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chwcidtts zu den Manövern macht hier einen sehr unangenehmen Eindruck. Drei arnautische Büchsenmacher sind unter dem Verdachte eines Komplotts gegen den Iildiz-Kiosk verhastet worden. Kandia, 22. August. Gestern überfielen ungefähr 3000 Au ständische zwanzig kleine, inSgesammt von etwa 300 Mohamedaner» bewohnte Dörfer. Von den Einwohnern wurden viele getödtet. Die Aufständischen verbrannten auf ihrem Zuge 29 Ortschafte» und trieben gegen 1000 Stück Vieh weg. Vou einem Mitgliede des Bureaus, das den i n t e r Nationalen Arbeiterkongreß in London leitete. wird uns geschrieben: Ueber den Londoner Kongreß findet sich in der letzten Nummer derNeuen Zeit" ein Artikel, der, neben vielem Richtigen, doch auch Manches enthält, das der Verfasser nicht geschrieben hätte, wenn es ihm möglich gewesen wäre, einen li e b e r b l i' der Verhandlungen und Vorgänge des Kongresses zu gewinnen Wir wollen nur zwei Punkte herausheben. Dem Bureau wird ein Vorwurf daraus gemacht, daß es zu Rednern für die politische Aktion am zweite» Tag I a u r e s und H y n d m a« bestimmte, und nicht Genossen, welche mit der Geschichte des Züricher Beschlusses genau bekannt waren. Aber die Giltigkeit dieses Beschlusses war bestritten er existirte nicht für den Londoner Kongreß. Das war ja der fatale Jrrthum gewesen, daß man sich in Zürich eingebildet hatte, durch eine Zauberformel die Anarchisten für die Zukun t von den Kongressen fern halten zu können. Es handelte sich nur um die Frage: Politische Aktion oder Zulassung der Anarchisten. Und um hierüber zu reden, dazu bedurfte es keiner Keuntniß der Geschichte des völlig werthlos gewordenen Züricher Beschlusses Zunächst war als einer der Redner für die politische Aktion Liebknecht in Aussicht genomnien; dieser trat jedoch zu gunsten eines französischen Genossen Jaurös, Millerand oder Guesde zurück, weil die Frage der politischen Aktion gerade für die französische Sektion zu einer breunenden geworden war, und unseren französischen Genossen viel darauf ankam, angesichts der Ueberrumpelung durch eine anarchistisch-antipolitische Schern- Majorität, das politische Moment scharf zur Geltung zu bringen. Und ähnliche Erwägungen führte» zur Ernennung eines Engländers als zweiten Redners, nachdem einmal beschlossen war, daßzweiRedn er für und zwei gegen die Zulassung der Anarchisten und Antipolitiker sprechen sollte». Auch bei den Engländern ist diese Frage brenneud und hat eine praktische Bedeutung, wohin gegen sie für uns Deutsche , für die Schweizer , die Belgier, die holländischen Genossen u. s. w. erledigt ist. Die Genossen Jaurßs und Hyndman haben ihre Aufgabe auch vortrefflich gelöst und mit mehr Nutzen für die Sache, als wenn, wie der Verfasser desNeue Zeit">Artikels meint, ein Holländer und ein Belgier gesprochen hätten. Der zweite Tadel, gegen den wir uns wenden, gilt dem Beschluß, der die Bildung einer zweiten französischen Sektion gut hieß. Von, rein theoretischen Standpunkt stimmen wir mit dem Verfasser des Artikels vollkommen überei». Aber praktisch lagen die Dinge so, daß die hausbackene Theorie bei Seite gelegt werden mußte. Die Franzosen hallen sich gespalten. Die Vertreter der französischen Sozialdemokratie waren durch die Vertreter einiger an sich ganz bedeutungsloser anarchistischer und Gewerkschafts-Gruppen in die Minderheit gebracht worden, und sie hatten den unwiderruflichen Beschluß gefaßt, den Kongreß zu verlassen, wenn ihnen nicht die Anerkennung als selbständige Sektion II seitens des Kongresses zu theil würde. Mit dieser T h a t f a ch e, die hier nicht diskutirt werden soll, die sich aber nicht ändern ließ, war wohl oder übel zu rechnen. Wurde die Anerkennung verweigert, so verließen