ZWEITE BEILAGE
Vorwärts
Subventionen und Direktorengehälter
Oder wie kommt Papen zum Eierkuchen, ohne Eier zu zerschlagen
Bei ihrem Regierungsantritt hat die Papen Regierung verkündet, daß sie unverzüglich die bei den subventionierten Betrieben noch gezahlten Riesengehälter revidieren würde. Aber die beteiligten Refforts haben es offenbar sehr schwer, Papen den erforderlichen Eierkuchen zu backen, ohne Eier zu zerschlagen. Die Angelegenheit läẞt nämlich sehr auf sich warten. Seit September be= steht die Ermächtigung. Die Durchführungsverordnungen zum Lohnabbau sind Schlag auf Schlag erschienen, alle Machtmittel wurden eingesetzt, um den Lohnabbau sofort zu erzwingen hier aber eilt es absolut nicht.
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Die Betroffenen wehren sich natürlich, und außerdem fürchtet ,, die Wirtschaft", d. h. der Klub der Generaldirektoren, das schlechte Beispiel" Die bürgerliche Presse appelliert eifrig an die Regierung, entsprechend ihrem Grundbekenntnis der Belebung der privatkapitalistischen Initiative",
die Herren Direktoren doch möglichst schonend zu behandeln.
Ein besorgtes Gemüt hat in der Berliner Börsenzeitung" ausgeplaudert, daß ,, ein großer Kreis von Unternehmungen in die Ge= haltsabbauaktion der Reichsregierung einbezogen werden müßte", wenn man den Abbau auf alle fubventionierten Unternehmungen ausdehnen würde. Ihre schwerindustrielle Schwester, die
Deutsche Bergwertszeitung", hat erst jüngst die Forderung auf Herabseßung der astronomischen Direktorenbezüge als ,, kultur widrig", als Ruf nach dem Einheitseinfommen" bezeichnet, der nur ,, blassem Neid" und ,, Minderwertigkeitsgefühlen" ent
springe.
Nun, die Herren brauchen bei der PapenRegierung wohl nicht allzu ängstlich zu sein. Das so oft verheißene Reichskommissariat für die subventionierten Betriebe, an sich eine Notwendigkeit für eine wirklich durchgreifende Bereinigung der zahlreichen mit Unfummen subventionierten Wirtschaftszweige, ist bis heute nicht geschaffen, und kommt es, so wird der Herrenklub schon auf standesgemäße Rücksichtnahme
drängen,
Ueber die Auslegung der Ermächtigung schweben ,, natürlich" noch umfangreiche Diskussionen zwischen dem Reichsfinanz- und dem Reichswirtschaftsministerium. Zunächst soll überhaupt nur geklärt werden, welche Betriebe als subventionierte anzusehen sind. Einen Vorgeschmack hiervon bekommt man bereits durch die Erklärung der Gelsenkirchen - Direktion, die sich mit Entrüstung dagegen verwahrt hat, ihren Konzern als subventioniert zu bezeichnen.
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Aber Scherz beiseite. Es scheint uns nicht mehr als eine Selbstverständlichkeit zu sein,
Liebe Redaktion!
Bald werdet Ihr mich wieder bei Euch sehen. Alle Schönheiten Italiens fönnen mich jetzt von der Rückkehr nach Deutschland nicht abhalten. Ich habe mich sogar entschlossen, von den hiesigen reizenden Eseln Abschied zu nehmen. Allerdings hat mir Eure Mitteilung, daß jezt auch Deutschland schon seinen Bedarf an Eseln aus eigener Produktion deden fann, diesen Entschluß erleichtert. Ausschlaggebend war aber für mich nicht diese beglückende Feststellung, sondern meine Unterhaltung mit den Mitgliedern der Toma tentommission. Die Herren haben mich ein wunderbares ,, autarkes" Frühstück kosten lassen. Es war zwar etwas peinlich, daß ich die in Hinterpommern gezüchteten Bananen für Kaugummi und den Insterburger Portwein für Effig gehalten habe, aber sonst war es furchtbar nett. Was mir die Herren über das neue heilige Reich erzählten, erinnerte mich an die Schilderung der Autartie im alten deutschen Reiche bei Machiavelli . Ich stelle mir jetzt meine Heimat so vor, wie es Machiavelli vor vier Jahrhunderten schilderte:
" In den deutschen Ländern ist noch viel Rechtschaffenheit und Religion im Bolk lebendig, weshalb es auch dort noch viele freie Republiken gibt, die ihre Gesetze halten und die weder von außen noch von innen jemand anzutaften wagt.
