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Nr. 461 49. Jahrgang

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1. Beilage des Vorwärts

Freitag, 30. September 1932

Berlin  - Hamburg   in zwei Stunden Russisches U- Boot gefunken.

Der seit langem geplante ,, Bligverkehr" Berlin  - Hamburg   scheint zum Jahresende Wirklichkeit zu werden. Die Fahr­zeit für die genau 290 Kilometer betragende Strecke Berlin  - Hamburg  wird zwei Stunden betragen. Der zur Benutzung auf dieser Strecke bestimmte und für eine Geschwindig feit von 150 Kilometer in der Stunde berechnete Schnell trieb­wagen der Reichsbahn ist in den Tezten Tagen nahezu fertiggestellt worden. Die Wagen haben eine sehr schnittige Form. Besonders bemer­kenswert an den Fahrzeugen ist die zur Verminderung des Luftwider­standes dienende, tief herabhängende Schürze und das Fehlen aller

,, Blitzverkehr" zum Jahresende

Seitenansicht des Schnelltriebwagens

irgendwie vermeidbaren Vorsprünge. Sogar die Laternen find| Strom für einen der Fahrmotoren geliefert. In Friedrichs versenkt eingebaut und die normalen scheibenförmigen Buffer durch hafen werden zur Zeit die letzten Werkprobe- und Versuchsfahrten schmale Stoßbalken ersetzt. Der Schnelltriebwagen wird durch unternommen. Vermutlich schon im November wird dieser erste awei 410 PS Maybach- Dieselmotoren angetrieben. ,, Blizzug" nach Berlin   gebracht und in den Schnellverkehr mit Durch einen direkt angetriebenen Generator wird der elektrische Hamburg   in den Dienst der Reichsbahn gestellt.

Gerammt und mit 35 Mann untergegangen. Stodholm, 29. September.

Wie man erst jetzt erfährt, ist in der vorigen Woche am Mitt­wochabend ein ruffisches Unterseeboot im Finnischen Meerbusen von dem dänischen Dampfer Robert Maerif" gerammt worden und mit seiner gesamten Besatzung von etwa 35 Mann untergegan­gen. Der Dampfer erhielt bei dem Zusammenstoß selbst ein großes Leck, so daß er nach Leningrad   zurückkehren mußte. Nach den An­gaben, die Allehanda" beim dänischen Generalfonfulat eingeholf hat, soll kein Zweifel darüber bestehen, daß das russische   Unterfee­boot mit Mann und Maus untergegangen ist. In der Nähe von Leningrad   fanden in der vorigen Woche große Flottenmanöver statt. Bon russischer Seite wird die Katastrophe geheim gehalten, so wie es bereits zweimal früher bei Unterseebootsunglücken im Finnischen Meerbusen geschehen ist.

Fabrikbrand in Pommern  .

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1000 Torfballen verbrannt. 50 Arbeiter arbeitslos. Steffin, 29. September. In den ersten Morgenstunden des Donnerstag brach in der Agilla- Torfstreufabrik in Karolinenhorst im Kreis Greifen­ hagen   ein Feuer aus, daß sich schnell über die ganze Fabrik aus breitete. Der Brand bedrohte auch das Wohnhaus, das bereits Feuer gefangen hatte, jedoch von den Feuerwehren des Ortes und Nachbarschaft gerettet werden konnte. Erst gegen Mittag gelang es, den Brand auf seinen Herd zu beschränken. Die Fabrik, in der etwa 50 Arbeiter beschäftigt waren, ist mit sämtlichen Maschinen und einem Vorrat von 1000 fertigen Torfstreuballen niedergebrannt.

Kohlen für die Notleidenden Liebestragödie fordert vier Opfer.

Sozialdemokratische Forderung an den Oberbürgermeister

Um im kommenden Elendswinter den Hilfsbedürftigen die Mög­lichkeit zu geben, sich wenigstens eine warme Stube zu ver­schaffen, hat die sozialdemokratische Stadtverord netenfraktion im Stadtparlament folgenden Dringlich teitsantrag eingebracht:

Die Stadtverordnetenversammlung wolle beschließen: In Anbetracht der steigenden Not eines großen Teils der Berliner   Bevölkerung wird der Oberbürgermeister er­sucht, rechtzeitig dafür Sorge zu tragen, daß die Kohlenlieferung für alle Silfsbedürftigen während der kommenden Wintermonate in der Höhe des Vorjahres für den Einzelfall sichergestellt werden.

