll Böhmer mit Holland gearbeitet haben, und zwar mit denselben Kreisen, die auch in anderen Devisenaffären eine Rolle spielten. Seine Frau diesen alten Blättern hängen als Früchte noch nicht abgefallene wurde hauptsächlich wegen Verdunkelungsgefahr mit verhaftet.

Die neuen Herren.

Der Herr Schupo- Hauptmann mit den GA- Zigaretten. Den Berliner Schupobeamten der 4. Bereitschaft in der Inspektion Kreuzberg ist großes Heil widerfahren. Sie haben einen neuen Herrn Hauptmann erhalten, und zwar den Hauptmann Graf, der schon unter Severing und Grzesinski ge­zeigt hatte, daß er ein Mann ist, dem die Ideen eines Boltsstaates außerordentlich ferngeblieben sind. Die Einführungsrede

Vor dem Hause Reinickendorfer Straße 108 steht ein fleiner Kastanienbaum. Dieser Baum hat beinahe sämtliche Blätter verloren. Es sind nur noch einige alte Blätter daran und über

Kastanien. Der ganze übrige Baum ist jetzt über und über mit neuen Blüten besät. Unter jeder neuen im prächtigsten Weiß erstrahlenden Blüte hängen ein Dugend 10 bis 15 Zentimeter lange im saftigsten Grün prangende Blätter.

Radiobastelschau und Geräteausstellung. Die Ortsgruppe Berlin­Neukölln des Arbeiter- Radio- Bundes veranstaltet am Sonnabend, dem 17., und Sonntag, dem 18. September, eine Radioausstellung im Lokal Linus Klemt, Berliner Straße 100. Eintritt frei. Geöffnet ist die Ausstellung am 17. September von 12 bis 22 Uhr und am 18. September von 10 bis 22 Uhr. Neben selbstgebastelten Emp­fangsgeräten werden auch Demonstrationsgeräte aus allen die Radiotechnik berührenden Wissensgebieten gezeigt.

Nazi- Verleumder und ihre Freunde.

Alle Beschuldigungen gegen Dr. Weiß widerlegt.

Im Prozeß gegen die verantwortlichen Redakteure, gesellschaftlichen Struktur eine Sonderstellung hätten. Auf Befragen des ,, Angriff" Dr. Lippert und Krause wegen Be­leidigung und Verleumdung des Vizepolizeipräsidenten Dr. Weiß und des Polizeipräsidenten Grzesinski wurde die Beweisaufnahme fortgesetzt.

Dr. Weiß erklärte, daß auf Grund von Veröffentlichungen im ,, Angriff" wegen der Monte- Carlo - Reise von der Zollfahndungsstelle, der man einen derartigen Artikel eingeschickt hätte, Schritte unter­nommen wurden. Der Angriff" habe sich dann

auf das Zeugnis von Gustav Steinmeyer berufen, in deffen Schloß die prominenten Nationalsozialisten verkehrten, daß man einen Rivieraaufenthalt nicht mit 200 Mart bestreiten könne. Die Angelegenheit sei aber so gewesen, daß Dr. Lippert Steinmeyer Vorwürfe gemacht habe, daß dieser an der Riviera ge­wesen sei, Steinmeyer habe aber geantwortet: ,, Was ist denn dabei, da sind doch viele anständige Leute gewesen, u. a. der Polizeivize präsident Dr. Weiß." Dr. Weiß erklärte dann, daß er nur wenige Tage in Monte Carlo gewesen sei und dort verhältnismäßig sehr billig gelebt habe, so daß er nicht mehr als 200 Mark gebraucht habe. Ferner wurde Kriminalkommissar Greiner, der Leiter des Glücksspieldezernats des Polizeipräsidiums, als Zeuge gehört. Der Borsigende machte ihn darauf aufmerksam, daß er die Frage, ob Vorsitzende machte ihn darauf aufmerksam, daß er die Frage, ob er dem ,, Angriff" das Material gegen Dr. Weiß ge liefert habe, unter Umständen nicht zu beantworten brauche. Er erklärte aber, daß dies nicht der Fall sei, daß er nur mit Kollegen über die Angelegenheit gesprochen habe. Bors: Es handelt sich bei Ihrer Vernehmung um die Frage, ob Sie auf An­weisung von Dr. Weiß gegen einige geschlossene Gesellschaften, in denen Glücksspiele veranstaltet wurden, nicht wie gegen die anderen mit aller Schärfe vorgehen sollten. Insbesondere gegen den Theater- Klub. Als der Zeuge nicht tlar antwortete, ob innerhalb der geschlossenen Gesellschaften auf Veranlassung von Dr. Weiß Unterschiede gemacht worden seien, fam es zu einem