unsere französischen Genossen den Kongreß, während die französischen Anarchisten und Antipolitiker(unter die Vaillant sich verirrt hatte) als Vertreter Frankreichs zurückblieben. Geschah dwS, so war der Kongreß den theoretisch ausgeschlossenen Anarchisten praktisch überlassen. Und wir Deutsche waren vor die Alternative gestellt: mit den Anarchisten, die unsere eigenen Genossen verdrängt, zusammenzutagen, oder unseren französische» Genossen zu folgen. DaS letztere wäre geschehen und auch die Mitglieder der(eng- lischen) Socialdemocratic Federation wären mitgegangen. Die Mehrheit des Bureaus fand, daß es besser sei, die Alter native zu vermeiden, und sie erklärte sich für die Anerkennung der zweiten französischen Sektion. Vom Standpunkt der Prin zipien-Kunstreiterei aus hatte das Bureau unrecht, vom Stand punkt des Partei-Jntereffes hatte es entschieden recht, und hatte die Kongreßmehrheit recht. Es war ein Ausnahmefall, der keine Wiederholung finden wird, also auch kein Präzedenz ist. Vander- velde selbst gestand nachträglich dem Schreiber dieses, daß er sich über den Beschluß des Kongresses freue. Im theoretischen Denk- stübchen sehen die Dinge oft anders ans als in der Wirk- lichkeit. Todtenliste der Partei. Ein alter treuer Parteigenosse, der Schriftsetzer Matthias Schwab in Stuttgart wurde zur letzten Rnhe gebettet. Schwab war jederzeit ei» treuer Anhänger unserer Sache und hat während des Sozialistengesetzes bei den Grün- düngen der verschiedenen Stuttgarter Parteiblätter eine besondere Rolle gespielt. Er erreichte das für Proletarier seltene Alter von 71 Jahren. In Hamburg starb im Krankenhause der Tischler August Ludwig Wilhelm F r i ck e, einer der Parteigenossen, die zur Zeit des Sozialistengesetzes mit in den vordersten Reihe» standen. Er war Bezirksführer im zweite» Wahlkreise. 1888 wurde er verhaftet und mußte O'/e Monate im Gesängniß verleben. Hinter Gefängnißmauern, wohin er durch sein Eintreten für unsere Sache gekommen war, holte er sich den Keim zu der Krankheit, welche ihn jetzt ins Grab gebracht hat. Krank wurde er aus dem Gesängniß entlassen und seil der Zeit ist er nie wieder gesund geworden. Am 14. Januar 1894 ging er ins Kranke»- haus, wo er Ende vorigen Monats verstarb. Die Nachricht von seinem Tode gelangte erst jetzt in die Presse. Polizeiliches, Gerichtliches ee. In den Räume» der Buchhandlung und Druckerei von Auer u. Co. in Hamburg wurde aus Anordnung der Kieler Staatsanwallschaft gehaussucht. Man fahndete nach der Nr. 33 derNeuen Welt" wegen des darin enthaltenen ArtikelsDer Nazarener", der strafbaren Inhalts fein soll. Die wenigen Exemplare, die»och da waren, wurden konfiszirt. Die Mainzer Staatsanwallschaft hat wegen des gleichen Artikels gegen den Redakteur und den Verleger derMainzer Volkszeitung", welche dieNeue Welt" als Sonntagsbeilage bringt, ei» Strafverfahren eingeleitet und die Beschlagnahme der betreffenden Nummer verfügt._ Gemevkssltzaftlizhes. Täuunlllche MUlhellungen von Organisalione», vor allem solche über «usstilnde«der«uesperrungen, müsse» siei» den Slempel der betreffenden Oraanisalton traue». In der GlaSschleiferei von S. Trent er u. Eon in London sind am 22. August die Glasschleifer aus» gesperrt worden. Da sich diese Firma auf alle mögliche Weise bemüht, Streikbrecher aus Deutschland zu bekommen, so ersuchen wir alle Glasschleifer Deutschlands . Augebote von hier auf alle Fälle zurückzuweisen, um uns zum Siege zu verhelfen. The National Plate Glaß Bevellers' Trade Union. Joseph Pye, Sekretär. Die thörichte Russchliesterei der den Herren Döblin und Gefolge wegen ihrer Unterstützung derBuchdrucker-Wacht" nicht genehmen Buchdrnckergehilfen beginnt nun auch in Preußen Ter Buchdruckergehilfe G. in Berlin ist vom Vorstand