auf seine Ehefrau, die Sängerin Gertrud Binder nagel , verhört zu werden. Hinge machte jetzt wieder neue Angaben über seine Personalien, dies= mal behauptete er, Leutnant der Reserve gewesen und zum Oberleutnant der Landwehr befördert worden zu sein. Die Angabe, daß er Hauptmann sei, hält er also nicht mehr aufrecht. Die Staatsanwaltschaft wird wahrscheinlich von einer eingehenden Vernehmung Abstand nehmen und bereits in den nächsten Tagen den Antrag stellen, gegen Hinge die Voruntersuchung zu eröffnen, damit der Sachverhalt gründlich geklärt und die Motive der Tat genau untersucht werden können.
Das Haus Ackerstraße Nummer 3
Halle der Not- Asyl der Frierenden und Obdachlosen
Ackerstraße 3. Eine hohe Eisentür öffnet sich nach einem weiten Hof, auf dessen Boden unbenutzte Schienen in ein rotes Backsteinhaus führen. An der dunklen Front flebt eine weiße Uhr, die früher mal Berlins Straßenbahnverkehr diente. Heute braucht sie wohl nicht mehr zu gehen, denn für die jetzigen Insassen des unfreundlichen Baues spielt Zeit feine Rolle. Aus dem ehemaligen Straßenbahndepot ist die große
Kriegsgericht wegen, Niobe' Bärmehalle geworden, die in diesen Tagen
Verhandlung gegen Kommandanten
Kiel, 28. Oftober.
Hier wird bekannt, daß der Untergang der ,, Niobe" vor das Kriegsgericht kommen wird. Die Verhandlung gegen den Kommandanten des Segelschulschiffes, Kapitänleutnant Ruh fus, foll vor dem Gericht der Aufklärungsstreitkräfte in Kiel stattfinden. Der genaue Termin der Verhandlung stehe noch nicht fest, da sich der Gerichtsherr, Konteradmiral Kolbe, zur Zeit mit der ,, Rönigsberg" in See befindet.
3ur Wirtschaftslage
Konsumvereine im September
Die Verbraucher sind hinsichtlich ihrer Kaufkraft gegenwärtig so ausgepumpt und zugleich mit den Konsumvereinen noch so eng verbunden, daß sich jede leichte Beschäftigungsvermehrung sofort auch bei den Konsumvereinen äußert. So zeigt der September, der bekanntlich einige zehntausend Mehreinstellungen gebracht hat, je Bertaufstag beim Zentralverband Deutscher Konsumvereine eine leichte Umfagerhöhung. Der Gesamtumsatz ist zwar gegenüber dem Monat August von 46,79 auf 45,63 Millionen und der Umsatz je Mitglied von 22,01 auf 21,63 Mark ge= funken; eine leichte Umsatzsteigerung liegt aber dennoch vor, weil der September statistisch einen Verkaufstag weniger zählte als der August. Auch im Vergleich zum vorigen Jahre ist die Lage eine Kleinigkeit besser. Der Rückgang gegenüber dem September vorigen Jahres beträgt 27,1 Proz., während er im August dieses Jahres gegenüber dem gleichen Monat des Borjahres noch 27,7 Proz. ausmachte.
Der Schweigsame
In die Anstalt gebracht
Das Geheimnis um den rätselhaften Passagier des Nachtzuges Wiesbaden - Berlin ist noch immer nicht geklärt. Der Mann, der bis gestern noch im Krankenhaus am Friedrichshain lag, vermeigerte gestern früh die Nahrungsaufnahme und sprach kein Wort mehr. Die Aerzte sowohl als auch die Beamten der Kriminalpolizei entschlossen sich nunmehr, den sonderbaren Mann zwecks Untersuchung seines Geisteszustandes in die Irrenanstalt Herzberge bringen zu lassen. Aus dem Gebaren des Mannes scheint hervorzugehen, daß er sich einen bestimmten Blan zurechtgelegt hat. Es wurde u. a. festgestellt, daß er selbst aus dem Schweißleder seines Hutes die Buchstaben eines Monogramms entfernt hatte. Durch die Vernichtung seiner Papiere hat er ein übriges getan, um seinen Namen und seine Her= funft zu verheimlichen.
