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SONNABEND, 29. OKT. 1932

ERSTE BEILAGE

ViwMs

Das Krankenhaus der Polizei in der Schamhorststraße Ein Werk sozialdemokratischer Aufbauarbeit

Die Berliner Schutzpolizei hat in der SeharnHorststratze ein eigenes großes Krankenhaus, in dem alle erkrankten oder im Dienst verletzten oder vcrunglülk- ten Polizeibeamten behandelt Vierden . Schon lange entsprach dieses Krankenhaus, das in den Näumen des früheren Kar- nifonlazaretts I untergebracht ist, nicht mehr modernsten Anforderungen, und so ist in zwanzigmonatiger ununterbrochener Arbeit ein mit allen Neuerungen der Zeit ausgestatteter Anbau entstanden. lSU Betten hat man durch diesen Neubau ge- Wonnen. Als dos alte Garnisonlazarett, das eigentlich schon 1914 der Spitzhacke zum Opfer fallen sollte, im Jahre 1921 von der damaligen S i p 0" als Polizeikrankenhaus übernommen wurde, glich das kasernenartige, in der Mitte des vorigen Jahrhunderts errichtete Gebäude einer Ruine. Es bedurfte umfangreicher Moderni- fierungen und Umbauten, soweit die damaligen finanziellen Verhältnisse es gestatteten, um das Ge- bände seinem neuen Zweck zuführen zu können. Die völlige Umgestaltung unserer Polizei nach dem Kriege verlangte gebieterisch ein Polizeikranken- Haus, und die Führung der Polizei, an ihrer Spitze sozialdemokratische Mini st er und Polizeipräsidenten� förderten den Plan in ganz hervorragender Weife. In jähre- langer zäher Arbeit wurde hier ein Werk ge- schaffen, auf das die Berliner Polizei heute stolz sein kann. Inmitten eines alten Gartens mit prächtigem Baumbestand erhebt sich der 15-förmige Kranken- hauskomplex. Leider konnte man den tasernen- mäßigen Eindruck, den das ganze Gebäude aus- haucht, nicht verwischen, aber dafür hat man durch kürzliche Umbauten im Innern des Hauses alles getan, um den Patienten den Krankenhaus- aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Dazu gehörte ein großartiger Ausbau mehrerer großer Operationssäle und eine durchgreifende Renovierung der Krankenzimmer. Erisclie Luit stereia! Vor wenigen Tagen haben Handwerker den letzten hammerschlag und Pinselstrich in dem An- bau, der als Nordflügel bezeichnet wird, getan.

Mörder Fahrdamm Zwei folgenschwere Unfälle 3m Berliner Straßenverkehr ereigneten sich gestern mehrere folgenschwere llnsällc, die zwei Todesopfer forderten. Beim Ueberschreiten des Fahrdammes Unter den Linden 59 geriet die Z3jährige Wirtschafterin Gertrud Schönemayer aus der Weberstr. 48 im Osten Berlins unter die Räder eines Autobus der Linie 2. Das schwere Fahrzeug ging so un- glücklich über die Frau hinweg, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Leiche wurde beschlag- nahmt. Ein weiteres schweres Unglück trug sich vor dem Hause Ritterstraße S3 zu. Dort wurden zwei Männer, die nach Zeugenaussagen etwas angeheitert waren und unvorsichtig den Fahr- dämm überquerten, von einem Lieferauto erfaßt

Erst hier wird dem Besucher der gewaltige Unter- schied zwischen dem alten Gebäude, aus dem M o d e r l u f t einer vergangenen Epoche auf- steigt, und dem neuen modernen Anbau klar. Dort enge und' dunkle Zimmer, lange, unfreund- liche Korridore, und im Neubau, der einem modernen Sanatorium gleicht, große und helle freundliche Zimmer, lichtdurchflutet und mit Bal- kons für die Patienten, Alles atmet hier den Geist des Fortschritts! Auch hier ein Erfolg sozialdemokratischer Ausbauarbeit! Als besondere Neuerung hat man in ollen

