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Groteske im Gerichtssaal Gegen den Gebürzwang

Ein Kampf ums ,, Austreten"

Im Felseneck- Prozeß brachte die Verteidigerbank der Kommunisten auch heute eine Ueberraschung. Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Rechts­anwalt Dr. Friz Löwenthal teilte dem Ge­richt mit, daß er von den Angeklagten, die in der ersten Verhandlung von Dr. Litten verteidigt wur­den, als Verteidiger gewählt sei.

Der Anwalt gab dabei eine Erklärung ab, die vom Vorsitzenden, Landgerichtsdirektor Dr. Böhmert aufs schärfste gerügt wurde. Er fagte u. a.: Ich übernehme die Verteidigung der Angeklagten im Einvernehmen mit Dr. Litten, weil ihnen vom Gericht Rechtsanwalt Dr. Plauth als Offizialverteidiger aufgenötigt ist, obgleich sie zu ihm kein Vertrauen haben. Ich habe mich da­bei von der Erwägung leiten lassen, daß durch das skandalöse Vorgehen gegen Dr. Litten den Angeklagten keine Nachteile entstehen dürfen. Landgerichtsdirektor Böhmert rügt den Aus­drud skandalöses Vorgehen", es sei dies eine Beleidigung des Gerichts. Rechtsanwalt Dr. Löwenthal: Ich habe niemand genannt, wer fich getroffen fühlt, mag fich getroffen fühlen. Der Staatsanwalt beantragte, den Vorgang wörtlich zu protokollieren, was auch geschieht. Einer der

Luther- Redein Hamburg

Deutschland muß exportieren

Auf dem Ueberfeetlub in Hamburg   hat gestern Reichsbantpräsident Luther zur Wirt­schaftslage und besonders über die Notwendigkeit des deutschen   Exports gesprochen. Von Luther   er­wartet man teinerlei Sensationen in der Deffent­lichkeit. Vielleicht gerade wegen der besonderen politischen Bedeutung des nicht abgestritte= nen Briefes der Reichsbankleitung an die Reichsregierung mit der Warnung vor der Kontingentspolitik aus Währungsgründen war Luther   bemüht, das Unvermeidliche in der Exportfrage so vorsichtig zu sagen, daß die Ehe der Reichsbank mit der Papen  - Regierung nicht als gestört zu erscheinen braucht.

Der Papensche Wirtschaftsplan, meinte Luther  , halte sich in finanziell und währungsmäßig statt­haftem Rahmen. Zu seiner Erholung brauche das Wirtschaftsleben Ruhe und nochmals Ruhe, für die das Gefühl der Rechtssicherheit entscheidend sei. Für die Zeit nach der Ratifikation des Lausanner Vertrages müsse die deutsche Gesetz­gebung die Unabhängigkeit der Reichsbank von der Politik auch für die Zukunft sichern. Wenn fürzlich die Tatsache eines Schreibens der Reichsbant an die Reichsregierung im 3u fammenhang mit den gegenwärtigen Kontingents. besprechungen zur Kenntnis der Deffentlichkeit ge= langt sei, so habe hier wieder einmal eine un­verantwortliche Indiskretion die sachliche Behandlung fonkreter Fragen gestört. Wenn die auf den Export eingerichtete Industrie grundsäglich auf den Binnenmarkt umgestellt mürbe, so müßte eine industrielle Krise eintreten, nach der niemand verlangen dürfte. Weiteres Absinken der Ausfuhr bedeute neue Er­werbslosigkeit und neue Entwertung deutschen  Boltsvermögens. Der Markt für ausländische und inländische Erzeugnisse hänge so innig zusammen, daß man nicht einen Teil zerstören kann, ohne den anderen mit zu zerstören.

Deutschland   müsse fortgelegt seinen eigenen Be­stand an Gold und Devisen auf das sorgfältigste beobachten. Gegenüber dem ausländischen Schuldendienst könne das bisherige Verfahren nur so lange beibehalten werden, als die Ueberschüsse aus dem Waren- und Leistungsverkehr mit dem Ausland die nötigen Devisen liefern.

