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,, Scampolo"

Ufa- Theater am Kurfürstendamm

Das rührende Märchen von dem Kind der Straße, das sich reinen und guten Herzens durch das Leben durchschlängelt und die Liebe eines vornehmen und durch ihre Tips wieder zu Reich­tum gelangenden Mannes gewinnt, ist als italienische Komödie und stummer Film bereits ein Erfolg gewesen. Nun wird es als Tonji'm ausprobiert, aber weder die Textverfasser noch der Regisseur Hans Steinhoff   haben die rechte und leichte Form für dieses Märchen von heute gefunden. Schon daß sie es nach dem Norden verlegten, ist ein Mißgriff, denn dieser Scam­polo, dies Stückchen fröhliches Elend, ist nur als Kind des Südens denkbar. Der beste Trumpf. der in diesen Film eingesetzt wird, ist Dolln Haas. Sie ist wirklich drollig und spitzbübisch am Ausdruck, anmutig und lausbübisch zugleich. Sie läßt wirklich stredenweise vergessen, daß diese ganze Handlung zu schön ist, um wahr zu sein. Ach, wo gibts bei uns solche Telephonzellen, in denen man übernachten, wo gibts solche Ben­fionen, wo man wochenlang auf Bump leben fann, und wo solche ehemaligen Bankiers. die sich in solche rührenden Kinder der Gasse ver lieben und sie schließlich im Flugzeug entführen? Freilich, es gibt reizende Episoden genug im Film, in denen Dolly Haas   sich ausspielen kann, bald schnippisch und neckisch und sogar einmal im Glanz der Dame. Aber das Ganze ist doch zu dünn, die Einfälle sind zu wirklichkeitsnahe ge blieben, so der an sich lustig gesehene Rummel­platz und die Sprachenschule. Der Mut zum Märchenhaften ist nicht start genug. Carl Ludwig Diehl gibt den Brinzen etwas starr uno typisch. gute Schwanffiguren find Oskar Sima   als Banfier und Baul Hörbiger als ultiger Zimmerfellner. Ausnahmsweise sind auch die Schlager- Tert von Mag Kolpe, Mufit von Franz Wachsmann   Muster der Gattung.

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Erziehung zur Musik

T.

Wegen Platzmangel eingeschränkt

Die Deutsche Welle hatte eine Reihe von Beranstaltungen, auf die der musikliebende Hörer sich stets freute; es waren dies die Vorträge von Nikolaus Feinberg, der mit zärtlicher und fluger Musikliebe die Hörer an die ver­schiedensten musikalischen Kunstwerte heranzuführen verstand. Er lehrte, diese Werke richtig hören, er lehrte, mit Hilfe dieser Einzelbeispiele, Musikhören überhaupt. Der Hörer ohne jede musikalische Bor= bildung lernte hier, sich in Musik hineinzufühlen; der musikalisch Geschulte genoß mit dem Vor­tragenden an Einzelheiten den Reichtum der ge-­wählten Kompofitionen.

Nun sollen wie Feinberg in seinem Vortrag am Mittwoch bekanntgab, aus programm­technischen Gründen" vorläufig feine feiner Darbietungen mehr stattfinden. Lassen die vielstün­digen Geschichtsvorträge, die endlosen deutsch­tümelnden Zyklen, die zahlreichen, anscheinend aus Ersparnisgründen vorgenommenen Uebertragungen feinen Raum mehr für diese wertvollen Dar­bietungen? Oder hat der Programmleiter der Reichsrundfunkgesellschaft, Dr. Stapel. feldt, wieder einmal sein ,, unerwünscht" an den Rand geschrieben? Felig Stößinger, der weniger tiefschürfend pädagogisch, dafür aber mit begeisternder Musikfreude eine Zeit­lang seine ausgezeichneten Einführungen in Opern geben fonnte, scheint auch aus den Berliner   Pro­grammen endgültig verschwunden zu sein.

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Dr. Erich Fortner, der im Programm der Berliner   Funtstunde am Mittwoch über Niccolo Paganini   sprach, ist ein begabter musikalischer Plauderer. Man hört ihm gern zu, vielleicht sogar, wenn man an der eigentlichen Substanz des Vortrages ganz unintereffiert ist. Aus Musik und Musikerschicksalen formt er seine Menschen, in flüchtigen, manchmal nur spielerischen Andeutungen, die aber immer einen Hauch von Leben haben. - 1z.