3)as ällefle Staus

Das Haus Petristraße 1 S, das als Ber- lins ältestes Wohngebäude gilt, bleibt erhalten. Das Kultusministerium und die städtische Verwal- tung haben sich entschlosien, die Kosten für un- erläßliche Reparaturen zu übernehmen. Was das Gebäude aus historischen. und heimatkundlichen Gründen besonders erhaltenswert macht, ist der im Innern des Hofes befindliche Laubengang und die sehr interessante Dachkonstruktion.

und überfahren, Di« Berunglückten, der 47 Jahre alte Gustav Wendegas aus der Prinzen- straße 95 und der 58jährige Adolf W i l l m a n n aus der Simeonstraße 39 wurden durch die alar- mierte Feuerwehr ins Urbankrankenhaus gebracht. Dort ist Wendegas bald nach seiner Einlieferung gestorben. Willmann liegt mit Bein- und Becken- brächen bedenklich danieder.

Tollesnrteil in Hannover Der Arbeiter B u ch h e i m aus Rinteln wurde in Hannover wegen Mordes zum Tode und wegen Sittlichkeitsverbrechens zu fünf Iahren Zuchthaus verurteilt. Buchheim hatte im April dieses Jahres die zehnjährige Schülerin hartmann nach einem Sittlichkeitsverbrechen ermordet und die Leiche im Walde verscharrt.

drei Etagen Tagesräume für die Patienten geschaffen. Fahrbare Betten bieten die Möglich- keit, die kranken Beamten bei schönem Wetter direkt vom Zimmer aus den Balkon zu schieben. Sämtliche Schwachstromeinrichtungen, Lichtsuch- anlagen, Radioanschlüsse, Rachtnotbcleuchtungen, Summer und Rufanlagen sind nach den neuesten Erfahrungen eingebaut worden. Die Bedeutung des Polizeikrankenhauses geht weit über die normalen Funktionen ähnlicher Einrichtungen hinaus. Mit an erster Stelle steht die G u t a ch t e r t ä t i g k e i t für alle Dinge der Unfallmedizin. Es ist zugleich eine A u s b i l- dungsstätte der Polizeiärzte, deren Zahl in Preußen zur Zeit 129 beträgt. Daneben besteht eine Sanitätsschule, in der die Polizeisanitäter Kurse und Fortbildung?- kurse nehmen. Weiter ist als ein äußerst wich- tigerBetrieb" die im Polizeikrankenhaus unter- gebrachteTabletten- und Sa Iben- f o b r i k" anzusehen. Sämtliche Medizinen, Arz- neien, Präparate usw, werden in dieserPillen- dreherwerkstätte" angefertigt, und der Erfolg ist, daß der preußische Staat jährlich hunderttausende von Mark erspart. Politceihranhenliausinternational". Mit dem Aufblühen des Polizeikrankenhauses wuchs automatisch sein Aufgabenkreis, Früher wurden nur Berliner Beamte aufgenommen und behandelt, jetzt werden auch kranke Patienten aus der Provinz, die sogenanntenAusländer", mit chronischen Krankheiten nach Berlin übergeführt und in der Scharnhorststraße zweckentsprechend behandelt. Allein in Berlin hat das Krankenhaus 18 999 Beamte zu betreuen, und man bekommt erst einen Begriff von seiner nicht mehr anzu- zweifelnden Notwendigkeit, wenn man erfährt, daß nur im letzten Jahre im Zahnambulatorium 16 999 Patienten behandelt wurden. Da die Polizei natürlich nicht in allen Städten über eigene Krankenhäuser verfügt, sind verschiedentlich mit örtlichen Krankenanstalten Verträge ab- geschlossen worden. Daneben verfügt die preußische Polizei aber über vier K u r a n st a l- ten, die den Hütern der Ordnung Heilung und Gesundung bringen sollen, Zum Schluß bliebe noch zu erwähnen, daß sich im Poihzeikrankephaus noch eine besonder» ge- sicherte Abteilung für schwerkränke oder verletzte Polizeigefangene befindet.

