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ERSTE BEILAGE

Vormärts

Unbekannte Goldaten der Justiz

Im Schatten der Richter und Anwälte

Unsere Rechtspflege stüßt sich, was wenig oder gar nicht bekannt ist, auf einen starken Wall stiller Männer im Hintergrund, die die Berge alltäglicher Arbeit abtragen und es so den Führern ermöglichen, erleichtert sich fast ausschließlich den schwierigeren Aufgaben zu widmen. In der Vor­stellung der Rechtsuchenden gibt es auf der einen Seite nur den Richter, auf der anderen nur den Anwalt. Es seien nun einmal für das Publikum die sonst verschlossenen Türen zu den Hinterstübchen geöffnet, die sich an Richter- und Anwaltszimmer anschließen.

Im Hintergrunde der Richter sizzen die Rechtspfleger. Erst im Jahre 1921 kamen sie auf die Welt. Das Reichsgesez, das sie aus dem Nichts schuf, gab den Landesjustizverwal­tungen vertrauensvoll den Rahmen an, in dem sie die Rechtspfleger" zur Entlastung der Gerichte heranziehen dürfen. Entscheidend ist, daß sämt­liche Aufgaben, die dem Rechtspfleger danach zu= gewiesen werden können, echte richterliche Geschäfte sind, Geschäfte also, die bis 1921 nur ein afa­demisch voll ausgebildeter Richter erledigen durfte. Die deutschen Länder haben sich dieser Ermächti­gung in verschiedenem Maße bedient. In Preußen geht die Macht der Rechtspfleger recht weit. Sie sind es, die die jedem nur allzu be= fannten Zahlungsbefehle erlassen, jene Aufforderungen, die schnell rechtskräftig und voll­streckbar werden, wenn der Betroffene nicht Widerspruch einlegt. Weit geht ihre Macht in der 3wangsvoll stredung; sie fassen die Be­schlüsse über die Pfändung und Ueberweisung von Geldforderungen und Ansprüchen auf Heraus­gabe von Sachen. Die Pfändungsgrenze zu er­rechnen, die sich nach der Größe des Gehalts und der Zahl der unterstützungsberechtigten An­gehörigen bemißt, ist das sozial verantwortungs­volle Amt des Rechtspflegers. Aber auch vom Gehalt abgesehen hat der Rechtspfleger die Prüfung, ob die Pfändung einer vollkommen un­pfändbaren Forderung( gesetzliche Alimenten­forderung, Mieterrechte, nicht rechtshängige Schmerzensgeldforderungen) oder einer nur unter gewissen Voraussetzungen und zu gewissen Teilen. pfändbaren Forderung( Witwen- und Waisen­pensionen, Militäreinkommen) vom Gläubiger be­gehrt wird, nach den verzwickten Bestimmungen der Prozeßordnung und Bersorgungsgefeße ſelb ständig vorzunehmen. Er hat endlich die richtige Form zu wählen, in der die Pfändung auszu­führen ist.

Der täglichen Erfahrung sind auch jene be fristeten Einstellungen der Zwangsvollstreckung ge­läufig, die vorgebliche Eigentümer der in fremder Angelegenheit gepfändeten Sachen oder diejenigen beantragen, die auf Grund ihres Vermieter= pfandrechts Anspruch auf vorzugsweise Be­friedigung aus dem Erlös der Pfandobjekte er­heben. Auch diese Einstellungsbeschlüsse, die das Leben des Gläubigers überraschend verdüstern und jenen zahllosen ,, Sicherheits "-Eigen­tümern unserer Tage ihre letzte ehrliche Rettung oder aber auch ihr an Schiebung gren­zendes Herrschaftsrechts eine Weile noch sichern, erläßt der Rechtspfleger.

Auch Arrest aufhebungen nach Hinter legung eines Geldbetrages durch den betroffenen Schuldner sowie fast alle gewöhnlichen Maßregeln der Strafvollstreckung ruhen in seinen Händen. Freilich sprechen die Rechtspfleger nie das letzte Wort. Einwendungen können immer bei dem dem Rechtspfleger übergeordneten Gericht vorgebracht werden. Auch sind ihnen die gefährlichen negativen Entscheidungen wie die Ablehnung des Zahlungs­befehlsgesuchs und auch die Unterbrechung der Strafvollstreckung entzogen.

