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Beilage

Mittwoch, 28. September 1932

balaidomo Der Abend

Spalausgabe des Vorwards

Geisteswaffen im Tageskampf

Die aktuellen Broschüren des Dietz- Verlages

Während Hitler   die Jugend, die ihm nachläuft, mit Schlag| ring und Revolver ausbildet und in seinen Reihen die Männer sucht, die mit der Waffe ausgebildet sind, bleibt die Sozial­demokratie bei ihren bewährten Geistes maffen, um sich die Mehrheit im Volke zu erringen. Wohl ist die Eiserne Front bereit, die brutale Gewalt mit Gewalt abzuwehren, wohl denkt sie nicht daran, den gewaltsamen Angriff auf Verfassung und Arbeiterrechte wehrlos hinzunehmen, aber in den Reihen der auf­geklärten Arbeiterschaft Deutschlands   gilt noch immer das alte Wort Liebknechts: Wissen ist Macht! Dieses Wissen kann keine noch so brutale Faust austreiben, dieses Wissen ist die Kraft der modernen Arbeiterbewegung und sie setzt alles daran, ihre Auf­flärungsarbeit fortzusetzen.

Zur Durchführung der erfolgreichen Aufklärungsarbeit hat sich der Zentralparteiperlag J. H. W. Diez, Berlin   SW. 68, besonders verdient gemacht, indem er eine stattliche und wertvolle Reihe Broschüren herausgebracht hat, die zu den aktuellen Tagesfragen Stellung nehmen. Sie sind wichtige Geisteswaffen im Kampf mit dem Gegner, sie sind getreue Führer unserer Funktionäre und unserer Jugend. Wir möchten wünschen, daß jedes einzelne Heft in Massen verbreitet und gelesen wird.

Auf die wichtigsten Neuerscheinungen sei hier zusammenfassend hingewiesen. Sie sind in der Volksbuchhandlung oder direkt vom Diez  - Verlag zu haben. Der Preis der Broschüren bewegt sich zwischen 15 und 20 Pfennig, einzelne sind sogar für 10 Pfennig zu haben. Wenn man alle bisher erschienenen Broschüren zur Hand nimmt, so ist festzustellen, daß seit der Befreiung des Rheins bis auf den heutigen Tag alle wichtigen politischen Ereignisse in den Broschüren behandelt werden. Wer alle Broschüren besitzt, hat eine fleine, aber wertvolle der Tagespolitik, die ihm bei der

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Bienstod, der über die innen- und außenpolitischen Erfolge der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands   schreibt, bildet eine aus­gezeichnete Ergänzung der vorerwähnten Schrift. Man möchte fagen, daß beide Schriften zusammengehören und zusammen ge= lesen werden müssen. Wo man sich an die Jugend wendet, dürfen die Frauen nicht vergessen werden. Da jezt die Nazis besonders um die Frauen werben dabei stehen sich Frauen und Haken­kreuz wie Feuer und Wasser gegenüber-, erhält die Schrift von Käthe Kern: Frauen entscheidet euch!" hochaktuelle Bedeu­tung. Ihre Arbeit steht unter dem Leitsah: Wir können als Frauen nicht abseits stehen und sie zeigt, wie frauenfeindlich die Nazis find. Frauen, nehmt diese Schrift zur Hand und ihr wißt, was ihr von dem neuesten Schwindel der Nazis zu halten habt, in dem sie zu beweisen suchen, daß sie für die Gleichberechtigung der Frauen wären. Ebenso aufschlußreich ist die Schrift des Staatsanwalts Dr. W. Hoegner: Die Frau im Dritten Reich". Wenn das Titelblatt eine am Boden liegende Frau zeigt, über der die Hand eines SA.  - Mannes die Knute Hitlers   schwingt, eine Frau, die von einer schweren Kette gefesselt ist, dann zeigt dieses Bild ohne jede Uebertreibung das Schicksal, das der Frau im Dritten Reich blüht. Aber Hitler   ist nicht nur Bürgerkriegstreiber, er ist auch Kriegs­treiber. Auf diese Tatsache weist Friedrich Wendel   in einer besonderen Schrift hin. Aus Hitlers   Reden ist zu entnehmen, daß er einen Krieg gegen Frankreich   und Rußland   und die Rand­staaten beabsichtigt und so schwer gegen die Lebensinteressen Deutschlands   verstößt. Da ist es dringend notwendig, daß Franz Künstler in seiner Schrift: Die Toten mahnen" den Ruf er­

hebt: Nie wieder Krieg, und an Hand von Zahlen daran erinnert, welche ungeheuerlichen und sinnlosen Opfer die Menschen im Welt­frieg bringen mußten.