des Berliner Buchdruckervereins ausgeschlossen worden, weil er sich weigerte, die Erklärung abzugeben, daß er die B u ch- drucker-Wacht" nicht mehr verbreiten wolle. Der Ausschluß trifft den Genannten um so härter, als er gegen- wärtig arbeitslos ist. Selbstverständlich hat auch in diesem Falle die Mitgliedschaft nicht, wie es statutarisch erforderlich ist, den Ausschlußantrag gestellt, sondern der Vorstand hat eigen- mächtig gehandelt. Der Vorsitzende M a s s i n i verweigerte sogar Herrn G.. ihm den Ausschluß schriftlich mitzntheilen; er sagte, wie uns Herr G. glaubhast versicherte:Ich habe Ihnen den Ausschluß mündlich mitgetheilt, das genügt; wenn Sie nach der Versammlung kommen, werfe ich Sie'raus!" Selbst der gewiß nicht sonderlich freiheitliche preußische Staat giebt dem Staatsangehörigen laut Verfassungsurkunde das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Die Herren Döblin und Massini ahnden aber im Fall derBuchdrucker- Wacht" nicht nur die freie und durchaus nicht gegen den Verband gerichtete Meinungsäußerung mit dem Verlust aller Rechte an de» Verband, sondern sogar schon die Kolportage der Buchdrucker-Wacht". Wir wollen abwarten, ob sich die Mitglieder des Berliner Bnchdruckervereins ebenfalls schon auf der schiefen Ebene des krassesten Unrechts befinden, wo ihr Gau- und Zentralvorstand herabrutscht. An die orgauisirte» Braueret-Arbeiter Berlins ! Ver­schiedene bürgerliche Blätter bringen nach dem Bericht der letzten Brauer-Versammluug angeblich von Herrn Direktor Arendt eine Berichtigung, in welcher es heißt:Die Sperre über das Münchener Brauhaus sei nie verhängt worden". Dem gegen- über stellen wir hierdurch fest, daß das Mnnchener Brauhaus für organisirte Brauer gesperrt, und die Sperre noch nicht aus- gehoben ist. Dieses den organisirte» Brauerei-Arbeitern zur Keuntniß. Der Vorstand. I. A.: P r e u ß. I» Oranienburg haben die Korbmacher der Wittwe F e ch n e r wegen Lohndifferenzen die Arbeit eingestellt und er- suchen um Vermeidung des Zuzugs. Alle Arbeiterblätter werden um Abdruck des Vorstehenden gebeten. Zum Stuhlaebeiter-Itreik in Lauterberg a. H. berichtet die MagdeburgerVolksstimme": Infolge der anhaltenden Streikbewegung in Laulerberg hat das Landralhsamt zu Osterode eine Polizeiverordituug für Lauterberg und Barbis erlassen, nach der das rotlenweise Stehen und Lagern der Streikenden an und auf den Wegen und öffentlichen Plätzen beider Orte bei Straf- androhung verboten ist. Siebente ordentliche Generalversammlung der Zentral- Kranken- und Sterbekasse der Schuhmacher und verwandte» Bernfsgenosse» Deutschlands . Im Verlauf der weiteren Beralhung wurde beschlossen, das neue Statut am 1. Jan. 1897 in krast treten zu lassen. Der Vorstand wurde einstimmig wiedergewählt. Der Sitz der Kasse bleibt Hamburg . Als Sitz des Ausschusses wurde Frankfurt a. M. gewählt. Die nächste Generalversammlung soll in München abgehalten»verdeu. Hierauf wurde die Generalversammlung geschlossen. In Solingeit haben die S ch e e r e n a u s m a ch e r und die Fabrikanten sich über ein neues Preisverzeichniß geeinigt. Aus Velbert wird berichtet, daß die Strecken- a r b e i t e r, welche an dem Bau der elektrischen Straßenbahn Elberfeld-Neviges-Velbert beschäftigt sind, ungefähr 30 an der Zahl, die Arbeit eingestellt haben, weil der Unternehmer ihnen statt des versprochenen Tagelohnes von 4 M. nur 3,40 bis 3,S0 M. zahlen wollte. Die Berichterstattung der köuiglicheuLeipziger Zeitung" in Sachen der f t e b e n S ch m i e d e hatte» wir in der Sonntagnummer kurz erwähnt. DieLeipziger Volkszeitnng veröffentticht jetzt den Wortlaut der über alle Begriffe gemeinen Notiz, die das von dem sächsischen Staate errichtete Blatt am 8. Jimi d. I. gegen die Schmiede