Einzelbild herunterladen
 

Geld her, Geld her

oder ich fall um!

An Freund und Feind in der schlesischen Landwirtschaft senden die Breslauer Nationalsozialisten einen Bettelbrief, dessen Begründung interessante Lichter auf den beginnenden Dalles wirft, aber auch Schlüsse

in ihrer Sorge entfalten. In dem Schreiben heißt es: Abt. Gaukasse.

Der Raketenstart auf der Frischen Nehrung

Von unserem Sonderberichterstatter Pillau , 17. September 1932.

auf den Druck gestattet, den die Schützer von Ar und Halm gehenden Borversuchen im Laboratorium die Rakete des Ingenieurs Auf der Frischen Nehrung soll jest nady langen und ein Wintler starten. Umfangreiche Absperrmaßregeln sind getroffen morden, um Unglücksfälle zu verhüten. Die Frische Nehrung wurde als Startplag gewählt, weil die Versicherungsgesellschaften gegen den ursprünglich auf der Greifswalder Die in der Nähe von Rügen vorgesehenen Start Einspruch erhoben haben.

Betr.: Gauhausspende.

Breslau 1, Bischofstraße 13, im August 1932. Sehr verehrter Herr! Trotzdem Millionen von deutschen Boltsgenossen hungern und bittere Not leiden, haben Sie Ihre Ernte ungestört in die Scheunen

bringen können.

Wie oft haben Sie befürchtet, daß Raub, Mord, Blün. derung, Brandstiftung Sie von der Scholle treiben wird.­Nichts derartiges ist eingetroffen, denn unser oberster Führer Adolf Hitler hat es mit seinen vielen Getreuen verstanden, dem deutschen Volke die wahren Ursachen unserer Not in Tausenden von Versammlungen vor Augen zu führen und das­selbe mit vierzehn Millionen Anhängern in der NSDAP . zum Ausbau des Dritten Reiches und zur Abwehr kommunistischer und marristischer Uebergriffe zusammenzuschweißen.

Für Schlesien wurde die Bewegung unter Führung unseres Gauleiters Helmut Brückner, M. d. R., und M. d. L., vom Bauhaus, Bischofstraße 13, gefördert und zu ihrer jezigen Machtstellung emporgetragen.

Das Gauhaus macht uns Sorge.( Siehe Beilage.) Befreien Sie uns von unseren Sorgen, zeichnen Sie nach besten Kräften. Dem Opferwillen sind keine Grenzen gesetzt. Zeigen Sie durch ihre Gabe, daß auch Sie in Dankbarkeit das große Werk unseres obersten Führers anerkennen. Durch dasselbe ist Ihnen Ihre Existenz und Ihre Scholle, Ihren Kindern die Heimat erhalten worden.

Jedem Spender ist es anheimgestellt, sich mit dem gespendeten Betrage in das Goldene Buch" des Gaues Schlesien der NSDAP . beim Gauschatzmeister Gößl, M. d. L., Breslau 1, Bischof­straße 13, Zimmer 120, persönlich einzuzeichnen, damit sein Name und sein Opferwille für den deutschen Freiheitskampf zur Zeit der größten wirtschaftlichen Not den nachkommenden Geschlechtern als leuchtendes Beispiel erhalten bleibt.

Dieser Brief geht nach dem schlesischen Güteradreßbuch an fämtliche Besizer und landwirtschaftliche Be= amten hinaus. Da wir die politische Einstellung der einzelnen Bolksgenossen nicht fennen, bitten wir Sie, für den Fall, daß Sie

unserem Hauptziele, der wahren Volksgemeinschaft auf christlich nationaler Grundlage, unter dem Grundsatz Gemeinnuzz geht vor Eigennutz" feindlich gegenüberstehen, diesen Brief nicht an Sie

gerichtet zu betrachten.

