Verbrechen im v-Zug k�eisen6er kstäubt und beraubt!
England und Leipzig Bemerkenswerte Urteile London , 26. Oktober. Von dem Urteil des Staatsgerichtshofes in Leipzig sehen manche Blätter eine weitere Ver- wirrung der verfassungsmäßigen Lage in Deutsch - land voraus, die, nach dem„Daily Telegraph ", nur durch eine neue Verordnung be- reinigt<!) werden könne. Die„Times" sagt, das Urteil schaffe eine Lage, die zu manchen Ver- Wicklungen führen und auf keinen Fall an- dauern könne. Das Urteil stehe in Widerspruch zu den Bestrebungen der Reichsregierung, den Dualismus zwischen dem Reich und Preußen zu beseitigen, und mache das Nebeneinanderbestehen von drei verschiedenen Regierungen in Berlin möglich. Die konservative„Morning- post" sagt, das Urteil bedeutet eine weitere Unter- stützung für die BestrebungenderReichs- regierung, die Weimarer Verfassung durch Lächerlichkeit zu töten. Wieweit ihr dies gelungen sei, zeige die außergewöhnliche Sanftmut, mit der die Propaganda für die neuen Reichstagswahlen durchgeführt werde. Der soziali- stische„D a i l y H e r a l d" sagt, daß nunmehr zwei gesetzliche Kabinette in Preußen bestünden, die wirkliche Macht jedoch in den Händen von Popens liege.
Ltimme aus Bayern München . 26. Oktober. Der„Bayerische Kurier" befaßt sich in einem „Macht und Recht" überschriebenen Artikel mit dem Leipziger Urteil und bringt darin zum Ausdruck, welche rechtlichen und politischen Wir- kungen das Urteil des Staatsgerichtshofs haben werde, sei im gegenwärtigen Augenblick noch nicht vollständig abzusehen. Gewiß sei zunächst nur, daß die Entscheidung ein überaus scharfes Licht auf die Politik werfe, die die gegenwärtige Reichsregierung sowohl in ihrer Rolle als Hüterin der Versassung, wie in ihrer Rolle als Hort des Föderalismus, wie schließlich in chrer Rolle als Bannerträgerin der Verfassungsreform treibe und getrieben habe. Die verfassungspoli- tische und„verfassungsresormerische" Rolle der jetzigen Reichsregierung sei um so bedenk- l i ch e r, als sich aus dem Urteil ergebe, daß der von der gegenwärtigen Reichsregierung in Aus- ficht genommene Weg zur Verfassungsreform rechtlich ungangbar sei. Baden befriedigt Sarlsruhe, 26. Oktober. Von der Pressestelle beim Staatsministertum wird mitgeteilt: Das Urteil des Staatsgerichts- Hofes in der Streitsache Preußen-Bayern-Baden gegen das Reich hat in den Kreisen der badischen Regierung lebhafte Befriedigung erweckt. Bei der Autorität und der großen prä- judiziellen Bedeutung der Entscheidung des Staatsgerichtshofes wird man in der vorliegenden Form des Urteils eine starke Stütze für die Wahrung der bundesstaatlichen Rechte auch im Falle eines Konfliktes mit dem Reich erblicken dürfen. Ueber einige Einzelsragen, Beamtenernennungen und dergleichen, wird ein Urteil erst nach Eingang der schriftlichen Be- gründung des Staatsgerichtshofes, die bei dem Umsang der zu erörternden Fragen wohl längere Zeit auf sich warten lassen dürfte, möglich sein.
Was wird aus der Lugend? 8?D. beantragt gesundheitliche Ueberwachung Die sozialdemokratische Fraktion hat im Preußischen Landtag folgenden Antrag zur gesundheitlichen Ueberwachung der Jugend eingebracht: „Die Arbeitslosigkeit weiter Dolkskreise, die durch die verschiedenen Notverordnungen der Regierung Papen bedingte Herabsehung der Leistungen und Unterstühungssähc der Sozialversicherung, der durch die Finanznot der Kommunen eingetretene Abbau der Gesundheitsfürsorge haben eine Verschlechterung des Gesundheitszustandes des deutschen Volkes zur Folge. Der bisher im allgemeinen verhältnismäßig günstige Gesundheitszustand der Jugend zeigt nach den veobachtungen der Säuglings- und Kleinkinderfürsorgestellen, der Schulärzte usw. bereits Anzeichen einer Verschlechterung, die naturgemäß erst in den folgenden Jahren auffälliger in Erscheinung treten wird. Es ist daher eine genaue Kontrolle des Gesundheitszustandes der Jugend erforderlich, um durch rechtzeitiges Eingreifen schwerere Schädigungen abzuwenden und einen wirksamen Gesundheitsschutz zu gewährleisten. wir beantragen daher: Der Landlag wolle beschliehen, den Reichskommissar zu ersuchen, alles zu tun, damit 1. eine lückenlose gesundheitliche Ueberwachung der Zugend gewährleistet und den notleidenden Gemeinden die hierfür ihre bisherigen Auswendungen übersteigenden Wittel zur Verfügung gestellt werden, 2. sich bei der Reichsregierung für die Einbringung eines derartigen Gesetzentwurfes für dos Deutsche Reich einzusetzen."
