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Beilage

Dienstag, 27. September 1932

Kurt

Der Abend

Spalausgabe des Vorwärts

Schmeltzer: Meister Munkulus

Leben und Lehre eines Okkultisten

Ja, meine verehrten Herrschaften, ich habe sozusagen von der Bike an gedient; viele arbeitsreiche Jahre hat es mich gekostet, bis ich der weltberühmte Meister Munculus geworden bin, der be= deutendste Hellseher und Astrologe der Jezztzeit, als der ich von allen Autoritäten und selbst Fürstenhäusern anerkannt bin. Bereits als fleiner Knabe mußte ich den Kaffee mahlen, aus dessen Sah meine unvergeßliche Großmutter ihre untrüglichen Schlüsse zog. Bald meihte sie mich, als sie mein Interesse und meine Fähigkeiten scharf fichtig erkannte, in ihre Geheimnisse ein.

Ich denke noch daran, wie untröstlich sie war, als in den Kriegsjahren der Kaffee immer rarer wurde, und sie sich endlich mit Kaffeeersazsak begnügen mußte. Bewundernswert war, daß fie aus so mangelhaftem Material im Kriegsjahr 1918 den un­günstigen Ausgang des Krieges vorhersagen konnte; unvergeßlich wird mir die teure Frau bleiben, die nun selbst schon lange zu den Geistern eingegangen ist; dennoch aber ist es mir vergönnt, sie nach ihrem Tode zu sprechen, hält sie sich doch zur Zeit in nicht mehr als zehn Meter Höhe auf, aus der sie sich mir noch ausgezeichnet verständlich machen kann. Mit wehmütiger Erinnerung denke ich daran, so oft ich ein Kartenspiel zur Hand nehme, wie sie mich das Kartenlegen lehrte; wie wir zusammen mit Verständnis und Hingabe die gesammelten Werke des Meisterzauberers Bellachini studierten und aus ihnen manchen flugen Tipp lernen konnten. Universal gebildet sein," sagte sie mir oft, ist das Wichtigste für unsern hönen Beruf; nicht nur Besprechen und mit der Wünschelrute gehen Kuß man fönnen, nein, auch Okkultistik, Spiritismus, Astrologie und Weissagung muß der Mensch beherrschen, dann steht er als Meister über den andern, erntet Ruhm und Geld."

Ehre dem Andenken der guten und flugen Frau!

Ich will jetzt erklären, woher ich weiß, daß meine gute Groß­mutter, vielmehr ihr Geist, in zehn Meter Höhe über dem Erdboden

schwebt.

Kurz vor ihrem Tode hatten wir verabredet, daß sie sich in jeder Freitagnacht zwischen zwölf und eins durch drei Klopfsignale, lang- furz- furz, bei mir melden und mir durch das Morse­alphabet Nachricht geben sollte, wie und wo sie sich befände.

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Wie gespannt erwartete ich die bestimmte Zeit! Endlich war es so weit, ich saß einsam in meinem Arbeitszimmer, die Pendule schlug langsam zwölf Uhr. Ich harrte erregt der Dinge, die da fommen sollten, und wirklich faum fünf Minuten waren ver­gangen, da klopfte es lang- furz- furz, und wo? Unten am Bein des Stuhles, darauf ich Platz genommen hatte. Es war die Groß­mutter. Biel fonnte sie mir noch nicht erzählen, es war ihr alles noch zu neu und ungewohnt im Reiche der Geister, sie mußte selber erst lernen. Soviel erfuhr ich, daß sie als neugebackener Geist dicht über dem Erdboden schwebte. Jeden Tag durfte sie etwas höher teigen, aber nicht mehr als einen Meter im ersten Jahr. Das zweite Jahr ihrer Abgeschiedenheit würde sie einen Meter höher bringen, das dritte Jahr einen weiteren und so fort, bis sie in der Unendlich­keit bei den reifsten Geistern der Erde entschwunden war. Man kann sich leicht ausrechnen, daß das freilich viele Tausende von Jahren beanspruchen würde, aber in der Ewigkeit ist ein Tag wie ein Jahr, und bis heute hat mir die Großmutter noch nicht einmal gesagt, daß fie fich langweile.