veröffenttichte. Die Notiz lautet: Eines wahrhaft skandalösen Exzesses machten sich gestern Nach mittag sieben ausständige Schmiedegehilfen schuldig, welche in die Geschästsränme eines in der Antonstraße wohnhaften Schmiede- meisters eindrangen und mit demselben Händel ansingen, weil er die Gehilsenforderunge» nicht bewilligt und an stelle der infolge- dessen ausgeschiedenen Gehilfen fremde Gehilfen eingestellt hatte. Die rohen Patrone setzten dem Meister in dessen Werk- stelle, Hof und Remise in frechster Weise mit Redensarten zu und gingen dann sogar zu Thätlichkeiteu über, indem sie auf den Meister brutal losschlugen. Auch an dem Sohne des letzteren, welcher seinem Vater zu Hilfe eilte, vergriffe» sich die Banditen und rissen ihm die Sachen vom Leibe. Als nunmehr nach der Polizei geschickt wurde, ergriff die erbärmliche Gesellschaft natürlich das Hasen- panier. Glücklicherweise wurden noch im Laufe des gestrigen Nachmittags zwei der Thäter ermittelt, und es steht zu erwarten, daß auch die Persönlichkeiten derübrigenStrolche estgestellt werden. Den Burschen ist eine ganz exemplarische Strafe sicher und zu gönnen. Aus dem ganzen Vorgange aber kann mau wieder einmal die verderblichen Folgen muthwilliger Streiks erkennen." Das Schöffengericht hat, wie wir schon erwähnten, die sieben Schmiede, die des gemeinschaftlich verübten Haus- riedensbruchs angeklagt waren, freigesprochen. Die Notiz des sächsischen Regierungsblattes war also in allem wesentlichen erstunken und erlogen. Aus Zwickau wird unterm 23. August geschrieben: Eine ehr gut besuchte öffentliche Versammlung der hiesigen Mitglieder des Buchdruckerverbandes beschäftigte ich gestern Abend mit dem Ausschluß des hiesigen Vertrauens- maitnes Paul I r nt s ch e r durch den Zentralvorstand. Der Gauvorsteher S t o y aus Chenuntz machte dort den miß- glückten Versuch. das Vorgehen des Vorstandes zu recht fertigen. Nach lebhafter Diskussion wurde bei fünf Stimm- enthaltuugen folgende Resolution angenommen:Tie heutige Versammlung erkennt den Ausschluß Jrmscher's seitens des Zentralvorstandes, weil ftatutenwidrig, nicht an, erblickt vielmehr in diesem Vorgehen des Zentralvorstandes«inen Miß brauch der letzteren! zustehenden Machtbefug- nisse. infolge dessen kann sich die Versammlung mit der vom Gauvorstand geplanten Amtsentsetzung Jrmscher's nicht einver- standen erklären, sondern wird auch fernerhin den- selbe ti als ihren Vertrauens in ann betrachten; gleichzeitig werden die Mitglieder aller Orten auf- gefordert, gegenüber der Rechtsverletzung des Zentral- Vorstandes eutschiede» Stellung zu nehmen." Am 18. Juli fand im Badegarten eine Tischler- Versammlung statt,>vo beschlossen wurde, zur Deckung der Unkosten von jedem Tischlergehilfen einen Beitrag einzu- kassiren; kaum, daß das Sammeln begonnen hatte, löste der über- wachende Beamte aus diesem Grunde die Versannnluitg auf; die beiden Sammler sind aber nachträglich doch noch wegen ver- botenen Sammelns mit einem Strafmandat von je 10 M. bedacht worden. In vorhergehenden Versammlungen ist ein solcher Be- schluß unter den Augen der Polizei ausgeführt worden, ohne daß dieselbe etwas eingewendet hat. Aiff dem Brückenberg, Schacht III, weigerten sich am Freitag früh die Bergleute des 4. Flötzes, anzu- fahren, weil in der letzten Zeit dasHunteullen" von feiten der Beamten so flott betrieben wurde, daß diesen Monat der dadurch verursachte Lohnverlust- für manchen Arbeiter bis Mark betragen konnte. Der Direktor Brückner unterhandelte mit den Vertrauensleute», versprach den Wegfall der Extrastrafen und Nachrevifion der genullten Hunte; darauf sind die Leute wieder eingefahren. Flötz IV ist sehr mit Bergen (Steinen) durchsetzt, ein reines Fördern deshalb schwierig; nun wurde aber