Abgestoßen werben, zeigen die immer wieder- kehrenden Aeußerungen aus diesen Kreisen: Hier mache ich nicht mehr mit: solche Schweine- r e i e n kann ich nicht mit meiner Stimme unter- stützen." Es geht fein zu zwischen den Brüderchen und Schwesterchen der Harzburger Front, das muß man schon sagen! Und diese Leute halten sich für Zierden und berufene Führer der Nation!
Anter den Trllmmem des Speichers Lebendig verbrannt
vis Katastrophe in St. Margrethen— Bisher elf Tote
Rapen als Zeuge Planck schreibt an Heinig
Reichskanzlei nachstehendes
Der Staatssekretär in der Planck hat an Kurt Heinig Schreiben gerichtet: „Sehr verehrter Herr Abgeordneter! Der„Vor- wärts" vom 20. Oktober nachmittags veröffentlicht eine Zuschrift, die sie ihm geschickt haben. Sie führen in ihr aus, daß der Reichskanzler vor dem Untersuchungsausschuß im Preußischen Landtag erklärt habe, es gäbe im Reichshaushalt nur zwei Dispositionsfonds, die für die Presse in Betracht kämen: tatsächlich gäbe es deren aber fünf. Darf ich hierzu feststellen, daß ich Ihren Ausführungen keineswegs zustimmen kann. Für die Unter- stützung der inländischen Presse, und nur um diese hat es sich im Untersuchungsausschuß gehandelt, kommen nur die von dem Herrn Reichskanzler genannten beiden Dispositionsfonds in Betracht. Weder der Fonds für Förderung des deutschen Nachrichtenwesens im Ausland noch der Dispositionsfonds des Auswärtigen Amts „Geheime Ausgaben", noch der Dispositionsfonds des Reichswehrministeriums dürfen von Rechts wegen mit der deutschen Presse irgendetwas zu tun haben. Das mag früher anders gehand- habt worden sein(I), ich kann Ihnen aber die Zusicherung geben, daß unter der jetzigen Reichsregierung keinerlei Mittel aus diesem Fonds der deutschen Jnlandspresse zugeflossen sind oder zufließen werden. Ich werde diesen Brief der Oefsentlichkeit über- geben, sobald sie ihn erhalten haben. Mit dem Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung und aufrichtigen Empfehlungen bin ich ihr sehr ergebener Genosse H e i n i g wird warten und sodann auch Oefsentlichkeit übermitteln.
Eigener Beridit des„Vonvärts" K o n st a n z, 21. Oktober. Zn St. Mnrgrethcn stürzte, wie wir bereits in der Morgenausgabe berichteten, in den Anlagen einer Kühlhaus A.-G. der Dachboden eines Speichers ein. Etwa ZV Arbeiter wurden unter den Trüm- mern begraben. Elf Personen wurden getötet und 4v verwundet. Die Toten und Verlebten sind in erster Linie Frauen und Mädchen. Die Kühlhaus A.-G. betreibt in St. Margrechen, einer Grenzstation der Bodenseebahn zwischen der Schweiz und Oesterreich, eine große Geflügel- Mästerei mit einer Versandabteilung. Im Dach- geschoß des Gebäudes waren neun Tonnen Mais und Gerste eingelagert worden, eine Belastung,
der anscheinend die Decke nicht gewachsen war. Ihr Einsturz erfolgte so plötzlich, daß nur wenige Per- sonen vorher das Gebäude verlassen konnten. Verbrecherischer I-eicbtsinn Zu der Einsturzkatastrophe in der Kühlhaus A.-G. wird noch ergänzend berichtet: Im Kühl- Haus waren etwa 40 Frauen mit dem Rupfen 'von Hühnern, die die Kühlhaus A.-G. einführt, beschäftigt, als nachmittags gegen 2 Uhr plötzlich
unter INais,
dem die
im
Druck gewaltiger Mengen von Dachboden gelagert wurden,
die Decke zusammenbrach und auf die unten arbeitenden Personen niederstürzte. Die Opfer des Unglücks sind zum Teil e r st i ck t, zum Teil durch herabstürzende Balken erschlagen wor- den. Die Leichen sind schrecklich zugerichtet.