Zn dem V-Zug 45 aus Richtung w I e s- baden— verlin wurde heule früh ein schweres Verbrechen verübt. Ein Reisender wurde während der Fahrt von einem noch unbekannten Täter betäubt und ausgeraubt. Das verbrechen ist offenbar zwischen Kassel und Berlin ausgeführt worden. Das Opfer, ein wann von etwa 35 Jahren, der sehr gut gekleidet ist, wurde ins Krankenhaus am Friedrichshain übergesührl, wo es bisher trotz aller Bemühungen der Aerzte nicht gelungen ist, den Bewußtlosen ins Leben zurückzurufen. Bisher ist die Berliner Kriminalpolizei lediglich auf die Aussagen des Zugschaffners angewiesen. Durch die Angaben dieses Beamten scheint es mit Sicherheit sestzustehen, daß ein schweres Verbrechen vorliegt. Der Beamte hat den Reisenden von der Station Kassel an beobachtet. Vermutlich hat er sogar in Kassel den Zug bestiegen. Wie sich der Schaffner ganz genau erinnert, war der Reisende im Besitz einer Fahrkarte 3. Klasse mit dem Endziel Berlin . Als der Schaffner in gewissen Abständen die Wagen unterwegs mehrmals kontrollierte, sah er einige Zeit später den Reisenden, der allein im Abteil saß, in der Ecke etwas zusammengesunken dasitzen. Der Bahnbeamte nahm an, daß der Reisende eingeschlafen sei. Als der Zug den
Eigener Bericht des„Vorroärts' London , 26. Oktober. Als Nachfolger von henderson im Vorsitz der englischen Arbeiterpartei wurde der Führer der Laboursraktion im Unterhaus, Lansbury , gewählt. henderson behält jedoch das Amt eines Generalsekretärs der Arbeiterpartei bei. Rücktritt kalter Laytons Der bekannte britische Wirtschastspolitiker W a l t e r L a y t o n hat die Mitgliedschaft im Vorbereitungsausschuß für die Weltwirtschafts- konferenz niedergelegt, weil zwischen ihm und der Regierung unüberwindliche Meinungsoerschieden- heilen bestehen. Layton mißbilligt ganz besonders die Kontingentierungspolitik der Re- gierung. Hungermarscb in England Die Hungermarschkolonnen von Arbeitslosen rückten heute weiter gegen London vor, und man erwartet, daß die erste Gruppe Mitte der Woche hier ankommen wird. Auf ihrem Weg« werden sie in Schulen, Markthallen und anderen öffent- lichen Gebäuden untergebracht. Die Armenfür- sorge liefert warmes Frühstück, Erwerbslose flicken die Schuhe und tragen Kleider- und Lebensmittel- spenden herbei. In manchen Orten werden offent- liche Versammlungen veranstaltet. Die Polizei hatte große Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Die Marsch- kolonnen werden außerhalb der Ortschaften von Polizisten erwartet, die sie zu ihrem Unterkunfts- ort geleiten und aus dem Orte geleiten. 246 Ar- beitslofe aus Lancafhire wurden während des
Konsumenten wehren sich Vertreterversammlung der l�LB. Die am Montag abgehaltene stark besuchte Ver- treteroersammlung der Konsum- Genossenschaft Berlin und Umgegend beschäftigte sich mit den Wahlen von Vorstands- und Aufsichtsratsmit- gliedern. Die bisherigen Vorstandsmitglieder wurden wiedergewählt, ebenso bis auf einzelne die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder. Die Wahlhandlung bildete den Rahmen für eine ausführliche Aussprache über die allgemeine wirt- schaftliche Lage, die Warenpreise, die verringerte Kaufkraft der Verbraucher usw. Allseitig war man sich darüber klar, daß die Krise auch die Wirtschaftlichkeit des genossenschaftlichen Unter- nehmens wesentlich beeinträchtigen müsse. Ebenso einhellig war man der Meinung, daß jetzt jedes Mitglied die Pflicht habe, an der Umsatzsteigerung im eigenen Unternehmen mitzuwirken, besonders auch durch Werbung neuer Anhänger für die Konsumgenossenschaft. Lebhaft besprochen wurden die A n f e i n d u n- gen, denen die Konsumvereine in der letzten Zeit durch chre Gegner ausgesetzt gewesen sind. Dieser Kamps, so wurde ausgeführt, sei nicht nur gegen die Konsumvereine, sondern vor allem auch gegen die einzelnen Verbraucher ge- richtet. Es komme jenen Gegnern darauf an, das Händlerinteresie über das der Verbraucher