Goethe- Ausstellung in Paris  

Der französische   Unterrichtsminister eröffnet heute in der Nationalbibliothet eine Goethe- Aus­stellung, die einen Monat lang den Besuchern einen Eindruck vom Leben und Wirken des Dichter. fürsten vermitteln soll. An der Spitze des Goethe­Romitees steht Minister Paul Painlevé  , Bizepräsi dent ist der Unterrichtsminister. Ihre Reichhaltig feit verdankt die Goethe- Ausstellung dem bereit willigen Entgegenkommen zahlreicher Museen, Bibliotheken und Privatsammlungen namentlich aus Deutschland   und Desterreich. Die National. bibliothek hat einen äußerst reichhaltigen illustrier. ten Katalog herausgegeben, der von Prof. Andler bearbeitet ist.

Die stärkste Lokomotive der Welt. In den Werk­stätten der französischen   Staatsbahn zu Sotteville­les- Rouen geht jezt eine Lokomotive der Voll­endung entgegen, die als die stärkste Maschine ihrer Art beschrieben wird. Diese lleber- Lokomotive" fann 2800 PS entwickeln und läuft beinahe ganz von selbst, indem fast die ganze Bedienung mecha nisch vor sich geht. Sogar die Kessel werden auto­matisch mit Brennmaterial versorgt, wenn es not­wendig wird. Die Lokomotive wird auf den Strecken zwischen Paris   und Havre  , Paris   und Brest   sowie Paris   und Cherbourg   in Betrieb genommen werden.

Schiffbruch der Spalter

Die KPD  . ging an die Textilfront in Sachsen   und Schlesien  , um hier ins Geschäft zu tommen. Während die kommunistische Tagespresse ununterbrochen Siegesberichte von der Textil­front bringt um ihre Leser zu belügen, muß die KPD  . ihren Funktionären wohl oder übel klaren Wein einschänken. Dies geschah im ,, Bol­schewit", 3. Jahrgang, Nr. 15. Der Film beginnt auf Seite 242:

Jezt muß es darauf ankommen, die Betriebs­arbeit in der Partei zur Hauptarbeit zu machen. alle Arbeiten vom und im Betrieb durchzuführen. Die Tegtilarbeiterbewegung ist für die Anfurbelung der Arbeit an der Betriebsfront Don außerordentlicher Bedeutung.

Es kommt jetzt darauf an:

1. Die Arbeit an der Zeptilfront auf die gesamte Industrie zu übertragen;

2. die angewandten Methoden zum System unferer gesamten Arbeit zu machen." Ueber den Erfolg der kommunistischen   An­furbelung an der Textilfront wird im Bol. sche wit" berichtet:

,, Als Beispiel für viele sei hier aus dem Be­richt des Instrukteurs in Harta folgendes zitiert: In Harta ist vor allem zu verzeichnen, daß unsere Genossen selbst nicht davon überzeugt find, daß es uns gelingen wird, eine Bewegung aus­zulösen."

,, Die entscheidende Ursache für das mangelnde Bertrauen der Arbeiter zur RGO. und damit auch für das Fehlen der Bereitschaft zum Kampf ist die ungenügende Wahrnehmung der Interessen der Arbeiter durch unsere betrieb­lichen Funktionäre."

,, So wird z. B. vom Instrukteur aus Limbach folgendes berichtet: In den Betrieben sind zwar die Arbeiter zum großen Teil der KPD. sympa tisch, aber die roten Betriebsräte verabfäumen alle Vorkommnisse im Betrieb zum Anlaß zu nehmen, die Interessen der ereffen Arbeiter zu vertreten."

In einem Bericht aus Plauen   heißt es: ,, Die Benoffen berichten in der Diskussion, daß überall der Einfluß der RGO. und der Partei gewaltig zurüdgegangen iff."

,, Aus Adorf   wird über den Großbetrieb

Selbstbekenntnisse der RGO.

Claviez berichtet: daß dort auf den Vorschlag eine Betriebsversammlung durchzuführen erklärt wurde:

,, Die Arbeiter kommen ja sowieso nicht in die Versammlung und im übrigen ist die anti­faschistische Betriebswoche um 14 Tage verlängert. In diesem Betrieb, wo eine Reihe kommunistischer Parteigenossen vorhanden ist, fam nicht ein einziger Parteigenosse in die Betriebs= Dersammlung. Sogar der Instrukteur er. flärte, Betriebsversammlungen fallen unter den Burgfrieden, wir können dieselbe deshalb nicht durchführen."

