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ZWEITE BEILAGE

40]

IRMGARD KEUN  

Vorwärts

Gilgi

eine von uns

Und sie liegt nachts neben Martin- nie fönnte ich sein ohne dich. Immer wirrer wird das dunkle Knäuel ihrer Gedanken. ,, Was ist mit dir, Gilgi  ?" fragt Martin. Un­ruhig ist er. War froh und zufrieden, solange sie ihm nur Spielzeug und Zeitvertreib war - jetzt hat er sie lieb, und mit dem stärkeren Gefühl kommen Unsicherheit, Zweifel und Mißtrauen. Gilgi  , was ist mit dir- wo warst du heute hast du mich nicht mehr lieb bin ich dir zu alt gefällt dir ein andrer

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,, Sei still, Martin, sei still oh, mein Gott -wie kannst du sowas sagen?" Er legt ihr die Hand auf den Arm braucht sie nur an­zufassen, gleich ist die Haut wie versengt- eine steile, fleine Stichflamme brennt aus jeder Berührung. Sie legt ihm den Arm um den Nacken ,, wie kannst du nur zweifeln,

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funt. Schallplatten:... wenn du mal in Hawai   bist und wenn dann grade Mai ist und wenn dein Herz dann frei ist... Ein bißchen viel verlangt dieses Zusam­mentreffen mehrerer unalltäglicher zufällig­teiten findet Gilgi   und ist im übrigen da­mit beschäftigt, Martins Strümpfe zu stopfen. Sie muß das heimlich tun- wenn er gerade mal nicht da ist. Lieber lauf' ich barfuß herum, ehe ich dich solch' widerliche Arbeit machen lasse", hat er neulich gesagt. Er soll auch nicht wollen, daß sie das tut- gerade darum tut man's gern... Es flingelt. Lang­sam geht Gilgi   zur Tür. Deffnet. ,, Hans­du?" Der steht da mit weißem, verzerrtem

daß ich dich liebe." Von der dunklen Schwere neue Nunder im Film: ihrer Gedanken dringt etwas in ihn hinein- er wehrt sich dagegen ,, hab' keine Ruhe mehr, Gilgichen, halt es doch nun mal nicht solange aus an einem Ort

fahren, du-"

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laß uns fort­

Ja Martin- ja." Sie weiß gar nicht mehr, was sie spricht fühlt nur noch sein Haar, seinen Mund, seine Glieder- fort fahren Martin du sterben.

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Worte

Raum eingeschlafen wacht Gilgi   wieder auf. So heiß ist's im Raum und die Luft so schwer zum Ersticken. Warum schlafe ich denn nicht ich will doch schlafen. Warum hab' ich denn feine Ruhe? Ich halte das nicht mehr aus. Was ist- denn

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nur

mit mir? Und Gilgi   steht langsam auf, tappt durchs Dunkel ins Nebenzimmer schließt leise die Tür hinter sich, damit Martin nicht aufwacht. Deffnet das Fenster, starrt in die kühle, schwarze Luft- preßt die Hände gegen die Brust was ist denn mit mir? Warum habe ich keine Worte für Martin und für mich auch nicht? Da sind zwei Schichten in mir und die obere, die diftiert - alltägliche Worte, alltägliche Handlung fleines Mädchen, fleines Maschinenmädchen, fleines Uhrwerkmädchen- drunter die untere Schicht immer ein Wollen, immer ein Suchen, immer Sehnsucht und Dunkel und Nichtwissen kein Wissen um Wohin

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fein Wissen um Woher. Ein Denken ohne Worte, ein Wissen hinter den Worten- ein Wachsein im Schlaf hinter Lachen ein Weinen---die undurchschnittene Nabel­schnur Band an die dunkle Welt. Und die graue Welt und die helle Welt kennt man und weiß man und die dunkle Welt wollte man nicht wahr haben und versucht, sie immer noch fortzulügen. Aber sie ist dafür jede jeden. Und einer sagt Leid und einer sagt Schmerz und einer Verbrechen- Schmutz oder Gott fein Wort trifft zutiefst hinein. Was bin ich denn nur? Alles Böse und alles Gute das ist ein Mensch und Himmel und Hölle das ist ein Mensch das Traurigste und Lächerlichste- ein Mensch. Das Verschlossenste und Bereiteste­ein Mensch. Und Krieg und Frieden das ist ein Mensch und Mordbegier und Mariawunsch, zu gebären ein Mensch. Fremdestes senkt sich in dich hinein, läßt Eigenstes aufstehnin dir, in dir- alles in dir alles, alles, alles in dir. Und was dein Gedanke will, liebt dein Körper und was dein Körper liebt, will dein Gedanke. Ist eine steile Flamme, das blasse Mädchen hat Augen, die sprechen, Augen die schreien ist eine wie alle weiß viel von sich, weiß nichts von sich. Brennt im Blut, brennt im Hirn brennt, brennt, brennt. Ruhelose Glieder Sehnsucht nach Fleisch -ruhelose Hände- Sehnsucht nach Fleisch