Bahnhof Zoo verlassen hatte und der Mann scheinbar noch immer schlief, begab sich der Schaffner ins Abteil, um den Reisenden zu wecken. Zu seinem Schrecken mußte der Beamte seststellen, daß der Fremde bewußtlos war. Bei der Ankunft auf dem S ch l e s i s ch e n B a h n h o s wurde sofort der Bahnarzt alarmiert. Es wurde festgestellt, daß der Reisende sich in einer schweren Betäubung befand und alle ärztlichen Mittel, ihn wiederzubeleben. versagten. Daraufhin wurde unverzüglich die Kriminal- polizei benachrichtigl und Beamte des Raub- dezernats nahmen die notwendigen Ermittlungen auf. Bisher konnte folgendes sestgestellt werden: Bei dem Bewußtlosen, der seiner Kleidung nach den bemittelten Kreisen angehört, wurden keine Papiere und nicht ein Pfennig Geld gefunden. Für die Person des Mannes ergab sich nicht der geringste Anhaltspunkt. Das sonder- barste aber ist die Tatsache, daß auch die F a h r k a r t e f e h l t e. Die Nachforschungen der Polizei werden mit allem Nachdruck betrieben und es ist nicht ausgeschlossen, daß man einem äußerst raffiniert angelegten Verbrechen auf die Spur gekommen ist. Zu dem Vorfall wird weiter mit- geteilt, daß neben dem Bewutzllosen eine Akten- t a s ch e gefunden wurde, die ein deutsch - englisches Wörterbuch enthielt. Auf der Innenseite des Umschlages ist ein Name einge-
Wochenendes in Oxford von Studenten und Slu- dentinncn betreut, die ihnen bei ihrem Weiter- marsch«in herzliches Lebewohl brachten. Als sie, revolutionäre Lieder singend, aus der Stadt zogen, gingen Studenten und Studentinnen an der Spitze mit. Pedelle der Universität mit ihren Bulldoggen standen Im Zentrum der Stadt und aot'erten die Namen der marschierenden Unioerjilätsmit- glieder. Am Rande der Stadt warteten Omnibusie, die die Kolonnen ein Stück weiter brachten. Vier Mann, die vor Anstrengung zusammenge- brachen waren, wurden durch die Eilenbahn nach Hause gebracht. In dem Schüiqebäude in Bedford wurden die ganze Nacht Kohlenfever unterhalten, um die durchnäßten Kleider der Marschierenden zu trocknen. Im Unterhaus wurde der Gesundheitsminister, da die anmarschierenden 2666 Obdachlosen'eine Aussicht auf Unterkunft noch Mittel dafür yaber, gefragt, ob er zur Verhütung von Verwirrung und Unvernunft bei den Londoner Unterstützungsbe- Hörden die üblichen Erleichterungen i.:'d Unter- bringung zusichere. Der Gesundhe'tsminister Sir Hilton B o u n g erwiderte, daß die Aktion von einer kommunistischen Organisation vcran- laßt woroen sei und daß diese die Pflicht habe, für die Bedürfnisse chrer Anhänger zu sorgen. Nach heftiger Debatte zwischen Lansbury lArbeiterpartei), M a x t o n lUnabh.) und Premierminister Macdonald über den Hunger- marsch und die Bekämvfung der Arbeitslosigkeit, hat die Bürgermehrheit des Unterhauses einen Mißtrauensantrag der Arbeiterpgrtei a b- gelehnt.
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triumphieren zu lassen. Diese Bekämpfung der Konsumvereine hat offensichtlich auf ihre Mit- glieder aufrüttelnd gewirkt, denn der weitere Ver- lauf der Vertreterversammlung zeigte in jeder Be- Ziehung den entschlossenen Willen, zusammenzu- stehen, um die Genossenschaft über die gegen- wärtige allgemeine Wirtschaftskrise zu bringen und sie noch stärker und mächtiger werden zu lassen. Alle Redner brachten zum Ausdruck, daß man sich des Ernstes der allgemeinen Wirtschaft- lichen Situation durchaus bewußt sei, daß aber gerade deswegen die feste Entschlossenheit vor- handen ist, alle Kräfte für das gemeinsame Werk einzusetzen.