Aufgepaẞt! Fahnenräuber! Gestern abend wurde aus dem Garten der Genoffin Marie Juchacz eine 4 Meter lange Freiheitsfahne gestohlen. Die Diebe, die in SA.Kreisen zu suchen sind, kletterten über den Garten
wieder geöffnet wurde.
Unaufhörlich gehen da die von der Not der Zeit Gezeichneten ein und aus. Sie eilen zum Eingang, denn das Stehenbleiben auf dem Vorhof ist verboten. Leiser Regen und ein heftiger Wind, der in den grauen Herbsthimmel hin und wieder ein helles Loch reißt, treibt die Menschen, die keine Bleibe und kein warmes Heim haben, in dieses notdürftige Obdach, das ihnen die Stadt Ber Iin eingerichtet hat.
Drinnen ist ein muffiges Halbdunkel, das nur von einem spärlichen Oberlicht erhellt wird. In dem langen Saal stehen viele Bankreihen und ein paar einzelne Tische. Die Wände sind mit einer unbestimmbaren Farbe frisch gestrichen, aber schon kommt die Feuchtigkeit wieder durch und frißt breite, dunkle Flecken nach oben. Ebenso ist der Steinboden feucht und kalt. Gegen die naßfalte Luft versucht der riesige Eisenofen in der Mitte des Raumes, der bis obenhin mit glühendem Koks gefüllt ist, vorläufig noch vergebens an= zukämpfen. Nur die um ihn herumfizen, be= fommen etwas von der Wärme ab. Ein paar Schritte weiter frißt schon wieder die Kälte in die Knochen, zumal die beiden anderen kleinen Defen fast falt find.
Die Männer, die hier herumfizzen
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Frauen gibt es einen besonderen Raum, dessen Betreten verboten ist, haben sich wenig zu sagen. Sie fennen alle ihr gleiches Schicksal. Abgeſtumpft brüten sie zusammengesunken dahin, sich über die paar Stunden Ruhe vor der ewigen Jagd nach dem Schlafplatz und Brot freuend. Neben vielen Alten mit ehrwürdigen Bärten kommen auch blutjunge Burschen herein: Arbeitslose ohne Eltern, Bettler, ehemalige Fürsorgezöglinge und Tippelbrüder, die oft mehrere Röcke übereinander tragen. Sie stehen zusammen und diskutieren, einige spielen auch Karten.
,, Handeln verboten!"
Hast Du schon gelesen, Handeln verboten", sagt einer, lacht und deutet auf die große Inschrift, die in auffälligen, weißen Buchstaben an die sonst ganz kahlen Wände angepinselt ist. Im Vorjahre soll hier eine allgemeine Barenbörse gewesen sein. Dem wird jetzt vom Bezirksamt energisch entgegengearbeitet und die Aufsichtsbeamten schauen beim Auf- und Abgehen streng nach allen Paketen. Trotzdem werden aus einer alten Aftenmappe ein paar vergilbte Schmöker angeboten. Für einen Sechser den spannendsten Roman", lockt eine leise Stimme. Sonst fann man zur Zeit feinen Kragenknopf offen kaufen. Nur Zigarettenbilder werden getauscht und vielleicht auch mal schnell ein Paar Socken gegen eine Müze oder so, denn Geld hat keiner.
Nur wenige fönnen sich am Eingang eine große Tasse Kaffee und eine Schrippe für 5 Pfennig erstehen. Für zwei weitere Schrippen wird noch mals ein Sechser verlangt.„ Ob sie die nicht billiger abgeben könnten?" fragt ein Käufer. Der Kaffee für ist gut, heiß und reichlich. Es reicht selbst zum
zaun und durchschnitten den Draht, mit dem die Fahne an einem Antennenmast befestigt war. Schon am vorhergehenden Abend hatten sich verdächtige Personen am Garten aufgehalten; fie wurden aber durch einige Parteigenossen, die von einer Versammlung zurückkehrten, verscheucht.