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In den ersten Jahren unterhielten wir uns wie gesagt durch Klopfen und ich konnte mit Befriedigung feststellen, daß die Groß­mutter immer höher schwebte und also auch immer höher klopfen fonnte, erst am Stuhlbein empor, dann am Sitz, dann an der Lehne, endlich am Türpfosten, und dann wurde ja zum Glück das Radio erfunden eine Sache, die bei den Geistern seit Ewigkeiten gang und gäbe ist. Wir verabredeten eine bestimmte Wellenlänge, und dann erzählte mir die Großmutter aus dem Geisterreich. Sie spricht jetzt ein wenig flüsternd, wie leise hinhauchender Wind, aber ich kann sie gut verstehen. Im übrigen sind die Geister gar nicht sehr darüber erfreut, daß die Menschen das Radio ebenfalls erfunden haben: die Töne bei Betätigung der Rückkoppelung find nichts weiter als das Geheul und Gejammer der Geister, die von den rochenen Wellen empfindlich getroffen und bisweilen verlegt wden. Die Großmutter flagt oft darüber, wie rücksichtslos die Menschen mit den Wellen umgehen, ohne daran zu denken. daß die Geister darunter leiden.

Soviel zunächst von der Großmutter seligen Angedenkens! Rührend ist das Interesse und die Anteilnahme weiter Volks­schichten an meiner Tätigkeit und an meinen Bestrebungen. Tag­täglich ist mein Sprechzimmer überfüllt von Hilfesuchenden und Trostbedürftigen. Keinem verweigere ich meinen Rat. Selbst den gänzlich mittellofen Leuten drücke ich wenigstens ein allgemein gehal­tenes Formular in die Hand, aus dem sie zwar nichts ersehen können, das aber doch meinen guten Willen dokumentiert. Im übrigen sage ich aus den Handlinien, aus den Karten, aus den Sternen das, was sie wissen wollen. Auch Großmutters altbewährten Kaffeesatz ziehe ich noch häufig zu Rate, und natürlich sind meine Ausführungen so gehalten, daß sie dem entsprechen, was die Leute anlegen wollen. Wichtig dabei ist, was schon die Alten wußten, und was mir die Großmutter immer wieder einschärfte: Junge, prophezeie nicht zu präzis!" Sie wissen wohl, die Pythia , die Seherin der alten Griechen, sagte dem Alexander: Wenn du über den Rubikon gehst, wird ein großes Reich zerstört." Alexander dachte natürlich, die Pythia meinte das Land der Griechen, und ging über den Rubikon. Hernach wars dann aber sein eigenes.

Die Bythia war eben flug, und von ihrer Klugheit darf man, ja muß man in unserem Beruf lernen. Da prophezeite ich mal einem Mann, die Schwiegermutter würde sterben. Er freute sich und kaufte sich ein Auto, denn er würde ja bald erben, meinte er. Die Schwiegermutter starb auch, aber nicht seine, und er saß in der Tinte mit seinem Auto. Da wollte er mich auf Schadenersatz verklagen, aber zum Glück führe ich ja ein Protokollbuch über meine Prophezeiungen, und da konnte ich ihm klipp und klar nachweisen, daß ich ihm gar nicht prophezeit hatte, seine Schwiegermutter stürbe, sondern irgendeine Schwiegermutter stürbe. Dagegen war ja nichts zu sagen, denn es stirbt ja mehr als eine Schwiegermutter im Jahr. Das aber nur nebenbei, damit Sie sehen, wie schwer unser Beruf ist.

Wie weit der Andrang und das Vertrauen der Klienten geht, erhellt am besten daraus, daß ich schon nach wenigen Jahren meine

Mietwohnung aufgeben und mir ein geräumiges Haus bauen| mir die Auffindung in den verschiedenen Schichten; ich traf Friedrich lassen mußte.

In den Mußestunden oder vor einem gewählten Freundeskreis Geister zu zitieren oder sie durch Tischrücken oder Tellerdrehen zu befragen, gehört zu den Erquickungen nach des Tages Last und Mühen. Oft und offenbar gerne findet sich dazu ungerufen die alte Großmutter ein und ergözt uns durch ein offultes Späßchen, indem sie etwa einen Finger durch die unversehrte Fensterscheibe steckt oder im Spiegel eine Geisterszene sehen läßt. Neulinge überrascht das mehr, als was ich ihnen im Rahmen meines Programms vorführe, denn die Großmutter hat wirklich Wiz. Von ihr habe ich ja meinen geerbt. Den Spaß mit dem Spiegel und mit der Fensterscheibe pflegte sie schon, als ich noch ein Kind war, gerne vorzuführen. Ist es nicht reizend von der alten gestorbenen Frau, dergestalt an frühe Kindheitserinnerungen von mir anknüpfend, meine Bestre­bungen zu unterstützen? Wenn sie mal nicht erscheint, muß ich mich wirklich öfter selbst bemühen. Den Trick dabei kenne ich ja, und meine Freunde verlangen einfach nach ihren Späßen.