In der Hoffnung aber, daß fast die gesamte schlesische Land wirtschaft sich freudig bereit erklären wird, unser Bauhaus zu ent­schulden, zeichne ich mit Heil Hitler!

gez. Herbert Don Delffen, Bauhausspenden- Obmann für die Landwirtschaft. Der Brief ging auch an sozialdemokratische und Staatsparteiliche Landwirte, weil sie im Güteradreßbuch mit verzeichnet sind auch ohne Güter" zu besigen. Wahr: scheinlich sind auch die in diesem Adresbuch verzeichneten Juden nicht ausgenommen, denn Geld stinkt ja Juden nicht ausgenommen, denn Geld ſtinkt ja nicht!

Die Kirche als Funkturm.

Der Paftor begünstigt das Hafenfreus.

Flensburg , 17. September .( Eigenbericht.) Der nationalsozialistische Pastor Kähler von der Nikolaikirche hat das Kirchengebäude dem nationalsoziali stischen Militärdienst zur Verfügung gestellt. Anhänger der Eisernen Front bemerkten, daß die Nazis auf dem Ritola is Pirchturm eine Funkübung mit einem entfernt liegenden Trupp abhielten. Als darauf die Polizei den Betrieb fontrollierte, wiesen die Nationalsozialisten einen Genehmigungsschein zur Benuzung des Kirchturms vor. Ob der Pfarrer selbst den Genehmigungsschein unterzeichnet hat, tonnte nicht festgestellt werden. Jedenfalls aber ist die Genehmigung auf seinen Wunsch erfolgt, da der Pfarrer in einer nationalsozialistischen Zeitung feit langem für eine Annäherung des Christenkreuzes an das Hafentreuz

eintritt.

Auch auf dem städtischen Wasserturm. Die Polizei in Eutin überraschte Nationalfozialisten in Stärke von 15 Mann beim Arbeiten mit Funkgeräten auf dem städtischen Wasser- und Aussichtsturm. Die Geräte wurden beschlagnahmt und sichergestellt. Leider verabsäumte die Polizei, die Nationalsozialisten eingehend zu untersuchen. Die Schlüssel zum Aussichtsturm hatten die Nazis von dem Wärter gefordert und auch erhalten.

Ludwig Lefsen 60 Jahre.

Fern von Berlin verlebt Ludwig Lessen seinen 60. Geburtstag auf einer feiner geliebten Reifen nach Südeuropa . Wohlweislich hat er sich allen Ovationen entzogen. Dieser stille, feine Mann, dessen Gedichtbücher und Reiseschilderungen sein seelisches Erleben wider­spiegeln, hat nie das Laute und Offizielle geliebt. Er hätte schon piele Jubiläen feiern fönnen, gehört er doch jett 1900 der Redaktion des ,, Borwärts" an, seit 1906 hat er allein die neue Welt" rebi giert und leitet auch seit dem Bestehen deren Nachfolgerin ,, Bolt und Zeit". Wir wünschen ihm gute Fahrt für seine weitere Lebens reise.

Ein fünf Millionen Jahre alter Baum. Eine Sumpfzypresse, deren Alter auf fünf Millionen Jahre geschägt wird, ist jetzt in einer Braunkohlengrube bei Zittau in Sachsen freigelegt worden. Nach den Berichten hat der Stamm, ber im Sittauer Museum ausgestellt den Berichten hat der Stamm, der im Zittauer Museum ausgestellt werden soll, einen Durchmesser von zwei Meter und wiegt über 100 Pfund.

Alfred Adler , der Begründer der Individualpsychologie, hat für fünf Jahre einen Lehrauftrag in Amerika an der Long- Island­Hochschule erhalten.

Gerhart Hauptmann in der Boltsbühne. Hauptmanns 70. Geburtstag wird in der Boltsbühne am 15. November in Anwesenheit des Tichters burch eine Feſtborstellung von Ratten" gefeiert, bei ber Alfreb& err und Carl 8ud mayer einleitende Worte sprechen werden.

