Antwort auf die Rede von Gramat.
Reichskanzler von Papen hat WTB. eine lange Erflärung gegeben, in der er sich mit Herriot und der englischen Abrüstungsnote auseinandersetzt. Seine Antwort enthält feine wesentlich neuen Argumente. Bemerkenswert ist nur der Saz: Wir haben niemals verlangt, uns in demselben Umfange zu bewaffnen, wie dies Frankreich und andere Staaten tun". Daß die sportliche Ertüchtigung der Jugend irgendmelchen militärischen Charakter habe, bestritt Herr von Papen lebhaft. Deutschland verlange teine Erhöhung seines Rüstungsniveaus, sondern Abrüstung der anderen nach gleichen Methoden, wie sie für Deutschland gelten.
Nationalsozialistischer Gasangriff: Politik und Kapital.
Es ist immer die enttäuschte Liebe, die den ärgsten Haß gebiert. Darum tobt der Angriff" gegen die Harzburger Freunde noch wilder als gegen den„ Marxismus ". Er enthüllt Zusammenhänge zwischen Papen und den Deutschnationalen auf der einen Seite und dem Großkapital auf der anderen.
Den Lesern der Hugenberg- Presse wird es falt über den Rücken laufen, wenn sie erfahren, daß Herr von Papen seinerzeit von Bar= mat in den Aufsichtsrat einer seiner Banken entsandt worden war, und daß der jezige Reichskanzler auch einem Unternehmen ,, des Pariser Juden Michael" als Aufsichtsrat angehört hat.
Der Angriff weist dann aber auch darauf hin, daß der Reichswirtschaftsminister Warmbold bisher Direktor bei Leuna war, und daß der neue Mann in der Reichspressestelle, Heinz Brau weiler, nicht nur beim Stahlhelm, sondern auch beim Kalisyndikat eine große Nummer hat. Dieses habe 5 Millionen an die Grüne Front gezahlt, angeblich zur Förderung des Milchabsazes, in Wirklichkeit aber, um die Düngemittelpreise hochhalten zu dürfen. Schließlich wird auch die von uns ausführlich behandelte Flid Sanierung entdeckt und auf die lukrativen Beziehungen Otto Wolffs zur öffentlichen Hand hingewiesen. Otto Wolff fei aber ,, die finanzielle Kraft bei der Hugenberg - Partei, feitdem er gegen frühere Widerstände in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank aufgenommen worden ist".
Das also find die Bundesgenossen der NSDAP . von gestern, die Leute, die über den bereitwillig hingehaltenen Rücken der SA. hochgeklettert sind. Wer aber sind die Bundesgenossen von heute? hochgeklettert sind. Wer aber find die Bundesgenossen von heute? Wenn Otto Wolff finanzielle Kraft bei der Hugenberg- Partei" ist- wer ist„ finanzielle Kraft bei der Hitler - Partei? Erklärt sich der Aerger des ,, Angriff" über die zahlenden Firmen, die er nennt, daraus, daß diese Firmen nur den anderen Geld gegeben haben?
Das Kapitel ,, Papen- Regierung und Großfapital" ist sehr interessant. Wir sind dem Angriff" für jeden Beitrag, den er dazu liefert natürlich vorausgesetzt, daß alles stimmt, sehr dankbar. Aber das Kapitel hitler Partei und Großkapital" muß auch noch einmal geschrieben werden!
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Benzin- Skandal bei den Nazis. Indirekte Zollfubvention 8 Pf. Gonderrabatt für Pgs. Die Sonntagszeitung unseres Blauener Parteiblatts veröffentficht einen Brief des" Motorsturms, Reserve 106" der NSDAP .
an Jeine Mitglieder, in dem es unter Buntt 9 heißt:
..Berbilligter Betriebsftoff.
100
Der Tote.
Angriff
Rotmord!
, Er hat sich aus Enttäuschung und Scham über uns, feine Führer, erschossen. Also schreiben wir: von den Roten ermordet!"
Herriot und Neurath spielen Versteck.
Getrennte Besprechungen mit Henderson.
Genf , 27. September. ( Eigenbericht.)
Der Präsident der Abrüstungskonferenz Henderson führte am Dienstag Besprechungen mit Herriot , Aloifi- Italien und lands auf militärische Gleichberechtigung. Eine Besprechung zwischen dem deutschen Außenminister über den Anspruch DeutschHerriot und dem deutschen Außenminister von Neurath ist bisher nicht in Aussicht genommen.