Man solle heute nicht mehr darüber streiten, ob Deutschland   zuviel öffentlichen Aufwand getrieben habe. Die Krise wäre in feiner Weise geringer, wenn die entsprechenden Auslandsgelder für privatwirtschaftliche Anlagen verwendet worden wären, in denen ohnehin eine Ueberkapazität vor­liege. Wie fich Luther für die freie Wirtschaft aussprach, so bekannte er sich auch gegen die staatliche Kredittontrolle. forderte von neuem die Re privatisierung der Banten und ließ nur den Reichskommissar für das Bant­gewerbe mit seinen heutigen Funktionen gelten. Zur Reichsreform bemerkte Luther, daß sich die Selbstverwaltung des Volkes immer wieder in Parteien organisieren werde, daß aber bei aller Freiheit für die Entfaltung auch ſtaatspolitische Hemmungen gegen ein Uebermaß des Partei­strebens notwendig seien.

Bolf und Zeit", unsere illustrierte Wochen­schrift, liegt der heutigen Postauflage bei.

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Hungerstreik angekündigt

kommunistischen Verteidiger gab darauf eine scharfe Erklärung gegen Rechtsanwalt Dr. Plauth ab. Die Bernehmung der angeklagten National® sozialisten   verlief zunächst reibungslos. Gegen 12 Uhr tam es aber wieder zu einem stür mischen Zwischenfall. Einer der an­getlagten Kommunisten bat, austreten zu dürfen. Der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Böhmert, verweigerte ihm das mit der Vertröstung, daß um 12 Uhr die Pause eintreten werde. Es mel­deten sich noch weitere Angeklagte. Nun bat R.-A. Dr. Löwenthal um eine Pause. Auch das murde abgeschlagen. Darauf verließ Dr. Löwen­thal den Gerichtssaal. Drei Minuten später tehrte er zurück und erklärte, daß er den Saal wieder verlassen würde, falls das Gericht nicht eine Pause eintreten lassen würde. Landgerichtsdirektor Böhmert meinte nun, daß er sich dann gezwungen sehen würde, den Angeklagten, die von Dr. Löwen­thal verteidigt werden, den Rechtsanwalt Dr. Plauth als Offizialverteidiger zu stellen. Es folgte eine erregte Erwiderung durch Dr. Löwen­thal. Die Situation spizte sich immer mehr zu.

Ein Angeklagter schrie plötzlich, er würde in den Hungerstreit treten, und der Angeklagte Herling verfiel in Krämpfe.

ingere

Alles schrie jetzt durcheinander. Die Sigung mußte unterbrochen werden. Es wurde der Arzt Dr. Schlegel herbeigeholt, in der Hauptsache, um ein Gutachten darüber zu erstatten, wie oft Angeklagte austreten müssen. Damit Dr. Schlegel die Gelegenheit erhalte, die An­geklagten, insbesondere auch den Angeklagten Herling, zu untersuchen, sah sich das Gericht ge= zwungen, nun doch eine längere Pause eintreten zu lassen. Nach der Pause erstattete Dr. Schlegel sein Gutachten dahin, daß der gesunde Angeklagte bis 3 Stunden im Gerichtssaal aushalten könnte. Landgerichtsdirektor Böhmert erklärte darauf, daß in Zukunft die Mittagspause eine halbe Stunde früher eintreten würde.

Der ganze Zwischenfall war mehr als grotest. Zum Schluß trat eine verföhnlichere Stimmung ein. Die Verteidiger ließen eine Erklärung, die fie gemeinsam ausgearbeitet hatten, und die von einem der nationalsozialistischen Verteidiger vor gelesen werden sollte, unter den Tisch fallen. Es konnte nun in der Vernehmung der Angeklagten fortgefahren werden. Unter den Angeklagten fällt ganz besonders der Angeflagte Herling durch seinen zweifellos fränflichen Zustand auf. Vielleicht wäre es richtiger, ihn aus der Haft zu entlassen!

Gilgi auf der Leinewand

,, Eine von uns" im Capitol

Es war von vornherein klar, daß eine Ver­filmung der Bilgi  , die auf eine und eine Viertel­stunde beschränkt ist, nicht den ganzen Reichtum des Romans erschöpfen, nicht seine sozialen Pro­bleme und psychologischen Auseinandersegungen widerspiegeln kann. Der Film muß zusammen­fassen, konzentrieren, dramatisch zufpigen, und auch der Tonfilm ist in der Wiedergabe des Wortes als Träger der inneren Handlung beschränkt. Aber es bleibt ein Verdienst der Filmveranstalter, daß sie statt des süßen Operettentitsches einen Stoff aus dem unmittelbaren Leben der Gegenwart ge­mählt haben, daß sie ein Büromädel( allerdings Don romantischer und hier im Film besonders be= tonter Herkunft) und ihre Erlebnisse in den Mittel­punkt der Handlung stellen.