Die Volksbühne E. V. wird noch neue Abteilungen einrichten, die den Mitgliedern neben 10 Aufführungen im Theater am Bülowplatz 2 Vorstellungen in der Lindenoper( und auf Wunsch auch 2 Aufführungen des Schiller- Theaters) bieten. Anmeldungen werden wieder entgegen

genommen.

nur

Wir hatten Gelegenheit, mit dem Schöpfer der neuen Rakete, dem Ingenieur Johannes Winkler , über seine Arbeiten zu sprechen. Winkler verwendet an der Stelle des Pulvers bei seiner Rakete, die er als Strahl motor" bezeichnet, ein Gemisch von Methan und Sauerstoff, das je Kilogramm einen Energiegehalt von 2600 Wärmeeinheiten liefert, während Schwarzpulver 680 Wärmeeinheiten abgibt. Das flüssige Methan- Sauerstoffgemisch läßt sich in getrennten Behältern mitführen und jederzeit in die Verbrennungskammer des Motors einsprizen. Dadurch wird die Maschine beherrschbar, was bei der Pulverrafete in diesem Umfange nicht der Fall war. Sehr wichtig ist auch die Tatsache, daß das wirkungsvolle Gemisch etwa zehnmal billiger ist als Pulver.

Der Name Strahlmotor" wurde von Winkler gewählt, weil bei dieser Maschine die Verbrennungsgafe nicht auf einen Kolben wirken, sondern direkt ausgestrahlt werden und dadurch einen Rück stoß ausüben, der start genug ist, ein Fahrzeug vorwärtszutreiben. Das Kernstück des Motors ist der Verbrennungsraum mit der Aus­strömdüse. Methan und Sauerstoff werden dem Verbrennungsraum durch Rohrleitung und Ventile zugeführt. Durch Veränderung des Düsenquerschnittes läßt sich der Brennraumdruck und damit die Arbeitsleistung des ausströmenden Gases in weitem Umfange regeln. Winkler, der für seine Arbeiten eine ausgezeichnete wissenschaft­liche Vorbildung mitbringt, hat nach zahlreichen Prüfstandversuchen schon 1931 seine erste Ratete in Dessau starten lassen. Auf Grund der damals erzielten Ergebnisse gelang es ihm, weitere Ber­Grund der damals erzielten Ergebnisse gelang es ihm, weitere Ber­besserungen durchzuführen, die zum Bau der jegigen Rakete Ber­anlassung gaben. Es kam ihm vor allen Dingen darauf an, die in

Fridericus und fein Ende.

Ufa- Palast am 300.

Die Filmunternehmer wittern nationale Morgenluft, und schon wird wieder ein Fridericusfilm vorgeführt. Aber diesmal werden sie kaum Geschäfte damit machen. Der Stoff ist zu sehr abgegrast interessanter geworden. Man würde den Geschichtsflitterern zu viel und Herr Otto Gebühr , der Leib gewordene Friedrich, ist auch nicht Ehre antun, wenn man auf ihre Kombinationen fritisch eingehen wollte. Die bereits einmal gefilmte Tänzerin von Sans souci", so heißt der Film, gibt den Vorwand, neben dem friege rischen Frizz auch den liebenswürdigen zu zeigen. Man will uns weismachen, der König habe für seine 8000 Taler die Barberina nur engagiert, um seine spionierenden Feinde auf den Gedanken zu bringen, er denke gar nicht mehr an Kriege. In Wirklichkeit über­rascht er sie natürlich, spielt ihnen falsche Aufmarschpläne in die Hände und gewinnt so ganz nebenbei einen Krieg, nach dessen Ab­Außerdem wird er noch als Freund der Armen und Invaliden ver schluß er von den Bürgern mit einem Fackelzug geehrt wird. herrlicht, wovon die wirkliche Geschichte ganz anderes zu erzählen weiß. Die alten Preußenmärsche erklingen, Kalbsfell und Blech wird nicht geschont. In den früheren Filmen wurde freilich viel mehr militärischer Glanz entfaltet. Der Regisseur 3 elnit fühlt sich offenbar wohler, nachdem er den Geschichtsturs im Stile des fleinen Morig erledigt hat, uns Einblicke in das gelante Leben der Bar berina tun zu lassen. Es geht hier freilich alles zu wie in einem Chesponstin, nachdem er ihr die Schulden bezahlt hat. Fridericus Töchterpensionat. Der gute Coccejt befommt sie schließlich zur braven erscheint als eine Art Tugendwächter dabei.