,, Solche Stimmungen haben wir in den anderen Bezirken ebenfalls zu verzeichnen: In den Limbacher Bezirken so z. B. bei Stelz= mann, fümmert sich der rote Betriebsrat durchaus nicht darum, daß den Urbeiferinnen der Cohn gekürzt wird. Ein Lohnabzug von 2 Pf. ist für den roten Betriebsrat eine Lächerlichkeit, für die es sich nicht rentiert, einzutreten."

In Leipzig   wurde zur Bearbeitung der Betriebe in jedem Stadtteil wo Tertilbetriebe liegen, für diese Stoßbrigaden und Dis­fuffionsgruppen von 6 bis 30 Mann zur dauernden Bearbeitung und Materialverteilung zusammen­gestellt. Verstärkung dieser Gruppen wird, wo notwendig, durchgeführt. Die Stadtteile wo keine Tertilbetriebe vorhanden sind, sind beauftragt, von fich aus gleichfalls Stoßbrigaden zur Hilfe für die übrigen Stadtteile zu organisieren."

Weiter wird in dem Bericht gesagt:

,, Da unsere Kräfte im Betrieb selbst zu schwach sind und ein legales Auftreten in Belegschafts­versammlungen, die im Betrieb sind, faktisch un­möglich machen, werden die manigfältigsten Methoden angewandt, wie z. B. in Mitt­meida bei der Firma Stache, wo heute mittag 30 Mann im Betrieb diskutierten, weil die Hälfte der Belegschaft bei der Hize die Mittagspause auf der Wiese abgehalten hat."

,, Auch im Betrieb Liebermann, Falkenau, ist heute eine Diskutiergruppe als Essenträger mit Essentörben und Krügen hineingegangen, um im Speisesaal und auf dem Hof mit den Arbeitern zu diskutieren."

Diese Zitate aus dem Bolsche wit" find nur

Institut für Strahlenforschung

Eine Zentrale für 4 g Radium

Wenn man die Räume dieses Hauses betritt, so glaubt man nicht, sich in einem Institut der medizinischen Faklutät zu befinden, sondern denkt eher, in einem physikalischen Laboratorium zu sein. Denn das erste, was dort auffällt, sind die in den meisten Räumen befindlichen großen Isolatoren und die darunter stehende Warnung:

Borsicht! Hochspannung! Lebensgefahr!

In den meisten der 40 Räume dieses Instituts besteht die Möglichkeit, mit Hilfe der Anlage im Hause mit Strömen von einer Spannung Don 180000 bis 200000 Bolt zu erperi­mentieren. Eine besondere Sicherung dient der Ausschaltung von Gefahren, wenn jemand etwa aus Unvorsichtigkeit solch einen Hochspannungs­raum betritt. In dem Augenblick, wo er die Tür dieses Raumes öffnet, wird der Strom durch einen an der Tür angebrachten selbsttätigen Kontakt ausgeschaltet und damit die Möglichkeit von Unfällen beseitigt.

Aufgabe dieses Instituts ist es, alle Strah= len wissenschaftlich zu untersuchen, die für die praktische Medizin von Bedeutung sind. An erster Stelle sind da die Radium strahlen zu nennen, die von so großem Wert für die Krebs­bekämpfung find.

4 Gramm Radium= 1 Million Mark. Das Institut für Strahlenforschung hat die Verwaltung und Ueberprüfung des gesamten Radiumbestandes der preußischen Universitätstliniten, d. h. für 4 Gramm dieses fostbaren Metalls. Diese 4 Gramm repräsentieren einen Wert von etwa 1 Million Mart. Man muß damit also sehr sparsam und vorsichtig umgehen. Vor allem ist darauf zu achten, daß durch Beschädigungen nichts davon verloren geht. Die Kliniken oder auch Aerzte schicken daher ihre Radiumpräparate, die fich in fest verschlossenen Röhrchen befinden, zur Prüfung an das Institut.

Die Radiummenge von 4 Grammi, die hier als staatlicher Besitz für ganz Preußen zur Verfügung steht, ist sehr gering, wenn man etwa vergleicht, mas andere Institute befizen. In Leningrad   hat 3. B. ein einziges Institut 3 Gramm Radium. Wir brauchten heute, um alle Krebstranten schnell genug und hinreichend mit Radium behandeln zu können, etwa die dreifache Menge, also 12 Gramm.