Auch der Rechtsanwalt hat ein Hinterstüb­

chen. Dort sitzt der Referendar. Gewiß, man sieht ihn auch manchmal während der Ausbildung unter den Fittichen des Richters fizen. Aber wäh­rend er hier fast immer nur Schüler ist, gewinnt er im Anwaltsbüro häufig größere Selbständigkeit. Er wächst über den Zweck der Ausbildung hinaus, mit dem er in das Büro eintritt. Wenn der An­walt einen Referendar über das Ausbildungshalb­jahr als Hilfsarbeiter beibehält, wird dieser junge Mann zum Anwalt im Kleinen. Wer weiß denn, daß in manchen Prozessen alle Schriftsäge und Korrespondenzen vom Referendar entworfen mer­den und der Segen, den der Anwalt diesen Werken mitgibt, in nicht viel mehr als in seiner Unter­

schrift besteht? Gewiß, der Anwalt wird die großen Linien des Prozesses im Auge behalten, das übrige aber überläßt er sehr oft vertrauensvoll dem jungen Mann. Die jungen Männer füllen denn auch die Gerichtsfäle der Amtsgerichte, zeigen sich sogar auf den Landgerichten und reden wie die Großen. Machten sie ihre Sache nicht gut und ge­schickt, würde der Anwalt sie nicht gewähren lassen. Also verdienen sie es auch, daß sie einmal aus der Bescheidenheit des Hintergrundes hervor­gezogen werden. Und dem sozial Denkenden wird es vielleicht lieb sein zu wissen, daß auch der Führer eines gewaltigen Anwaltsbüros seine Soldaten hat seine heute noch unbekannten Soldaten.

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Auf ein Riff gelaufen

Ein englischer Dampfer ist auf ein Riff an der chinesischen Küfte gelaufen. Der Dampfer sank in kurzer Zeit. Passagiere und Mannschaft konnten durch englische Kriegsschiffe gerettet werden.

Sonntag Kirchenwahl

größere Arbeitertolonne beschäftigt. Als gestern der 34 Jahre alte Arbeiter Willi Krüger aus der Danziger Straße einen Lorenzug bediente,

SONNABEND, 12. NOV. 1932

Winterhilfe im Beethoven- Saal. Beginn des Kon­zertes 8 Uhr. Am 18. November geben die Co­ median Harmonists in der Philharmonie ein Kon­zert zum Besten der Berliner Winterhilfe. Am 18. November veranstaltet ferner die Schupo= Kapelle für die Berliner Winterhilfe ein Sin­foniekonzert in der Hochschule für Musik.

Geldspenden für die Berliner Winterhilfe werden erbeten auf das Postscheckkonto Nr. 100 der Preußischen Staatsbank( für die Berliner Winterhilfe).

Der im preußischen Ministerium des Innern amtierende Reichskommissar hat sich in einem Erlaß an die staatlichen Polizeibehörden damit einverstanden erklärt, daß die staatlichen Polizei­behörden ihre Fahrzeuge mit Pferdebespannung, soweit es die Erfüllung der polizeilichen Aufgaben zuläßt, den örtlichen Organisationen der Deutschen Liga der freien Wohlfahrtspflege zur Durchführung des Winterhilfswerks im bevorstehenden Winter auf Antrag zur Verfügung stellen. Es ist zu er warten, daß die übrigen Länderregierungen mit ähnlichen Erlassen folgen werden. Den Organisas tionen der Winterhilfe wird anheimgegeben, in geeigneten Fällen sich an die Schutzpolizei um entsprechende Mithilfe zu wenden.

Tod Ludwig Hoffmanns

Geheimer Baurat Professor Dr.- Ing. h. c. Ludwig Hoffmann , Stadtbaurat und Ehrenbürger von Berlin , ist gestern abend im Alter von 80 Jahren an den Folgen eines erlittenen Schlaganfalls in seiner Berliner Wohnung verstorben.

