Gondergericht durchschaut Nazitaktik Wieder kVeisprucK, weil Notwehr erwiesen— Arbeit der Polizei mangelhaft
die Gerbereien, sondern gleich nach Leipzig In die Veredelungsonstalten. Hier werden sie gegerbt. geschoren und gefärbt und aus dem profanen Karnickelfell wurde ein vornehmes Seal- Elektric-Fell. Und hätten die Männer in Leipzig statt schwarzer Tunke braune genommen, dann wäre das schönste Nutriafell entstanden. Angorawolle Wir sollen dann noch einen Gruh der Kaninchen- Züchter an die S t a d t r a n d s i e d l e r bestellen. Viele Siedler wollen nämlich Angorakaninchen züchten. Wegen der Wolle. Nun es stimmt, vergangenen Sommer haben Millionen Frauen Mützen aus Angorawolle getragen. Ein Kilo Angorawolle bester Qualität brachte bis zu Sil Mark. Und ein Kilo ließ sich pro Jahr und Tier schon zusammentragen. Entsprechend der Wolle stiegen die Preise der Tiere: eine Angara- Häsin wird mit 35 Mark angeboten, ein Bock sogar mit 50 Mark. Aber man kann nur wieder- holen: es gibt Wolle und Wolle. Mindere Qualitäten der Angorawolle sind bereits für 6 Mark das Kilo zu haben. 5g Mark sind Spitzen- preise, gerade wie die ersten grünen Bohnen, die im Januar aus den Treibhäusern kommen und 4 Mark pro Pfund kosten. Und trau einer der Mode! Wer will dafür garantieren, daß im nächsten Sommer die Frauen noch Mützen aus Angorawolle tragen? Es könnte nämlich den Angoramännern dann gehen wie dem Mann, der vor der Zentralmarkthalle stand und 8gg Mark für einen Hasenfellhandel draufzahlte.
In wenig Worten Aus bisher unbekannten Gründen ist im Ein- gcborenenviertel von Kairo ein vierstöckiges Wohnhaus eingestürzt. Bisher wurden neun Tote, darunter drei Kinder, und mehrere Verletzte geborgen. Unter den Trümmern liegen noch 17 Mieter und zahlreiche Passanten begraben. * In dem Dorfe Pokischkeü im Memelgebiet drang während der Nacht ein Mann in die Wohnung einer Besitzersfrau ein. Mit einer Axt schlug er auf die 7g Jahre alte Frau ein und tötete sie. Dann lief er in den Stall und erhängte sich dort. Die Tochter, die er eigentlich hatte erschlagen wollen, weil sie ihn verschmäht hatte, war in der Dunkelheit geflüchtet. Cr hatte die bejahrte Frau mit der Tochter verwechselt. * Am Sonnabend wurde vom Vernehmungsrichter des Amtsgerichts Berlin-Mitte gegen den Bank- direktor Heinrich Dietrichs und den Börsen- agenten Robert Cohn, genannt Colmer, Haft- befehl wegen Devisenvergehens erlassen. Die beide werden beschuldigt, 41g 000 Mark in bar über die Grenze ins Ausland gebracht zu haben. * Im Stadtteil Ronsdorf bei Wuppertal sind verschiedene Fälle von Kinderlähmung auf- getreten. Die Stadtverwaltung hat sich entschlossen, die Ronsdorfer Schulen, soweit sie sich in ge- schlossenen Stadtvierteln befinden, mit sofortiger Wirkung auf 14 Tage zu schließen. * In der Nähe von Holtkamp bei Bielefeld beschossen drei Radfahrer einen Oberland- j ä g e r. Er hatte die Radfahrer anhalten wollen, well sie ohne Licht fuhren. Der Oberlandjäger erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Staatsanwaltschaftsrat Dr. W a s in u n d t von der� Staatsanwaltschaft I Berlin wurde nach einem längeren Disziplinarverfahren vom Preußi- schen Dienststrafhof freigesprochen. Ende 1929 war Dr. Wasmundt wegen seiner Be- Ziehungen zu den Sklareks vom Amte fuspen- diert worden.