heftigen Zusammenstoß zwischen dem Vorsitzenden und dem Kriminalfommissar Greiner.

Der Sachverständige, Kriminalfommissar Schlosser, bemerkte dann, daß schon von früher her neun Klubs wegen ihrer anderen

von Rechtsanwalt Dr. Neubert, ob Kommissar Greiner ein fonkreter Fall bekannt sei, in dem auf Veranlassung von Dr. Weiß nicht gegen Klubs vorgegangen sei, schilderte der Zeuge, daß im ,, Klub von der Heydtstraße" nach einer Anzeige Bac und Ecarté gespielt worden und dabei sehr viel verloren worden sei. Das Verfahren bei der Staatsanwaltschaft sei aber von Staatsanwaltschaftsrat Dr.

Wasmund, der selbst Mitglied des Klubs von der Heydtstraße" war, eingestellt worden. Dr. Weiß habe darauf angeordnet, daß ein Schreiben an die Staatsanwaltschaft, in dem die weitere Ver­folgung gefordert wurde, nicht zur Absendung fam. Weiter betonte der Zeuge, daß es auch bei einem Vorgehen gegen den ,, Klub des Westens" zu Differenzen mit Dr. Weiß gekommen sei. Der Zeuge erklärte aber, daß Dr. Weiß die Genehmigung zu dem Vorgehen gegen den Klub ,, Bühne und Film" gegeben habe, das dann auch zur Verurteilung der Klubleiter führte. Der Nebenkläger, Dr. Weiß,

äußerte sich hierauf zu den einzelnen Fällen und betonte an Hand die betreffenden Anzeigen als nicht stichhaltig erwiesen, bzw. die der Akten, daß in jedem Falle richtig gehandelt worden sei, da sich die betreffenden Anzeigen als nicht stichhaltig erwiesen, bzw. die Staatsanwaltschaft die Verfahren eingestellt hätte. Bemerkenswert war die Erklärung des Oberstaatsanwalts Burchardi, daß die Staatsanwaltschaft auch heute noch in einem derartigen Falle das Verfahren einstellen würde, weil das Material so dürftig gewesen sei.

Der Nazi- Kriminalfommiffar. Rechtsanwalt Dr. Arras: Ist es richtig, Herr Kommissar Greiner, daß Sie vor einigen Tagen in einer Versamm lung nationalsozialistischer Polizeibeamten den Vorsiz geführt haben?" 3euge: Jawohl." Rechtsanwalt Neu­Dr. Arras : bert( aufspringend): Ich beanstande diese Frage!" | ,, Das ist nicht mehr nötig, denn sie ist bereits beantwortet."( Heiter­feit.),

Der Nebenkläger Polizeipräsident Grzesinsty äußerte sich dann zu dem Ministerialerlaß, in dem Ecarté als Glücksspiel be= zeichnet und ein Vorgehen auch gegen geschlossene Gesellschaften gefordert wurde. In der Praxis sei dieser Erlaß, den er als Minister herausgegeben habe, in Berlin wegen der speziellen Ver­hältnisse und Erfahrungen nicht in Anwendung gekommen, sondern