gehört natürlich auch noch seine Mäcenatenrolle bei ben Rünften, Genug von diesem Geschichtsplunder.( Zur Fridericuslegende für die diesmal Sebastian Bach herhalten muß.) Diese ganze Mache ist ebenso unhistorisch wie leichtfertig. Man friegt allmählich Mit leid mit diesem König, der doch noch etwas anderes war als eine Art Wize machender Popanz. Geradezu verbrecherisch aber ist es, mit welcher Frivolität hier seine Kriege behandelt werden. Sie scheinen reine Sportsache zu sein. Otto Gebühr , ganz Würde und Pose, jeder Augenausschlag ein König, kommt sich beinahe selber fchon als ein Unsterblicher vor. Um so menschlicher, natürlicher war Lil Dagover als Barberina. Sie entfaltete alle Baben ihrer Grazie und alle Rünfte ihrer Rotetterie. Nur schade, daß man von ihrer Tanzfunft nicht viel Aufhebens machen kann, und daß auch die Gelegenheit zu historischen Balletts nicht ausgenugt wurde. Treu, brav und bieder Hans Stüwe als Baron Cocceji. Ein Lichtblick in der Gespreiztheit war Rosa Valetti als tuppelnde und stets naschhafte Mutter der Barberina . Von den vielen anderen Personen ist nichts zu sagen. Sie alle find zur Unbedeutenheit degrabiert. Das befte am Film war schließlich die ihn begleitende Musik nach Motiven aus dem 18. Jahrhundert. Erfreulicherweise tonzertierte auch wieder das Ufa Sinfonie- Orchester unter Leitung von Dr. Thierfelder.

Deutsche Wellen: Berge. Freiherrliches und Nazi- Geplätscher.

-r.

dem Gas enthaltene Kraft möglichst restlos für den Antrieb nutzbar

motor eine Rakete von der Größe des Do. X mit der für die Welt. zu machen. Winkler hat berechnet, baß der fertig entwickelte Strahl­raumschiffahrt notwendigen Anfangsgeschwindigkeit von 11 750 Meter in der Sefunde antreiben fönnte. Dagegen würde eine Feuerwerfs­rafete von der gleichen Leistungsfähigkeit so groß werden müssen wie eine Kugel, in der unser ganzes Sonnensystem freisen könnte. Die besten Pulverrafeten würden Ausmaße erhalten müssen, durch Die Winklersche Rakete ist so gebaut, daß sie in dem Augen­die fie für die prattische Berwertung unmöglich würden, blic, wo sie zu fallen beginnt, einen Fallschirm auslöst, der sie langsam zur Erde zurückfallen läßt. Durch geeignete, forgfältige Beobachtungen mit Fernrohren, Beilinstrumenten usw. hofft man den Niedergang der Ratete nach der Erreichung ihres höchsten

Punktes einwandfrei verfolgen zu können. Es kommt Winkler nicht darauf an, irgendeinen Reford aufzustellen, sondern er will die ihre Wirtschaftlichkeit, von der neben der sicheren Beherrschung der praktische Verwendbarkeit seiner Rakete als Beförderungsmittel und Maschine alles abhängt, beweisen.

