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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Vormarsch auf dem Lande

Seit einigen Wochen hat auch auf dem Lande die Wahlagitation wieder in verstärktem Maße eingesetzt.

Die ländliche Ruhe ist gestört, Plakate fordern ,, Entscheidet euch!", und auf einmal gibt es auch in Dustersdorf und Zuckelhausen Parteien und widerstreitende Meinungen.

Unermüdlicher Kampfeseifer

Unsere Genossen auf dem Lande, die in diesem Wahljahre wie wir alle bereits ein gehöriges Quantum Arbeitsleistung hinter sich haben, sind trotzdem wieder mit unermüdlichem Kampfeseifer für die Partei tätig. Diese Funktionäre auf vor­geschobenem Posten, Pioniere auf schwierigem Gelände, sind mit einem Mut und einer Tapfer­feit bei der Sache, die wahrhaft bewunderungs­würdig sind. Sie haben sich meist noch mit Widerständen auseinanderzusetzen, mit denen wir in der Stadt vor etwa dreißig Jahren noch zu tun hatten. Da hat der Mutige, der unerschrocken für die Ziele der Sozialdemokratischen Partei ein­tritt, damit zu rechnen, mit fleinlichen Schikanen und Intrigen bekämpft zu werden. Er muß dauernd befürchten. seine Arbeitsstelle zu ver= lieren. Ja, wie die Erfahrungen dieses Jahres mit erschreckender Deutlichkeit gezeigt haben, er hat mitunter alle Veranlassung, für den Schutz feines Lebens Sorge zu tragen.

Daß sich unsere Genossen auf dem Lande trotz­dem nicht entmutigen lassen, verdient unsere größte Anerkennung. Die ländliche Werbe­arbeit ist heute so wichtig geworden, daß wir

Wo bleiben die Nazis?

ohne die Unterstügung der Genossen draußen nur unter den größten, fast unüberwindlichen Schwies rigkeiten für uns Boden gewinnen könnten. Für die Parteireferenten sind die dörflichen Ver­trauensleute die unerläßlichste Hilfe. Von ihnen erfährt er lokale Einzelheiten, die er zur Aus­einandersegung mit dem Gegner braucht. Ohne ihre Vorarbeit wird der beste Redner, und sei er auch die größte Kanone, wirkungslos ver­puffen. Der folgende Brief eines Parteireferenten gibt ein gutes Bild von der schwierigen und mühevollen Arbeit auf dem Lande.

Ein Referent schreibt:

,, Gestern abend hatten wir eine Versammlung in X. Wir sind vier Mann hoch auf Rädern hin­gefahren. Die drei Genossen, die mit mir waren, sind schon seit Jahr und Tag arbeitslos. Sie haben selbst im Sommer und zur Erntezeit ab und zu einmal ein paar Tage Arbeit gehabt. Die Bauern hier find alle nur kleine Besizer, die ihre Arbeit selbst machen, und die Gutsbefizer find Nazis und stellen nur SA.- Leute ein. Auf diese Weise wird allerdings mancher Nazi, der es im Innern gar nicht ist. Bei den Bauern vollzieht sich eine bemerkenswerte Wandlung in ihrer Ein­stellung gegenüber den Nationalsozialisten. Viele sind von den Nazis enttäuscht, manche erwarten Don den Autarkiebestrebungen der Regierung Papen eine Besserung ihrer Lage, aber viele be ginnen doch zu begreifen, daß es ihnen schließlich nur besser gehen kann, wenn der Arbeiter in der

Sput am Kilometerstein

Zufall, Angst oder was sonst?

Kilometersteine mit der Aufschrift 23,9 gibt es viele in Deutschland , aber nur einen, bei und um den es spukt". Leider ist er für die Berliner Motoristen nicht greifbar. Im Gegenteil, er ist ziemlich weit von uns entfernt, liegt an der Chaussee zwischen Bremen und Wesermünde und hat sich durch sein offen­kundig feindliches Verhalten den wilden, mit Furcht gepaarten Zorn aller Motoristen jener Gegend zugezogen.

Rund fünfzig teils leichte, teils schwere Auto­unfälle haben sich, wie früher berichtet wurde, an diesem Stein 23,9 zugetragen. Das wäre nun in der Tat mehr als auffällig, aber es hat sich herausgestellt, daß sich diese 50 Autounfälle auf einen Raum von 7 Kilometer um jenen ominösen Stein verteilen. In der Nacht zum letzten Sonn­tag hat sich wieder bei dem unheimlichen Stein ein Autounglück zugetragen. Ein aus Richtung Wesermünde kommender mit 6 Personen be= jetter Kraftwagen eines Geestemünder Fischhänd­lers fuhr bei Kilometerstein 24,6, also in der Ge= fahrenzone des berüchtigten Kilometersteins 23,9, gegen einen Baum. Das Auto wurde schwer beschädigt, zwei Insassen wurden leicht verlegt. Der verunglückte Wagen mußte ab= geschleppt werden. Der Unfall ereignete sich auf schlüpfriger Straße 400 Meter vor der Kreuzung der Landstraße Hagen- Stubben und ist besonders bemerkenswert, weil das Auto aus Richtung Wesermünde und nicht wie sonst bei den über 50 Unfällen in jenem Bereich aus Rich­tung Bremen kam. Die Geschwindigkeit des Wa­

gens betrug auf der als Gefahrenzone bekannten Strede nur 40 Stundenkilometer.