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In Ludwig Hoffmann verliert Berlin nicht nur einen Ehrenbürger, sondern einen Menschen, der auf die bauliche Entwicklung der Reichshauptstadt einen starken Einfluß ausgeübt hat. Ludwig Hoff­ mann wurde am 30. Juli 1852 in Darmstadt ge= boren. In jungen Jahren legte er, nach dem Be­such der Kunstakademie in Kassel , an der Ber­ liner Bauakademie das Staatsexamen für den praktischen Staatsbaudienst ab. Die ersten Sporen

Sozialistische Wahlvorschläge überhörte er infolge des starken Geräusches einen als Regierungsbauführer verdiente er sich beim

Für diejenigen evangelischen Partei genossen, die sich ihr Kirchenwahlrecht ge= sichert haben, ist es von Wichtigkeit, zu wissen, in welchen Berliner Gemeinden zu den Wahlen am nächsten Sonntag ein sozialistischer Wahl­vorschlag vorliegt, und wie der Spizenkandi­

in Richtung Wannsee fahrenden Vorortzug, trog des Warnungssignales. K. wurde von der Lokomotive erfaßt und auf der Stelle getötet.

dat heißt, der dieſen Wahlvorschlag der Reli- Der Ruf der Winterhilfe

=

giösen Sozialisten" fenntlich macht. Es find folgende Gemeinden mit nachstehend ge­nannten Genossen als Spizenkandidaten: Wilhelm Heilig Kreuz, Hattendorf; Passion, Hermann Groffe; Charlotten= burg Trinitatis, Friz Brühmann; Neukölln, Franz Lobel; Briz, Wilhelm Dubberke; Adlershof , Ferdinand Hirsch ; Pankow Hoffnungskirche, Otto Gaulte; Zehlendorf , Mar Gottschling; Tempelhof , Friedel Jahn; Steglit , Willy Schönherr; Rudom, Ostar Heffler; Drewig, Hauptlehrer Jäger; Güter­goz, Hermann Hochschulz.

Vom Vorortzug getötet!

Beim Brückenbau der Reichsbahn in Zehlendorf auf der Höhe der Potsdamer Straße ereignete sich gestern nachmittag ein folgenschwerer Unfall. An der Baustelle ist seit längerer Zeit eine

Wieder Kleidersammlung

Die Winterhilfe setzt ihre Kleidersammlungen fort. Die Reichswehr wird in folgenden Bezirken sammeln: Lichtenberg am 14. und 15. No­vember, Zehlendorf am 17., 18. und 19. No­

vember, Kreuzberg am 22. und 23. November.

Wer aus irgendwelchen Gründen seine Spenden den Helfern nicht übergeben kann, sende sie direkt an die Geschäftsstelle der Berliner Winterhilfe, Berlin C. 2, Burgstraße 28; Fernsprecher D 1 Norden 1928.

Kempinski speist täglich unentgeltlich 500 Er­werbslose, die Engelhardt- Brauereien 270, die Löwen- Brauerei 200, das Shell- Haus 60 Erwerbs= lose. Am 12. November singt Frau Emmi Leisner Lieder von Schubert und Brahms , begleitet von Professor Bruno Walter , zugunsten der Berliner

Bau der Kriegsakademie in Berlin . Er wurde mit dem Schinkelpreis ausgezeichnet. Kurz darauf kaufte das preußische Kultusministerium seinen Entwurf für die Bebauung der Museumsinsel an, und 1885 erhielt Hoffmann den ersten Preis bei der Konkurrenz für den Bau des Reichsgerichts in Leipzig , den er dann von 1886 bis 1895 aus­führte. Nach Studienreisen durch West- und Süd­ europa wurde Ludwig Hoffmann 1896 zum Stadtbaurat von Berlin ernannt. Viele Schulen, Asyle, Verwaltungsgebäude und Feuer­wachen sind sein Wert. Zu seinen bedeutendsten Bauten aber gehören das Neue Berliner Stadthaus, das Märkische Museum . das Virchowkrankenhaus und die große Anlage der städtischen Krankenanstalten in Buch bei Berlin . Weiter leitete er die von ihm ent­worfene Bebauung der Museumsinsel und entwarf die Bebauungspläne für die Stadt Athen.

Kranzniederlegung am Ehrenmal. Im Auftrage der Deutschen Liga für Menschen­rechte e. V., Berlin N 24 , Monbijouplat 10, hat eine Delegation gestern in den Vormittagsstunden am preußischen Ehrenmal einen Lorbeerfranz im Gedenken an die Toten des Weltkrieges mit der Aufschrift auf der weißen Schleife ,, Nie wieder Krieg" niedergelegt.

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