Alles Radium in einer Hand!

Doch noch etwas anderes wäre für eine günstige Behandlung notwendig: eine Rabiumfonzen tration, wie man sie in Rußland   und Schweden  

hat und wie sie auch bei uns vielfach angestrebt wird. Die gesamten, in einem Lande vorhandenen Radiummengen sollten nach landschaftlichen Be zirken an bestimmten Stellen tonzentriert werden, wo von ganz besonders erfahrenen Radiologen die Behandlung der Krebskranken erfolgen könnte. Die langjährige Erfahrung dieser Gelehrten würde einmal eine besondere Gewähr für die Behandlung

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eine kleine Blütenlese aus den kritischen Berichten über die kommunistische Anturbelung von der Tegtilfront für die Funktionäre. Die ,, roten" Betriebsräte sind ja nicht dazu da, sich um das Wohl und Wehe der Arbeiterschaft zu fümmern, sondern lediglich dazu, die Parteige= schäfte der KPD   zu besorgen.

Die Textilarbeiterschaft insbesondere hat mit der KPD   und ihrer RGO. schon soviele unangenehme Erfahrungen gemacht, daß sie das üble Spiel fennt, das mit ihr getrieben werden soll und nichts mehr davon wissen will. Selbst RGO.- Mitglieder haben dem Te rtilarbeiter verband erklärt, daß sie aus der RGO. ausscheiden, und wieder im Verband ar= beiten, weil sie das verbrecherische Treiben der RGO. gemeinsam mit der KPD  . nicht mehr mitmachen wollen

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Der Tertilarbeiterstreit in Leipzig  zeigt erneut das vergebliche Bemühen der RGO., bei den Tertilarbeitern anzufurbeln. Der Kon­tursverwalter des Nordwolltonzerns hat den mit dem Tertilarbeiterverband abgeschlossenen Konzern­vertrag gekündigt. Daraufhin machte die Firma Tittel u. Krüger durch Anschlag im Betriebe bekannt, daß sie wieder dem Arbeitgeber= verband beigetreten set und deshalb auch in ihrem Betriebe den für die westsächsische Textil­industrie abgeschlossenen Tarifvertrag durchführen werde. Sie fündigte zu diesem Zwed die Einzel­arbeitsverträge zum 24. und 30. Oktober.

Gleichzeitig forderte die Firma, den Leistungs­lohn der Handwerker um 9% Pf zu kürzen. Zur Abwehr dieses Anschlags traten die Handwerfer mit Zustimmung des Metallarbeiterverbandes am Dienstag früh in den Streit. Mit den Handwerkern legten auch zwei Drittel der Belegschaft die Arbeit nieder.

Die Arbeiter bei Tittel u. Krüger find fämtlich freigewerkschaftlich organisiert. Das hindert die RGO. jedoch nicht zu prahlen, erst durch ihr Ein­greifen fei der Anschlag der Tegtilbarone abge­wehrt worden. Die Streifenden lachen darüber und die RGD. erntet allgemein die ihr gebührende Berachtung.

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kam zu dem verblüffenden Ergebnis, daß in Berlin   mitten im rauchigen und dunstigen, Norden, wo dieses Institut steht nur etwa 5 Proz. weniger ultraviolettes Licht gemessen wurde als im Freien in Potsdam  . Sofort aber änderte sich dieses günstige Ergebnis, wenn man mit den Instrumenten auf den Hof des Instituts herabging, über dem nur ein kleines Stückchen Himmel zu sehen ist: hier zeigte sich tatsächlich fast gar kein ultraviolettes Licht. Rudolf Melitz.

bieten; ferner tönnte die Ausbildung junger Das ,, heilige Eigentum"

Aerzte auf diese Weise an Hand einer großen Anzahl praktischer Fälle erfolgen. Schließlich würde man auf diesem Wege zu genauen Verzeichnissen aller Krebstranten

tommen.

Deutscher   Radiumersatz.

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Uebrigens wendet man heute statt des Radiums schon immer mehr das Mesothorium an, das nur halb so viel kostet, wie das Radium das allerdings auch sehr viel schneller zerfällt: nämlich in 15 Jahren gegenüber 1500 Jahren bein Radium. Seine Benutzung ist aber trotzdem viel billiger. Hinzu kommt, daß die Herstellung des Mesothoriums, das aus dem in Indien   vor­tommenden Monazitsand gewonnen wird, bei uns in Deutschland   erfolgt, wir also nicht auf die Einfuhr aus Belgisch- Kongo, dem einzigen Radiumland, angewiesen sind.