gez. Planck." diesen Brief beant- seine Antwort der
Naziwaffen aus Holland Erklärung des Landesfinanzamts Düsseldorf Bor einigen Wochen brachte der„Vorwärts" eine Meldung aus Amsterdam , in der Veröffent- lichungen des„Het Volk" über die Festnahme eines Großschmugglers in Waffen, namens Szymanski, und über gewisse Vor-
gänge auf der Seite der deutschen Zollbeamten auszugsweise wiedergegeben waren. Dazu er- halten wir nun vom Präsidenten des zuständigen Landesfinanzamts Düsseldorf folgende Zuschrift: 1. Nach den bisherigen Ermittlungen hat sich nicht der geringste Anhalt dafür ergeben, daß deutsche Zollbeamte die Helfershelfer des ver- hafteten Szymanski waren. Richtig ist, daß zahl- reiche Zollbeamte seit langer Zeit den Spuren des berüchtigten Großschmugglers Szymanski nach- gingen, und daß es 2 Zollbeamten schließlich durch ihr mutiges Vorgehen gelungen ist, Szymanski zu fangen. 2. Es ist unrichtig, daß„die vielen jungen Kerle", die in den letzten Wochen eingestellt wor- den sind, den Schmugglern helfen. Es hat sich bisher nicht der geringste Verdacht in dieser Hin- ficht ergeben. 3. Unrichtig ist, daß die Zollfahndungsstelle in Düsseldorf — womit wohl das„Zollfahndungs- omt" in Düsseldorf gemeint ist— durch bestimmte Kräfte gehindert wird, die Untersuchung im Falle Szymanski mit der eiforderlichen Energie zu führen. Szymanski ist nach seiner Festnahme dem Richter vorgeführt worden und, nachdem das Ge- richt Haftbefehl erlassen hat, wird die Unter- suchung durch das Gericht geführt. Selbstoer- ständlich wird diese Untersuchung durch die Zoll- sahndungsstelle(doch wohl wieder Zollfahndungs- amt?) mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln gefördert." Es bedarf kaum eines besonderen Hinweises, daß jedermann in Deutschland sich freuen würde, wenn sich die Auffassung des Landesfinanzamts bestätigt. Niemand hat ein Interesse, die schwere und gefahrvolle Arbeit der Grenzbeamten unnötig zu erschweren. Aber es ist sicher auch für die Zoll b e h ö r d e von Interesse, wie die Vorgänge an der Grenze drüben beurteilt werden. Und wenn die gerichtlichen Untersuchungen zur�olge haben, daß der Waffenschmuggel endgültig unter- bunden wird, so haben die Veröffentlichungen ihren Zweck erreicht.
Ausschneiden!
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fcüfe
2uu* diskuUe&m! deiuto* UwMmutoidiscUcH, IdacUbocu,
ob er jemals über den innerparteilichen Zustand der KPD. nachgedacht hat. Diese Partei, die eine revolutionäre Umgestaltung der ganzen Gesellschaft auf ihre Fahnen schrieb, besitzt nicht einmal ein stabiles Fundament. „Die KPD. ist in Deutschland die einzige Arbeiterpartei", wird er die„Rote Fahne " zitieren, doch frage Ihn, womit er eigentlich den Anspruch der KPD. als einzige Arbeiterpartei rein sachlich begründen will? Frage ihn, wie es um das politische Parteialter seiner Genossen und um die Fluktuation und Aktivität in seiner Organisation bestellt ist.„Das sind alles böswillige Verleumdungen unserer Gegner", wird er sich herauszureden suchen.
Antw�dc d&n JCofoHiUHisitu
mit den offiziellen Angaben seiner Partei, nach denen fast 90 Proz. ihrer Mitglieder Arbeitslose, kaum 10 Proz. ihres Bestandes also, noch in Betrieben beschäftigt sind. Sage ihm, daß Arbeitslosigkeit sicherlich kein Makel, sondern ein Fluch das kapita
listischen Systems ist. Sage ihm aber auch, daß. eine Partei, erhebt, Vertreterin der Interessen des ganzen Proletariats Massen der Betriebsarbeiter aber so wenig an Boden besitzt, Arbeiter keine ernst zu nehmende politische Kraft ist.
die Anspruch darauf zu sein, unter den für einen denkenden
Sa$e deu* MoiutHUuideu,
daß nur 7 Proz. seiner eigenen Parteigenossen noch Mitglieder freier Gewerkschaften sind. Mache ihn darauf aufmerksam, daß eine Partei, die den Millionenorganisationen der deutschen Arbeiterklasse vorschreiben will, was sie zu tun und zu lassen haben, zuerst einmal ihre eigenen Mitglieder anhalten soll, ihrer primitivsten proletarischen Organisationspflichf zu genügen. Und dann erkläre dem Kommunisten auch, daß die Feststellung seines Führers Ulbricht in einer Parteiarbeiter-Konferenz, wonach fast 50 Proz. der KPD. -Mitglieder erst 1930 in die Partei eintraten, die Fluktuation der KPD . 40 Proz. überschreitet und die Passivität grenzenlos ist, nur einen Zustand kennzeichnet, der nicht In technisch-organisatorischen Mängeln seine Ursache hat, sondern die logische Konsequenz der irrsinnigen Politik der KPD . und RGO. bedeutet.
