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Gurland ruft nach dem Henker S- Bahn wahrt Tradition to mar timlerle in behebenb. heh man

Nebenkläger fordert Todesstrafe für Jugendliche

Nachdem gestern Landgerichtsdirektor Tolk im Prozeß gegen die Kommunisten den Gerichts­beschluß, laut dem sämtliche Angeklagten aus der Haft entlassen würden, da ein dringender Tat­verdacht gegen sie nicht mehr bestehe, verkündet hatte, erhielt der Vertreter der Nebenkläger, Rechts­anwalt Dr. Gurland das Wort zum Plädoyer. Diese Haftentlassung der Angeklagten unmittelbar vor dem Urteil bedeutet in erster Linie eine stan­dalöse Schlappe für die Polizei, deren Ermittlungs­methoden in diesem Prozeß einfach unmöglich waren. Das Gerichtsurteil dürfte keine Ueber­raschung mehr bringen.

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Man hätte nun erwarten können, daß der Nebenkläger Gurland, im Nebenamt Anwalt und Verteidiger, nicht anklägerischer sein würde als der staatliche Ankläger selbst, und sich den Zuchthausanträgen des Staatsanwalts anschließen würde. Weit gefehlt. Der Herr Nebenkläger Gurland, wohl im Bestreben, dem Angriff", der die sofortige Hinrichtung der Kommunisten ver­langt hatte, nach dem Munde zu reden, ver­galoppierte sich in skandalösester Weise. Zunächst forderte er für den Angeklagten Schall , für den der Staatsanwalt fünf Jahre Zuchthaus be= antragt hatte, die Todesstrafe.

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Dann aber forderte Rechtsanwalt Gurland auch für den 17jährigen Heine die Todesstrafe, für den der Staatsanwalt den Freispruch beantragt hatte, und für den als Jugendlichen laut Jugendgerichtsgeseh überhaupt nur die Höchststrafe von 10 Jahren Gefängnis in Frage fommt,

Mag sein, daß die Nazis, wenn sie zur Macht gekommen wären, auch für Jugendliche die Todes­strafe dekretiert hätten. Herr Gurland erwies sich im übrigen als außerordentlich genügsam". Für

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den Angeklagten Calm verlangte er, nur" 15 Jahre Zuchthaus der Staatsanwalt hatte 10 Jahre Zuchthaus beantragt, für die übrigen sechs Angeklagten verlangte er je 10 Jahre Zucht­ haus ; der Staatsanwalt hatte für drei von diesen Angeklagten Freispruch beantragt, für die übrigen drei 2 bis 5 Jahre Zuchthaus. Daß der Herr Nebenkläger Gurland die Nazis vom Sturm 33 als Unschuldslämmer hinstellte, daß er bestritt, daß sie an jenem Abend auch nur eine Kugel ab­geschossen haben, versteht sich am Rande, Die Kommunisten, behauptete er, hätten in raffinierter Weise aus dem Eingang des Hauses geschossen, in dem sich das SA.- Lokal befindet, die Frauen hätten ihnen die Revolver zugesteckt usw. usw. Einen besseren Verteidiger konnten sich die an­geklagten Kommunisten nicht wünschen, so groß war der Widerspruch zwischen dem, was der Nebenkläger ausführte, und den Tatsachen, die sich in der Gerichtsverhandlung ergeben hatten, Be­merkenswert war übrigens die Begründung, die das Gericht der

Nichtvereidigung der Nationalsozialisten

gab. Die Nationalsozialisten, hieß es da, seien dringend verdächtig, wenn nicht am Landfriedens­bruch, so doch am Raufhandel teilgenommen zu haben. Selbst die beiden verlegten National­sozialisten blieben unvereidigt.

Die Verhandlung murde auf heute, Donnerstag, vertagt. Die Morgensizung dürfte mit den Plädoyers der. Verteidiger ausgefüllt sein. Das. Urteil wäre in den Nachmittagsstunden zu er= marten.

Die angeklagten Kommunisten wurden nach­mittags gegen 5 Uhr aus dem Gefängnis entlassen, begrüßt von einer großen Menschenmenge. Die Polizei hatte umfangreiche Sicherungsmaßnahmen vorgenommen.

