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ERSTE BEILAGE

Vorwärts

Unsere Haupt- und Residenzstadt"

Auch eine Erinnerung zum 9. November

Das kabinett der Barone   kämpft für die Reaktion. Die Berliner   haben am letzten Sonn­tag gezeigt, daß sie gegen die Reaktion sind. Jm Vorwärts" wurde veröffentlicht, was der frühere Kronprinz erstrebt. Wir wollen heute als geeigneten Beitrag zum 9. November den Berlinern berichten, was einst, unter der Monarchie, in ihrer Stadt geschah. Sie mögen dann selbst urteilen, ob sie eine Rückkehr dieser Zustände wünschen oder nicht. Vor rund 24 Jahren erschien diese Ver­ordnung wegen Einberufung des Landtags der Monarchie vom 2. Oftober 1908":" Wir Wil­helm, von Gottes Gnaden König von Preußen usw., verordnen gemäß Artikel 51 der Verfassungs­urkunde vom 31. Januar 1850 auf den Antrag des Staatsministeriums, was folgt: Die beiden Häuser des Landtags der Monarchie, das Herren­haus und das Haus der Abgeordneten, werden auf den 20. Oftober 1908 in Unsere Haupt- und Residenzstadt Berlin   zusammenberufen. Urkund­lich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Infiegel. Gegeben Jagdhaus Rominten, den 2. Oktober 1908.( Siegel  ) Wilhelm. Fürst von Bülow. von Bethmann- Holl­ weg  . von Tirpitz. Freiherr von Rheinbaben. von Arnim. von Moltke.( Folgen Namen.)" Wenn man mit den Namen bis auf die Adelsprädikate, die davor stehen Berwechselt das Bäumchen" spielt, könnte diese Verordnung beinahe auch von der Regierung des Herrn von Papen gegengezeichnet sein. Was aber dann nach dem stenographischen Bericht über die Verhand­lungen des Preußischen Hauses der Abgeordneten in der 21. Legislaturperiode der zweiten Session 1908/09" in Berlin   geschah, das ist trotz der Sehn­süchte aller Potsdämlichen heute doch nicht mög= lich. Lassen wir den Bericht über die Eröffnungs­fizzung der vereinigten beiden Häuser des Land­tags im Weißen Saale des Königlichen Schlosses zu Berlin  , Dienstag, den 20. Oftober 1908", sprechen.

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Es heißt da:... ,, Seine Majestät der Kaiser und König und die hier anwesenden Prinzen des Königlichen Hauses wohnten dem Gottesdienst in der Schloßkapelle bei und nahmen mit den Obersten Hofchargen dem Altar gegenüber Platz. Rechts vom Altar waren die Staatsminister und das Allerhöchste und Höchste Gefolge, links von dem Altar die Generale, die Wirklichen Geh. Räte so­wie die Räte erster und zweiter Klasse mit den Obersten und Regimentskommandeuren plaziert. Die Plätze rechts von Seiner Majestät hatten die Mitglieder des Herrenhauses, diejenigen links und rüd märts(! Red.) von Seiner Majestät die Mitglieder des Hauses der Abgeordneten einge­nommen. Nach dem einleitenden Gesang und der Liturgie hielt der Oberhofprediger D. Dryander die Predigt, welcher die Worte der heiligen Schrift ( die heilige Schrift wird klein geschrieben! Red.) in Psalm 20 Vers 6: Wir rühmen, daß Du uns hilfft, und in Deinem Namen werfen wir Panier auf", zugrunde gelegt waren. Nach beendigtem Gottesdienst begaben sich Seine Majestät in Be­cleitung der Prinzen des Königlichen Hauses nach der Roten Sammetkammer, die Minister nach dem Marinesalon. Im Weißen Saale   versammelten sich unterdessen die Mitglieder beider Häuser des Landtags und die anderen Eingeladenen. Erstere nahmen in der Mitte des Saales dem Throne gegenüber, letztere auf der Lustgartenseite in den Nischen unter der Tribüne auf der Kapellenseite Aufstellung. Sobald die Aufstellung im Weißen Saale beendet war, erschienen die Mitglieder des Staatsministeriums unter Vorantritt des Präfi­denten des Staatsministeriums, Reichskanzlers

Fürsten von Bülow, und ordneten sich links vom Thron. Der Präsident des Staatsministeriums machte nunmehr Seiner Majestät dem Kaiser und König die Meldung, daß alles für die Eröffnung bereit sei. Allerhöchstdieselben erschienen darauf

in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten, der Prinzen, im Weißen Saale, und nahmen, mit dreimaligem, lebhaftem, von dem bisherigen Prä­sidenten des Herrenhauses, Freiherrn von Man­teuffel, ausgebrachtem Hoch von der Versammlung empfangen, vor dem Thron Stellung, während Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen zur Rech­ten desselben sich aufstellten. Seine Majestät geruhten darauf, aus der Hand des Präsi­denten des Staatsministeriums die Thronrede ent­gegenzunehmen und sodann, das Haupt mit dem Helm bedeckt, wie folgt zu verlesen: ,, Erlauchte, edle und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtags! Ein Jahrhundert ist ver­ronnen, seit Mein in Gott   ruhender Vorfahr, Wei­land König Friedrich Wilhelm III  ...."