Say£ den* iiownuuisUu,
daß diese unanfechtbaren Feststellungen auch ihn bewegen müssen, seinen Platz dort zu nehmen, von wo aus allein er mit trfoig gegen Kapitalismus und Faschismus kämpfen kann: In der Eisernen Front des gewerkschaftlich in den freien Gewerkschaften und politisch in der Sozialdemokratie organisierten Proletariats.
Strategisches
Für den Frontalangriff die nationale Rechte, den Flankenangriff besorgt— wie immer— die KPD.
6turnt im Nationalrat Seitz geißelt die Arbeiterieinde Eigener Beridit des„Vorwäris" Wien , 21. Oktober. Im Nationalrat beantragten die Sozialdemo- traten die Auflösung des Hauses und Ausschrei- bung der Neuwahl zum 27. November Den Antrag begründete der Parteiführer und Wiener Bürgermeister Karl Seitz . Er erklärte, daß die Sozialdemokratie, die 41 Proz. der Wähler hinter sich hat, sich mit äußerster Kraft dem Unterfangen, auf Grund eines Kriegs- g e s e tz e s mit Notoerordnungen zu regieren, widersetzen werde. Der Ernennung des Heim- wehrmajors F e y zum Staatssekretär für Sicher- heit sei eine Herausforderung, die auf ein Kulissengeschäft der Christlichsozialen mit der Heimwehr beruhe. Die regierende Partei habe nach dem steirischen Heimwehrputsch, der zwei Tote und 100 Verwundete gekostet hat, keinen der Verbrecher verfolgen lassen und der Heimwehr auch die Waffen nicht genommen. Jetzt aber, nach dem Zusammenstoß in Simmering , habe die schärf st e Verfolgung der sozial- demokratischen Schutzbündler ein- gesetzt. So mache man die I u st i z zur Dirne. Darauf behauptete der Bundeskanzler Dr. Doll- fuß, Seitz habe den Richterstand beleidigt. Unmittelbar danach übergab der Schutzbund- mann Abg. Deutsch (Soz.) Dollfuß eine Druck- s ch r i f t. Dollfuß blickte nur kurz auf die ange- deutete Stelle und warf dann Deutsch das Blatt wieder zu, der es dem Bundeskanzler wieder zurückwarf. Als dann Seitz unter dem leb- haften Beifall seiner Parteigenossen sein Wort von der Justizdirne wiederholte, verließ Dr. Doll- fuß in großer Erregung den Sitzungssaal. Es entstand stürmischer Lärm, Pfuirufe wurden rechts laut gegen Seitz. Links hörte man andauernde Rufe:„Auflösen!" Darauf gingen auch die anderen Minister und die Abgeordneten der Re- gierungsparteien aus dem Saale . Nach der Rück- kehr der Regierung gab der Bundeskanzler die Erklärung ab, daß es unter seiner Würde wäre, auf die„rednerischen Entgleisungen" des Wiener Bürgermeisters sofort zu antworten.— Fortsetzung heute nachmittag. Hakenkreuz-Polizei Die sinnlose Zerstörungswut des Wiener Ueber- fallkommandos, das im Arbeiterheim Simmering Möbel, Uhren, Büsten und Bilder verwüstete, wäre unerklärlich, wenn nicht die Polizei selbst die Lösung gäbe. Vier Stunden nach dem blutigen Ereignis noch hat die Polizei den Landesleiter des Schutzbundes, Major E i f l e r, und einen Redak- teur der„Arbeiter-Zsitung" in brutalster Art davon- getrieben. Als Eifler einen der Herren um feine Nummer fragte, erwiderte dieser höhnisch, die stehe auf seinem Gummiknüppel. Das alles stimmt dazu, daß die Polizei nichts von den Hakenkreuzlern gesehen haß die hinter «ine 60 Zentimeter hohe Schulgartenmauer ge- kniet, auf das Arbeiterheim schössen.