EndedesschönenWetters Aber es bleibt vorläufig mild Die schönen Herbsttage mit ihren beinahe sommerlichen Temperaturen haben ausgerechnet wieder zum Wochenende ein jähes Ende gefunden. Der Himmel hat sich stark eingetrübt und strich- weise ist. Regen gefallen. Für den morgigen Sonntag stellt der Amtliche Berliner Wetterdienst folgende Prognose: Trübe,
zeitweilig Regen, ziemlich kräftige Winde aus Südost bis Süd! Die plötzliche Wetterverschlechterung, die selbst den Wetterkundigen einigermaßen überraschend gekommen ist, hat ihre Ursache in einer k r ä s- t i g e n R a n d st ö r u n g, die sich an der Süd- seite eines kräftigen Tiefs, das mit seinem Kern zwischen Island und Irland liegt, ent- wickelt hat. Ueber der B i s c a y a- B u ch t an der weftfranzöfifchen Küste tobt zur Zeit ein Orkan bei Windstärke„12". Diese Randstörung hat um- sangreiche warme Luftmassen aus dem Süden in Bewegung gesetzt, die an der über Europa lagern- den kühlen Luft aufgleiten und allenthalben zu starker Bewölkung mit Regenfällen geführt haben. Lediglich West- und Nordwestdeutschland hatten heute noch schönes Herbstwetter. Da aber die Randstörung Neigung zeigt, unser Gebiet zu über- fluten, dürfte bald im ganzen Reich ein- heitlich unfreundliches Wetter vor- herrschend sein!
Hastbefehle wegen Gaalschlacht Dem Vernehmungsrichter im Polizeipräsidium sind am gestrigen Sonnabend sechs Personen vor- geführt worden, die bei dem Krach der Harzburger Freunde in der Neuen Welt vorläufig festgenom- men waren. Gegen zwei Personen ist Haft- befehl wegen gefährlicher Körperverletzung und beabsichtigter Sprengung einer politischen Ver- sammlung erlassen worden. Die übrigen wurden mangels dringenden Tatverdachtes entlassen.
Das Sondergericht unter Vorsitz des Land- gerichtsdirektors T o l k sprach gestern den vierund- zwanzigjährigen Arbeiter Z a k o b und den sechzehn- jährigen Z a h n k e, die während des Zusammen- sloßes mit Nationalsozialisten am 20. September Unter den Linden festgenommen worden waren, von der Anklage des schweren Landfriedensbruches und der gemeinschaftlichen gefährlichen körperver- letzung frei. Der Staatsanwalt hatte gegen Zakob ein Jahr vier Monate Zuchthaus , gegen Jahnke zehn Monate Gefängnis beantragt. Zn der Urteilsbegründung führte Landgerichts- direktor Tolk aus, daß beide Angeklagte in Not- wehr gehandelt hätten. Dieser zweite F r e i s p r u ch durch das Sonder- gericht, gefällt unmittelbar nach dem Urteil in dem Röntgenstraße-Prozeß, verdient ganz be- sonders registriert zu werden. Auch diesmal waren nach den einheitlichen Aussagen fast sämtlicher nicht nationalsozialistischer Zeugen, die uniformier- len Nazis die eigentlichen Angreifer. Die A n g e- klagten waren von der anderen Seite herbei- geeilt, um den Angegriffenen beizustehen. Die Angreifer hatten es aber verstanden, den Polizeibeamten etwas vorzumachen, den Spieß umzudrehen, die Unschuldslämmer zu spielen und auf diese Weise zu erreichen, daß ihr bereits zwangsgestellter Kamerad befreit wurde