Beamte ehren die Kriegstoten
Die Leitung des 8. Bundestages des Deutschen Beamtenbundes legte heute Dormittag am Ehrenmal Unter den Linden zum Gedächtnis der Gefallenen einen Kranz in den schwarzrotgoldenen Reichsfarben nieder. Der Bundestagspräsident, Regierungsrat Dietrich Kassel, ge= dachte dabei der Gefallenen und schloß auch in das Gedächtnis die in ihrer Berufsarbeit gefallenen, verunglückten und verstorbenen deutschen Beamten ein.
Gefunden wurden bei der Kundgebung in den Tennishallen ein Paar Handschuhe. Abzuholen Lindenstraße 3, 2. Hof III, Zimmer 9.
In wenig Worten
Wie oberpfälzische Blätter melden, liegt aus München bei den firchlichen Stellen eine Nachricht vor, monach Therese Neumann in Konnersreuth die klinische Untersuchung, von der in den letzten Tagen im Zusammenhang mit der Freisinger Bischofstonferenz die Rede mar, hinnehmen will. Es ist möglich, daß die Untersuchung an der Universität Würzburg stattfindet, in losem Zusamenhang mit der Einrichtung des miffionsärztlichen Instituts.
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Auf Ersuchen des zuständigen Kreisarztes murde die Knabenklasse 8 I der 210. Volksschule in der Stdeliger Str. 41 wegen Diphtherieerfranfungen für die Dauer von acht Tagen ge= schlossen.
Nach einer Mitteilung des Polizeipräsidenten findet in der Zeit vom Sonnabend, dem 26. November, bis einschließlich Dienstag, dem 29. November, eine allgemeine Rattenbetämpfung in Berlin statt.
Da stand irgendwo im Walde in der Nähe von Schönow in einer Bertiefung eine alte Holzhütte. Die Tür war nur mit einem einfachen Hänge schloß gesichert. Der achtzehnjährige Heinz B. und der 16 Jahre alte Karl D. Streiften durch den Wald und stießen auf die Hütte. Was wohl in ihr verborgen sein mag? Ein Schlag mit dem
Am Dienstag, dem 1. November, von den bekannten Stellen aus:
Allgemeine Flugblattverbreitung
Die Flugblätter sind bereits am Montag ausgeliefert. Alle Genossinnen und Genossen, Reichsbannerkameraden, Jugend- und Sportgenossen beteiligen sich daran. Der Bezirksvorstand.
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Stein gegen das Schloß und auf springt die Tür. Großes Erstaunen: in der Hütte Kisten mit der Aufschrift: Westfälische Spreng stoffwerte".
Sprengstoff, eine ,, tnorte Sache". Die jungen Burschen füllten sich die Taschen mit Sprengstoff und bringen ihn nach Hause. Zu welchem Zwed? Muß es denn einen besonderen Zweck haben, wenn zwei Berliner Bengels sich die Taschen mit Sprengstoff füllen? Dem D. kamen aber bald Bedenken. Er wohnte im Außenbezirk und vergrub seine Sprengstoffbeute. Auch dem achtzehnjährigen Heinz wurde mulmig. In der Stadt war aber die Vernichtung des gefährlichen Schatzes nicht so einfach. Und so schob er es immer wieder hinaus. Nach vielen Monaten kam er auf die Sache zurück und verfertigte- Bom= ben! Das war ganz einfach. Eine Dose, eine Sprengkapsel und eine Zündschnur. Wozu brauchte
Rauchen nicht mehr hin. Der dicke Tabaks: qualm, der sonst überall ist, wo Männer zusammensitzen, fehlt vollkommen.
Rasieren zehn Pfennig
In einer Ede hat sich ein Friseurladen aufgemacht. Da kann man für 10 Pfennig rafiert werden und für 25 Pfennig die Haare geschnitten bekommen. Trotzdem mangelt es an Kunden. Nebenan sind die Toilettenräume. Drinnen sind feine Türen vor den einzelnen Aborten und die Becken sind vollkommen verstopft.