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nach Fleisch, das lebt, Fleisch, das atmet, Fleisch, das dentt. Zweigespaltenes 3ch­tausendgespaltenes Ich. Ich heutiger Pflichtwunsch nach dem Wir. Ich- emiger Schrei nach dem Du- und alles andre nicht wahr... leg' die diamantene Lüge der Scham über deine dunkle Welt leg' die goldene Lüge des Willens über eine dunkle Welt leg die filberne Lüge des Dich­bescheidens über deine dunkle Welt- leg' die eiserne Lüge der Alltagsverbundenheit über deine dunkle Welt- leg' die grün­fpanene Kupferlüge der Feigheit- nicht über deine dunkle Welt.. Mittagskonzert vom Westdeutschen Rund­

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Gesicht. Worte stürzen auf Gilgi   ein hier und da fängt sie eins auf "... einen Wechsel gefälscht für die Kinder- nicht anzeigen, wenn bis heute abend das Geld da sonst Hertha   keine Ahnung

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fängnis

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,, Wieviel brauchst du?"

Zwölfhundert Mart

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Ge=

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und feinen war doch

Menschen überall gewesen nicht Leichtsinn War sicher nicht Leichtsinn. Gilgi   nickt. Ist wie betäubt. Denkt an die tapfere blonde Frau die kleinen Kinder- das Zimmer alles-- Ihr dämmert plöglich, daß sie von sich nichts gesagt hat, daß der Hans glaubt, sie wär' verheiratet es ginge ihr es ginge ihr gut, die schöne Wohnung gehörte ihr... und soll man jetzt erklären? Bin ja selbst arm, Hans... Immer Worte, immer Worte, immer mit Worten helfen wollen. Nein, nein. man muß zusammenhalten einmal muß man sich beweisen, einmal darf man nicht an sich denken, einmal nicht. Es gibt doch auch heute noch Taten, muß doch auch heute noch Taten geben. Und sie sieht das häßliche kleine Kind und spürt förperlich gegenwärtig den vertrauenden Druck des silberblonden fleinen

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FREITAG, 14. OKT. 1932

Kopfes gegen ihre streichelnde Hand ,, ach Gilgi   ich komme mir vor- so ge­mein so erbärmlich- ich will gehn- wie kann ich dich bitten...

,, Sprich nicht mehr Hans, Hans, geh' nach Hause bis heute abend bringe ich dir das Geld." ,, Du

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was

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- sagst du.

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,, Geh' nach Hause, Hans- ich bringe dir das Geld."

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Gilgi   steht allein. Was hat sie gesagt? Hat etwas versprochen. Was hat sie versprochen? Sie muß ihr Versprechen halten.- Zwölf­hundert Mark!- hundert Mart! Wie kann sie es halten? Sie wird es halten. Man muß helfen nicht immer nur denken, daß man helfen müßte. Man muß es wirklich tun. Und wenn der Hans ins Gefängnis kommt dann ist die Hertha   mit den kleinen Kindern ver­loren... Und sind doch brave, richtige gute Menschen, die darf man nicht kaputtgehn lassen. Und wie efelhaft, widerwärtig das emige spottbillige zungenfertige Mitleid von Menschen und feine Tat dahinter. Jezzt nicht denken- handeln! Bis heute abend muß ich zwölfhundert Mark haben. ( Fortsetzung folgt.)

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Die farbige Micky- maus!

Die drolligen Micky- Maus- Filme von Walt Disney   sollen nach einer Meldung aus Holly­ wood   neuerdings als farbige Filme herausgebracht werden. So sehr damit die Wirkung dieser Filme gesteigert werden dürfte, so sehr wachsen aber auch die Arbeiten, die mit ihrer Herstellung verbunden sind. Da der Schöpfer der Micky- Maus- Filme weder Schauspieler, noch Landschaften, noch Aus­rüftungsgegenstände verwendet, so muß seine funstfertige Hand sämtliche Bilder, die ein solcher Filmstreifen aufweist, zeichnen und entsprechend folorieren.