Der

Wir kämpfen aber nicht nur gegen den Wahnsinn der na zidiktatur, mir fämpfen auch gegen die bosschewisti­sche Diktatur, die für Deutschland   unerträglich wäre. festeste Wall gegen die Bolschewisten sind nicht die Nazis, es sind die Sozialisten, die durch ihre Aufklärungsarbeit auch hier die poli­Karl Kautsky   hat tischen Gewaltapost el zurückweisen.

Otto

über Kommunismus und Sozialdemokratie" geschrieben. Mänchen helfen über Rußland   und der Sozialismus" und R. Abramowitsch   über Wandlungen der bolfchemistischen Diktatur".

Auch diese drei Schriften sind ein guter Beweis für die ziel­flare politische und verlegerische Arbeit des Diez  - Verlages. Wir möchten nur wünschen, daß diese Arbeit in Stadt und Land von unseren Funktionären und Anhängern die Beachtung erhält, die sie verdient. Alle sollten alle kleinen Schriften besigen und Wer kann, sollte die helfen, sie in Massen abzusehen. Schriften erwerben und von sich aus zur Aufklärung weitergeben. Für ganz wenig Geld ist da sehr viel getan. Uebrigens find alle Broschüren gut gedruckt und auf die äußere mirtjame Ausstattung ist großer Wert gelegt, so daß selbst der Besitz der kleinsten Schrift zur Freude wird. Es bleibt uns gerade jezt vor den entscheidenden Wahlen nur der Ruf: Benutzt nach Kräften diese geistige Munition der Eisernen Front, der Sozialdemokratie und der Gewerkschaften!

Bertretung feiner fojialiſtiſchen Unschauungen von großer Bedeutung Kurt Naue: Eine Schauspielerin spricht vor

Den Reigen der aktuellen Broschüren eröffnet Bittor Schiff mit der übersichtlichen und flaren Beantwortung der Frage: Wer hat den Rhein   befreit? Dieser wichtige Abschnitt der deutschen   Nach friegszeit ist schon fast vergessen, obwohl es sich um ein nationales Ereignis ersten Ranges handelt, um eine geschichtliche Tat, an der die Sozialdemokratie mit Erfolg beteiligt war. Sie hat hier ein nationales Werk vollbringen helfen, wie es die nationalsozia­listischen Schreier, die seit dieser Zeit großen Zulauf bekommen haben, nie hätten vollbringen können.