und die beiden späteren Angeklagten an ihrer Stelle von der Polizei festgenommen wurden. Die Gerichte beginnen diese ebenso gerissene wie gemeine Taktik der Nazizeugen zu durch- schauen, die Lügen vor Gericht ziehen nicht mehr, und hoffentlich kommt auch noch der Tag, an dem auch die Polizei sich nicht immer wieder von den gerissenen Naziburschen übers Ohr hauen läßt und auch die Staatsanwaltschaft sehend wird. Das soeben tagende Sondergericht unter Vorsitz des Landgerichtsdirektors M e u f e c wird nicht um- hin können, sich die Erfahrungen des Sonderge- richts unter dem Vorsitz der Landgerichtsdirektors Tolk in den beiden letzten Prozessen zucigen zu machen. Auch in dem Prozeß gegen die Anhänger der Eisernen Front haben die Nationalsozialisten ihre erprobte Taktik angewandt. Wie liegen doch da die Dinge? Zwei Motorradfahrer sind gerade dabei, das Motorrad, das eine Panne erlitten hatte, abzuschleppen, als ein Lastwagen mit Nazis auf der Bildfläche erscheint. Die Motorradfahrer werden angepöbelt und bedroht. In der Angst um ihren Kameraden mit dem beschädigten Rad holen sie die Motorradstaffel herbei. Die Staffel hält an der Stelle, wo sie den Kameraden vermuten, zwei Motorräder können nicht durch die Nazis hin- durch, die Fahrer werden niedergeschlagen. Ein Reichsbannermann sieht das, er feuert einige Schüsse ab, um seinen Kameraden aus der Be- drängnis zu helfen. Jetzt erst entsteht die allge- meine Schießerei. Die ersten Schüsse, sofern sie wirklich von einem Reichsbannermann gekommen sein sollten,, sind also in Notwehr abgegeben worden. Die Angreifer waren auch hier die Nationalsozialisten. Selbst wenn es erwiesen wäre, daß Schmidt und Teichmann geschossen haben— es ist aber nicht erwiesen—, so müßten sie frei- gesprochen werden, weil sie aus Notwehr ge- handelt haben.
Ein zarter Einbrecher Aber hnaolcen konnte er gut! In einem Haufe in der Koppenstraße am Schle- fischen Bahnhof wurde ein jugendlicher Ein- b r e ch e r festgenommen. Es ist ein 19jähriger Bursche, der in ein Geschäft vom Keller aus durch die Decke eindringen wollte. Hausbewohner hatten aber verdächtige Geräusche gehört und riefen das Ueberfallkommando herbei. Die Beamten waren erstaunt, als sie am Tatort auf einen Menschen stießen, der etwa 1,55 Meter groß war und aus- sah wie ein zartes Mädchen. Man nahm den jungen Einbrecher fest und suchte jetzt nach einem Komplizen, da man nicht glauben wollte, daß ein so kleiner und schmächtiger Mann den Einbruch allein auszuführen gedachte. Der 19jährige, ein früherer Schneider, der bei seiner Mutter lebte, bestritt aber, einen Helfer gehabt zu haben. Er hatte sich komplettes Ein- bruchswerkzeug, wie Brustleier, Stemmeisen usw., besorgt und wollte nun auf Einbruch ausgehen.
Donnerstag Ltadtparlament Die nächste Sitzung der Stadtverord- netenversammlung wird am kommenden Donnerstag vor sich gehen. Begmn der Beratun- gen um 16.45 Uhr. Auf der Tagesordnung steht eine ganze Reihe kleinerer Vorlagen.
Ein Fünfundsiebzlgjährlger. Genosse Hermann Lehrend, Wilmersdorf , Berliner Straße 45, wird am 10. Oktober 75 Jahre alt. Er stand an der Wiege der Gewerkjchastsbewegung der Maurer und der Parteibewegung. Genosse Lehrend«r- freut sich als treuer Funktionär der höchsten Ach- tung der Parteigenossen. Achtung, Ableilungsobleute des Agitations- fonderdienstes! Montag, den 10. Oktober, 1914! Uhr. Besprechung im Gewerkschaftshaus, großer Saal. Bezirksvorstand. Wetter für Verlin : Bewölkt bis trübe mit einzelnen Regenfällen, Temperaturen wenig ver- ändert.— Für Deutschland : Im Westen Ein- trübung mit Regenfällen, in Mitteldeutschland wolkig ohne nennenswerte Niederschläge, im Osten trübe und regnerisch, vielfach windig.