zuletzt jeder Hunt genullt, worin sich Berge(Steine) in geringen Quantitäten vorfanden, das heißt der z. B. mit 75 Pf. Lohn angesetzte Hunt wird dem Drittel(23 Mann) nicht gezahlt und beim Monatsschluß wird nach der Zahl der genullten Hunte noch eine Extrastrafe, 1020 Pf. pro Hunt, vom Lohn abgezogen. Es ist nun vorgekommen, daß einem Drittel in einer Schicht 5 Hunte genullt wurden. Ein Drittel hatte bis zum 21. August bereits 30 genullte Hunte auf der Lohnliste, also 30 X 75 Pf. Lohnverlust, ohne die Extrastrafe; da war es wirklich Zeit, daß sich die Leute rührten. I» Leipzig legten auf dem O e l s ch l ä g e l' scheu Bau in der Ritterstraße 03 Maurer wegen des Auftretens des Poliers die Arbeit nieder. Eine Bersantmluug des Vereins Leipziger Buchdrucker­gehilfen, deren Besuch aus zirka 1200 Personen geschätzt wird, nahm die Mittheilnng des Vorstandes, daß die Mitglieder Gasch, Kressin, Hulh, Kunath und Seyserth ausgeschlossen seien, mit vielhuudertstimmigem Pfui! auf und beschloß gegen wenigen Stimmen die Diskussion dieser Vorstandsmaßnahuie. Die Redner verurtheilten auss schärfste die durch den Ausschluß etablirte Beschränkung der freien Meinungsäußerung. Als der Vor» sitzende Eichler sich weigerte, den genannten ausgeschlossenen Mit» gliedern das Wort zu erlheilen, beziehentlich darüber abstimmen zu lassen, brach die Versammlung in langanhaltende stürmische Unruhe aus, was der Vorsitzende als Vorwand benutzte, um die Versammlung zu schließen. Mehrere hundert Mitglieder haben bereits bei dem Vorstand den Antrag aus Einberufung einer neuen Mitgliederversammlung aus Montag Abend gestellt, um ein« Beschlußfassung über die vom Vorstand vollzogene Ausschließung der fünf Mitglieder herbei« zuführen. In Dresden streiken die Arbeiter der Zigarre nfabrik Bernhard Fischer. Der schweizerische Brauerring, Zürich , hat betreffs des Friedensv.. komitees beschlossen, vom Arbeitsnachweis gar nicht mehr zu reden, die Wiedereinstellung der Ausgesperrten demfreien Er- messen" der Ringbrauer zu überlassen, einige ergänzende Be- stinnnnngen in die einseitig vom Ring aufgestellte Arbeitsordnung aufzunehmen und dagegen die Aufhebung des Boykotts zu fordern. Diese Zugeständnisse der Ringbrauer sind so absolut bedeutungslos, daß man darüber kaum diskutiren kann. Es wird sich nur fragen, ob man die Herren zu einem wirklichen Friedensschluß, nicht nur zu solchen faulen Witzchen wird bringen können, wenn man den Boykott noch ein halbes Jahr fort- geführt. Die Produktion der schweizerischen Brauereien hat sich von 1450 000 1894 erhöht auf 1 030 000 Hektoliter Bier Bierimport wuchs von 01 412 auf 02 930, aus 8230 Hektoliter. von schreibt man uns aus hat betreffs des Friedensvorschlages des Bundes- Hektolftern im Jahre im Jahre 1395. Der der Export von 0954 Soziales. Die Geistlichkeit und die Arbeiter. Aus Wriezen wird uns geschrieben: Da es hier sehr häufig vorgekommen ist, daß Arbeiter, die in irgend einer Sache einen Schriftsatz ge- brauchen, gewissenlosen Skribenten in die Hände fallen, welche für theueres Geld ihnen ganz wirkungslose Auf- sätze angefertigt haben, so faßte der hiesige Arbeiter- Gesangverein den Beschluß, den Arbeitern derartige Ein­gaben und Gesuche jeden Sonntag von 1012 Uhr vornnttags unentgeltlich in seinem Lokale aitsertigen zu lassen. Diese Bekanntmachung wurde in den beiden hiesigen Lokalblättern veröffentlicht. Eines Tages erhielt turn Genosse S a l o m o u als Unterzeichner des Inserats«in« polizeiliche Verfügung, bei 30 M. Strafe die geschildert« Thätigkeit einzustellen und auch das Inserat zurückzuziehen, da darin der O b e r k i r ch e n r a t h, an der Spitze der hiesige Ober» Prediger Jung, eine Gestihrdung der Sonntagsruhe er- blicke. Am Schlüsse der geistlichen