Mit Lug und Trug haben die nationalistischen Schreier breite Schichten des Volkes zu verwirren vermocht und es ist von großer Wichtigkeit, daß Arthur Crispien   in seiner Schrift gerade über ,, Die Sozialdemokratie und die Reparationen" schreibt. Auf wenigen Seiten werden Hunderte von gegnerischen Lügen zerstört. Von gleicher Wichtigkeit ist die Broschüre von demselben Verfasser, in der er das ,, Marxistische ABC." behandelt. Die materialistische Geschichts auffassung bekommt hier eine Untermauerung, die durch nichts zer­stört werden kann. Gerade für unsere Tagestämpfe ist diese Schrift von grundlegender Bedeutung. Wollt ihr Aufklärung über die Ur­fachen der politischen und wirtschaftlichen Krisen von heute, so nehmt die Schriften von Landsberg   und Naphtali zur Hand. Letzterer stellt unter dem Titel Wirtschaftskrise und Arbeitslosig­keit" die Probleme sehr volkstümlich dar, und Landsberg   gibt einen tiefgründigen Abriß in seinem unter dem Titel Die politische Krise der Gegenwart" zu einer Broschüre zusammengefaßten Vortrag, den er am 17. Januar 1931 in der Freien Sozialistischen Hochschule hielt. Sehr wirksames Material gegen die verrückte Hitlerei enthalten die Schriften von Adam Remmele  : Die Futterkrippe" und von Eugen Prager  : Wer hat uns verraten?" Prager behandelt in überlegener Weise die Lügenagitation der Nazis, die das Lied singen: Heißa, wie die Bonzen fliegen, wenn das Dritte Reich wird siegen!" ,, 1000 Worte Hitler  ", die sich mit dem Nazi­programm, das keines ist, beschäftigen, dürfen hier nicht unerwähnt bleiben. Es wird bewiesen, daß das Programm" schädlich, unüber legt und überflüssig ist und daß Millionen dem Nazischwindel nicht zum Opfer gefallen wären, wenn sie gemußt hätten, worum es sich handelt. Sie müssen nun von uns im Interesse Deutschlands   auf= geklärt werden. Wo sich auf Rathäusern der Unverstand der Nazis austobt, da wird man ihnen und ihrer Wählerschaft am besten das Material entgegenhalten, das die Kommunalpolitisch e 3entralstelle der SPD.   unter dem Titel Nazi- Kom munalpolitik" sehr gut gegliedert mit dem Motto herausge= bracht hat: ,, Wollt die Gemeinde ihr zum Abgrund führen? Dann laßt von Nazis fie regieren." Damit auch der Humor nicht fehle, hat Fr. Wendel ein Traktätchen über den Gendarmen von Hildburghausen  " verfaßt, das schon zu hunderttausenden ver breitet wurde und noch weiter abgesetzt werden muß.

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In den Mittelpunkt unserer Besprechung möchten wir die Schrift des früheren Kultusministers Adolf Grimme   stellen: Das neue Volk der neue Staat". Hier sind sieben Ansprachen zu­fammengefaßt, die wohl aus aktuellen Anlässen gehalten wurden, aber von dauerndem Wert sind. Mit hohem sittlichem Ernst über­windet Grimme in seinen Reden die Niederungen der Tagespolitik und weist hin auf die schöpferischen Kräfte, die dem Sozialismus, dem Volksstaat, innewohnen. Grimmes Reden führen mitten im Kampf zu stiller Besinnung und geben neue Kraft zu neuen Kämpfen.

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Für diese neuen Kämpfe hat uns der bekannte Abgeordnete Reil eine 32seitige Schrift sie kostet übrigens auch nur 15 Pf. in die Hand gegeben, die zeigt, was das schaffende Volk in der demokratischen Republik   erreicht hat und was es verteidigen muß. ,, Wißt Ihr das?", so heißt der Titel dieser vergleichenden Ueber­sicht, die aber bei weitem mehr ist: Sie ist ein flarer politischer Rechenschaftsbericht, auf den die. Sozialdemokratie trotz aller Not der Zeit stolz sein kann. Keil sagt hier vieles, was viele nicht wissen, oder schon vergessen haben. Leider weiß auch die Jugend vieles nicht, und da war es am Plaze, daß eine kleine Schrift: Jugend erwache!" von Joh. Müller erschien, der turze Ausschnitte aus den politischen Verhältnissen der Vorkriegs­und Kriegszeit gibt. Wenn sich die Schrift auch an die Jugend mendet, so mird sie von den Erwachsenen sicher ebenfalls mit Nutzen gelejen werden. Bolf und Sozialdemokratie" von Gregor

Regine Brettschneider, engagementslose Schauspielerin, mittel-| in Westfalen  . Zulegt gespielt Desdemona, Verlorene Tochter, Mabel groß, dunkel, fast ein Jahr ergebnislos in Berlin  , überzählte ihr Geld, als fie die Treppen zur Untergrund Wilhelmplaz hinabschritt.