Seine erste Aufgabe besteht darin, zunächst die Gesichtszüge und die äußere Gestalt der in dem Film auftretenden zwei-, vier- oder mehrbeinigen Helden festzulegen. Nach Festlegung der Charaktere muß er die Architektur, also die Umgebung, in der sich die einzelnen Szenen abspielen, skizzieren. Entsprechend den Abmessun gen der Filmbildchen von 24 Millimeter Breite und 18 Millimeter Höhe muß er auch seinen Zeichenblättern das gleiche Verhältnis zugrunde legen. Meist wird er Blätter von 24 × 18 oder 32 × 24 Zentimeter Größe verwenden. Zum Zeichnen ist ein Arbeitspult erforderlich, dessen Platte nach vorn etwas geneigt ist. Die Pult­platte besitzt einen rechteckigen Ausschnitt, in dem eine dice Mattglasplatte liegt. Diese Glasplatte wird von unten durch eine Glühlampe beleuchtet. Längs der oberen Kante der Glasplatte ist eine schmale Eisenschiene in das Holz der Pultplatte eingelassen. Diese Metallschiene trägt zwei fent­rechte Stifte, über die die mit einem Brieflocher gelochten Blätter gesteckt werden können, ähnlich wie es bei einem Briefordner geschieht.

Als Zeichenpapier wird solches Papier ver­wendet, auf dem sich gut mit Tusche und Feder arbeiten läßt, und das dabei durchscheinend genug ist, um eine darunterliegende Zeichnung noch deut­lich genug erkennen zu lassen. Hier sett nämlich die Rationalisierung der Arbeit ein. Der Künstler wird keineswegs alle Zeichnungen mit allem Drum und Dran zeichnen, sondern diese ungeordneten Arbeiten einigen Hilfszeichnern oder Kopisten überlassen. Jeder Gehilfe bekommt deshalb auf sein Pult zunächst eine vom Meister gezeichnete Unterlage, die die Szene und die darin auftretenden Darsteller in einer Art Grundstellung darstellt. Darauf legt der Kopist ein Blatt Zeichen­papier( damit später alle Zeichnungen überein­stimmen, werden die Blätter über die bereits er= wähnten Stifte gesteckt) und zeichnet nun zunächst die gesamte Szenerie und auch die Darsteller ge= treulich nach. Die Darsteller freilich nur soweit, als fie nicht irgendeine andere Stellung einnehmen follen. Jede Bewegung zeichnet der Künstler selbst. Wenn also z. B. zwei Per­sonen in der betreffenden Szene sich unterhalten und die eine Person hebt dabei den Arm, so müssen die verschiedenen Stellungen des Armes auf drei, vier oder fünf Blätter, jedesmal mit einer fleinen Veränderung, vom Künstler gezeichnet wer den. Alle anderen Arbeiten überläßt er seinen Gehilfen, die zu den vorgezeichneten Armstellun gen die Personen und den Rahmen zeichnen, also das Bild vervollständigen. Hat der Filmzeichner gemeinsam mit seinen Gehilfen alle Geschehnisse der vom Drehbuch vorgeschriebenen Handlung zeichnerisch dargestellt, dann wird aus all den ein­

Ja, ja, die Nerven

zelnen Blättern, die fast durchweg mehrmals be­nugt werden, ein Film hergestellt.

Da, wie eingangs erwähnt wurde, die Micky­Maus- Filme neuerdings farbig herausgebracht werden sollen, so müssen die vom Zeichner folo­rierten Bilder nach einem Farbenfilmver= fahren aufgenommen werden. Bei dem in Amerika   stark verbreiteten Technikolorverfahren werden bei farbigen Aufnahmen zwischen Objektiv und Negativ des Aufnahmeapparats Farb­filter geschaltet, die die Naturfarben zerlegen. Rote Gegenstände erscheinen z. B. hinter einem roten Filter weiß. Weiße Stellen wirken natür­lich sehr start auf das Negativ, den Aufnahmefilm, ein, und schwärzen ihn tief. Im Positiv, dem Vorführungsfilm, wird die schwarze Stelle des Negativs, da beim Kopieren wenig oder gar kein Licht durchdringt, wieder weiß, und ergibt auch auf der weißen Wand eine weiße Stelle. Würde man nun bei der Vorführung wieder einen roten Filter vor den Film halten, dann würde die weiße Stelle wieder rot erscheinen. Auf diese indirekte Weise gelingt es also, die natürlichen Farben der Gegenstände auf dem Film hervorzurufen. Da man schon lange erkannt hatte, daß sich alle Farben der Natur aus den Grundfarben Rot  , Gelb und Blau zusammensegen, so genügt es, das Bild des zu filmenden Gegenstandes in diese drei Grundfarben durch Vorschaltung von Farb­filtern zu zerlegen, und diese Teilbilder bei der Filmmiedergabe in geeigneter Weise wieder zu vereinen.