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Ich arbeite zur Zeit an einem Verfahren, die Geister zu filmen; die Großmutter hat mir dabei manchen guten Tip gegeben, und ich hoffe, es wird nicht sehr lange Zeit mehr vergehen, wo ich der staunenden Mitmelt meinen ersten Geisterfilm vorführen kann. Die Schwierigkeit dabei ist, entsprechend empfindlichen Film herzustellen, denn die Materialisierung durch Medien würde viel zu weit führen, und auch durchaus falsche Eindrücke vom täglichen Leben und Treiben der Geister vermitteln.

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Auf Veranlassung der Großmutter habe ich mir ein Flugzeug gekauft- meine Verhältnisse gestatten mir das jetzt- und habe die alte Dame in ihrer Zehn- Meter- Höhe besucht. Dann stieg ich natürlich auch in größere Höhen und setzte mich persönlich mit kleines Nachschlagewerk, das ich mitgenommen hatte, erleichterte Geistern in Verbindung, die entsprechend länger verstorben sind. Ein fleines Nachschlagewerk, das ich mitgenommen hatte, erleichterte

zu

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den Großen in hundertdreißig Meter Höhe, Luther in etwa fünf­hundert, ich traf Walter von der Vogelweide achthundert Meter hoch, Cäsar zweitausend, Sokrates dreitausend, Rhampseni vier­tausend und dann wars aus. Höher hinaus konnte ich nicht, darum möchte ich gerne mit Professor Piccard in seinem Strato­sphärenflugzeug aufsteigen. Aber glauben sie, ich könnte diesen Menschen dazu bewegen, mich mitzunehmen? Er lachte mich einfach aus, als ich ihm meine Bitte und ihre Begründung vortrug.

Was soll man tun, um all dem Unverstand zu begegnen, der meinem Vordringen in die Geisterwelt entgegensteht?

Sie erinnern sich, daß ich durch einfaches Handauflegen eine Schnellzuglokomotive erst zum Fahren, dann sogar zum Bäumen brachte. Natürlich behaupten meine Gegner, unterm Kessel hätte das Feuer gebrannt, und ich hätte die Hand auf den Fahrthebel gelegt; das Bäumen aber wäre dadurch entstanden, daß ich auf einen Prellbock aufgefahren sei. Ich wollte das Experiment wiederholen, glauben Sie, auch nur eine Regierung stellt mir eine Lokomotive zur Verfügung? Das lag bisher natürlich an den sozialistischen Ver­kehrsministern. Die sind ja immer neunmalflug. Jezt habe ich den neuen Regierungen das Horoskop gestellt, es ist äußerst günstig ausgefallen, sie haben dadurch nicht unbeträchtlichen Stimmen­zuwachs erhalten- Dankbarkeit hoffe ich, gibts nun wieder im alten Preußen, passen sie mal auf, meine Herrschaften, jetzt werde ich Universitätsprofessor schlimmstenfalls arbeite ich noch ein bißchen in Rassenspiritismus ein neuer Lehrstuhl wird mir zur Ver­fügung gestellt, alle anderen Wissenschaften werden an die Band gedrückt, denn gegen die Offenbarungen meiner Großmutter aus der Geisterwelt können weder Mediziner noch Astronomen, weder Chemiker noch Physiker antreten. Wir stehen im Morgenrot einer Weltwende, meine Herrschaften, und Professor Munculus, wie ich im Dritten Reich heißen werde, ist ihr Prophet!

