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Die Nazis erpressen!

Futterkrippenpolitik mit Erpressungsmanövern

Eigener Bericht des Vorwärts"

Hamburg , 31. Oktober. Ein ungeheuerlicher Erpressungs­skandal der Hamburger NSDAP . wird durch eine amtliche Erklärung des Hamburger Senats bekannt Die Leitung der Nazibürgerschafts­fraktion hat unter übelster Erpressungsmethode an den Senat das Anfinnen gestellt, für einen ihrer Pgs., den Studienrat Dr. Schönwaldt, der die legten Jahre bereits bei allen Parteien sein Heil versuchte und als Postenjäger bekannt ist, einen neuen Direktorposten zu schaffen

Um ihrem Verlangen ,, Nachdruck" zu verleihen, hat die Leitung der Nazi­fraktion nach dem Muster dunkler Revolverblätter dem Senat das An­gebot gemacht, über angebliche Mis­stände in der Wohlfahrtsbehörde zu schweigen, wenn Schönwaldt Direktor würde.

Der Senat teilt über diesen in der Partei­

geschichte einzig dastehenden Fall folgende Einzel­

heiten amtlich mit:

,, Unter dem 3. Oktober dieses Jahres hat der Führer der nationalsozialistischen Bürgerschafts­fraktion, der Abgeordnete von Allmörden, an den Präses der Wohlfahrtsbehörde ein Schreiben gerichtet, in dem er die Einrichtung einer Wirt schaftsabteilung bei der Wohlfahrtsbehörde for­dert, die unter Leitung eines Direktors mit der Aufsicht über die Wirtschaftsgebarung der Be­hörde beauftragt werden sollte und zu deren Obliegenheiten ferner der Einkauf, die Lager­verwaltung und die Buchführung gehören würde. In dem Schreiben wurde gebeten, diesen Borschlag als Sofortjache" zu behandeln. Bon dem Präsidenten der Wohlfahrtsbehörde ist dar auf erwidert worden, daß die entscheidende Be­arbeitung der Angelegenheit dem zurzeit beur­laubten Herrn Präses der Behörde überlassen bleiben müßte, daß aber die vorbereitende Prü fung dieses Vorschlages bereits in die Wege ge­leitet sei. Unter dem 18. Oktober hat dann der Geschäftsführer der nationalsozialistischen Bürgerschaftsfraktion, der Abgeordnete Ahrens, an den Bräses der Wohlfahrtsbehörde in der gleichen Angelegenheit ein Schreiben gerichtet, in dem es zum Schluß heißt: Wir erhalten faft täglich von allen möglichen Seiten Nach richten über ähnliche Mißstände, wie wir Ihnen bereits einige befanntgaben und können unmög lich zu diesen Dingen länger schweigen, es sei denn, daß wir in Zukunft unser Schweigen da­mit begründen könnten, daß durch das neue Wirtschaftsdezernat die Mißstände behoben und in Zukunft auf ein Minimum herabgesezt merden"

Bei den angeblichen Mißständen, auf die die Wohlfahrtsbehörde hingewiefen worden sein soll, handelt es sich lediglich um Andeutungen des nationalsozialistischen Bürgerschaftsmitgliedes Dr. Schönwaldt, die er tros wiederholter Auf­forderung nicht näher präzisiert hat. Auf den Einwand der Behörde, daß Dr Schönwaldt als Behördenmitglied verpflichtet sei die ihm zu. gehenden Beschwerden der Behörde zu über. mitteln, damit diese ihrerseits eine Nachprüfung vornehme, ist der Behörde erklärt worden, daß man sich von solcher Nachprüfung nichts verspreche. Der Abgeordnete Ahrens hat dann einem Mit­gliede des Senats die nationalsozialistische Forde rung überbracht, daß die Leitung der Wirtschafts­abteilung der Wohlfahrtsbehörde das national­sozialistische Behördenmitglied Dr. Schönwaldt erhalten solle.

Der Senat beabsichtigt nicht, auf dieses Angebot einzugehen, da er den vor. geschlagenen Herrn für solchen Posten für ungeeignet hält. Um aber eine Nachprüfung des angeblichen Materials zu erreichen, und eine Klärung der Vor würfe gegen die Wohlfahrtsbehörde herbeizuführen, hat der Senat bei der Staatsanwaltschaft die Einleitung eines Strafverfahrens gegen Unbekannt be. antragt.