Furchtbarer Tod einer Familie Eigener Beridit des„Vorwärts" Paris . 21. Oktober. Bei einem Brand, der durch die Ex- plosion eines Benzinkochers her- vorgerufen wurde, sind am Donnerstag- abend in einem Pariser Arbeiterviertel die Frau und vier Kinder eines polnischen Schuharbeiters verbrannt. Der Arbeiter und sein Kompagnon er- litten schwere Brandwunden und Ver- lettungen. Sie wurden in bedenklichem Zustand ins Krankenhaus geschafft. Der Pole bewohnte mit seiner Familie, die er erst vor einigen Wochen nach Paris hatte kommen lassen, ein einziges großes Zimmer in einer Holz- barocke, das zugleich als Arbeitsraum diente. Beim Nachfüllen eines Benzinkochers war das Benzin übergelaufen, ohne daß dies bei der in dem Zimmer herrschenden Dunkelheit bemerkt wor- den war. Als man den Kocher anzündete, fing das auf den Tisch und den Boden getropfte Benzin Feuer und brachte den Kocher zur Explosion. Im Nu stand das ganze Zimmer in �rand. Die Flammen versperrten die Tür, so daß die ganze Familie in dem brennenden Raum wie in einem Gefängnis eingeschlossen wor. Der Arbeiter und sein Kompagnon sprangen durch das Fenster und riefen der Frau zu, ihnen die Kinder zuzureichen, aber niemand antwortete mehr auf ihre Rufe. Als die Feuerwehr den Brand nach kurzer Zeit gelöscht hatte, entdeckte sie in dem Zimmer die voll- kommen verkohlten Leichen der Frau und der vier Kinder.
Huhn mit Nets 25 Angestellte leicht erkrankt Eine Reihe von Angestellten der Preußischen Staatsbank(Seehandlung) sind dieser Tage nach dem Genuß von Huhn mit Reis, das ihnen im Kasino der Bank verabfolgt wurde, unter leichten Vergiftungserscheinungen erkrankt. Die Erkran- kungen nehmen glücklicherweise in allen Fällen einen gutartigen Verlauf Insgesamt handell es sich um rund 2ö Angestellte. Fünf haben sich dienst- unfähig gemeldet und befinden sich in hausärzt- licher Behandlung. Wie uns von der Direktion der Preußischen Staatsbank mitgeteilt wird, sind einige der zu- bereiteten Hühner offenbar nicht mehr ganz frisch gewesen. Die Küchenleitung hatte aber keine Be- denken und gab die Speisen im Kasino an die Angestellten aus. Nur ein geringer Teil der An- gestellten jedoch— täglich essen etwa S00 bis 600 Personen im Kasino — sind unter Vergiftungserscheinungen erkrankt. Es stellte sich Uebelsein, Brechreiz und Mattigkeit ein. Bis auf S An- gestellte sind alle Erkrankten im Dienst ver- blieben. Das Kasino untersteht einer Kasino- kommission, die sich aus Angestellten und Beamten zusammensetzt. Bisher ist noch nie etwas vor- gekommen und die Direktion hat eine eingehende Untersuchung angeordnet.
Wer ist der Gchlangenbändiger? Die„Germania " beschäftigt sich in ihrer heuti- gen Morgenausgabe mit dem Schlangen- plakat an den Berliner Litfaßsäulen und gibt zu erkennen, daß die Finanzierung dieses Plakats von Regierungsseite her erfolgt ist. Demgegen- über wird offiziös erklärt, daß man in Regie- rungskreifen nicht wisse, ob dieses Plakat von der Werbezentrale für Volksdienst stamme. Hierüber müsse sich die Werbezentrale selbst äußern. Keines- falls habe die Werbezentrale Reichsgelder er- halten.
Der MiMonürprozeß Plädoyers bei Caro-Petschek Im Caro-Petfchek-Prozeß konnte die Beweisaus- nähme heute morgen nach einer längeren Er- klärung eines der Petjchet-Anwälte endlich ge- schloffen werden. Das Wort zu seinem Plädoyer erhielt der Staatsanwalt. Er führte u. a. aus: Schon nach dem ersten Verhandlungstag in diesem Prozeß wurde in der Presse geschrieben: Genug Caro-Petschek! Wenn es sich nicht um Mil- lionäre handeln würde, so wäre der Prozeß an einem Tag zu Ende gewesen. Das stimmt nicht. Konnte es möglich sein, so mußte man fragen, daß ein Mann wie Geheimrat Professor Caro den Ver- such unternommen haben sollte, auf dem Wege über einen Zivilprozeß einen Betrug zu begehen? Und war es Leuten wie den Nebenklägern zuzu- trauen, daß sie einen Mann wie Caro unschuldig so schwerer Verbrechen bezicht'gen würden? Bei der Prüfung der Beweise und der Zeugenaussagen wird man im Auge behalten müssen, daß es sich um einen Streit zwischen Schwiegervater und Schwiegersohn handelt, einst intime Freunde, jetzt grimmige Feinde. Wenn dieser Prozeß so lange gewährt hat, dann aus dem Grunde, weil es hier in erster Linie nicht um die Wertung der äußeren Tat- fachen geht, sondern um die Feststellung der Mo- tive. Unmöglich werde man der Behauptung fol- gen können, Professor Caro habe bewußt den Bruch in der Ehe seiner Tochter mit Dr. Ernst Petschek herbeiführen wollen und es sei ihm um die Mitgift zu tun gewesen.