Freilich hat der Manuskriptperfasser J. Don Cube dabei vieles unter den Tisch fallen lassen, was unseren Lesern gerade an der Bilgi wichtig und wertvoll war. Und auch die Kunst des Re­giffeurs Johannes Meyer   tann das nicht immer wettmachen, so gut und lebendig er Gilgi in ihrer Häuslichkeit, Gilgi in ihrem Büro und in ihrem Sportleben vorführt. Die sozialen Seitenlichter, die im Roman aufbligen, mangeln dem Film, die Unbefriedigtheit Gilgis im Beruf und häuslichen Leben wird nicht so deutlich und die große Um­wälzung, die die Liebe zu Martin in ihr hervor= ruft, wird nicht so intensiv erlebt wie im Roman. Der Film hat die ungeheure Ueberlegenheit, daß er Menschen und Milieu unmittelbar anschaulich vor Augen führen kann, aber er bietet dafür auch die Gefahren der Verflachung und Veräußerlichung. Man hätte gern eine Szene im Film gesehen, die verdeutlichte, wie diese ganz anders geartete neue Welt des Künstlers Martin, die innere Sehnsucht Gilgis nach Freiwerden von aller bürgerlichen Enge in hohem Maße erfüllt und wie diese Liebe wirklich das entscheidende Lebensereignis wird. Aber dazu wäre ein verdichteter Dialog und psychologische Verinnerlichung erforderlich gewesen. Der zweite Teil des Films verfolgt nur noch die Liebesgeschichte, Gilgis foziales Mitgefühl für ihren früheren Kameraden und ihre Aktion bei der Mutter ist im Film ganz fortgefallen. Der Gang zur Mutter hat taum noch einen Sinn. Der tapfere Schritt Gilgis, die sich von dem Manne lossagt, um ihre eigene Vollendung unabhängig von ihm zu gestalten, wird in ein happy- end um­gebogen. Martin folgt dem Buge, der sie nach Berlin   bringen soll, und holt sie wieder heim.

Ein fymbolischer Prolog, von Franz Grothe   tomponiert, bildete eine sehr wirtungs­Dolle programmatische Einleitung zum Film. Für fich betrachtet ohne Kenntnis des Romans wird der Film freilich ganz anders wirken, und so müßte er von rechtswegen gewürdigt werden, wenn man sich die volle Unbefangenheit wieder­geben fönnte. In der Besetzung der Hauptrollen. hat der Regisseur Experimente unternommen. Weder Brigitte Helm  , noch Jessie Bihrog scheinen auf den ersten Blick geschaffen für die Gilgi und Olga. Aber das Experiment ist gelungen. Bri­ gitte Helm   setzt alle die Vorzüge ihrer Erschei­nung, ihre sportgerechte Figur, ihre vornehme Art ins Spiel. Aber die Kühle und Sachlichkeit, die dem Typus durchaus entsprechen, hätten in den

Rm. 400.- Bargeld und wertvolle Preise

sind für die Leserinnen des ,, Vorwärts" durch Teilnahme an dem Preisausschreiben über den Roman ,, Gilgi, eine von uns" zu gewinnen. Nähere Bedingungen des Wettbewerbs in jeder Sonntagsausgabe des Vorwärts".

Liebesszenen doch stärkerem Gefühlsausdrud Blaz machen müssen. Erst zum Schluß wird ihr Spiel ausdrucksvoller und gefühlsreicher. Die Olga wird im Film zur Bürokollegin der Gilgi und erleidet dadurch eine Verschiebung. Aber Jessie Bihrog weiß der verwandelten Figur ein höchst charak­teristisches Gepräge zu geben. Ihre Olga ist eine höchst lebendige Berkörperung eines ebenso tessen mie unternehmungsluftigen modernen Mädchen­typs. Sehr sympathisch sind die Pflegeeltern Paul Biensfeldt   und Helene Fehdmer  , der die Güte ins Gesicht geschrieben ist. Knorrig ist Ernst Busch   als Pit. Den Zauber, den Gustav Dießl  als Martin auf Gilgi ausübt, muß man mehr ahnen, da die Rolle nicht genügend entwickelt ist. An rein filmmäßigen Eindrücken sind zu notieren Kölner   Stadtaussichten, das vornehme Heim von Gilgis Mutter und etwas reichliche Ballszenen. D

Atrium

Das erste Recht des Kindes", so heißt der Filmtitel, und seine Antwort darauf lautet: ist willkommen zu sein.