Erwerbslose und 3wickel ühten. Die Austellung, die dem Deutſchen Kartell

Liefert Herr Bracht das Kleingeld?

nun

Ein Arbeitsloser schreibt dem Vorwärts": Nun hat uns Herr Bracht die Zwickel- Bade­hosen- Verordnung" beschert. Sofern man ohne Arbeit ist, kein Geld hat und doch baden will, ist man ganz verfligt im Druck. Hat man Geld, dann tauft man sich eben einen neuen Badeanzug und riskiert höchstens seitens der Ver­täuferin die Frage: Braucht der Herr einen Badeanzug für Preußen oder für das andere Deutschland ?" Jedoch als Stempelbruder mit ,, E. H."( ewiger Hilfe) fehlt das Geld für den neuen ,, brächtigen" Badeanzug. Was tun? Da hilft die treue Ehehälfte aus dem Dilemma. Keuchend schleppt sie die Reserveflickenkiste herbei. ,, An deine meiße, dreieckige Badehose nähe ich ein paar Beine an, ebenso ein Teil für Brust und Rücken, und dann ist die Moral gerettet", ruft sie, glühend vor Freude über ihren guten Einfall, der die Existenzberechtigung der Motten­fiste wieder mal erweist. Jetzt weiß ich, Wider­spruch ist zwecklos, und wage nur zaghaft zu fragen: ,, Na, und der Zwickel?" Fällt bei ab", entgegnet fie, und voller Erwartung trolle ich zum Stempeln.

Als ich mittags nach Hause fomme, zeigt fie mir die moralische Verbesserung meiner Badehose. In Ermangelung weißen Stoffes hat sie anders­farbige Reste verwandt. Das ist ja auch viel lebendiger!" Und nun sieht mein Brachtbade­anzug" so aus: Schwarzes Bruſt- und Rückenteil, die alte weiße Dreieckhose, rote angeschnittene" Beine und ein rotes Feigenblatt. Tableau!!!

Sag, verehrter Leser, kann man denn so baden gehen, ohne sich ein Verfahren wegen Bracht­beleidigung auf den Hals zu laden?

Hundeschau im Lunapark

In dem herbstlichen Lunapark, der offiziell bereits geschlossen ist, herrscht regstes Leben. Ist doch die große Rassehundausstellung Hektor " in Borbereitung. zu der bislang schon 700 Hunde an­gemeldet sind, die 70 verschiedenen Rassen ange­hören. Dazu sei bemerkt. daß es insgesamt 200 anerkannte Rassen gibt, zumal die Engländer un­

gefähr alle zwei Jahre eine neue Rasse heraus­für Hundewesen untersteht, umfaßt 24 Sonder= ausstellungen. Vergeben werden Wanderpreise, Sonderpreise und Championate. Am Sonntag wird ein Windhundrennen hinter einen mechanisch gezogenen Hasen stattfinden. Ebenso werden alle Diensthundrassen unter sich konkurrieren. Zu ihnen gehören die Schäferhunde, Dobbermänner, Airedaleterrier, Boger, Rottweiler und Riesen­schnauzer. Um den Arbeitslosen entgegenzu­tommen, zahlen sie für ihren Hund nur die Hälfte des Standgeldes..

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Entgegen Meldungen, wonach an den zuständi­gen Stellen der Reichsbahn Erwägungen über die Einführung der Einheitsklasse auf der S- Bahn wegen des ständigen Rückganges in der Benuzung der zweiten Klasse schweben, wird von der Reichsbahndirektion Berlin mit­geteilt, daß die Einführung der Einheitsklasse auf der S- Bahn nicht beabsichtigt sei.

lischen Leitung des Studienrates Dietrich Stone= künstlerisch so hochstehend ,. daß vielfach einfach nicht glauben konnte, Schüler vor sich zu haben. Bezaubernd das Pianissimo der Männerchöre, unerhört diszipliniert der Chor 22, wunderbar abgetönt das Orchester. Famos auch die Auswahl der Darsteller, fein abgestimmt das Spiel unter der Spielleitung von Studienrat Dr. Frizz Hühne. Es war ein Abend ungefrübter Freude.

Die Abwanderung von der zweiten in die dritte Klasse jei nicht zu leugnen, und zwar sei die Bestenol nuzung der zweiten Klasse im Jahre 1932 gegen­

über dem Vorjahr um rund 25 Bros. gejunten. Eiserne Front vor Gericht

Sie betrage zur Zeit noch 8,7 Proz. gegenüber 10,5 Proz. 1931. Die Abschaffung der zweiten Neue Ermittlungen des Staatsanwalts Klasse würde aber auch unter den augenblicklichen Verhältnissen für die Reichsbahn nicht nur einen unmittelbaren Verlust von drei Millionen Mark bedeuten, sondern darüber hinaus noch die Ge­fahr mit sich bringen, daß zahlreiche Fahrgäste der S- Bahn, die diese nur wegen der zweiten Klasse zu benutzen pflegen, zu anderen Verkehrs­mitteln abwandern, für die Reichsbahn also ver­lorengehen würden.