Jubiläum und Gemeindeschule.

50 Jahre 126. Gemeindeschule.

Die 126. Gemeindeschule feiert ihr 50jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlaß veranstaltete sie in der Aula der staatlichen Augustaschule einen Elternabend, der großen Beifall fand. Das Programm war äußerst reichhaltig. Orchesterkonzert, Gesang und Vorträge wechselten einander ab. Ein Vertreter des Eltern­beirats und ein Schüler begrüßten die Gäste. Die Festansprache hielt Schulrat Kellermann. Er beglückwünschte die Schule im Namen der Stadt Berlin  ; dann entwarf er ein Bild der Zeit vor 50 Jahren und verglich sie mit dem heutigen Stande der Technik. Dazwischen schilderte er die alte Schule und stellte sie der neuen gegenüber, er verwies auf den Unterschied zwischen dem Baufen" von früher und dem modernen Arbeitsunterricht. Einen besonderen Sinn erhielt die gutbesuchte Veranstaltung daburch, daß der Ueber­schuß des Abends zur Beschaffung von Lehrmitteln verwendet wird, die den Kindern minderbemittelter Eltern unentgeltlich zur Verfügung gestellt werden.

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Die Wüste von Wilmersdorf. Zugeschütteter Seepark bleibt ohne Grünflächen. Seitdem aus dem einst über die Grenzen Berlins   hinaus be­fannten Wilmersdorfer See parf eine weite Wüste ohne See geworden ist, sieht es trostlos aus in diesem Teile von Alt­Wilmersdorf. Der See von ehedem ist unter Zuhilfenahme von

Yosessi

JUNO

Müll und Schutt vor einigen Jahren zugeschüttet worden, aber er fam hartnäckig wieder. Die schönen Pläne, den Wilmersdorfer  Stadtpark über den alten Seepart hinaus zu verlängern und da durch die Lücke in dem Grüngürtel von Schöneberg   zum Grune wald zu schließen, sind bei der Finanzlage der Stadt vertagt worden. Das Tiefbauamt des Bezirks mißt unterdessen in regel­mäßigen Abständen, um wieviel Zentimeter der zugeschüttete See absackt. Vielleicht in einigen Jahren, so hoffen die Tiefbauftrategen, wird dieser Erdrutsch im kleinen zum Stillstand kommen. Der auf dem Seepark geplante Grüngürtel sollte von Straßen­zügen flankiert werden. Vor den Häusern war die Anlage von Borgärten vorgesehen. Die Fluchtlinien hierfür find bereits seit Januar 1924 von allen städtischen Instanzen beschlossen worden,

nur die Grundstücksbefizer an den Parkstraßen stimmten nicht zu

und drohten mit Entschädigungsansprüchen. Acht volle Jahre gingen die Auseinandersehungen hin und her, bis jetzt die Stadt auf ihre ursprünglichen Pläne verzichten will. Die Fluchtlinien mit den Vorgärten sollen nach einem Magistratsbeschluß wieder aufgehoben werden. Auf dem weiten Gelände mitten in Wilmersdorf   bleibt also vorläufig alles wüft und leer.

Neue Heizungsanlage in den Wittenauer Heilstätten Bereits seit mehreren Jahren ist die Beheizung besonders der Krankenräume der Wittenauer Heilstätten äußerst unzureichend, da die technischen Einrichtnugen völlig veraltet und in allen Teilen überlastet sind. Es handelt sich um eine seit 53 Jahren bestehende Dampfluftheizung ältester Konstruktion. Sie arbeitet infolge der ihr anhaftenden allgemeinen technischen Mängel sehr unwirtschaft­lich. Bor allem aber ist infolge der langen Benugungsdauer ihre Betriebssicherheit derartig gesunken, daß jederzeit durch Bruch eines der ganz dünn gewordenen Hauptrohre ein Versagen der ganzen Anlage zu befürchten ist. Auch die gesamte Warmwasserversorgungs­anlage reicht für den infolge der hohen Belegungszahl allgemein ge­stiegenen Warmwasserbedarf bei weitem nicht mehr aus, da sie ebenfalls veraltet ist. Reparaturen lohnen sich nicht mehr. Nach einem Gutachten des Stadtamts für Heiz- und Maschinenwesen fann Abhilfe nur durch grundlegende Erneuerung der gesamten Heizungs- und Warmwasserversorgungsanlagen erzielt werden.