In diesem Verfahren werden die oben genannten nationalsozialistischen Herren Gelegenheit haben, über die Angelegenheiten auszufagen über die sie sich bisher auch auf Aufforderung hin nicht näher geäußert haben. Bon nationalsozia listischer Seite ist nun die Veröffentlichung von angeblichem Material gegen die Wohlfahrts. behörde angekündigt da der Sennt die Bestellung des Dr. Schönwaldt zum Dezernenten der Wohl fahrtsbehörde abgelehnt hat."

Diese Mitteilungen des Hamburger Senats ent hüllen ein Maß von Korruption und Futter­frippenwirtschaft, das einzig dasteht und die Methoden der Nationalsozialistischen Partei und ihrer Führung charakterisiert.

Hugenberg Triumphator

Goebbels unterlegen

Der Streit der Harzburger Brüder ist vom Gericht zuungunsten des Angriff" entschieden worden Die einstwetlige Verfügung, die von der 19. Kammer des Landgerichts 1 erlassen wurde und den vom Angriff" und Josef Goebbels den Parteimitgliedern anbefohlenen Boykott der

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ergöglich. Die Nazianwälte ließen sich die Ge legenheit nicht entgehen, ihren ehemaligen Harz­burger Bundesgenossen einige Freundlichkeiten zu sagen. So erklärten sie z. B., daß von einem tönne. Boykott überhaupt keine Rede sein Goebbels Aufruf habe nur der Aufrüttelung der Parteimitglieder dienen sollen. Im übrigen habe ja Hugenberg in seiner Abwehrbroschüre Wir und die Nazis" behauptet, die Scherlpresse habe trotz des Goebbelsschen Aufrufs noch an Absatz zu= genommen. Dem Anwalt Hugenbergschen Dr. Donner entlockte das letzte Argument des Prozeßgegners das amüsante Geständnis, daß diese Hugenbergsche Behauptung in der Hize des Gefechts aufgestellt worden sei; die Meinungen feien im Hause Scherl geteilt gewesen; die wirts lich Bescheid wußten, seien der Ansicht gewesen, daß der Straßenverkauf stark zurückgegangen sei; dieses zugeben hätte aber bedeutet, dem Gegner in die Hand zu arbeiten.

Einer gewissen Pifanterie entbehrte nicht der Dialog zwischen Vorsitzenden und dem Nazianwalt in puncto unlauterer Wettbewerb. Der Aufruf

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hatte nämlich versprochen, den Angriff" so auf­zubauen, daß er der Scherlpresse gleichwertig würde. Der Nazianwalt meinte dazu, daß die Ausgestaltung des Angriffs" seit lange be­schlossene Sache gewesen sei, da eine große Anzahl von Zuschriften aus intellektuellen Kreisen die Unzufriedenheit mit dem Angriff" zum Ausdruck brachte. Der Vorsitzende erwiderte darauf, daß er aus dem Angriff", der ihm vor­liege, nicht ersehe, daß die Ausgestaltung, die die intellektuellen Kreise verlangen, bereits erfolgt sei; ob etwa der Nacht- Angriff" durch andersge­arteten Inhalt diesem Bedürfnis Rechnung trage. Die Ironie, die in diesen Worten lag, schien der Nazianwalt nicht verstanden zu haben.

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Röhms Kamerad

Herr Graf Dumoulin- Eckart

Eigener Bericht des Vorwärts" Wien, 31. Oftober. Der Münchener Unterofaf Graf Dumoulin. Edart hat sich selbst enthüllt. Die ,, Arbeiter­Beitung" hatte, als Dumoulin- Edart von Hitler nach Wien geschickt wurde, behauptet. Dumoulin­Edart sei in München als der widerlichste Kerl im ganzen Braunen Hause be­tannt. Er habe mit feinen leiblichen Freunden nicht nur die Tage seiner angestrengten Führer tätigkeit, sondern auch die Nächte in Gesell­fchaft pon männlichen Prostituierten in homosexuellen Bordellen verbracht. Er sei der Spigelchef des Braunen Hauses und werde allgemein der schwule Graf" genannt. Es hieß weiter, dem Mann, der die Wärme liebe, sei der Münchener Boden zu heiß geworden.

Dumoulin- Edart hatte in fittlicher Entrüstung sofort die Arbeiter- Zeitung " vertlagt. Ehe es zur Berhandlung tam, hat er am Montag, als die ,, Arbeiter- Zeitung " erflärte, sie werde den Wahr­heitsbeweis für alle Anschuldigungen er­bringen, die Klage bedingungslos zu­rüd gezogen. Er hat damit gestanden, daß die Mitteilungen der Arbeiter- Zeitung " über ihn zutreffen.

STEUER­GUT­SCHEINE

Baronswirtschaft

CORD

Ref

,, und als Betriebsstoff nehmen wir Illusionsöl."