Reaktionsknechte Eigener Bericht des„Vorwärts" Königsberg , 26. Oktober. Das preußische Staatsarchiv in Königsberg hat die in den Publikumsräumen auf- gestellte Büste von Otto Braun in das Bcamtenswckwerk verbannt. Es ist dem Ministerpräsidenten Otto Braun zu danken, daß das Staatsarchiv in einem der Neu- zeit und der Benutzung entsprechenden Neubau untergebracht werden konnte. Die Leitung des Archivs und die wissenschaftlichen Benutzer waren darüber so erfreut, daß sie eine Lüste von Otto Braun in den öffentlichen Hauptraum stellten, um
zeichnet, der Rolf Reibon, Raibon oder R u b a n heißen kann. Der Namenszug soll noch genauer untersucht werden und man hofft, hier- durch Anhaltspunkte über die Person des Be- wußtlosen zu bekommen Beamte des Raub- dezernats des Polizeipräsidiums wollen noch im Laufe des Tages das gesamte Zugpersonal ver- nehmew um vielleicht Fingerzeige zu erhalten. Selbstmord eines Beamten Wirtschaftliche �lot als Grund Vor dem Hause Gotha st raße 7 in Spandau erschoß sich gestern abend der 51 Jahre alte Stadtobersekretär Max H. aus Charlottenburg . Passanten hörten einen Schuß fallen, und als sie ihm nachgingen, fanden sie den Mann tot auf. Er hatte sich eine Kugel in den Kopf gejagt. H. war seit Jahren bei der K r o n k e n v e r- s i ch e r u n g des Charlottenburger Magistrats angestellt: er hinterläßt eine Frau und vier Kinder. Was ihn in den Tod getrieben hat, steht noch nicht sest. Dienstliche Verfehlungen liegen nicht vor. H.. der sich in schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen befand, zeigte in der letzten Zeit überreligiöse Neigungen. Schriften und Briefe, die darauf hindeuten, wurden bei ihm vor- gesunden.
damit dem Ministerpräsidenten chre Anerkennung für die Förderung des Instituts auszudrücken. Braun hatte sich zu dieser Ehrung gewiß nicht gedrängt. Wenn sich die Archioleitung jetzt dessen schämt und nach dem Abgang von Braun die Büste oerbannt, so glauben sich die Herren einen roten Rock bei den neuen Machthabern zu ver- dienen.
Wieder Bombenwurf Diesmal in Eranken llfsenheim lNordbayern). 26. Oktober. In das Druckereigebäude des„Ufsenheimer Tageblatts" wurde heute früh 2.36 Uhr ein Sprengkörper geworfen, der schwere» Schaden an dem Gebäude und an den Maschinen anrichtete. Bei den Nachbarhäusern wurden die Fensterscheiben zertrümmert, verletzt wurde niemand. Am vormittag wellte eine Gerichtskommission an Ort und Stelle, um die notwendigen Erhebungen vorzunehmen. Das Blatt verfolgt eine unabhängige nationale Richtung. Der Verleger soll früher der Nationalsoziali st ischen Partei angehört haben. jedoch vor einigen Jahren bereits aus der Partei ausgeschieden sein.
Schlägerei in Weißensee Reichsbannermann niedergemacht An der Ecke Folkenberger und Berliner Straße in Weißensee spielte sich in der»er- gangenen Nacht eine folgenschwere Schlägerei zwischen Hakenkreuzlern und einigen Reichs- bannerleuten ab. Einer der Reichsbannerkam«- radsn wurde von den braunen Banditen nieder- geschlagen. Der Verletzte wurde ins Weißenseer Krankenhaus gebracht, von wo er nach Anlegung von Notoerbänden später wieder entlassen werden konnte. Von der Polizei wurden zwei Nationalsozialisten und ein Reichs- bannermann festgenommen und der Poli» tischen Polizei übergeben.
Immer wieder Giftgas 23 Idüttenarbeiter als Opfer Rosenberg(Oberpsalz). 26. Oktober. Bei der Miederinbetriebsehung der bisher stillgelegten Hochösen der Maximilianhütte ereignete sich ein schwerer Betriebsunfall. Aus undicht gewordenen Leitungen strömte Gas aus, wodurch 2 S Hüttenarbeiter teils schwere, teils leichte Gasvergiflungen erlitten. Lebensgefahr scheint glücklicherweise nicht zu bestehen.
Im Gran Ehaco ist noch paraguayischer Mel- dung das Grenztort A r c e den Bolioisrn nach schwerem Kampf entrissen worden. Das boltoische Kriegsministerium gibt zu, daß das Fort geräumt worden ist. Die belgische Parlamentswahl ist auf den 27. No- vember für die Kammer, auf den 4. Dezember für den Senat festgesetzt.
Parteiführer Lansbury Generalsekretär Henderson