Am Montag früh ist Herriot nach Genf zurückgekehrt. Aber schon sind zwei Tage verstrichen, ohne daß er Gelegenheit genommen hat, sich mit dem Reichsaußenminister auszusprechen. Dabei ist sich jedermann klar darüber, daß eine solche Aussprache die Vorausseßung für eine Wiederflottmachung der Abrüstungskonferenz ist. Auch das Büro mußte sich bekanntlich bis zum 10. Oktober vertagen, weil man sehr bald erkannte, daß weitere Beratungen in Abwesenheit Deutschlands zwecklos sind.
Dieses Verhalten der Staatsmänner erweckt die Vorftellung von zwei Schuljungen, die sich gezankt haben und die nicht mehr miteinander sprechen wollen, weil jeder befürchtet, daß es dann heißen könnte, er habe als erster nachgegeben. Für diese Form der Prestige politit werden die Völker kein Verständnis aufbringen. Sie haben schon im Durch Zuschuß aus dem Etat des Chefs des N. S. Kraftfahr. Weltkrieg erfahren, was das bedeutet, wenn keine Macht den forps ist es möglich geworden, Ceuna und B. B. Aral auf ersten Friedensschritt unternehmen will, weil das als Bezugsschein& Pfennig unter dem 3apfflellen- Zeichen der Schwäche" aufgefaßt werden könnte. Inzwischen preis abzugeben. Kaufpreis im voraus senden auf Poffsched- wurden auf beiden Seiten Hunderttausende weiter hin fonto München 13 012 des N. S. Kraftfahrkorps. Der Rabatt kann geopfert. gleich in Abzug gebracht werden. Bestellungen mit Angabe der Geldabsendung( Datum) an mich.
Motorsturm, Reserve 106, m. d. J. b. gez.: Fischer, Truppführer."
Der horrende Schuß 311, der gegenwärtig 16 Pfennig Der horrende Schu3311, der gegenwärtig 16 Pfennig pro Liter Auslandsbenzin beträgt, ist auf Betreiben nicht zuletzt der beiden hier genannten Gesellschaften, nämlich Beunamerfe und Benzolvertrieb, festgelegt worden, die behaupteten, gegenüber der ausländischen Konkurrenz wettbewerbsunfähig zu sein, wenn nicht die eingeführten Betriebsstoffe entsprechend hoch verzollt werden. Jetzt stellt sich aber heraus, daß gerade diese Firmen in der Lage sind, einen Sonderrabatt von 8 Pfennig pro Liter den Nationalsozialisten zu gewähren. Das bedeutet nichts weniger als eine
indirekte Zolljubvention des Reiches an die Nationalsozialisten, die übrigens daraus bereits ein regelrechtes Geschäft machen. Wie das Plauener Blatt berichtet, soll sich mit diesen internen Be= zugsscheinen des nationalsozialistischen Motorsturms ein schwung hafter Handel entwickelt haben, indem Nazis diese Gutscheine an Interessenter zur Hälfte des Nachlasses weiterverkauften und die andere Hälfte, also 4 Pf. pro Liter, selbst einstecken! Dieser Standal beweist jedenfalls, daß die in Frage kommenden deutschen Konzerne die Reichsregierung und die Deffentlichkeit grob angeschwindelt haben, als sie den hohen Benzinzoll von 16 Pfennig pro Liter als unerläßlich für ihre Konkurrenzfähigkeit bezeichneten und durchsetzten. Die Tatsache, daß sie in der Lage sind, einen 8- Pfennig- Rabatt zu gewähren, beweist, daß der Benzinzoll um volle 8 Pfennig pro Liter zu hoch ist.
Brachts Beamte.
Die Entrepublifanisierung der Verwaltung. Die kommissarische Verwaltung Breußens hat mit Wirkung vom Oftober 1932 ernannt: zu Staatssekretären des preußischen Staatsministeriums: den Ministerialdirektor Dr. No bis; für den bisherigen Ministerialdirektor im preußischen Staatsministerium Dr. Nobis zum Ministerialdirektor beim preußischen Staatsministerium: den Ministerialrat im preußischen Finanzministerium Dr. Landfried; zum Ministerialrat im preußischen Staatsministerium: Regierungsrat Dr. Grizbach.