Es geht weiter: Sobald die Verlesung der Thronrede beendet war, trat der Präsident des Staatsministeriums wiederum vor und erklärte auf Allerhöchsten Befehl Seiner Majestät des Königs den Landtag der Monarchie für eröffnet. Seine Majestät der Kaiser und König verließen hierauf unter dreimaligem Hoch, welches der bis­herige Präsident des Hauses der Abgeordneten, von Kröcher, ausbrachte und in das die Ver­sammlung lebhaft einstimmte, in Begleitung Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzen, huldvoll nach allen Seiten grüßend, den Weißen Saal."

Zwei Stunden später eröffnete dann im Land­tagsgebäude in der Prinz- Albrecht- Straße Herr von Kröcher die erste Sigung mit diesen Worten: Als Präsident der vorigen Session eröffne ich die Sizung und bitte Sie, mit mir einzustimmen in den Ruf: Seine Majestät der Kaiser, unser Allergnädigster König und Herr, Er lebe hoch! Und nochmals hoch! Und aber­

mals hoch!( Das Haus hat sich erhoben und stimmt begeistert in den dreimaligen Hochruf ein.) Von Kröcher fuhr fort: Meine Herren, das Haus wird den Wunsch haben, aus Anlaß des 50. Geburtsfestes der Kaiserin und der an dem­selben Tage stattfindenden Vermählung des Prin­zen August Wilhelm von Preußen Ihren Maje­stäten dem Kaiser und der Kaiserin sowie dem Prinzen August Wilhelm   und der Prinzessin Braut Glück und Segenswünsche darzubringen. Ich er­bitte Ihre Ermächtigung, zunächst in geeigneter Weise festzustellen, wann und in welcher Form die Herrschaften diese Glückwünsche ent­gegennehmen wollen." Und hinter dieser Bauch­kriecherei steht im stenographischen Bericht das Wort: Bravo  !

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Bei dem Prinzen, der heute als Prinz Auwi  der Reklame- Hohenzoller der Nazis ist, haben die Glück und Segenswünsche freilich nicht geholfen. Er ist inzwischen von der Prinzessin Braut" schon lange wieder geschieden. Aber wir haben es jetzt, 1932, erlebt, daß eine gleiche Fürstendienerei bei der Prinzenhochzeit in Roburg sich ereignete. Da sahen wir auf Photographien die Pg. des Auwi, wie sie in strammer Haltung, bezahlte Lakaien, die sie sind, am Autoschlag irgendeiner König­lichen Hoheit" standen und mit zusammengerisse nen Knochen Männchen machten.

Es ist der 9. November. Die Vergangenheit mahnt.

Ein Dokument aus der Zeit, da die Byzantiner mit und ohne Adelsprädikat vor Majestäten und föniglichen Hoheiten Kotau machten, muß dem Berliner   sagen: Das ist endgültig vorbei!

Das Dreiklassenwahlrecht des Wilhelminismus machte solche schändlichen Zustände, machte diese Anbetung der Allerhöchsten in unserer Haupt­und Residenzstadt" möglich.

Am Gedenktag des 9. November aber sagt der Berliner: Nie wieder!

Verkehrsstreik vor Sondergericht

Zwei vertagte Verhandlungen

Der Verkehrsstreit findet nun sein Justiznachspiel vor dem Sondergericht. Im Laufe dieser Woche werden täglich Sigungen ab= gehalten, um abzuurteilen über diejenigen, die sich zu strafbaren Handlungen hinreißen ließen. Auf Transportgefährdung" steht als Mindest= strafe ein Jahr Zuchthaus! Nur beim Versuch kann auf Gefängnis erkannt werden.

Zwei solcher Transportgefährdungen, begangen am 4. November, standen bereits gestern zur Ver handlung. Im ersten Falle hatten sich zwei Tief= bauarbeiter, der 55jährige Weidemüller und der 25jährige Gröner zu verantworten. Beide sind seit vielen Monaten arbeitslos. Im anderen Falle war der 22jährige Arbeitslose Schramm angeklagt. Gegen 5 Uhr morgens hatten in der Greifswalder Straße zwei Schupoleute be­obachtet, wie sich zwei Männer an den Straßen­bahnschienen zu schaffen machten. Zuerst bückten sie sich, dann trampelten sie auf den Schienen herum. Die Beamten riefen Stehenbleiben", der ältere Mann leistete der Aufforderung Folge, der jüngere lief davon, der Beamte rief:" Halt, ich schieße", und gab einige Schreckschüsse ab; der Flüchtling lief aber weiter und wurde eingeholt.

soll, konnte fliehen. Der ältere Mann hatte in der Tasche Mosaiksteine. Etwa zehn solcher Steine befanden sich in der Straßenrinne, zum Teil fest eingeklemmt.