Solche Rechtschaffenheit findet sich heute nur noch in jenen deutschen Ländern. Und zwar hat dies zwei Ursachen. Einmal haben die Deut schen feinen großen Handel und Verkehr mit
ihren Nachbarn, denn sie sind zufrieden mit dem, was sie besigen, leben von den Erzeugnissen ihres eigenen Landes und fleiden sich in die Wolle, die ihnen ihr Vaterland gibt. Damit fehlt der Anlaß zu lebhafterem Verkehr mit Fremden und also der Grund und Anfang jeder Verderbnis, sie haben feine Gelegenheit, die Sitten der Franzosen , der Spanier und der Italiener anzunehmen, und diese drei Nationen miteinander sind ja das Verderbnis der Welt. Godann aber bulden diese Republiken, in denen
Am 21. Oktober bestand der Edeka Verband Deutscher taufmännischer Genossenschaften e. V. 25 Jahre. Dieses Jubiläum begehen die für ihren Einkauf organifierten Kolonialmarenhändler Deutschlands in Berlin vom 21. bis 23. Oftober festlich; es ist zugleich Anlaß, die Deffentlichkeit auf wirtschaftspolitische Forderungen aufmerksam zu machen.
In der Edeka - Organisation( Edeka ist die Abfürzung von„ Einkaufsgenossenschaft Deutscher Rolonialwarenhändler") hat sich das genossenschaftliche Prinzip als ein wirksames Mittel der Selbsthilfe auch im Kleinhandel be= währt. Dem Edeka Verband( Revisionsverband) sind jezt 430 Genossenschaften mit 28 000
daß mit dem Unfug riesenhafter Gehälter bei den öffentlich gestützten oder subventionierten Unternehmungen endlich aufgeräumt wird. Wenn die Direktoren der subventionierten Unternehmungen von Gelsenkirchen , Oberhütten, Mans feld , Hapag , Norddeutscher Lloyd uſm. Gehälter von 50 000 bis 100 000 Mark und darüber weiter beziehen und führende Direktoren der vom Reich gestützten und der heute im Reichsbefiz befindlichen Großbanfen noch immer mit ihren Nebeneinnahmen aus Aufsichtsrats= posten, Jahresbezüge bis zu einer Viertelmillion erhalten, so ist für
dieses Staatsrentnertum fein Verständnis mehr möglich.
Die Gehälter müssen auf ein einigermaßen gerechtfertigtes Niveau herunter, und die Papen- Regierung, die den Wohlfahrtsstaat für die Massen bekämpft, hat allen Grund, sich im eigenen Interesse zu beeilen.
Das, was sich nun schon seit Wochen abspielt, hochtrabende Ankündigungen, tiefgründige Presseerörterungen, Ressortbesprechungen in den ministe riellen Garküchen, nur damit möglichst wenig Eier für die Direktorenomeletten zerschlagen werden, das ist ein Possenspiel, das nur zu tennzeichnend ist für die grundsäglich neue Staatsführung, die für Deutschland verkündet worden ist.
noch ein unverfälschtes politisches Leben herrscht, in ihren Mauern keine Adligen und keine adlige Lebensweise. Sie halten die völlige bürgerliche Gleichheit aufrecht, und den Rittern und Adligen ihrer Umgebung sind sie todfeind, fällt ein solcher in ihre Hand, so töten sie ihn als den Inbegriff aller Verderbnis und die Ursache aller politischen Unordnung. ( Discorsi I. 55.)"
Nun verstehe ich nicht, warum ausgerechnet der Adel, der im autarken Deutschland so unsanft behandelt werden soll, für die Autarkie ist. Das werde ich sicher nach der Rückkehr besser begreifen können. Ihr werdet mir doch helfen, nicht wahr?
Euer Fröhlicher Volkswirt.