Was hat das alles zu bedeuten? Ein Berliner Hugenberg- Blatt hat sich mit dem merkwürdigen steinernen Feind der Automobilisten spaltenlang beschäftigt. Ein sogenanter Rutengänger aus Lesum hat angeblich ein geheimnisvolles Metall fästchen konstruiert und bei dem ominösen Stein eingegraben. Sofort sollen alle Autounfälle hier aufgehört haben, um sich sogleich wieder einzu­stellen, nachdem das Kästchen entfernt war. Wahr­scheinlich ist der Stein selber und seine Umgebung gar nicht so unheimlich, aber nachdem irgendeiner feine angebliche fatale Eigenschaft entdeckt hat, ist beim Vorbeifahren wahrscheinlich den meisten Fahrern so unheimlich geworden, daß sie ent­weder so zu schnell fuhren oder vor Angst so unsicher wurden, daß etwas passieren mußte. Biel­leicht geht es mit diesem spukhaften Kilometerstein wie bei jedem Sput: wenn man ihn bei Tage befieht und sich über ihn gründlich ausspricht, bleibt nichts Geheimnisvolles mehr übrig.

Der Beret- Vertrag

Die neue Magistratsvorlage, die das Pacht­verhältnis der Stadt zur Beref auf einer neuen Grundlage regeln soll, wurde in einem Ausschuß eingehend behandelt. Bisher war die Pacht= summe, die von der Berek an die Stadt gezahlt

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Lage ist, ihre Produkte zu kaufen. Die psycho­logische Situation ist günstig für uns, es kommt jetzt darauf an, sie richtig auszunuzen. Wir hatten eine gut besuchte Versammlung. An der Thefe haben wir noch bis Mitternacht zusammen­gestanden, das ist dann ja erst die eigentliche Dis­fussion. Und hier, im Gespräch von Mann zu Mann, haben wir noch manchen für uns ge­wonnen. Heimwärts mußten wir zwei Stunden laufen, da es in Strömen regnete und der Weg völlig aufgeweicht war. Ein paar Stunden Schlaf, und um 6 Uhr bin ich mit dem Postauto wieder weitergefahren. Es ist eine Anstrengung aber man sieht den Erfolg. Es geht vorwärts!" In den größeren Städten gebärden sich die Nationalsozialisten ja ziemlich hoffnungsvoll, aber auf dem Lande, und das kann man auch schon in fleineren Städten beobachten, sieht es doch wesentlich anders aus. Bei den letzten Wahl­kämpfen haben die Nazis das flache Land förm= lich mit Flugblättern und Plakaten überschwemmt, in fleinen Städten hatten sie mitunter jeden zweiten Tag eine Versammlung oder sonst einen Klamaut. Diesmal ist es merkwürdig still ge= worden bei den Braunhemden. Und das liegt nicht nur daran, daß die Geldgeber zurückhalten­der geworden sind, auch die Stimmung der Wählermassen ist umgeschlagen. Der Klamaut wirft nicht mehr. Der Kazenjammer beginnt.

Die Zeit ist mit uns. Wirte jeder auf seinem Plaze: Stadt und Land gemeinsam für den Sozialismus so werden wir allen Widerständen trogen!

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werden soll, auf 2,4 Millionen Mart jährlich fest­gelegt worden. Aber die Entwicklung der Wirt­schaft in den letzten Jahren hat in der Tat eine wesentlich geringere Pachtabgabe gebracht. Schon

DIENSTAG, 1. NOV. 1932

nimmt jetzt an, daß das Flugzeug nach Eintritt der Motorpanne über dem Kanal zum Gleitflug ansezte und wohl den Versuch machte, die eng­ lische Küste wieder zu erreichen. Dabei ist die D 2017 aber wahrscheinlich in der Dunkelheit und bei dem zu jener Zeit im Kanal herrschenden Sturm nach Nordwesten abgetrieben worden und hat infolgedessen das rettende Land verfehlt.

Der Flugzeugführer Wilhelm Cuno stand im 32. Lebensjahr und war ein gebürtiger Danziger. Im Dienst der Lufthansa hat er insgesamt 302 000 Kilometer zurückgelegt, davon mehr als 120 000 Kilometer im Nachtflug. Auf der Nachtpoststrecke Köln- London war er seit länger als zwei Jahren tätig. Sein Begleiter, der Funkermaschinist Werner Drebes, stammt aus Berlin , stand im 31. Lebensjahre und war in Köln verheiratet.