Die Schuloper

Erfolg der Schulmusikreform

Die Bedeutung der in letzter Zeit vielfach an­gezweifelten preußischen Schulmufitreform fonnte nicht schlagender dargelegt werden als durch die Erstaufführung der Schuloper Creẞ ertrinkt" von Zeitler Fortner durch die Hohenzollern - Oberrealschule.

Man sah einen nach den neuen Bestimmungen ausgebildeten Musiklehrer als Künstler und Er­zieher gleich hochwertig am Wert, hatte seine helle Freude an einer nach neuen Grundsägen kunst­erzogenen Schülerschar und stand staunend vor einer Leistung, die man noch vor 10 Jahren nicht für möglich gehalten hätte. Man hörte früher gelegentlich von einer Schule, die auf sich hielt, eingepaufte Jahreszeiten" und Schöpfungs": Aufführungen, die herzlich schlecht waren, schlecht sein mußten, weil eben der musikerzieherische Unterbau fehlte und die Musik für Schüler nicht geeignet ist. Die Komponisten der Gegenwart er­kannten die Notwendigkeit einer an der Jugend orientierten modernen Kunst: es entstand die Gattung der Schuloper, die durch Brecht- Weill's Jasager" bedeutsam eingeleitet wurde. Creß ertrintt" pon Zeitler- Fortner entstand als erstes Werk nach dem Jasager". Sicherlich sind gemisse Barallelen zu beobachten, namentlich in textlicher Hinsicht. Aber Fortners Musik zeigt ein ganz persönliches Gepräge.

Die Wiedergabe des Werkes unter der musika­

Hitlerjugend marschiert im Kreis

Erziehung zum Haß im Kindesalter

Die Empörung über das gewissenlose Verhalten der Naziverantwortlichen gegenüber den vielen tausend Kindern und Jugendlichen in Potsdam tommt noch in ständigen Buschriften an die Redaktion zum Ausdruck. So schreibt uns ein Berliner Pädagoge:

,, Der Vorwärts" Bericht vom 5. Oftober über die Sinnlosigkeit der Nazijugendtagung in Potsdam muß von Augenzeugen ein­dringlich bestätigt werden. Liegt der Sinn einer Demonstration gerade darin, daß man ein­malig und eindrucksvoll die Masse der Teilnehmer der Bevölkerung gegenüber zur Geltung bringt, so haben die amerikanisch marktschreierischen Metho­den dieses Hitler- Tages gerade das Gegenteil er­reicht: Eine nur durch die Nacht unterbrochene Dauerdemonstration durch die Straßen­züge vom Luftschiffhafen bis zum Lustgarten mit unaufhörlichem Musikgeschmetter, Trommel- und Pfeifenklang, mit unermüdlicher römischer Gruß­gebärde, mit Heil- Hitler"-Rufen und Fahnen­paraben hat den Zuschauer schließlich bis zur höchsten Abstumpfung unwillig gemacht. Rück­fichtnahme auf die Leistungsfähigkeit der jungen Teilnehmer schien unbekannt zu sein: tatsächlich hat man Jugend, pom Kleinkind an sozialistische Organisationen das getan hätten, hätte man sich nicht genug entrüsten können!