Wenn es gut geht, überlegte Regine, fönnte ich vielleicht zum hören, nichts sehen erst mal, dann die neue Saison, neue Arbeit. Ersten kündigen, am 15. ziehen, dann nach Haus fahren. Nichts

Handtasche Spiegel, Buderdose, Augenbrauenstift, Lippenstift. Un­Die Bahn zog an. Regine wurde tätig. Sie entnahm ihrer bekümmert um Mitfahrende korrigierte sie ihr Aussehen und sucht aus sich zu machen, was ihr nötig und möglich schien.

Abschließend sagte sie sich selbst im Spiegel: ,, Ach was, es wird ja doch nichts. Wieso sollte gerade ich engagiert werden? Lächer­liche Komödie das Ganze!"

Gleichzeitig aber war sie ehrlich genug, sich einzugestehen, daß sie das alles wollte. Daß sie vorsprechen wollte, daß sie gut ab schneiden wollte, daß sie es sich, den Agenten und Direktoren be­meisen wollte und daß sie engagiert werden wollte.

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Und daß sie Angst hatte. Ganz gemeine Angst, dreckiges Lampenfieber, daß sie randvoll angefüllt war mit Unsicherheit.

Sie begann ihr Repertoire zu memorieren. Sie lehnte den Kopf an die Scheiben und sah starr auf die Gegenübersizenden. Sie nahm taum wahr, daß dort Veränderungen vorgingen, daß neue Leute die Plätze der Ausgestiegenen einnahmen, daß es plöglich Tageslicht wurde, daß sie schon am Nollendorfplag war.

Regine merkte, daß sich die Sätze verschachtelten, daß sie An­fang und Ende durcheinanderbrachte und dazwischen Fezzen anderer Rollen, die sie früher gespielt hatte.

Gleisdreieck. Regine zog ein Buch aus ihrer Tasche und las: Gerhart Hauptmann  , Dorothea Angermann, S. Fischer Verlag Berlin  . Blätterte, rekapitulierte ihre Stellen Seite 73, 74 und 75.

Potsdamer Play. Buch zu und raus. Nochmal an einen Spiegel, Haar zurück, Hut gerade, Handschuh an.( Wieder hatte sie den linken nicht genäht!) Dann hinüber zum Paritätischen Stellen­nachweis für Schauspiel, Oper, Operette, Chor und Ballett.

( Ob sie, wenn es nichts würde, gleich weiter ginge zur Film­börse, Besselstraße?)

Alsdann: Regine Brettschneider. Legtes Engagement Hagen  

Nächte in Alt- Berlin

Tief träumen graue Straßenfronten, Die letzte Bahn fuhr längst nach Haus. Die Bank, auf der am Tag sich Greise sonnten, Erkor ein Heimatloser sich zur Ruhe aus.

Dom Kirchturm schlägt es irgendeine halbe Stunde. Man fragt nicht, welche, nachts gilt keine Zeit. 3wei mag're herrenlose Hunde Geraten unterdrückt in Streit.

Ein Schupo patrouilliert gemess'nen Schrittes Und späht, ob keiner keinem etwas raubt, Und vor ihm flieht verstohl'nen Trittes .Der Dagabund. Sein Schlaf ist nicht erlaubt. Der Schupo sieht darüber hin. An der Laterne hält er aus irgendeinem Grunde an.

Er blickt empor. 3ählt er die Sterne? Sein Tschako glänzt im Mondlicht dann und wann. Dann kehrt er um. In einer Haustorecke Drückt irgendeiner seinen Schahz. Der Dagabund späht hinter einer Tagushecke Dem Schupo nach. Dann nimmt er wieder Play. So geh'n die Nächte in den stillen Straßen, Weitab vom Lunapark und Tauenzien. Auch diese Nächte müßt ihr gelten lassen, Auch dies sind Nächte von Berlin  .

Charlotte Benz.

in Gesellschaft.

Ich möchte Ihnen aus Dorothea Angermann vorsprechen. Dann Verlorene Tochter."

Regine stand vor ihnen, ohne gleich beginnen zu können. Sie sah, wie sich zwei Provinzdirektoren begrüßten. Sie hörte sich selber sagen:

,, Ich beginne mit einer Szene aus Dorothea Angermann von Gerhart Hauptmann  ."