Sensation

Um Thomas Manns Bekenntnis

Das deutsche Bürgertum befindet sich in tiefem geistigen Verfall. Das wird so recht klar, wenn man lieft, in welch bequemer Weise sich die bürger­liche Presse mit dem Uebergang des markanteften Dichters der deutschen Bürgerlichkeit zum So­zialismus abfindet. Die Deutsche Tageszeitung" 3. B., die im allgemeinen Distanz gegen die vul­gären Hezzblätter der Rechten wahrt, möchte das Ereignis als den Coup eines Sensationslüsternen abtun, als ob Thomas Mann ein Trebitsch­Lincoln oder Hanussen wäre! Sie schreibt:

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Thomas Manns Bekenntnis zum Sozialis­mus das ist die neueste Sensation des ja vor allem als Schilderer Altlübecker Ba­friziertums berühmt Gewordenen und Nobel­preisgetrönten. Da er seit längerem nichts Dichterisches mehr heraus. gebracht hat, müssen Vorträge, Interviews und Resolutionen für die Auffrischung feiner Popularität forgen, und das ge fchieht denn auch in gewissen Abständen mit großer Regelmäßigkeit."

Es ist recht lehreich, wie das nationale" Deutschland die Fähigkeiten seiner besten Köpfe herunterreißt, die das Ausland der höchsten Auszeichnung, des Nobelpreises, für würdig hält. Siehe auch den Fall Einstein! Wenn ein deutscher Dichter am Bürgertum restlos ver. zweifelt, was ist das schon? zweifelt, was ist das schon?- Sensationsmache! Mit etwas platter Demagogie fann man ihm auf­mußen, daß Thomas Mann vor Jahren, als er noch auf den Geist des Bürgertums Hoffnung und Glauben fette, anders geschrieben hat. Ja, die Deutsche Tageszeitung" erinnert sich richtig. In einer Festrede auf die Stadt Lübec hat Thomas Mann einmal gesagt:

,, Biel zu eng ist diese Lebensform verbunden mit der Idee der Menschlichkeit, der u manität und aller menschlichen Bil. dung selbst, um in irgendeiner Menschenwelt je fremd und entbehrlich sein zu fönnen."

Nur vergißt die Deutsche Tageszeitung" eins: Diese Ideen der Menschlichkeit und der Humanität hat das verhitlerte Bürgertum in­

Bilanz des Herrenklubs

Sie haben den Staat zu einer Art Wohl­fahrtsanstalt zu machen versucht... Papens Regierungserklärung

Dem Grundbesih

gibt

.

Die Regierung

( landwirtschaftlich, Millionen hauptsächlich dem Großgrundbesig) Mart durch Zinssubvention ca. 380 Der Schwerindustrie durch Senkung der Aufbringungsumlage ca. 100 . ca. 100

.

Herrn Flick Aktien abgekauft für. Den Treibstoffproduzenten durch Steuer­erlaß

Den landwirtschaftlichen Sprifbrennereien durch den Beimischungszwang Den Schiffahrtsgesellschaften an Abwrad. prämien

Dem Hausbesih durch Subvention, siehe Reparaturen

P

.

ca.

17

55 ca. .

ca.

12

.

.

ca. 50

Allen besitzenden Schichten durch Ausgabe der Steuergutscheine.

.

ca. 1500

ca. 700

.

ca. 300

ca. 3214

Den Unternehmern an Subventionen durch Lohnprämien. Entschuldung der landwirtschaftlichen Genossenschaften

nimmt

Bon den Arbeitslofen durch Kürzung der millionen Arbeitslosen, Krisen- und Wohlfahrts- Mart unterſtügung .. ca. 470 Bon den Rentenempfängern durch Kür­zung der Invaliden, Angestellten, Un­fall und bestimmter Kriegsrenten.. ca. 230 Bon den Arbeitern, Angestellten und Be­amten durch Erhebung der Beschäf tigtensteuer an Stelle der Krisensteuer ca. 200 Bon den Kleingewerbetreibenden durch Heranziehung zur Umsatzsteuer.

.

Bon den breiten Massen durch Einführung der Salzsteuer.

.

durch Erhöhung des Heringszolls.

ca. 120

.

ca.

60 ca. 30 ca. 1110 Und weitere Hunderte von Millionen durch die Agrarpolitik und durch den notverordneten Cohnabbau.

Scherl- Breffe unter Gefahr einer Bußezahlung in Fort mit den Wohltätern für die Reichen!

Höhe von 300 000 Marf verboten habe, ist von der

Rammer gestern bestätigt worden.