Alle Versuche, dem Bannkreis der Erde zu entrinnen, fußen auf der Weltraumrakete. Als Opel vor Jahren seinen Rafeten= wagen auf der Avus vorführte, waren die Erwartungen aufs höchste gespannt, denn Opel sprach damals vor dem Mitrophon außerordentlich optimistisch über den weiteren Verlauf der von ihm, Mar Ballier und anderen eingeleiteten Versuche. Viele glaubten, daß die Menschen nun mit Sturmesschritten zur Eroberung fremder Weltkörper eilen könnten. Diese Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Sie konnten nicht in Erfüllung gehen, weil die technischen Voraus­segungen dafür noch nicht gegeben sind. Gut Ding will Weile haben, und nach den bisherigen Ergebnissen einer intensiven Forschungs­arbeit haben wir, wie auch gerade Winkler betont, allen Grund, zurückhaltender zu sein, als es bisher der Fall war. Wenn auch die phantasievollen Träume eines Jules Verne zum großen Teil durch die Wirklichkeit überholt worden sind, so sind wir trotz aller Rafeten­starts boch noch weit entfernt davon, die von ihm erträumte Mond­ratete in naher Zukunft zu verwirklichen.

digen, finnlos," denn dieser mittelländische Mensch,., bedarf des blutenden Feindes".

In der Stunde der Arbeit" hat die Deutsche Welle zur seit ihren Hörern nichts zu sagen; Arbeiterfragen werben heute von der Regierung autoritativ erledigt. Als Ersatz gab es einen Bortrag über Die Kleinkinderfürsorge".

Rundfunk Reaktion.

Die Berliner Funkstunde gibt bekannt, daß sie die neu geschaffene literarische Abteilung" mit Dr. Harald Braun besezt und zu seiner Unterstügung Friz Laufisch berufen habe. Die bisher von Arnolt Bronnen als Nachfolger des entlassenen Dr. Kürschners verwaltete ,, Aktuelle Abteilung" die jetzt zwar mißverständlich, aber dafür treu deutsch in Zeitfunt" umgetauft wurde- wird als neuer Mann Franz Mariaut leiten; Arnolt Bronnen wird wieder an seinen alten Play in der Sendespiel- Abteilung zurückkehren.

Cine literarische Abteilung" hat es bet der Funkstunde schon immer gegeben; sie wird von Edlef Köppen geleitet, der stets zu den

geistig stärksten und regsamsten Persönlichkeiten im Funkhause zählte. in den legten Wochen allerdings hat die Scholz Atmosphäre offen. sichtlich auch seine Tätigkeit schmer behindert. Man bemühte sich, feinen Wirkungsfreis immer mehr einzuengen. Da neben dieser Literarischen Abteilung" auch eine Abteilung ,, Sendespiele" und eine Bortragsabteilung" bestehen, fann die ,, Neugründung" nur einen 3wed haben: eine neue reaktionäre Kontrollabteilung in der Berliner Funkstunde zu schaffen.

stramm rechts. Selbstverständlich sind alle neuernannten Männer Leute von

Kabarett der Volksbühne.

Eine Doppelwerbung.

bühne im Berein mit der Kunstgemeinde Kreuzberg . Man Einen Kabarettabend ganz eigener Art gestaltete die Volts. hatte die Aula des Friedrich- Realgymnasiums in der Mittenwalder Straße bekommen, die sich für die Zuschauer der hinteren Pläze freilich als ungeeignet erwies. Sah man doch von der Tänzerin Sonja Karsten nur den Kopf, obwohl sie sich fleißig auf die 3ehenspigen stellte und in dieser Position manchen Tanz hindurch aushielt. lleberhaupt erschlug die provisorische Bühne, mit der muchtig starren Orgel im Hintergrund, die keinerlei Weite vortäuschte und auch nicht die geringste Illusion zuließ, manche Wirkungs­möglichkeit. Dennoch war das Publikum bestens unterhalten, weil Theo Maret außerordentlich geschickt den Ansager machte und alle Darsteller sich redliche Mühe gaben. Man hörte Willŋ Krüger, der halb bitter, halb süß Theaterweisheiten vortrug und in gleicher Eigenschaft seine Rollen formte, Franz Bonnet , der eindrucksvoll Arbeitslosenlieder sang, den verwandlungsfähigen Wolfgang I a ub­mann und die junge, vielversprechende Ilse Trauscholdt ( bekannt durch den Film Mutter Krauses Fahrt ins Glüd"), die noch mal ganz groß werden kann, wenn sie den Weg zum eigenen fünstlerischen Ich findet.