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Wohin steuern wir

Eine bürgerliche Auseinandersetzung

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Walter Hued hat im Verlage von R. Piper u. Co., München , ein Buch mit dem Titel ,, Wohin steuern wir?" erscheinen lassen. In der Tat, das ist eine ernste und brennende Frage! Erwartungsvoll sucht man, was wohl der Autor zum Problem der die uns in Atem hält". Leider stellt man fest: Sued sagt hier­Arbeitslosigkeit zu sagen hat; denn das ist doch gewiß eine Frage, nichts. Und was hat Hueck zum Problem des Kapitalismus zu sagen? Er stellt unverfroren fest: ,, Kapitalismus bedeutet Brot"; für Herrn Hueck scheint also alles in bester Ordnung zu sein trotz Arbeitslosigkeit, trotz der katastrophalen Senkung des Lohnniveaus und trotz der zunehmenden Verelendung der Massen. Weiterhin verkündet Hueck: Zweifellos ist der Kapitalismus eine Notwendig­feit", aber er hält es nicht für notwendig, diesen merkwürdigen Sazz zu begründen. Statt dessen spricht er vom Sozialismus wie ein Blinder von der Farbe. Er macht der Sozialdemokratischen Partei zum Vorwurf, daß sie Demokratie und Sozialismus molle; denn nach Herrn Hueck find Sozialismus und Demokratie Gegen­sätze. Dies zeigt, daß der Autor keine Ahnung davon hat, was Sozialismus und Demokratie bedeuten.

Ebenso unverantwortlich wird in dem Buche das Problem der Ehe besprochen. Der Autor versucht geistreiche Paradorien aufzu­stellen. Er bemüht sich, die biffigen Bemerkungen Schopenhauers über die Frauen noch zu überbieten und kommt sich dabei unge­heuer vorurteilslos und philosophisch" vor. Das Eheproblem ist für den einzelnen und die Gesamtheit viel zu wichtig, als daß man es zu spielerischen Stilübungen benutzen sollte. Das Buch enthält weiterhin einige Auffäße über finanzielle Fragen, über Biologie, Musik und über den Versailler Vertrag; aber nirgends wird ein Problem schlagartig erhellt"; und es ist ein leichtes, auf jeder Seite trasse Widersprüche aufzuweisen.

Lohnt es sich überhaupt, sich eingehend mit dem Buche ausein­

Der Engländer lernt deutsch

Es ist allgemein bekannt, daß der Engländer keine Neigung hat, fremde Sprachen zu lernen. Er bleibt bei seiner eigenen Sprache selbst dann, wenn er für kürzere oder längere Zeit ins Ausland geht. Ueberall trifft man englische oder amerikanische Reisende, die sogar mit dem Sprachführer in der Hand hilflos sind. Sie haben es nicht nötig, fremde Sprachen zu lernen. Sie reisen mit Vorliebe in Gruppen, haben keine unmittelbaren Grenznach­barn und daher auch weniger Fremde im Land. Zudem haben sie die große Hilfe im Welthandel, daß Englisch von etwa 200 Mil­lionen Menschen gesprochen und von einer noch größeren Zahl ver­standen wird.

Man muß dem Engländer zugute halten, daß er für die Er­lernung fremder Sprachen die denkbar ungünstigsten Voraus­segungen hat. Es hindert ihn der einfache Aufbau der englischen Grammatit, sich im Gestrüpp fremder Sprachgesetze zurechtzufinden. Das gilt besonders für die deutsche Sprache, die eine Fülle schwer­ster, für den Ausländer unbegreiflicher Wort- und Sazbildungen birgt. In den höheren Schulen Englands brachten es die Kinder nur zu einem höchst mangelhaften Französisch( erste Fremdsprache), während der Deutschunterricht( zweite Fremdsprache) bisher faſt nur gute Absicht blieb.

Dies ist der allgemeine Eindruck von der fremdsprachigen Fähigkeit und Bereitschaft der Engländer. Um so größer war daher mein Erstaunen, in diesem Jahre in England zu beobachten, wie viele Menschen aller Kreise von einem Eifer beseelt sind, die deutsche Sprache zu erlernen. Wie selbst in den Vorkriegsjahren nicht mer­den für die höheren Schulen deutschkundige Lehrer in großer Zahl den für die höheren Schulen deutschkundige Lehrer in großer Zahl gesucht. Der Unterricht bleibt nicht im rein Sprachlichen stecken, sondern er versucht an Hand neuer und ausgezeichneter Lehrbücher auch Verständnis für Deutschland und das deutsche Volk zu wecken.