Äentralhalle in Neukölln In der B e r g st r a ß e 8 9/9 9 wurde eine neue Markthalle eröffnet. Auf dem Grundstück des Kar- stadt-hauses gelegen, genießt die neue Markthalle hieraus allerlei Annehmlichkeiten. Da sind groß- angelegte, mit allen Errungenschaften der Neuzeit versehene Kühlanlagen, große Lagerräume, getrennt nach Warengattungen, und schließlich das eigene Bahngleis, das durch Weiterleitung eben- falls der neuen Markthalle zugute kommt. Auf diese Weise hat die Zentralmarkthalle Neukölln ihre Neuanlage gut ausbauen können. Da ist erst einmal die große Detailverkaufshalle mit 182 Ständen mit einem Flächenausmaß von 2999 Quadratmeter und daneben die Engroshalle für Grünkram aller Art, noch einmal im gleichen Flächenausmaß, Der Engroseinkauf im eigenen Haufe bringt dem Händler Zeit- und Geldersparnis und ermöglicht es ihm auf diese Weise, seine Ware

ganz besonders preiswert a« den Kunden weiter- zugeben. Nach der Baudevise von heute: Licht, Luft und Sonne wurde auch hier verfahren. Die Stände liegen übersichtlich und nicht zu knapp nebeneinander,- breite Gänge ermöglichen dem Publikum eine bequeme Wohlpromenade zwischen all den ausgelegten Waren. Ein gläsernes Schutz- dach bietet Schutz gegen Witterungseinflllsie, Eni- und Belüftungsanlagen sorgen für genügende Lusterneuerung. Man kann hier alles erstehen, von der Kartossel bis zum Pullover, Außerdem bedeutet eine zentralisierte Lichtanlage für den einzelnen Händler Ersparnis an Zählermiete und Beleuchwngskosten,

Zugkatastrophe! Neunzig Tote und Verwundete Schanghai , 28. Oktober. Ter Schnellzug Nanking Schang- Hai ist heute bei S o u ch o n entgleist. Der Zugführer hatte die Haltesignale, die Nottenbauarbeiten anzeigten, übersehen. Die Zahl der Toten und Verwundeten wird auf etwa 90 geschätzt. DasKölner Tageblatt" veröffentlicht in seiner Abendausgabe vom Freitag den Brief des Chef- chemiters einer Moskauer Fabrik, einem gebürtigen Kölner, in dem dieser von einem schweren Eisenbahnunglück berichtet, das sich am Sonntag vor acht Tagen bei Moskau zugetragen haben soll. Dem Brief nach soll die Anzahl der Toten etwa 199, die der Verletzten fast 399 be- tragen. DasKölner Tageblatt" knüpft daran die Bemerkung, daß das Unglück von der GPU. ver- heimlicht worden sei.

Nie verbotene Schule Landtagsfrahtion greift ein Die Körperkulturschule Adolf Koch teilt uns mit: Gestern wurde im Ministerium für Wissen- schaft, Kunst und Volksbildung die Leitung der Körperkulturschule Adolf Koch Dr. med. Hans G r a a z und Adolf Koch sowie der Reichs- tagsabgeordnete Franz Künstler und Dr. jur. Abraham empfangen. Im Austrage des Kultusministers führte Ministerialdirektor Dr. von R o t t e n b u r g die Verhandlungen. Die gegenseitigen Aussprachen konnten eine Klärung über die Grundlagen, die zu dem Berbot der Schule geführt haben, nicht bringen. Die Körperkulturschule Adolf Koch wird daher in einer Denkschrift ausführlich die unterrichtlichen, hygienischen und sozialen Grundlagen der Schule begründen. Die Verhandlungen sollen nach Ein- reichung der Denkschrift sortgesetzt werden. Eine Zurücknahme oder zeitweilige Aussetzung des Verbotes der Körperkulturschule Adolf Koch ist bisher nicht erfolgt. Die sozialdemokratische Landtags- fraktion wird im Preußischen Landtag einen Urantrag auf Aufhebung des Verbotes der Körperkulturschule Adolf Koch einbringen, der von allen republikanischen Verbänden und Par- teien unterstützt werden dürfte.

HintzevordemGtaatöanwalt Der frühere Bankier Waller h i n tz e wurde gestern aus dem Untersuchungsgefängnis zum erstenmal dem Staatsanivalt beim Landgericht III vorgeführt, um über das von ihm verübte Attentat