Die ganze Veranstaltung wurde zur guten Werbung sowohl für das Volksbildungsamt des Bezirksamts Kreuzberg wie für die Volksbühne; denn die Zuhörer empfanden, Kunst bringt echten Glanz in das jezt so düstere Leben.

Norbert Falf gestorben.

e. b.

Norbert Falk , der bekannte Berliner Theaterkritiker und Film. schriftsteller, ist im Alter von 60 Jahren gestorben. Er war einer der lebendigsten Vertreter jener Generation von Kritifern, denen das Theater noch der wichtigste Lebensinhalt bedeutete. Selbst Ber­jaffer von Lustspielen und erfolgreichen Filmen, wie Madame Dubarry ", Anna Boleyn , Der Kongres tanzt" lebte er mit empfindend in jener finnenfrohen Atmosphäre einer Kunstwest, die in Reinhardt ihren gesteigerten Ausdruck fand.

Die Deutsche Welle hat sich in den letzten Wochen als befonders zeitgemäß" bewiesen: die Tendenz ihrer Darbietungen paßte fich mit nicht zu überbietender Pünktlichkeit den Strömungen der amt­lichen Bolitik an. Die Expreß- Bitte an Hitler um einen Bortrag bezeichnet den Anfangspunkt dieses Stadiums. Heute ebbt die nationalsozialistische Welle etwas ab; die freiherrliche stürzt dafür mit verdoppelter Gewalt über die Hörer herein. Für den angeblich objektiven Zeitdienst" hat man sich bei der Deutschen Welle gegen wärtig den Hugenberg- Redakteur Dr. Otto Krieg verschrieben, der unter reichlichen Beteuerungen seiner völligen Objektivität eine träftige Wahlrede für Herrn Hugenbergs deutschnationales Fähnlein der Aufrechten und die Freiherren - Regierung schwang. An den übrigen Parteien blieb dabei kein guter Faden. Es handelte sich in diesem Falle nicht etwa um einen Auflagevortrag der Regierung, Aus Mährisch- Weißkirchen gebürtig, kam er, der ursprünglich wie viele Hörer vielleicht angenommen haben werben, sondern um zum Handwerterberuf bestimmt war, jung nach Berlin und ersepte eine durchaus programmmäßige Darbietung der Deutschen Welle. durch eisernen Fleiß, was andere, Bessergestellte, an Kenntnissen Der vierstündige Bortragssyklus von Dr. Ludwig Ferdinand leicht erwerben. Seine journalistische Gewandtheit brachte ihn bald Claus über neue Wege der Bölterfunbe", ber jetzt in das Ullsteinhaus, dem er seit 34 Jahren angehörte. Als Chef­feinen Abschluß fand, paßte gut in diese Linie. Dr. Claus entpuppte redakteur des gesamten Feuilletons war er bemüht, die leichetere sich als der Verkünder der nationalsozialistischen Raffenlehre. In österreichische Tonart mit dem Ernst des Berliner Arbeitstempos zu seinem letzten Bortrag, der von ihm nicht zuletzt zu kräftiger Reklame verschmelzen. Er war zum Teil richtunggebend für die Ausgestal­für seine Bücher ausgenutzt wurde, verstieg er sich zu dieser Behauptung des Verlags, dem er angehörte. Sein temperamentvolles Wesen tung: Solange Frankreich vom mittelländischen Menschen beherrscht gab dem Verein Berliner Presse, dessen Wohltätigkeitseinrichtung wird, ist jeder Versuch Deutschlands , sich mit Frankreich zu verstän- und Feſtausschuß er vorstand, entscheidende Anregungen.

90