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wenn

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bis zum Studenten, zwei Tage lang durch die Straßen gejagt, vom Morgen bis zum Abend, fast ohne Unterbrechung. Buchstäblich gejagt, denn mehrfach rückten Kolonnen im Dauerlauf durch die Stadt, wahrscheinlich um den Eindruck mili­tärischer Schneidigkeit zu erhöhen. Kinder, die fußfrank waren, wurden bei den Aufzügen trotz­dem mitgeschleppt. Das Tollste war aber die Tat­sache, daß in den Straßen meist nicht nur nach einer Richtung, sondern in Gegenbewegung marschiert wurde: Die einen dem Luftschiffhafen zugewandt, die anderen ihm enteilend. So ent­stand ein ununterbrochener Gegenstrom Marschierenden, der die schönste Gelegenheit gab zu gegenseitiger Begeisterung, zugleich aber über die Anzahl der Teilnehmer phantastische Vor­stellungen verbreiten mußte. Der alte Operntric: Man hat nur dreißig Statisten, braucht aber drei­hundert für den Festzug, läßt die dreißig darum immer wieder auf der Bühne hintenrum" marschieren, und siehe da, die Menge will schier endlos scheinen! Der einfache Weg zwischen den Marschpolen in Potsdam beträgt nahezu eine Stunde jeder kann sich ausrechnen. wie lange die Kinder aufmarschieren mußten. Wie erzieherisch die Lieder wirkten: Siegreich woll'n wir Frank­ reich schlagen..." oder wenn auch noch manches Auge bricht, wir fürchten Reichsbanner und Rot Front nicht!"

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Das Urteil gegen die Mitglieder der Propa­gandafahrt der Eisernen Front, die sich seit pori­gem Donnerstag wegen versuchten Totschlags por dem Sondergericht zu verantworten haben, konnte auch gestern noch nicht, wie anfangs beabsichtigt, gefällt werden. Der Staatsanwalt sah sich ganz unerwartet gezwungen, neue Ermittlungen an­zustellen, deren Ergebnis erst heute bekannt merden wird und die möglicherweise von größter Bedeutung für den Ausgang des Prozesses sein merden.

Gestern wurde als erster der Reichsbannermann Förster vernommen, von dem der Angeklagte Voß porgestern behauptete, der Zeuge müsse den Namen desjenigen kennen, der, um seinen Kame= raden aus der Bedrängnis zu helfen, einige Schüsse abgefeuert hat. Förster erklärte, er kenne die Kameraden, die zu gleicher Zeit mit ihm von den Motorradfahrern in der Sickingenstraße auf­genommen worden sind, nur beim Vornamen. Er benannte dem Gericht einige dieser Vornamen, soweit er sich auf dieselben noch entsinnen konnte.

Ein weiterer Zeuge, gleichfalls Reichsbanner­mann, bestätigte die Aussagen einer großen An­zahl von Zeugen, daß ein SA.- Mann hinter dem Baum in Stellung gegangen war und geschossen hat, er feuerte die Waffe direkt auf ihn ab.

Der Prozeß wurde nach Vernehmung einiger weiterer Zeugen auf heute% 10 Uhr vertagt.

In wenig Worten

Die fühle Witterung hat in den bayerischen Bergen die ersten Schneefälle ge­bracht. So ist z. B. in den Allgäuer Bergen bis hinab auf etwa 1300 Meter starker Schneefall zu verzeichnen. Alle Berggipfel bis weit hinab sind in glänzendes und schimmerndes Weiß ge= bettet.

Der Mannheimer Sportflieger Gaus ist über dem Flughafen Mannheim aus 800 Meter Höhe abgestürzt. Gaus hatte einen Looping versucht, der jedoch mißlang. In 50 Meter Höhe versuchte der Pilot noch durch Fallschirm abzu­springen, schlug jedoch zu hart auf die Erde auf und erlitt schwere Verlegungen. Der Tod trat nach wenigen Minuten ein.

Am Dienstagabend ereignete sich auf der Mar­Grube in Michalkomit- Oberschlesien ein schwerer Grubenunfall. Durch Zubruchgehen einer Strecke wurden fünt Bergleute ver= schüttet, von denen einer auf der Stelle ge= tötet wurde. Zwei Bergarbeiter wurden schwer, die anderen leichter verletzt.

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In der Nähe von Dieradz( Polen ) geriet ein Autobus ins Schleudern und stürzte 15 Meter tief in das Flußbett der Rzeglina. Bier Personen wurden tödlich, sechs lebensgefähr­lich verletzt.

In Leipzig erschoß ein 66 Jahre alter Bau­meister seine bei ihm einlogierte 35 Jahre alte Tochter. Dann tötete er sich selbst. Familienzmist dürfte die Bluttat ausgelöst haben.

Durch Großfeuer wurden in Reidova( Tschecho­slomakei) über hundert Häuser, außerdem beträcht­liche Erntevorräte vernichtet.

Wetter für Berlin : Am Tage wolkig, nachts flar, Bodenfrostgefahr, schwache Luftbewegung. Für Deutschland : Allgemein ruhiges Herbstwetter mit Nachtfrostgefahr, vielfach Morgennebel.

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