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Börse und Wirtschaft

Eisenmarkt und Sparkassen bringen

Anregung

Die völlige Luftlosigkeit, die bei Mitte der Woche die Börse beherrschte, hat in den beiden letzten Tagen einer freundlicheren Grund= stimmung Platz gemacht. Der feste Schluß der Frankfurter Abendbörse sowie mehrfache günstige Meldungen wie das scharfe Anziehen der Eisenpreise auf dem Weltmarkt und erheb­liche Einlagenüberschüsse bei den deut­ schen Sparkassen, ferner günstige Berichte aus der Textilindustrie gaben der heutigen Börse von vornherein ein festes Gepräge. Aller­dings hielten fich die Umsätze noch in verhältnis­mäßig engen Grenzen.

Gegen 21 Uhr hörte man 3. G. Farben mit 95% gegen 94/ s, Siemens u. Halste mit 117% gegen 116%, während Raliwerte Salzdetfurth mit 161 Broz. ihren Kursstand von Donnerstag um anderthalb Prozent verbessern fonnten. Auch der Rentenmarkt wiès eine durchaus freund­liche Grundtendenz auf. Die leichte Ab= schwächung des Pfundes, das gegen Mittag mit 13,80 m. gegen 13,85 M. gemeldet murde, fonnte die freundliche Stimmung nicht beeinflussen.

Löblich unterworfen!

Heinz Neumann bittet um Verzeihung

Eigener Bericht des Vorwärts"

Mostau, 28. Oktober.

3n einer Mostauer fommunistischen Partei­versammlung frat auch der deutsche Kommunist Heinz Neumann als Redner auf, um zu erklären, daß er feinen Fehler anerkenne und bedauere; er verurteile jede Frattionsarbeit in der KPD . und will ihre Einheit fördern.

Die Prager Krise Regierungsumbildung gescheitert

Prag , 28. Oftober.

Abgeordnetenhauspräsident Malypetr hat auf Weifung des Borstandes der tschechischen Agrarpartei mit Rücksicht auf die Erfolg. losigkeit seiner Berhandlungen über die Sicherung eines ausgeglichenen Staatshaushalts und die her abjegung ber Beamten­gehälter seinen Auftrag dem Staatspräsidenten Mafarit zurückgegeben. Vermutlich wird jetzt eine Beamtenregierung gebildet werden, von der es aber sehr fraglich ist, ob sie eine Mehr­heit im Parlament findet. Den Ausweg der Neuwahl jetzt in der Krise und im Zeichen drohender Beamtengehaltstürzung zu gehen, trägt man starke Bedenken.

Dynamitmode in der Slowakei

Prag , 28. Oftober.

In der Slowakei wurden heute zwei Dynamit­anschläge verübt. In Feled warf ein bisher unbe­fannter Täter in die Wohnung des Bezirks. vorstehers Benns eine Dynamitpatrone, durch deren Explosion die Wohnungseinrichtung start beschädigt und der Bezirksvorsteher leicht ver= legt wurde. In Luciabana in der Ostslowakei befestigten unbekannte Täter unter dem Fenster der Wohnung des Wertmeisters der Rima­Muranner Eisenwertsgesellschaft Kulovanyi eine Dynamitpatrone mit Zündschnur, die sie in Brand setzten. Die Zimmereinrichtung wurde beschädigt, zahlreiche Fensterscheiben wurden zertrümmert und die Frau des Werkmeisters erlitt einen Nervenschod.

Ausschneiden.l

SA.- Beugen wird geglaubt

Gegner verhaftet und angeklagt

Ein Musterbeispiel dafür, in welch einseitiger Weise oft die Ermittlungen allein zugunsten der Nationalsozialisten geführt werden, erlebte man wieder einmal zum Ueberfluß in einer Berhandlung vor einer Straffammer des Landgerichts I .

Am 6. September d. J. fand Ede Star= garder Straße und Schönhauser Allee ein Zusammenstoß statt zwischen SA.- Leuten vom Sturm 80 und den heutigen Angeklagten, dem 19jährigen Steindrucker Hans Gerstenberg, dem 18jährigen Rohrleger Rudi Gerstenberg, dem 24jährigen Tischler Schlep. Die drei legteren waren es, die die Polizei um Feststellung der Nazis gebeten hatten; auf dem Polizeirevier wurden die SA.- Leute vernommen und entlassen, die drei mußten ins Polizeipräsidium, es wurde gegen sie ein Ver­fahren wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverlegung eingeleitet. Drei Tage nach den Vorfällen benannte der Verteidiger dem Staats­anwalt Dr. Mittelbach drei unparteiische Zeugen, die bekunden sollten, daß die Nationalsozialisten die Angreifer waren. Die Zeugen wurden nicht vernommen, dafür aber bereits am 14. September eine Antlageschrift verfaßt, die sich allein auf den Aussagen der SA.- Leute stüßte. Der Antrag auf Haftentlassung wurde abgelehnt.