Im preußischen Ministerium des Innern wurden ernannt: zu Ministerialdirektoren die Ministerialräte im preußischen Ministerium des Innern Dr. Schüße( für den ausgeschiedenen Ministerialdirektor Dr. Badt) und Dr. Surén( für den ausgeschiedenen Ministerialdirektor Dr. von Leyden).
Der Präsident des fubanijchen Senats und Chef der Nationalliberalen Partei, Bazquez Bello, wurde bei einem Revolverattentat schwer verlegt und starb im Krankenhaus. Dem unbekannten Täter gelang es, zu entkommen.
Auf deutscher Seite wurde gestern abend offiziös gemeldet, daß Herr von Neurath möglicherweise bereits heute nach Berlin zurückfahren würde, also auch ohne die Möglich feit einer mündlichen Auseinandersegung mit Herriot länger abzuwarten. Aber auch auf französischer Seite tut man sehr hochmütig und versichert, daß man es ebensowenig eilig habe. So geht das nicht weiter! Das Schicksal der Abrüstungskonferenz steht auf dem Spiel. Wenn sie infolge der weiteren Abwesenheit Deutschlands scheitert, dann sind die Folgen unabsehbar. In Deutschland mögen sich manche Nationalisten bei diesem Gedanken freuen, weil sie
Handlungsfreiheit"
glauben, daß Deutschland damit seine automatisch wiedererlangen und drauflos aufrüsten könnte. Das aber wäre ein verbrecherisches Spiel mit dem mung in fast allen Ländern, nicht nur in Frankreich , die Feuer, besonders angesichts der äußerst gereizten StimDeutscheinen selbstherrlichen Wiederausrüstungsbeschluß lands bestimmt nicht ruhig hinnehmen würden.
Sauerwein über Herriots Absichten.
Paris , 27. September. ( Eigenbericht.)
Der Genfer Sonderberichterstatter des Paris Soir", Sauermein, der über die Absichten Herriots im allgemeinen gut unterrichtet ist, meldet seinem Blatt, es sei anzunehmen, daß der Ministerpräsident seine Bemühungen um den Erfolg der Abrüstungskonferenz unter Zugrundelegung folgender Erwägungen fortsetzen werde:
Es gebe einen ersten Grundsaz, über den alle Welt einschließlich Italien einstimmig zu sein scheine. Dieser bestehe darin, daß die Wiederaufrüftung Deutschlands weder gerechtfertigt noch zulässig ist und die Welt schnell neuen Kriegen entgegenführen würde. Der zweite Grundsaz, für ben eine Mehrheit varhanden ist, sei, daß Deutschland das Recht habe, eine umfassende brüstung der anderen mächte zu verlangen aber unter 3 mei Vorbehalten: es müsse einmal warten, bis die Abrüstungstonferenz ihr Werf voll. endet hat, ehe es ein Urteil darüber abgibt, es müsse ferner darauf achten, daß Artikel 8 des Bölkerbundspaktes die allgemeine Abrüftung von der Sicherheit abhängig macht. Es gebe aber feine Sicherheit, solange Deutschland in dem Zustand des frenetischen Aufruhrs gegen die Friedensverträge bleibt, in dem es sich heute befindet. Auf diesen beiden Grundsägen könne ein Abkommen aufgebaut werden, in dem man keine Gelegenheit vorübergehen lasse, mit Deutschland wieder Fühlung zu nehmen, und in dem man ihm nicht erlaube, dieses Unternehmen durch seine berechnete Abwesenheit zu stören. Dieses Abkommen könne libe= ral sein, wenn sich die beteiligten Mächte gleichzeitig durch Verträge binden, von denen mehrere zur Zeit geprüft werden. Sie würden dann feine Gefahr laufen, den Weg der Abrüstung zu beschreiten, der mit den notwendigen Modifikationen den Anregungen Hoovers entspreche.
Komponist der 3nternationale" gestorben. Shriftsatz der preußischen Staatsminister im Umfange von nur
Paris , 27. September. ( Eigenbericht.) Der Komponist der„ Internationale", Pierre Degenter, ist am Montagabend im Alter von 84 Jahren in dem Pariser Vorort St. Denis gestorben.