Die Verhandlung selbst gestaltete sich äußerst

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zwischen restlos abgeschworen, es schämt fich, jemals ihr Träger gewefen zu sein! Thomas Mann hat seinen Schritt zur Arbeiterschaft voll­zogen, weil die von ihm mit Recht für unent behrlich gehaltenen Ideen der Humanität im Sozialismus ihr neues Asyl gefun­den haben.

Gin Schurkenstreich

Kommunisten denunzieren Eigener Bericht des Vorwärts" Mainz , 31. Oftober. Seit einigen Wochen wirkte in Mainz im Sinne der Lehren Troßfis ein Bulgare namens Baul Runoroff, der ein abenteuerliches und opfer­reiches Leben hinter sich hat. 18 Monate Ge­fängnis wegen Aufreizung" gegen die bulgarische Staatssicherheit mußte Kunoroff nach dem Kom­munistenaufstand vom September 1923 verbüßen, weil er dem fommunistischen Zentralfomitee ange­hörte. Trotzdem schloß die Kommunistische Partet Kunoroff aus, weil er im Sinne Trogtis diesen gescheiterten Butsch im Zentralfomitee als aben. teuerlich" bezeichnet hatte.

Wegen angeblicher Teilnahme an dem Dynamit. attentat in der Kathedrale in Sofia murde Runoroff im Sommer 1925 angeflagt. Er entfloh, und seit 1925 lebte er unter den denkbar ärmlichsten Verhältnissen zuerst in Desterreich, dann in Frankreich und schließlich in Deutschland . Ein Auslieferungsbegehren der bulgarischen Regierung an Desterreich wurde im Jahre 1926 von dem großdeutschen Justizminister Dinghofer mit der Begründung abgelehnt, daß selbst im Falle seiner Schuld angesichts seines revolutionären Bor­lebens ein politisches Motiv anzunehmen sei und die Berfassung das Asylrecht gewährt. Schließlich doch aus Desterreich vertrieben, wandte Kunoroff fich nach Frankreich , das ihn wegen einer Rede gegen den Krieg ausmies.

Polizeilich nicht angemeldet wohnte Runoroff dann mehr als ein Jahr in Frankfurt a. M. und Mainz unter dem falschen Namen Baul Fischer. Er störte hier die Kreise der Kommunistischen Partei durch eine sehr emfige schriftstellerische, organisatorische und rednerische Arbeit. Nun haben sie sich dieses Mannes auf eine Weise ent­ledigt, deren Gemeinheit nicht zu überbieten ist. Ein großer Artikel der Frankfurter tommu nistischen Arbeiter Zeitung" beschäftigte sich vor einigen Tagen mit diesem Gegner der KPD . In der zweispaltigen Ueberschrift Runoroff alias Paul Fischer" denunzierte sie ihn der Polizei. Im Stil eines Schulauffages wurde aufgezählt, daß es drei Sorten von Agenten bes Klassenfeindes gebe, nämlich Nazis, Sozialdemo fraten und Troßtisten vom Schlage Kunoroff, der sich seit Jahren in Frankfurt und Mainz herumtreibe". Die Kommunistische Partei , die den Troßkiften oft Einheitsfront mit Severing vorwarf, hat mit ihrer Denunziation ihr Ziel er­reicht! Haussuchungen in Mainz und Frankfurt folgten; Runoroff mußte wieder ins Ausland flüchten.

Diese Niedertracht der Kommunisten gegen einen Revolutionär, bessen poli­tische Arbeit wir für zwecklos und schädlich halten, aber an dessen Gesinnungsreinheit auch die Kom munisten nichts auszusetzen wagen, hat ihnen, weil Runoroff sehr bekannt und auch von politischen Gegnern hochgeachtet wird, hier ungeheuer ge⚫ chabet. Die menschliche Schäbigkeit der fom. munistischen Bezirksleitung, die diese Aktion von langer Hand vorbereitet hat ,,, Material" zu sam. meln versuchte, aber feines finden konnte, hat allen kommunistischen Arbeitern, die sich ein unbe. fangenes Urteil bilden dürfen, die Augen ge. öffnet über die Erbärmlichkeit der Leute, die fich Bezirksleitung der Kommunisten für Hessen­Frankfurt nennen.

Die Verfolgung und Mißhandlung lernbegieriger Wiener Studenten durch aufbaumillige Elemente" hat auch Ausländer betroffen. Das Eingreifen der Gesandtschaften von USA. , Polen und Rumänien hat den Bundeskanzler und den Rektor Buße tun lassen. Jegt wird eine Zivil­wache von 40 Mann aufgestellt, die Prügeleien verhindern und Prügelhelden feststellen soll.