In der Verhandlung vernahm der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Löschhorn, in anerkennender Weise zuerst gerade jene 3eugen, deren Ver­nehmung von der Staatsanwaltschaft anscheinend als überflüssig erachtet worden waren. Diese Zeugen, darunter eine Frau, die vom vierten Stock des Hauses vom Fenster aus die Vorgänge beobachtet hatte, ließen feinen Zweifel darüber, daß der Angeklagte Rubi Gerstenberg von einem SA.- Mann den ersten Schlag bekommen hatte, nachdem er sich nach einem voraufgegangenen Wortwechsel, um einen Zusammenstoß aus dem Wege zu gehen, von

3entrum und Reichsreform Gegen Oberhaus,

für Einschränkung von Artikel 48

Das parteiamtliche Mitteilungsblatt ,, Das Zen­trum" Nr. 10/11 veröffentlicht eine Zusammen­faffung seiner wesentlichsten Grundgedanken und prinzipiellen Gesichtspuntte zur Reichsreform", wo­bei eine Form gewählt ist, die allzu bestimmte Fest­legungen vermeidet. Bemerkenswert ist die Forde­rung, daß die norddeutschen Provinzen stärker als bisher indirekt gewählte Vertreter in den Reichsrat entfenden sollen". Dieser Gedanken­gang wird an anderer Stelle durch die Forderung nach einer weitgehenden Dezentralisation der preußischen Verwaltung, besonders auf fulturellem Gebiete", weitergeführt, wobei mieberum ,, eine Verstärkung der bisher vernachlässigten Rechte der norddeutschen Provinzen im Reichsrat" in den Vordergrund gerückt wird.

Als Grund für diesen programmatischen Ge­fichtspunkt wird angegeben, daß die Gefahr, die in der Schaffung eines großpreußi­schen norddeutschen Einheitsblods unter Führung des Reiches für die Existenz der süddeutschen Länder und für die Interessen der westdeutschen, in be sonderen Kulturtraditionen lebenden Provin= 3 en lägen, nur dadurch vermindert werden könne. Ein Oberhaus wird mit der Begründung abgelehnt, daß ein solches Oberhaus", das sich überwiegend aus nicht gewählten und nicht dele­gierten, sondern aus berufenen Mitgliedern zu fammensetzen. würde, vermöge seiner Rechte den

Weitergeben!

Hausfrauen! Mütter!

Ausschneident

Euch fehlt das Geld zum Ankauf der notwendigsten Lebensmittel zur Versorgung eurer Familien. Der Landwirtschaft fehlt die Möglichkeit, Fleisch, Milch, Butter, Eier, Käse und Zucker ab­

zusetzen.

Ein Volk hungert bei vollen Scheunen!

Warum?

Weil über sechs Millionen Menschen ohne Arbeit sind.

Weil je mehr Nazis und Kommunisten in den Reichstag zogen, um so mehr die Löhne und Unterstützungssätze abgebaut wurden.

Weil durch die Notverordnungen der Papen- Regierung, die von den Nazis in den Sattel gehoben worden ist, die Unterstützungssätze unerträg­lich abgebaut wurden.

Wären die Unterstützungen nicht so gekürzt, wären die Löhne und Gehälter nicht so abgebaut, dann könnten die Hausfrauen mehr Zucker, Fleisch, Butter, Schmalz und Brot kaufen, dann hätte auch die Landwirtschaft ausreichenden Absatz.

Die Werktätigen in Stadt und Land, Arbeiter, Angestellte und Bauern müssen sich zusammen­schließen zum Sturz des Papen- Hitler- Systems.

Nur die Sozialdemokratie kämpft für eine gesunde Wirtschaftsordnung. Darum stimme jeder Wähler, jede Wählerin

am 6. november für Liste 2

diesen SA.- Mann entfernt hatte. Auf diesen ersten Schlag hin waren etwa 10 S.- Leute herbeigestürzt und Gerstenberg wurde mit Fäusten bearbeitet. Als dann Hans Gerstenberg und Schlep dem Angegriffenen zu Hilfe kamen, wurde auch auf fie heftig eingeschlagen, und zwar mit Fäusten und mit Koppeln.