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Mitgliedern( Kaufleuten) in 5600 Orten Deutsch lands angeschlossen. Die Edeka 3.entrale beforgt den gemeinschaftlichen Einkauf und führt die Verhandlungen mit anderen Wirtschaftsgruppen und mit den Behörden. Der Gesamtumsag für die 28 000 Kaufleute wird für 1931 mit 1,8 Milliarden Mark angegeben. Davon gingen 268 Millionen über die 430 Genossenschaften und davon wieder 150 millionen Mark über die Edeka- Zentrale. Zur Gesamtorganisation gehören noch eine Verlagsgesellschaft und die Edeka Bant .
In der gestrigen Feier im Clou", wo es hoch herging, wurde der Verbandsvorsitzende Borrmann, der dem Verbande seit seiner Gründung leitend angehört, sehr gefeiert. In seiner Fest- und Kampfrede und in einer Entschließung fanden sich begrüßenswerte Feststellungen: die Ablehnung der Einfuhrkontingentierung; die Forderung, die deutsche Landwirtschaft durch
SONNABEND, 22. OKT. 1932
Standardisierung und Typisierung ihrer Produkte dem Ausland gegenüber konkurrenzfähig zu machen. Ferner ,, auf das verminderte Einkommen der breiten Masse der Bevölkerung... muß unbedingt Rücksicht genommen werden".
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Aber es gab auch anderes. Wenn eine unbedingte und unbeschränkte Sperre für Einheitspreisgeschäfte und Großfilialbetriebe gefordert wurde, wenn von einer schreienden Ungerechtig= keit in der Besteuerung" zugunsten großkapitalistischer und kollektivistischer Betriebe gesprochen wurde, so ist das einmal falsch( Sonderumfazsteuer für Großbetriebe!) und zweitens kein Lob für die genossenschaftliche Selbsthilfe, die den Konfurrenzbedingungen durch bessere Mittel begegnen
muß.
Kreuger II.
Auf den Spuren des ,, großen Bruders"
Gegen den Generalkonsul Torsten Kreuger , den Bruder des toten Zündholzkönigs, ist jetzt Haftbefehl wegen Konkursbetruges und BilanzDer Leiter der fälschungen erlassen worden. Stockholmer Kriminalpolizei hat Torsten Kreuger persönlich den Haftbefehl überbracht und ihn ins Untersuchungsgefängnis abgeführt.
Auch Torsten Kreuger gehörte zu den führenden Unternehmern Schwedens , wenn er auch nicht, wie sein Bruder, einen Milliardenkonzern beherrscht. Man schätzt den Kurswert der Aktienpakete, die sich in Kreugers Besitz befinden, auch heute noch auf mehr als 100 Millionen Kronen. Seinem Konzern waren Banken( Südbank), Reedereien, Zeitungsbetriebe und auch verschiedene Produktionsunternehmen angegliedert. Die neuen Enthüllungen über Bilanzfälschungen und Konkurs betrügereien werden selbstverständlich eine stärke Erschütterung dieses Konzerngebildes zur Folge haben, die in Schwedens Gesamtwirtschaft neue Unruhe bringen muß.
Arbeitsbeschaffung
Unternehmer für mehr öffentliche Aufträge
Der Reichsverband industrieller Bauunterneh= mungen bemängelt in einer Entschließung seiner Bonner Hauptversammlung, daß die im Wirt= schaftsprogramm der Reichsregie= rung geplanten öffentlichen Arbeiten weit unter dem Sachbedarf der öffentlichen Hand liegen. Er hält eine Erweiterung und eine Er gänzung sowohl aus fonjunkturpolitischen Gründen als auch im Interesse der Entlastung der Gemeindeetats von den Fürsorgelasten für notwendig. Das Reich müsse den öffentlichen Körperschaften für eine Uebergangsperiode durch Gutscheine und Lohnprämien eine Hilfe gewähren. Dazu gehöre eine furz- und mittelfristige Finanzierung der in Angriff zu nehmenden Arbeiten.
Verzichten, verzichten! Das Debakel der Kontingentspolitik
Die Berliner Industrie- und Han delskammer hat in einem Telegramm an den Reichskanzler den Verzicht auf die Kontingentspolitik verlangt. Der Außenhandelsver= band erklärt, daß durch die Kontingentspolitik Deutschlands politische Jjolierung nie größer mar als jezt. Die Mißerfolge der Tomatenfommission zwingen zum Verzicht auf die ganze unglückliche Rontingentspolitit.
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