Von morgens sieben bis nachmittags drei Uhr ist die Wärmehalle geöffnet. Sie bietet wohl Schutz vor der Unbill der Witterung, aber für eine wirklich warme Bleibe ist sie vollkommen ungeeignet. In diesem Zustand bleibt sie eine nur schlechte Hilfe für die frierenden Menschen. Dieser Stall für eiserne Eisenbahnwagen müßte entweder vollkommen umgebaut werden oder es muß ein neuer Raum für die Wärmehalle gefunden werden. So ist sie ein unwürdiger Notbehelf.
Daß es auch anders sein kann, zeigen eine Wärmestube für Klein, Sozial- und Invalidenrentner, die vom Bezirksamt Kreuzberg in der Urbanstraße eingerichtet wurde, und die großen Wärmestuben der Erwerbslosen Notge meinschaft in den ehemaligen Pferdeställen der BVG. in der Frankfurter Allee . In freundlicher Umgebung werden den Besuchern in der Urbanstraße sogar Zeitungen und Spiele zur Verfügung gestellt und selbst eine Bibliothek ist vorhanden. Das nette Heim, das durch Vergrößerung in diesem Jahre noch 20 Personen mehr Plazz bietet, wurde vor kurzem mit Gesängen und Vorführungen der Arbeiterjugend eröffnet.
er die Bomben? 3u gar nichts! Es ist aber ein ganz eigenartiges Gefühl, Bomben im Hause zu haben. Und wieder vergingen Monate, viele Monate.
Die politischen Zeiten änderten sich, es tamen Notverordnungen, die Sache mit den Bomben wurde brenzlich. Heinz weihte seinen Freund A. in die Angelegenheit ein, gab ihm die Bomben, damit er sie in dem Laubengrundstück seines Vaters vergrabe. Das fonnte nur in Abwesenheit des Alten" geschehen. Am Montag sollte der Vater nach Berlin fahren; am Sonntag entdeckte er aber die Bomben und machte der Po= lizet davon Mitteilung. Sein Sohn Heinz jezt 22 Jahre alt, und D. tamen so ins Gefäng nis wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.
Vor der Straffammer erklärte Heinz, so gut er konnte, weshalb er vor vier Jahren den Sprengstoff an sich genommen und warum er die Bomben angefertigt habe. Dummerjungenstreich", sagte der Vater von D., Heinz ist ein guter Junge", sagte dessen Mutter, er hat mit Politik nie etwas zu tun gehabt."
Der Staatsanwalt beantragte aber ,, angesichts der schlimmen politischen Zeiten, in der mir jezt leben", ein Jahr sechs Monate Gefängnis für Heinz, ein Jahr vier Monate Gefängnis für H. - ,, wegen Aufbewahrung von Sprengstoffen zu verbotenen Zweden". Das Gericht verurteilte die ersten beiden zu je einem Jahre Gefängnis, D. zu zwei Monaten. Heinz und H. wurden aus der Haft entlassen.
Die Jungen haben leichtsinnig gehandelt. Aber war es nicht unerhört leichtsinniger, Massen Don Sprengstoff in einer leicht verschlossenen alten Hütte aufzubewahren?
Ausstellung der Naturfreunde- Photogemeinschaft. Vom 29. Oktober bis einschließlich 13. November 1932 zeigt die Photogemeinschaft im Touristenverein ,, Die Naturfreunde" in eigenen Räumen, Berlin N., Johannisstraße 15, ihre Jahresschau. Die Ausstellung ist geöffnet werktags von 10 bis 21 Uhr, Sonntags von 10 bis 20 Uhr.
Wie wird das Wetter?
In Berlin : Wesentliche Abkühlung, wechselnd moltig, zeitweise aufheiternd, am Tage Schauer.In Deutschland: Von Norden nach Süden fortschreitende Abkühlung, nur zeitweise Aufheiterung, sonst wechselnd moltig, besonders im Südosten. Ueberall wesentlich fühler, vielfach Schauer.
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