Die S.- Zeugen schildern den Vorgang so, wie es in der Anklageschrift zu lesen ist. Diese Aus­fagen stehen in glattem Widerspruch zu den Befundungen der unparteilichen Zeugen, die u. a. die Zahl der SA.- Leute auf 20 schäzen.

Unter bemerkenswerten Umständen ging die Vereidigung der drei Nazizeugen vor sich. Staats­anwaltschaftsrat Dr. Fischer erflärte, er würde es begrüßen, wenn die Zeugen unvereidigt blieben. Landgerichtsdirettor Löschhorn meinte, daß dies nur möglich wäre, wenn die Anflage unter dem Gesichtspunkt des Raushandels und des Landfriedensbruchs erweitert würde. Die Ange­tlagten wurden schließlich doch vereidigt, da ein gefeßlicher Grund zur Nichtvereidigung nicht vorlag.

Dr. Fischer beantragte darauf den Frei­spruch sämtlicher Angeklagten. Er sagte unter anderem, daß die Erkenntnisquelle in diesem Falle wie auch sonst des öfteren in politischen Prozessen wie auch sonst des öfteren in politischen Prozessen verschüttet sei. Die Zeugen, die hier zuungunsten des Angeklagten ausgesagt haben, haben nicht den guten Willen gezeigt, zur Klärung der Sache bei­zutragen. Diese Ausführungen des Staats­anwaltschaftsrats Dr. Fischer unterscheiden sich vorteilhaft von der leichtfertigen Antlage, auf Grund der gegen brei junge Menschen die Mindeststrafe von je einem Jahr Zuchthaus brohte.

Unfug mit Autodroschien

Umgeworfen und beschädigt

Nach der Beendigung des Streiks bei der Kraftag find heute früh sämtliche 700 Wagen der Gesellschaft wieder in Dienst gestellt worden. Jedoch ist es in der vergangenen Nacht noch ver­schiedentlich zu Ausschreitungen von seiten der Streifenden gekommen.

In vier Fällen wurden unbefeßte Kraftag Droschten, deren Fahrer fich für turze Zeit von ihren Wagen entfernt hatten, von unbekannten Tätern umgeworfen und dabei beschädigt. In einem Falle mußte sogar die Feuerwehr zum Wiederaufrichten einer Droschte alarmiert werden, und zwar gestern Nacht gegen 11 Uhr vor dem Harse Bürtnerstraße 13/14 in Neukölln. Die Feuerwehr brauchte aller­bings nicht mehr in Tätigkeit zu treten, da der Wagen bereits von dem Kraftag- Personal abge­schleppt worden war.

Die schwersten Ausschreitungen ereigneten fich gestern abend in der Liegenburger Straße in Charlottenburg , wo eine Kraftag= Droschte von drei jungen Burschen angehalten wurde. Der Chauffeur mußte infolge der Drohungen den Wagen verlassen und wurde fest= gehalten, während die Lampen und fünf Fenster­fcheiben zertrümmert und die Bremstabel durch­schnitten wurden. Unter Mitnahme des Schalt­schlüffels flüchteten dann die Täter und konnten entkommen. Heute früh furz vor 4 Uhr wurden Don einer Polizeistreife drei Personen festge­nommen, die sich in der Nähe des Kraftag= Depots in der Wrangelstraße in verdächtiger Weise zu schaffen machten. In ihren Taschen fand man zahlreiche Steine, mit denen sie offenbar die ausfahrenden Droschten bewerfen wollten.

begründung hieß es unter anderem: Die Aus- Der Findling im D- 3ug

Das Gericht sprach nach sehr furzer Beratung die Angeklagten frei. In der Urteils­begründung hieß es unter anderem: Die Aus­jagen der Zeugen standen einander gegenüber, es war nicht festzustellen, wen die Schuld an den Zusammenftößen trifft.

KPD. total verdreht

girt

Orbites mählt

Lifte 2+

NIEDER MIT

BRAUN- SEVERING WAHLTV KOMMUNISTEN!

,, Für Querulanten habe ich keine Zeit!"

Reichstag praftisch ausschalten oder lahmlegen fönne. Die parteiamtliche Auslassung verzichtet auf eine Einzelaufzählung aller zu fordernden Einschränkungen der heute auf Artikel 48 beruhen­den Präfidialrechte und bringt statt dessen folgende allgemeine Formulierung:

Wir fordern eine genauere Festlegung der Rechte des Reichspräsidenten , insbesondere seiner Befugnisse aus dem Artikel 48 der Reichsverfassung, die zugleich auf festbestimmte tontrete Anwendungsfälle begrenzt werden müssen."