Pause. Rasende Angst, daß diese Möglichkeit, diese, wie es ihr schien, einzige Möglichkeit entschwinden könnte, preßte sie zusammen Stockend und leise setzte sie ein: Ich bin nicht gnädig."

Die nächsten Säge waren völlig unhörbar. Dann, heiser und fast widerstrebend: ,,... man lächelt über Berfolgungsmahn: man follte lächeln und meinen über Menschen, die nicht merken, daß die Jagd, die kläffende Hezjagd, daß die Meute immer und überall auf den Fersen ist..."

Wieder blieben mehrere Säge aus. Sie suchte, riß sich zus sammen. Plötzlich fuhr es schneidend unter die Zuhörenden: ,, Sinken ist keine Kleinigkeit."

Und jetzt brach es los mit einer starken, elementaren Stimme, die sich endlich Raum schuf. Das war nicht mehr der Engagements­nachweis, das war nicht Podium, nicht Bühne. Regine sprach nicht mehr vor Direktoren, Vermittlern, Kollegen. Eine unterdrückte, eine ungenutzte Kraft sprang auf. Wie Ketten schüttelte sie die Worte von sich, daß sie den Hörern klirrend um die Ohren sauſten:

,, Nein, die Gebiete, in denen ich meine sogenannten Tage hin­bringe, diese Hölle, diese Abgründe kennen sie nicht."

Dorothea, Regine, eine Unbekannte und vieles in ihr schrien alles hinaus, gingen drohende Schritte nach vorn. Stand dann still. Sprach jetzt nicht, sah über die Hörenden hin, wischte sich den Schweiß von der Stirn, flüsterte klar, jedem genau verständlich:

,, Das Blut, die Nerven wandeln sich um, es geht etwas vor, mobei man nicht mehr bei Bewußtsein ist, man würde sonst vor Entsetzen zu Stein werden."

Nach einer geradezu peinlich langen Pause, die Regine einfach nicht empfand, hörte sie dann eine nüchterne Stimme ,, Dante schön" fagen.

Sie nahm Hut, Mantel, Tasche. Ein Herr mit einem Notiz­bloď tam auf sie zu:

,, Würden Sie mir Ihre Telephonnummer ſagen?"

,, Ich habe kein Telephon."

Sie schloß ihren Mantel, verließ das Haus. Draußen war Frühjahrssonne. Regine befand sich nach kurzer Zeit im Tiergarten. Sie fühlte sich leicht und beweglich. Eine kleine Strecke lief fie. Dann öffnete sie den Mantel. Ihr war warm. Sie setzte sich auf eine Bank.

Allmählich wurde sie starr. Nur einmal ein kurzes Frösteln. Sie zog den Mantel wieder zusammen. Was nun?

Nichts. Und immer weiter. Und dann? Nichts. Und dann weiter?

Sie saß. Langsam sammelte sich in ihr eine starke Scham, daß fie sich so entblößt hatte.

Wen geht das etwas an? Wer kann einen Menschen brauchen, der fast am Ende ist? Wem würde es einfallen, einen Ertrinkenden zu retten, um ihn zum Rekordschwimmer auszubilden?

Nein, das gibt es nicht!

Regine Brettschneider, Sie haben eine Rolle, etwas Gegebenes mißbraucht, um etwas aufzudecken, was uns nichts angeht. Ja, wären Sie die X. oder die 3.! Wir wollen das von Ihnen nicht hören, Regine Brettschneider. Wir können uns darum nicht kümmern. Wohin sollten wir kommen? Wir müssen weiter.

Sie hätten mich ja doch nicht angerufen, auch wenn ich Ihnen eine Telephonnummer gefagt hätte.

Regine erhob sich und ging zurück nach Charlottenburg  . Durch den Tiergarten zum Knie, Berliner Straße, zum Tegeler Weg. In ihrem Zimmer saß sie lange Zeit regungslos auf dem Bett. Ver= schwommen dachte sie an Selbstmord. Dann drehte sie Licht an und überlegte lange, ob sie einen Brief schreiben sollte. Schließlich ent­fleidete sie sich, löschte das Licht und fiel in Schlaf wie in eine dunkle Leere.