Eine besonders intensive Tätigkeit haben die vielen Er.

anderzusetzen? Gewiß nicht, wenn es nur auf die Richtigkeit der Ansichten anfäme. Aber das Buch ist interessant, meil es in charakteristischer Weise zeigt, welche Verwirrung in manchen Teilen des deutschen Bürgertums herrscht. Besonders aufschlußreich ist die hält der Autor nicht viel; sie ist eine gefährliche Bedrohung der Einstellung zum Nationalsozialismus. Von der nationalen Idee bürgerlichen Kultur und der europäischen Wirklichkeit". Aber Hueck meint, daß man sich ,, aus rein taktischen Gründen" ,,, aus nacktem Selbsterhaltungstrieb" für diese Idee entscheiden müsse, um die sozialistische Idee bekämpfen zu können; denn die nationale Idee hält er für das geringere Uebel. Der Nationalsozialismus sei zwar heute gezwungen, im sozialistischen Gewand" aufzutreten, um wirkliche Massenerfolge zu erringen; Hueck meint dazu: ich glaube, daß man wohl oder übel dieses sozialistische Gewand in Kauf nehmen muß". Es bestehe zwar die Gefahr, daß die National­sozialisten es mit dem Sozialismus ernster meinen, aber Hued beruhigt sofort seine Leser: Ich glaube indessen nicht, daß diese Gefahr allzu schwer zu nehmen ist." Hier wird also deutlich gesagt, daß der ,, Sozialismus der Rechtsradikalen nur ein Täuschungsmittel ist, um auf die Massen Eindruck zu machen, daß aber die Anhänger selbst erwarten, daß der Sozia­lismus nicht ,, ernst" genommen wird. In der Tat scheint Hueck hier den Gedankengang vieler seiner bürgerlichen Gesinnungsgenossen enthüllt zu haben. Das zu wissen ist gerade für den deutschen Arbeiter von größter Wichtigkeit.

Ob Millionen verelenden, das scheint diesen Kreisen nicht so wichtig. wichtig. Daß eine andere Gesellschaftsordnung möglich ist und kommen muß, dafür hat man fein Verständnis. Eine kleine Schicht soll im Besize aller Vorrechte sein und bleiben. Das heißt dann philosophische Erhellung ,, aller Probleme, die uns in Atem halten". Dr. S. W.

machsenenschulen veranstaltet, Arbeiterbildungsschulen, Volkshochs schulen und private Zirkel. Man hat geradezu den Eindruck einer Bewegung für die deutsche Sprache. Auch der Rundfunk ver­anstaltet regelmäßige Deutschkurse. anstaltet regelmäßige Deutschkurse. In Verbindung damit steht eine starke Deutschfreundlichkeit, die sich in herzlicher Gastfreund­schaft für deutsche Reisende und Touristen zeigt. Dagegen ist die Neigung, selbst nach Deutschland zu reisen, durch die unsicheren Verhältnisse in Deutschland und durch die Pfundentwertung leider gehemmt.

Bemerkenswert wie diese deutschfreundliche Bewegung ist auch die Begründung, die in auffälliger Parallelität von den verschie densten Leuten gegeben wird. Sehr oft ist es nur das unklare Ge­fühl, daß Deutschland für die englische Wirtschaft von größerer Be­deutung werden wird und es daher notwendig erscheint, die deutsche Sprache zu beherrschen und von Deutschland zu wissen. Sehr oft wird aber geradezu gesagt, daß Deutschland mit seinen großen tech­nischen Leistungen die Weltwirtschaft maßgebend beeinflussen wird, wenn es erst seine politischen Schwierigkeiten überwunden haben wird. Und um für diese Zeit gerüstet zu sein, wolle man schon jetzt in Schulen und Privatzirkeln planmäßig Deutsch lernen.

Dies ist ein ebenso einleuchtender wie nüchterner Grund. Er erklärt aber nicht die freundschaftlichen Beziehungen, die mit der Bereitschaft zur Spracherlernung einhergehen. Hierfür ist vielmehr neben der allgemeinen räumlichen Berengung der Welt durch Radio, Schnellverkehr und dergl. das Bewußtsein der arbeitenden Bevölkerung die Triebkraft, internationale Verständigungsarbeit zu pflegen. Je mehr sich die Völker in Freundschaft und Verständnis näher kommen, desto weniger können sie gegeneinander aufgeheizt werden. werden. Die Engländer aber haben eingesehen, daß der Krieg gegen Deutschland auch ihr Unglück war, daß sie damals falsch ge= führt wurden. Sie lernen jetzt deutsch, um uns zu verstehen und um ihre Politik auf eine festere Basis stellen zu können. Wilhelm Tietgens.