In der Münsterischen Rede des Prälaten Kaas, die in Ergänzung des eigentlichen Programms ebenfalls in dieser Nummer des Mitteilungs­blattes in vollem Wortlaut abgedruckt ist, wird die Stellungnahme des Zentrums zu dem Ar titel 48 wie folgt umschrieben, wobei der staatsrechtliche Atzent auf der Gewährung wirf­famer Rechtsgarantien für die Länder in ihrem verfassungsmäßigen Rechtsbereich liegt:

,, Um die Länder in ihrem verfassungsmäßigen Rechtsbereich mit wirksamen Rechtsgarantien aus­zustatten, halten wir die baldigste authentische Auslegung des Artikels 48 der Verfassung im Wege der Reichsgefeßgebung für dringend not­wendig."

Jürgensen abgewiesen

Die Schadenerfastlage des fozialdemo­fratischen Abgeordneten des Preußischen Landtags Jürgensen gegen den Nazipräsidenten des preußischen Abgeordnetenhauses ist von der Zivil­fammer des Berliner Landgerichts abgewiesen morden. Genosse Jürgensen war am 25. Mai bei der Saalschlacht zwischen der Nazi- und Kozi frattion fchwer verlegt morben.

Verweigert jede Auskunft

Der mysteriöse D- 3ug Reisende, der am Mittwoch früh befinnungslos von einem Schaffner des D- Buges 45 Wiesbaden - Berlin bei der Ankunft des Zuges auf dem Schlesischen Bahnhof in einem Abteil 3. Klasse aufgefunden wurde und seitdem im Krankenhaus Friedrichs= hain untergebracht ist, fonnte trotz der ange= strengten Bemühungen der Kriminalpolizei bisher immer noch nicht identifiziert werden. Am geftrigen Donnerstag hatten sich wieder mehrere Kriminalbeamte an das Krantenlager" des Unbekannten begeben, der nur reden kann, menn er Zigaretten haben will oder hungrig und burstig ist, um ihm das Geheimnis seines Namens und seiner Herkunft zu entlocken. Die Beamten hatten jedoch tein Glüd, da er auf alle Fragen die Antwort permeigerte. Die Fingerabdrücke, die man ihm gestern abnahm, haben gleichfalls zu feinem Ergebnis geführt. Dem Photographen entzog sich der große Unbekannte" dadurch, daß er unter die Bettdecke troch oder derartige Gri massen schnitt, daß die Aufnahmen feinerlei Aehnlichkeit hatten. Er wird übrigens noch im Krantenhaus Friedrichshain bleiben, da man ihn vor seiner Identifizierung nicht auf die Straße sezen tann. Die Polizei hofft aber immer noch, irgendwie hinter das Geheimnis des Fremden zu fommen.

Dänemark wählt

Linksregierung appelliert ans Volk Eigener Bericht des Vorwärts"

Kopenhagen , 28. Oftober. Die dänische Regierung hat den Reichstag aufgelöst und die Neuwahl zum 16. No= vember ausgeschrieben. Dies gerade, nachdem die Mehrheit des Oberhauses, Konservative und Bauernlinke, die Gesezentwürfe der Regierung über die Devisen- Ordnung und zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit abgelehnt hatte. Von der Neuwahl erhofft die Regierung, daß nun auch das Oberhaus eine Mehrheit der Linken erhält.

Der deutschen Reichstagswahl am 6. November wird also die dänische am 16. und die belgische am 27. November folgen.

Gelbe Nazis als Betrüger

Eigener Bericht des Vorwärts" Dresden , 28. Oktober. Die Dresdener Nazizeitung fucht die Unterschlagungen bei der hiesigen Ortsfrankenkasse gegen die Sozialdemokratie aus= zunüßen. Der Beamte, der die Beruntreuungen beging und sich erhängte, war jedoch Kassierer der Drtsgruppe des gelben Bundes der Kranken­faffenbeamten, der viele eingeschriebene Nazis zu feinen Mitgliedern zählt und deffen zentrale Lei­tung ausgesprochen nationalsozialistisch ist. Bon allen Beamten der Prüfungsabteilung, die ihres Dienstes enthoben wurden, gehört nicht ein einziger einer freigemertschaftlichen Organi­fation an. Zum großen Teil find fie einge. fchriebene Rasimitglieder.