Dieses Motto steht über einer Reportage von schauerlichster, eindruckvollster Wirklichkeit. Hier hat endlich einmal der Film eine Aufgabe gelöst. Er zeigt die Gegenwart, ohne sie zu verschönen, ohne sie als Brutanstalt der Laster zu ent­würdigen und ohne die nach dem Buchstaben des Gesetzes schuldig werdenden Menschen zu ächten. Wenn jemals, so hat diesmal Thea v. Harbou ein ganz vorzügliches Manuskript geschrieben. Sie bleibt stets dezent, sie trägt die Tendenz niemals dick auf, aber in ihren Schilderungen liegt eine so tiefe Wirkung, daß sich ihr kein Mensch entziehen kann.

Aus dem Tagebuch einer Frauenärztin erstehen die Frauen in Not, arme mißachtete Mutter­geschöpfe, die nicht wissen, wo sie mit sich und ihrem Kinde hinsollen. Da ist ein kleines Schreib­maschinenmädel, das seine Mutter erhalten muß und ganze 120 Marf im Monat verdient. Sie unternimmt einen Selbstmordversuch, als sie sich von einem bettelarmen jungen Manne Mutter fühlt. Da ist die tuberkulöse Frau, die aus Ver­antwortungsgefühl heraus fein Kind mehr haben will, weil sie schon vier franke Kinder zu Hause hat. Furchtbare wirtschaftliche Not führt Kata­strophe über Katastrophe herbei; denn heute heißt es nicht mehr, wo sechs Kinder essen, wird auch das siebente satt, sondern, wo sechs Kinder ver­hungern, verhungert auch das siebente. Und die Richtigkeit eines jeden schroffen Bildes wird durch Statistiken anerkannt.

Unter Frizz Wendhausens Regie wird dieser Film nicht gespielt, sondern erlebt. Hier dürfen die weiblichen Darsteller endlich einmal ganze Menschen und Frauen sein, was sonst in deutschen   Filmen fast nie mehr vorkommt. Allen gebührt Dant, besonders aber Hertha Thiele.  e. b.

Erforschung der Frühgeschichte des deutschen  Oftens. Der langgehegte Gedanke, eine Forscher­gemeinde für die Frühgeschichte des deutschen  Ostens zu gründen, ist in diesen Tagen verwirt­licht worden. Unter Mitwirkung der Notgemein­schaft der deutschen   Wissenschaft wurde eine Ar­beitsgemeinschaft für die Erforschung der Vor- und Frühgeschichte des deutschen   Ostens ins Leben ge= rufen. Den Borsiz führt Professor Carl Schuch­ hardt  .

In dem Vortragszyklus der Volksbühne ,, Künstler und Kunstwerk" spricht Dr. Mar Deri Sonnabend, 8 Uhr, im Hörsaal des Kunstgewerbemuseums über das Thema: Der Aufbau der erwachsenen Seele, Es, Jch, Ueberich." Einlaßkarten zum Preise von 60 Pf. am Saaleingang.

Musikalische Restauration?

Konzertschau der Woche

Ueberblickt man die Musikprogramme dieses Herbstes: der großen Orchesterzyklen, der Kammer­musik und Solistenabende, die mit der Präzision und Unerbittlichkeit des Jahreszeitenwechsels neu beginnen, dann muß man feststellen, sie seien im Grunde nicht viel anders als etwa 1913. Es ist eine fast unheimliche Wiederkehr des ewig Gleichen; in voller Breite zieht alles historische Gut vom frühen Bach bis späten Debussy   vorbei, Borklassisches, Klassisches, Romantisches flingt auf und rauscht vorüber Neues, und das ist ja immer zugleich Problematisches findet so gut wie feine Stätte mehr in unseren- bedenkt man die Zeitumstände in diesem Jahr überraschend gut besuchten Konzertjälen.

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Was geht hier vor? Ist dies die Angst einer sicherheitslosen, gefährdeten Gegenwart vor allem die Unsicheren, Tastenden, Experimentellen Angst also vor dem Widerschein des eigenen An­gesichts im Spiegel der Kunst? Ist es Flucht in die Vergangenheit, ist es der Versuch einer musi­talischen Restauration?