Die Arbeiten sollen in drei Bauabschnitten ausgeführt werden, und zwar sollen im ersten Jahre die Anlagen des Kesselhauses und der Frauenabteilung erneuert werden. Der zweite Bauabschnitt um­faßt die Männerabteilung und das Verwaltungsgebäude, und im dritten Jahre sollen das Erziehungsheim, die Isolierbarade, das Leichen und das Beamtenhaus an die Anlage angeschlossen werben.

Mit den Kindern und dem Geliebten in den Tod. Olmütz  , 29. September.

Eine Liebestragödie hat sich in der Nacht zum Donners­tag in der Nähe von Olmütz   auf der Bahnstrecke nach Proßniz ab­gespielt. Nachts fand ein Stredenwärter beim Begehen der Strede in der Nähe von Neustift blutige Körperteile und abgetrennte menschliche Köpfe auf den Gleisen. Es handelt sich um die Leichen des beim Olmüßer Artillerieregiment dienenden Zugführers Karl Janku, der 22jährigen Maria Baigar, Gattin eines Steindruckers in Proßnih, und der beiden 3% Jahre und 16 Monate alten Kinder der Frau Baigar. Die Lage der Leichen läßt erkennen, daß die Frau und der Mann in einiger Entfernung voneinander freiwillig den Tod gesucht haben, wobei Frau Baigar ihre beiden Kinder, die wahrscheinlich schliefen, in den Armen hielt. Der Führer der Lokomotive hat von dem Borgang nichts bemerkt.

Wegen Doppelmordes zum Tode verurteilt.

Plauen  , 29. September.

Das hiesige Schwurgericht verurteilte heute den 19 Jahre alten. Wirtschaftsgehilfen Morgner wegen Doppelmordes zwei­mal zum Tode und wegen vorfäglicher Brandstiftung zu zwei Jahren Zuchthaus. Der Verurteilte, der seit 1% Jahren bei dem Gutsbesizer Wolf im Vogtland im Dienst stand, hatte in der Nacht zum 20. März den Gutsbesitzer und seine Frau mit einem Beil erschlagen und dann die massive Scheune in Brand gesteckt in der Hoffnung, daß das Feuer auf das Wohnhaus übergreifen und die Spuren feiner Tat verwischen würde. Morgner will aus

Rache gehandelt haben, da er von Wolf oft gereizt worden sei, kein ausreichendes Essen und niemals Geld erhalten habe. Die Frau habe er getötet, um keinen Tatzeugen zu haben.

Ehrung für Walther Rathenau  .

Gedenken

an Walther

Der 29. September ist im Rathenaus 65. Geburtstag von der Walther- Rathenau­Stiftung und Walther- Rathenau- Gesellschaft begangen worden. An der Stelle, an der der Mord geschah, wie an der Gruft waren Kränze niedergelegt. Der Kranz, den Stiftung und Gesellschaft für die Königsallee im Grunewald   bestimmt haben, trägt als In­schrift ein Wort Walther Rathenaus: ,, Freie Verehrung erhebt." Die bisher dreimal verliehene Walther- Rathenau- Medaille wurde von der Walther- Rathenau- Gesellschaft Walther Rathenaus Freund Ger  hart Hauptmann verliehen.

Berlin   hat mit Wirkung vom 1. Oktober 1932 den 3inssatz für Neuer Zinssatz bei der Sparkasse. Die Sparkasse der Stadt Spareinlagen mit fagunggemäßer Kündigungsfrist auf Proz. jährlich festgesetzt.

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