Brand in Stettin

Zwei Tote, vier Schwerverletzte

Wie der Berliner Feuerwehr aus Stettin berichtet wird, wütete gestern in den Züll­chower Anstalten in Warfow bei Steffin ein Großfeuer, das für die Löschmannschaften der Stettiner Wehr von furchtbaren Folgen war.

Nachdem der Brand eingedämmt war, stürzte ein Teil des Gebäudes krachend zusammen. Sechs Feuerwehrbeamte, Brandirektor Senfel, Ober­brandingenieur Rösenet, die Brandmeister Machel und Meier sowie die Oberfeuerwehrleute Boß und Wafer wurden unter den glühenden Trümmern begraben. Nur mit Mühe konnten die Ver­unglüdten aus ihrer entfehlichen Lage befreit werden. Brandmeister Machel, dem ein Bein ab­gequetscht wurde, und Oberbrandingenieur Röse­ner find inzwischen ihren furchtbaren Verlegungen erlegen. Leider ist zu befürchten, daß die Brand­tatastrophe noch ein driftes Todesopfer fordern wird, denn dem Brandirektor Senkel mußte ein Bein amputiert werden. Außerdem hat Senfel schwere Knochenbrüche und innere Berletzungen erliften.

1930 blieb die Beret hinter dem vereinbarten Be- ,, Blinder Passagier" bekannt

trage mit 750 000 Mart zurück, und im Etat für 1932 find überhaupt nur noch 1,25 Millionen als Bachtsumme angesetzt worden. Der Ober­bürgermeister empfiehlt nun, ein passenderes System der Pachtabgabe anzuwenden, und zwar von den monatlichen Roheinnahmen einen be= stimmten Prozentsatz zu erheben. Diese monat­lichen Bachtraten sollen von der Beref immer erst nach drei Monaten abgelöst werden, damit ihr selbst die nötigen Mittel für ihre Betriebs­führung bleiben. Der Ausschuß stimmte diesem Borschlag grundsätzlich zu.

Fliegertod im Kanal

Nachforschungen ergebnislos

Es scheint leider Tatsache zu sein, daß die Be­sagung des vermißten Postflugzeuges D 2017 ein Opfer ihres Berufes geworden ist und den Tod in den Wellen des Kanals gefunden hat.

Alle Nachforschungen nach der Maschine sind bisher vergeblich gewesen, es sind auch keine Flug­zeugtrümmer oder Postsäcke von der Ladung ge= sichtet worden. Man hat noch festgestellt, daß der erste SOS Ruf bei der englischen Funkstation in Croydon ganz klar ankam, während die späteren Hilferufe in der etwas flüchtigen Weise, wie sie gefunkt waren, für den Sachverständigen erfennen ließen, daß der sendende Funker offen­bar in großer Erregung die Taste bediente. Man

Flucht wegen Mietschulden

Das Geheimnis um den seltsamen Reisenden, der vor einigen Tagen in dem D- Jug 45 Wies= baden- Berlin anscheinend bewußtlos aufgefunden wurde, fonnte jetzt endlich aufgeklärt werden. Eine ganze Woche war es dem Mann gelungen, seine Personalien vor der Polizei geheim zu halten. Die Vermutung, daß es sich um einen Simulanten handelt, hat sich nun als richtig herausgestellt. Wie der Berliner Polizei gestern abend aus Wies= baden mitgeteilt wurde, ist der Mann im D- 3ug" ein 35 Jahre alter Schlosser Richard Bauer, der lange Zeit in Wiesbaden möbliert wohnte. Da B. ohne Verdienst war, hatte er bei seiner Wirtin beträchtliche Mietschulden. In den Abend= stunden des 17. Oktober entfernte er sich heimlich aus der Wohnung und einige Tage später trat er die Fahrt nach Berlin an. Vermutlich hat er eine Bahnsteigfarte benutzt oder für eine kurze Strecke eine Fahrkarte gelöst. Den größten Teil legte er dann als blinder Passagier" zurüd.

Todessturz auf dem Neubau!

Auf dem Neubau in der Schneewittchenstraße 30 in Köpenic ereignete sich ein tödlicher Unfall. Beim Ueberschreiten einer Laufplante verlor der 55 Jahre alte Zimmermann Frig Hausknecht aus der Niederbarnimer Straße 11 in Berlin den Halt und stürzte kopfüber in die Tiefe. Der Ar­beiter erlitt einen Halswirbelbruch, an dessen Folgen er im Köpenicker Krankenhaus einige Zeit nach seiner Aufnahme gestorben ist.

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JUNO JUNO

Juno Raucher sind treu,

weil sie in dieser Cigarette stets ihre berechtigten Ansprüche auf Qualität, Frische und Format erfüllt sehen.

Das ist höher zu bewerten als Zugaben wie Wertmarken, Gutscheine und Stickereien, die

Juno

ausschließen muß, um ihre anerkannte Güte zu wahren. So besteht eine Verbundenheit des Rauchers mit seiner Juno!

Josetti

JUNO

0/ M rund

KON

LINON

6 STUCK 20 S