Neben diesen Untersuchungen mit den Radium­strahlen werden noch viele Versuche mit ultra­violetten, ultraroten und anderen noch wenig erforschten Strahlen gemacht.

Solide Pflanzen

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Für die Bestrahlungsversuche werden außer Batterien auch Pflanzen benugt, und zwar be= sonders eine bestimmte, seit über 15 Jahren ge= züchtete Algenart. Man tennt durch die lang­jährige Büchtung genau die normale Verhaltungs­weise dieser Algen und ist so in der Lage, die durch Bestrahlungen erfolgenden Veränderungen eindeutig zu erkennen.- Diese Algen leben hier im Institut in ganz regelmäßiger und solider Weise: In einem Raum, der ständig die gleiche Temperatur hat, leben sie 12 Stunden an der tünstlichen Sonne, einer sehr hellen elektrischen Birne; die 12 anderen Stunden sind für sie Nacht. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung, und zwar werden aus einer Zelle innerhalb von fünf Tagen 32 Zellen.

Das ultraviolette Licht.

Schließlich ist noch die auf dem Dach des Hauses befindliche meteorologische Bersuchsstation zu er wähnen. Zwei Jahre lang wurden hier, gemein­sam mit dem Observatorium in Potsdam  Messungen über die Ultraviolettstrahlungen durch­geführt, deren Fehlen die englische Krankheit bei Kindern in so großem Maße zur Folge hat. Man

Diebstahl in den Sowjets

Der Justizkommissar der Sowjetregierung, Kry­ lenko  , ist der Gegenstand scharfer Kritik infolge seines letzten Erlasses geworden, durch den das Eigentum in Rußland   für heilig und unverletz­lich" erklärt und für alle Diebe die Todesstrafe bestimmt wurde. Besonders heftig wendet man sich gegen das Wort heilig", weil dieses in die ,, Deraltete Phraseologie des Klassenstaates" zurück­falle, und man findet, daß die Bestrafung des Diebstahls mit dem Tode zu streng sei. Krylenko hat daraufhin eine lange Verteidigungsschrift ver­öffentlicht, die er mit dem Bekenntnis eröffnet, daß er tief verlegt jei über die ironische Behand­lung durch die Genossen, wer sich über eine so ernste Sache lustig mache, müsse im Herzen ein Feind der Revolution sein. Um seinen Ausdruc zu rechtfertigen, führt er eine Stelle aus Lenin  an, an der dieser auch das sozialistische Eigentum als heilig" bezeichnet hat. Er gibt zu, daß es eine harte Maßnahme sei, jemanden, der etwas Korn oder Ackergerät stiehlt, mit dem Tode zu be= drohen, aber Menschen, die im Laufe von fünfzehn Jahren nicht gelernt hätten, das Eigentum zu achten, seien unverbesserlich und müßten erschossen werden. Früher habe die Regierung mit solchen Verbrechern nachsichtiger verfahren können, aber die Zeit der Nachsicht sei jetzt vorbei und diese Feinde des Staates müßten ausgerottet werden. ,, Was sollen wir tun?" fragt Krylenko   zum Schluß. Der Klassentrieg ist ein graujames Ding. Aber die Arbeiter dürften nicht deswegen getadelt werden, weil ihre Feinde sie zwingen, zu solchen Mitteln ihre Zuflucht zu nehmen."

Die Herbstausstellung der Deutschen Kunstgemein­schaft Einen Sommer lang" dauert bis zum 18. No­vember. Die Ausstellung ist täglich von 11 bis 6 Uhr, am Sonntag von 10 bis 2 Uhr, geöffnet. Sonnabend, den 27. Oktober, 5 Uhr, findet cin ,, Künstler- Tee" statt. ,, Die schöne Galathee  " tann im Kabarett der Komiker nur noch bis 31. Oftober gespielt werden. Am 1. November geht die parodistische Groteske Frankensteins unheimliche Geschichten" mit Curt Bois   in der Hauptrolle in Szene.

Ueber moderne Hochstapler spricht A. H. Zeiz in einer Veranstaltung der Lupe Donnerstag, 8.45 Uhr, im Klubhaus am Knie.