Prsissussehrsidsn Der große Erfolg, den der jetzt im„Vorwärts" und in zahlreichen anderen sozialdemokratischen Zeitungen erscheinende Roman von Irmgard Keun „G i I g i, eine von uns" unter den weiblichen Angestellten gefunden hat, veranlaßt den„Vorwärts", ein besonderes Preisausschreiben für seine Leserinnen zu veranstalten. Alle weiblichen Angestellten, die den„Vorwärts" lesen, haben das Recht der Teilnahme an dem Wettbewerb, insbesondere alle Stenotypistinnen, Büroangestellten, Verkäuferinnen. Auch neu eintretende Abonnentinnen können sich an dem Preisausschreiben beteiligen. Der bisher erschienene Teil des Romans wird ihnen auf Ersuchen kostenlos nachgeliefert. Verlangt werden für den Wettbewerb kleine literarische Beiträge, Niederschriften und knappe Skizzen, deren Thema frei gewählt werden kann. Ein Lebensabriß, tein Bürctag, eine besonders typische oder bedeutsame Szene aus Leben und Beruf, und auch Erlebnisse außerhalb des Arbeitsbereichs sollen kurz geschildert werden. Glaubt jemand ein besonders abenteuerliches oder die Not der Zeit kennzeichnendes Lebensschicksal hinter sich zu haben— das gilt besonders für die zahlreichen Opfer der Wirtschaftskrise—, so ist auch dessen Beschreibung willkommen. Xlsle der amgeselslen{Preise: 1. 1 Barpreis 350 RM. 2. 1 Modernes Original N o r a- R a d i o- Empfangsgerät, Wert 265 RM. 3. 1 M e r c e d e s- Kleinschreibmaschine, Wert 240 RM. 4. 1 Lindcar- Damenfahrrad, Wert 66 RM. 5. 1 Sparbuch der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten A.- G. mit einer Einlage von 50 RM. 6. 1„Vorwerk "-Diwandecke, geliefert von der Firma Teppich-Bursch, Berlin C 2, Spandauer Straße 32, Wert 35 RM. 7. 1 Lautsprecher der Radio Löwe A.-G., Type EB 98, Wert 34 RM. 8.— 9. 2 Auswahlen kosmetischer Artikel der Parfümerie Scherk im Werte von je 5 RM. 10.— 15. 6 Gutscheine der Firma Conrad Tack A Cie. im Werte von je 5 RM. Bedingungen für die Beteiligung: 1. Die Manuskripte sollen nur einseitig beschrieben, mindestens drei und höchstens fünf Schreibmaschinenseiten lang sein. 2. Allen Einsendungen ist die Abonnementsquittung des„Vorwärts" und fetner ein für die Rücksendung bestimmter Freiumschlag beizufügen. 3. Die Einsendungen müssen bis zum 1. Dezember 1932 beim Verlag „Vorwärts", SW 68, Lindenstr. 3, eingegangen und mit dem deutlichen Kennwort„Gilgi " versehen sein. 4 Der„Vorwärts" behält sich das Recht vor, die mit den ersten drei Preisen ausgezeichneten Arbeiten, ohne besonderes Honorar, zu veröffentlichen, ebenso andere Arbeiten zu dem üblichen Honorar. Das alleinige Nachdrucksrecht an der mit dem ersten Preis ausgezeichneten Arbeit geht auf die Paramount Film A.-G. Uber, deren Tonfilm„Eine von uns" nach dem Roman von Irmgard Keun in den nächsten Wochen herauskommt. 5, Angestellten des Verlages und der Redaktion des„Vorwärts" ist eine Beteiligung am Wettbewerb nicht gestattet.— Der„Vorwärts" übernimmt keine Gewähr für etwa verloren gegangene Einsendungen. Bas{Preisgerichl: Irmgard Keun , die Verfasserin des Romans„Gilgi, Eine von uns ". Theodor Glocke, Verleger. E. G. Techow, Pressechef der Paramount Film A.-G. 1e ein Vertreter aus Redaktion und Verlag des„V o r w ä r t s". Die Entscheidungen der Preisrichter sind endgültig und erfolgen unter Ausschluß des Rechtsweges. Das Preisgericht kann auch Arbeiten auszeichnen, die nicht allen Bedingungen des Wettbewerbs entsprechen. Der„Vorwärts" behält sich Erweiterungen der ausgesetzten Preise vor.
DeiTELEFUNKEN 343 wadt MJeM&t, Mit dem»Selbst-Trenner« trennt dieser neue Radio-Apparat selbsttätig dieSendewellen. JedeStation ist»eingestellt-schon getrennt«. Lassen Sie sich denTelefunken343 zeigen und vorspielen.