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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Anwaltskämpfe im Felseneck- Prozeß

Rechtsanwalt Plettenberg verläßt die NSDAP .

Der Kampf der Angeklagten im Felsened­Prozeß um den Verteidiger ihrer Wahl, Rechts­anwalt Dr. Litten hat in der gestrigen Verhand­lung eine 3ufpigung erhalten, die die Wahr­heitsfindung in diesem Prozeß, in dem die An­flage auf Totschlag lautet, außerordentlich gefährdet erscheinen läßt. Sechs von den an­geklagten Kommunisten sind so gut wie ohne Ver­teidigung geblieben, obgleich diese laut Straf­prozeßordnung eine notwendige Verteidi­gung ist.

Nachdem Landgerichtsdirektor Böhmert den Beschluß der Kammer verlesen hatte, durch den der Antrag auf Ablehnung der Berufsrichter wegen Befürchtung der Befangenheit als unbe­gründet zurückgewiesen wurde, erklärte Rechts­anwalt Cohn- Benditt die weitere Verteidigung des Angeklagten Homann niederlegen zu müssen. Staatsanwaltschaftsrat Dr. Stehnig beantragte, dem Angeklagten Homann den

Rechtsanwalt Plauth als Offizialverteidiger zu stellen. Homann verlas darauf für sich und seine fünf Mitangeklagten, denen gleichfalls Rechts­anwalt Plauth als Offizialverteidiger bestelit worden war, eine Erklärung, in der dieser Offizial­

verteidiger abgelehnt wurde, weil er in der ersten Verhandlung sich öffentlich in äußerst scharfer Weise sowohl gegen die Verteidigungstaktik des Rechtsanwalts Litten als auch gegen die Haltung der ihm jetzt anvertrauten Angeklagten geäußert habe. Rechtsanwalt Dr. Plauth erklärte sich nicht für befangen, Staatsanwaltschaftsrat Dr. Stehnig beantragte den Protest der Angeklagten zurüd­zuweisen und das Gericht beschloß demgemäß. Die sechs kommunistischen Angeklagten verweigerten darauf trotz der Ermahnung des Vorsitzenden in ihrem eigenen Interesse ihre Aussage zu machen, irgendwelche Erklärungen sowohl zur Person als zur Sache selbst.

Ohne die Berteidigungstaftif und die Gesamthaltung des Rechtsanwalts Dr. Litten im ersten Felseneck- Prozeß auch nur im geringsten gutheißen zu wollen, muß jedoch zu der nun ent­standenen Lage mit aller Entschiedenheit folgendes gesagt werden.

Das Gericht ist in einem Totschlagsprozeß ver­pflichtet, den Angeklagten Verteidiger zu stellen, damit diese ihre Rechte zu wahren imftande sind.

Fischertragödie auf der Ostsee

Zwölf Stunden mit dem toten Sohn im Wasser

Stettin , 18. Oktober. Der Kapitän des zum Hafenbauamt Swinemünde gehörenden Regierungsdampfers ,, Walter körte" bemerkte am Dienstag gegen Mittag in der Swinemünder Bucht etwa drei Meilen von& osferow entfernt ein fieloben treibendes Boot. An dem Boot hatte sich ein völlig erschöpfter Mann angeklammert.

steigerte. Borkum meldete am Dienstagmorgen Südsüdwest Windstärke 9, Helgoland meldete Windstärke 8. Die deutsche Seewarte hat erneut Sturmwarnung erlassen. Infolge der auf­gewühlten See waren fleinere Schiffe gezwungen, Nothäfen anzulaufen. Schiffsunfälle sind bisher nicht gemeldet worden.

Man kann aber den Angeklagten nicht zumuten, sich von einem Offizialverteidiger vertreten zu lassen, der bisher mit größter Schärfe den Ver­teidiger ihres Vertrauens bekämpft hatte. Unver­ständlich aber ist es, daß Rechtsanwalt Pl auth ungeachtet des scharfen Protestes der Angeklagten, die erklärten, kein Vertrauen zu ihm zu haben, sich trotzdem nicht von der Verteidigung zurück­gezogen hat. Wie er nun die Verteidigung zu führen gedenkt gegen seinen Man= danten ist nicht gut verständlich. Die An­geklagten werden aber hier bestraft wegen der Haltung ihres Verteidigers, für die sie nichts fönnen.

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Weiterhin dürfte von allgemeinem Interesse sein, daß

der nationalsozialistische Verteidiger Rechts­anwalt Dr. Plettenberg seinen Austritt aus der NSDAP . erklärt hat.