Degenter war von Beruf Drechsler und stammte aus Lille . In feinen freien Stunden beschäftigte er sich viel mit Mufit. Anfang der neunziger Jahre brachte einer der Leiter der Liller Arbeiterbewegung aus Paris einige revolutionäre Gedichte mit und bat Degenter, eines von ihnen zu vertonen, damit es bei einem Arseinem Bariser Berufsgenossen Bottier verfaßte Lieb, das später beiterfest vorgetragen werden könne. Degenter wählte das von beitern der ganzen Welt gesungen wird. Degenter, der um die Früchte seines Werkes gebracht wurde, da man fälschlicherweise die Musit einem seiner Brüder zuschrieb, trat bei der Spaltung im Jahre 1921 zur Kommunistischen Partei über und lebte seitdem fümmerlich von Almosen seiner Parteigenossen. Die kommunistische Stadtverwaltung von St. Denis hat beschlossen, ihn auf Kosten der Gemeinde beizusetzen./
den Namen Internationale erhielt und heute von den Ar
Zum Kampflied der Arbeiterschaft wurde die Internationale" erst durch den Genossen Guesquière aus Lille . Am Schluß des sozialistischen Einigungsfongresses in Paris im Jahre 1899 bestieg Guesquière, der eine fräftige und schöne Tenorstimme hatte, die Tribüne und stimmte die damals außerhalb Lilles noch gänzlich unbekannte„ Internationale" an, dessen Refrain vom Kongreß stehend mitgefungen wurde. Seitdem hat die Internationale" ihren Siegeszug durch die ganze Welt angetreten.
Wer verschleppt?
Um den Termin in der Streitfache Preußen- Reich. Gegenüber Pressenachrichten, in denen gesagt wurde, daß der Termin der Staatsgerichtshofsverhandlung wegen Einsetzung des Reichskommissars in Preußen verschleppt worden sei, weil Preußen mit seinen Schriftsäzen nicht fertig werde, wird für die preußischen Staatsminister( Braun- Severing- Hirtfiefer) erklärt: Der lezte
vier Seiten stammt vom 13. September. Er wurde von der Reichsregierung am 20. September beantwortet. Unmittelbar darauf haben die preußischen Staatsminister ebenso wie Bayern und Baden dem Staatsgerichtshof telegraphisch mitgeteilt, daß von ihrer Seite Schriftsäge nicht mehr beabsichtigt seien. Es ist also unrichtig, daß Preußen, Bayern oder Baden an der Verzögerung der Termins feftfegung schuld seien. Die preußischen Staatsminister drängen vielmehr nach wie vor auf die schleunige Anberaumung des Termins.
Kommunistische Spihelmethoden.
Ein Fahnen" Redakteur spielt Sozialdemokrat.
"
Das kommunistische Standalblatt ,, Berlin am Morgen" brachte gestern unter der Ueberschrift Man soll nicht leutselig sein" ein Gespräch, das ein gewiffer Richard Tolt mit dem Genossen F. J. Furtwängler gehabt haben will. Wie uns Genosse Furtwängler mitteilt, ist er fürzlich in der Buchhandlung des DGB. von einem jungen Mann angesprochen worden, der sich als eifriger Parteigenosse, Mitglied der soundsovielten Abteilung ausgab und ihn über alles mögliche auszufragen versuchte. Schließlich entfernte fich der zudringliche Ausfrager mit der Bemerkung:„ Wir werden schon etwas daraus drehen. Ich bin nämlich Redat. teur der" Roten Fahne".
Was der tüchtige Journalist Tolk aus seiner Unterhaltung mit Furtwängler zusammengedreht hat, ist ziemlich bedeutungslos und zum Teil erfunden. Durch seinen Versuch, sich mastiert an einen Gegner heranzuschleichen, um ihn auszuforschen, hat er sich selber als eine Zierde der kommunistischen Journalistit gekennzeichnet.
Danneberg als Nachfolger Breitners. In der sozialdemokratischen Gemeinderatsfraktion von Wien teilte Bürgermeister Seiz am Montag mit, daß Stadtrat Breitner mit Rücksicht auf seinen Gesundheitszustand von seinem Amte als Finanzreferent der Stadt Wien zurüdtrete. Die Fraktion nahm diese Erklärung mit größtem Bedauern und Dank für die Arbeit Breitners zur Kenntnis. Nachfolger Breitners in der Finanzverwaltung wird der bisherige Präfi dent des Wiener Landtages, der sozialdemokratische Abgeordnete Dr. Robert Danneberg.