In der gestrigen Verhandlung bestritt der Aeltere von beiden die Absicht der Transport= gefährdung. Er habe aus Solidaritätsgefüh! mit den streikenden Straßenbahnern bloß den Ver­fehr erschweren und die Wagen zum Stoppen bringen wollen. Er habe eben erst mit dem Hin­einlegen der Steine in die Schienen begonnen, als er festgenommen worden sei. Der Jüngere be= hauptete, sich nur gebückt zu haben, weil es der Aeltere getan habe; er habe diesen zufällig in der Greifswalder Straße getroffen. Rechtsanwalt Dr. Beck- Wardan bezweifelte, ob in diesem Falle überhaupt eine Transportgefährdung vorliege, und beantragte die Ladung eines Sachverständigen. Das Gericht gab diesem Antrag statt und setzte die Verhandlung bis Freitag aus.

Der zweite Fall passierte in Treptow  . Ein Polizeiwachtmeister stieß gegen 3 Uhr nachmittags auf einen jungen Menschen, als dieser zu einem Haufen Pflastersteine, der quer über die Schienen gelegt war, einen weiteren Stein hinzufügte. Der Ein dritter Mann, der Schmiere gestanden haben junge Mensch flüchtete in ein Lokal, wurde hier

MITTWOCH, 9. NOV. 1932

gestellt und war geständig. In der Verhandlung erklärte auch er, an eine Transportgefährdung nicht im mindesten gedacht zu haben. Dieses sei am hellichten Tag bei einem 70 Zentimeter hohen Steinhaufen auch gar nicht möglich gewesen, da der Führer die Steine sofort gesehen und den Wagen gebremst hätte. Da der Steinhausen sich in der Nähe einer Haltestelle befunden habe, so wäre der Wagen ohnehin langsam gefahren. Der Staatsanwalt beantragte in diesem Falle wegen versuchter Transportgefährdung sechs Mo= nate Zuchthaus, die in eine Gefängnisstrafe neun Monaten umzuwandeln wäre. Rechtsanwalt Dr. Beck- Wardan beantragte Frei­spruch des Angeklagten, da nach Lage der Dinge eine Transportgefährdung überhaupt nicht beab­sichtigt sein konnte, also auch ein Versuch nicht vorläge. Nach fast einstündiger Beratung beschloß das Gericht, auch in diesem Falle einen Sach­verständigen zu hören. Die Verhandlung wurde bis Montag ausgesetzt.

von

Die Vorsicht, mit der das Gericht zu Werke geht, ist zu begrüßen. Heute stehen mehrere Fälle von Transportgefährdung zur Aburteilung, in denen es sich um Steinwürfe in die Straßen­

Achtung! Hörer!

Heute abend einschalten auf Hilversum  !

Heute abend 19.10 Uhr spricht Genosse Paul Löbe   über den holländischen Sender Hilversum   auf Welle 296 über das Thema Der 9. November 10

und die Arbeiterschaft.

Der Rundfunkkommissar Scholz hat verboten, daß Genosse Paul Löbe   am 9. November auf deutschen   Sendern über den 9. November redet. Reichsinnen­minister Gayl hat auch auf die Beschwerde des Sozialistischen Kulturbundes hin das Verbot aufrechterhalten. Es bleibt also dabei, daß der Arbeiterschaft das Recht auf den Rundfunk ver­weigert wird, während die Reaktion ihn fortgesetzt für ihre Zwecke miß­brauchen darf.

Die werktätigen Hörer werden es daher begrüßen, daß der Vortrag 2öbes auf dem Wege über den Arbeitersender in Hilversum   gehalten wird, und sie werden als Protest gegen die reaktionäre Haltung der deutschen   Rundfunkstellen heute abend einmütig Hilversum  Welle 296 einschalten!

bahnwagen handelt. Auch das soll Transport­gefährdung im Sinne des Gesetzes sein und würde mit einem Jahr Zuchthaus, geahndet. Daß das Gericht vor einer solchen erschwerenden Fest­stellung eine genaue Prüfung des Sachverhalts vornimmt, ist troß des Schnellverfahrens sehr not­wendig.

Flugkatastrophe

13 Offiziere getötet

Wie die paraguayanische Oberste Heeresleitung mitteilt, ist im Gran Chaco   ein dreimotoriges bolivianisches Militärflugzeug abgestürzt. Drei­zehn Offiziere, darunter drei Generäle, fanden dabei den Tod.

E.Musi

J.GA

KONIGIN VON SABA

GES.

GESCHUTZ

man raucht,

Wo braucht man, Saba

Alles könnte der Berliner entbehren,

nur nicht seine ,, Saba ohne". Die braucht er wie das tägliche Brot.

KÖNIGIN VON

6 Stück 20 Pfg

KONIGIN VON SABA

GESC

Saba

Flugzeugbilder mit Hoheitszeichen

ohne

xx