Dr. Plettenberg hatte seinerzeit eine gemeinsame Protesterklärung gegen das Gericht in der An­gelegenheit Litten im Interesse der Anwaltschaft mit unterschrieben und es war ihm von der Gau­leitung der NSDAP . zur Strafe ,, befohlen" worden, die Verteidigung der Nazi niederzulegen.

nuten früh. Er hat durchschnittlich eine Ge= schwindigkeit hier von 75 bis 80 Kilometer. Der Körper des Mädchens prallte gegen einen Kilo­meterstein. Der Stein wurde herausgerissen und etwa einen Meter weit fortgeschleudert. Nunmehr ist festgestellt, daß es sich bei der Toten um die 21jährige Erzieherin Henny Goldstein aus Frankfurt a. M. handelt. Henny Goldstein war zuletzt in einem Heim für schwachsinnige Kinder in Beelitz bei Berlin tätig, hatte aber ihre Stelle, durch die sie sich seelisch stark belastet fühlte, zum 1. November gekündigt. Die Abreise erfolgte vorzeitig und überstürzt. Verschiedene An­zeichen deuten daraufhin, daß Henny Goldstein durch Sprung aus dem fahrenden D- Zug Selbst­

Nachdem der Regierungsdampfer an das Boot Windhose zerstört 8 Häufer morb begangen hat. Nach ihren letzten Aeuße­

herangefahren war und den Schiffbrüchigen an Bord genommen hatte, wurde die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, die an dem kleinen Fahr­zeug festgebunden war. Die Leiche wurde an Bard des Des Dampiers, geborgen, der dann sofort Kurs auf Swinemünde nahm. Hier wurde der ältere Mann ins Krankenhaus eingeliefert. Es handelt sich um den 53jährigen Fischer Otto Haack aus dem Ostseebad Zinnowiz. Nachdem Haack das Bewußtsein wiedererlangt hatte, er­zählte er, daß er mit seinem 25jährigen Sohn am Montag nachmittag in einem kleinen Boot aus Zinnowitz in See gefahren sei. Gegen 11 Uhr abends seien sie von dem plöglich aufkommenden Sturm überrascht worden und gefentert. Er und sein Sohn hätten sich an dem kieloben treibenden Boot festgehalten. Bei dem stundenlangen ver­zweifelten Kampf gegen die hohen Wellen have

Weffelburen, 18. Oktober.

Am Dienstagvormittag 30g eine Windhose über Reinsbüttel hinweg, die großen Scha­den anrichtete. Das Dach einer riesigen Scheune wurde 500 bis 600 Meter weit fortgeschleudert und knickte dabei die Masten der Hochspannungs­

rungen hat das Mädchen unter ihrer Umgebung seelisch sehr gelitten. Der ständige Umgang mit den psychopathischen Kindern war eine zu große Last für fie,

STS 90 WORT

leitung um. Die Scheune stürzte vollkommen zu Wieder Bildfälscher- Prozeß

sammen. Bei dem Einsturz des Hauses eines Arbeiters wurde dessen Frau verlegt; ein im Bett liegendes Kind wurde verschüttet. Eine Anzahl weiterer Personen wurde verletzt. Insgesamt wurden von der Windhose acht Häuser eingedrückt. Andere Häuser wurden schwer beschädigt.

Noch einmal Kampf um die van Goghs

Der Kunstmaler Otto Wacker , dessen schwung­hafter Handel mit den gefälschten van Goghs in den interessierten Kreisen soviel Aufsehen er­regt hat, steht seit gestern zum zweitenmal vor Gericht. Er hat sich mit dem Urteil erster In­stanz, die ihn wegen fortgesetzten Betruges und fortgesetter Urkundenfälschung zum einem Jahr

der Sohn ſchließlich die Kräfte verloren. In seiner Ein Opfer ihres Berufs Gefängnis verurteilt hat, nicht zufrieden gegeben.

Todesangst habe er den Sohn angeseilt, um ihn nicht zu verlieren. Gegen 3 Uhr morgens sei jedoch der Tod eingetreten. Dann hat der alte Haack auf dem gefenterten Boot in Sturm und Wellen über zwölf Stunden bis zum Mittag aus­gehalten, bis endlich die Rettung durch den Dampfer nahte.