Beschwerde war bemerkt, daß man einer derartigen Volksbeglückung entgeg�«,». treten müsse. Das erwähnte Inserat wurde nun dahin ge» ändert, daß statt 1012 Uhr zu lesen war: 11 1 Uhr. Um 11 Uhr ist nämlich die Kirchzeit hier vorüber. Da hier So»». tags alle Geschäfte von 11 bis 1»/, Uhr geöffnet find. Lust« barkeiten für Sonntags durch Inserat« angekündigt, g,- geben werden, Krieger-, Turn« und sonstige Feste fiir Sonntags sogar durch große Plakate bekannt gemacht werden und in all diesem keine Gefährdung der Sonntagsruh« gefunden wird, so wird der Ober-Kirchenralh sichs schon gefallen lassen müssen, daß das Inserat in der wie erwähnt abgeänderten Gestalt ruhig veröffentlicht wird. Auf alle Fäll« wird man es auf«ine Klage ankommen lassen. Wie übrigens der Prediger Jung es mit den Aufgaben des Chriftenthums vereinbaren kann. die redlichen Bemühungen einer Arbeiterorganisation höhnisch als eine Volksbeglücknng zu bezeichnen, der man entgegentreten müsse, das ist wohl fein Geheimniß, denn die Grundlage der pro» testantischen Kirche, die Bibel, giebt darüber keinen Aufschluß. und Luther wird das Buch der Bücher doch im allgemeinen richtig übersetzt haben. Sollte Prediger Jung jedoch den Zweck ver- folgen, durch das amtliche Anrufen der Polizei Leute in ihrer Für- sorge für das arbeitende Volk lediglich deshalb zu hindern, weil sie Sozialdemokraten sind, so mag er sich gesagt sei» lassen. daß nach einem bekannten Wort des Oberhauptes der preußischen protestantischen Kirche dieBeistlichkeit sich in Politika nicht zu mischen hat. Mit der Uufaltverhütuug auf de» Baute» will es nicht besser werden. In Hannover sind, wie derVolksiville" be- richtet, beim Bau der Lutherkirche an der Schaufelderfiraß« durch theilweisen Einsturz eines überlasteten Gerüstes zwei Arbeiter schwer verletzt worden. Der Unfall ereignete sich im Be- triebe des I n n u n g s m e i st e r s Bohne, der zugleich Ber- trauensmann der Berufsgenossenschaft in Unfallangelegenhciten ist und als solcher die Bauten zu kontrolliren hat. Wenn die Herren Kontrolleure nicht einmal in ihren eigenen Betrieben für genügende Sicherheitsvorkehrungen sorgen, wie schlimm mag es mit der Kontrolle erst bei den übrigen Betrieben stehen! Soziale Vechlspftese« Beim Engagement des Arbeiters K. äußerte der Bau- meister Schacht, er könne nicht versprechen, daß die Arbeit von längerer Dauer sei. Die Kammer III des Gewerbe- g e r i ch t s, welche über einen Anspruch des K. verhandelte, den -dieser mit seiner plötzlichen Entlassung begründet hatte, entschied dahin, daß jene Bemerkung nicht als Kündigungs ausschluß an- gesehen werden könnte. Da ein Eittlassttngsgrund nicht vorlag, wurde Schacht deshalb zu der geforderten Lohnentschädigung ver- urtheilt. Der Bauarbeiter G. erhielt vom Unternehmer Hirsch bei der Lösung des Arbeitsverhältnisses keine Bescheinigung über Art und Dauer seiner Beschäftigung, obwohl er daraus Anspruch machte. Seine Bemühungen nach Arbeit bliebe» zehn Tage lang ohne Erfolg, iveil er keinen Ausweis über die letzte Stellung besaß; er verklagte deswegen Hirsch auf Schadenersatz. Die Kammer III des Ge Werbegerichts sprach ihm dann auch 30 M. zu, indem pe die fragliche Forderung als berechtigt anerkannte. Oepefchen und letzte Llarhvichken. TromSoe. 24. August.(38. T. B.) Das Schiff Andree's. dieBirgo", kam heute Nachmittag um 1 Uhr S3 Minuten hier an. An Bord befindet sich alles wohl. Genf , 24. August. (W. T. B.) Der internationale Kongreß für Kriminal-Authropologie wurde heute durch eine Ansprache des Bundespräsidenten Lachenal eröffnet. Verantwortlicher Redakteur: August Jaeobey, Berlin . Für den Jnseratentheil verantwortlich: Sh. Glocke in Berlin . Druck und Verlag von Max Babing in Berlin . HierK»* Beilagen.