Nun bietet freilich schon die Zerlegung der Bilder durch die Farbfilter ganz außerordentliche Schwierigkeiten, da es sich nicht wie beim Drei­farbendruck nur um ein einziges Bild, sondern um eine große Anzahl Bilder handelte, die im Bruchteil einer Sefunde aufgenommen und zerlegt werden müssen. Versuche der Bildaufnahme mit zwei Objektiven führten zu keinem Resultat, da sich der Fehler der Parallare einstellte. Das linke Objektiv sah das Bild unter einem anderen Winkel als das rechte: die beiden Bilder kamen deshalb nicht recht zur Deckung. Dieser Fehler wurde ver­mieden, als man nur noch ein Objektiv verwendete, und die Zerlegung des Bildes durch einen zwischen Objektiv und Negativ ein gebauten Prismenblodvornahm. Mit Hilfe des Prismas läßt sich das Bild in zwei Teil­bilder zerlegen, deren Lichtstrahlen getrennt von­einander auf der Rückseite austreten und die An­ordnung von Farbfiltern gestatten. Auf diese Weise erzielt man auf dem Negativ zwei aufein­anderfolgende Bilder Da die Zerlegung in drei Teilbilder schwer überwindbare Schwierigkeiten hat, so begnügt man sich in der Regel mit der Zer­legung der Bilder in zwei Teilbilder unter Ver­wendung eines roten und eines grünen Filters. Von dem Negativ werden zunächst alle roten Teilbilder auf einen Film kopiert; darauf auf einen zweiten Film alle grünen Bilder. Beide Filmstreifen werden alsdann mit ihren Blant­seiten in der Weise übereinander geklebt, daß jedes durch den roten Filter zerlegte Bild mit dem ent­sprechenden durch den grünen Filter zerlegten Bild zur genauen Deckung kommt. Die Filme dürfen deshalb nur die Hälfte der normalen Stärke von 0,12 bis 0,13 Millimeter haben. Wenn die grünen Teilbilder mit grüner, und die roten Teilbilder mit

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Von Christoph Carlowitz

roter Farbe gefärbt werden, entsteht ein natur­farbiger Film, der den großen Vorteil hat, in gebräuchlichen Projektions­apparaten laufen zu können.

den

Mit Aufnahme der Zeichnungen ist die Arbeit des Filmzeichners vollendet. Aufgabe des Kom= ponisten ist es dann, eine zu dem Film passende Begleitmusik und alle im Drehbuch vorgesehenen Geräusche zu komponieren. Er setzt sich also vor die weiße Wand und läßt sich den Film nach Be­lieben oft vorführen. Während so die Geschöpfe des Zeichners an seinem Auge vorüberhuschen, entsteht in ihm die geeignete Melodie, die er später in Gestalt von Noten zu Papier bringt. Da­mit die gespielten Szenen mit der Begleitmusik übereinstimmen, wird jede Szene mit der Stoppuhr genau ausgemessen, und der Komponist muß entsprechend auch seine Begleit­musik und vor allem alle Geräusche und etwaigen Dialoge dieser Zeit genau anpassen.

Nach Vollendung des Tonmanuskriptes müssen die Musiker sich mit der Begleitmusik vertraut machen und gleichzeitig auch den Film kennen­lernen. Der Film wird deshalb auch vor den Musikern so oft vorgeführt, bis sie sich mit allen Phasen der Handlung vertraut gemacht haben und bis Bewegung und Ton völlig überein­stimmen. Erst dann kann endlich dazu geschritten werden, auch die Begleitmusik entweder auf eine Schallplatte oder auf einen Tonfilm aufzunehmen, damit die Originalmusik für alle Zeiten fixiert wird und beliebig oft vervielfältigt werden kann.

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