Sturm über der Nordsee

Im norddeutschen Wüstengebiet über der Nord­ see setzte in der Nacht zum Dienstag ein heftiger Südwestwind ein, der sich zu Sturmstärke

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Aufgeklärter Leichenfund

Zwischen den Stationen Heeringen und Aumühle bei Nordhausen wurde wie bereits be= richtet am Kilometerstein 88 die Leiche eines etwa 18 bis 20 Jahre alten Mädchens gefunden. Bei der Toten fand man eine Fahrkarte Berlin - Marburg und eine D- 3ug­Zuschlagkarte. Die Karten waren in Berlin auf Alexanderplatz gelocht. Die Unbekannte muß nach dem Befund am Tatort aus dem Zuge gestürzt sein. Der Zug passiert die Stelle um 1 Uhr 22 Mi­

Der äußerst verwickelte Kunstprozeß muß also zum zweitenmal aufgerollt werden. Wie zur ersten Verhandlung, werden namhafte Kunstfach­verständige ihr Gutachten zu erstatten haben, u. a. Geheimrat Iusti, der Direktor der National­galerie, der Kustos der Nationalgalerie, Thor= maelen, und andere mehr. Auch der hollän­dische Sachverständige wollte es sich nicht nehmen lassen, noch einmal auf eigene Kosten nach Berlin zu fommen, um hier eine Lanze für die Echtheit einiger der von den deutschen Sachverständigen als gefälscht anerkannten van Goghs zu brechen. Wie bekannt wird, hat der Holländer Scherjon

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MITTWOCH, 19. OKT. 1932

unterdes zwei von diesen Gemälden van Goghs für einen billigen Preis erworben. Der Staats­anwalt hat in der Zwischenzeit noch weitere Bilder röntgen lassen und glaubt auf Grund des Ergeb= nisses neues Material zum Beweise der van- Gogh­Fälschungen in der Hand zu haben.

Den Vorsiz in diesem zweiten van- Gogh- Pro­zeß, der etwa drei Wochen in Anspruch nehmen dürfte, führt Landgerichtsdirektor Heiner. Die Anklage vertritt auch diesmal Gerichtsassessor Kantak, die Verteidigung hat Rechtsanwalt Dr. Goldschmidt inne.

Kohlenzuschuß!

Brennstoff für Hilfsbedürftige

Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel für Winterhilfe sollen auf Grund eines im Stadtparlament angenommenen sozial­demokratischen Antrages laufend unter­stützte Personen auch in diesem Winter wieder Brennstoffbeihilfen aus städtischen Mitteln erhalten. Die Bewilligung der Beihilfen erfolgt durch die Bezirkswohlfahrts- und Jugend­ämter, und zwar im allgemeinen ohne besonderen Antrag.

Die Brennstoffbeihilfen werden für die Monate November/ Dezember 1932 und Januar, Februar, März 1933 in Form von baren Unterstügungs­zuschüssen zum Ankauf von Brennstoffen gewährt, und zwar werden erhalten: Personen mit eigenem Haushalt und drei oder mehr Zuschlags= empfängern monatlich 2 M.; andere Personen mit eigenem Haushalt 1,50 M.; Personen ohne eigenen Haushalt 1,30 M.

Die Zuschüsse werden in der Regel zusammen mit den laufenden Unterstügungen von den Be­zirkswohlfahrts- und Jugendämtern ausgezahlt.

Alte und körperlich behinderte Unterstützungs­empfänger können auf Antrag wie im Vorjahre an Stelle der baren Brennstoffbeihilfen Braun= fohlenbriketts in entsprechender Menge in die Wohnungen geliefert erhalten.

Laternenreinigers Tod

Nach dem Absturz überfahren Auf furchtbare Weise ist gestern der 46jährige Gasarbeiter Erich Schmidt aus der Dieffen­bachstraße 28 ums Leben gekommen.

Sch. war in der Wilmsstraße mit dem Reinigen der Gaslaternen beschäftigt. Plötzlich stürzte die Leiter auf der Schmidt arbeitete, um und der Gasarbeiter fiel topfüber auf den Fahr­

damm. Unglücklicherweise passierte in diesem

Augenblick ein Rollfuhrwerk die Unfallstelle. Cbgleich der Kutscher mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln sein Fahrzeug zum Halten zu bringen versuchte, gingen die Vorderräder des schweren Lastfuhrwerkes über den Körper des Un­glücklichen hinweg. Mit schweren Verlegungen wurde Schmidt ins Urbanfrankenhaus übergeführt, wo er bald nach seiner Aufnahme gestorben ist.

Außerdem ereigneten sich in den gestrigen Abendstunden drei weitere schwere Ver= kehrsunfälle, bei denen jedesmal Frauen die Opfer waren. Die Ueberfahrenen wurden mit lebensgefährlichen Verlegungen in die nächsten Krankenhäuser gebracht.

Restaurant in Flammen. Vermutlich durch Kurz­schluß brach gestern abend in dem Restaurant von Weigelt in der Innsbrucker Str. 11 Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit um sich griff. Die Holzverkleidungen der Decke und Wände sowie die Einrichtung wurden von den Flammen er= griffen. Die Feuerwehr war drei Stunden tätig.

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