Dies ist freilich nicht so gemeint, als wäre nur beim Neuen geistige Gewalt, als wären 3eit­produkte unbedingt eristenzberechtigter als die Werke der Vergangenheit, als hätte es keinen Sinn mehr, deren große Schöpfungen immer und immer wieder zu spielen und zu dirigieren. Lediglich die Ausschließlichkeit des Verfahrens, die Wahllosigkeit der Historisierung, der Relativismus unferes Musitlebens gibt zu denken. Ist eine Zeit, ein Publitum, eine Hörerschicht nicht selt­sam, die feine noch so ausgeprägte Haltung einer vergangenen Epoche stört, die ihrer eigenen ja niemals ganz entsprechen kann? Die alle Träume der Welt und längst verrauschter Jahrhunderte lieber träumt, als ihren eigenen Traum( und wäre es gleich ein Angsttraum) zu segen, als den Mut zu eigener Haltung zu haben, und sei es - da Produktion ja Zufall und Geschenk ist in Auswahl und Sichtung, Haltung, zurück­haltung und Aufführungsstil?

nur

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Nichts von all dem. Im Gegenteil. Jeder Vorwand, und sei es der äußerlichste, fommt ge= legen, um Bergangenes der Vergessenheit zu ent reißen und die Gegenwart der Vergessenheit an­heimzugeben Diese Saison wird im Zeichen Wagners und Brahms  ' stehen. Dem zu­fälligen Umstand, daß sich im gleichen Jahr 1933. Wagners Todestag zum 50. Male, Brahms  ' Ge­burtstag zum 100. Male jähren, werden wir es zu verdanken haben, daß diese großen Gegner

ihrer Tage ein Musikjahr lang Berlins  , wahr­scheinlich Deutschlands   Musikleben gemeinsam be= stimmen, um nicht zu sagen, tyrannisieren wer= den. So schließt auch Furtwängler   das erste Philharmonische Konzert mit seiner berühmten heroisierenden Interpretation der 2. Symphonie von Brahms  . Er hatte mit Regers rühmens­wert dünn und durchsichtig gebrachten Mozart Variationen begonnen; wundervoller Beginn der Fuge mit ihrem phantastisch zarten Pianissimo. Im Mittelpunkt des Abends stand Schumanns Cellokonzert, eine formal schwache, Inrisch schwär­merische, ein wenig matte, mit Recht ganz felten gespielte Komposition, an der Gregor Piati. gorsky seine große Meisterschaft erneut er= weisen konnte.

Auch Egon Petri   spielte Brahms  . Weiter: Händel  - Variationen, die ihm, seinem Stil, seiner Art recht fern sind, die ihm auch nicht restlos gelangen. Liszts Paganini- Caprizen, Busonis Bearbeitung des Mephisto- Walzers dagegen: sie spielt er mit geradezu phantastischer Technik, die er keinen Augenblid lang virtuosen Selbstzweck werden läßt; mit fühler Ablaufskontrolle, mit unsinnlichem Feuer, intellektuellem Elan und einer Fülle von Geist jenseits alles in gleicher Fülle vorhandenem Geistreichseins. Von sonstigen Solisten ist lediglich von Frau Onegin zu reden, die Schumann und Schubert mit ihrer schönen, wunderbar geformten Stimme und wenig erhebender Ahnungslosigkeit des Liedausdrucks sang, der ja von der rein musikalischen Art des Ariosen himmelweit entfernt ist. Von dem elf­jährigen Wunderkind Ruggiero Ricci   fer­ner, dessen Geigentechnik naturgemäß unvollendet, dessen Unverständnis des Borgetragenen ebenfalls naturgemäß groß ist. Er verfügt über einen wunderschönen großen, warmen Ton, der freilich als Legitimation nicht zureichen sollte, das Kind von Konzert zu Konzert zu schleppen, statt seine natürliche Reife und Vollendung abzuwarten. Arnold Walter.

Das Kurfürstendamm- Theater ist von einem be tannten Berliner   Verleger zunächst für die Tauer eines Die Direktion hat Leo Jahres gepachtet worden. Beukert.

Willi Schaeffers   Varieté- Studio will dem Nachwuchs am Varieté Gelegenheit geben, sich im geschlossenen Rahmen zu zeigen. Die erste Kabarett- und Varieté­Studio- Vorstellung findet Sonntag, 12 Uhr, im Kabarett für Alle, Nürnberger Str. 50, statt,